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Auf dem Radar: Sarah & The Safe Word


Kurz nach der Jahrtausendwende sorgten so einige Bands für kleine bis mittelgroße Wellen von Begeisterung, die zwar aus verschiedenen Ecken der US of A stammten, deren Songs, in welchen sie augenzwinkernde Theatralik, zur Faust geballte Euphorie und sinistres Geschichtenerzählen vereinten, jedoch durchaus so einige Schnittmengen aufwiesen. Bands wie Panic! At The Disco, My Chemical Romance und The Dresden Dolls. Obwohl sich alle drei wenig später in recht unterschiedliche Richtungen entwickelten, heute teilweise auf Eis liegen (oder, wie im Fall von Panic! At The Disco, gen egalen Formatradio-Pop abbogen), so ist es kaum falsch, im Rückblick von der „heiligen Dreifaltigkeit des Freak-Punk“ zu schreiben, deren Fanbases all jene einsammelten, die sich zu Schulzeiten keiner der offensichtlichen Szenen und Cliquen – den Schönlingen, den Sportlern, den Draufgängern, den Strebern… – so richtig zugehörig fühlten. All hail the outcasts! Diese Mischung aus Haken schlagendem Alternative Rock, ein, zwei Prise Emo und Pop Noir, düstrem Cabaret Punk Rock und nicht selten in weltwundem Zynismus badenden Texten war zweifelsohne besonders, ist es – mit etwas Nostalgie an Bord – heute noch. Jedem nach Orientierung dürstenden Jugendlichen boten Alben wie „A Fever You Can’t Sweat Out“, „Three Cheers For Sweet Revenge“ oder „The Dresden Dolls“ ein ums andere Mal die Flucht in eine Welt voller Vaudeville-Songs, leicht angekitschtem Bombast und Freakshow-Zirkus-Orgien, die größer und oft einladender schien als der vom grauen Alltag getünchte Lebensnebel… All das liegt nun bereits stolze 15 Jahre zurück – und feiert in der Musik von Sarah & The Safe Word (s)ein kleines Revival.

Denn in der Tat vereint die siebenköpfige Band aus Atlanta, Georgia (zu der man hier eine ausführliche Vorstellung findet) so einige Trademarks der Formationen um Brendon Urie, Gerard Way und Amanda Palmer in ihren eigenen Songs. Die wiederum machen die drei bisherigen Alben „Strange Doings In The Night“ (2017), „Red Hot & Holy“ (2019) und „Good Gracious! Bad People.“ (2020) zu durch und durch unterhaltsamen Erlebnissen mit sympathischer DIY-Schlagseite, bei denen einem Einflüsse aus Gothic Rock ebenso zu Ohren kommen könnten wie aus Dark Pop oder Southern Gospel (schließlich steuert jedes der Bandmitglieder mal hier, mal da Gesangseinlagen bei), während die Queer- und PoC-positive Band mal von japanischen Metal-Kapellen wie Dir En Gray inspirierte Moshpit-Steilvorlagen zu Geschichten über diabolische Autorennen liefert („Formula 666“), mal Piraten-Räuberpistolen („Dead Girls Tell No Tales“), mal den süßlichen Duft der jüngsten Halloween’schen Trick-or-Treat-Ausbeute versprühende Geschichten, die so gut und gern auch direkt aus Tim Burtons Oberstübchen stammen könnten, ohne je eine Hookline links liegen zu lassen. Das Ergebnis tönt meist wie ein eskapistisch-würdevoller Revival-Abend im Geiste der „heiligen Dreifaltigkeit des Freak-Punk“ (welcher meinetwegen von Murder By Death organisiert wurde). Gut möglich also, dass in High-School-Tagen das ein oder andere Panic! At The Disco-, My Chemical Romance- oder Dresden Dolls-Poster in den Jugendzimmern von Frontfrau Sarah Rose, Keyboarderin Beth Ballinger, der Violinistinnen Susy Reyes und Courtney Varner, Gitarrist Kienan Dietrich, Bassist Maddox Reksten sowie Schlagzeuger Sam Freeman hing. Sounds good... All hail the freaks!

Rock and Roll.

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