Schlagwort-Archive: Time Is A Machine

Song des Tages: listener – „There’s Money In The Walls“


listener

listener bringen bald ein neues Album raus – schlappe vier Jahre nach dem letzten – und noch immer großartigen – Werk „Time Is A Machine“ wurde das ja auch langsam mal Zeit…

Mit der neuen Single „There’s Money In The Walls“ wird klar: es werden mehr Harmonien in die beklemmend sprachgewaltige Spoken-Word-Welt von Dan Smith (Worte, Trompete, Bass), Jon Terrey (Gitarre) und Kris Rochelle (Schlagzeug) hineingelassen. Doch ganz gleich, mit wieviel postrock’schen Soundwänden die Songs veredelt werden, die Essenz von listener ist aber dieselbe. Eine Dosis Beklemmung, drei Schippen Gänsehaut. Chefcharismatiker Dan Smith zieht einen mit seiner Präsenz und seinen in breiten Kansas-City-Twang gepackten Wortsalven einfach in den Bann. Zudem wird von Veröffentlichung zu Veröffentlichung die Instrumentierung packender, ausladender und, ja, schöner

„‚There’s Money in the Walls‘ is about Rudolph Diesel, the guy who invented the Diesel engine. Once we got home to finish it [die Grundidee des Songs nach der US-Tour], three months had passed and the idea of how much time Diesel spent away from his family and loved ones for his work really hit home. I think that sort of soaked itself into Dan’s lyrics and we decided we wanted the video to reflect how, in Listener, we always try and take time to make a home for ourselves on the road.“

Das kommende Album soll in vier Teilen, die jeweils als 7″ Vinyl veröffentlicht werden, fragmentiert erscheinen. Den ersten Teil, die „Being Empty : Being Filled, I“ EP, kann man hier erwerben.

 

 

Außerdem befinden sich listener dieser Tage auf Tour in Europa:

07/25 – Roma, Italy @ Le Mura
07/27 – Vienna, Austria @ Rhiz
07/28 – Budapest, Hungary @ Duer Kert
07/29 – Orfu, Hungary @ Poetry Camp
08/01 – Stuttgart, Germany @ JuHa-West (fb-event)
08/02 – Diest, Belgium @ JH Tijl
08/03 – Aachen, Germany @ musikbunker
08/04 – Trier, Germany @ Ex-Haus
08/05 – Karlsruhe, Germany @ New Noise Festival
08/09 – Le Locle, Switzerland @ Open Air
08/11 – Aarhus, Denmark @ The Forest
08/12 – Svendborg, Denmark @ Harders
08/15 – Southampton, UK @ The Joiners
08/16 – Exeter, UK @ Cavern
08/17 – Birmingham, UK @ The Flapper
08/18 – Compton Martin, UK @ ArcTanGent Festival
08/19 – Dublin, Ireland @ Gypsy Rose
08/20 – Belfast, Ireland @ Voodoo
08/21 – Aberdeen, UK @ The Tunnels
08/22 – Glasgow, UK @ Broadcast
08/23 – Derby, UK @ The Hairy Dog
08/24 – London, UK @ Oslo
08/25 – Northampton, UK @ Shambala Festival
08/27 – Baden, Switzerland @ Badenfarht

 

Rock and Roll.

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Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Listener – It Will All Happen The Way It Should

Foto: Steve Gerrard Photography

Foto: Steve Gerrard Photography

[Pressetext an] „Vor nicht allzu langer Zeit, hätte die folgende Beschreibung noch perfekt auf Listener gepasst: Zwei Jungs, eine Gitarre, ein Macbook und eine Waschmachine. Doch Listener haben sich weiterentwickelt und sind mittlerweile zu einem voll entwickelten Rock & Pop Power Trio herangewachsen. Dieses Trio besteht aus Sänger Dan Smith am Bass und der Trompete und Christin Nelson an der Gitarre. Neu dazu gestoßen ist Kris Rochelle an den Drums, der seine Felle zerschlägt, als würde der Geist von John Bonham ihn in seinen Träumen verfolgen. Mit ihrer einmaligen und ergreifenden Bühnenshow, ihrer Musik, die deinen Verstand kontinuierlich auf Trab hält, und ihren herzergreifenden Texten, halten Listener perfekt die Balance zwischen Musik und Text.


‚Time Is a Machine‘ ist das mittlerweile dritte Studioalbum der Band. Es ist kein typisches Album. Kein Album mit zwei oder drei belanglosen Radio-Singles und schon gar kein Album vollgepackt mit Lückenfüllern, sondern ein zusammenhängendes, intensives Werk, das vom Anfang bis zum Ende gehört werden muss, um es wirklich zu verstehen. Die eingängigen Rock’n’Roll Sounds auf ‚Time Is a Machine‘ werden von experimentellem Post-Rock angetrieben und erzeugen gemeinsam eine gewaltige und energiegeladene Einheit.“ [Pressetext aus]

Danke auch, aber die Qualitäten des *hust* „Rock & Pop Power Trios“ (ernsthaft, sehr verehrte Promoschreiberlinge?!?) sollten den regelmäßigen Lesern von ANEWFRIEND bereits unter die Augen gekommen sein, immerhin landete „Time Is A Machine„, das aktuelle Album des Dreiergespanns aus Arkansas, im nicht eben schwachen Musikjahr 2013 in der Jahresendabrechnung der „besten Platten“ auf einem respektablen siebenten Platz, während das Live-Gastspiel von Listener in den Katakomben des Aachener Musikbunkers im vergangenen August sogar noch um Einiges mehr zu gefallen wusste.

Für all jene, die erst jetzt über die Klänge der Band um den dauerintensiv aufgeladenen Frontmann Dan Smith stolpern, haben Listener gleich zwei gute Nachrichten: Zum einen schickt das Trio zur aktuellen Album-Auskopplung „It Will All Happen The Way It Should“ ein atmosphärisches Wal-und-Wiesen-Musikvideo ins weltweite Netzrund, zum anderen kommen Dan Smith, Christin Nelson und Kris Rochelle in den kommenden Wochen für weitere Termine ihrer „Tour Is Not A Machine“-Tournee zurück in europäische Gefilde. Und allen, die 2013 – aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer – keines der Konzerte von Listener besucht haben, sei die Band von ANEWFRIEND’scher Seite noch einmal wärmstens ans Hörerherz gelegt…

Listener – „Tour Is Not A Machine 2014“ –

(präsentiert von Allschools, Backstage Broadcast, finestvinyl, Smash Mag, Triggerfish, Pretty in Noise)
08.04.2014 – Hamburg / Hafenklang
09.04.2014 – Berlin / Privatclub
10.04.2014 – Dresden / Beatpol
11.04.2014 – Prague / Pilot (CZ)
13.04.2014 – Linz / Stadtwerkstatt (AT)
14.04.2014 – Zagreb / Kset (HR)
17.04.2014 – Bern / ISC (CH)
18.04.2014 – Dijon / Hotel de Vogue (FR)
19.04.2014 – Belfort / Impetus Festival (FR)
21.04.2014 – Southampton / Joiners (UK)
22.04.2014 – Liverpool / Korova (UK)
23.04.2014 – London / The Underworld (UK)
24.04.2014 – Bristol / The Exchange (UK)
26.04.2014 – La Chaux de Donds / Bikini Test (CH)
27.04.2014 – Karlsruhe / Jubez
28.04.2014 – Dortmund / FZW
29.04.2014 – Utrecht / Ekko (NL)
30.04.2014 – Aarschot / Jc De Klinker (BE)

 

 

 

Eels – Mistakes Of My Youth

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Wenn es darum geht, persönliche Nackenschläge in Kreativität umzumünzen, dann sind – auch das dürfte hinlänglich bekannt sein – Mark Oliver Everett und seine Eels seit Jahren eine der ersten und feinsten Adressen im Musikgeschäft. Bevor der bärtige Frontmann am 18. April sein neues Album „The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett“ in die Regale stellt, lässt er nun mit „Mistakes Of My Youth“ einen ersten Song daraus hören, der mit nicht eben untypischen hellen E-Gitarren-Anschlägen und einem sacht gespielten Schlagzeug bereits auf ein Anknüpfen an die exquisiten introspektiven Glanzlichter á la „Blinking Lights And Other Revelations“ hoffen lässt…

„I hope it’s not my fate / To keep defeating my own self / And keep repeating yesterday / I can’t keep defeating myself / I can’t keep repeating… the mistakes of my youth“

 

 

 

††† (Crosses) – The Epilogue

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Als ebenfalls höchst umtriebig ist Chino Moreno bekannt. So ziemlich jede freie Minute der vergangenen Monate, die der 40-jährige Musiker nicht für Studiozeiten oder Live-Shows mit seiner Stammband, den Deftones, nutzte, wurde von Moreno fürs „Fremdspielen“ in anderen Konstellationen genutzt. Wer wollte, durfte dem ebenso eindringlichen wie unverwechselbaren und charismatischen Gesangsorgan 2013 etwa auf dem selbstbetitelten Langspieldebüt der Post Rock-Supergroup Palms, zu welcher auch ein Großteil der aufgelösten ISIS gehören, lauschen – oder auch auf dem gleichsam gelungenen – und nicht minder lang erwarteten – Debütalbum von Morenos Langzeit-Nebenprojekt ††† (oder ausgeschrieben „Crosses“), auf welchem er gemeinsam mit Far-Gitarrist Shaun Lopez und Chuck Doom sphärische Gitarren mit effektiv eingesetzten Elektronika-Spielereien und weltfernem Gesang verbindet. Nur die gewohnten Schreiattacken, die mussten diesmal – bis auf eine sekundenlange Ausnahme – vor der Studiotür bleiben, um aufs neue Deftones-Album zu warten.

Passend zur dunklen Klangfarbe des Projektes mit den drei Kreuzen präsentiert sich auch das Musikvideo zur neuen Single „The Epilogue“, das eine blonde Hauptdarstellerin in Spukhaus-Optik durch zwielichtige Kulissen jagt…

 

 

 

Kristian Harting – Queen Of The Highway

KristianHarting_2

Erst vor wenigen Wochen präsentierte ANEWFRIENDFloat„, das Solo-Debüt des dänischen Singer/Songwriters Kristian Harting, als „Album der Woche“. Nun lässt Harting den Tönen auch bewegten Bilder folgen und veröffentlicht ein Musikvideo zum Song „Queen Of The Highway“, in welchem es, gemäß der Grundstimmung des Albums und um recht nah beim Songtitel zu bleiben, in atmosphärisch grauen Ausschnitten im Roadtrip-Verfahren quer über Autobahnen und Landstraßen geht…

Wer Kristian Harting live erleben möchte, der bekommt im Mai die Gelegenheit dazu, denn der Däne wagt sich für einige Shows über die Grenze:

14.05.2014 – GER Münster, Gleis 22
17.05.2014 – GER Hannover, Cafe Glocksee
18.05.2014 – GER Dresden, Beatpol
19.05.2014 – GER Leipzig, Conne Island
20.05.2014 – GER Nürnberg, K4
21.05.2014 – SUI St. Gallen, Palace
22.05.2014 – SUI Luzern, Südpol
23.05.2014 – GER Offenbach, Hafen 2
24.05.2014 – NL Utrecht, Le Guess Who Festival
25.05.2014 – GER Köln, Gebäude 9
26.05.2014 – GER München, Feierwerk
27.05.2014 – AUT Krems, somewhere
28.05.2014 – AUT Wien, Flex
30.05.2014 – GER Mannheim, Maifeld Derby Festival

 

 

 

Rock and Roll.

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Der Jahresrückblick 2013 – Teil 3


Ein nicht eben an großartigen Veröffentlichungen armes Musikjahr 2013 neigt sich unausweichlich seinem Ende zu. Zeit also, ANEWFRIENDs „Alben des Jahres“ zu küren und damit, nach der Rückschau aufs Film- und Serienjahr, auch die Königsdisziplin ad acta zu legen! Dem regelmäßigen Leser dieses Blogs werden sich wohl wenige Überraschungen offenbaren, schließlich wurden alle Alben meiner persönlichen Top 20 im Laufe des Jahres bereits besprochen… Bleibt nur zu hoffen, dass auch 2014 ein ähnlich hohes Niveau an neuen Platten und Neuentdeckungen bieten wird… Ich freue mich drauf.

 

 

Frightened-Rabbit-Pedestrian-Verse1.  Frightened Rabbit – Pedestrian Verse

Ich nehme hiermit mein noch im Februar gefälltes Urteil höchstoffiziell (zum Teil) zurück – „Pedestrian Verse“ ist im Rückspiegel zwar in der Tat kompakter als noch der Vorgänger „The Winter Of Mixed Drinks“, jedoch keineswegs weniger hymnisch. Frightened Rabbit bewegen sich mit Album Nummer vier noch einige Schritte weiter weg von der eigenen schottischen Haustür, um große Geschichten von den Bordsteinen des tristen Alltags aufzulesen. Liebe und Leid, Verzücken und Enttäuschung, Vertrauen und Verfall – wer den fünf „Angsthasen“ um Frontmann und Sänger Scott Hutchison die Zeit gibt, sich bis zum Hörerherzen vorzuarbeiten, der bekommt mit „Pedestrian Verse“ einen treuen Begleiter durch Sonnen- wie Regentage. Vielleicht lief das eine oder andere Album ein paar Mal öfter durch meine Gehörgänge. Näher und tiefer ging jedoch in diesem Jahr keines. „Pedestrian Verse“ ist ein Monolith in der sowieso bereits tollen Frightened Rabbit’schen Diskographie. Und ein absolut würdiges „Album des Jahres“.

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2013TheNational_TroubleWillFindMe2.  The National – Trouble Will Find Me

Zu lange tingelten The National im Indierock-Schatten herum. Dabei besaß bisher jedes ihrer Album die Qualität und Größe, um einen Spitzenplatz in den Jahresabschlussbestenlisten zu belegen. Umso schöner ist es, wenn der US-Band mit „Trouble Will Find Me“, seines Zeichens Albumwurf Nummer sechs, nun endlich die vollends verdiente Aufmerksamkeit zuteil wird. Vielleicht besaß der drei Jahre junge Vorgänger „High Violet“ die dringenderen Gitarrenrocker. Vielleicht zieht bei den Familienvätern um den wohlig grantelnden Frontmann Matt Berninger von Mal zu Mal mehr Altersmilde ein. In jedem Fall stellt „Trouble Will Find Me“, The Nationals Musik gewordenes „Weinalbum“, Klasse vor Masse – nur eben nun auf größeren Bühnen. Wer noch immer glaubt, dass Arcade Fire die „größte Indieband der Welt“ seien, der sollte sich dieses Album zu Güte führen. Und den dreizehn Stücken beim stetigen Größerwerden zuhören…

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Mark-Kozelek-Jimmy-Lavalle-Perils-from-the-Sea-205x2053.  Mark Kozelek & Jimmy LaValle – Perils From The Sea

Mark Kozelek scheint seit geraumer Zeit einen sprichwörtlichen Lauf zu haben. Der ehemalige Red House Painters-Frontmann tourt als nimmermüder Troubadour nicht nur unablässig um die Welt, er veröffentlicht auch in immer geringeren Abständen eine großartige Platte nach der nächsten. Ob nun mit seiner elegischen Stammband Sun Kil Moon, mit den Ex-Kollegen von den Red House Painters, die nun als Desertshore musizieren, ob nun solo oder, wie hier, mit The Album Leaf-Cheftüfftler Jimmy LaValle – dem zurückhaltenden Geschichtenerzähler mit der so besonderen wie unverwechselbaren Stimme gelingt es immer wieder aufs Neue, seinen Zuhörer zu fesseln. Dass er sich für „Perils From The Sea“ dabei in absolutes Neuland vorwagt und sein Gesangsorgan inmitten reduzierter Ambietklänge bettet, macht die Sache eigentlich nur interessanter. Easy Listening mit Tiefgang und Relevanz? Keinesfalls eine einfache Sache… Und obendrein bietet „Perils From The Sea“ noch Erzählungen, die einen so schnell nicht mehr los lassen.

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there-will-be-fireworks-the-dark-dark-bright4.  There Will Be Fireworks – The Dark, Dark Bright

Das selbstbetitelte Erstwerk meiner schottischen Herzensband (klar mag es da so einige geben, aber keine liegt näher!) fand bei dessen Eigenvertriebsveröffentlichung vor vier Jahren noch quasi unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit statt. Beim nunmehr zweiten Album „The Dark, Dark Bright“ hören nun wohl schein ein paar mehr Ohren hin… Und das hat sich die Band um Frontmann Nicky McManus auch redlich verdient. Der schottische Fünfer arbeitet innerhalb von knapp 50 Minuten die komplette Indie-Postrock-Klaviatur von Mogwai bis Sigur Rós ab und setzt dabei nicht wenige wohltuende Nadelstiche mitten ins Herz. Mag sein, dass der Vorgänger die größeren, die höhere Wellen schlagenderen Songs hatte. „The Dark, Dark Bright“ ist dafür kohärenter und macht den ein oder anderen produktionstechnischen Mangel des Debüts wett. In einer gerechten (Musik)Welt werden There Will Be Fireworks zu einer großen kleinen Band. Wetten, dass?

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Casper_Hinterland5.  Casper – Hinterland

„XOXO“ wurde vor zwei Jahren als nichts weniger als die „Revolution des bundesdeutschen Hip Hop“ gefeiert. Das machte es für Benjamin „Casper“ Griffey natürlich keineswegs einfacher. Doch die Rechnung des „Emorappers“, sich für den Nachfolger so unwahrscheinliche Produktionspartner wie Get Well Soon-Mastermind Konstantin Gropper und das Elektro-affine Studioass Markus Ganter ins Boot zu holen, geht beim vierten Casper-Album „Hinterland“ in vollsten Maße auf. Egal ob der Indie-Rapper gerade vom Fern- oder Heimweh erzählt, sein Bewerbungsschreiben als deutscher Tom Waits abgibt oder sich Editors-Frontstimme Tom Smith zum Duett ins Studio einlädt – Deutschland hört hin. Und der Rest darf sich für die Ignoranz der germanischen Hip Hop-Antwort auf Springsteens „Born To Run“ gern den augenzwinkernden Mittelfinger abholen… Spätestens 2013 dürfte klar sein: Casper stehen alle Türen offen.

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BiffyClyro_Opposites6.  Biffy Clyro – Opposites

Wieviele (Rock)Bands sind bereits an ihren Ambitionen gescheitert? Wieviele Künstler haben bereits vollmundig epische Doppel- – oder gar Dreifach-! -Alben angekündigt, nur um dann auf höchsten Niveau zu versagen? Natürlich: diese Liste ist lang… „Opposites“ dürfte sich als sechstes Album des Schotten-Trios von Biffy Clyro auf der gelungenen Seite der Ambitioniertheit einordnen, bietet des doch die wohl gleichzeitig größten wie auch variationsreichsten Songs aus den Federn von Frontmann Simon Neil und den beiden Johnston-Zwillingen James und Ben. Eine Mariachi-Band inmitten fetter Hooks, Streicher und elegischer Passagen? In den über achtzig Minuten des so opulenten wie tiefgründigen Doppelalbums geht so einiges. Biffy Clyro bringen mit „Opposites“ das Pathos zurück auf die große Bühne. Operation gelungen, Patient gesünder denn je.

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listener-300x3007.  Listener – Time Is A Machine

Talk Music? Was zur Hölle soll das sein?!? Gut, wer sich als Neuling dem neusten Listener-Werk „Time Is A Machine“ gegenüber gestellt sieht, der dürfte wohl anfangs ähnlich überfordert sein… Zu rast- und ruhelos, zu drängend und dringend spielt sich das aus Fayetteville, Arkansas stammende US-Trio durch die acht neuen Stücke. Dass man dabei kaum mit dem lyrisch versierten Textespucker Dan Smith, der die Band einst als Soloprojekt begann, Schritt halten kann, ist ebenso faszinierend wie die Tatsache, dass sich Hip Hop und Postrock eben doch vereinbaren lassen. „Time Is A Machine“ ist mit seinen lediglich etwa 30 Minuten, wie auch der nicht minder tolle, vor drei Jahren erschienene Vorgänger „Wooden Heart“ schon, erneut kein Album zum Nebenbeihören. Nein, „Time Is A Machine“ ist ein wahrer kleiner Wirbelwind von Album, vorangetrieben von drei Wirbelwinden, die kaum näher bei sich sein könnten. Raprock in Höchstform. Diese Band verdient sich ihre eigene Nische…

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SIGUR-ROS-KVEIKUR-275x2758.  Sigur Rós – Kveikur

Als die Vorzeigeisländer von Sigur Rós im vergangenen Jahr das sechste Album „Valtari“ auf den Musikmarkt losließen, durfte man berechtigtermaßen befürchten, die Band um Frontmann Jónsi nun vollends an elegische Ambientweiten verloren zu haben, immerhin ließ das Werk nahezu vollständig jene großartigen Momentausbrüche vermissen, mit denen sich Sigur Rós auf Meilensteinen wie  „Ágætis Byrjun“ oder „Takk…“ noch in so viele Hörerherzen in aller Welt gespielt hatten… Umso heftiger drischt nun die nach dem Ausstieg des Keyboarders zum Trio geschrumpfte Band mit dem ein oder anderen Stück von „Kveikur“ in manche unvorbereitete Magengrube. Heftiger, kompakter und rauer waren Sigur Rós wohl noch nie, auf Albumlänge mitreißender in keinem Fall. Sollte Musik tatsächlich da anfangen, wo einem die Worte fehlen, so bleibt hierfür wohl nur noch ein letztes: geil.

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daughter-cover9.  Daughter – If You Leave

Vorschusslorbeeren durften Elena Tonra und ihre beiden männlichen Mitmusiker bereits seit den ersten Daughter-Lebenszeichen in Form von vereinzelten Konzerten und vielversprechenden EP-Vorboten sammeln. Umso höher war darauf natürlich der Sockel, vom dem das englische Trio mit dem Debütalbum fallen konnte. Doch „If You Leave“ enttäuscht keineswegs und ist, seiner Veröffentlichung um Frühling zum Trotz, eines der besten Herbstalben des Jahres, das sich zwar im selben Fahrwasser wie die Landsleute von The xx bewegt, dabei jedoch mehr Gewicht auf die Gitarren legt. Klar, man muss schon eine gewisse Affinität fürs Melancholische besitzen, um sich in diesen kleinen Dramen zurecht zu finden. Das Wohlgefühl kommt danach von ganz allein…

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Like-Clockwork-Cover10. Queens Of The Stone Age – …Like Clockwork

Josh Homme, dieser Schelm! „Wie ein Uhrwerk“ lief die Arbeit an „…Like Clockwork“ nämlich keineswegs. Stattdessen durfte sich der umtriebige Ex-Kyuss-Gittarero und jetzige Queens Of The Stone Age-Vorsteher mit so einigen Verletzungen und Schreibblockaden herumplagen. Dass er und seine Mitmusiker am Ende mit dem wohl besten Album seit dem in Rock gefassten, bereits elf Jahre zurückliegenden Meilenstein „Songs For The Deaf“ um die Ecke kamen, der ebenso knackige Wüstenrocker aufbietet wie irrwitzige Miniepen, dürfte dabei für sich sprechen. Dass bei Album Nummer sechs die prominente Gästeliste aus Mark Lanegan, Nick Oliveri, Trent Reznor (Nine Inch Nails), James Lavalle (UNKLE), Alex Turner (Arctic Monkeys), Brody Dalle (Ex-Distillers), Alain Johannes (Eleven), Jake Shears (Scissor Sisters) oder Sir Elton John zur reinen Marginalität gerät, ebenso… Nach sechs Jahren Veröffentlichungsschweigen präsentieren sich die Queens Of The Stone Age mit „…Like Clockwork“ frischer den je. Und Josh Homme, diese arschcoole Rocksau, stellt mit einem karrieretechnischen Top-Drei-Album mal eben die komplette Konkurrenz in den Schatten. Willkommen zurück, Jungs!

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Auf den weiteren Plätzen:

Various Artists – Sound City – Reel to Reel mehr…

Pearl Jam – Lightning Bolt mehr…

Haim – Days Are Gone mehr…

Keaton Henson – Birthdays mehr…

Vampire Weekend – Modern Vampires Of The City mehr…

Die Höchste Eisenbahn – Schau in den Lauf Hase mehr…

Foals – Holy Fire mehr…

Nick Cave & The Bad Seeds – Push The Sky Away mehr…

Woodkid – The Golden Age mehr…

Thees Uhlmann – #2 mehr…

 

 

Rock and Roll.

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Listener live im Musikerbunker, Aachen, 24. August 2013: Beim Barte der geölten Wortschwallsuppe, seid bereit für Jazz!


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Zu Beginn gleich mal ein wenig Klugschiss: In vino veritas. Was das nun mit den zum Trio angewachsenen Talk Music-Berserkern von Listener zu tun hat? Nun, mehr oder minder ums Eck gedacht: Eine ganze Menge. Denn Stimme und Bassfahrwerk Dan Smith, Gitarrist Christin Nelson und Schlagzeuger Kris Rochelle hätten für ihr im Rahmen der „Tour Is Not A Machine“-Tournee absolviertes Konzert im Aachener Musikbunker durchaus einen günstigeren Zeitpunkt treffen können…

Es ist Samstag in der westlichsten Großstadt Deutschlands. Mehr noch: Es ist Weinfest. Und so scheinen selbst bei mäßigem Wetter mehr „Öcher“ (für alle Unkundigen: die Bewohner Aachens) irgendwo zwischen Pontstraße und Katschhof abhängen zu wollen als im in Würde verranzten, betongrauen Musikbunker. Natürlich könnte man sich Besseres vorstellen, als sich gegen 20 Uhr in die Kellerkatakomben dieses Konzert- und Proberaumkomplexes zu verirren, in dem bei Regen (wie am vergangenen Samstag) auch schon mal die ein oder andere Wasserpfütze in den spärlich beleuchteten Gängen zusammenlaufen mag, und den Ortsunkundigen hier und da vermuten lässt, dass plötzlich eine Horde vergreister Altnazis aus dem Dunkel springen wird, um einen zur Gründung einer teutonisch korrekten Altpunkband und/oder zum kollektiven Dosenbierabsturz einzuladen. Jedoch: Nichts davon sollte am vergangenen Samstag passieren. Listener, jenes höchst besondere Drei-Mann-Ungetüm aus dem mittleren Westen der USA, machten Halt in der nordrhein-westfählischen Domstadt. Dass ihr Publikum am Ende lediglich aus überschaubaren 50 bis 60 Zuhörern bestand? Störte – zumindest merklich – keinen.

Die in Aachen heimische Band Nachtegal gab mit einem 25-Minuten-Set dabei den Anheitzer für Dan Smith & Co. Muss man sich den Namen merken? Nun, die Band machte aus der berichteten Not – ihnen sei vor wenigen Wochen der Schlagzeuger abhanden gekommen – eine Tugend, baute eine Standtrommel auf und verliehen ihren Post Punk-Songs, die nicht selten vermuten ließen, dass sich da Baroness plötzlich an Turbostaat-Stücken vergehen, so ein gutes Stückweit mehr Energie. Schade dass man die ehrlich zur Schau gestellte Ian Curtis-Lookalike-Emotionalität von Sänger Dominik nicht auf Platte konservieren kann, denn auf der bisher erschienenen „XYPS ILON“ Seven Inch klingen die meisten Stücke (für mich) lediglich leidlich enervierend…

listener

Nach einem kurzen Umbau der Bühne wurde es dann Zeit für die Band des Abends. Klammheimlich schlich sich erst Gitarrist Christin Nelson an seine Gitarre, dann nahm Kris Rochelle hinter dem Drumkit Platz, schließlich hängte sich Barfuss-Freund und Stimme Dan Smith seinen Bass um. Zusammen gaben die drei schon ein auf amüsante Weise stimmiges Bild ab: vollbärtige Tour-Dreisamkeit, fast wie Brüder. Logischerweise begannen Listener ihr etwa einstündiges Set mit einem Stück vom aktuellen, kürzlich erschienenen Album „Time Is A Machine„, „Eyes To The Ground For A Change“. Doch wer schon einmal das Glück hatte, einer Bühnenshow der Band, welche vor elf Jahren als Ein-Mann-Projekt von Dan Smith ihren Anfang nahm, beizuwohnen, der weiß: Ein Konzert von Listener ist in keinster Weise mit dem konservierten Studioprodukt zu vergleichen. Denn bei all der vornehmen, fast schüchternen Zurückhaltung, in der sich Gitarrist und Schlagzeuger beinahe das gesamte Konzert über üb(t)en, merkt man doch, dass vor allem im betont düster dreinblickenden Nelson ein waschechter Buddy verstecken mag. Und auch wenn es während des Konzertes im Musikbunker die ein oder andere Sprachbarriere gegeben haben mag, auch wenn manch ein Witz und ein guter Teil der Überbrückungspointen in den betonierten Kellergewölben verpufft sein mag, so machte Dan Smith auch an diesem Abend einen sympathischen Großteil der Listener-Show aus. Der beleibte Sprachschatz-Derwisch drosch seine zu Texten geformten Geschichten und Lebensweisheiten mit großen Emotionen ins Mikro, bis sich seine Stimme beinahe überschlug und in den ruhigen Passagen fast zu einem Zittern verkam. Natürlich durfte auch das besondere Gimmick der Band – Dan Smiths Trompete, die in einigen Songs zum Einsatz kam – nicht fehlen. Ebenso mit an Bord: die ein oder andere kurze Improvisation, die kurz sogar jazzlastige Züge annahm, und Smith spöttisch warnen ließ: „Always be prepared for jazz!“. Und doch macht Listener im Jahr 2013 vor allem jene Stärke zu einem kleinen Unikum, welche man bereits auf dem aktuellen Album finden kann: Die Band hat sich im Laufe der Jahre zu einem Monster aus eigentümlichen Talk Music-Vorträgen und energetisch aufgetürmten Post Rock-Soundwällen entwickelt, welches sich in seiner Nische beständig neu erfindet. Da steckt sehr viel Hardcore-, Punk-, HipHop- und Songwriter-Spirit im Hinterkopf, während die Band sich mit den Waffen des „Mach ich’s eben selbst!“ ihren Weg bahnt. Und mal ehrlich: Wer sonst schafft es, ein überschaubares Publikum mit Songs wie „Tornadoes“, „I Think It’s Called Survival“ oder „Everything Sleeps“ derart für sich einzunehmen? Eben. Kann man drüber schreiben, sollte sich aber jeder – bestenfalls – selbst ein Ohr und Bild von machen… Nach etwa 60 emotional pickepackevollen Minuten, in denen auch der tolle Albumvorgänger „Wooden Heart“ das reguläre Debüt „Return To Struggleville“ mit einem Song (dem feinen „Five Year Plan“) bedacht wurde, war – nach einem lautstarken Finale furioso – Schluss. Zugabe? Kann man machen. Doch Dan Smith zog sich in Seelenruhe und selig lächelnd Strümpfe und Schuhe an. Und verließ die kleine Bühne. Darauf ein Bier? In cervisia veritas.

 

Konzertimpressionen? Die gibt es hier:

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Wer mag, kann sich hier (oder auf der Bandcamp-Seite von Listener) das aktuelle Album „Time Is A Machine“ in voller Länge zu Gemüte führen…

 

…und dann eines der noch anstehenden Deutschland-Konzerte der „Tour Is Not A Machine“ besuchen:

27.08.2013 / FZW, Dortmund
28.08.2013 / Jugendhaus West, Stuttgart
29.08.2013 / Brotfabrik, Frankfurt
30.08.2013 / Privatclub Berlin, Berlin
31.08.2013 / Sound of Bronkow, Dresden
01.09.2013 / Kinos im Andreasstadel, Regensburg
03.09.2013 / Ex-Haus, Trier

 

Rock and Roll.

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Das Album der Woche


Listener – Time Is A Machine (2013)

Time Is A Machine (Cover)-erschienen bei Tangles Talk Records/Alive-

Ich kann mir nicht helfen. Immer wieder muss ich bei dieser Band an den rasenden Roadrunner und den nimmermüden Kojoten denken…

Und irgendwie ergeben diese Assoziationen bei Listener auch durchaus einen Sinn: Auf der einen Seite der Band aus Fayetteville, Arkansas steht Dan Smith. Das Sprachrohr drischt ab und an in die Saiten seines Basses und spuckt seine im US-amerikanischen Underground HipHop geschulten, höchst ernsten Rhymes und Verse mit einer solchen Manie und Intensität ins Mikro, dass dem Zuhörer im kleinen Kellerclub schon mal Hören und Sehen vergehen kann. Auf der anderen Seite scheint Christin Nelson vergleichsweise in seinem tiefsten Inneren zu ruhen. Der optisch – mit fülliger Statur, langem Bart, nahender Haupthaarplatte und bohrendem Blick – an Produzenten-Legende Rick Rubin erinnernde Gitarrist steht seinem charismatischen Front-MC sprichwörtlich zur Seite und versorgt den Rest der ungewöhnlichen Soundkulisse mit allem, zu dem Smith im Eifer des Wortgefechts nicht mehr kommt.

Listener #3Dabei ging Dan Smith das Projekt namens „Listener“ 2002 ursprünglich auf Solopfaden an, ließ ein Jahr darauf mit „Whispermoon“ das erste albumgewordene Listener-Baby auf die Musikwelt los und begab sich auf die „Tour of Homes“ kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten und Europa, im Zuge derer er mal in Cafés, aber auch in Kunstgallerien, alten Fabrikhallen und WG-Wohnzimmern spielte – eben immer da, wo man Interesse, ein wenig Handgeld sowie Kost und Logie bot. Und: 2005 lernte Smith bei eben einer dieser Shows in Las Vegas, Nevada den Multiinstrumentalisten Christin Nelson kennen, den er zwei Jahre später dazu bewegen konnte, sich ihm anzuschließen. Noch im selben Jahr – also: 2007 – veröffentlichte das Duo das Album „Return To Struggleville„, welches bereits in großen Zügen andeutete, wozu Listener für die Zukunft fähig sein könnten: Knapp 40 Minuten verteilt auf elf Songs, die sich praktisch jeder Kategorisierung entzogen und ebenso den Geist den Punkrock atmen wie den den HipHop und den von Songwritertum und Lofi-Country. Scharf angeschnittene E-Gitarrenriffs, gepaart mit allerlei Soundsamples, pumpendem Schlagzeug und billigen Akustikgitarren? Alles dabei! Dazu drischt Dan Smith seine beständig zwischen Wut, Nachdenklichkeit, Melancholie, Sozialkritik und Kampfansage pendelnden Wortsalven mit einer solchen Intensität in die Ohrmuscheln, dass der überrumpelte Hörer einfach gar nicht anders kann, als zuzuhören. Immer wichtig, immer innovativ, immer wendig und besonders – und der großartige, 2010 erschienene Nachfolger „Wooden Heart“ setzte all das sogar auf einem noch höheren Level fort. Dem tourerprobten Duo gelangen es darauf, ihre Songs noch austarierter zu gestalten und so mit noch mehr gezielter Wucht und Emotionalität zu füllen. Wer genau hinhört, kann unter den elf Klangperlen kleine Herzenshits ausmachen, die sich unter anderem mit Bläsern (man lausche dem großen „Falling In Love With Glaciers“!) an den Bandsound von Modest Mouse ranschmeissen, dabei jedoch ihre Eigenständigkeit nie aus dem Fokus verlieren – und im Nachhinein auch einen Fingerzeig aufs neue und aktuelle Album „Time Is A Machine“ erkennen lassen. Denn zu den tausend Möglichkeiten, die sich Smith und Nelson bereits zu Zeiten von „Wooden Heart“ erarbeitet hatten, kam im vergangenen Jahr noch mindestens eine weitere dazu: Durch den Einstieg von Schlagzeuger Kris Rochelle haben die beiden nun Blick, Kopf und Hände frei für einen noch größeren Sound – was für Listener zwar keineswegs die Abkehr vom geliebten Direktkontakt mit dem gebannt an Smiths Lippen hängenden Publikum im Kellerclub bedeuten mag, jedoch eine Richtung, die sich – personalbedingt – bisher rar im bandinternen Klangspektrum machte: Post Rock. Gefahren? Bei einer Band wie Listener, die zur eigenen musikalischen Verortung – halb aus Spaß, halb im Ernst – erst selbst das Etikett „Talk Music“ erfinden musste, praktisch gleich Null…

Listener #1

Und dementsprechend groß hört sich „Time Is A Machine“, in der Bandhistorie mal als Album Nummer vier, mal bereits als Nummer sieben geführt, bereits zu Beginn an. „Eyes To The Ground For A Change“ prescht mit kraftstrotzend aufmuckenden Gitarren und polterndem Schlagzeug die staubige Landstraße gen Süden entlang, während Smith energisch klar stellt: „On a pack of oranges and the open road I keep my eyes to the ground for a change / We can all be free if that’s what we wanna be / But I will always be that way“. Im gleichen Tempo hechelt „Good News First“ längs der mexikanischen Grenze entlang, bevor der Hörer bei „Not Today“ eine trügerische Ruhe verspüren darf: „If the sun turns to a shooting star, and leaves us with nothing much to say / This is not a fear trap, you can’t pass a test you don’t take / If you go looking you’ll find it when it goes quiet behind your eyes – passend zur lyrischen Vorahnung der Apokalypse verwandeln sich die bedächtig hallenden Gitarrenakkorde alsbald in ein wahres postrock’sches Inferno aus GitarreSchlagzeugBass, welches nach viereinhalb Minuten – gefühlt – viel zu früh verglüht. Auch die folgenden Songs „Tornado“ und „I Think It’s Called Survival“ machen ihren Titeln alle Ehre und zeigen Listener als Band, die Hunger auf Punkrock-Fahrtwind hat, während sich die Stimme von Smith ein ums andere Mal überschlägt. In „Everything Sleeps“ ruft der scheinbar um mehrere Tage Schlaf gebrachte Frontmann wieder die Geister des Post Rock auf den Plan, greift in der Two Gallants-Galgenpartie „These Are Wrecking Balls Inside Us“ in einer seiner seltenen Atempausen zur Trompete  und ruft im abschliessenden „It Will All Happen The Way It Should“ noch einem wie kurz vorm Heraustreten aus der Studiotür „Just hold on / There’s a way out / It’s all happening the way it should“ zu – ein Schulterschluss mit dem Teufel Schicksal, bevor die Band die vorangegangenen 25 Minuten erst infernalisch vor den Baum fährt, nur um kurz vor dem Aufprall mit bedächtig ausfedernden Gitarrenakkorden sanft auszuklingen. Anders und unerwartet? Immer wieder…

Listener #2

Smith, Nelson und Rochelle fügen mit dem innerhalb einer (!) Woche gemeinsam mit Produzent Jon O’Brien (u.a. Young The Giant, Moosetache) im kalifornischen Tustin aufgenommenen „Time Is A Machine“ der Listener-Diskographie ein Album hinzu, dass viele Qualitäten in sich vereint: Euphorisch und euphorisierend, dramatisch und intensiv, mitreißend und melancholisch, voller Spaß und Ernsthaftigkeit. Dabei bauen Listener alte Stärken aus, fordern die Aufmerksamkeit des Hörers mit Haut und Haar und treiben im Kollektiv Rockmusik an ihre Grenzen. Das größte Ass im Ärmel der Band ist und bleibt jedoch immer noch Dan Smiths Art des manischen Sprechgesangs. Sobald dessen Stimme sich überschlägt, an- und abschwillt, an wilden Kapriolen bastelt und in voller Versfahrt potentielle Sätze und Punchlines fürs nächste Tattoo rausprügelt, dann weiß man: jetzt gerade liegen Listener richtig. Jetzt gerade sind Listener richtig gut. Dass „Time Is A Machine“ mit acht Songs in 30 Minuten (erneut) viel zu kurz ausfällt? Jammern auf hohem Niveau… Und: Hey, wenn man so will, dann haben Dan Smith und Co. mit „Time Is A Machine“ somit das wohl kürzeste und ungewöhnlichste Post Rock-Album des Jahres in die Regale gestellt! Im elften Jahr der Bandgeschichte üben sich Listener in der Manifestierung ihres Rufs als höchst eigenständige Band und der Erweiterung ihres musikalischen Horizonts, an dessen Ende es doch immer weitergeht. Auf das „Wie“ darf man gespannt sein… Nur eines steht fest: Auch in Zukunft wird selbst dem Roadrunner von Dan Smiths Wortsalven schwindelig werden – der Kojote hat die Jagd längst aufgegeben… Allein auf weiter Flur.

 

Hier kann man sich „Time Is A Machine“ in voller Länge anhören…

(Auf der Bandcamp-Seite der Band gibt’s übrigens die grandiosen Albumvorgänger ebenfalls im Stream…)

 

….und sich hier die Videos zu „Wooden Heart“ (verständlicherweise vom gleichnamigen Album)…

 

…und „Falling In Love With Glaciers“ ansehen:

 

Allen Freunden der intensiven Livemusik, der sich aufstellenden Nackenhaare und der ganz besonderen Momente inmitten einer schweißgebadeten Menge sei empfohlen, sich Listener an einem der in Kürze deutschlandweit stattfindenden Konzerttermine live, bunt und laut zu gönnen:

14.08.2013 / Hafenklang, Hamburg
24.08.2013 / Musikbunker, Aachen
27.08.2013 / FZW, Dortmund
28.08.2013 / Jugendhaus West, Stuttgart
29.08.2013 / Brotfabrik, Frankfurt
30.08.2013 / Privatclub Berlin, Berlin
31.08.2013 / Sound of Bronkow, Dresden
01.09.2013 / Kinos im Andreasstadel, Regensburg
03.09.2013 / Ex-Haus, Trier

(Wer mag, darf mich voraussichtlich im Aachener Musikbunker begrüßen… Nur mal so.)

 

Wer da noch überlegt, der kann anhand dieser Konzertimpressionen getrost alle Bedenken zu Grabe tragen:

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,
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