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Zitat des Tages


„Es ist natürlich ein Privileg, Musik zu machen. Aber den Menschen ist nicht bewusst, dass es auch ein Privileg ist, Kultur zu erleben. Und hier kümmert sich die Gesellschaft zu wenig um ihre Künstler*innen.“

(Ren Aldridge, Frontfrau der englisch-österreichischen Raging Feminist Post-Hardcore-Band Petrol Girls, im Interview mit „VISIONS“ – Ausgabe 358, 01/2023)

Rock and Roll.

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„2 Meter Stillstand“ – Eine Doku über die Live-Branche inmitten von Corona


Der Toningenieur Philipp Welsing, zugleich Betreiber des Orignal Mastering Studios in Hamburg, hat unter dem Titel „2 Meter Stillstand“ im April und Mai 2021 eine 45-minütige Dokumentation gedreht, in der Hamburger Veranstalter wie Stephan Thanscheidt (FKP Scorpio) oder Clubbetreiber*innen wie Stefanie Hochmuth (Uebel & Gefährlich) über das Leben von Kulturschaffenden in Deutschland seit Beginn der Coronavirus-Pandemie zu Wort kommen und aus ihrer Perspektive über ein Jahr Corona sprechen.

Der auf der Website www.2meterstillstand.de, bei YouTube und Vimeo aufrufbare Film will „kulturschaffenden Menschen eine Plattform geben, die durch Covid-19 in ihrer Arbeit und in ihrem Leben so stark eingeschränkt sind, dass es häufig zum Stillstand kommt. Der Film ist für alle Kulturschaffenden gemacht und soll Aufmerksamkeit für ihre Situation erzeugen“, betont Welsing, der in der Vergangenheit als Redakteur der „VISIONS“ bereits an anderer Stelle recht intensiv hauptberuflich mit Musik in Berührung kam.

Neben dem FKP-Scorpio-Manager und der Uebel & Gefährlich-Betreiberin kommen in dem Film auch Fenja Möller (Bookerin des Molotow), die Musiker*innen Laila Nysten, Frieder Hepting (Thalia Theater) und Rick McPhail (Tocotronic) sowie die Außenrequisiteurin Anna Strohmeier, die Veranstalterin und Kuratorin Carolin Balas Pavisic, Michael Kellenbenz (Fahrradgarderobe) und Julian Loewe (Neubau Music) zu Wort.

Rock and Roll.

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Ein Musiknerd, ein Held – Dirk Siepe ist tot.


Foto: VISIONS / Facebook

Pardon für diese linguistisch durchaus flapsige Äußerung, aber: Manchmal ist die Welt schon ein gewaltiges Arschloch. Sie holt manch Guten zu früh, und lässt uns, den traurig-treudoofen Rest, hier unten mit Pleiten, Pech, Pandemien und einer ganzen Reihe formvollendeter Arschgeigen zurück.

Wie der Tipper dieser Zeilen am Abend eines vornehmlich milden Februartags auf solchen düsterdunklen Fatalismus kommt? Durch die überraschende Nachricht, dass Dirk Siepe „nach längerer, schwerer Krankheit“ verstorben ist. Klar, der Name wird den meisten von euch nun weitaus weniger sagen als etwa David Bowie, Johnny Cash oder – meinetwegen, um bei irgendwie ewig lebenden, andererseits aber dennoch mausetoten Legenden zu bleiben – Frank Sinatra. Für mich war Siepe dennoch ’ne (r)echt große Nummer. Einer, der seit 1994 viele Jahre – erst als Redakteur, später als Chefredakteur und zuletzt als Autor – Teil der Schreiberlinge-Mannschaft der VISIONS war. Und damit auch meinen Musikgeschmack seit der musikalischen Adoleszenz entscheidend mit geprägt hat. Kaum einem Printmedium bin ich schon so lange treu (seit über zwei Jahrzehnten, nahezu alle Ausgaben stehen in beeindruckenden Stapeln – teils zum Leidwesen meiner Eltern – noch an zwei Orten verteilt herum). Durch kein anderes Musikmagazin – sorry, Rolling Stone, sorry Musikexpress – habe ich so viele Herzensbands und Künstler*innen kennenlernen dürfen – und tue dies auch heute gelegentlich noch. Allein schon deshalb war „der Siepe“, wie wir ihn in unserem (schein)elitär-kleinen Musiknerdkreis tief in der sächsischen Provinz damals oft nannten, wie der ältere Kumpel, der einem den geilsten neuen Scheiß aus Musikhausen ans Hörerherz legte, und genau zu wissen schien, worauf man in Kürze derb steil gehen würde, ohne dass man ihn je jemals getroffen hatte. Dass der Mann ein schwarz-gelbes Fussball besaß? Kein Muss, aber dennoch ein dickes Plus für mich (und auch passend, wenn man für ein Musikmagazin aus der Heimatstadt von Borussia Dortmund schreibt). In jedem Fall war es nicht nur für mich – im Rückspiegelblick und gefühlt so lange her – meist eine große Freude, Dirk Siepes mit einem gerüttelt Maß an Passion verfasste Artikel und Reviews lesen zu dürfen, die Leidenschaft, mit der der Mann einem so viele tolle, hierzulande sträflichst unbekannte Bands vor allem aus der Desert-Rock-Szene näher brachte. Wer weiß, wie viele nun wissend nickende Musikhörer weniger Kombos wie Kyuss, die Queens Of The Stone Age, Turbonegro, The Hellacopters oder Gluecifer ohne seine Leidenschaft für den Rock’n’Roll und ohne sein großes Engagement heute hätten… Kaum vorstellbar, dass eine so fantastische Band wie Mother Tongue ohne „den Siepe“, der sich in den Achtzigern selbst in der Fansize-Szene versuchte (noch so etwas, was uns irgendwie eint), wohlmöglich nie mehr einen Fuss auf bundesdeutschen Boden gesetzt hätte (und auch heute noch viel zu wenigen ein Begriff ist – deshalb: MOTHER TONGUE HÖREN!)…

Natürlich bin auch ich älter (und grauer im Gesicht!) geworden, hat sich mein Fokus ein wenig verschoben. Mein Musikgeschmack mag nun, so viele Jahre später, im Gros ein kitzekleines Bisschen weniger „wild“ ausfallen als noch in jenen Tagen, als ich nach der Schule noch zum Kiosk radelte oder die VISIONS während der Zugfahrt zu Uni verschlang. Freilich waren das – uffjepasst, Grumpy-Old-Man-Modus! – andere Zeiten, so (fast) ohne Internet, ständige Streaming-Verfügbarkeit und schöne neue Reizüberflutung (in welcher auch zu viele hoffnungsvolle Talente vorm eigenen Durchbruch leider wieder ersaufen). Aber es waren gute Zeiten. Und das? Schreibe ich beinahe frei von jeglicher nostalgischer Verklärung, und mit einer dicken, dicken Träne im Anschlag.

Ach, Dirk… Mann Mann Mann, mach’s gut, Dirk Siepe. Wie könnte ich dir je genug danken für all die tolle Musik, die du uns gezeigt hast? Eben: nie. Darum hoffe ich einfach, dass es dir da, wo du nun bist, besser geht. Und dass dir dort eine anständige, amtliche Plattensammlung ganz nach deinem Gusto zur Verfügung steht.

Das letzte Wort möchte ich trotzdem Michael Lohrmann, der als Gründer der VISIONS „den Siepe“ bestens kannte und dem die Zeilen seines ebenso hetzwarmen wie persönlichen Nachrufs wohl tausend Zentner schwer gefallen sein müssen, überlassen:

„IN GEDENKEN AN DIRK

Anfang der 90er Jahre bin ich unter Plattenkritiken in Fanzines regelmäßig über den Namen Dirk Siepe gestolpert. Mit seinem Faible für Punkrock, Alternative und Desert Rock würde er eigentlich perfekt zu VISIONS passen, dachte ich mir dann immer, und als wir dringend jemanden suchten, der in unserem Namen für ein großes Kyuss-Feature nach Amerika fliegt, rief ich ihn kurzentschlossen an. Bereits am nächsten Tag stand Dirk vor mir in der Redaktion, mit seinen Cowboy-Stiefeln und einem halb offenen Hemd unter einer abgeranzten braunen Lederjacke sah er ein bißchen so aus, als wenn er selbst in einer Band spielen würde. Ich glaube, er wirkte anfänglich ein wenig schnöselig auf mich, als wir dann über Musik gefachsimpelt haben (und natürlich über unsere gemeinsame Liebe Borussia Dortmund), war aber schnell klar, dass nur er prädestiniert ist, Josh Homme und Co. für VISIONS in Palm Desert zu besuchen. Die Geschichte, die er anschließend mitbrachte, war stark. Dirk hatte nicht nur viel Ahnung von Musik und die Gabe, auf Augenhöhe einen guten Draht zu den Musikern aufzubauen, er besaß auch die Fähigkeit, sein Wissen und seine Erlebnisse in wortgewandte Texte zu transferieren. Nach diesem Auftakt nach Maß war in jedem Fall klar, dass er ein Teil der VISIONS Familie werden muss. Der Zufall wollte, dass der Posten des Chefredakteurs parallel zu unserem Kennenlernen vakant wurde, rund 27 Jahre später kann ich sagen, dass es eine wunderbare Entscheidung war, Dirk diesen Job anzuvertrauen.

Duffy, um mal seinen Spitznamen zu bemühen, hat VISIONS über Jahre hinweg nachhaltig geprägt – vielleicht war es sogar die beste Phase, die man als Leser als auch als Mitglied der Gang mit diesem Magazin erleben konnte. In einer Zeit, wo an das Internet noch nicht zu denken war und in der Print-Magazine gehörigen Einfluß hatten, war Dirk ein Tastemaker, der den Musikgeschmack von etlichen VISIONS Lesern extrem geprägt hat. Bands wie Kyuss, Gluecifer, Hellacopters, Turbonegro, Mother Tongue, Masters Of Reality oder auch QOTSA, um nur mal die Kirschen auf der Sahne zu nennen, haben Dirk viel zu verdanken, denn er hat ihnen mit seinem Engagement den Weg geebnet. Wie wichtig er für VISIONS und unsere Leser war, belegt alleine eine Szene, die sich bei Rock am Ring in 2001 zugetragen hat. Als die Queens Of The Stone Age um seinen alten Spezi Josh Homme von Dirk an den VISIONS-Stand geholt wurden, wollten die Leute nicht nur Autogramme von der Band, sondern auch von ihm. So saß er dann da neben den Musikern und unterschrieb eine Stunde lang beseelt VISIONS Titelbilder. Das hat mich stolz gemacht. Dirk war das Aushängeschild von VISIONS – das Rock Hard hatte Götz Kühnemund, wir hatten Siepe.

Und, meine Güte, was haben wir gefeiert! Die Musikbranche bietet dafür ja durchaus viele Anlässe und der verklärte Blick zurück sagt mir gerade, dass wir so viel nicht ausgelassen haben, auch wenn Duffy da vielleicht nochmal aus einem anderen Holz geschnitzt war als ich und die meisten anderen. Auch fernab von Festivals, Konzerten oder VISIONS Partys gab es genug Situationen, in denen es ausgelassen war. Alleine der Fußball: Meisterschaften, Pokal-Siege, Derby-Triumphe, aber auch ein Moment der Schmach, als wir im Westfalenstadion 0-1 gegen den VfL Bochum (!) verloren haben, weil Delron Buckley kurz vor Spielende der Meinung war, das Siegtor erzielen zu müssen. Dirk war so abgenervt von einem feiernden Bochumer in der Reihe vor uns, dass er ihm einen fast vollen Becher Bier über den Kopf kippte. Ich fand das irgendwie gerecht, weil mir der Typ auch tierisch auf den Sack ging, getraut hätte ich mich das aber nicht. Als wir später in der Kneipe einen ausgeknobelt haben, war ich immer noch überrascht darüber, dass es nicht zu Handgreiflichkeiten kam.

Vielleicht hat der VfL-Fan auch einfach gemerkt, dass Dirk eine gute Seele hatte. Wer ihn kannte, wusste das ganz sicher. Sein großes Herz für Katzen und Hunde deutete darauf hin, aber auch sein ehrenamtliches Engagement für Die Tafel in Dortmund, die er in den letzten Jahren unterstützt hat. Dirk hatte zudem eine melancholische Seite, die es ihm ermöglichte, sehr reflektierte, tiefgehende Gespräche zu führen. So erinnere ich mich an einige Abende, die wir dem Herzschmerz widmeten, ganz frei von Punkrock und Feierei. Eigentlich wollten wir uns bald treffen, es ist bestimmt drei, vier Jahren her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Unsere Kommunikation beschränkte sich in der Zwischenzeit auf sporadische SMS zu Geburtstagen und witzige Frotzeleien zum aktuellen Fußballgeschehen – wir waren nicht im klassischen Sinne befreundet, aber wir hatten nach all den Jahren noch steten Kontakt. Wegen seiner Lungenkrankheit und der für ihn daher besonders heiklen Covid-Situation haben wir ein Treffen vertagt, bis zu dem Zeitpunkt, wo es das Wetter zulässt, dass man sich draußen treffen kann. Jetzt ist das Wetter gut – und Dirk nicht mehr unter uns. In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 2021 hat er uns für immer verlassen. Und das macht mich extrem traurig.

Danke für alles, Duffy. Du wirst vermisst werden. Und wenn du da oben den Fußballgott triffst, weißt du, was zu tun ist.

Rock and Roll.

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Song des Tages: Bright Eyes – „First Day Of My Life“


first day...

Zugegeben: Es gäbe sicherlich deutlich kreativere Auswahlmöglichkeiten für den heutigen „Song des Tages“ als das Stück vom bereits zehn Jahre zurückliegenden Bright Eyes-Meisterwerk „I’m Wide Awake, It’s Morning„, welchem selbst die Kollegen von „NPR – All Songs Considered“ unlängst den Spitzenplatz ihre Liste der „Love Songs You Love To Love“ zukommen ließen…

Apropos „thematische Liste“: Wer gern und oft Spotify frequentiert, für den haben die Online-Schreiberlinge des VISIONS Magazins bunt gemischte Playlisten erstellt – wahlweise unterteilt in „Hurra, Valentinstag!“ und „Igitt, Valentinstag!“ (wo sich bei ersterer ebenfalls der Bright Eyes-Evergreen wiederfinden lässt). Selbst der ein oder andere auf Herzschmerz-Oden spezialisierte Musiker, wie etwa Keaton Henson, lässt es sich nicht nehmen, aus gegebenem Anlass seine persönliche Top Ten der „Heartbreak Songs“ zu kuratieren…

Am Ende nimmt sich jeder am heutigen 14. Februar das raus, was ihm (oder ihr) gerade am besten in den Kram passt. Für die einen ist’s nur ein alter Brauch, mit dem sie sowieso nichts anfangen können, andere nutzen den Tag zur Feier ihres Singledaseins, und wieder andere konsultieren das weltweite Netz, weil sie selbst zu schüchtern sind, dem oder der Liebsten die berühmten drei Worte ins Gesicht zu sagen (nennt man das dann „digitale Befangenheit“?), während Floristen genau diesem Tag des Jahres sehnlichst entgegen fiebern… Aber man muss schon ein besonders kalter Stein sein, um beim ewig tollen Musikvideo zu „First Day Of My Life“, dessen Text ja sowieso und an sich schon herzerweichend ist, keinen wohligen Kloß im Hals zu bekommen…

 

 

Bright-Eyes-First-Day-Of-My-L-320061„This is the first day of my life
Swear I was born right in the doorway
I went out in the rain, suddenly everything changed
They’re spreading blankets on the beach

Yours was the first face that I saw
I think I was blind before I met you
I don’t know where I am, I don’t know where I’ve been
But I know where I want to go

So I thought I’d let you know
That these things take forever, I especially am slow
But I realized how I need you
And I wondered if I could come home

I remember the time you drove all night
Just to meet me in the morning
And I thought it was strange, you said everything changed
You felt as if you just woke up

And you said, this is the first day of my life
Glad I didn’t die before I met you
Now I don’t care, I could go anywhere with you
And I’d probably be happy

So if you wanna be with me
With these things there’s no telling, we’ll just have to wait and see
But I’d rather be working for a paycheck
Than waiting to win the lottery

Besides maybe this time it’s different
I mean, I really think you like me…“

 

Rock and Roll.

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Flimmerstunde – Teil 29


Dear Courtney“ (2013)

DC-DVD-COVER-finalDeutschlands niederrheinische Provinz, Anfang der Neunziger. Vier lange Jahre schon ist der 17-jährige Paul (Jonas Nay) in die zwei Jahre ältere Saskia (Sina Tkotsch) verliebt, das schönste – und damit zwangsläufig begehrteste – Mädchen der Schule. Leider hat sie so gar nichts für ihn übrig, interessiert sich vielmehr für Rowdies und Möchtegernrockstars – doch Paul gibt nicht auf. Er komponiert autodidaktisch Lied um Lied für seine Angebetete, um so Saskias Herz zu erobern – und eine Musikkarriere zu beginnen. Später merkt Paul, dass einer seiner Songs geklaut wurde und unter dem Namen „Smells Like Teen Spirit“ auf einem Nirvana-Album zu hören ist! Er sieht sich gleich dreifach betrogen: um seinen gerechten Lohn, den verdienten Plattenvertrag und Saskias Liebe. Also will Paul sich beim Nirvana-Frontmann Kurt Cobain beschweren und folgt der Band, die sich 1991 auf Deutschlandtournee befindet, von Konzert zu Konzert, von Berlin über Hamburg und Frankfurt bis nach München. Gemeinsam mit Michael (Fjodor Olev), einem selbsternannten, recht enthusiastischen Musikjournalisten, der soeben ein eigenes Musikmagazin namens „VISIONS“ auf die Beine gestellt hat, will er Cobain dazu bringen, seine Rechte an „Smells Like Teen Spirit“ abzutreten – doch das ist gar nicht mal so einfach. Und als Paul schließlich der verrückten Hamburgerin Tolle (Lore Richter) begegnet, realisiert er langsam, dass es Schöneres und Wichtigeres gibt als Ruhm und Ehre…

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Dear Courtney“ ist so vieles: jugendlich-humoriges deutsches Roadmovie, ein kleines Stück alternative Musikgeschichte, augenzwinkernd-charmate Coming-of-Age-Liebeskomödie. Vor allem jedoch ist das Langfilmdebüt von Regisseur Rolf Roring, das von der ersten Idee bis zur Fertigstellung ganze zehn Jahre benötigte, ein kurzweilig-sentimentaler Rückblick darauf, wie das denn so war, in den frühen Neunzigerjahren erwachsen zu werden, als Grunge – von Nirvana über Soundgarden bis hin zu Pearl Jam – plötzlich der „heißeste Scheiß“ in Punkto Musiktrends war, MTV kaum ein anderes Musikvideo in die Heavy Rotation nahm außer „Smells Like Teen Spirit“, „Black Hole Sun“ oder „Alive“, die Jugend auf einmal zerrissene Jeans, klobige Boots oder Holzfällerhemden für sich entdeckte und man Musik noch ganz legal im Plattenladen des Vertrauens kaufen musste (oder man überspielte sie sich von Kassettentape von Kassettentape, um dem neusten Lieblingslied im Walkman auf dem Schulweg zu lauschen). Einer der großen Sympathiepunkte des Films, der an manchen Stellen an ganz ähnliche deutsche Produktionen wie „Dorfpunks“ oder Hendrik Handloegtens sentimentales „Liegen lernen“ erinnert, ist wohl am Ende dem (fehlenden) Budget geschuldet, denn ausgerechnet „Smells Like Teen Spirit“ – das Lied, um welches sich die kompletten 90 Minuten mehr oder minder drehen – bekommt der Zuschauer nicht ein einziges Mal zu hören. Dafür haben bekannte Gesichter wie Klaas Heufer-Umlauf, Joko Winterscheidt (ja, genau die Pro Sieben-Chefkomiker vom Dienst!) oder der echte „VISIONS“-Gründer Michael Lohrmann recht charmante Gastauftritte. Und wenn am Ende tatsächlich Kurt Cobain (freilich nicht der echte, denn der singt längst mit den Engeln) in Paul rostigem VW sitzt, dann… naja, seht selbst.

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Rock and Roll.

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