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Song des Tages: Julien Baker – „Hardline“


Foto: Promo / Alysse Gafkjen

Nach der bereits im vergangenen Oktober veröffentlichten ersten Vorabsingle „Faith Healer“ durfte man durchaus (noch) gespannt(er) sein, wohin es Julien Baker musikalisch auf dem Nachfolger zum 2017er Langspieler „Turn Out The Lights“ so zieht: Der Song entwickelte sich ausgehend von Bakers typisch zerbrechlich perlenden Gitarren zu einem üppigen Bandsound, in dessen Zentrum stets der einmalige Gesang der 25-jährigen Indie-Singer/Songwriterin stand.

Das gilt so ähnlich nun auch für „Hardline“: Sacht schwellen zu Beginn ein paar Orgeltöne und Synthesizer an, dann singt Baker feingliedrig wie eh und je. Nach fünfzig Sekunden wirkt es kurz, als würde der Song nun im Bandsound mit einer Pop-Bassdrum in den Mainstream übertreten. Doch der Titel bewahrt sich seine Indie-DNA, kehrt noch einmal zurück zu nichts als Gitarre und Gesang, schwillt wieder opulent an, beruhigt sich leicht und mündet schließlich in ein tosendes Finale, das manch einen eventuell flüchtig an ihren Beitrag im Touché Amoré-Song „Skyscraper“ erinnern könnte. Klar ist: So groß, so weitschweifig klang Julien Rose Baker noch nie.

Das fast noch tollere dazugehörige Stop-Motion-Video zeigt eine mysteriöse gehörnte Figur und ihren Hund in einer beinahe postapokalyptischen Pappmaché-Welt, die an einer einsamen Tankstelle Benzin stehlen, einen seltsamen Apparat testen, auf einem Kirchendach sitzen – und schließlich im stürmischen Schlussakt den Sound des Songs treffend in Bilder übersetzen. Der Look des Clips geht dabei laut Regisseur Joe Baughman, der mehrere hundert Stunden Arbeit in den liebevoll arrangierten, herzerwärmenden Clip steckte, auf eine Skulptur zurück, die Baker selbst gestaltet hatte. „Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, Gegenstände von meinen Reisen aufzuheben, mit dem vagen Hintergedanken, daraus ein Kunstwerk zu machen“, meint Baker selbst. „Ich habe das alles dann in einer Collage in Form eines Hauses und eines Vans verarbeitet. Das wollte ich irgendwie auf der neuen Platte einbinden und als wir über Ideen für ein Video gebrütet haben, sind wir auf Joe Baughman gekommen.“

„Hardline“ wird auf „Little Oblivions“ zu hören sein, Julien Bakers mit Spannung erwarteten drittem Studioalbum, welches am 26. Februar erscheint. Die vorherige Single „Faith Healer“ hatte die junge Musikerin kürzlich in einer mitreißenden Version auch in der US-Late-Show von Stephen Colbert vorgestellt; zuvor hatte sie bereits die einzelnen Spuren des Tracks für Remixe freigegeben. Noch toller war da eigentlich nur ihr Besuch bei „KEXP at Home“, bei dem sie im Gespräch mit Moderatorin Cheryl Waters nicht nur aus ihrem Leben und vom neuen Album erzählte, sondern auch – mal solo, mal mit Band – Live-Session-Versionen von „Faith Healer“, „Hardline“, dem neuen Stück „Song In E“ sowie einer zu Tränen rührenden Coverversion des Soundgarden-Klassikers „Fell On Black Days“ zum Besten gab…

„A few years ago I started collecting travel ephemera again with a loose idea of making a piece of art with it. I had been touring pretty consistently since 2015 and had been traveling somuch that items like plane tickets and hotel keycards didn’t have much novelty anymore. So I saved all my travel stuff and made a little collage of a house and a van out of it. I wanted to incorporate it into the record and when we were brainstorming ideas for videos we came across Joe Baughman and really liked his work so we reached out with the idea of making a stop-motion video that had similar aesthetic qualities as the house I built did. I don’t know why I have the impulse to write songs or make tiny sculptures out of plane tickets. But here it is anyway: a bunch of things I’ve collected and carried with me that I’ve re-organized into a new shape.“ (Julien Baker)

„Man, even after having spent 600 hours immersed in ‘Hardline’ and having listened to it thousands of times, I am still moved by it. It was a fun and ambitious challenge creating something that could accompany such a compelling song. The style of the set design, inspired by a sculpture that Julien created, was especially fun to work in. I loved sifting through magazines, maps, and newspapers from the 60s and 70s and finding the right colors, shapes, and quotes to cover almost every surface in the video.“ (Joe Baughman)

„Blacked out on a weekday
Still, something that I’m trying to avoid
Start asking for forgiveness in advance
For all the future things I will destroy
That way I can ruin everything
When I do, you don’t get to act surprised
When it finally gets to be too much
I always told you you could leave at any time
Until then I’ll split the difference
Between medicine and poison
Take what I can get away with
While it burns right through my stomach
I’m telling my own fortune
Something I cannot escape
I can see where this is going
But I can’t find the brake

Knocked out on a weekend
Would you hit me this hard if I wеre a boy?
See, I don’t need you to defend mе
‚Cause it’s just the sort of thing that I enjoy
Took the fallout, draw a hard line
When I cross it, it’s the third time
Say my own name in the mirror
And when nobody appears
Say it’s not so cut and dry
Oh, it isn’t black and white
What if it’s all black, baby?
All the time

Oh, all the time…“

Rock and Roll.

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How Stephen Colbert got lucky – Daft Punk und eine Absage mit Folgen…


colbert-daftpunk

Schon blöd: Da will man (s)einem Millionenpublikum „den Sommerhit des Jahres“ nebst Liveauftritt der Band in seiner Show präsentieren, und dann sagt diese Band kurzfristig ab… Und glaubt man den Aussagen von Stephen Colbert in der Anmoderation, so ist ihm beziehungsweise seiner Show „The Colbert Report“ genau das passiert.

Eigentlich hätten die die beiden französischen French-House-Elektropopper von Daft Punk im Rahmen von Colberts Konzertreihe „Colbchella 2013“ (allein diese Anspielung auf’s zeitgleich stattfindende Coachella-Festival – göttlich) auftreten sollen – natürlich sollten die beiden Helmmänner bei dieser Gelegenheit auch ihren Hit „Get Lucky“ zum Besten geben. Doch es kam anders: Daft Punk zogen die „MTV Video Music Awards“ dem Auftritt vor den Kameras der US-amerikanischen Show vor, und Colbert, der Daft Punk im Vorfeld natürlich groß und vollmundig angekündigt hatte, stand plötzlich ohne musikalischen Gast da. Natürlich dachte Colbert da, dass jeden Moment Ashton Kutcher aus den Kulissen der Show springen würde, um zu verkünden, dass der US-Komiker und Moderator lediglich einer von jenen Prominenten sei, die ihm Rahmen seiner Show „Punk’d“ hereingelegt werden. Und siehe da: Kutcher kam, sah – und verneinte. Also kein Scherz? „Scheiß der Hund drauf“, dachte sich Colbert, und legt während der folgenden fünf Minuten seine eigene Performance von „Get Lucky“ hin, bei der selbst Daft Punk Hören und Sehen vergehen dürfte. Mit von der Partie: Ex-„Dr. House“ Hugh Laurie, Jeff Bridges („The Big Lebowski“), Comedian und Moderator Jimmy Fallon, der komplett Cast von „Breaking Bad“, aus welchem er Hauptdarsteller Bryan „Walt“ Cranston entführt, um mit diesem eine spontane Siebziger-Jahre-Tantnummer hinzulegen, die Jury von „America’s Got Talent“, Matt Damon in der Konfettimaschine – und sogar der ehemalige US-Außenmisnister und Greuther Fürth-Edelfan Henry Kissinger, der schließlich seinen Sicherheitsdienst verständigt…

Ob Tugend aus der Not oder kompletter Unsinn, in jedem Falle ist diese Parodieeinlage einfach nur eines: großartige Unterhaltung mit einer feinen Prise Selbstironie. Aber was schreib‘ ich? Seht am Besten selbst…

 

 

Rock and Roll.

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