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Song des Tages: Dave Grohl, Josh Homme & Trent Reznor – „Mantra“


"Mantra" recording

Heute bin ich im Zuge meines Resümees des in wenigen Tagen zu Ende gehenden Musikjahres 2013 wieder auf diesen Song gestoßen: „Mantra“ – dieses Monster, eingelegt in Rock und Groove… Klar, wenn man einmal die Summe seiner Teile nimmt – Dave Groll (Foo Fighters, Nirvana), Josh Homme (Queens Of The Stone Age, Kyuss) und Trent Reznor (Nine Inch Nails) -, dann dürfte relativ schnell klar werden: da kann ja gar nichts schief gehen, da sind ja Kenner des Fachs am Werk! Und so ist es denn auch. Das Stück, als solches der Abschluss des Soundtracks zu Grohls Filmregieerstling „Sound City„, in welchem er die Geschichte des legendären Los Angeles-Tonstudios „Sound City Studios“ (profaner Name, dafür umso mehr Historie!) aufarbeitet, erspielt sich während seiner Länge von gerade einmal knapp acht Minuten sämtliche Aufmerksamkeit. Groß und vereinnahmend? Genau das!

Wer also Dave Grohls fabelhafte Filmdokumentation und deren – natürlich hochkarätig besetzte – Begleitmusik noch nicht kennt, der sollte bei Gelegenheit dafür sorgen, dass diese Lücke geschlossen wird. Oder dem Rock abschwören.

 

Hier gibts das Video zum Song, in welchem Grohl, Homme und Reznor nicht eben lange fackeln und dafür ein umso größeres Rockfeuerwerk abbrennen…

 

…und ein kurzes Making Of aus der Dokumentation „Sound City“:

 

Sound City

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , ,

Das Album der Woche


Various Artists – „Sound City – Real to Reel“ (2013)

Sound City - Real to Reel (Cover)-erschienen bei Roswell Records/Sony Music-

Eingangs einmal eine kleine Auflistung:

Neil Young „After The Gold Rush“ (1970)

Elton John „Caribou“ (1974)

Fleetwood Mac „Fleetwood Mac“ (1975)

Nils Lofgren „Nils Lofgren“ (1975)

Grateful Dead „Terrapin Station“ (1977)

Tom Petty „Damn The Torpedoes“ (1979)

Rick Springfield „Working Class Dog“ (1981)

Fear „The Record“ (1982)

Dio „Holy Diver“ (1983)

Nirvana „Nevermind“ (1991)

Rage Against The Machine „Rage Against The Machine“ (1992)

Masters Of Reality „Sunrise On The Sufferbus“ (1992)

Tool „Undertow“ (1993)

Rancid „Rancid“ (1993)

Red Hot Chili Peppers „One Hot Minute“ (1995)

Kyuss „…And The Circus Leaves Town“ (1995)

Weezer „Pinkerton“ (1996) Sound City (Poster)

Johnny Cash „Unchained“ (1996)

Queens Of The Stone Age „Queens Of The Stone Age“ (1998)

Jimmy Eat World „Clarity“ (1999)

A Perfect Circle „Mer de Noms“ (2000)

Slipknot „Iowa“ (2001)

Bad Religion „The Empire Strikes First“ (2004)

Madrugada „The Deep End“ (2005)

Wolfmother „Wolfmother“ (2005)

Nine Inch Nails „With Teeth“ (2008)

Metallica „Death Magnetic“ (2008)

Death Cab For Cutie „Codes And Keyes“ (2010)

Arctic Monkeys „Suck It And See“ (2011)

Was sich vielleicht liest wie die Vita des potentiell herausragendsten (und – wenn man sich die Jahreszahlen einmal anschaut –  auch ältesten) Rockmusikproduzenten ever, ist am Ende nichts anderes als ein kleiner Abriss des Who is Who eben jener Bands, die in all den Jahren in einem nach Außen hin höchst unscheinbaren Studio im Industriebezirk Van Nuys (San Fernando Valley) in Los Angeles – teilweise oder gar in Gänze – nicht selten ihre besten Platten eingespielt haben. Am Ende? Traurigerweise: ja. Denn die Sound City Studios, eben jene heiligen Hallen, die einst Bands und Künstlern wie Fleetwood Mac, Neil Young oder Tom Petty durch quasi nicht kopierbare Klang- und Aufnahmevorraussetzungen entscheidend bei der Definition ihrer Musik halfen, schlossen 2011 – nach immerhin 42 Jahren! – für immer die Studiotüren. In der nicht eben kurzen Zeit des Bestehens war das Studio weltweit berühmt für seine analoge Aufnahmetechnik, und trotzte mit der Kraft aus Schnitt und pechschwarzem Magnetband den technoid-flach protzenden Achtzigern ebenso wie dem Aufkommen von Pro Tools in den Neunzigern. Sollten sich doch alle an Riesenmaschinen und kleinster Heimtechnik einen digitalen Wolf produzieren – wer sich in die Sound City Studios begab, der entschied sich bewusst für das Echte, das Wahre, das gewisse Etwas, die feine Prise Rock’n’Roll! Punkt.

Grohl bei den Aufnahmen...

Und man muss es wohl als einen Trommelstock des Schicksals bezeichnen, dass im Mai 1991 ein noch junger Mann namens David Eric „Dave“ Grohl zusammen mit seinen beiden ebenso jugendlich-unverdorbenen Bandkumpanen Kurt Cobain und Krist Novoselic die Eingangstür des Sound City weit aufstiess, um unter dem Bandnamen Nirvana ein Album namens „Nevermind“ in die Studiomikrofone und Bandmaschinen zu – pardon – rotzen, welches mit Stücken wie „Come As You Are“, „Lithium“, „In Bloom“ oder – allen voran – „Smells Like Teen Spirit“ in die Musikgeschichte eingehen sollte und – zu nicht eben geringem Entsetzen der eigentlichen musikalischen Protagonisten – Slackerposen, Holzfällerhemden und zerrissene Jeans unter dem Begriff „Grunge“ von Seattle aus in die findigen Designerhirne, auf die En Vogue-Laufstege und in alle Welt transportierte. Klar: Cobains Tod wenige Jahre darauf, die Implosion der Szene – alles Kulturgeschichte, also lassen wir das.

Doch eben jener Dave Grohl, der bereits in Kindertagen dem fiesen LedZep-Virus – und somit wohl dem Nukleus des Rock – verfiel, startete erst nach dem tragischen Ende von Nirvana so richtig durch, eroberte als Frontmann der Foo Fighters die größten Hallen und Stadien der ganzen Welt, gab bei zahlreichen Gruppen wie Künstlern den höllisch begnadeten Sessions-Schlagzeuger (Queens Of The Stone Age! David Bowie! Slash! Iggy Pop! …) und rockte gar mit den einstigen Idolen auf gegenseitig wertschätzender Augenhöhe (etwa gemeinsam mit LedZep-Bassist John Paul Jones bei Them Crooked Vultures, oder bei seinem Metal-All Star-Projekt Probot). Und als Tausendsassa Grohl hörte, dass in den Sound City Studios aus finanziellen Gründen für immer die Reglerleuchten erloschen waren, sicherte er sich das Herzstück des Interieurs, an dem so viel Rockhistorie klebte: die Aufnahmekonsole Neve 8028, welche einst vom innovativen Klangkünstler Rupert Neve höchstselbst für das Sound City angefertigt wurde. Und: klar – Grohl lies dieses Prunkstück nicht zum Verstauben in die „Rock’n’Roll Hall Of Fame“ wandern, sondern baute sie in sein privates Aufnahmestudio ein! Und: klar – Grohl krallte sich den gerade im Übermass vorhandenen eigenen Enthusiasmus, ein Kamerateam, sein Adressbuch und setzte sich für eine abendfüllende Dokumentation über das Sound City zum ersten Mal auf (s)einen Regiestuhl. Vom Ergebnis kann sich jeder seit Kurzem selbst überzeugen, denn die überaus gelungene Doku „Sound City“ feierte im Februar 2013 (vorerst digital, in wenigen Tagen auch auf Blu-ray und/oder DVD) ihre Premiere. Ist gut? Ist klasse! – und auch für „Nicht-Nerds“ mehr als sehenswert… Während der 108 Minuten lässt Grohl die Historie des US-amerikanischen Aufnahmestudios Revue passieren, lässt namenhafte Musiker-Zeitzeugen wie Neil Young, Stevie Nicks, Lindsey Buckingham, Mick Fleetwood (Fleetwood Mac), Rick Springfield, Tom Petty, Josh Homme (Queens Of The Stone Age), Lars Ulrich (Metallica), Trent Reznor (Nine Inch Nails), den Konsolen-Erfinder Rupert Neve, Produzenten wie Rick Rubin oder ehemalige Studiobetreiber zu Wort kommen und tritt auch selbst in Erscheinung – sei es nun als bewegter Gesprächspartner, beim reichlich sentimentalen Nachspielen der „Nevermind“-Drumparts in den formidabel ausgerichteten heiligen Studiohallen, oder beim gemeinsamen Rock-Jam mit den spontan zusammengewürfelten „Sound City Allstars“…

Sound City...

Denn nichts wäre für einen 200-Prozent-Herzblut-Menschen wie Grohl schlimmer, als mit einem Regiedebüt inklusive mauem dazugehörigen Soundtrack in die Film- und Musikgeschichte einzugehen. Und so lässt er erneut sein Adressbuch Eselsohren schlagen und trägt für die – ebenfalls eingehend filmisch dokumentierte – Entstehung der begleitenden Beschallung der bewegten (respektive, nicht selten: bewegenden) Bilder ein Who is Who an Musikgrößen zusammen, das jeden Connaisseur anspruchsvoller Rockmusik mit der Zunge schnalzen lassen dürfte: Fleetwood Mac-Rocksirene Stevie Nicks, Fear-Frontgröhler Lee Ving, der beinahe in Vergessenheit geratene Rick Springfield, die beiden Black Rebel Motorcycle Club-Herren Robert Levon Been und Peter Hayes, Slipknot-Shouter Corey Taylor (hier eher als Stone Sour-Rocker), die Wüstensöhne Josh Homme, Chris Goss und Scott Reeder, die Rage Against The Machine-Rhythmusfraktion Tim Commerford und Brad Wilk, Nine Inch Nails-Frontmann Trent Reznor, der alte Nirvana-Basshühne Krist Novoselic, die Foo Freunde Taylor Hawkins, Nate Mendel und Pat Smear  – ja, sogar Beatle Paul McCartney schaut vorbei! Das Endergebnis all dieser Sessions bilden auf „Sound City – Real to Reel“ am Ende elf Song, die fast durchgängig grandios rocken – mal leicht psychedelisch (der Opener „Heaven And Hell“), mal treibend („Time Slowing Down“), mal barsch („Your Wife Is Calling“), mal Soner-like („Centipede“). Neun Stücke und mehr als 40 Minuten wird hier fast ausnahmslos fulminant Vollgas in allen Saiten gegeben, bevor die Ballade „If I Were Me“ und „Mantra“, der grandiose Acht-Minuten-Trio-Jam von Grohl, Homme und Reznor, das Ding als sicheren Heimsieg nach Hause fahren. Grohl tritt hier zwar nur einmal als Sänger selbst in Erscheinung (auf „If I Were Me“), man merkt jedoch während der ganzen Zeit, dass er seine Finger im Spiel hat – sei es nun als Gitarrist, Schlagzeuger, oder mit den Fingern über den Reglern des wertvollen Neve-Mischpults. Noch wichtiger scheint jedoch, dass er allen Beteiligten exakt die Bedingungen angedeihen lässt, um das kreative Optimum aus sich heraus zu holen, denn sonst würde Stevie Nicks in „You Can’t Fix This“ kaum so voller Herz vom Spiel mit dem Teufel und Freundschaften singen, sonst würde Rick Springfield kaum einen so zeitlos guten Song wie „The Man That Never Was“ abliefern, oder Sir Paul McCartney, den man nach seinen letzten Alben ja klanglich beinahe zum Tanztee geschoben hätte, einen so genial fiesen Rocker wie „Cut Me Some Slack“ (der Song feierte übrigens beim Hurricane Sandy-Benefizkonzert vor einigen Monaten eine umjubelte Livepremiere). Diese Songs atmen Grohls Leidenschaft, seinen Enthusiasmus, seine Energie und sein Herzblut. „Sound City – Real o Reel“ mag vielleicht – hinsichtlich seiner hervorragend analogen Aufnahmetechnik – ein wenig nostalgisch in Richtung „guter alter Zeiten“ schielen. Am Ende stehen jedoch nahezu 60 Minuten ROCKmusik zu Buche, an der sich wohl oder übel alles, was in diesem Jahr noch das „Pick of Destiny des Jahres 2013“ für sich beanspruchen mag, messen lassen muss. Selbst das angekündigte neue Album der Queens Of The Stone Age – aber auch dieses potentielle All Star-Ding trommelt ja Tausendsassa Grohl höchstselbst mit ein… Der Mann ist und bleibt ein sympathisch umher wandelndes Phänomen.

Grohl bei den Aufnahmen... #2

Hier kann „Sound City – Real to Reel“ in Gänze probegehört werden…

Hier können der Trailer zur Dokumentation…

…sowie ein kurzes Feature zum Film (im Rahmen des Sundance-Filmfestivals)…

…und die Live-Premiere des Songs „Cut Me Some Slack“ (im Rahmen des Hurricane Sandy-Benefizkonzerts) begutachtet werden:

Sound City

Rock and Roll.

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