Schlagwort-Archive: Villagers

Song des Tages: Villagers – „Simple Twist Of Fate“ (live bei TV Noir)


Villagers-c-Rich-Gilligan-730x410

Foto: Promo / Rich Gilligan

Eine wirklich sehr schöne, verdammt zurückgelehnte Version des Bob Dylan-Songs „Simple Twist Of Fate“, im Original anno 1975 auf dem Album „Blood On The Tracks“ erschienen, haben Conor O’Brien und seine Villagers da kürzlich bei TV Noir zum Besten gegeben, keine Frage. Macht glatt mächtig Böcke, mal wieder das ein oder andere Werk beider Künstler in die Playlist des Vertrauens zu packen…

 

 

„They sat together in the park
As the evening sky grew dark
She looked at him and he felt a spark
Tingle to his bones
‚Twas then he felt alone
And wished that he’d gone straight
And watched out for a simple twist of fate

They walked alone by the old canal
A little confused, I remember well
And stopped into a strange hotel
With a neon burning bright
He felt the heat of the night
Hit him like a freight train
Moving with a simple twist of fate

A saxophone someplace far-off played
As she was walking on by the arcade
As the light bust through a beat-up shade
Where he was wakin‘ up
She dropped a coin into the cup
Of a blind man at the gate
And forgot about a simple twist of fate

He woke up, the room was bare
He didn’t see her anywhere
He told himself he didn’t care
Pushed the window open wide
Felt an emptiness inside
To which he just could not relate
Brought on by a simple twist of fate

He hears the ticking of the clocks
And walks along with a parrot that talks
Hunts her down by the waterfront docks
Where the sailors all come in
Maybe she’ll pick him out again
How long must he wait?
One more time, for a simple twist of fate

People tell me it’s a sin
To know and feel too much within
I still believe she was my twin
But I lost the ring
She was born in spring
But I was born too late
Blame it on a simple twist of fate“

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Song des Tages: I Have A Tribe – „Cuckoo“


i-have-a-tribe

I Have A Tribe – der Bandname klingt schwer nach Künstlerkollektiv. So ähnlich – oder eben nicht – ist es denn auch, denn hinter I Have Tribe steht eigentlich Patrick O’Laoghaire ganz allein. Ungefähr so, wie hinter Bon Iver Justin Vernon ganz allein steckt. Für seine Musik holt sich der aus Dublin stammende Ire, der sich vom Wort „Tribe“ auf einer Plakatwand zum Bandnamen inspirieren ließ, jedoch offenbar gern Unterstützung von Freunden und Bekannten, nachzusehen etwa im Musikvideo zum Song „Cuckoo“. Selbiges ist nicht etwa standesgemäß in einem irischen Pub entstanden (das wäre denn wohl des Klischee zuviel gewesen), sondern wurde an einem sonnigen Tag in der Reichenberger Straße in Berlin-Kreuzberg gedreht, als O’Laoghaire seine Akustikballade in einem Hinterhof-Loft am Klavier zum Besten gab. Da begleitet ihn ein Buddy an der Gitarre, ein anderer am Kontrabass, plötzlich vernimmt man betörende Backing Vocals von irgendwo her. Und selbst wenn das anwesende Publikum scheinbar nur zuschaut und -hört – es wirkt, als entfalte O’Laoghaires „Cuckoo“ erst durch die Stille seiner Zuhörer seine ganze fragile Kraft.

Patrick O’Laoghaire sagt über Song und Video: „Another lovely experience making a music video with Myles, this time surrounded by the beautiful paintings of David Hedderman in Berlin, where the song Cuckoo was written, after listening to Bruce Springsteens ‚Nebraska‘, perched in a hammock in this inspiring city“, und der Regisseur Myles O’Reilly stimmt ein: „It was a thrill to visit beautiful Berlin from Ireland and make this video with Patrick in his friend David Heddermans studio. Like the other videos I have been fortunate to make recently for I Have A Tribe, we were able to include very strong themes of culture, craft and creativity.“

27d844bd6da52bc45a866577bb8c060b-full

Zu finden ist „Cuckoo“ auf dem bereits im Mai erschienenen Debütalbum „Beneath A Yellow Moon“ auf dem von Herbert Grönemeyer ins Leben gerufenen Label Grönland (sic!) – und damit mindestens sechs Monate zu früh, denn die elf Stücke, welche vor allem mithilfe von Produzent Paul Savage (Mogwai, Aereogramme, Arab Strap) in Glasgow, aber auch zusammen mit Villagers-Frontmann Conor O’Brien im heimischen Dublin aufgenommen wurden, passen ebenso gut zur sommerlichen Jubel-Trubel-Heiterkeit wie ein Schneemann an die Copacabana. Vielmehr webt O’Laoghaire sich in seinen Songs eine geradezu intim-meditative Atmosphäre der Schatten, durch welche immer wieder einzelne Sonnenstrahlen brechen. Eine ganz bewusste Reduzierung aufs Nötigste, wie der singende, songwritende Bartträger bestätigt: „Ich denke, ich wollte ein bisschen mit der Stille spielen, mit kleinen Fehlern. Vielleicht habe ich auch einfach gelernt, hingebungsvoller zu spielen. Also wollte ich bei den Aufnahmen mehr Raum haben, um wie ein Kind damit herumzuspielen.“ Ganz bewusst hat O’Laoghaire, der sich selbst „irgendwo zwischen Anna Calvi und Alvo Pärt“ einordnen würde, somit auch die kleinen Fehler, die ihm bei den Aufnahmen unterlaufen sind, eben nicht herausgeschnitten. Das gut 50-minütige Gesamtbild steht klanglich in guter Gesellschaft von Künstlern wie den bereits erwähnten Conor „Villagers“ O’Brien oder Bon Iver (die reduzierte Variante á la „For Emma, Forever Ago“), aber auch von William Fitzsimmons oder Keaton Henson – allesamt Folk-Leisetreter, die nicht viel Brimborium benötigen, um ein intensives Feuerwerk zu entfachen.

i-have-a-tribe-beneath-a-yellow-moon-gronland-100_v-img__16__9__l_-1dc0e8f74459dd04c91a0d45af4972b9069f1135
 
  

 
 
Auch toll: der Song „After We Meet“…


 
 

…oder „Buddy Holly“:

  

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Villagers – Occupy Your Mind

villagers occupy your mind

Nur wenige Stunden vor der Eröffnung der 22. Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi, die im Vorfeld bereits von allerhand Diskussionen über Menschenrechte und Korruptionsvorwürfe begleitet wurden (was sich bei einem Gastgeberland wie Russland per se ja kaum vermeiden lässt), im Endeffekt jedoch recht traditionell bieder und erwartbar ausfielen, schickten Conor O’Brien und seine Band Villagers ihren Beitrag zum Sportereignis in Form des neuen Songs „Occupy Your Mind“ in die Welt hinaus. Das von Simian Mobile Disco-Mann James Ford, der in der Vergangenheit bereits durch Kollaborationen mit Little Boots oder Gossip-Wuchtbrumme Beth Ditto seine Qualitäten als Reglerzieher unter Beweis stellte, produzierte Stück geht konsequent den Weg weiter, den die Villagers bereits mit Songs wie „The Waves“ vom im vergangenen Jahr veröffentlichten Album “{Awayland}” eingeschlagen hatten: große Melodien, dezente Tanzbarkeit und ein multiples Spiel mit elektronischen Referenzpunkten. Im dazugehörigen, erneut von Alden Volney verantworteten Musikvideo (er war ja bereits für den großartigen Clip zu „Nothing Arrived“ verantwortlich) präsentiert sich O’Brien mit kurzer Raspelhaarfrisur á la Sinead O’Connor und Pantomimenschminke im spärlich bunt ausgeleuchteten Halbdunkel, und auch auch der knappe Kommentar der irischen Band lässt ausreichend eindeutige Vieldeutigkeit zu: „In the advent of the 2014 Olympics in Sochi, please find attached a song written for you, your mother, your father and your gay brothers and sisters in Russia.“. Alles in allem hat „Occupy Your Mind“ jedoch in der Tat das Zeug zum Großereignis-Titelstück.

 

 

 

Dredg – I Left My Heart In SF

dredg

A propos „große Melodien“: Was machen eigentlich Dredg gerade?

Manch einer mag’s bedauern, manch einer begrüßen, dass nun schon fast drei Jahre lang Funkstille herrscht beim kalifornischen Alternative Rock-Quartett, stieß doch „Chuckles And Mr. Squeezy„, das letzte, 2011 veröffentlichte Album der Band, auf – um’s höflich auszudrücken – „höchst geteiltes Echo“. Nun jedoch dürften alle Fans von Albumgroßtaten wie „El Cielo„, das nun auch schon wieder mehr als zehn Jahre auf dem musikalischen Buckel hat, neue Hoffnung schöpfen, denn die Band um Frontmann Gavin Hayes präsentierte mit dem lediglich gut zwei Minuten knappen Song „I Left My Heart In SF“ ihren Beitrag zum „SF Timelapse Project“ und ließ das musikalische Lebenszeichen in allerhand eindrucksvolle Bilder ihrer kalifornischen Wahlheimat einbauen. Wer mag, der darf sich den neuen Song denn auch kostenlos (im *.wav-Format) via Youtube herunterladen…

 

 

 

Frank Turner – Polaroid Picture EP

frank-turner---press-picture-3---april-2013---credit-brantley-gutierrez

Weitaus weniger geizig mit neuen Veröffentlichungen geht bekanntlich Frank Turner zuwerke. Nur wenige Monate nach seinem fünften Album „Tape Deck Heart“ lässt der britische Punkrock-Singer/Songwriter nun, mit der „Polaroid Picture EP„, bereits den nächsten Stoß neuer Songs auf seine Hörerschaft los… Obwohl: So „neu“ dürfte ein Großteil der Stücke für die meisten nicht sein, immerhin bekam man den Titelsong bereits auf dem im vergangenen April erschienenen „Tape Deck Heart“ zu hören. Außerdem enthält das Mini-Album noch Turners Cover-Verneigungen vor Frightened Rabbit (mit „The Modern Leper“), den Weakerthans (mit „Plea From A Cat Named Virtute“) und Biffy Clyro (mit „Who’s Got A Match“), ihres Zeichens allesamt Freunde und/oder Lieblingsbands des 32-Jährigen Vollblutmusikers, sowie das neue Stück „Sweet Albion Blues“. Und da dem weltenbummelnden Energiebündel neben all den Plattenveröffentlichungen, Tourneen oder dem Kreieren eigener Biersorten noch immer schnell langweilig zu werden droht, hat er so ganz nebenbei noch seine eigene Hardcore-Zweitband namens Möngöl Hörde – namenstechnische Ähnlichkeiten zu Motörhead sind hier freilich aus der Umlaut-Luft gegriffen – am Start, von denen in näherer Zukunft wohl auch zu hören sein wird…

 

Hier kann man sich eine betont atemlose Live-Version von „Sweet Albion Blues“ anschauen…

 

…und in alle fünf EP-Songs hinein hören:

 

 

Against Me! – FUCKMYLIFE666

against-me-011714

Viel war in letzter Zeit zu lesen über Against Me!-Frontfrau Laura Jane Grace und ihr Transgender-Outing. Jedoch sollte bei aller Diskussionen, ob und inwiefern und überhaupt es denn bitteschön in der Hinterhand-Prüderie des 21. Jahrhunderts möglich ist, dass sich ein (ehemaliger) Punkrockfrontmann zu seinen weiblichen Reizen, zu Brüsten anstatt von zwei dicken Cockrockeiern bekennt, nicht außer acht gelassen werden, dass Against Me! kürzlich mit ihren neuen Album ”Transgender Dysphoria Blues” ein ganz hervorragendes Stück melodieseligen Punkrocks veröffentlicht haben. Dass die Transgender-Thematik dabei ebenso die kompletten 29 Albumminuten durchzieht wie die drei Minuten des Musikvideos zu „FUCKMYLIFE666“ ist natürlich die logische – da abgrundtief ehrliche – Konsequenz. Im in Schwarz-weiß gehaltenen Clip zum Song tauchen immer wieder Textzeilen auf, in denen Laura Jane Grace von ihrer Zeit vor und nach ihrem Coming-out erzählt…

 

 

Selbiges Stück gab die Band vor wenigen Tagen bei Late Night Talk-Urgestein David Letterman auch vor den Augen der breiten US-amerikanischen TV-Öffentlichkeit zum Besten. Den Auftritt kann man sich hier anschauen:

 

 

The National – I Need My Girl (…und ein Cover Contest)

the-national-650-430

Einen netten Einfall hatten auch die sich scheinbar dauerhaft auf Tour oder im Studio befindlichen Herren von The National im Rahmen der Veröffentlichung ihrer neuen Single „I Need My Girl“, welchen Frontmann Matt Berninger kürzlich als einen der „wenigen echten Lovesongs der Band“ beschrieb. So können alle zum (Cover)Musiker berufenen Fans aktuell ihre Version des Stückes digital auf Film bannen und auf der Website der Band online stellen. Den Gewinner werden The National selbst und höchstpersönlich am – aufpassen, wie passend! – Valentinstag (also am 14. Februar) bekannt geben und um einen 500-Dollar-Geschenkgutschein reicher machen…

Und um zu zeigen, wohin die klangliche Reise gehen könnte, haben The National allen ambitionierten Coverkünstlern auch gleich noch ihre Akustikvariante von „I Need My Girl“ mit an die Hand gegeben:

 

Meine favorisierte „I Need My Girl“-Version auf den Gesamtsieg steht übrigens bereits fest: die von Courtney Jaye…

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Videoneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Casper – Im Ascheregen

casper-tanzt-im-ascheregen1

Heiß erwartet, nicht nur auf ANEWFRIEND: das neue Casper-Album. Bevor „Hinterland“ am 27. September erscheint, schickt der in Berlin lebende Bielefelder Rapper mit US-Vergangenheit die erste Single „Im Ascheregen“ voraus, die viele der Trademarks in sich vereint, welche bereits den erfolgreichen Albumvorgänger „XOXO“ auszeichneten: Bandinstrumentierung, Emotionen und groß aufgetragene Videomomente – während Cas im Text mal eben Referenzen an Kettcar und Slime rausschickt: „Ein Drittel Heizöl, zwei Drittel Benzin / Augen und Herzen sind Dynamit“.

Ob der Rest des neuen, gemeinsam mit Get Well Soon-Mastermind Konstantin Gropper aufgenommenen Albums ebenso großspurig auftrumpfen wird, wird sich in knapp zwei Monaten herausstellen. Fest steht: Auch an „Hinterland“ werden sich die Gemüter der bundesdeutschen Rapszene, der versammelten Musikjournalie und des höchstens sporadisch szenekundigen Poppublikums zu reiben wissen. Und um große, altkluge Worte ist Benjamin Griffey auch 2013 nicht verlegen… Gut so!

„Dies ist kein Abschied, denn ich war nie willkommen
Will auf und davon und nie wiederkommen
Kein Lebewohl, will euch nicht kennen
Die Stadt muss brenn’…“

 

 

 

Biffy Clyro – Victory Over The Sun

Biffy Clyro 'Victory Over The Sun' by Jim Canty

Die drei Schotten von Biffy Clyro veröffentlichen momentan – gefühlt – Singles im Wochentakt. Kein Wunder: Mit „Opposites“ haben Simon Neil und die beiden Johnston-Zwillinge  Ben und James in diesem Jahr ein Doppelalbum in die Regale gestellt, bei dem sich so einige potentielle Singlekandidaten dicht gedrängt halten. Und so ist „Victory Over The Sun“ (ganz nebenbei einer meiner persönlichen Favoriten vom sechsten Studioalbum) bereits Auskopplung Nummer fünf…

Ebenso dick und cineastisch wie der Song trägt auch das dazugehörige Video zu „Victory Over The Sun“ auf, in welchem Neil & Co. sich wahlweise in einem religiös anmutenden, gespannt lauschenden Kreis oder inmitten einer brennenden Szenerie wiederfinden… Wer mag schon kleine Pathosbrötchen, wenn das Budget für ’ne ganze Bäckerei reicht, oder?

 

 

 

Villagers – Earthly Pleasure

villagers

Weitaus subtiler gehen da schon Conor O’Brien und sein bandgewordenes Musizierprojekt Villagers zu Werke. Und doch warten die neusten bewegten Bilder zum zweiten, ganz hervorragenden Villagers-Album „{Awayland}„, für die sich die Regisseure Smith & Werber verantwortlich zeichnen, mit allerlei bunten, phantasievollen und irgendwie surrealen Bildern auf, während O’Brien scheinbar atemlos seine Zeilen vom Teufel, Tod und dem Kreislauf der Wiedergeburt singt.

„Earthly Pleasure“ wird am 26. August als digitale Single erscheinen.

 

 

 

The Postal Service – Some Idealistic Future (Dokumentation)

The Postal Service

Schade, dass Ben Gibbard und Jimmy Tamborello das zehnjährige Jubiläum des Debütalbums „Give Up“ ihres gemeinsamen Projekts The Postal Service nicht zum Anlass nahmen, dem Album einen Nachfolger zu spendieren. Stattdessen erschien im April 2013 eine erweiterte Neuauflage des Albums, zu dem sich Gibbard, Tamborello und ihre Begleitmusiker (u.a. Ex-Rilo Kiley-Frontfrau Jenny Lewis) aktuell auf ausgedehnter Tour befinden.

Wer jedoch mehr über The Postal Service erfahren möchte, dem bietet diese „Some Idealistic Future“ betitelte, viertelstündige Dokumentation, die von Justin Mitchell (von The Creators Project) produziert wurde, ein paar Einblicke in die Bandhistorie und die aktuellen Konzerte…

 

 

Außerdem gibt’s hier das Musikvideo zum Song „A Tattered Line Of String“, der als Teil der Neuauflage von „Give Up“ seine Erstveröffentlichung erfuhr:

 

 

Broken Social Scene – The World At Large

BSS

Stilistisch gar nicht so weit weg von The Postal Service musiziert das kanadische All-Star-Kollektiv von Broken Social Scene. Was macht die „Band“, die sich aus der vitalen Indieszene rund um Toronto rekrutiert und der zu Hochzeiten schon mal mehr als zwanzig (!) Musiker angehören können, denn eigentlich gerade? Nun, abgesehen von ein paar sporadischen Konzerten hier und da befindet sich die Band seit ihrem letzten, vor drei Jahren erschienenen Album „Forgiveness Rock Record“ weiterhin in einer Auszeit, während ihre einzelnen Teile, zu denen dann etwa Feist oder Teile von Stars und Metric zählen, munter solo oder in anderen Konstellationen weiter musizieren…

Trotzdem fanden sich Frontmann Kevin Drew und ein paar Mitmusiker vor kurzem für eine spontane Studiosession zusammen und nahmen sich den Modest Mouse-Song „The World At Large“ vor…

 

 

Wer einen neuen Song von Broken Social Scene hören mag, der wird aktuell auf der Geburtstagscompilation „X“ des Haus-und-Hof-Labels Arts & Crafts fündig, auf welcher kürzlich das Stück „Day Of The Kid“ erschien…

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Villagers live in der Muziekgieterij, Maastricht, 30. April 2013: von Ängsten, Ufern und Möglichkeiten


Villagers

Schön blöd, wer den 30. April zuhause verbracht hat, immerhin wurden dem potentiell Unternehmungswilligen ausreichend Alternativen geboten: in Amsterdam (oder in jeder anderen holländischen Stadt) hätte man sich unters ausgelassen feiernde Oranje-Fußvolk mischen können, um den alljährlichen „Koninginnendag“ und die Amtsübergabe von Königin Beatrix an ihren Sohn Willem-Alexander feucht-fröhlich zu begießen. In Madrid (oder einer von tausenden Public Viewing-Lokalitäten) durfte man – je nach Sympathie – wahlweise den verdienten (!) Einzug meines BVB ins Finale der diesjährigen Champions League bejubeln oder den schleichenden Niedergang der spanischen Fussballdominanz betrauern – wobei das gestrige Halbfinalrückspiel wohl für Schwarz-gelb in den letzten Minuten noch einmal an unnötiger Dramatik zugelegt haben mag (und sich damit nahtlos in die Riege memorabler Bewegnungen mit Dortmunder Beteiligung in dieser Saison einreiht). Verglichen mit diesen Ereignissen von internationaler Tragweite mag der Auftritt der Villagers in der Maastrichter Muziekgieterij nahezu unscheinbar anmuten. Dabei war dieser höchst formidabel…
Anfangs fällt natürlich die stete Diskrepanz zwischen dem unscheinbaren, schüchtern-nüchternen Bubi-Äußeren von Sänger Conor O’Brien und dessen charismatisch ausstrahlender Bühnenpräsenz in Aug‘ und Ohr. Der aus Irland stammende Singer/Songwriter betritt zunächst allein und nur mit seiner Akustikgitarre bewaffnet die Bühne, und bereits nach den ersten sachten Akkorden von „Cecelia & Her Selfhood“ schweigt das komplette Publikum, lauscht gebannt jeder Zeile, die die Lippen des 29-Jährigen verlässt, und lässt das spärliche Klirren von Gläsern an der angrenzenden Bar beinahe wie Detonationen erscheinen. Nach diesem Stück begibt auch der Rest der mittlerweile – neben Bandleader O’Brien – aus Cormac Curran (Keyboard), James Byrne (Schlagzeug), Tommy McLaughlin (Gitarre) und Danny Snow (Bass) bestehenden Villagers zur ihren Instrumenten, um sich mit einer reduzierten Version von „Nothing Arrived“, zweifellos eines der Highlights des aktuellen, zweiten Villagers-Albums „{Awayland}„, Schritt für Schritt warm zu spielen. Denn, abgesehen einmal vom fragilen Kleinod „My Lighthouse“, nimmt sich die Band bei den folgenden Stücken weitaus weniger zurück und lässt unter anderem das beschwingte „The Pact (I’ll Be Your Fever)“, den Endzeitenabgesang „Judgement Call“, „The Waves“, welches in einer Reduktion weg von der Elektro-Calypso-Albumversion daherkommt (gen Ende jedoch auch live in einer Art musikalischer Kakophonie ausartet), oder die Wiedergeburtsmär „Earthly Pleasure“, bei der O’Brien in Manie zwischen Gesang und wirrer Sprech-Stotterei hin und herspringt, aufs begeistert applaudierende Publikum los. Seine Mitmusiker halten sich dabei effektiv im Hintergrund, während Conor O’Brien an Mikrofon und Akustischer in seinem Element scheint und ohne große Ansagen Song für Song, welche insgesamt das Hauptaugenmerk aufs aktuelle Album „{Awayland}“ legen, jedoch auch die Favoriten des noch von O’Brien größtenteils allein eingespielten Debüts „Becoming A Jackal“ nicht außer Acht lassen, für sich durchlebt, durchleidet, durchbarmt & -fleht – und diese Emotionen beinahe Eins zu Eins ans noch immer bedächtig lauschende Publikum weitergibt. Und diese Stimme, diese Stimme – wen’s kalt lässt, der darf sich gern die Grundeigenschaft „aus Stein“ in den Lebenslauf schreiben! Mit einer erneut manischen Variation von „Ship Of Promises“ beenden die Villagers ihr reguläres Set, bevor O’Brien – zunächt erneut solo und akustisch – für „That Day“ zurückkehrt, die restlichen Musiker bei „In A Newfound Land You Are Free“ wieder dazustossen und das etwa 80-minütige Konzert mit einer famosen Darbietung von „Becoming A Jackal“ zum Abschluss bringen. „So before you take this song as truth / You should wonder what I’m taking from you / How I benefit from you being here / Lending me your ears / While I’m selling you my fears“ – Sollte Herrn O’Brien die Vertonung seiner Ängste auch auf der Bühne immer so fulminant gelingen, so kann man darf nur erwidern: könnte schlimmer sein, gern und jederzeit wieder!
Klar, die Erwartungen, die vor drei Jahren bei Erscheinen des Debüts auf Conor O’Briens schmächtige Schultern gelegt wurden, waren keinesfalls die kleinsten – als die britische Songwriter-Hoffnung wurde er gefeiert, als „neuer Conor Oberst“ ausgerufen (was aufgrund des gleichen Vornamens wie der Bright Eyes-Frontmann und der geteilten Nähe zu tiefen Emotionen naheliegend erscheinen mag, insgesamt jedoch plakativ und lächerlich anmutet)! Doch der Musiker aus Dublin baute sich einen fünfköpfigen Band-Schutzwall um sein Baby namens „Villagers“, legte mit „{Awayland}“ auf Albumlänge die qualitative Messlatte noch eine Stufe höher, und bestätigt auch auf der Konzertbühne jegliche Vorschusslorbeeren. Die Villagers liefern ab, unterhalten mit ihren ausufernden – ja: nicht selten uferlosen! – Kleinoden zwischen Verlangen, Verlust, Vergehen, Neubeginn, Sehnsüchten und Aufbegehren, die zu Hoffnungsschimmern am Horizont in einem Meer aus melacholischen Weltbetrachtungen baden, bei unglaublich gut abgemischter Akustik (was in den ehemaligen Fabrikhallen der Muziekgieterij freilich keine Selbstverständlichkeit darstellt und hier somit einfach erwähnt werden muss!) vortrefflich. Ein feiner Abend, ein feines Konzert – und trotz aller anderen historischen Ereignisse außerhalb war wohl jeder einfach froh, dabei gewesen zu sein…

 

Bebilderte Impressionen gefällig? Die gibt es hier:

Diese Diashow benötigt JavaScript.

(alle Konzertfotos: ANEWFRIEND)

 

Wer sich vor einem ausdrücklich zu empfehlenden Besuch eines Villagers-Konzerts selbst noch fix ein Bild von den Qualitäten der Band machen möchte, der kann sich hier die 17-minütige „Live at Attica“-Session von Conor O’Brien & Co. zu Gemüte führen:

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , ,

Maastricht rockt (wenn auch selten)! – so war das „Bruis at the Docks“…


Bruis At The Docks

Da kandidiert Maastricht doch tatsächlich gemeinsam mit den umliegenden holländischen, belgischen und deutschen Regionen (zusammengefasst unter dem Terminus „Euregio Maas-Rhein“) als Europäische Kulturhauptstadt 2018! Sowas… Denn seien wir einmal ehrlich: was hat das limburgische Städtchen, das sich da so beschaulich im Dreiländereck räkelt, denn kulturell zu bieten? Okay, die etwa eintausendjährige Stadtgeschichte, der von zwei Weltkriegen nahezu verschont gebliebene historische Stadtkern, die vielen Kirchen – all das mag für Touristen recht interessant sein. Okay, die jährlich stattfindenden André Rieu-Festspiele mögen zu ziemlich jedes Rentnerherz höher schlagen lassen, denn immerhin ist der bräsig dauergrinsende Violinist, neben dem Weltklasseschwimmer Pieter van den Hoogenband, der wohl bekannteste Sohn der Stadt. Aber was hat Maastricht denn aus rein musikalischen Gesichtspunkten derzeitig für jemanden unterhalb der Rentenschwelle zu bieten? Genauer: jemandem, der eben nicht dem ansässigen internationalen Studentenmob in die zwei, drei 08/15-Diskotheken der Stadt und Region folgen mag? Gut, da gäbe es sicherlich eine handvoll Jazz-Kneipen, die ab und an zum stilvoll abgehangenen Easy Listening einladen. Aber sonst? Meist tote Hose!

Da ist es doch umso schöner, wenn der nach gehobener gitarrenlastiger Unterhaltung dürstende Musikfreund im Rahmen des derzeitig etwa halbjährlich stattfindenden „Bruis“-Festivals die Gelegenheit bekommt, wenigstens für ein paar Stunden innerhalb Maastrichts seinem „Rausch“ zu frönen, auf mehreren Bühnen Konzert um Konzert mitzunehmen und einige neue Eindrücke zu gewinnen. Und während die letzte Festivalausgabe noch an einem Sommerwochenende draußen unter freiem Himmel stattfand, gab es nun das „Bruis at the Docks“ unterm Fabrikdach sowie im Zelt. Verteilt auf zwei Tage bekamen die Besucher der örtlichen Muziekgieterij in der Timmerfabriek 18 Musikformationen geboten, welche im stündlichen Wechsel das bewusst recht schmucklose Ambiente beschallten. Und da das „Bruis“ nun eben weder das traditions- und namenhafte „Glastonbury“ noch das „Roskilde“ ist, wurden vor allem holländische und belgische Bands eingeladen, sich in diesem Rahmen vorzustellen, und das Line-up um international bekannte Bands wie I Am Kloot, Fidlar oder The Van Jets ergänzt. Dass für mich am Ende eine Band aus dem niederländischen Utrecht das wahre Samstagshighlight war (und somit gar die von mir heiß geliebten I Am Kloot ausstach), dürfte nur für die Gesamtqualität des „Bruis at the Docks“ sprechen…

Doch von Anfang an: mit einem 40-Stunden-Job im Rücken war es mir leider nicht möglich, mit dem Freitag auch den ersten Tag des „Bruis at the Docks“ mitzunehmen. Und da I Am Kloot (ich erwähnte es bereits: seit Jahren heiß geliebt) erst am darauf folgenden Samstag auf den Bühnenbrettern stehen sollten, entschied ich mich für ein relativ entspanntes Eintagesticket. Als wir um etwa 15.30 Uhr an der lediglich einen kurzen Fußmarsch von Maastrichts Stadtzentrum entfernten Timmerfabriek ankamen, war der zweite Festivaltag bereits in vollem Gange. Das erste Konzert-Bier in der Hand, sahen wir dem aus Utrecht stammenden Quartett Mister And Mississippi beim Soundcheck zu. Klingen interessant, die drei jungen Herren und eine Dame? Klingen vielversprechend! Ein Intro mit zwei Mini-Schlagzeugen, vom Geigenbogen gespielter E-Gitarre (Jimmy Page! Sigur Rós!) sowie heftig angeschlagener Akustischer! Mehrstimmiger Harmoniegesang, der mal an die Fleet Foxes gemahnte, oft an die jungen Geschwister von Mumford & Sons, und noch häufiger an die Isländer von Of Monsters And Men! Weiblich-männlicher Wechselgesang, der mich gar an Zeiten erinnerte, als Damien Rice und Lisa Hannigan noch gemeinsam Balsam um Hörerohren strichen (und das ist – aus meiner Tastatur – als großes Kompliment zu verstehen)! Mister And Mississippi – das selbstbetitelte Debütalbum ist seit wenigen Wochen auf dem Markt, den Namen sollte man sich verdammt noch eins merken!

Dass es die darauf folgenden Formationen angesichts dieser Vorlage schwer haben würden, mich noch mehr zu beeindrucken, ist durchaus verständlich. Doch nichtsdestotrotz wurde man als Zuschauer weiterhin glänzend unterhalten. Egal, ob nun von den belgischen Sir Yes Sir, die mit einer höchst affektiert agierenden Rampensau von Frontmann und Melodien à la dEUS zu glänzen wussten, oder dem an die Fleet Foxes oder Grizzly Bear erinnernden, seit 2010 bestehendem Folker-Sextett Dan San (ebenfalls aus Belgien), welches zwar musikalisch in eine ähnlich wohlige Kerbe schlug wie Mister And Mississippi, dabei jedoch etwas weniger Eindruck hinterließ. Dass Headphone (auch aus Belgien!) große Radiohead-Fans sind, dürfte außer Frage stehen. Dass ihre Songs genau dann, wenn sie Thom Yorke & Co. mit dezenten elektronischen Einschüben klanglich nacheifern (stylistisch etwa zwischen „The Bends“ und „Hail To The Thief“), dürfte ebenso klar sein. Denn bei Versuchen, sich mit Songs der zwei bereits erschienen Alben etwa in Richtung der Lederjackenrocker vom Black Rebel Motorcycle Club zu bewegen, wurde es dann doch etwas arg beliebig. A propos beliebig: BRNS aus – ja, ratet mal! – Belgien richteten sich mit zwei kompletten Schlagzeugen, einem massiven Keyboard und einer Gitarre im Halleninneren ein, begannen eindrucksvoll druckvoll, legten funky Beats über in Höhen schwingenden Gesang über Gitarrenfiguren über Elektronikloops, ließen Schlagzeugrhythmen einander doppeln – an den besten Stellen erinnerte all das an eine Fugazi-Ausgabe der Foals, meisten rauschte all das in seiner Hektik einfach nur am Ohr vorbei. Und wurde erst im letzten Song wieder großartig, als die vierköpfige Band noch einmal alles aus sich herausholte. Mein Wunsch: BRNS sollten versuchen, die live zur Schau gestellte Wucht auch auf ihre Alben zu transportieren, denn das aktuelle „Wounded“ klingt dann doch arg enttäuschend austauschbar. A propos beliebig, Teil zwei: The Van Jets sind: gitarrenorientierte Partyunterhaltung mit extrem hohem Fremdschämfaktor, einem albernen Frontmann, einem noch alberneren Bassisten. Langweilig, ereignisarm – zumindest für mich. A propos beliebig, Teil drei: Sungrazer machen mit ihrem Psycheldelic-Stoner Rock bereits seit 2009 die heimischen Niederlande unsicher. Ihr Problem, bei aller technischer Perfektion: sie kommen damit mindestens 15 Jahre zu spät… Und, zu meinem leichten Entsetzen: beliebig, Teil vier: John Bramwell und Band hätten zwar aus I Am Kloots ausgezeichnetem Sechs-Alben-Backkatalog, und damit aus den Vollen schöpfen können, doch irgendwie spielte die aus dem englischen Manchester stammende Gruppe, trotz – zumindest nach Außen – ausgezeichneter Stimmung mit ihren Pubrock-Weltumarmungshymnen tendenziell am beständig quatschenden Publikum vorbei und erreichte nur in wenigen Momenten – wie etwa bei „Hold Back The Night“ oder der Zugabe „Proof“ – wirklich die Hörerherzen. Und, welch‘ Sakrileg: mein persönliches Lieblingsstück „From Your Favourite Sky“ stand zwar auf der Setlist, klang jedoch nur bei Soundcheck kurz an! Da wäre für und von I Am Kloot deutlich mehr drin gewesen… Leider.

Da uns nach über acht Stunden Musik nicht mehr der Sinn nach dem Skateboard-Punkrock von Fidlar stand, traten wir um kurz nach Mitternacht den Heimweg an. Fazit: „Bruis at the Docks“ war eine rundum feine Sache. Und gerade in einer nicht eben als Konzerthochburg verschrieenen Stadt wie Maastricht eine gelungene Abwechslung… Gern wieder!

 

Zum Schluss noch ein Konzerttipp, denn am 30. April legen die zu recht hochgelobten Villagers, die auf ANEWFRIEND mit ihrem zweiten Album „Awayland“ unlängst das „Album der Woche“ ablieferten, einen Tourstop in den Hallen der Maastrichter Timmerfabriek ein. Unbedingt ansehen! Ich bin definitiv dabei.

 

Hier kann man sich den Song „Running“ vom kürzlich erschienenen Mister And Mississippi-Debütalbum anhören und bei Gefallen auch kostenfrei herunterladen…

 

…oder sich einen Sessions-Mitschnitt des Stückes „Northern Sky“ zu Gemüte führen…

 

…und das Video zum I Am Kloot-Song „Hold Back The Night“, welcher ein der wenigen Highlights des leider recht mittelmäßigen Festivalauftritts war, ansehen:

 

 

Natürlich hat ANEWFRIEND auch wieder die ein oder andere optische Festivalimpression für euch parat:

Diese Diashow benötigt JavaScript.

(alle Fotos: ANEWFRIEND)

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: