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Auf dem Radar: Mobina Galore


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Fotos: Sven Hoppmann / Promo

Normalerweise erwartet man bei musikalischen Duos einen Sound, der im weitesten Sinne als bluesbasierter Rock durchgeht – The White Stripes, The Black Keys, Two Gallants oder Royal Blood mach(t)en es vor, und auch andere Zweiergespanne wie The Dresden Dolls, Japandroids, The Kills oder Blood Red Shoes haben bereits unter Beweis gestellt, dass man auch ohne die „klassische“ Kombo aus GitarreSchlagzeugBass ordentlich für (Bühnen)Radau sorgen kann. Dass mit zwei Instrumenten aber aber auch kratzig-druckvoller Punkrock a la The Distillers, L7 oder auch Against Me! und Propagandhi möglich ist, beweisen Mobina Galore aus dem kanadischen Winnipeg.

Winnipeg… Winnipeg… War da nicht mal was? Genau. Zumindest auf lyrischer Ebene ist die 660.000-Einwohner-Stadt unweit der US-Grenze seit dem Weakerthans-Song „One Great City!“ längst unsterblich. Dass der Verfasser dieser wenig schmeichelhaften Zeilen, John K. Samson, seines Zeichens bis 1996 Teil von Winnipegs Vorzeige-Punkern Propagandhi (nicht, dass es da allzu viele gäbe) und später Frontmann der Weakerthans, seine Heimatstadt für einen recht deprimierenden Ort halten dürfte, bleibt kein Geheimnis:

„Late afternoon, another day is nearly done
A darker grey is breaking through a lighter one
A thousand sharpened elbows in the underground
That hollow hurried sound of feet on polished floor
And in the dollar store the clerk is closing up
And counting loonies trying not to say
I hate Winnipeg“

Ganz ähnlich dürfte es auch Gitarristin/Sängerin Jenna Priestner und Schlagzeugerin Marcia Hanson gegangen sein, als sie sich vor sieben Jahren dazu entschlossen, fortan möglich lautstark gegen die kanadische Eintönigkeit anzuspielen. Mobina Galore waren geboren, die bald schon eine erste, mit massig Garagen-Spirit zusammengeschusterte EP (die „Skeletons EP„) sowie 2014 den Debüt-Langspieler „Cities Away“ aufs kopfschüttelhungrige Punkrock-Publikum losließen. Die Musik? Melodisch, wütend, meist schnell, kraftvoll, tritt ordentlich Ärsche. Die Texte? Erzählen vom Älterwerden („You’re Not 23 Anymore“, „2002“) und der tollen, blöden Liebe („Restless Nights“). Typische, mit Spuren von Emo durchzogene Adoleszenz-Lyrik eben, die zwar keine Preis für allzu hoch angesetzte Kreativität erhalten will, dafür aber ihre Topoi aus dem Leben greift. (Und mal ehrlich: besonders schlaue Texte hatten Größen wie die Rolling Stones oder Led Zeppelin ja auch nie.)

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„I didn’t think that it would cut so deep…“ (aus „Ready To Let Go“)

Genau diesen Weg greift das im Februar erschiene zweite Album „Feeling Disconnected“ nun auf – und denkt den Erstling musikalisch weiter. Entstanden sind dabei zehn Stücke, die, jedes für sich, eine in schwarzen Lack getauchte Kerze für die Schutzheilige Brody Dalle anzünden und sich erneut allesamt dem schnellen Punkrock zuschreiben lassen, jedoch auch klare Hardcore-Einflüsse offenlegen. Trotz einiger Rhythmuswechsel klingen hierbei alle Songs nach einer Menge Moshpit-Potential. Klar, einige Grundelemente wiederholen sich in nahezu jedem Lied auf „Feeling Disconnected“ – insbesondere die rotzige „Fuck off!“-Aggressivität in der Stimme von Sängerin Jenna Priestner und auch der Doppelgesang mit Marcia Hanson fallen hier auf. Durch diese Homogenität im Songwriting bleibt das Album – bis auf wenige Ausnahmen – wenig abwechslungsreich, geht aber auf Grund der sehr eingängigen Hooks und simplen Melodien schnell ins Ohr. Gefällt einem dieser Musikstil, der durchaus auch Parallelen zu Against Me! (mit denen Mobina Galore auch bereits auf Tournee waren), No Use For A Name, Lagwagon, Bad Religion oder den Petrol Girls aufweist, kann man an den neuen, trotzig in die Saiten geschreddert und mit mental geballter Faust ins Mikrofon gebrüllten Coming-of-Age-Hardcorepunkrüplern aus dem Hause Mobina Galore schnell Gefallen finden. Feine kurzweilige Punkrock-Songs, die für sich selbst sprechen.

 

Hörproben gefällig? Hier gibt’s die Musikvideos zu „Skeletons“ und „Bad Love Song“ (vom Erstling „Cities Away“)…

 

…sowie zu „Spend My Day“ und „Suffer“ (vom aktuellen Album „Feeling Disconnected“):

 

Via Bandcamp kann man sich alle bisherigen EPs und Alben von Mobina Galore zu Gemüte führen:

 

Rock and Roll.

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