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Song des Tages: Eels – „Are We Alright Again“


Foto: Promo / Gus Black

Nach „The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett“ (2014) und „The Deconstruction” (2018) haben Mark Oliver „E“ Everett und seine Eels vor wenigen Tagen mit „Earth To Dora” ihr mittlerweile 13. Studioalbum veröffentlicht.

Mit Ausnahme von „Are We Alright Again“ hat Everett alle Songs vor Ausbruch der Corona-Krise geschrieben, doch bereits in Vor-Pandemie-Zeiten hatte der Indie-Rock-Kautz und melancholische Singer/Songwriter genug Schicksalsschläge zu verarbeiten, vom Selbstmord seiner Schwester über den Tod seines in wissenschaftlichen Fachkreise berühmten Vaters bis zur Krebserkrankung seiner Mutter. Schmerz, Leid und diverse Ängste waren Everett als notgedrungenem Zweckoptimisten und „last man standing“ seiner Familie also nie wirklich fremd – davon kündet auch sein nach wie vor famoses, 2007 erschienenes autobiografisches Buch „Things The Grandchildren Should Know“ (deren deutsche Übersetzung den eigenartigen Titel „Glückstage in der Hölle: Wie die Musik mein Leben rettete“ trägt) . Und doch – oder gerade deshalb? – gelingen ihm seit den Neunzigern immer wieder bewegende Songs und fragile Balladen von berückender Schönheit und sanfter Lieblichkeit. Die meisten Songs der Eels sind dabei weitaus mehr als simpler Unterhaltungsrock – sie sind subtile musikalische Befunde, wie eng Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, Leben und Tod, Freude und Trauer manchmal beieinander liegen (können). Spieluhren-Indie-Rock, dessen Texte eine durch und durch wahrhaftige Form von ebenjenem Zweckoptimismus verbreiten, der sich wohl zwangsläufig ergibt, wenn man echte Scheiße durchlebt hat, der morgendliche Kaffee aber trotzdem schmeckt, während die Sonne einen neuen Tag ankündigt.

„Mein ganzes Leben ist fantastisch für mich, weil ich so niedrige Erwartungen hatte als ich jung war. Das macht mich optimistisch, wenn die Zeiten hart sind, wie jetzt.“ (Mark Oliver Everett)

Fans der Band und Kenner seines Oeuvres wissen ohnehin längst, dass es Mark Oliver Everett wie kaum ein Zweiter versteht, auch dem misslungensten aller Scheißtage noch ein kleines Körnchen an Positivem abzugewinnen und Musik als Medium des Trostes und der Aufmunterung in schwierigen und dunklen Zeiten einzusetzen. Er weiß aber auch, dass seine Musik immer dann am besten wirkt, wenn er sie gekonnt mit schwarzem Humor, diversen Verrücktheiten, Lakonie und kindlicher Naivität würzt. Mögen noch so viele Katastrophen über ihn hereinbrechen, der mittlerweile 57-jährige US-Amerikaner, dem wohl auch seine noch recht frische Vaterschaft vor drei Jahren einiges an neuem Lebensmut geschenkt haben dürfte, hat längst gelernt, mit seelischen Verletzungen und menschlichen Enttäuschungen umzugehen.

„Magic happens everywhere you go“, singt das Hirn, das Herz und der Kopf der Eels mit seiner typisch heiseren Stimme und liefert auf „Earth To Dora“ einmal mehr eine Handvoll Songs voll Wärme und bittersüßer Zuversicht. Songs, die der Band-Diskografie zwar wenig Neues hinzufügen mögen, im besten Fall jedoch nach dem Hören noch sehr, sehr lange nachhallen und ihre lindernde Wirkung entfalten. Die anmutig-verspielten Arrangements und Everetts Vorliebe für schöne Melodien und wohlklingende Harmonien tun einmal mehr ihr Übriges: „Earth To Dora“ ist beglückend-unterhaltsame Musik mitten aus dem Leben und Mr. Es Indiepoprock-Feinkostlädchen, die in ihren schönsten, kraftvollsten Momenten der Schwermütigkeit die Arroganz nimmt.

Noch vor dem Album ließen die Eels mit „Baby Let’s Make It Real“ und „Are We Alright Again“ bereits zwei Auskopplungen hören. Zu zweiterem, diesem sanft groovenden „feel-good hit of the feel-worst year“ (wie die Band den Song selbst via Facebook beschreibt) mit seinen allerhand Beatles-Referenzen wie Chören, Mellotron und der Botschaft, dass dieser Tag nicht so übel ist wie der gestrige und noch ein bisschen Dope im Haus ist, gibt es nun auch ein offizielles Musikvideo.

Der Clip entstand unter der Regie von Greg Barnes und zeigt Jon Hamm in der Hauptrolle. Der Schauspieler ist vor allem für seine darstellerische Leistung in der Fernsehserie „Mad Men“, für die er unter anderem einen Emmy und zwei Golden Globe Awards erhielt, und obendrein seit einiger Zeit als „Eels-Edelfan“ bekannt.

In einem Interview mit dem NME verriet Frontmann Everett aka „E“, dass „Are We Alright Again“ – wie bereits erwähnt – der einzige Albumsong sei, der während der Corona-Pandemie entstand. Demnach konnte der kalifornische Musiker es kaum abwarten, den Menschen ein bisschen mehr Hoffnung mit auf dem Weg in die Zukunft zu geben:

„All the other songs came about before the pandemic, that’s the only one that was done after the pandemic, in the early days when it was really getting bad for the first time […] it’s kind of like a quarantine daydream that I desperately needed to have. It’s my fantasy of ‘Oh, it’s all over and now we can go out and do stuff!’. I couldn’t wait to try to make people feel a little more hopeful for the future. There’s no time to wait.“

„Walking down the street
Or walking on the moon
What’s it matter
Now to my cocoon?
Stepping to the sunshine
Man, it feels good
Birds and bees jamming
A theme for the neighborhood

Are we alright again?
Are we around the bend?
Am I lucky or brave?
Are you stronger today?
Are we alright again?
Yeah, I think we’re alright

Look up at the sky
Don’t you think you could
Birds and bees jamming
Their tune for the neighborhood, they say
‚Do you wanna fly?‘ – Hmm…
‚Do you wanna get high?‘ – Yeah, I do
‚High up here where we are‘ – Let me up there
‚Wеll, don’t you know it’s not that far?‘

Are we alright again?
Are wе all on the mend?
Am I lucky or brave?
Are you stronger today?
Are we alright again?
Yeah, I think we’re alright


But I can see clear up ahead
Smiling skies with a chance of ‚yes‘
Maybe it’s time to get out of bed

Hey Mr. Bluebird, give me a hit of that
And pass it over to that mangy cat
Well, he’s been through a lot now, more than you and me
Let’s give him what we’ve got, that’s who you wanna be

Are we alright again?
Can I finally attend?
Am I lucky or brave?
Are you stronger today?
Are we alright again?
We are all among friends
Are you lucky or brave?
Am I stronger today?
Are we alright again?
Yeah, I think we’re alright“

Rock and Roll.

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Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Marcus Wiebusch – Was wir tun werden

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„Manche sagen, es wär‘ einfach / Ich sage, es ist schwer / Denn du, ja, du bist Audrey Hepburn / Und ich Balu, der Bär / Immer pläneschmiedend dastehen / So schön und stumm / Und ich, ich fang an zu tanzen / Werf‘ erstmal alles um“ – Anhand Zeilen wie dieser, die Marcus Wiebusch vor ein paar Jahren im Kettcar-Song „Balu“ sang, war wohl kaum zu erwarten, dass der Mann irgendwann einmal mit einem Tanzvideo (!) ums Eck biegen würde… Nun, er hat’s tatsächlich getan! Mit „Was wir tun werden“ schickt der Hamburger nicht nur ein weiteres Stück seines in wenigen Tagen erscheinenden Solodebüts „Konfetti“ ins Rennen, er hat sich für das Musikvideo auch Unterstützung von Tänzern der „HipHop Academy“ vor die Kamera geholt, die dem Stück mit einer Art „tanzenden Stillen Post“ eine ganz eigene Perspektive verleihen – nicht, dass dies der – mal wieder – tolle Song benötigt hätte… Wiebusch beweist, dass er es auch auf Solopfaden trefflich versteht, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, seine Musik und deren Botschaften jedoch dafür umso mehr. Und wenn „Konfetti“ auch nur im Ansatz das halten kann, was die ein oder andere Vorab-Review verspricht, dann darf man sich (weiterhin!) auf die Albumveröffentlichung am kommenden Freitag freuen…

 

 

 

Eels – Mistakes Of My Youth

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Gleicher Veröffentlichungstag, identischer Sympathiefaktor (von meiner Seite): Ebenfalls am kommenden Freitag wird „The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett„, das neue Album der Eels, seinen Weg in die deutschen Plattenläden finden. Dem bereits bekannten Vorab-Song „Mistakes Of My Youth“ schicken Bandvorsteher Mark Oliver „E“ Everett & Co. nun ein Musikvideo hinterher, in welchem ein Teenager durch das trist-graue Hinterland (s)einer Kleinstadt zieht. Irgendwie nostalgisch, irgendwie: schön.

 

 

 

Queens Of The Stone Age – Smooth Sailing

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Sex and drugs and Rock’nRoll – dieser Ruf eilte Josh Homme und seinen Mannen der Queens Of The Stone Age freilich seit Gründung der Band vor gut 18 Jahren voraus. In ihren „besten“ Zeiten wurden sie diesem Ruf im benebeltsten aller Sinne sogar in rauen Mengen gerecht. Doch selbst Rockmusiker werden – insofern sie sich nicht gerade im „magischen Alter“ von 27 Jahren in jenseitige Gefilde befördern – älter, gesetzter und familiärer. Insofern ist das neue Musikvideo der Wüstensöhne zum Song „Smooth Sailing“, welcher vom im vergangenen Jahr erschienenen Album „…Like Clockwork“ stammt, eher als augenzwinkernde Coolness-Referenz an frühere Tage zu verstehen. Regisseur Hiro Murai zeigt Josh Homme hier mit vier japanischen Partnern, mit denen er reichlich angetrunken um die Häuser zieht – Karaoke-Sessions und einen pöbeligen Schlägerzug durch die Nacht inklusive. Am Ende geraten die Dinge dann aber doch reichlich außer Kontrolle… They’re out fpr fun, they’re out for blood.

 

 

 

Warpaint – Disco//Very + Keep It Healthy

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Ähnlich wie Herrn Wiebusch muss wohl auch den vier Ladies von Warpaint der Sinn nach Tanzen gestanden haben… So zumindest ließe sich die erste Hälfte ihres Doppelmusikvideos zu „Disco//Very“ deuten, bei welcher sie ausgelassen über die – freilich sonnenbeschienenen – Asphaltstraßen ihrer Heimat Los Angeles tanzen, um am Abend zu den Klängen des zweiten Songs „Keep It Healthy“ mit einer Horde Skaterboys abzuhängen. Da kann man nur all zu gut verstehen, dass Laban Pheidias, der Regisseur der neuen acht Zelluloidminuten  der Warpaint’schen Medienwelt, seines Zeichens selbst Teil der kalifornischen Skaterszene ist. Ob der Vierer aus Emily Kokal, Theresa Wayman, Jenny Lee Lindberg und Stella Mozgawa bei all den Torneeterminen rund um das kürzlich erschienene selbstbetitelte Zweitwerk oft in der Genuss von chilligen Hang-loose-Situationen wie diesen kommt, darf gern bezweifelt werden…

 

 

 

William Fitzsimmons – Lions

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Kaum weniger gut beschäftigt dürfte unser Lieblingsrauschebartbarde William Fitzsimmons sein, der im Februar sein mittlerweile fünftes Album „Lions“ veröffentlichte und dieses aktuell auf den spärlich-romantisch beleuchteten Konzertbühnen rund um die Welt vorstellt. Da kann man sich schon vor dem inneren Auge vorstellen, wie zu den berührenden Songs des aus Jacksonville, Illinois stammenden US-Singer/Songwriters die Pärchen näher zusammen rücken, während nicht wenige tätowierte Fanellhemdträger kleine Tränchen verdrücken… Schön ist das Ganze – auch wenn den Songs von Fitzsimmons, die auf „Lions“ von Death Cab For Cutie-Gitarrist Chris Walla produziert wurden, nichts ferner liegen würde als die Bezeichnung „spektakulär“. Und so kommt auch das Musikvideo zum Titelstück daher, sodass man beinahe denken könnte, Fitzsimmons wäre Hausmeister an einer US-amerikanischen High School und hätte sich in der Lunch Break mal eben fix in die Werkstatt verzogen, um ein YouTube-Video abzudrehen… Aber, hach: diese Stimme!

 

 

Wer ein wenig mehr über Fitzsimmons‘ neustes Werk erfahren möchte, der findet hier einen fünfminütigen „EPK“-Kurzfilm zu „Lions“:

 

 

Louise Distras – Love Me The Way I Am

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„Schön“ wäre wohl ein Ausdruck, der Louise Distras‚ aktuelle Single „Love Me The Way I Am“ nur unzulänglich beschreiben würde. Vielmehr packt die britische Singer/Songwriterin mit der kraftvollen Reibeisenstimme und dem Herzen voller Punkrock für den Song, welcher von ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Albumdebüt „Dreams From The Factory Floor“ stammt, all ihre Energie in eine dreiminütige Ballade, der jedoch – und auch das darf bezeichnend für Distras stehen, die ANEWFRIEND bereits im vergangenen August „auf dem Radar“ hatte – alles andere als danach ist, einfach „schön“ und oberflächlich zu sein: „Open your eyes, what can you see? / Closing your heart won’t set you free / Love me the way that I am / Equal rights aren’t special rights / When you let go of who you are / You become who you will be“. Joe Strummer wäre stolz, Billy Bragg ist es.

 

 

 

Die Coverversion der Woche…

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Wenn sich Lou Rhodes, ihres Zeichens On/Off-Frontfrau des aus dem englischen Manchester stammenden Elektro-Folk-Duos Lamb, Solo-Singer/Songwriterin im Stile eines Nick Drake und außerdem mit einer der schönsten und ergreifendsten Stimmen im Musikgeschäft gesegnet, einem Stück wie dem im Original von The xx stammenden „Angels“ annimmt, dann kann das Ergebnis eigentlich nur mit einem Wort adäquat beschrieben werden: großartig. Reduziert und ebenso filigran wie zerbrechlich wirkend – da bin ich fast geneigt, den noch immer und auf ewig großen Lamb-Song „Gabriel“ mal wieder auf Dauerschleife hören zu wollen…

Der Song soll Teil von Rhodes‘ viertem Soloalbum „theeyesandeye“ sein (das erste seit „One Good Thing„, Album Nummer drei von 2010), das demnächst erscheinen soll.

 

 

 

Rock and Roll.

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