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Das Album der Woche


Iggy Pop – Every Loser (2023)

-erschienen bei Atlantic/Warner-

„Sorry, geänderte Wagenreihung“, bekommt Nico Rosberg von einem oberkörperfreien Senioren mit breitem US-amerikanischem Akzent zu hören, der auf seinem ICE-Platz sitzt. James Newell „Jim“ Osterberg aka. Iggy Pop als Werbefigur für die Deutsche Bahn? Überraschte anno 2018 höchstens diejenigen, die sich Anfang der Siebziger haben einfrieren lassen. Die Jazz-Ausflüge konnte man zwar bereits auf „Fun House“ erahnen, aber auch sonst schlug der einstige Stooges-Frontmann in seiner fast fünf Dekaden umspannenden Karriere als Solo-Musiker, Schauspieler und sowieso dauerarschcoolsympathische Persona so manche unerwartete Richtung bis hin zu Chanson-Fingerübungen ein. Und weil ihn oberflächliche Sellout-Vorwürfe genauso wenig wie alles andere jucken, konnte er für sein 19. Solo-Album auch den vierzig Jahre jüngeren, mit Arbeiten für Justin Bieber, Ed Sheeran, Miley Cyrus oder unlängst Pearl Jam erfolgreichen Produzenten Andrew Watt engagieren, ohne auch nur im Geringsten mit der Punk-Rock-Wimper zu zucken. Doch Pop hat natürlich nicht plötzlich Bock auf Pop (sic!), sondern will nach den sedierten Vergänglichkeitsreflexionen von „Free„, 2019 erschienen und von Jazztrompeter Leron Thomas produziert, im Gegenteil mal wieder richtig losrocken – dass er selbigen Rock mit Leichtigkeit aus der ledrigen Westentaschen zu schütteln vermag hatte der 75-Jährige ja ohnehin bereits 2016 beim einerseits feinen, andererseits jedoch auch nach verwehter Abschiedsstimmung duftenden „Post Pop Depression„, für welches ihm unter anderem Josh Homme von den Queens Of The Stone Age sowie Mark Helders von den Artic Monkeys unter die nimmermüden Arme griffen, unter Beweis gestellt. Und benannter Andrew Watt hat schließlich auch Leute wie Ozzy Osbourne oder Eddie Vedder im Portfolio stehen und kuratiert für „Every Loser“ daher eine verdammt namhafte Truppe, welche mit Stone Gossard (Pearl Jam) oder Dave Navarro (Jane’s Addiction) an den Gitarren, die Bassisten Duff McKagan (Guns N‘ Roses) und Eric Avery (Jane’s Addiction) sowie Chad Smith (Red Hot Chili Peppers), Travis Barker (blink-182) und dem inzwischen verstorbenen Taylor Hawkins (Foo Fighters) am Schlagzeug nicht eben ins unterste Qualitätsregalfach greift, die dem „Godfather of Punk“ seinen Wunsch erfüllen.

So spuckt gleich das eröffnende „Frenzy“ über jaulenden Saiten und brachialem Rhythmus so mit verbaler Säure um sich, dass Idles und all die anderen Bands der aktuellsten Punk-Revival-Welle erst einmal durchs Familienbuch blättern müssen. Tatsache: Iggy Pop singt nicht nur von seinem Gemächt, sondern haut hier mal eben den wohl brachialsten eigenen Song der vergangenen zwei Jahrzehnte raus: „Got a dick and two balls / That’s more than you all“. Für „Strung Out Johnny“ packt das Punk-Rock-Urgestein im Anschluss seinen gravitätischsten Bariton aus, erinnert mal wieder an seinen alten Weggefährten David Bowie und kommt auch mit diesem eleganteren Stück Synth-Rock, diesem postmodernes “Gimme Danger”, geradlinig auf den Punkt. Auf „Every Loser“ werden keine Dylan-Thomas-Gedichte rezitiert oder Houellebecq-Romane als Inspirationsstoff verschreddert, das Mission Statement des Künstlers war ein ganz simples: „The music will beat the shit out of you. I’m the guy with no shirt who rocks.“ Und mit dieser Erkenntnis schlittert der passionierte Oben-ohne-Träger, der mit seiner Frau Nina Alu seit fast 25 Jahren in Coconut Grove, einem Vorort von Miami, lebt und auch ein bescheidenes Domizil in der Karibik sein Eigen nennt, hochmotiviert und kampflustig in den mindestens drölften Frühling einer Karriere, die zwar zig Haken und Wendungen, jedoch nie wirklich Herbstlaub gesehen hat.

„Ich war oben, ich war ganz tief unten in der Gosse, und ich habe bis heute diesen Alptraum, dass ich barfuß und mit nur einem einzigen zerknitterten Dollarschein in der Tasche durch eine mir fremde Stadt laufe. Was immer auch geschehen ist oder noch geschehen wird – ich werde niemals aufhören, mich als Underdog zu fühlen.“ (Iggy Pop)

Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Platte, wie bereits im Eingangsdoppel zum Ausdruck gebracht, keinesfalls einseitig Backpfeifen verteilt. Stattdessen lässt der 75-jährige Hanspop in allen Gassen eine altersgemäß getragene Akustikballade wie „Morning Show“ am Hardcore-Kurzschluss „Neo Punk“, der blauhaarige Poppunks, die weder singen können noch ohne Viagra einen hochkriegen, in die imaginäre Tonne pfeffert, zerschellen, während er sich athletisch durch die Stimmlagen wieselt. Das wavige Highlight „Comments“ wartet nicht nur mit einem sich unmittelbar in den Gehörgang fräsenden Refrain auf, sondern auch mit einer rüden Attacke wider die vermeintlichen Segnungen des Internets sowie einer geexten Pulle Selbstironie, die das immer wieder mit Kommerz und Biedermeier flirtende Image aufs Korn nimmt: „Sell your face to Hollywood / They’re paying good, paying good / Sold my face to Hollywood / I’m feeling good, looking good.“ Ist das schon Grandad-Rock? Wenn dieser immer mit so viel Spielwitz, Augenzwinkern und Abwechslungsreichtum daherkommt: gerne mehr davon! Selbst wenn good ol‘ Iggy, der unter anderem an Skoliose, einer Wirbelsäulenerkrankung, leidet, es aufgrund altersbedingter Wehwehchen mittlerweile etwas ruhiger angehen lässt: „Ich habe mich vom Stagediving verabschiedet, mische mich zwar bei Shows immer noch gern unter die Leute, aber das mit dem Springen lasse ich sein. Ich bin ja nicht bescheuert. Es ist einfach zu gefährlich für meinen gebrechlicher werdenden Körper. Ich bin schon froh, dass ich überhaupt noch laufen kann.“ Wohl wahr, der „alte weiße Mann“ kann sich nach all den Drogenexzessen sowie (s)einem grundlegend ausufernden Lebenswandel in den Siebzigern glücklich schätzen, überhaupt noch unter den Diesseitigen zu weilen.

Foto: Promo / Vincent Guignet

Dass das Album seinem Ansatz geschuldet ein paar Tiefenschichten vermissen lässt und nicht ganz an Pops größte Meisterwerke herankommt, ist ein komplett zu vernachlässigender Nicht-Kritikpunkt, wenn Songs wie „Modern Day Rip Off“, quasi „Frenzy“ Teil 2, das auch den Asheton-Brüdern gefallen hätte, oder das vom ebenso verstorbenen Taylor Hawkins über die Serpentinen getrommelte „All The Way Down“ so viel Spaß machen. Das zwischen Spoken Word und Stadion-Melodiebogen changierende, Klimakrise mit L.A.-Swagger kombinierende „New Atlantis“, das ironisch zwischen Therapiesitzung und Tanzsaal swingende Minuten-Epos “The News For Andy” sowie der dezent proggige, gegen das korrupte Hollywood- und Musikbranchen-Babylon ätzende Closer „The Regency“, gegen den „Won’t Get Fooled Again” wie Kammermusik wirkt, schielen in Richtung Epik und untermauern endgültig den eigenen Schädel des dahinterstehenden Mannes. Ist es also verwunderlich, dass „Every Loser“ den musikalischen Blinker auf links legt und dermaßen auf die Überholspur zieht? Bei anderen 75-Jährigen wohlmöglich schon, aber Jim Osterberg, die olle Lederhose des Punk Rock, hatte ja schon immer zig Überraschungen in petto. So sitzt Iggy Pop, der untote Nihilist des Rock’n’Roll und neben Keith „Keef“ Richards der arschcoolste (noch lebende) Altvordere im Rock-Business, im Schnellzug der Rrrrrrockgeschichte da, wo er, Scheiße noch eins, eben will, und lässt sich höchstens von den eigenen Launen – oder seinem musikverrückten Kakadu Biggy Pop – von seinem Platz vertreiben. Da kann selbst ein ehemalige Formel-1-Weltmeister wie Nico Rosberg nur verdutzt auflachen.

Rock and Roll.

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Moment! Aufnahme.


Dave Grohl und Shane Hawkins in London. (Foto gefunden bei Facebook)

„Meine Damen und Herren, wir haben uns heute Abend hier versammelt, um das Leben, die Musik und die Liebe unseres lieben Freundes, unseres Bandkollegen, unseres Bruders Taylor Hawkins zu feiern“, leiteten Dave Grohl und seine restlichen Foo Fighters-Bandmates Nate Mendel, Chris Shiflett, Pat Smear und Rami Jaffee am Samstag sichtlich bewegt das erste Tribute-Konzert zu Ehren ihres verstorbenen Bandkollegen und Freundes ein – ein Abend, der mit seinen zahlreichen einmaligen Auftritten im ausverkauften Londoner Wembley-Stadion in vielerlei Hinsicht kaum denkwürdiger hätte ausfallen können…

„Wir haben uns heute Abend mit seiner Familie und seinen engsten Freunden, seinen musikalischen Helden und größten Inspirationen versammelt, um euch eine verdammt gigantische Nacht für einen verdammt gigantischen Menschen zu bieten. Also singt und tanzt und lacht und weint und schreit und macht verdammt noch mal Lärm, damit er uns jetzt hören kann! Denn wisst ihr was? Es wird eine verdammt lange Nacht werden“, fuhr der Foo Fighters-Frontmann fort. Über sechs Stunden folgten Auftritte wie etwa von Ex-Oasis-Lautsprecher Liam Gallagher, Brian Johnson (AC/DC), Lars Ulrich (Metallica), Stewart Copeland (The Police), Brian May und Roger Taylor (beide Queen), Justin Hawkins (The Darkness), Josh Homme (Queens Of The Stone Age), Wolfang Van Halen, Kesha, Chris Chaney, Greg Kurstin, Supergrass, Geddy Lee und Alex Lifeson (beide Rush), den Pretenders oder Nile Rogers, um Hits der jeweiligen Künstler oder Cover-Versionen mal gemeinsam mit den Foo Fighters als souverän aufspielende Backing-Band, mal in amtlicher All-Star-Besetzung zu performen. Beinahe immer an irgendeinem Instrument dabei: Dave Grohl.

Buddies for life: Taylor Hawkins und Dave Grohl. (Foto: Danny Clinch)

Für alle Freunde des durchaus weitreichenden kreativen Schaffens des 53-jährigen Musiker-Tausendsassas dürfte vor allem die Reunion von Them Crooked Vultures von Interesse gewesen sein, jener Supergroup bestehend aus Grohl, Queens Of The Stone Age-Kopf Josh Homme und John Paul Jones von Led Zeppelin. Nach einer Videobotschaft von Elton John betrat die kurzlebige Band, deren einziges Album 2009 erschienen war, zusammen mit Alain Johannes (Eleven, Queens Of The Stone Age) erstmals seit zwölf Jahren gemeinsam die Bühne, eröffnete mit dem Elton-John-Song „Goodbye Yellow Brick Road“ und spielte dann ihren Song „Gunman“ sowie „Long Slow Goodbye“ von den Queens Of The Stone Age.

Dass Talent scheinbar vererbt werden kann, bewies Dave Grohls 16-jährige Tochter Violet, die ebenfalls in London anwesend war und Coverversionen von Jeff Buckley („Last Goodbye“ und „Grace“, angesichts der nicht eben simplen Originale durchaus amtlich abgeliefert) sowie „Valerie“ (The Zutons) zum Besten gab. Bei letzterem war übrigens ein gewisser Mark Ronson an der Gitarre dabei, der dem Song anno dazumal als Coverversion der ebenso großen wie früh verstobenen Amy Winehouse zu neuen Bekanntheitshöhen verhalf.

Gegen Ende des Tribute-Abends betraten dann erneut die Foo Fighters die Bühne des Wembley-Stadions und spielten während ihres ersten offiziellen Auftritts nach dem Tod von Taylor Hawkins im März diesen Jahres insgesamt zehn Songs mit wechselnden Schlagzeugern, darunter Session-Drummer Josh Freese (A Perfect Circle, Nine Inch Nails, Weezer, Sting), Travis Barker (blink-182), die 12-jährige Erzfeindin“ von Grohl, Youtuberin Nandi Bushell (welche angesichts ihres zarten Alters von gerade einmal zwölf Jahren fantastisch aufspielte), sowie Rufus Taylor, dem Sohn von Queen-Schlagzeuger Roger Taylor, bei dem man schon zwei Mal genauer hinschauen musste, ob da nicht Taylor Hawkins aus dem Rocker-Jenseits hinabgestiegen sei, so sehr ähnelt die Optik des 31-Jährigen der des verstorbenen Foos-Drummers – wenig verwunderlich also, dass sich nicht wenige Anhänger der Band ausgerechnet ihn als Hawkins‘ Nachfolger wünschen. Ebenso wenig überraschend dürfte denn auch gewesen sein, dass Grohl, der im Juli diesen Jahres (und während der Vorbereitungen zu den Tribute-Shows) auch noch seine Mutter verlor, bereits während des eröffnenden „Times Like These“ mit den Tränen kämpfte und sichtlich bewegt innehalten musste. Glücklicherweise war auf die Anwesenden verlassen: Das Publikum sang für ihn, bis er sich wieder gefangen hatte.

Es folgte – nach energetischen Performances von Foo-Evergreens wie „All My Life“, „The Pretender“ oder „Best Of You“ – ein Überrschungs-Auftritt von Paul McCartney, der die Foo Fighters letztes Jahr in die legendäre „Rock And Roll Hall Of Fame“ aufgenommen hatte. Er betrat die Bühne zusammen mit Pretenders-Frontfrau Chrissie Hynde und kündigte einen Song an, „den ich nicht mehr gespielt habe, seit ich ihn vor 100 Jahren aufgenommen habe – ich habe ihn noch nie im Duett gesungen, aber wir werden ihn heute Abend zum ersten Mal singen“. Zusammen mit Grohl, Pat Smear und Jazz-Schlagzeuger Omar Hakim in der Band performten McCartney und Hynde – mit 80 beziehungsweise 70 Lenzen allein schon altersbedingt Rock-Legenden und dementsprechend nicht mehr ganz so gut bei Stimme wie in jungen Jahren – dann „Oh! Darling“ von den Beatles – immerhin die erste Performance des Songs von McCartney seit 1969.

Zum Finale spielten die Foo Fighters „Aurora“ mit Omar Hakim (das Stück war der erklärte Foo-Fighters-Backkatalog-Liebling von Taylor Hawkins) und danach „My Hero“ mit Taylor Hawkins‘ Sohn Oliver Shane Hawkins am Schlagzeug. Dass der 16-Jährige seligen drauf hat, bewies Shane bereits im Juli, als er den Song vom zweiten, 1997 veröffentlichten Foo-Album „The Colour And The Shape“ mit seiner Schulband bei einem öffentlichen Auftritt zu Ehren seines Vaters spielte. In den sozialen Medien schwärmten Fans von einem der „berührendsten Momente in der Rockgeschichte“. Der Auftritt des Jungen sei „unglaublich“ und „beeindruckend“ gewesen, hieß es bei Twitter unter dem Hashtag #TaylorHawkinsTribute. Ein Nutzer schrieb recht treffend nur: „Gänsehaut“. Was darauf noch folgen konnte? Klar: Als letzten Song des Abends performte Grohl das nahezu unvermeidliche „Everlong“ solo (und damit kaum weniger reich an Gänsehaut), bevor er (fast) alle Teilnehmenden des Abends zur finalen Verabschiedung auf die Bühne holte. Uff. Wahnsinn. Großartig. Vonwoauchimmer Taylor Hawkins dem ganzen, amtlich rockenden Konzert zu seinen Ehren gelauscht haben mag, es wird ihm gefallen haben, denn sein Surfer-Dude-Grinsen war in jedem verfickten Moment spürbar.

Das erste offizielle Bild der Foo Fighters ohne Taylor. (Foto: Danny Clinch via Facebook)

Wer (wie ich) nicht in der englischen Hauptstadt anwesend war, der hatte Glück, denn die komplette Show wurde unter anderem auf YouTube gestreamt (und kann auch noch nachträglich über Paramount+ angesehen werden). Die Ticket- und Merchandise-Einnahmen der beiden „Taylor Hawkins Tribute Concerts“ kommen auf Wunsch der Hawkins-Familie den Organisationen Music Support und Musicares zugute, die sich der Gesundheit und dem Wohlergehen der Musikgemeinschaft widmen. Das zweite Tribute-Konzert findet am 27. September in Los Angeles mit vielen weiteren Gästen statt. 

Taylor Hawkins war am 25. März während der Südamerika-Tour der Foo Fighters tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden worden. Die Todesursache wurde nicht öffentlich bekannt gegeben. Bei einer Untersuchung wurden allerdings verschiedene Substanzen in Hawkins‘ Körper festgestellt, die auf die Umstände seines Todes hinweisen.

— SETLIST: Taylor Hawkins Tribute Concert (Wembley Stadium, London, Sept 3, 2022) —

Liam Gallagher & Foo Fighters

„Rock ‚N‘ Roll Star“ (Oasis)
„Live Forever“ (Oasis) 

Nile Rodgers, Chris Chaney & Omar Hakim

„Let’s Dance“ (David Bowie) (mit Josh Homme)
„Modern Love“ (David Bowie) (mit Gaz Coombes) 

Chevy Metal

„Psycho Killer“ (Talking Heads)
„Children Of The Revolution“ (T. Rex) (mit Kesha) 

Justin Hawkins, Josh Freese & The Coattail Riders

„Louise“ (Taylor Hawkins & The Coattail Riders)
„Range Rover Bitch“ (Taylor Hawkins)
„It’s Over“ (Taylor Hawkins & The Coattail Riders) 

Wolfgang Van Halen, Dave Grohl, Justin Hawkins & Josh Freese

„On Fire“ (Van Halen)
„Hot For Teacher“ (Van Halen) 

Violet Grohl, Dave Grohl, Alain Johannes, Chris Chaney, Greg Kurstin & Jason Falkner

„Last Goodbye“ (Jeff Buckley)
„Grace“ (Jeff Buckley) 

Supergrass

„Richard III“ (Supergrass)
„Alright“ (Supergrass)
„Caught By the Fuzz“ (Supergrass) 

Them Crooked Vultures

„Goodbye Yellow Brick Road“ (Elton John)
„Gunman“ (Them Crooked Vultures)
„Long Slow Goodbye“ (Queens Of The Stone Age) 

Pretenders & Dave Grohl

„Precious“ (Pretenders)
„Tattooed Love Boys“ (Pretenders)
„Brass In Pocket“ (Pretenders) 

James Gang

„Walk Away“ (James Gang)
„The Bomber: Closet Queen / Bolero / Cast Your Fate to the Wind“ (James Gang)
„Funk #49“ (James Gang) (mit Dave Grohl) 

Violet Grohl, Mark Ronson, Chris Chaney & Jason Falkner

„Valerie“ (The Zutons) 

Brian Johnson, Lars Ulrich & Foo Fighters

„Back In Black“ (AC/DC) (mit Justin Hawkins)
„Let There Be Rock“ (AC/DC) 

Stewart Copeland & Foo Fighters

„Next To You“ (The Police) „Every Little Thing She Does Is Magic“ (The Police) (mit Gaz Coombes)

Geddy Lee & Alex Lifeson

„2112 Part I: Overture“ (Rush) (mit Dave Grohl) „Working Man“ (Rush) (mit Dave Grohl) „YYZ“ (Rush) (mit Omar Hakim)

Brian May, Roger Taylor, Rufus Taylor & Foo Fighters

„We Will Rock You“ (Queen) (mit Luke Spiller)
„I’m in Love With My Car“ (Queen)
„Under Pressure“ (Queen) (mit Justin Hawkins)
„Somebody To Love“ (Queen) (mit Sam Ryder)
„Love Of My Life“ (Queen) (Brian May solo) 

Foo Fighters

„Times Like These“ (mit Josh Freese)
„All My Life“ (mit Josh Freese)
„The Pretender“ (mit Travis Barker)
„Monkey Wrench“ (mit Travis Barker)
„Learn To Fly“ (mit Nandi Bushell)
„These Days“ (mit Rufus Taylor)
„Best Of You“ (mit Rufus Taylor) 

Paul McCartney, Chrissie Hynde, Dave Grohl, Omar Hakim & Pat Smear

„Oh! Darling“ (The Beatles) & „Helter Skelter“ (The Beatles)

Foo Fighters

„Aurora“ (mit Omar Hakim)
„My Hero“ (mit Oliver Shane Hawkins)
„Everlong“ (Dave Grohl solo)

Rock and Roll.

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Song des Tages: NHC – „Feed The Cruel“


Das Hallo war durchaus groß, als NHC im vergangenen September erste musikalische Lebenszeichen sendeten, immerhin verstecken sich hinter den recht kryptischen drei Buchstaben nicht etwa Noname-Novizen, sondern das National Hurricane Center der US of A sowie drei große Namen des US-Alternative-Rocks: Dave Navarro, Taylor Hawkins und Chris Chaney. Hatte sich das Trio also eher per Kumpel Zufall zu gemeinsamen Jam-Sessions zusammengefunden? Nope, keineswegs – NHC verbindet durchaus einiges an gemeinsamer Geschichte…

So bildeten ersterer (Navarro) und letzterer (Chaney) lange Zeit 50 Prozent der kalifornischen Psychedelic-Alternative-Rocker Jane’s Addiction, Chaney seinerseits war zusammen mit Hawkins ein paar Jahre in der Liveband von Alanis Morissette aktiv, bevor der Schlagzeuger zu den Foo Fighters weiterzog und dort eine amtliche Weltkarriere startete. Zudem war der Bassist bereits in der Vergangenheit Mitglied bei Taylor Hawkins & The Coattail Riders, dem Soloprojekt des Foo Fighters-Schlagzeugers. Und Navarro dürfte man außerdem als zwar lediglich kurzzeitigen, dafür jedoch jedoch recht einflussreichen Gitarristen der Red Hot Chili Peppers kennen, deren 1995er Album „One Hot Minute“ er seinerzeit mit seinen ebenso düster wie funky dröhnenden Saitenfähigkeiten veredelte. Auch über ihn war Hawkins voll des Lobes, nannte ihn den „besten Leadgitarristen im Alternative Rock“. Ja, da kam nun bei NHC gut etwas an respektabler Rockmusikgeschichte zusammen.

„So klingt es einfach, wenn ich, Dave und Chris uns zusammensetzen und Musik machen. Sehr demokratisch, alle Songs wurden auf eine andere Art geschrieben. Chaney schrieb die Basslinien. Es gab auch überhaupt keinen Bullshit wie ‚Das ist mein Song, so soll er klingen.'“ (Taylor Hawkins im Gespräch mit „Forbes“ über den Sound des Trios)

Bereits im vergangenen Jahr ließ das Dreiergespann, bei denen Hawkins nicht nur das Schlagwerk, sondern auch den Gesang übernahm, mit dem feinen Rocker „Feed The Cruel„, dem etwas gemäßigteren „Better Move On„, mit „Devil That You Know“ und „Lazy Eyes“ eine knappe Handvoll erster Songs hören, ließen wissen, dass man 2020 sogar schon ausreichend Material für ein komplettes Album aufgenommen habe, sowie im November 2021 ein erstes Konzert in Los Angeles und im Februar diesen Jahres zuletzt die EP „Intakes & Outtakes“ folgen, welche neben den zwei eigenen neuen Stücken „One And The Same“ und „I Could Be Somebody Else“ auch Coverversionen von Pink Floyd („Fearless„) sowie der britischen Jazzfunk- und New Wave-Band Level 42 („Something About You„) enthielt. Die Musikwelt schien im Grunde verdammt bereit für eine weitere Alternative-Rock-Supergroup. Dann starb Taylor Hawkins am 25. März gleichsam unerwartet wie mit lediglich 50 Jahren zu früh. Und dürfte die Zukunft von NHC ebenso in Frage stellen wie die der Foo Fighters…

Rock and Roll.

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„There goes my hero…“ – Taylor Hawkins ist tot.


Foto: Oliver Halfin

Am frühen Samstagmorgen veröffentlichten die Foo Fighters eine schlichte Textkachel in den sozialen Medien, mit der sie die traurige Nachricht überbrachten: „Die Foo-Fighters-Familie ist am Boden zerstört wegen des tragischen und viel zu frühen Verlustes von Taylor Hawkins. Sein musikalischer Geist und sein ansteckendes Lachen werden in uns allen für immer weiterleben. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen Kindern und seiner Familie, und wir bitten darum, ihre Privatsphäre in dieser unvorstellbar schwierigen Zeit im höchsten Maße zu respektieren.“

Zu den Todesumständen von Hawkins machte die Band selbst keinerlei Angaben. Die Foo Fighters waren auf Welttournee und hätten am selben Abend in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá beim Festival Estéreo Picnic auftreten sollen; noch am 20. März 2022 hatten sie in Argentinien beim Lollapalooza Festival gespielt. Laut einem Bericht des kolumbianischen Nachrichtenmagazins „Semana“ sei der Schlagzeuger tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden worden. Zuvor hatte das Hotelpersonal den Rettungsdienst gerufen, nachdem der Musiker über Schmerzen in der Brust geklagt hatte. Als dieser eintraf, soll Hawkins bereits tot gewesen sein. Die kolumbianische Polizei teilte am Samstag mit, dass „laut den ihm nahestehenden Personen der Tod mit dem Konsum von Drogen zusammenhängen“ könnte, wenngleich die genaue Todesursache aber „noch geklärt werden“ müsse.

Bereits im Jahr 2001 lag Hawkins nach einer versehentlichen Überdosis Heroin in London kurzzeitig im Koma. Sein Konsum sei für eine Weile außer Kontrolle geraten, so der Musiker 2021 im Gespräch mit der Musikmagazin „Kerrang“ – „und es hat mich fast umgebracht.“ Er habe versucht, sein starkes Lampenfieber mit Alkohol und Drogen zu bekämpfen und einst an den in Musikkreisen leider nicht unüblichen Mythos „Live fast, die young“ geglaubt. „Ich glaube nicht, dass es gut ist, so einen Lifestyle zu verherrlichen – wirklich nicht. Es gibt kein Happy End mit harten Drogen“, sagte er 2018, lehnte es aber ab zu erklären, wie er seit der Überdosis clean geblieben ist…

Oliver Taylor Hawkins wurde 1972 in Fort Worth, Texas geboren und wuchs anschließend im kalifornischen Laguna Beach auf. Und wohlmöglich wurde ihm, der auch optisch als recht entspannter Surfer Dude hätte durchgehen können, die spätere Berufung bereits in die Wiege gelegt, schließlich benannten ihn eine Eltern nach niemand Geringerem als Queen-Schlagzeuger Roger Taylor – und da sich Kreise meist irgendwann schließen, war Taylor Hawkins als einer der prominentesten Queen-Fans bekannt und auch gut mit seinem Namenspatron befreundet, der den plötzlichen Tod auf Instagram mit dem Verlust eines jüngeren Lieblingsbruders verglich: „Er war ein freundlicher, brillanter Mann und ein inspirierender Mentor für meinen Sohn Rufus und der beste Freund, den man haben kann. Am Boden zerstört.“

Der tragische Verlust ihres Taktgebers zwingt nun vor allem seine Band, die Foo Fighters, zum Innehalten. Und angesichts der besonders engen Verbundenheit innerhalb der US-Alternative-Rocker, die im vergangenen Jahr ihr zehntes Studioalbum „Medicine At Midnight“ veröffentlicht hatten, ist nun auch die Frage berechtigt: Wie wird es mit den Foo Fighters weitergehen? Wird es überhaupt ein Weiter geben? Vor allem, wenn man weiß, dass besonders Bandchef Dave Grohl und Taylor Hawkins sich nahezu geschwisterlich verbunden fühlten. Immer wieder sprachen sie voneinander als „brother from another mother“, als Duo führten sie meist gemeinsam Interviews für die Foo Fighters. Obwohl es streng genommen Dave Grohls Band ist (oder war?), wurde Taylor Hawkins seit seinem Einstieg im Jahr 1997, der erfolgte, nachdem sich Grohl bei den Aufnahmen zu „The Colour And The Shape“ im Jahr zuvor mit dem bisherigen Foo-Fighters-Schlagzeuger William Goldsmith überwarf, ein zweifellos unersetzlicher Teil der Gruppe, schrieb zahlreiche Hits wie „Learn To Fly“, „All My Life“ oder „Best Of You“ mit. Es muss also Schicksal gewesen sein, dass Hawkins, der davor Teil von Alanis Morissettes Liveband war, für die Foo Fighters einen Job hinterm Schlagwerk der Guns N‘ Roses ablehnte. Deren Frontmann Axl Rose wollte ihn als Bestandteil seiner Rhythmusfraktion und ließ 1999 über sein Management eine entsprechende Anfrage an Taylor Hawkins‘ Mutter (!) schicken. Der gefragte Mann? Fragte seinerseits Brian May von Queen um Rat. Und Mays Einschätzung sollte sich als rückblickend als goldrichtig erweisen: „Ich habe dich und Dave auf der Bühne gesehen, da ist etwas zwischen euch, das kein Geld der Welt kaufen kann.“ Einer ehemals größten Stadionrockband für eine der – damals – kommenden größten absagen? Kann man so machen.

Foto: IMAGO/ZUMA Press

Dave Grohl und Taylor Hawkins verband naturgemäß ihre gleichsame Liebe zum Schlagzeugspielen (immerhin wurde Grohl einst als Trommelderwisch von Nirvana berühmt), aber auch zwischenmenschlich passte es sofort: „Das erste Mal, als wir uns trafen, waren wir bei einer Radioshow hinter der Bühne, und er kam mit einem Bier in der Hand auf uns zu“, erinnerte sich Grohl einst in einem Interview. „Er sagte: ,Hey, Mann, wie geht’s? Ich bin Taylor, ich spiele mit Alanis Morissette. Alter, ich liebe deine Platte, sie ist so cool!‘ Er war so ein Dödel. Ich dachte mir: ,Wow, du bist entweder mein Zwilling oder mein Seelenverwandter oder mein bester Freund!‘ In den ersten zehn Sekunden, in denen ich ihn traf! Und natürlich hatte ich ihn schon Schlagzeug spielen sehen und fand, dass er ein toller Schlagzeuger war.“

Auch Taylor Hawkins‘ bereits erwähnte Überdosis im Jahr 2001 schweißte die Musiker noch mehr zusammen. Die emotionale Belastung, nach dem tragischen Drogenabsturz und späteren Suizid von Nirvana-Frontmann Kurt Cobain abermals einen Bandkollegen und Freund auf ähnliche Weise zu verlieren, brachte den Gründer der Foo Fighters fast dazu, sich ganz aus der Musik zurückzuziehen. „Als Taylor im Krankenhaus landete, war ich bereit, mit der Musik aufzuhören“, erklärte Grohl einst. „Denn für mich fühlte es sich so an, als wäre Musik gleichbedeutend mit Tod. Ich fing an zu beten. Ich war noch nie in meinem Leben in einer Kirche, und nun lief ich jede Nacht von Taylors Krankenhaus zu unserem Hotel zurück und betete laut auf Londons Straßen.“

Hawkins, der abseits der Foo Fighters mit seiner Band Taylor Hawkins & The Coattail Riders sowie dem Hardrock-Prog-Projekt The Birds Of Satan insgesamt vier Alben veröffentlichte, war außerdem das einzige Bandmitglied, das auch selbst geschriebene Songs für die Alben seiner Hauptband einbringen durfte (etwa „Cold Day In The Sun“ oder „Sunday Rain“). Seine Stücke sowie einige ebenfalls von ihm gesungene Queen-Coversongs waren seit Jahren fest in den Foo’schen Live-Sets verankert. Die „Bromance“ von Grohl und Hawkins war auch live stets zu spüren – sie umarmten sich und lobten das musikalische Talent des anderen. „Als er in die Band kam, war sein Schlagzeugspiel der unwichtigste Faktor – ich dachte nur, dass ich mit diesem Typen die Welt bereisen möchte, ich möchte auf die Bühne springen und mit ihm Bier trinken“, erinnerte sich Grohl vor einigen Jahren.

Wannimmer der etatmäßige Schlagzeuger und der Foo-Frontmann bei Konzerten die Plätze tauschten, nahm Grohl nur allzu gern Hawkins‘ Drumsticks zur Hand, während dieser dann Queen-Hits wie „Somebody To Love“ zum Besten gab. So auch bei der Show im argentinischen Buenos Aires beim Lollapalooza Festival, die nun einer ihrer letzten gemeinsamen Momente auf der Bühne bleiben wird. Zunächst gaben sich die beiden eine herzliche Umarmung, dann erklärte Taylor Hawkins: „Ich liebe Dave Grohl! Ich würde Pizzas ausliefern, wenn es ihn nicht gäbe… Ich würde in der Schlagzeugecke eines Musikladen arbeiten, wenn er nicht wäre… Wollt ihr ihn Drums spielen hören?“

Da während der ein oder anderen Foo-Fighters-Bandpause nahezu naturgemäß immer mal wieder Gerüchte über ein potentielles Ende des US-Alternative-Rock-Sextetts aufkamen, versprach deren umtriebiger Bandleader, dass sich die Foo Fighters nie trennen würden, schließlich würde sich das anfühlen, „als wenn sich deine Großeltern scheiden lassen“, so der Musiker. Angesichts der unerwartet tragischen Umstände muss nun jedoch geklärt werden, ob und wie es mit den Foo Fighters weitergehen kann…

Taylor Hawkins, der sich mit (s)einem breiten Surferboy-Grinsen auf der natürlich höchst subjektiven, natürlich nach beiden Seiten sperrangelweit offenen, von Lou Reed bis Dave Grohl reichenden Sympathieskala stets hartnäckig hinter seinem Bandchef einsortierte, wurde nur 50 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Mach’s gut, Taylor. 🤟

Rock and Roll.

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Moment! Aufnahme.


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Foto: Twitter

 

Ein Bild, mit dem die Foo Fighters den Live-Stream ihres Auftritts beim Berliner Lollapalooza-Festival am vergangenen Sonntag ankündigten, zeigt, wie Frontmann Dave Grohl geht vor dem Drumset seines Foo-Fighters-Kollegen Taylor Hawkins in die Knie geht.

So weit, so normal – denn selbst derbe From-the-heart-Rocker wie Grohl brauchen wohl ab und an mal eine Verschnaufpause, oder? Klar, würde Hawkins‘ Bassdrum nicht ein Foto des im Mai verstorbenen Chris Cornell zieren. So darf man diese kleine, feine Geste Grohls als aufrichtigen Tribute an seinen langjährigen Grunge-Kumpel werten…

 

Rock and Roll.

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