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Song des Tages: Husten & Sophie Hunger – „Dasein“


Foto: Jérôme Witz

Klaro, Husten, die Kapelle mit einem der zweifellos komischsten Namen diesseits der bundesdeutschen Musiklandschaft (von der in den vergangenen Jahren schon häufiger auf ANEWFRIEND die Schreibe war), besteht natürlich noch immer aus Liedermacher Gisbert zu Knyphausen, Produzent Moses Schneider (Beatsteaks, Tocotronic, Olli Schulz u.v.m.) und Tobias „Der dünne Mann“ Friedrich. Trotzdem weiß das Trio, welches bereits seit etwa fünf Jahren in regelmäßiger Unregelmäßigkeit gemeinsame Kreativsache macht, nun vom ein oder anderen Novum zu berichten.

Zum einen wird am 13. Mai – nach so einigen EPs und Singles seit 2017 – tatsächlich das erste gemeinsame Album „Aus allen Nähten“ erscheinen. Und da den Husten-Jungs kaum ein kreativer Gedankengang fremd zu sein scheint, wird auf selbigem zum anderen auch das erste Duett in der Bandprojekthistorie zu hören sein. Und für „Dasein“, welches es bereits jetzt auf die Lauscher ging, haben sich Husten keine Geringere als die Schweizer Kosmopolit-Indierockpop-Musikerin Sophie Hunger ins Studio geholt. Im Grunde kann der Song also nur toll werden…

Husten teilen dazu knapp mit:

„Als sie am Tag der Aufnahme, einem hellen Wintervormittag, die Straße entlang gewippt kam, bester Laune, sang Sophie bereits die ersten Zeilen und grinste uns an: ‚Das wird künftig bestimmt viel auf Beerdigungen gespielt.‘ Auf den Konzerten spielen wir es in jedem Fall.“

— HUSTEN AUF TOUR 2022 –-

22.05.2022 Berghain Kantine, Berlin (ausverkauft)

01.06.2022 Molotow, Hamburg (ausverkauft)

02.06.2022 Molotow, Hamburg

03.06.2022 Beverungen, OBS Festival

17.-19.06.2022 Duisburg, Traumzeit-Festival (Tag tba)

29.07.2022 Eltville-Erbach, Heimspiel Knyphausen

27.08.2022 Stade, Müssen alle mit Festival

27.08.-10.09.2022 Schleswiger Königswiesen, Nørden Festival

29.09.2022 E-Werk, Erlangen

30.09.2022 Forum, Bielefeld

01.10.2022 Lido, Berlin (ausverkauft)

06.10.2022 Jazzhaus, Freiburg

07.10.2022 Kulturquartier, Stuttgart

08.10.2022 UT Connewitz, Leipzig

12.10.2022 Gebäude 9, Köln

13.10.2022 Schlachthof, Wiesbaden

14.10.2022 Hansa39, München

15.10.2022 Chelsea, Wien

19.10.2022 Lux, Hannover

20.10.2022 Tower, Bremen

21.10.2022 Kassablanca, Jena

22.10.2022 Lido, Berlin

Rock and Roll.

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Song des Tages: KMPFSPRT – „Schottergarten Eden“


Foto: Promo / Patrick Essex

Im zehnten Jahr ihres Bestehens ziehen KMPFSPRT ein wenig Bilanz: Drei Schlagzeuger hat die Kölner Punkrock-Band auf unzähligen Shows und Touren verschlissen. Drei Alben, zwei EPs, eine Split mit Boysetsfire veröffentlicht. Man war auf Tour mit Adam Angst, Saves The Day oder A Wilhelm Scream, stand auf den Festivalbühnen von Highfield, Rock Am Ring und vielen anderen, hat sich sogar durch die Clubs Japans gespielt, und mittlerweile geht ein Song bei Spotify auf die Zwei-Millionen-Streams-Marke zu. Eigentlich hat der Vierer längst alle bescheidenen Ziele, die man sich jemals gesteckt hatte, erreicht, wenn nicht sogar übertroffen. Wieso also noch weitermachen? Klar, irgendwie kann man es nicht lassen… Wer einmal Bühnenschweiß und Blut geleckt hat, hört mit diesem Punk-Ding so schnell nicht wieder auf. Umgeworfene Gitarrenboxen, kaputte Knie, lange Stunden im Bus, Freu(n)de fürs Leben.

Mit „Schottergarten Eden(Mag vielleicht nur ein Zufall sein, dass man mit etwas Googelei auf ein Album selben Titels stößt – schwer vorstellbar, dass sich die Band von Vinzenz‚ weirden Tönen hat inspirieren lassen) melden sich KMPFSPRT nun drei Jahre nach dem letzten regulären Langspieler „Gaijin“ zurück – und legen ihre höchst eigene, einmal mehr bewusst politisch positionierte Abrechnung mit Deutschland im Herbst 2021 ab: Querdenker, Aluhutträger, Jana aus Kassel (Kann sich noch jemand außer ihrer Mutti an die junge Dame erinnern? Nein? Gut so.), Verschwörungstheoretiker, Impfskeptiker, Hasshetzer, AfDler. Ein Land ist in Aufruhr und man fragt sich, was – und wer – hier eigentlich falsch läuft. Einfach alles zuschottern? Wäre eine Lösung. Das dazugehörige Musikvideo sollte man sich wohl so schnell wie möglich anschauen, bevor die Band, die zudem frische Tour-Termine fürs kommende Jahr angekündigt hat, dafür aus Urheberrechtsgründen Ärger mit „Spiegel TV“ bekommt…

Rock and Roll.

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Song des Tages: Husten – „Maria“


Wie klingt ein Song an einen zwar nicht real existierenden, aber paradoxerweise doch geliebten Menschen? Möglicherweise sehnsuchtsvoll und melancholisch, als würde man von einer lange vergangenen, gut behüteten Erinnerung erzählen. So ist es zumindest bei der neuen Single des Dreiergespanns Husten.

Kirchenglocken verkünden in den ersten Sekunden die Geburt von „Maria“ – eine Person, die ausschließlich für die dreieinhalb Minuten des gleichnamigen Songs existiert. Denn diese Zeit widmen Gisbert zu Knyphausen, Moses Schneider und Tobias „Der dünne Mann“ Friedrich diesem in ihren Köpfen wohnenden Mädchen, eine potenzielle Tochter, die sie wie Väter beschützen: „Maria, etwas wollt‘ ich noch sagen, bevor wir eines Frühling uns sehen / Muss ich noch die schönste und klügste Mutter für dich finden / Und es ist wie Angeln gehen nach dem Mond auf dem See“.

Als „Trauerweidenpop“ beschreibt das Trio seinen sehnsüchtigen Sound – und diese Stimmung bekommt man auch im zugehörigen Musikvideo, einem echten Highlight aus Bildern und Erinnerungen an die Jugend der drei Musiker. Als Zuschauer*in fühlt es sich an, als würde man durch ein Fotoalbum der Kindheit von Schneider, Friedrich und zu Knyphausen blättern. Dabei wird man von der sanften und doch rauen Stimme von Gisbert zu Knyphausen regelrecht gezwungen, auch den ein oder anderen liebevoll-sentimentalen Blick in die eigene Vergangenheit zu riskieren…

Das Jux-und-Dollerei-Bandprojekt Husten, das auf ANEWFRIEND in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Erwähnung fand (man lese etwa hierhier und hier), brachte 2017 mehr oder weniger ein Zufall zusammen – oder besser ein Soundtrack für einen Film, der letztendlich nie erschienen ist. Denn aufgrund dieser ursprünglich geplanten Produktion hatten Musikproduzent Moses Schneider und Der dünne Mann einige Songs geschrieben. Damit diese nicht ungenutzt liegen bleiben, holten die beiden kurzerhand Sänger Gisbert zu Knyphausen an Bord, um ihre eigene Version einer „Indie-Supergroup“ ins Leben zu rufen – so zumindest die knapp umrissene zufallsbedingte Gründungsgeschichte von Husten.

Und auch wenn die drei ursprünglich weder live spielen noch Alben veröffentlichen wollten, ist „Maria“ tatsächlich die erste Auskopplung des Debütalbums von Husten, welches im Frühjahr nächsten Jahres seine Veröffentlichung feiern soll. Und auch hinsichtlich Liveauftritten gibt es für alle Fans unerwarteten Grund zur Freude: Das Trio hat für 2022 zudem (s)eine langersehnte erste Tour angekündigt – die Termine gibt’s weiter unten. Man sollte selbst mit etwas Melancholie im Blick niemals nie sagen.

— Husten auf Tour —

22.05.22 – Berlin, Berghain Kantine (ausverkauft)
01.06.22 – Hamburg, Molotow (ausverkauft)
02.06.22 – Hamburg, Molotow
29.09.22 – Erlangen, E-Werk
01.10.22 – Berlin, Lido (ausverkauft)
06.10.22 – Freiburg, Jazzhaus
07.10.22 – Stuttgart, Kulturquartier
08.10.22 – Leipzig, UT Connewitz
12.10.22 – Köln, Gebäude 9
13.10.22 – Wiesbaden, Schlachthof
14.10.22 – München, Hansa39
15.10.22 – Wien, Chelsea
19.10.22 – Hannover, Lux
20.10.22 – Bremen, Tower
21.10.22 – Jena, Kassablanca
22.10.22 – Berlin, Lido

Rock and Roll.

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Song des Tages: Simon & Jan – „Lass es regnen“


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Foto: Promo / Michael J. Rüttger

Das Duo Simon & Jan, das sind Simon Eickhoff, Jahrgang 1980, und Jan Traphan, Jahrgang 1981, zwei Oldenburger, die sich 2001 zu Beginn ihres Musik-Lehramtsstudiums kennengelernt haben. Schnell merkten die beiden, dass sie sowohl im musikalischen wie auch humoristischen Sinne ganz ähnlich tickten, und begannen, in ihren auf Akustik-Gitarren vorgetragenen Songs sanfte, melodiöse Melodien mit oft recht zynischem Textgut über Persönliches, Politisches und Gesellschaftliches zu kombinieren. Anfangs traten Simon & Jan mit Götz Widmann und den Monsters of Liedermaching auf. Seit 2013 und ihrem ersten abendfüllenden, „Der letzte Schrei“ betitelten Programm tourt das Liedermacher-meets-Kabarett-Duo mit Akustik-Gitarren, Gesang und satirischen Texten solo und war seitdem bereits in so einigen bekannten Humor-TV-Shows wie bei Nightwash, im Quatsch Comedy Live Club oder in der Anstalt zu sehen.

Dass Eickhoff und Traphan die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland mit durchaus wachen Augen betrachten, bewiesen die beiden einmal mehr im vergangenen Jahr mit dem Stück „Hat sich nicht bewährt“, welches sie auf ihrer Homepage mit den knappen Worten „Die AfD – einfach erklärt“ präsentierten. Sowohl der Song als auch das dazugehörige Musikvideo stellen eine im Grunde einfache Frage: Warum wiederholen manche Deutsche immer wieder Verhaltensweisen, die sich mit ein bisschen historischem Wissen eigentlich verbieten würden? Vordergründig launig und locker dargebracht, im Kern aber zweifelsfrei sehr ernst zu nehmen.

 

In eine zeitgeistig ganz ähnliche Kerbe schlägt auch das neuste Stück „Lass es regnen“, in dem Simon & Jan die deutsche (in Kleinen) sowie industrienationale (im Großen) Haltung zum Thema Flüchtlingspolitik anprangern – zwar poetisch und balladesk, jedoch mit durchaus deutlichen Worten und ein wenig unguter Gänsehaut…

 

„Oh meine Kanzlerin, wie blass
Schwebt über dir noch dieser Satz:  ‚Wir schaffen das!‘
Wie die Mutter zu dem Kind, obwohl sie weiß, dass es nicht stimmt

Oh mein Minister, wie ich mich schäme
Sagt Migration sei die Mutter der Probleme
Wie kann man uns’rer Vielfalt nur so einfältig begegnen?

Herr, lass es regnen

Im Parlament ist der Gau schon längst gelandet
Bitter, wie Vernunft hier nur versandet
Wer lässt hier eigentlich nur Facharbeiter rein?

Die Dritte Welt presst ihr Gesicht an uns’re Scheibe
Menschen in Not suchen bei uns eine Bleibe
Jetzt fangen wir hier an, im Glashaus Fenster zu vernageln

Herr, lass es hageln

Oh mein Europa, Gott bewahre
Zählt man die Leichen an den Grenzen all die Jahre
Ein Massengrab – wer soll uns das denn noch verzeih’n?

Herr, lass es schnei’n“

 

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Rock and Roll.

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Auf dem Radar: Cold Reading


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Wer Wikipedia bemüht, der erfährt Folgendes: „Cold Reading (engl. für ‚kalte Deutung‘, auch ’sensory leakage‘) ist ursprünglich der von professionellen Zauberkünstlern und Mentalisten verwendete Fachausdruck für verschiedene Techniken, in Interview-artigen Situationen ohne wirkliches Wissen über den Gesprächspartner bei diesem den Eindruck eines vorhandenen Wissens zu erwecken. In neuerer Zeit wird der Begriff auch für entsprechende Praktiken bei Wahrsagern und anderen ‚Lebensberatern‘ sowie in Vernehmungen oder bei Verkaufsgesprächen gebraucht, wobei unklar ist, inwiefern die Ausübenden diese Techniken bewusst einsetzen oder an den Besitz besonderer Fähigkeiten glauben.“ Weißte Bescheid, wa?

Wieso dies von Interesse sein könnte? Nun, auch bei der Band, die sich nach dieser Art der Gesprächstechnik benannte, weiß man nie so ganz genau, woran man gerade ist… Fakt ist: Cold Reading erzählen Geschichten. Geschichten übers Aufhören und Anfangen, übers Stürzen und Aufstehen, über den wehmütigen Blick zurück und die hoffnungsvolle Vision der kommenden Dinge.

Nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Fractures & Fragments“ im Jahr 2015 und der „Sojourner EP“ zwar Jahre darauf geht die fünfköpfige Band aus dem schweizerischen Luzern, deren hymnischer Alternative-Sound nicht selten stark an den 00er-Emo von Bands wie Brand New erinnert, bei der Realisierung ihres zweiten Langspielers „ZYT“ Wege abseits der ausgetretenen Pfade. In Form eines Konzeptalbums setzen sich Cold Reading sowohl musikalisch als auch textlich mit dem Thema Zeit auseinander und versuchen, sich diesem schwer fassbaren Konzept aus verschiedenen Perspektiven zu nähern, in welchen Sound und Texte jeweils vielversprechende Symbiosen eingehen. Das insgesamt knapp einstündige Album besteht aus drei EPs zu je vier Titeln, die die 2014 gegründete Band um Sänger Michael Portmann, welche in der Vergangenheit bereit Formationen wie The Get Up Kids oder The Hotelier auf deren Europatourneen begleiten durfte, auch live nacheinander spielen wird und sich mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschäftigen (ein ganz ähnliches Konzept gelang bei den US-Post-Hardcore-Indierockern Thrice und deren „The Alchemy Index“ vor gut zehn Jahren ebenfalls recht vielversprechend).

Während Cold Reading für den ersten, „Past Perfect“ betitelten Teil, in welchem das lyrische Ich nach einer Phase der Orientierungslosigkeit schließlich zu einem Selbstfindungstrip aufbricht, noch bewusst auf rein analoge Instrumente zurückgreifen, öffnen sie ihren Sound für das folgende „Present Tense“ für aktuelle Klänge zwischen Loops und elektronischen Einschüben. Thematisch bearbeitet diese EP das Prinzip des Carpe Diem. Das abschließende „Future Continuous“ wiederum widmet sich dann in stellenweise ausuferndem Post-Rock sowie in Dreampop- oder Electronica-Experimenten verschiedenen Zukunftsvisionen.

 

91otl8QDdkL._SX522_Part 1: Past Perfect
01. „Through The Woods Pt. 1“
02. „Past Perfect“
03. „Mono No Aware“
04. „Escape Plan Blueprint / New Domain“

Part 2: Present Tense
05. „Stay Here Stay Now“
06. „Through The Woods Pt. 2“
07. „Present Tense“
08. „A Quiet Thought“

Part 3: Future Continuous
09. „Oh Sweet Hereafter“
10. „Future Continuous“
11. „Tree Diagram“
12. „Through The Woods Pt. 3“

 

Das Musikvideo zum Song „Tree Diagram“ (dieser stammt vom letzten Drittel des Albums), das in Mexiko produziert wurde, könnte seiner cineastischen Machart wegen glatt als Kurzfilm durchgehen und spielt – wie schon das ganze Konzept des am 31. Januar erscheinenden Albums – mit dem Thema Zeit. Kurzgefasst könnte man wohl schreiben, das Cold Reading hier die Verbildlichung einer Endlosschleife im Auge hatten…

 

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Rock and Roll.

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Song des Tages: Jawknee Music – „California’s Call“


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In den musikalischen Gefilden der Singer/Songwriter wiegt das Herz bekanntlich beinahe schon naturgemäß schwer. Die Themen, die in den Tönen der persönlichen Entfaltung transportiert werden, beleuchten in der Hauptsache die melancholischen Seiten des Seins. Dazu passt das klassische Konstrukt des Musikers (oder eben der Musikerin) mit Akustikgitarre. Dass Johannes Steffen alias Jawknee Music auf seinem dritten, programmatisch „Heavy Heart“ betiteltem Album von dieser Maßgabe abweicht, mag zunächst überraschen. Doch der Trierer, der auch bei A Hurricane’s Revenge am Mikro steht und bei Matches am Schlagzeug Platz nimmt, zelebriert auf dem Nachfolger zum 2015er Werk „Backgrounds“ den formalen Ausbruch nicht als grundlegenden Stilwandel, sondern nutzt die Erweiterung zum Bandkonstrukt zur homogenen Anreicherung seines Karohemd-Oeuvres.

4251443500787Das verbundene Plus an Volumen unterstreicht bereits die kritisch gegen die Scheinwelt der Influencer in den sozialen WiWaWorldWideWeb-Netzwerken austeilende Vorab-Single „California’s Call“, zugleich der Opener der Platte. Melodisch luftig, mit zart poppigen Tendenzen und doch angenehm auf das Wesentliche reduziert, gibt der Startschuss die Richtung für die folgenden neun Stücke vor. Die geben sich mal dynamischer und mal rockiger („Sorrows“, „Down The Drain“), halten daneben aber in vornehmlich zurückhaltender Manier immer wieder inne (die feine, warmherzige Folk-Ballade „Through The Eyes Of A Child“, „Don’t Give Up On Us“). Beim Refrain von „Kings For A Day“ kommen überdies alternativ-rockige Elemente zum Tragen. Dabei beschreitet „Heavy Heart“ zwischen Indie-PopRock und Americana-Anklängen, für die gut und gern Bands wie The Hold Steady, der Solokram von The Gaslight Anthem-Fronter Brian Fallon oder die selbstschreibende Einzigartigkeit vom „Boss“ Bruce Springsteen als Inspirationen herhalten dürfen, Wege, die gern mit mehr Ecken und Kanten serviert werden dürften. Spektakulär ist das Album damit keineswegs. Aber das musikalisch raubardige Heartland-Herz wiegt in Summe auch diesmal auf dieser Musik gewordenen Halbstunden-Roadtrip-Reise mit vielen Tagträumen und Sehnsuchtsorten hörenswert schwer…

 

Folgendes mag einem bei „California’s Call“ und seinem Musikvideo durch die Synapsen schießen: Der laute, schrille Ruf aus der schönen (Schein)Welt der Beauty-Queens und Influencer, der sich tief ins Mark der Teenies bohrt, der Perfektion vorgaukelt, wo Selbstzweifel herrschen – und bei den Heranwachsenden Gräben der Unsicherheit so tief wie das Death Valley hinterlässt. Es ist schwer, man selbst zu sein und zu verstehen was wirklich zählt, wenn Selbst-Optimierung und die ständige Suche nach der vermeintlich besten Version seines Selbst alles sind, was zu zählen scheint… „Go with the flow, don’t stay behind!” – Höchste Zeit, dem Fake den Mittefinger zu zeigen und seinen eigenen Weg zu gehen! Amen.

 

–Jawknee Music live auf Tour–

19.02. Zürich – Hafenkneipe
20.02. Stuttgart – Juha West
21.02. Trier – Mergener
22.02. Bochum – Trompete
23.02. Hamburg – Astra Stube Musikkultur e.V.
26.02. Frankfurt – Nachtleben
27.02. Hannover – LUX
28.02. Berlin – Cassiopeia
29.02. Mönchengladbach – Astoria

 

Rock and Roll.

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