Schlagwort-Archive: You Missed My Heart

Song des Tages: Phoebe Bridgers – „You Missed My Heart“


phoebe-bridgers-600-4

Grenzt es bereits an Wahnsinn, sich ein Stück aus dem von Veröffentlichungsjahr zu Veröffentlichungsjahr ausschweifender werdenden Songfundus von Mark Kozelek zu greifen und dieses dann einer Eigeninterpretation zu unterziehen? Hm…

Anno 2018 – und im Hinblick auf den zwar stetig anwachsenden, jedoch auch immer gewöhnungsbedürftiger werdenden kreativen Output des 51-jährigen nimmermüden Ex-Frontmanns der Red House Painters – würde ich spontan antworten: Ja klar, da dürfte ein Scheitern in Ehren vorprogrammiert sein! Allerdings hat sich Phoebe Bridgers mit „You Missed My Heart“ ein Stück vom 2013 erschienenen Album „Perils From The Sea„, welches gemeinsam mit The Album Leaf-Kopf Jimmy LaValle entstand, gegriffen – und tut gut daran, eines der zwar simpler gestrickten, aber auch besten und berührendsten (jüngeren) Stücke aus Kozeleks Feder zu wählen.

Denn so viel verändert die aus Los Angeles stammende Indie-Musikerin, welche im vergangenen Jahr auch auf ANEWFRIEND bereits Erwähnung fand, gar nicht für ihre Version der Konzelek/LaValle-Coproduktion, welche den Abschluss ihres 2017 erschienenen Debütalbums „Stranger In The Alps“ bildet. Bridgers kappt dem Stück lediglich den elektronischen Unterbau und reduziert es auf sein emotionales Grundgerüst, begleitet auf den weißen und schwarzen Tasten. Oder eben, wie man bei der unten stehenden Daytrotter Session erleben kann, auf etwas E-Gitarren-Begleitung. In jedem Fall gilt: der Song bleibt in seiner fast schon lakonischen Ehrlichkeit großartig – ob nun von Mark Kozelek und Jimmy LaValle, oder eben von Phoebe Bridgers interpretiert…

 

 

„Broke into her house. Saw her sittin‘ there
Drinking coke and whiskey in her bra and underwear
Saw him in the kitchen, hangin‘ up the phone
I asked him nicely please to pack his things and go

He gave her a reassuring look that said he wouldn’t leave
But I asked him once again and this time pulled out my shiv
I struck him in the back and I pulled it out slow
And I watched him fall down
And as the morning sun rose
He looked at me and said:

‚You missed my heart
You missed my heart
You got me good. I knew you would
But you missed my heart
You missed my heart.‘
Were his last words before he died

Looking out the window, up at the blue sky
Listening to her scream, listening to her cry
A feeling of relief came over my soul
I couldn’t take it any longer and I lost control

I chased her up the stairs
And I pinned her to the ground
And underneath her whimpering
I could hear the sirens sound
I rattled off a list of everything I missed
Like going to the movies with her
And the way she kissed me
Driving into Wheeling and showing her off
Backyard barbecues and reunions in the park
I said I loved her skin and she started laughing
And while I clenched down on her wrist
She said ‚That’s quite a list
But there’s one thing you missed

You missed my heart, you missed my heart
That’s quite a list, but what you really missed
You missed my heart, you missed my heart
That’s quite a list, but what you really missed‘

Running through the parking lot
Running through the fields
Policemen on my back
Something hit my skull and cracked

They dragged me off to jail, set a million dollar bail
Where I tried to tie a noose, but I failed and I broke loose
Racing through the prison yard
Shot down by a tower guard
He got me in the shins
And he got me in the arms

They strapped me in the gurney
Took me to the infirmary
Where the priest read my last rites
And just before, everything went dark

I said:
‚He missed my heart, he missed my heart
He got me good, I knew he would
But he missed my heart, he missed my heart‘
And just before, everything went dark

The most poetic dream came flowing like the sea
Laying there my lifeblood draining out of me
A childhood scene then, sky moon beams
Fishing with my friends sitting in the wild lands

Watching the Ohio river flow at night
Waiting for the bullhead catfishes to bite
Downriver from the Moundsville prison graveyards…“

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Song des Tages: Phoebe Bridgers – „Funeral“


phoebebyfrankockenfels_wide-6e2eb2e76255cbb94820498fef533bbd240fce51-s900-c85

„Gäbe es die Serie ‚Scrubs‘ noch, würden die Produzenten zu ‚Funeral‘ greifen, um eine traurige Szene zu untermalen, wie einst ‚Winter‘ von Joshua Radin.“

Oha. Das, was der „Musikexpress“ da mit wenigen Worten ins digitale Musikdickicht wirft, setzt doch schon so einige Assoziationen, oder?

Übrigens genauso wie die Liste der Förderer und Bewunderer von Phoebe Bridgers: So veröffentlichte kein Geringerer als Ryan Adams 2015 die ersten Songs der aus Los Angeles stammenden Musikerin auf seinem Label Pax Am Records, während das ewige Folk-Wunderkind Conor Oberst Bridgers bei einem der Songs ihres heute erscheinenden Debütalbums „Stranger In The Alps“ unterstützt und die ebenfalls gerade allerorten gefeierte Sadcore-Singer/Songwriterin Julien Baker zu ihren Best Buddies zählt (und sie im vergangenen Jahr als Support Act mit auf Tour nahm). Den Initialkick für ihre Karriere bekam Phoebe Bridgers, die die Los Angeles County High School for the Arts an der California State University besuchte, jedoch wohl 2014, als Apple sie in einem iPhone-Werbespot den Pixies-Evergreen „Gigantic“ spielen ließ. Die Webseite des neuen Indie-Folk-Sternchens lässt, der URL wegen, eine dezente Bewunderung für Amanda Palmer vermuten und informiert gleich auf der Titelseite darüber, dass Bridgers in den kommenden Wochen und Monaten Bands und Künstler wie Conor Oberst, Noah Gundersen, The War On Drugs oder Japanese Breakfast auf Tournee begleiten wird.

phoebe-bridgers-2-e1504808907118

Soviel zum Namedropping. Doch wie tönt die 22-jährige Musikerin nun? Nun, die einen basteln sich ein galantes „Elliott Smith meets Gillian Welch“ zurecht, der sowieso nie um einen verschrobenen Superlativ verlegene Ryan Adams sprach von ihr gar als „neuen Bob Dylan“ (was ja nun auf so vielen Ebenen keinerlei Sinn ergibt). Vielmehr bieten die Songs von „Stranger In The Alps“ allerlei Folksongs, die mal introspektiv flüstern (das feine „Smoke Signals“ mit Zeilen wie „And you must have been looking your me / Sending smoke signals / Pelicans circling / Burning trash out on the beach“), mal urban schillern, um dann in der Ferne Fleetwood Mac zu grüßen („Motion Sickness„). Irgendwo erklingt, wie in „Funeral“, eine jenseitige Fiddle, während im bereits 2015 erschienenen „Killer“ Pianomelodien zirkulieren oder sich Bridgers anderswo eine Gitarrenlinie von Heliumstimmen-Waldschrat Justin „Bon Iver“ Vernon besorgt und davon singt, dass sie nicht mehr stoned, nicht mehr allein sein mag (man höre -sic!- „Demi Moore“). Und wäre all das nicht genug, wagt sich die Newcomerin zum Albumabschluss noch an einen der größten Textmeister unserer Zeit heran und nimmt sich – zum Glück erfolgreich – den Mark-Kozelek-Song „You Missed My Heart“ zur Brust.

Und trotzdem wird es mit den Stücken von „Stranger In The Alps“ nicht zum ganz großen Wurf reichen. Das Problem dürfte sein, dass Bridgers, die mit ihrer blonden Mähne aussieht wie die kleine Schwester von Neunziger-Jahre-Riot-Rock-Heldinnen wie Liz Phair oder Folk-Professorinnen wie Aimee Mann, zwar ausreichend Schwermut in den Kofferraum ihres verranzten US-Oldtimers geladen hat (immer dieses Kopfkino!), es all das Indie-Folk-Drama und die schönen Zeilen jedoch in den schnelllebigen Zeiten von Facebook, Twitter, Instagram und Co. schwer haben werden. Dafür fließt das Album einfach zu antiquiert, zu durchschnittlich durch die Gehörgänge. Schlimm ist das aber keineswegs, denn wenn alles nach Plan läuft, dürfte man Bridgers‘ Stücke noch als spezielle Hintergrunduntermalung in so einigen TV-Serien wiederhören…

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: