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Song des Tages: EMMA6 – „Hey, Hey, Hey“


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Foto: Facebook

„SELIG macht SELIG“ – Selbiges würden wohl auch alle (meist ebenso in Würde ergrauten) Fans der Hamburger Rockband behaupten, wenn es um die – potentiell nicht selten nostalgisch in den *hust* seligen Neunzigern abgehangene – Liebe zur Musik von Jan Plewka, Christian Neander, Lenard „Leo“ Schmidthals und Stephan „Stoppel“ Eggert geht (ANEWFRIEND zählt dazu und schrob bereits über den Vierer). Das 25-jährige Platten-Jubiläum (zumindest irgendwie, denn das selbstbetitelte Debütalbum erschien 1994, der Nachfolger „Hier“ ein Jahr darauf) feiern Selig denn ganz nordisch-unbescheiden mit einem herzlichen Dankeschön an sich selbst, aber auch an ihre prominentesten Verehrer…

Zu denen gehören offensichtlich unter anderem Kölschrock-Urgestein Wolfgang „BAP“ Niedecken, Madsen, Pohlmann, Johannes Oerding, Philipp Poisel, 17 Hippies oder Olli Schulz. In Reminiszenz an das vor allem damals prägende Debütwerk, welches mit Songs wie „Sie hat geschrien“ recht unnachahmlich hippie’esk angehauchten deutschen Grungerock, aber auch herzzerreißend immergrüne Herzschmerz-Balladen wie „Ohne Dich“ ins Nachmittagsmusikvideoprogramm von MTVIVA zauberte, baten Jan Plewka und Band ebenjene befreundeten Musiker um ihre Neuinterpretationen von Selig-Songs.

61ZJAdKoK-L._SL1200_ Kopie„Jubiläen feiert man ja eigentlich mit Familie und Freunden und da dachten wir, bevor wir unsere Familien fragen, fragen wir lieber die Freunde“, so der mittlerweile 49-jährige Jan Plewka. „Für uns ist diese Compilation ein wahnsinniger Liebesbeweis. Es ist herrlich zu sehen, dass diese Lieder, die wir über all die Jahre geschrieben haben, da draußen existieren. Das ist ein bisschen wie wenn du auf einer Elbfähre bist, ein anderes Boot vorbeikommt, du winkst und die Leute auf dem anderen Boot winken plötzlich aus der Ferne zurück.“

Auf dem Album ließ das Quartett den Künstlern freie Hand. Ohne weitere Vorgaben entstanden so ganz unterschiedliche Versionen, welche jede für sich die Persönlichkeiten widerspiegelt. Auf dem heute erscheinenden, 15 Beiträge starken Tribute-Sampler „SELIG macht SELIG“ ist tatsächlich (fast) alles dabei. Mal laut, mal leise, mal allein oder zusammen mit Selig, wie bei „Die Besten (2020)“ – die sehr spontane, herrlich unperfekte Neuauflage des Songs vom Debüt entstand im Duett mit Olli Schulz.

Der ebenfalls aus Hamburg stammende Liedermacher, Comedian und Moderator meint dazu: „Mit Selig verbinde ich die glorreichen Neunziger, als diese Band es als erste deutsche Band geschafft hat, so ein Grungegefühl zu vermitteln, sogar mit deutschsprachigen Texten. Das hat davor glaube ich keiner gemacht und auch danach niemand mehr so richtig hinbekommen. Außerdem war ich wahnsinnig genervt, dass alle Frauen damals Jan Plewka geil fanden!“

Und so hat wohl jede(r) der Vertretenen seine eigene Geschichte oder über die Jahre, die Plewka und Co. – mit Unterbrechung – nun schon aktiv sind, seine individuelle Verbindung zu Selig aufgebaut. Für alle Fans dürfte die bunte Zusammenstellung, welche mit einer Live-Version von „Die Besten“ sowie gar einer Lesung von Popkultur-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre abschließt, ein Muss darstellen. In jedem Falle dürfen sich sowohl langjährige Band-Kenner als auch Selig-Novizen über erstklassig arrangierte Titel der auch heutzutage noch bundesweit einzigartig aus der Zeit gefallen zeitlos tönenden Rockband freuen, denn in „SELIG macht SELIG“ steckt jede Menge Liebe und Herzblut, welche alte Klassiker im neuen Licht des 21. Jahrhunderts strahlen lassen…

 

Neben Madsens gewohnt madsig interpretiertem „Wenn ich wollte“ oder Pohlmanns spartanisch arrangiertem „Bruderlos“ ist die EMMA6-Variante des Band-Klassikers „Hey, Hey, Hey“ wohl eines der Highlights des Albums. Die dreiköpfige Band aus Heinsberg unweit von Aachen verwandelt den Song in eine wunderschön zurückgelehnte – und im Vergleich zum Original deutlich weniger kratzige – Nummer, die damit glatt Freifahrtsscheine fürs Tagträumen verteilt…

 

 

Rock and Roll.

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Song des Tages #2: Zinoba – „Life’s What You Make It“


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Vor wenigen Tagen ist Talk Talk-Frontmann Mark Hollis im Alter von 64 Jahren gestorben – so weit, so betrüblich. Da ich allerdings nie der weltgrößte Fachmann für das musikalische Œuvre der vor allem in den Achtzigern aktiven und populären britischen Synthie-Pop-Band war (noch sein werde), verweise ich für weitere Worte lieber an anderen Stellen (und etwa auf die Nachrufe von „Rolling Stone“-Autor Sebastian Zabel oder von „Musikexpress“-Schreiberling Oliver Götz).

51d+Sj6SI9L._SY355_.jpgUnd wie sollte es – gerade bei mir, der seit jeher (s)einen Reiz in interessanten Neuinterpretationen findet – anders sein, kommt mir beim Stichwort „Talk Talk“ zuerst eine bestimmte Coverversionen in den Sinn: Zinobas Variante von „Life’s What You Make It„. Ebenjenes Cover des 1986 auf dem dritten Talk Talk-Album „The Colour Of Spring“ erschienenen Songs wurde von (jetzt wieder) Selig-Frontmann Jan Plewka und seinem recht kurzlebigen Bandprojekt Zinoba (es reichte gerade einmal für ein einziges – jedoch auch heute noch tolles – Album aus dem Jahr 2004) für den Soundtrack zu Fatih Akins im selben Jahr erschienenen Film-Meisterwerk „Gegen die Wand“ eingespielt (und veredelte am Ende den Abspann). Ganz großes deutsches Kino, ganz große Coverkunst…

Mach’s gut, Mark Hollis.

 

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Selig – „Unterwegs“


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Foto: Promo / Mathias Bothor

Muss man eigentlich noch viel über Selig schreiben? Immerhin gehören Jan Plewka, Christian Neander, Lenard „Leo“ Schmidthals und Stephan „Stoppel“ Eggert mittlerweile – wenn man so will – zu den Elder Statesmen des deutschen Alternative Rocks…

Dass die Hamburger Band seit ihrer Wiedervereinigung vor zehn Jahren deutlich entspannter zu Werke geht als noch in den Neunzigern, als ihnen Hits wie „Ohne Dich„, „Sie hat geschrien„, „Ist es wichtig?“ oder „Bruderlos“ einerseits das (auch heute noch) seltsame Trademark „Hippie-Metal“, aber auch den Ruf der „deutschen Antwort“ auf Grunge-Größen wie Nirvana, Pearl Jam oder die Stone Temple Pilots einbrachten, bevor ihnen 1999 der Druck und so einige Ego-Streitigkeiten (vorerst) das bandinterne Genick brachen, ist mit jedem neuen Album, dass die vier Musiker seit 2008 in schöner Regelmäßigkeit in die Plattenläden stellen, deutlicher zu erkennen. Denn irgendwie müssen sich Jan Plewka und Co. nun, in der zweiten Phase der Bandhistorie, niemandem mehr wirklich beweisen. Ob’s am Alter liegt (denn immerhin sind alle der Fünfzig näher als der Vierzig)? Oder daran, dass Seligs Songs zwar modern, jedoch auch irgendwie zeitlos aus der Zeit gefallen klingen?

51aSMEGs6xLDiese Frage will auch das neuste, siebente Studioalbum „Kashmir Karma“ nicht beantworten. Stattdessen präsentieren sich Plewka, Neander, Schmidthals und Eggert in den elf neuen Stücken, welche in einer einsamen Hütte in Schweden entstanden, wohl so entspannt und zuweilen bluesig-laid back wie nie. Dass nicht jeder Song hängen bleibt, die Band es manchmal, wie bei der Single „DJ„, mit Stonerrock, Wah-Wah-Pedalen und Psychedelic-Anleihen etwas übertreibt, und vor allem Jan Plewka seine besten Tage als Texter bereits im Gros wohl hinter sich hat und sich ab und an zu sehr auf spirituelle Allgemeinplätze und etwas leere Pathos-Worthülsen verlässt? Geschenkt. Denn speziell der Sänger-Frontmann, der ansonsten meist mit einem Schwung von Rio-Reiser-Covern im Gepäck durchs Land zieht, besitzt auch mit 47 Lenzen noch eine der tollsten und prägnantesten Stimmen der Rock-Republik.

Und solange die Band es noch fertig bringt, so wundervolle Nummern wie die neuste „Kashmir Karma“-Single-Auskopplung „Unterwegs“ zu schreiben, welche speziell für mich eine ganz besondere Bedeutung hat (mehr dazu eventuell zu gegebener Zeit auf diesem bescheidenen Blog) und, wie ich finde, das lang gesuchte deutsche Pendant zum Red-Hot-Chili-Peppers-Evergreen „Road Trippin‘“ bildet (so es das denn braucht), dürfen Selig ihren musikalischen Stiefel gern „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ durchziehen. Mein Hörerherz haben sie…

KK

 

 

Hier gibt’s das Musikvideo zu „Unterwegs“ (welches sich in der Single-Version, und mit dem ein oder anderen elektronischen Element an Bord, jedoch – zumindest wie ich finde – nicht ganz so gelungen anhört wie in der Album-Variante, die erst ganz entspannt beginnt, bevor Gitarrist Christian Neander dem Song ein tolles Solo spendiert)…

 

…sowie das Lyric Video:

 

Rock and Roll.

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