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Song des Tages: Ryan Adams – „Karma Police“


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Der seit Jahr und Tag nimmermüde Ryan Adams tingelte kürzlich durch Radiostationen, Hotelzimmer, Redaktionen und mutmaßlich gar Spielzeugabteilungen, um sein im Februar erschienenes neues, sechzehntes Album „Prisoner“ zu bewerben, auf welchem er seine Trennung von Ex-Pop-Sternchen Mandy Moore verhandelt und in 43 Minuten Herzschmerz-Heartlandrock presst. Mein erstes Fazit: solides Handwerk des 42-jährigen US-Musikers, das seine Wurzeln aus dem Classic Rock zieht. Jedoch reichen die zwölf neuen Songs mit ihrer teilweise doch recht cleanen und überfrachteten Produktion (für die konnte Adams Regelschieber-Koryphäe Don Was gewinnen) kaum an all die Großtaten der Nuller-Jahre – von „Heartbreaker“ über „Gold“ und „Love Is Hell“ bis hin zu „29“ – heran. Trotzdem werden Rocker aus Adams‘ Feder (wie etwa der unmißverständliche Album-Opener „Do You Still Love Me?„) immer gern genommen.

Dass sich Ryan Adams auch ausgezeichnet aufs Reininterpretieren von Fremdkompositionen versteht, weiß man nicht erst seit dem vor zwei Jahren erschienenen „1989„, das – jawollja! – seine mit Akribie neu zusammen gewürfelte Komplett-Variante des Taylor-Swift(!)-Millionensellers von 2014 darstellte. Wir erinnern uns: Anno 2003 lieferte Adams auf dem ersten Teil der beiden „Love Is Hell“-EPs (s)eine fast schon gespenstische Version des Oasis-Gassenhauers „Wonderwall“ ab, welche im Nachgang sogar den lobenden Segen von Oasis‘ Chef-Grantler Noel Gallagher erhielt.

ryan-adamsUnd eben kürzlich hat er’s wieder getan: Ende Januar war Ryan Adams in London bei „BBC Radio 2“ zu Besuch und gab dort ein paar Akustiknummern zum Besten. Darunter nicht nur den neuen Song „Doomsday“, sondern auch eine Coverversion von Radioheads „OK Computer“-Klassiker „Karma Police„. Die Auswahl, die er erst am Morgen des Promotages getroffen habe, begründete Adams wie folgt: „Ich habe keine Ahnung, ob ich dem Song etwas Neues und Interessantes hinzufüge, doch ich dachte, es passt sehr gut. Wegen dieser ziemlich schrecklichen Person, die gerade in den Vereinigten Staaten zum Präsidenten gewählt wurde. Ich weiß nicht genau weshalb, aber heute Morgen hatte ich diesen Song im Kopf.“

In „Karma Police“ geht es im weitesten Sinne um Obrigkeitshörigkeit, Irrsinn, Populismus und Kapitalismus – 1997 erschienen, doch diese Themen verlieren wohl nie an Aktualität. Adams könnte bei Textzeilen wie diesen also sehr wohl geahnt haben, warum ihm dieser Song einfiel, als er an Donald Trump und Co. dachte:

„Karma police
Arrest this man
He talks in maths
He buzzes like a fridge
He’s like a detuned radio

Karma police
Arrest this girl
Her Hitler hairdo
Is making me feel ill
And we have crashed her party…“

 

Hört hier die von „BBC Radio 2“ mitgeschnittenen Akustik-Varianten von „Doomsday“ und „Karma Police“ im Stream:

 

Damit übrigens nicht genug, denn Adams hat sich auf seiner Radio-Promotour auch zwei weitere Künstler zur Neuinterpretation vorgenommen, die ihn wahrscheinlich bereits seit Ewigkeiten verfolgen: Bei den „Spectrum Sessions“, welche in Norwegen aufgezeichnet wurden, covert er den Evergreen „Run To You“ von Kanada-Rockurgestein Bryan Adams (sic!), mit dem ihn nicht nur 90 Prozent des Namens verbindet (deshalb wurde der Adams-Ryan in der Vergangenheit mehr als einmal mit dem Adams-Bryan verwechselt, was ersteren nicht selten auf die Palme brachte), sondern – glauben Sie’s oder nicht – auch derselbe Geburtstag am 5. November (Bryan kam 1959 in Kingston, Ontario zur Welt, Ryan 1974 im US-amerikanischen Jacksonville, North Carolina). Kurios? Sicher. Zufall? Achwo!

 

Außerdem unterzog Adams beim britischen „6 Music“ ausgerechnet „Streets Of Philadelphia„, Bruce Springsteens 1994 mit einem Oscar ausgezeichneten Titelsong zum AIDS-Drama „Philadelphia“, einer Cover-Behandlung. Und macht auch das mit gewohnter Brillanz.

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Noah Gundersen – „Smells Like Teen Spirit“


Noah

Seattle. Die Herkunft aus der Großstadt im Nordwesten der USA (beziehungsweise aus deren Umland) dürfte wohl im ersten Augenblick die größte und beinahe einzige Gemeinsamkeit von Kurt Cobain und Noah Gundersen sein. Auf der einen Seite der ungewollte Posterboy des Grunge, der einer ganzen Generation eine Stimme verlieh, dabei jedoch beständig zwischen typischem Rockstar-Hedonismus und geradezu manischen Lasst-mich-in-Ruhe-Attacken hin und her pendelte, um sich im Alter von 27 Jahren (mutmaßlich) selbst ins Jenseits zu befördern. Auf der anderen Seite der stille, gläubige und spirituelle Singer/Songwriter, der mit seinem absolvierten Vierteljahrhundert die „magische 27“ erst in zwei Jahren erreichen wird.

benbloodNein, um Noah Gundersen muss man wohl kaum die gleichen Bedenken haben, die man damals in den wilden Neunzigern um Kurt Cobain hatte, als MTViva tatsächlich noch Musikvideos spielte und da auch eines mit ausgelassen moshenden Highschoolkids und Cheerleadern inmitten einer damals noch unbekannten Band auf Heavy Rotation setzte. Trotzdem – oder gerade wegen dieser vermeintlichen Diskrepanz – hat sich Gundersen, der im Februar diesen Jahres sein starkes Albumdebüt „Ledges“ veröffentlichte, nun ausgerechnet den größten Nirvana-Erfolg „Smells Like Teen Spirit“ vorgenommen (die Coverversion ist Teil von Gundersens „Twenty-Something EP“ die der Singer/Songwriter exklusiv während Konzerten seiner US-Herbsttournee zum Kauf anbieten wird). Wo Cobain im Original all jenen Verunsicherten und Zurückgelassenen der „Generation X“ eine lauthals krakeelende Stimme gab, zieht Noah Gundersen alle Wut und Frustration vom Songgerüst und bringt so die Trauer zum Vorschein, die wohl im Nirvana-Frontmann hochgekocht sein mag, als er den Song im Mai 1991 gemeinsam mit Bassist Krist Novoselic und Schlagzeuger Dave Grohl aufnahm. Und irgendwie erinnert er mit dieser Vorgehensweise der Entschleunigung eines nahezu unantastbaren Klassikers an die ähnliche große Covervariante, die Ryan Adams 2004 vom Oasis-Evergreen „Wonderwall“ veröffentlicht hat – was ja nun mal nicht die schlechtesten Voraussetzungen sind…

 

 

Rock and Roll.

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