Schlagwort-Archive: Black Rebel Motorcycle Club

Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

The Afghan Whigs – Algiers

afghan whigs algiers

1998… scheinbar ewig her ist das. Damals standen die Twin Towers des World Trade Centers im „Big Apple“ noch, Bill Clinton war noch Präsident der US of A (und mitten im Straucheln der „Lewinsky-Affäre“ begriffen) und Gerhard „Gert“ Schröder hatte soeben Helmut Kohl, die bundesrheinische Wiedervereinigungsverdienst“birne“, im Amt des Bundeskanzlers abgelöst. Und: 1998 war auch das Jahr, in dem Greg Dulli und seine Afghan Whigs ihr bislang letztes Album „1965“ veröffentlichten. Drei Jahre später ließ die Band aus Cincinnati, Ohio – nach 15 gemeinsamen Jahren – offiziell ihre Auflösung „auf Zeit“ verlauten, um sich ihren Familien oder anderen Dingen widmen zu können. Danach war es vor allem Reibeisenstimme Greg Dulli, der solo oder – vor allem – in anderen Formationen und Konstellationen für gespitzte Ohren sorgte.  So knüpften ebenso die fünf bislang erschienenen Alben seiner neuen Stammband, den Twilight Singers, mit ihren schummrig-schönen Southern Soul Alternativrockern da an, wo die Afghan Whigs offene Enden hinterließen, wie sein Zusammenschluss mit Lieblingsbuddy Mark Lanegan als The Gutter Twins. Dass man den Afghan Whigs bei all den Dulli’schen Aktivitäten trotzdem ein klein wenig nachtrauerte, dürfte wohl nur für deren einstige Qualitäten sprechen…

Das Schöne: Alle jene, die 2006 nach Meldungen über vereinzelte Aufnahmesessions (etwa für zwei neue Songs als Beitrag zur Best Of-Retrospektive „Unbreakable: A Retrospective 1990–2006„) und Konzerte gehofft haben, dass Greg Dulli und seine sechs Afghan Whigs-Kumpel doch noch einmal mit einem komplett neuen Album um die Ecke biegen würden, haben seit einigen Wochen Gewissheit: „Do To The Beast„, seines Zeichens Album Nummer sieben und das erste seit – eben! – ganzen 16 Jahren, wird am 16. April beim ehrwürdigen Indielabel Sub Pop Records erscheinen. Und wie immer wird auch zu den neusten Ergüssen aus Greg Dullis bislang verlässlich qualitativ hochwertigen Klangfeder seitens der Presstexte kaum mit großen Zitaten gespart: „Viele Alben die ich gemacht habe, stammten von epochalen Erlebnissen in meinem Leben – und diesmal habe ich sie alle benutzt“, so Dulli. „Diese neuen Songs sind sehr visuell für mich. Sie kommen aus den Nachbarschaften meines Verstands. Es ist wie Rashomon, wobei die Geschichte aus verschiedenen Winkeln des Gedächtnisses erzählt wird.“ Kryptische Worte, die – zumindest klanglich – bald aufgelöst werden…

Whigs_cover_nobandTracklisting und Cover des zu Großteilen im Studio von Queens Of The Stone Age-Kopf Josh Homme aufgenommenen „Do To The Beast“ sehen übrigens folgendermaßen aus:

01. Parked Outside
02. Matamoros
03. It Kills
04. Algiers
05. Lost In The Woods
06. The Lottery
07. Can Rova
08. Royal Cream
09. I Am Fire
10. These Sticks

Schon jetzt kann man sich mit „Algiers“ den ersten Song des neuen Albums zu Gemüte führen. Für das dazugehörige Musikvideo setzte Langzeit-Afghan Whigs-Kollaborateur Phil Harder die Band um Greg Dulli in einer stimmungsvollen Wildwest-Szenerie aus Booze’n’Violence ins Bild.

 

(Just in case: einen Alternativlink zum Musikvideo auf Vimeo gibts hier…) 

 

 

Kate Nash – Sister

k. nash sister

Ebenfalls neue bewegte Bilder gibt’s von Englands „Riot Grrrl“ Numero uno, Kate Nash. Das Musikvideo zu „Sister“, der neusten Auskopplung aus Nashs aktuellem Album „Girl Talk„, wird die nicht eben komplikationsfreie Geschichte einer engen Freundschaft zwischen zwei Frauen erzählt, während die Künstlerin den Song im Proberaum zum Besten gibt…

„She wanted to be my lover / But my heart was with another and / Yeah, I really wish that we could be friends / But I know I’m never gonna get you back again / I just wish that you would answer the phone / ‚Cause, I could really do with talking to you right now…“

 

 

 

Rob Lynch – My Friends And I

rob lynch

Auch der Song und das dazugehörige Musikvideo von „My Friends And I“ handeln – schon vom Titel her: offensichtlicherweise – von Freundschaft. Dabei geht Rob Lynch, seines Zeichens einer von Thees Uhlmanns Lieblingsbuddies und, wenn man so will, der „artverwandte kleine Bruder von Frank Turner“ aus dem englischen Städtchen Lincolnshire, bei der neusten bierseligen Singalong-Auskopplung aus seinem im vergangenen Jahr veröffentlichten Debütalbum „All These Nights In Bars Will Somehow Save My Soul“ doch um einiges zugänglicher zu Werke als etwa Kate Nash. Der Titel des Albums sagt dabei ebensoviel über den Sympathiecharakter aus wie die Tatsache, dass es (in Deutschland) bei Uhlmanns Indie-Label Grand Hotel Van Cleef erschien…

„My friends and I/ We got a lot to life for/ My friends and I / We lived a good life/ At least just for tonight…“

 

 

 

Warpaint – No Way Out

warpaint

Für mich selbst gibt es, in gewisser Hinsicht, zwei Arten von faszinierender Musik. Über die eine könnte ich seitenlange Geschichten und Erläuterungen verfassen, zur anderen fällt mir, bei aller Schönheit und Tiefe, nichts ein, fehlen mit sprichwörtlich die Worte. Wieso? Keine Ahnung…

Warpaint und ihre Songs gehören zu zweiterer Kategorie. Eventuell liegt es am emotionalen Mahlstrom aus repetitiven Klängen und Kopfkinobildern, welchen das fulminante, vor vier Jahren erschienene Debüt „The Fool“ ebenso gekonnt zu entfachen wusste wie der kürzlich veröffentlichte selbstbetitelte Nachfolger. Vielleicht lässt der mystische Schleier des All Female-Quartetts aus Emily Kokal, Theresa Wayman, Jenny Lee Lindberg und Stella Mozgawa auch keinerlei hart umfassten und fest gezurrten Sätze zu. Soll die Musik, die da mal sonnenreich rockend, mal nachtschwarz psychedelisch aus dem Bandproberaum im irrlichternden Los Angeles strömt, auch weiterhin für sich selbst sprechen…

Allen, die auch nach den zwölf neuen Songs des zweiten Albums nicht genug bekommen können, lieferten Warpaint nun Nachschub. Während einer Radiosession für den englischen Sender „BBC Radio 1“ gab die Band den bislang unveröffentlichten und nur auf Konzerten gespielten Song „No Way Out“ zum Besten. Eine ungefähre Antwort darauf, wieso Warpaint dem gut siebenminütigen Stück bislang eine Studioaufnahme verweigerten, lieferte Sängerin Emily Kokal übrigens kürzlich in einem Interview: „Als meine Freundin Theresa aus meiner Band begann, den Song ‚No Way Out‘ zu schreiben, den wir zwar noch nicht aufgenommen, aber schon live gespielt haben, konnte ich ihn mir nicht anhören, ohne weinen zu müssen“, so Emily Kokal. „Der Song macht mich zudem so stolz darauf, wie weit sie als Songwriterin gekommen ist – und wir sind befreundet, seit ich elf Jahre alt war. Jeder soll selbst entscheiden, um was es in dem Song geht, aber die letzte Zeile lautet: ‚She said: I’m sorry.'“

 

 

 

John Frusciante – Scratch

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Damn, der Mann ist echt ’ne Naturgewalt! Erst kürzlich hatte ich mich, der eine oder die andere mag sich eventuell erinnern, hier ebenso öffentlich wie betrübt von John Frusciante und seinen aktuellen kreativen „Ergüssen“ verabschiedet, immerhin war das im vergangenen Jahr veröffentlichte Album „PBX Funicular Intaglio Zone„, mehreren Anläufen zum Trotz, so gar nicht meins. Also: so komplett und überhaupt nicht und in keinster Weise. Und was macht der elektronikverliebte Saitenvirtuose und Ex-Chili Pepper-Gitarrero nun? Veröffentlicht mit „Scratch“ ein dermaßen geil zwischen Beats und Rock-Gefrickel hin und her pendelndes Biest von Sechsminüter, dass man doch tatsächlich geneigt ist, sich auf den 8. April zu freuen, wenn Frusciantes dazugehöriges neues Album „Enclosure“ erscheint. Der Künstler selbst, der mit Kimono Kult, der neusten gemeinsamen Band mit (unter anderem) Gitarrenkumpel Omar Rodriguez-Lopez, noch ein weiteres heißes Klangeisen in der Feuerstube hat, äußert sich zum kommenden Solwerk wie folgt: „Zum Zeitpunkt der Fertigstellung von ‚Enclosure‘ erreichte ich mit den Aufnahmen alle meine angestrebten Musikziele der vergangenen fünf Jahre. Es wurde gleichzeitig mit Black Knights ‚Medieval Chamber‘ aufgenommen, doch so unterschiedlich die beiden Alben zu sein scheinen, vertreten beide denselben untersuchenden und kreativen Denkprozess. […] ‚Enclosure‘ ist derzeit mein letztes Wort zu der musikalischen Aussage, die mit ‚PBX‘ begonnen hat.“ Sollte sich der Mann auch nur ansatzweise in mein Hörerherz zurückspielen – ich würde nur allzu gern mein schamvolles Haupt neigen wollen…

johnfrusciante_enclosureDie Trackliste und das Cover von „Enclosure“ gestalten sich wie folgt:

01.  Shining Desert
02.  Sleep
03.  Run
04.  Stage
05.  Fanfare
06.  Cinch
07.  Zone
08.  Crowded
09.  Excuses
10.  Scratch

Hier kann man sich „Scratch“, welches Frusciante auf seiner Homepage aktuell als freien Download (und im Tausch gegen die obligatorische E-Mail-Adresse) verschenkt, anhören:

 

 

Black Rebel Motorcycle Club – God’s Gonna Cut You Down / Some Kind Of Ghost (Acoustic Mix)

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A propos „Geschenke“: Auch die beiden Herren und die Dame vom Black Rebell Motorcycle Club verteilen aktuell digitale Präsente und schicken auf ihrer Homepage dem im vergangenen Jahr erschienenen siebenten Album der mittlerweile sechszehnjährigen Bandhistorie, „Specter At The Feast„, mit dem Cover des dunklen Johnny Cash-Evergreens „God’s Gonna Cut You Down“ und einem Mix des Albumtracks „Some Kind Of Ghost“ zwei kostenlose B-Seiten hinterher. Tolle Band, tolle Aktion – zugreifen, bitte!

Ersteres Stück kann man sich auch hier zu Gemüte führen:

 

 

Rock and Roll.

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Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Videoneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Haim – The Wire

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Da hat sich eine der vielversprechendsten Bands des Jahres Zeit gelassen… Bevor am 27. September endlichDays Are Gone„, das langerwartete Debütalbum der drei Haim-Schwestern Este, Danielle und Alana in den Regalen stehen wird, spendiert die kalifornische Band ihrer neusten Single „The Wire“ ein Musikvideo, in welchem sie ihren nah am Wasser gebauten Boyfriends mal eben die Herzen brechen…

 

 

 

Travis – Where You Stand

where you stand

Man hatte ja viel befürchten können, als die Schotten von Travis ihre Rückkehr nebst dem neuen Album „Where You Stand“ ankündigten. Schließlich sind seit dem letzten Album „Ode to J. Smith“ bereits fünf Jahre vergangen, seit ihrem bis heute besten Album „The Man Who“ gar ganze 14 Jahre. Kriegen Travis nochmal ein halbwegs gelungenes Album zustande? Stimmt die Chemie zwischen den Jungs noch? Am Ende darf man beruhigt feststellen: „Where You Stand“ macht als Album Nummer sieben eine gute Figur im Travis’schen Backkatalog. Zwar erfinden sich Fran Healy, Dougie Payne, Andy Dunlop und Neil Primrose keinesfalls neu – aber darin waren die Schotten eh nie gut. Dafür: eine Menge toller Melodien, ein paar verspielte Einfälle, Wohlfühlatmosphäre und Altersweisheiten an allen Ecken und Ende.

Stellvertretend für den aktuellen Bandsound darf gern der Titelsong des neuen Albums genommen werden. Das dazugehörige Video habt das schottische Quartett im heimatlichen Glasgow gedreht. Und wer sich wundert: Ja, um den Rotschopf im Video handelt es sich tatsächlich um die deutsche Schauspielerin Marleen Lohse

 

 

Wer mag, bekommt im Making Of mehr Informationen zum Videdreh von „Where You Stand“:

 

 

Black Rebel Motorcycle Club – Rival (live)

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Es bleibt dabei: Black Rebel Motorcycle Club, die beiden Herren nebst weiblicher Begleitung am Schlagwerk, sind vor allem auf der Bühne großartig. Dieser Mitschnitt des Songs „Rival“, welcher in Zusammenarbeit mit Converse während eines Konzerts der Band im Londoner „100 Club“ am 23. Juli diesen Jahres entstand, dürfte dafür Beleg genug sein… Wer jedoch vorerst nicht die Gelegenheit hat, in den Genuss eines Liveauftritts der Lederjackenträger zu kommen, dem sei an dieser Stelle auch das aktuelle Album „Specter At The Feast“ wärmstens empfohlen…

 

 

 

Rise Against – The Ghost Of Tom Joad (live)

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Am über die Jahre zum Klassiker avancierten Bruce Springsteen-Song „The Ghost Of Tom Joad“ haben sich ja schon viele Interpreten mehr (Junip) oder minder (Nickelback) gelungen versucht und/oder vergriffen. Neuster Kandidat in dieser Reihe sind die US-amerikanischen Hardcore-Punker von Rise Against, die ihre gemeinsam mit Tom Morello (Rage Against The Machine), Brian Fallon (The Gaslight Anthem) und Wayne Kramer (MC5) live dargebotene Version am 6. September im Rahmen der B-Seiten-Sammlung „Long Forgotten Songs: B-Sides & Covers 2000-2013“ veröffentlichen.

rise against banner

Über diesen Link kann man bereits ein Ohr riskieren…

 

 

Slut – Holy End (Zündfunk Unplugged)

Slut #2

Welch‘ besseren Abschluss hätte diese Wochenrückschau in Bild und Ton finden können als einen letzten Blick zurück auf ANEWFRIENDs aktuelles „Album der Woche“, Sluts neustes Werk „Alienation„? Welch‘ besseren Abschluss daraus hätten man wählen können, wenn nicht die vor wenigen Tagen von Sänger Chris Neuburger für die Radiosendung „BR Zündfunk“ aufgenommene Version des getragenen Piano-Schlusssongs „Holy End“? Keinen? Eben!

 

 

Rock and Roll.

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Das Album der Woche


Various Artists – „Sound City – Real to Reel“ (2013)

Sound City - Real to Reel (Cover)-erschienen bei Roswell Records/Sony Music-

Eingangs einmal eine kleine Auflistung:

Neil Young „After The Gold Rush“ (1970)

Elton John „Caribou“ (1974)

Fleetwood Mac „Fleetwood Mac“ (1975)

Nils Lofgren „Nils Lofgren“ (1975)

Grateful Dead „Terrapin Station“ (1977)

Tom Petty „Damn The Torpedoes“ (1979)

Rick Springfield „Working Class Dog“ (1981)

Fear „The Record“ (1982)

Dio „Holy Diver“ (1983)

Nirvana „Nevermind“ (1991)

Rage Against The Machine „Rage Against The Machine“ (1992)

Masters Of Reality „Sunrise On The Sufferbus“ (1992)

Tool „Undertow“ (1993)

Rancid „Rancid“ (1993)

Red Hot Chili Peppers „One Hot Minute“ (1995)

Kyuss „…And The Circus Leaves Town“ (1995)

Weezer „Pinkerton“ (1996) Sound City (Poster)

Johnny Cash „Unchained“ (1996)

Queens Of The Stone Age „Queens Of The Stone Age“ (1998)

Jimmy Eat World „Clarity“ (1999)

A Perfect Circle „Mer de Noms“ (2000)

Slipknot „Iowa“ (2001)

Bad Religion „The Empire Strikes First“ (2004)

Madrugada „The Deep End“ (2005)

Wolfmother „Wolfmother“ (2005)

Nine Inch Nails „With Teeth“ (2008)

Metallica „Death Magnetic“ (2008)

Death Cab For Cutie „Codes And Keyes“ (2010)

Arctic Monkeys „Suck It And See“ (2011)

Was sich vielleicht liest wie die Vita des potentiell herausragendsten (und – wenn man sich die Jahreszahlen einmal anschaut –  auch ältesten) Rockmusikproduzenten ever, ist am Ende nichts anderes als ein kleiner Abriss des Who is Who eben jener Bands, die in all den Jahren in einem nach Außen hin höchst unscheinbaren Studio im Industriebezirk Van Nuys (San Fernando Valley) in Los Angeles – teilweise oder gar in Gänze – nicht selten ihre besten Platten eingespielt haben. Am Ende? Traurigerweise: ja. Denn die Sound City Studios, eben jene heiligen Hallen, die einst Bands und Künstlern wie Fleetwood Mac, Neil Young oder Tom Petty durch quasi nicht kopierbare Klang- und Aufnahmevorraussetzungen entscheidend bei der Definition ihrer Musik halfen, schlossen 2011 – nach immerhin 42 Jahren! – für immer die Studiotüren. In der nicht eben kurzen Zeit des Bestehens war das Studio weltweit berühmt für seine analoge Aufnahmetechnik, und trotzte mit der Kraft aus Schnitt und pechschwarzem Magnetband den technoid-flach protzenden Achtzigern ebenso wie dem Aufkommen von Pro Tools in den Neunzigern. Sollten sich doch alle an Riesenmaschinen und kleinster Heimtechnik einen digitalen Wolf produzieren – wer sich in die Sound City Studios begab, der entschied sich bewusst für das Echte, das Wahre, das gewisse Etwas, die feine Prise Rock’n’Roll! Punkt.

Grohl bei den Aufnahmen...

Und man muss es wohl als einen Trommelstock des Schicksals bezeichnen, dass im Mai 1991 ein noch junger Mann namens David Eric „Dave“ Grohl zusammen mit seinen beiden ebenso jugendlich-unverdorbenen Bandkumpanen Kurt Cobain und Krist Novoselic die Eingangstür des Sound City weit aufstiess, um unter dem Bandnamen Nirvana ein Album namens „Nevermind“ in die Studiomikrofone und Bandmaschinen zu – pardon – rotzen, welches mit Stücken wie „Come As You Are“, „Lithium“, „In Bloom“ oder – allen voran – „Smells Like Teen Spirit“ in die Musikgeschichte eingehen sollte und – zu nicht eben geringem Entsetzen der eigentlichen musikalischen Protagonisten – Slackerposen, Holzfällerhemden und zerrissene Jeans unter dem Begriff „Grunge“ von Seattle aus in die findigen Designerhirne, auf die En Vogue-Laufstege und in alle Welt transportierte. Klar: Cobains Tod wenige Jahre darauf, die Implosion der Szene – alles Kulturgeschichte, also lassen wir das.

Doch eben jener Dave Grohl, der bereits in Kindertagen dem fiesen LedZep-Virus – und somit wohl dem Nukleus des Rock – verfiel, startete erst nach dem tragischen Ende von Nirvana so richtig durch, eroberte als Frontmann der Foo Fighters die größten Hallen und Stadien der ganzen Welt, gab bei zahlreichen Gruppen wie Künstlern den höllisch begnadeten Sessions-Schlagzeuger (Queens Of The Stone Age! David Bowie! Slash! Iggy Pop! …) und rockte gar mit den einstigen Idolen auf gegenseitig wertschätzender Augenhöhe (etwa gemeinsam mit LedZep-Bassist John Paul Jones bei Them Crooked Vultures, oder bei seinem Metal-All Star-Projekt Probot). Und als Tausendsassa Grohl hörte, dass in den Sound City Studios aus finanziellen Gründen für immer die Reglerleuchten erloschen waren, sicherte er sich das Herzstück des Interieurs, an dem so viel Rockhistorie klebte: die Aufnahmekonsole Neve 8028, welche einst vom innovativen Klangkünstler Rupert Neve höchstselbst für das Sound City angefertigt wurde. Und: klar – Grohl lies dieses Prunkstück nicht zum Verstauben in die „Rock’n’Roll Hall Of Fame“ wandern, sondern baute sie in sein privates Aufnahmestudio ein! Und: klar – Grohl krallte sich den gerade im Übermass vorhandenen eigenen Enthusiasmus, ein Kamerateam, sein Adressbuch und setzte sich für eine abendfüllende Dokumentation über das Sound City zum ersten Mal auf (s)einen Regiestuhl. Vom Ergebnis kann sich jeder seit Kurzem selbst überzeugen, denn die überaus gelungene Doku „Sound City“ feierte im Februar 2013 (vorerst digital, in wenigen Tagen auch auf Blu-ray und/oder DVD) ihre Premiere. Ist gut? Ist klasse! – und auch für „Nicht-Nerds“ mehr als sehenswert… Während der 108 Minuten lässt Grohl die Historie des US-amerikanischen Aufnahmestudios Revue passieren, lässt namenhafte Musiker-Zeitzeugen wie Neil Young, Stevie Nicks, Lindsey Buckingham, Mick Fleetwood (Fleetwood Mac), Rick Springfield, Tom Petty, Josh Homme (Queens Of The Stone Age), Lars Ulrich (Metallica), Trent Reznor (Nine Inch Nails), den Konsolen-Erfinder Rupert Neve, Produzenten wie Rick Rubin oder ehemalige Studiobetreiber zu Wort kommen und tritt auch selbst in Erscheinung – sei es nun als bewegter Gesprächspartner, beim reichlich sentimentalen Nachspielen der „Nevermind“-Drumparts in den formidabel ausgerichteten heiligen Studiohallen, oder beim gemeinsamen Rock-Jam mit den spontan zusammengewürfelten „Sound City Allstars“…

Sound City...

Denn nichts wäre für einen 200-Prozent-Herzblut-Menschen wie Grohl schlimmer, als mit einem Regiedebüt inklusive mauem dazugehörigen Soundtrack in die Film- und Musikgeschichte einzugehen. Und so lässt er erneut sein Adressbuch Eselsohren schlagen und trägt für die – ebenfalls eingehend filmisch dokumentierte – Entstehung der begleitenden Beschallung der bewegten (respektive, nicht selten: bewegenden) Bilder ein Who is Who an Musikgrößen zusammen, das jeden Connaisseur anspruchsvoller Rockmusik mit der Zunge schnalzen lassen dürfte: Fleetwood Mac-Rocksirene Stevie Nicks, Fear-Frontgröhler Lee Ving, der beinahe in Vergessenheit geratene Rick Springfield, die beiden Black Rebel Motorcycle Club-Herren Robert Levon Been und Peter Hayes, Slipknot-Shouter Corey Taylor (hier eher als Stone Sour-Rocker), die Wüstensöhne Josh Homme, Chris Goss und Scott Reeder, die Rage Against The Machine-Rhythmusfraktion Tim Commerford und Brad Wilk, Nine Inch Nails-Frontmann Trent Reznor, der alte Nirvana-Basshühne Krist Novoselic, die Foo Freunde Taylor Hawkins, Nate Mendel und Pat Smear  – ja, sogar Beatle Paul McCartney schaut vorbei! Das Endergebnis all dieser Sessions bilden auf „Sound City – Real to Reel“ am Ende elf Song, die fast durchgängig grandios rocken – mal leicht psychedelisch (der Opener „Heaven And Hell“), mal treibend („Time Slowing Down“), mal barsch („Your Wife Is Calling“), mal Soner-like („Centipede“). Neun Stücke und mehr als 40 Minuten wird hier fast ausnahmslos fulminant Vollgas in allen Saiten gegeben, bevor die Ballade „If I Were Me“ und „Mantra“, der grandiose Acht-Minuten-Trio-Jam von Grohl, Homme und Reznor, das Ding als sicheren Heimsieg nach Hause fahren. Grohl tritt hier zwar nur einmal als Sänger selbst in Erscheinung (auf „If I Were Me“), man merkt jedoch während der ganzen Zeit, dass er seine Finger im Spiel hat – sei es nun als Gitarrist, Schlagzeuger, oder mit den Fingern über den Reglern des wertvollen Neve-Mischpults. Noch wichtiger scheint jedoch, dass er allen Beteiligten exakt die Bedingungen angedeihen lässt, um das kreative Optimum aus sich heraus zu holen, denn sonst würde Stevie Nicks in „You Can’t Fix This“ kaum so voller Herz vom Spiel mit dem Teufel und Freundschaften singen, sonst würde Rick Springfield kaum einen so zeitlos guten Song wie „The Man That Never Was“ abliefern, oder Sir Paul McCartney, den man nach seinen letzten Alben ja klanglich beinahe zum Tanztee geschoben hätte, einen so genial fiesen Rocker wie „Cut Me Some Slack“ (der Song feierte übrigens beim Hurricane Sandy-Benefizkonzert vor einigen Monaten eine umjubelte Livepremiere). Diese Songs atmen Grohls Leidenschaft, seinen Enthusiasmus, seine Energie und sein Herzblut. „Sound City – Real o Reel“ mag vielleicht – hinsichtlich seiner hervorragend analogen Aufnahmetechnik – ein wenig nostalgisch in Richtung „guter alter Zeiten“ schielen. Am Ende stehen jedoch nahezu 60 Minuten ROCKmusik zu Buche, an der sich wohl oder übel alles, was in diesem Jahr noch das „Pick of Destiny des Jahres 2013“ für sich beanspruchen mag, messen lassen muss. Selbst das angekündigte neue Album der Queens Of The Stone Age – aber auch dieses potentielle All Star-Ding trommelt ja Tausendsassa Grohl höchstselbst mit ein… Der Mann ist und bleibt ein sympathisch umher wandelndes Phänomen.

Grohl bei den Aufnahmen... #2

Hier kann „Sound City – Real to Reel“ in Gänze probegehört werden…

Hier können der Trailer zur Dokumentation…

…sowie ein kurzes Feature zum Film (im Rahmen des Sundance-Filmfestivals)…

…und die Live-Premiere des Songs „Cut Me Some Slack“ (im Rahmen des Hurricane Sandy-Benefizkonzerts) begutachtet werden:

Sound City

Rock and Roll.

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„Let The Day Begin“ – Der erste Vorbote zum neuen Black Rebel Motorcycle Club-Album „Specter At The Feast“


BRMC (Promo, 2013)

In den letzten beiden Jahren haben Black Rebel Motorcycle Club es – zumindest veröffentlichungstechnisch – etwas ruhiger angehen lassen. Untätig waren Peter Hayes, Robert Levon Been und Leah Shapiro nicht: die Band bereiste die Welt und tourte – der Abwechslung wegen – auch durch Länder, die sonst wohl eher weniger für Promo-Shows bespielt werden, wie Südafrika, China, Australien oder durch Südamerika. Und, so ganz nebenbei, nahmen sie vor knapp zwei Jahren auch den Nachfolger zum gewohnt gut durchgerockten „Beat The Devil’s Tattoo“ in Angriff.

Dass das mittlerweile sechste, „Specter At The Feast“ betitelte Album keine komplette Abkehr vom Bandsound bedeuten wird, ist wohl den meisten klar. Dass Black Rebel Motorcycle Club auch 2013 klingen, als hätte sich Iggy Pop dauerhaft in Jack Kerouacs Romane verliebt, beweist bereits der erste Albumvorbote „Let The Day Begin“, welcher hier angehört, und bei Gefallen kostenfrei auf der Homepage der Band – oder via sideonetrackone.com – heruntergeladen werden kann…

 

Und da die Lederkuttenrocker aus San Francisco, Kalifornien ihr Fans am Entstehungsprozess des neuen Albums teilhaben lassen wollen, veröffentlichen sie bis zum Erscheinen des Albums am 18. März nach und nach sechs kurze Filme über ihren Youtube-Kanal (die ersten drei gibt es bereits hier), welche am Ende jedoch vor allem beweisen, dass zumindest die männliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Band noch immer zu den maulfaulsten Gesprächspartnern im Musikgeschäft zu zählen ist. Some years gone, not much has changed…

 

Rock and Roll.

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