Wenn Daughter, das seitens dieses bescheidenen Blogs höchst geschätzte Londoner Trauerweidenrock-Trio, einem eine andere Band ans Hörerherz legt, dann darf (und sollte) man gern das ein oder andere Ohr riskieren. Gerade, wenn es sich bei dieser anderen Band um Wilsen handelt.
Dass ebenjene Band, Wilsen, ausgerechnet von Elena Tonra und Co. wärmstens empfohlen wird, liegt dabei, bei kurzer Google-Suche und näherem Hinhören, geradezu auf der Hand, schließlich spielten Frontfrau Tamsin Wilson und ihre beiden Bandkumpane Drew Arndt und Johnny Simon kürzlich während einiger US-Shows im Vorprogramm von Daughter und bringen nebst identischer Bandkonstellation (Frontdame mit traurigem Blick und kaum mehr Fröhlichkeit, dafür umso mehr Herzwärme in der Stimme) auch viele der anderen Daughter-Trademarks mit: Songs irgendwo im Dickicht zwischen Indierock, Folktronica und Postrock, die ebenso Ruhe wie Unruhe auf schweren Füßen mit sich herum schleppen. Was auf dem 2014 erschienenen Debütalbum „Sirens“ und der im selben Jahr hinterher geschobenen „Magnolia EP“ noch reduzierter daher kam (auch das war ja in den Daughter-Anfangstagen ähnlich), trägt auf Album Nummer zwei, „I Go Missing In My Sleep„, welches am 28. April erscheinen wird und dessen Songs – laut eigener Aussage – „in einem winzigen Apartment“ im heimatlichen Brooklyn entstanden, „kurz vor Morgengrauen, wenn es zu großen Teilen noch still in New York City ist“, nun experimentellere Früchte (wobei der Fokus wohl noch immer auf reduziertem Folk liegt).
Man höre nur das tolle „Final“ mit Zeilen wie „There is no reason and no rhyme / For those we love and those we bid goodbye“ oder „I wouldn’t dare try / See I know not of life and even less of loss“. Daughter-Faktor? Definitiv vorhanden.
Mehr Hörproben vom neuen Album der New Yorker Band gefällig? Gibt es mit „Garden“, „Centipede“ oder „Heavy Steps“ hier:
Rock and Roll.