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Song des Tages: Hannah Georgas – „The National“


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Hierzulande wohl lediglich fuchsfindigen Kennern der kanadischen Indiepop-Singer/Songwriter-Szene ein Begriff, im heimischen Maple-Leaf-, Eishockey- und Mountie-Country schon deutlich bekannter: Hannah Georgas.

Woran liegt’s? Eventuell sind die Songs der mittlerweile 36-jährigen Musikerin aus Vancouver, British Columbia ja zu brav (die ersten beiden, 2010 sowie zwei Jahre drauf veröffentlichten Alben „This Is Good“ und „Hannah Georgas„) oder mit ihren verspielten Synthie-Ideen etwas zu verquer (das jüngste, 2016 erschienene Werk „For Evelyn„)? In diesem Fall könnte auch eine gewisse Sia das ein oder andere Lied davon singen, wie schwierig es ist, endlich vom Mainstream-Formatradio gehört zu werden, schließlich ging es der (mittlerweile recht erfolgreichen) australischen „Chandelier„-Popmusikerin – abgesehen von einem Mini-Hit 2004 mit „Breathe Me“ – lange Jahre ganz ähnlich…

81uNcJpKqJL._SS500_Andererseits scheint Hannah Georgas – zumindest in der kanadischen Musikszene – ihre Nische gefunden zu haben. Und hört man einen Song wie „The National“ (von der 2008er Debüt-EP „The Beat Stuff„), der einerseits den Live-Qualitäten ebenjener umtriebigen – und heutzutage weltbekannten – Indierock-Band aus dem US-amerikanischen aus Cincinnati, Ohio huldigt, und andererseits all jenen neuen Glauben schenkt, die bezweifeln, dass das Ende einer Beziehung nicht den Beginn einer Freundschaft bedeutet, so kann man Georgas kaum wünschen, irgendwann einmal im seelenlosen Formatradio-Einheitsbrei zu laden…

(Wem Hannah Georgas‘ balladeske Seite zusagen sollte, dem sei übrigens ihre 2016 in den Canterbury Music Studios in Toronto eingespielten „Canterbury Sessions“ wärmstens ans Hörerherz gelegt, bei der sie – nebst den Stücken „Lost Cause“ und „Walls“ vom Album „For Evelyn“ – auch eine reduzierte Piano-Variante des Rihanna-Songs „Needed Me“ zum Besten gab…)

 

 

„It’s as if you brushed across my way
Your scent gave you all away
I’m ok to say you’re just a face, you’re just a face
The other day, someone mentioned your name
It brought back hurt and all your pain
It’d be a lie to say that I was ok, I was ok 
I was ok

But maybe I’ll see you at The National
Maybe we’ll sing that song that we like the most
Maybe you forgive me, and I’ll forget
Maybe we’ll sing along to The National

Now that you’re gone, things are going my way
It took some time, but I think about you less each day
It just there’s pieces I would give away, I’d give away

But maybe I’ll see you at The National
Maybe we’ll sing that song that we like the most
Maybe you forgive me, and I’ll forget
Maybe we’ll sing along to The National

What about love?
What about you?
What about me?
Say hello
Say good-bye
To what we used to be
What about love? 
What about you? 
What about me?
Say hello 
Say good-bye
To what we used to be

But maybe I’ll see you at The National
Maybe we’ll sing that song that we like the most
Maybe you forgive me, and I’ll forget
Maybe we’ll sing along to The National“

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: An Horse – „This Is A Song“


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Foto: Promo / Corry Arnold

Von 2007 bis 2012 gibt es wohl nur einen Ausdruck, um die (Mini-, da immer noch im „Indie-Rahmen“) Karriere von An Horse zu beschreiben: Non-Stop. Nur nachvollziehbar ist es also, dass Kate Cooper und Damon Cox nach zwei Alben, unzähligen Touren und Schicksalsschlägen schlichtweg ausgebrannt waren. Nun, nach fast sechs Jahren Pause, kehrt die Band endlich zurück.

Aber blicken wir noch einmal kurz zurück: 2010 hatte das Indie-Rock-Duo aus dem australischen Brisbane sein Debütalbum „Rearrange Beds“ und nur ein Jahr später das zweite Werk „Walls“ veröffentlicht, die sich mal zwischen verträumteren Thermals, mal zwischen bodenständigeren Tegan And Sara einsortierten. Davor, dazwischen, danach und währenddessen waren Cooper und Cox im Prinzip konstant auf Tour, um ihre Songs in möglichst viele Ohren zu bringen: entweder als Headliner oder gemeinsam mit Tegan And Sara, Death Cab For Cutie, Silversun Pickups oder Nada Surf ging es gleich mehrmals um die ganze Welt. Dieses Touren im Akkord forderte seinen Tribut: die Band verfiel in einen sechsjährigen Winterschlaf.

Kate Cooper sagt, sie sei nach dem Ende der letzten Tour zum zweiten Album einfach am Ende gewesen. Sie hatte keine Lust mehr, immer nur unterwegs zu sein, ihre Liebe zu vermissen. Gleichzeitig wurde bei ihrem Vater ein Gehirntumor diagnostiziert, den er leider nicht besiegen konnte. „Ich wollte keine Songs darüber schreiben, am Totenbett zu sitzen und traurig zu sein. Traurigsein ist einfach, zumindest für mich. Schwierig ist es, glücklich zu sein. Dafür musst du arbeiten. Die Gitarren habe ich erst wieder in die Hand genommen, als ich über etwas anderes als Traurigkeit schreiben konnte.“

Cooper verschlug es 2012 von Australien nach Montreal in Kanada, Cox zog nach New York. Beide hielten ständig Kontakt. Nach einigen Jahren der (musikalischen) Funkstille erreichten Damon Cox dann wieder frische Songideen von Kate Cooper, die er ergänzte und ihr zurückschickte. Man traf sich über Weihnachten in der australischen Heimat Brisbane, dann wieder in Kanada, und plötzlich war das dritte Album „Modern Air“ fertig.

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Ebenjenes „Modern Air“ mit seinen elf neuen Stücken ist lebendiger, abwechslungsreicher und dynamischer als die beiden Vorgängeralben, es zeigt An Horse stark wie nie – ob nun trotz oder wegen der doch recht langen Bandpause. Kate Cooper und Damon Cox sind eine Einheit, die nahtlos verschmilzt. Ihr gitarren-basierter Indie Rock kommt auf dem neuen Album immer noch mit zahlreichen Kanten daher, wagt dieses Mal aber auch ausschweifende Momente und mehr Experimente.

6b97f448-Cover_Final_Spotify„We are okay now / We made it through somehow“, singt Cooper nun im wachrüttelnden Opener von „Modern Air“. Und bereits nach zweieinhalb Minuten steht fest: Da geht noch was bei An Horse. Und da geht noch was mit unverkopftem Indie Rock. „This Is A Song“ ist eines dieser Lieder, die man kurz belächelt, weil sie so simpel daherkommen, und denen man dann verfällt, weil sie ebenso simpel alles auf den Punkt bringen: „And this is a song / For all the times you didn’t belong / And this is a song/ For all the times they got you wrong“ – viel mehr braucht es nicht, wenn die Attitüde und das Gitarrenriff stimmen. „Dieser Song feiert das Gefühl, anders zu sein, auch wenn man zu der Erkenntnis erst einmal selbst kommen muss“, so die Sängerin und Gitarristin Kate Cooper über „This Is A Song“. „Ich habe mir die Fotos aus meiner High School Zeit angesehen, und ich sehe darauf so krass anders aus als alle anderen, ich steche da total heraus. Damals war das schwierig für mich. Heute denke ich: die sehen alle so schmerzhaft normal aus! Ich bin froh, nicht so wie die anderen auf diesen Bildern zu sein.“ 

Das australische Indie-Rick-Duo kann 2019 aber nicht nur Hymnen auf das Außenseitertum singen, sondern auch – ohne Filter oder Blatt vorm Mund – in Richtung der Gegenseite austeilen: „Tell me I can’t get married / While you’re fucking your secretary“, greift Cooper im folgenden, noch etwas stärkeren „Live Well“ die Scheinheiligkeit der Gegner gleichgeschlechtlicher Ehen an. Und dieser Song steht durchaus exemplarisch für „Modern Air“, denn er schlägt härtere Töne an, ist dabei aber nicht verbittert, sondern – mit geballten Fäusten und einer guten Prise Rock – lebensbejahend. Im Verlauf ihrer dritten Platte wagen sich Cooper und Cox aber auch immer wieder aus der Komfortzone heraus, hin zu raumgreifendem Indiepop in „Started A Fire„, der mit Streichern abgerundeten Akustikballaden-Fingerübung „Mind Reader„, dem seltsamen Soundexperiment in der Albummitte, das mit „Bob Ross (Be The Water)“ einen angemessen verrückten Songtitel erhalten hat, oder „Fortitude Valet“, das haushohe Gitarrentürme übereinander schichtet und schüchtern in Richtung Shoegaze lugt. Und, übrigens: Das klassischste aller Trinkspiele ließe sich auf „Modern Air“ auch anwenden: für jedes zuckersüße „Fuck“ einen Shot, und die Nacht ist gelaufen. Auf das Leben – willkommen zurück, An Horse!

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Hier gibt’s mit „This Is A Song“ den Albumopener von „Modern Air“ in Bild und Ton…

 

…sowie via Bandcamp das Album im Stream:

 

Rock and Roll.

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„I Won’t Back Down“ – Tom Petty ist tot.


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Learning To Fly„. „Free Fallin‘„. „I Won’t Back Down„. „Into The Great White Open„. „American Girl“ – Wenn man so will, war Thomas Earl „Tom“ Petty der Konsens-Rocker, der – aufrecht, aufrichtig und Zeit seiner seit den Siebzigern andauernden Karriere stets ohne sich zu verstellen – jeden da abzuholen wusste, wo man sich gerade in den eigenen Musikvorlieben tummelte: die Alternative-Rocker, die Indie- wie Grunge-Kids, die sanften Americana-Schwofer, die Heartland-Rock-Puristen, die Redneck-Rowdys, ja selbst die Mal-eben-zufällig-durchs-Radio-Zapper. Mit seiner Begleitband, den Heartbreakers, Ende der Achtzigern auch mit einer Art „Folkrock-Supergroup“, den Traveling Willburys, zu der auch Bob Dylan, George Harrison, Roy Orbison und Jeff Lynne gehörten, bekam er irgendwann jeden unter seinen musikalischen Hut – 80 Millionen verkaufte Tonträger irren nicht.

Bei alledem selten ins Beliebige hinein zu rutschen, ist schon eine Kunst, die man Tom Petty zugute halten muss. Ebenso wie die Tatsache, dass der Mann, der vom US-amerikanischen „Rolling Stone“ auf Rang 91 der „100 größten Musiker“ sowie auf Rang 59 der „100 besten Songwriter aller Zeiten“ gelistet wurde, stets zu den „nicest guys“ im nicht selten haifischbeckengroßen Rock’n’Roll-Zirkus gezählt werden darf – quasi der Dave Grohl, als an Dave Grohl noch gar nicht zu denken war.

Am gestrigen Montag erlitt der Musiker in seinem Haus in Malibu, Kalifornien einen Herzstillstand und verstarb wenig später „im Kreis seiner Familie, Bandkollegen und Freunde“ in einem Krankenhaus in Santa Monica. Petty, der vor wenigen Tagen noch ein Konzert im Hollywood Bowl in Los Angeles gegeben hatte, sei mit 66 Jahren „viel zu früh gestorben“, erklärte die Familie – wer mag das bezweifeln…

Mach’s gut, Tom.

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Illustration: Oli Hilbring

Gelungene Nachrufe auf Tom Petty findet man etwa bei den Kollegen von welt.de oder zeit.de. Lesenswert sind auch die Worte von Fleetwood-Mac-Sirene Stevie Nicks, seit langer Zeit eine der engsten Freundinnen Pettys, welche die Sängerin für die „Rolling Stone“-Reihe der „100 größten Musiker“ verfasste.

Und wenn’s all die Gedanken schon nicht hinreichend beschreiben, bleibt immer noch Tom Pettys Musik…

 

 

 

Rock and Roll.

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