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Song des Tages: BRUTUS – „Victoria“


Foto: Promo / Eva Vlonk

Gut drei Jahre hat sich das belgische Trio Zeit gelassen, nun werfen BRUTUS immer mehr vielversprechende Songschatten ihres dritten Langspielers voraus. Der neuste hört auf den Titel „Victoria“ und ist nach „Liar“ und „Dust“ bereits der dritte Appetithappen vom kommenden, am 21. Oktober erscheinenden Album „Unison Life„.

Sängerin Stefanie Mannaerts verrät, worum es in der neuen Single geht: „‚Victoria‘ handelt vom Älterwerden. Man weiß, dass das Erwachsenenleben hinter der Ecke lauert, aber man hat keine Angst vor dem, was kommt, weil wir alle gemeinsam untergehen werden.“ Zudem enthält ‚Victoria“ die Zeile „This is our unison life, my friend / This is the end“, welche Bassist Peter Mulders dazu inspirierte, „Unison Life“ als Titel für den Nachfolger des 2019er Langspielers „Nest“ vorzuschlagen. Peter verrät: „‚Victoria‘ hat sich für uns immer nostalgisch angefühlt. Zurück zu den alten BRUTUS-Tagen! Das Gitarrenriff gibt es schon seit 2013, aber erst jetzt erstrahlt es in einem kompletten Song. Was als ruhigerer Song mit normaler Songstruktur gesehen werden kann, hat sich für uns als großer Schritt herausgestellt. Wir können uns nicht hinter Effekten, Tempowechseln, Shouts oder Blasts verstecken.“

Für das Musikvideo zu ‚Victoria“, welches musikalisch einmal mehr mit gebündelter Intensität aufwartet und in seinen viereinhalb Minuten zwischen Post Rock, Progressive Rock, Alternative Rock und Post Hardcore pendelt, reisten BRUTUS mit Regisseur Jonas Hollevoet durchs heimische Belgien, um für das Visuelle das nostalgische Gleichgewicht zwischen Jung und Alt, Alleinsein und Zusammensein zu suchen. Zu sehen sind die Bandmitglieder (und einige Gäste), wie sie Schilder mit einzelnen Textzeilen an Orten hochhalten, an denen die Menschen einfach nur im Moment leben. Die Reaktion des Publikums um sie herum ist durchweg faszinierend: einige schauen neugierig zu, andere ignorieren sie völlig, und gelegentlich gibt es Gruppen, die verzweifelt versuchen, an der Aktion teilzunehmen.

Rock and Roll.

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Song des Tages: Jon and Roy – „Runner“


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Jon and Roy, vermeintlich ein Duo, sind zu dritt. Leicht verwirrend? Ist halt so. Und während die drei sehr entspannt, wenn auch aufs Spielen konzentriert, auf einer LKW-Ladefläche durch kanadische Wälder gefahren werden, rennt ein vierter Mann im neuen Video zur aktuellen Single „Runner“ mit. Und rennt. Und rennt. Und rennt.

4086666Ganz anders als die Musik von Jon (Middleton) and Roy (Vizer). Auf ihrem neuen, nun erschienenen Album mit dem hoffnungsvollen Namen „The Road Ahead Is Golden“ (es ist ihr bereits siebentes seit 2005) liefert die vor 14 Jahren im kanadischen Victoria, British Columbia gegründete Band – damals als Duo! da haben wir’s! ha! – einen Longplayer mit verspielten Details, versteckten Botschaften und glasklarem Flow. Es könnte der perfekte Soundtrack zur Entschleunigung und strengstens verordneten Auszeit sein, die wir alle manchmal benötigen, wenn wir so, wie der „Runner“ hier im Video, durch unsere Leben hetzen.

Worin liegt das Geheimnis einer so warmen, soulig-erdigen Platte mit so jazzig-entspannter Grundstimmung? Laut Percussionist Roy Vizer bereits bei den Aufnahmen. „Die Songs nahmen sich gefühlt wie von selbst auf“, erzählt er. Auch Neuzugang und Bassist Louis Sadava ist einer der Gründe, weshalb der Longplayer mit einer solch unerwarteten Leichtigkeit, die manchmal an einen wie Will Oldham (aka. Bonnie ‚Prince‘ Billy) gemahnt, Gestalt annahm. Die elegante Schlichtheit der Musik, die die Band in der Vergangenheit bereits in Werbespots von Volkswagen, Starbucks, der Scotia Bank oder Ralph Lauren unterbringen konnte (und damit potentiell gute Nebeneinnahmen generieren durfte), schafft es, dass die Folk’n’Rootsrock-Songs von Jon and Roy – der Musikexpress nennt’s gleich salopp Jogginghosen-Folk – oft mühelos und unbeschwert klingen.

 

 

Rock and Roll.

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„Ellis“ – beeindruckender Flüchtlings-Kurzfilm von Nils Frahm, Woodkid und Robert De Niro


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Robert De Niro, Woodkid, Nils Frahm – wenn der Film- und Musikkenner diese Namen liest, dann denkt er wohlmöglich an cineastische Weiten, große Bilder und auf Zelluloid festgehaltene Momente, tolle, melancholische Melodien – in jedem Fall an gute, qualitativ hochwertige Unterhaltung. Nicht jedoch an einen Kurzfilm…

large_Ellis_-_the_movie_-_poster_-_lightGespür für Timing, Tempo und Stimmungen zeichnen herausragende Soundtracks aus, schränken den Musikproduzenten in seiner Arbeit jedoch oft auch ein, denn Film-Editor und Regisseur haben den Film meist schon geschnitten, bevor der Soundtrack den Film „ergänzen“ darf. Dass diese schwierige Aufgabe dennoch, sogar quasi spontan, zu lösen ist, zeigte zuletzt der dauerbeschäftigte deutsche Pianist und Komponist Nils Frahm, der den Soundtrack zum deutschen Indie-Filmhit des Vorjahres, „Victoria„, in einem einzigen Take live einspielte und sich somit in Echtzeit auf den Film einzustellen vermochte.

Für den viertelstündigen Kurzfilm „Ellis“ hat Nils Frahm sich nun um die Umsetzung des von Woodkid komponierten Tracks „Winter Morning I“ gekümmert. Der Film erzählt die Geschichte eines Flüchtlings auf dem Weg in eine angstfreie Zukunft, eine neue Heimat, vorgetragen von keinem Geringeren als Hollywood-Legende Robert De Niro. Regie führte der französische Künstler JR, der als Schauplatz für diesen 15-minütigen Film einen verlassenen Krankenhaus-Komplex auf Ellis Island (New York) wählte. Die Insel im Hafengebiet von New York City war im 19. Jahrhundert die Sammel- und Anlaufstelle für Immigranten in die USA und ist somit ein ebenso gespenstisch umwehter wie passender Schauplatz für den Kurzfilm, welcher – der historischen Patina zum Trotz – aktueller kaum sein könnte.

Nils Frahm, der sich erneut grandiose für die Hintergrunduntermalung verantwortlich zeichnet, hat übrigens Folgendes zu sagen:

„The opportunity to work on JR´s fantastic short film came through my good friend Yoann aka Woodkid. We agreed on recording the piano parts in my studio in Berlin and so it happened that JR and Woodkid were guests at Durton studio on a wonderful late summers day in 2015. We managed to record all the crucial elements that day. The music fell into our laps and melted with the images: a wonderful experience. The film has stuck in my head ever since; it moved my heart and changed my soul.“

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(oder via Vimeo)

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Rock and Roll.

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Der Jahresrückblick 2015 – Teil 2


IndieKinos Berlin

ANEWFRIENDs Filmfazit lässt sich – sagen wir’s kurzum, schreiben wir’s frank und frei – mit einem äußerst ernüchternden Resümee bilanzieren: einen „Film des Jahres“ gab es nicht.

Das mag auf der einen Seite mit (m)einem akuten Zeitmangel während der vergangenen zwölf Monate (wofür ja das Kino als solches wenig dafür kann) zu tun haben, auf der anderen Seite beweist diese Erkenntnis wieder einmal, dass sich die wahren qualitativen „Ereignisse“ mittlerweile vor allem im Serienfach abspielen (siehe Der Jahresrückblick 2015 – Teil 1). Natürlich habe ich auch 2015 so einige Filme sehen können – sowohl im Kinosaal als auch im Heimkino -, jedoch hatte am Ende kein abendfüllendes Zelluloid das Zeug zum „Film des Jahres“. Lange habe ich überlegt, einschlägige wie abwegige Internetseite gewälzt und mir im Zweifel den doch recht filmverrückten Kopf zerbrochen, aber: nichts zu machen.

jurassicworldposter_0Am ehesten käme noch – und allein das spricht bereits Bände – Jurassic World an diesen Titel heran. Und das nicht, weil der Film – die Fortsetzung des mittlerweile auch schon wieder 14 Jahre zurückliegenden „Jurassic Park III“ – so uneingeschränkt großartig ist. Aber immerhin bot der Streifen im aktuellen Filmjahr noch die beste actionreiche Popcornunterhaltung – auch dank Chris Pratt, guter Animationen, und trotz der Tatsache, dass Pratts weiblicher Co-Star Bryce Dallas Howard schwachsinnigerweise gut 120 Minuten in High Heels durch den Urwald stöckelt. Immerhin das Gesamtergebnis wusste am Ende so einigermaßen zu überzeugen. Auch gut war die neuseeländische Vampir-Mockumentary 5 Zimmer Küche Sarg, eben weil sie so anders angelegt ist als viele ihrer „großen“ Vergleichsfilme aus etwa den USA und am Ende mit einer Menge liebenswert abseitigem Indie-Charme überzeugt. Oder Men & Chicken, der neuste Streifen des dänischen Regisseurs Anders Thomas Jensen. Kenner des skandinavischen Films werden bei der bloßen Aufzählung vergangener Werke des 43-Jähreigen – „In China essen sie Hunde“, „Old Men In New Cars“, „Dänische Delikatessen“, „Adams Äpfel“ etc. pp. – freilich schnell mit der zelluloidbelasteten Zunge schnalzen und wissen, was auch 2015 von Jensen und so einigen seiner bewährten und befreundeten Langzeitdarsteller – allen voran Mads Mikkelsen und Nikolaj Lie Kaas – zu erwarten war: ein weiterer Film, der sich mitnichten um irgendwelche Konventionen schert. Stattdessen nimmt die Truppe mit der Geschichte um zwei ungleiche Brüder, die ihrer Vergangenheit und Familiengeschichte nachspüren und dabei auf allerlei Haarsträubendes stoßen – erneut gesellschaftliche Entwicklungen aufs Korn – samt passend weirdem Happy End.

298632Freilich gab es auch 2015 den ein oder anderen ansehnlichen deutschen Film: Victoria von Regisseur Sebastian Schipper etwa, wobei die Annahme, dass sich der in einer Einstellung gedrehte Streifen mit Schippers Klassiker „Lola rennt“ vergleichen ließe, freilich nur oberflächlich stimmt (obwohl es doch – sowohl von der Story wie von der Machart her – Parallelen gibt). Leider gelingt es dem Film nicht, den Zuschauer über (s)eine Länge von immerhin 140 Minuten zu fesseln. Trotzdem gut. Wie auch Heil“ von Dietrich Brüggemann („3 Zimmer/Küche/Bad“, „Renn, wenn du kannst“), eine feine, bissig-schwarzhumorige Abrechnung mit den immer akuter werdenden nationalistischen Tendenzen in Deutschland, welche sich nie zu ernst nimmt und durch des Regisseurs langjährige Arbeit als Musikvideomacher mit so einigen Musiker-Gastauftritten aufwarten kann (unter anderem von Thees Uhlmann, Gisbert zu Knyphausen, Heinz Rudolf Kunze oder Bernd Begemann).

Der Rest des Filmjahres ist mir jedoch (vorerst) durchs Raster gefallen. Entweder habe ich den ein oder anderen Streifen noch auf meiner Liste (das neue Biopic über Apple-Mastermind „Steve Jobs“ mit Michael Fassbender in der Hauptrolle etwa, freilich „Star Wars: Das Erwachen der Macht“, die Hitler-Hipster-Persiflage „Er ist wieder da“ oder den neusten Tom-Hanks-Film „Bridge Of Spies“), oder das Gesehene war zwar redlich unterhaltsam, am Ende jedoch kaum der Rede wert (wie so vieles in den letzten Monaten eben). Und wenn man’s positiv sehen mag, dann stehen die Chancen damit gut für ein besseres Filmjahr 2016…

 

Rock and Roll.

 

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