(gefunden bei Facebook / Erdal Kocabas für The New Yorker)
Rock and Roll.
Politik und Wirtschaft können ja schon ab und an schwer zu begreifen sein – die Börse spielt verrückt, die Banken sind gleichzeitig pleite und reicher als Krösus, und was „die da in der Politik“ veranstalten, ist eh jenseits von Gut und Böse…
Umso schöner sind knappe Verbildlichungen wie die, die ihr hier findet. Anhand zweier Kühe werden verschiedenste Wirtschaft- und Gesellschaftssysteme treffend auf den Punkt gebracht. Und wenn das ein oder andere im ersten Moment augenzwinkernd simplifiziert erscheinen mag, so ist doch an jeder Beschreibung etwas Wahres dran…
(via boredpanda.com)
Rock and Roll.
Na, das nenn‘ ich doch mal ’nen Schritt in die richtige Richtung! Nachdem man in der letzten Zeit vor allem – völlig zu recht? – einiges an negativer Presse bekam, macht Amazon nun einen gewaltigen Schritt in Richtung Kundenzufriedenheit und Neukundenwerbung. Denn ab sofort bekommt jeder, der sich über den Versandriesen einen Tonträger – ob nun als CD oder LP – bestellt, das digitale Pendant per „AutoRip„-Funktion völlig kostenfrei und – besonders fein – sofort mit dazu. Nun könnten Haarspalter natürlich nach Lücken zum Kritisieren in diesem absolut fairen Deal suchen, aber dies wird anhand der aktuellen Eckdaten – die Amazon-Datenbank umfasst zurzeit 500.00 CDs beziehungsweise 14.000 LPs – wohl schwer…
Hintergrund der ganzen Aktion dürfte wohl sein, dass der Online-Versandriese dem derzeitigen Hauptkonkurrenten und Markführer in Sachen digitaler Musikvermarktung, Apple und seinem Musikdienst iTunes, in größerem Maße Konkurrenz machen möchte. Und das könnte durchaus funktionieren. Denn wo Apple in seinem Store aktuelle Alben für rund 10 Euro anbietet und der willige Käufer da nur die reine digitale Ware erhält (okay, ab und an hängt dem Ganzen – insofern man ein komplettes Album erwirbt – auch noch ein Booklet oder ein, zwei Videos an), bekommt man bei Amazon den physischen Tonträger sowie – solange sich dieser auf dem Postweg befindet – schonmal das Gekaufte in mp3-Form (die Bitrate ist übrigens mit 256 KB/s qualitativ identisch mit der iTunes-Variante). Und es wird noch besser: Alle, die seit 1999 Tonträger über Amazon erworben haben, bekommen nun – insofern in der aktuellen Datenbank vorhanden – nachträglich die Möglichkeit, sich diese – ebenfalls komplett kostenfrei – aufs heimische Abspielgerät zu laden!
Sieht ganz so aus, als hätte Amazon die Signale verstanden. Zwar werden laut dem Bundesverband Musikindustrie noch immer rund 80 Prozent der Einnahmen auf dem Musikmarkt mit dem Verkauf von physischen Tonträgern erreicht, doch ein guter Teil der Zukunft der Musikindustrie liegt ganz klar im digitalen Bereich (welcher etwa in den seit jeher führenden USA bereits über 50 Prozent ausmacht) – mögen Traditionalisten oder LP-Geeks auch noch so sehr protestieren. Einfache Vermarktungsstrategien, welche ein Album mit einem festgeschriebenen Veröffentlichungsdatum vorsehen, an dem die Scheibe dann als schnöder Silberling mit Plastikhülle im Laden steht? Könnt ihr getrost vergessen, denn das Ding landet mit 99,9-prozentiger Sicherheit – und trotz noch so ausgefuchster Sicherheitskriterien – bereits Tage vor Release im weltweiten Netz! Der Musikfreund des 21. Jahrhunderts (und damit meine ich nicht jene Kretins, die sich die aktuellen Sido-Atzen-Revolverheld-Charts in Einzelsongs auf ihr dauerblinkendes Multifunktionsmobiltelefon laden!) schätzt zwar noch immer haptische Statussymbole und mag es, Musik nicht nur zu hören und zu geniessen, sondern auch berühren zu können, doch er will vor allem auch einen gewissen Mehrwert: schöne, anspruchsvolle Covergestaltungen, aufwendige Booklets, Gimmicks in Form von DVDs – all diese Dinge. Dass mittlerweile Musiker wie Amanda Palmer und Kevin Devine den Musikvertriebsmajors Adieu gesagt haben unter ihre Alben via „Crowdfunding“ komplett in Eigenregie – und mit dem finanziellen „Kickstarter„-Vorschuss ihrer Fans – unters Hörervolk (welches dann wiederum exklusive Extras als Dankeschön erhält) bringen, dürfte ein deutlicher Mittelfingerzeig an die veralteten Vermarktungswege sein… Die Zeiten, in denen Streaming-Dienste und ach so böse Web-Tauschbörsen Napster, Morpheus oder Kazaa verteufelt und mit allen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln alternativlos bekämpft wurden, dürften wohl endgültig vorbei sein. Und bei Amazon, bei welchem der zahlende Kunde aktuell – nach eigenen Angaben – aus einem Repertoire von fünf Millionen CDs und Schallplatten sowie 27 Millionen mp3-Songs wählen kann, besteht sogar noch gewaltiges Wachstumspotential für das neuste digitale Ass im Ärmel namens „AutoRip“…
Rock and Roll.
Cosmopolis (2012)
Eric Parker (Robert Pattinson) braucht einen Haarschnitt. Was bei 99,9 Prozent der Weltbevölkerung im Nu erledigt wäre, stellt ihn allerdings vor eine Reihe von Problemen…
Problem eins: der favorisierte Frisör hausiert am anderen Ende der nicht eben kleinen Großstadt. Problem zwei: Eric ist zwar erst 28 Jahre jung, jedoch bereits zigfacher Milliardär. Und da Geld bekanntlich die Zahl der falschen und halben Freunde sowie der Neider exponentiell erhöht, schwebt er zwar latent, aber permanent in Gefahr. Problem drei: der Präsident ist in der Stadt, und die eh schon engen und taxigelblich vollgestopften Straßen der Millionenmetropole New York werden somit für Erics Stretch-Limousine noch um einiges beengter. Doch all das stört ihn keineswegs. Welcher Präsident? Ach, der der Vereinigten Staaten! Macht nix. Und so macht sich der wie aus dem Ei gepellte Geschäftsmann samt motorisiertem Gefährt und hypernervöser Bodyguard-Entourage im elendig langsamen Schritttempo auf, um sich seine perfekt sitzende Scheitelfrisur noch ein wenig perfekter richten zu lassen. Überhaupt scheint diese futuristisch eingerichtete Limousine mehr Lebensmittelpunkt denn Fortbewegungsmittel für den kalt berechnenden, selbsterklärten Visionär und Kosmopoliten zu sein – er steigt nur zu kurzen Tête-à-têtes – etwa mit seiner gleichsam unterkühlten Ehefrau, mit der er die Möglichkeiten des lieblosen ehelichen Beischlafs abwägt – aus der blütenweißen Luxuskarosse aus, lässt lieber Bedienstete zusteigen: halbkindliche Berater, gestresste, durchschwitzte Sekretärinnen, den Arzt zur täglichen Prostatauntersuchung (!), mittelalte Mätressen (toll: Juliette Binoche) für ereignislosen Sex… Er ist selten allein, verzieht keine Miene, analysiert, diagnostiziert, ist dem Gegenüber nicht selten einen Schritt voraus und ummantelt sinnfrei kreisende Dialoge scheinbar stets mit Metaebenen. Dass um den Wagen herum der Globalisierungsgegnermob in Zerstörungswut tobt, scheint Parker ebenso wenig zu interessieren (geschweige denn: beunruhigen), wie die Worte, die seine einerseits exquisit erlesenen, auf der andere Seite jedoch gnadenlos austauschbaren Begleitpersonen von sich geben, denn der steinreiche Schönling hat nur Augen für sich selbst. Und: er ist schrecklich gelangweilt. Doch gibt es noch Leben am Rande des Geldes? Wie probt man den Ausbruch aus einem selbstgeschaffenen, teuer erkauften und hermetisch abgeriegelten Kokon? Und: wer sind diese Leute, die mit toten Ratten um sich werfen?
Die Ausgangssituation für „Cosmopolis„, David Cronenbergs (u.a. A Dangerous Method, A History Of Violence, Die Fliege) neusten Film, mag nicht die schlechteste sein, immerhin darf er hier den gleichnamigen, 2003 erschienenen Bestseller-Roman von Don DeLillo verfilmen. Und trotzdem hat er ein Problem: Robert Pattinson. Zwar mag der durch seine Rolle als „Twilight„-Vampir weltberühmt gewordene Engländer nach Außen und auf den ersten Blick der passende Darsteller für den gefühlskalten, ständig analysierenden Business-Zombi sein, doch bringt er die Zerrissenheit, die latente innere Panik, die DeLillos Figur zwischen den Zeilen innewohnt, zu keinem Moment auf der Leinwand herüber. Während sich die Limousine wie ein technoider Bandwurm auf finanziellem Trauermarsch durch die beengten Straßen des Millionenmollochs quält, bleibt von Pattisons Mienenspiel oft nicht mehr als Zynismus, Arroganz und Gleichgültigkeit. DeLillos bissiger, nur knapp 200 Seiten kurzer – und, bedenkt man das Datum der Veröffentlichung, auch recht visionärer – Abgesang an den New-Economy-Hype gerät zur 123-Minuten-Qual, an dessen Ende man sich fragt, ob diese gefühlte Verschwendung an Zelluloid und Lebenszeit wirklich notwenig war. Dann sollte man sich doch lieber die gelungenere Romanvorlage
zu Gemüte führen (kann hier leider selbst weder zustimmen noch widersprechen, da ich sie bisher nicht gelesen habe). Oder Aldous Huxleys 1932 (!) erschienen Klassiker „Brave New World„. Oder, wenn es denn schon bewegte Bilder sein müssen, sich von Christian Bale als Business-Psychopath Patrick Bateman im ähnlich angelegten „American Psycho“ vormachen lassen, wie man es richtig macht. Alles an „Cosmopolis“ mag sich schrecklich wichtig nehmen. Jedoch hat man all das schon tausendfach gesehen. Nur besser.
Wie bereits erwähnt, werden hier spannende Ausgangsmaterialen – Roman, Thema, Drehort – von einem Hauptdarsteller gekonnt versenkt, der selbst als misantropher Antisympath so glaubhaft ist wie ein Ku Klux Klan-Anhänger im Gospelchor. Und da man kaum ernsthaft annehmen darf, dass Cronenberg bei einem Film mit derart gehobenem Sujet vorhatte, hysterische „Twilight“-Screamager ins Kino zu locken, kann man sich nur allzu lebhaft vorstellen, wie der 69jährige kanadische Regisseur seine Wahl inmitten der Dreharbeiten alsbald selbst bereut haben mag (zuerst war Gerüchten zufolge Colin Farrell für die Hauptrolle vorgesehen, dieser zog es jedoch vor, im Remake von „Total Recall“ den Ersatz-Schwarzenegger zu spielen). Denn erst hier verwandelt sich Pattinson in den wahren, bieder-bleichen Vampir und saugt mit bedrohlicher Talentfreiheit als Geheimwaffe den Zuschauern die Lebenszeit aus. Jedoch: die Frisur sitzt. Herrje, schöne neue Welt…
Rock and Roll.