Schlagwort-Archive: The Line Of Best Fit

Auf dem Radar: Ásgeir


asgeir

Keine Frage: Das Leben scheint es derzeit gut zu meinen mit Ásgeir Trausti Einarsson. Und man kann sich wohl nur im Entferntesten vorstellen, wie es ist, als mit 21 Jahren noch recht junger Mann jedoch Morgen seinen Kaffee in der Gewissheit zu schlürfen, dass sage und schreibe zehn Prozent der eigenen Landsleute eine – selbstredend bezahlte – Ausgabe des eigenen Debütalbums im heimischen Plattenregal stehen haben…

Da sind die Wichtigtuer, die kleinkarierten Nörgler freilich nicht weit, um diesen Zahlen sogleich die relative Richtigkeit zu verleihen. Denn – manch eine(r) ahnte es wohl bereits – Ásgeir ist Isländer und, runter gebrochen auf die nicht eben zahlreiche Einwohnerzahl der Vulkaninsel knapp südlich des nördlichen Polarkreises, würden diese zehn Prozent des im September 2012 erschienenen Debüts „Dýrð í dauðaþögn“ (was auf gut Deutsch soviel wie „Die Herrlichkeit der Totenstille“ bedeutet) „lediglich“ 320.000 verkauften Einheiten entsprechen. Trotzdem: Bestverkauftes Debütalbum in der isländischen Musikgeschichte, neun Wochen an der Spitze der Single-Charts, 2012 dazu ganze vier Auszeichnungen bei den „Icelandic Music Awards“ – das muss dem Newcomer, welchen man mit seinen Tätowierungen spontan wohl eher in der hardcore-lastigen Musikalienschiene verorten würde, erst einmal jemand nachmachen. Jedoch sind einem Künstler, allen Lorbeeren zum Trotz, auch heutzutage – und ganze 15 Jahre nach dem großen Sigur Rós-Werk „Ágætis byrjun“ – mit ausschließlich isländischem Text- und Liedgut (wenn man Sigur Rós‘ ans Isländische angelehnte „Hopelandic“-Fantasiesprache mal dazu zählt) vor dem internationalen Durchbruch gewisse Grenzen gesteckt…

Doch Gevatter Schicksal ließ auch hier Milde mit Ásgeir Trausti walten. So spielte der Isländer im vergangenen Jahr – neben Shows bei Sónar Festival in Barcelona oder beim deutschen Indie-Kuschelfestival Haltern Pop – beim prestigeträchtigen SXSW in Austin, Texas. Im Publikum befand sich bei diesem Stelldichein von Künstlern, Musikjournalisten und Musiklabels auch ein gewisser John Grant. Und da dem weltgewandten ehemaligen Czars-Frontmann mit den ebenso berührenden wie traurigen  Stimmbändern Ásgeirs Musik besonders gut gefiel, nahm er ihn als Support zuerst mit auf seine nächste Solo-Tournee, um ihm daraufhin vorzuschlagen, alle Texte, welche ursprünglich zum Großteil vom 72-jährigen Vater des Isländers, dem Dichters Einar Georg Einarsson, verfasst wurden, ins Englische zu übersetzen (welch‘ Fügung: Grant, der alte Polyglott, spricht – nebst Englisch, Russisch, Deutsch, Spanisch und Französisch – auch Isländisch!). So setzten sich Grant und Ásgeir erneut vor die Studiotür, bevor der 21-Jährige einmal mehr im Inneren verschwinden konnte, um alle Songs des Debüt auf Englisch aufzunehmen.

Ásgeir-700x400

Das auf den feinen Titel „In The Silence“ hörende Ergebnis erfuhr nun vor wenigen Tagen, Ende Januar, seine internationale Veröffentlichung. Und trotz der Tatsache, dass der Isländer seine Songs nun auf Englisch vorträgt, meint man, dass man all die isländischen Klischees noch immer aus den zehn Stücken heraushören kann: die Einsamkeit inmitten der Naturgewalten, die Weite rund um das 40-Seelen-Kaff Laugarbakki, in welchem der Musiker aufwuchs, die schroffen Klippen, die Geysire und Nebelfelder. Andererseits: Wieso sollte sich Ásgeir auch verbiegen (lassen), gar: seine Herkunft verleugnen? Hört man jedoch auf „In The Silence“ genauer hin, so könnte man fast meinen, dass das Balsam-Falsett nicht ihm, sondern Justin „Bon Iver“ Vernon gehöre. Und auch musikalisch ist das Ganze zu großen Teilen gar nicht mal so weit von Werken wie „For Emma, Forever Ago“ der US-Indiefolk-Band aus Wisconsin – also: Bon Iver (obwohl Vernons Zweitband Volcano Chor auch schon ums Eck lugt) – entfernt: melancholische Akustikgitarrenballaden, deren Weg mal von rhythmischer Schlagzeugbegleitung, mal von einem sacht aufspielenden Piano gekreuzt wird. Damit all das nicht zu beschaulich gerät, erlauben sich Ásgeir und seine Mitmusiker freilich auch kleine Experimente, lassen elektronische Dub- oder Minimal Beat-Verweise oder 8-Bit-Rhythmik einfließen (man höre den Beinahe-Dance-Track „King And Cross“), während andere Nummern durch ihr marschierendes Schlagzeugspiel (die Single „Torrent“) oder ihre jubilierenden Fanfaren („In Harmony“) so beileibe auch von den Landsmännern von Sigur Rós stammen könnten. Kings Of Convenience meets Bon Iver meets James Blake meets Nick Drake meets Sigur Rós meets Simon & Garfunkel meets Patrick Wolf. Dass Ásgeir all diese Vergleiche und Querverweise, die sich während der 40 Minuten des Debütalbums wohl unweigerlich auftun, im Grunde kaum nötig hat, spricht wohl nur für das Naturell des Isländers, der – hallo x-te Klischeefalle! – zu allem Überfluss auch noch auf dem Label One Little Indian – und damit auf dem gleichen Plattenlabel wie Vorzeige-Island-Sirene Björk – veröffentlicht. Nö, der Newcomer reist nun freilich lieber um die Welt und singt seine ebenso spartanisch ausgeleuchteten wie edel verzierten Lieder über die Liebe, das Leben, die Harmonie, über die Natur und die Heimat: „I lift my mind to the sky / And I let it take flight / The wind carries to my ears / Precious songs of life“. Und wenn man ganz genau hinschaut, dann wird man durch die Nebelschwaden vielleicht die Sonnenstrahlen aus seinem Allerwertesten wahrnehmen. Keine Frage: Das Leben scheint es derzeit gut zu meinen mit Ásgeir Trausti Einarsson…

asgeir_in-the-silence-packshot-cropped

 

 

Da Isländer bekanntlich weder Schotten noch Schwaben sind, kann man sich hier Ásgeirs 2013 in den Londoner Tos Rag Studios aufgenommene Drei-Song-Akustik Session gleichen Namens anhören und kostenlos aufs heimische Abspielgerät herunterladen…

 

…sich hier die Musikvideos der Singles „King And Cross“ sowie „Torrent“, welche frecherweise eben nicht für ihre acht Albumkumpane von „In The Silence“ Pate stehen können, ansehen…

 

…und die Songs des Isländers in mal mehr, mal weniger reduzierten Sessions-Varianten begutachten:

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Symphony’n’Shoegaze – The Twilight Sad verschenken einen besonderen Konzertmitschnitt…


the twilight sad

Knapp zwei Jahre sind nun seit „No One Can Ever Know„, dem letzten Album von The Twilight Sad, vergangen. In der Zwischenzeit war das schottische Shoegazing-Indierock-Trio jedoch keinesfalls untätig. Den Beweis hierfür tritt die Band nun – auch in freudiger Erwartung des Rereleases ihres ursprünglich 2007 erschienenen Debüts „Fourteen Autumns & Fifteen Winters“ anlässlich des Record Store Days am 19. April – mit dem Mitschnitt jenes Konzertes an, das The Twilight Sad beim Spree Festival 2013 in der Paisley Abbey, einem gut 800 Jahre alten ehemaligen Kloster etwa elf Kilometer westlich von Glasgow, spielten. Der besondere Reiz für Fans wie Neulinge der Band besteht wohl darin, dass James Graham (Gesang), Andy MacFarlane (Gitarre) und Mark Devine (Schlagzeug) den Auftritt nicht allein absolvierten, sondern sich bei einigen der neun Songs vom Royal Scottish National Orchestra unterstützen ließen. Und das Beste: Die Band bietet den 43-minütigen Mitschnitt allen Neugierigen und Interessierten hier komplett kostenlos – und nur im Austausch gegen eine E-Mail-Adresse – zum Download aufs heimische digitale Abspielgerät an!

Die Setlist des Abends liest sich wie folgt:
1.  The Wrong Car (mit dem Royal Scottish National Orchestra)
2.  I Became A Prostitute
3.  Sick (mit dem Royal Scottish National Orchestra)
4.  Mapped By What Surrounded Them
5.  Alphabet
6.  The Room (mit dem Royal Scottish National Orchestra)
7.  That Summer at Home I Had Become the Invisible Boy
8.  And She Would Darken The Memory
9.  Cold Days From The Birdhouse (mit dem Royal Scottish National Orchestra)

 

Frontmann James Graham fand rückblickend – via The Line Of Best Fit – übrigens folgende Worte zum Auftritt:

“If I’m honest playing with an Orchestra was something we never thought would happen with this band. I thought things like that only ever happened to bands like Metallica. So when we were asked if we’d like to perform our songs with The Royal Scottish National Orchestra we felt that opportunities like this don’t come around everyday so we said “yes” straight away.

We always want to push ourselves and try new things and this gave us a perfect opportunity to do just that. We’ve been performing as a three-piece playing a stripped back sets for most of the year and felt that performing in a similar way with an orchestra would make a lot more sense.

Paisley Abbey was a perfect venue for the gig as its pretty spectacular and the gig sold out in a couple of hours which was cool. It’s probably the most nervous I’ve been before a show because of our surroundings and the occasion itself (I was also relatively sober as well for once). All in all I think the gig went well, the crowd were great and I’m proud that we put ourselves out there and tried something new.”

Twilight-Sad-featured

 

Hier kann man sich die gemeinsam mit dem Royal Scottish National Orchestra zum Besten gegebenen Songs „The Wrong Car“, „Sick“, „The Room“ und „Cold Days From The Birdhouse“ als gut 21-minütigen audiovisuellen Konzertzusammenschnitt zu Gemüte führen:

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Hail to the Freaks – Neues Frightened Rabbit-Video zu „Backyard Skulls“


The Rabbits

Wer noch keinen Tanzpartner hat, der sollte sich nun schleunigst einen suchen! „The Frightened Rabbits“ spielen nämlich im Video zur nächsten Auskopplung aus ihrem kürzlich erschienenen – und noch immer höchst fantastischen! – Album „Pedestrian Verse“ (hier gibt’s ANEWFRIENDs verdiente Würdigung als „Album der Woche“ noch einmal zum Nachlesen) groß auf und bringen alle notorischen Freaks, Geeks, Stubenhocker, Turnbeutelvergesser und Eckensteher auf ihrem eigenen kleinen Abschlussball zum Tanzen…

 

 

Wer trotz der Frequenz, in der die Indie-Schotten momentan Veröffentlichung, Sessions oder Videos raushauen, noch immer keine Anzeichen eines Angsthasen-Overkills verspürt, der kann sich hier gern noch die „Line Of Best Fit Session“-Version des Songs…

 

…sowie des Stückes „The Woodpile“ (im Original ebenfalls auf „Pedestrian Verse“ zu finden) anschauen:

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: