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Song des Tages: Riley Pearce – „Brave“


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Manchmal, ja manchmal darf man sich gut und gern diese Frage stellen: Wo zur Hölle kommen die nur alle her, diese melancholischen jungen Männer, die noch keine Dreißig sind, einem jedoch vom Leben, der Liebe, der Vergänglichkeit und der großen, weiten Welt erzählen (wollen)?

Im Fall von Riley Pearce könnte man antworten: aus dem australischen Perth.

Gut, der Indie-Alt.Folker ist nicht die größte Hausnummer im Musikzirkus. Wenn man jedoch Songs wie „Brave“ hört, könnte man mutmaßen, dass es der Mittwanziger noch weit bringen wird.

Schließlich hat das Stück, welches bereits 2016 auf der „Outside The Lines EP“ erschien, alles, was die gefühlige Indie-Zielgruppe zum Träumen bringen dürfte: die melancholische Grundstimmung, die im Verlauf des Songs von dezent dynamischem Schlagwerk sowie einer einsamen Trompete durchbrochen wird, den zarten Schmelz im Stimmtimbre, genau das richtige Textamalgam aus Sehnsucht und Aufbruch. Und auch die (zumeist bärtigen) Vorbilder von José González über Ben Howard oder Lord Huron bis hin zu Justin „Bon Iver“ Vernon passen irgendwie perfekt in Riley Pearce‚ Klangbild, sodass es kaum verwundert, dass das Stück bereits in Serien wie „Shadowhunters“, oder jüngst einer Episode der 11. Staffel von „Shameless“ (wo ich auf den Song gestoßen bin) zu hören war und via Spotify bereits mehr als fünf Millionen mal gestreamt wurde…

 

 

„You’re scared ‚cause I am, too
This feeling in my head, is being there for too long
We sleep now with the light on
But shadows make shapes in the light
And I don’t know what they might be
You called me, because I answered
So cover your toes with the jacket in your hands
And the bones with the blanket
She tells me that I will be alright
And for a second it feels that I believe her
‚Cause I forget the way that I’ve felt

I’m trying, I’m just trying to be brave
I’m just trying to be brave
(Oh-oh-oh-oh)
I’m just trying to be brave
(Oh-oh-oh-oh)
I’m just trying to be brave

There’s somebody who heard it that splits us right down to the middle
But I’d be coming back for you
But lost, ‚cause I answered
Directions mean nothing in the dark
And I don’t know where you stand
The maps are gone, so are our footprints, too
To get home now will take something that I’m not sure that I have left

I’m trying, I’m just trying to be brave
I’m just trying to be brave
(Oh-oh-oh-oh)
I’m just trying to be brave
(Oh-oh-oh-oh)
I’m just trying to be brave

I’d be coming back for you
I’d be coming back for you
(I’d be coming back for you)“

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Spoon – „I Ain’t The One“


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Okay, auf Albumlänge werden die Herren von Spoon und meine Wenigkeit auch im neunten Anlauf keine besten Freunde. Dafür ist von den Songs des im März erschienenen aktuellen Albums „Hot Thoughts“ einfach zu wenig in meinen Gehörgängen hängen geblieben…

MI0004204891Was nicht heißen mag, dass Frontmann Britt Daniel und seine drei Bandbuddies schlechte Musik machen. Arne Willander vom deutschen „Rolling Stone“ – etwa beschrieb „Hot Thoughts“ in seiner Review als „ein zugleich transparentes und dichtes, ausuferndes und konzentriertes, schwelgerisches und präzises Wunderwerk von flirrenden Arrangements, Keyboards als Streichern und krachendem Schlagzeug, Hall und elektronischen Verzerrungen, Orgeln, Chören und jäh zupackendem Funk“ und vergab stolze 4,5 von 6 Bewertungspunkten. Trotz alledem rauscht auch dieses Werk der seit 1993 bestehenden Indierocker aus Austin, Texas zwar gut, jedoch auch verdammt rückstandslos durch, ohne viel Spuren zu hinterlassen. Einzige Ausnahmen bleiben der eröffnende Titelsong. Und das großartige „I Ain’t The One“.

Dabei war es gerade dieses Stück, dass Spoon weit vor Albumveröffentlichung als ersten Appetitanreger präsentierten: Im Dezember 2016 kam „I Ain’t The One“ exklusiv und relativ überraschend in einer der Episoden (wer’s genau wissen mag: es war Episode 7) der siebenten Staffel der US-Drama/Comedy-Erfolgsserie „Shameless“ zum Einsatz – und versprach mit seinen zunächst einsamen Keyboard-Linien, welche irgendwann Unterstützung von Druck machenden Schlagzeugbeats und Britt Daniels insomnatischem Textzeilen erhalten, Großes für das neue Album. Dass Spoon – zumindest für mich – diese Messlatte auf „Hot Thoughts“ reißen, macht jedoch rein gar nichts. Der Song bleibt toll.

 

In Ermangelung eines offiziellen Musikvideos hier ein Fan Edit mit Szenen aus der bereits 2014 zu Ende gegangenen US-Serie „Californication“ (noch so einer meiner Favoriten der letzen Jahre):

 

EDITH (05. Oktober 2017): Spion haben sich glücklicherweise nun doch erbarmt, dem Song ein offizielles Musikvideo zu spendieren. Passend zu dem reduzierten, von einer Klaviermelodie getragenen Track gibt sich der zugehörige Clip ebenso minimalistisch. In diesem performt die Indierock-Band den Song in Schatten gehüllt und von kaltem, blauen Licht bestrahlt und erzeugt damit eine geheimnisvolle Atmosphäre:

 

„When the moon is rising and looking on me
When the night comes knocking, knocking on me
I say, I ain’t the one
I say, I ain’t the one
I ain’t the one that you looking for now

When the man comes asking and looking for me
When the law comes knocking, knocking on me
I ain’t the one (ah, ah)
No, I ain’t the one
I ain’t the one that you’re looking for now
Yeah, I ain’t the one
I ain’t the one
So now I’m leaving you all behind me

Hey, ha ha
Uh uh uh

When the world comes crashing, crumbling on me
When the day comes knocking, knocking on me
I say, I ain’t the one
I ain’t the one
Hey, ha ha
Hey, ha ha
I ain’t the one, I ain’t the one
So now I’m leaving you all behind me

Hey, ha ha
Hey, oh oh

‚Bout to fly“

 

Rock and Roll.

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Der Jahresrückblick 2015 – Teil 1


Es gibt kein Entrinnen, nirgends! Wohin man auch blickt und klickt, wird man mit Resümees, Rekapitulationen, Highlights, Lowlights und Schlussstrichen geradezu überschüttet und kopftechnisch nahezu übersättigt. ANEWFRIEND stimmt nun auch in diesen Reigen ein und präsentiert, wie bereits in den vergangenen Jahren schon, einige höchst subjektive Glanzlichter aus Bild und Ton.

In guter Tradition startet die ANEWFRIEND‘sche Jahreszäsur auch 2015 mit den Serien…

 

 

„The Walking Dead“

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Dem treuen Jahresfazitleser erzähle ich wohl nix Neues wenn ich schreibe, dass die Zombieapokalypse-Serie seit fünf Jahren in schöner Regelmäßigkeit läuft. Freilich musste der TWD-Zuschauer über kurz oder lang auch den ein oder anderen Durchhänge überstehen (Staffel vier), aber spätestens seit der letzten Season ziehen die Macher der Comicbuch-Adaption die Spannungsschraube gekonnt an. Schön außerdem anzusehen, dass man selbst in Staffel sechs einen Hauptcharakter wie Rick Grimes (Andrew Lincoln) nie so ganz einzuschätzen weiß beziehungsweise einem noch immer nicht einhundertprozentig klar ist, ob man für sein Überleben die Daumen drücken oder ihn gern der nächsten Zombiehorde zum Frass vorgeworfen sehen würde. Und, klar – am Setting stimmt nach wie vor alles, die hundertfachen Untoten-Kostümierungen sind Hollywood-Qualitätswerk.

Ebenso klar auch, dass „The Walking Dead“ nach Staffel sechs, welche gerade die traditionelle Midseason-Pause bis Februar 2016 einlegt, noch weitergehen wird – wenn es nach Produzent David Alpert geht, gern noch bis „Staffel 11 oder 12“. Dass bei allem Erfolg auch ein Ableger kommen würde, hat im August diesen Jahres, als das TWD-Spinoff „Fear The Walking Dead“ in seine erste, sechs Folgen kurze Staffel ging, wohl auch niemanden verwundert. Erstes Urteil da: Obwohl die Serie ja im Grunde die Vorgeschichte zur großen Schwester liefern soll, hielt sich „Fear The Walking Dead“ lange, lange an Sentimentalitäten auf – und war ausgerechnet dann (vorerst) zu Ende, als es anfing, so langsam spannend zu werden… Clever? Warten wir’s ab.

 

 

„American Horror Story: Hotel“

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Ähnlich treu bin ich bin seit 2011 auch „American Horror Story„, hat die US-Horor/Mystery-Reihe doch ein ganz eigenes Konzept: ein Gros der Darstellerriege, welche aktuell aus – unter anderem – Kathy Bates, Evan Peters, Angela Bassett, Chloë Sevigny, Sarah Paulson, Wes Bentley und – Obacht! – Lady Gaga besteht, wird von Staffel zu Staffel übernommen und treibt sein nicht selten höchst perfides Spiel in einem ganz anderen Horrorambiente und Jahrzehnt. Nach einem Spukhaus in Staffel eins, einer Irrenanstalt in Staffel zwei und einem Südstaatenhexeninternat in Staffel drei, einer Freakshow-Zerkustruppe in Staffel vier sind wir nun, der Titel sagt’s bereits, in einem Hotel angekommen – dass es auch in diesem nicht ganz mit rechten Dingen zugehen wird, dürfte sich von selbst verstehen…

Doch neben dem Konzept lebt die Serie seit ihrem Start auch und vor allem von ihren ausgezeichneten Darstellern. Dass Lady Gaga da keine Ausnahme macht, wird der Fan der gelernten Popmusikern an deren wandelbarem Talent festmachen, der regelmäßige Zuschauer jedoch bemerken, dass die Serienmacher der Gaga ihre Rolle als Vampir-Countess auf den maßgeschneiderten Luxusleib geschrieben haben.

 

 

„Les Revenants“

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Die Handlung der französischen Mystery-Serie von 2012 ist im Grunde schnell erzählt: In einem kleinen, verschlafenen französischen Bergdorf kommt es zu mysteriösen Ereignissen. Verstorbene Personen tauchen plötzlich wieder im Kreise ihrer Familien auf. So etwa Camille, ein junges Mädchen, das vor ein paar Jahren bei einem tragischen Busunglück starb. Plötzlich findet sie sich selber an der Unfallstelle wieder. Ohne Erinnerung an den Unfall macht sie sich auf den Heimweg, wo sie alsbald für entsprechende Aufregung sorgt. Doch Camille bleibt nicht die einzige, die aus dem Jenseits zurückkehrt…

Viel spannender als das Was (was jedoch beim Mystery-Genre – allem Nebulösem zum Trotz – nie zu kurz kommt) ist das vielmehr das Wie. Denn die wahren Monster sind während der acht Folgen nicht die gerade noch Totgeglaubten, sondern die Lebenden. Das alles erzählt die Serie in (fast schon unwohl machend) ruhigen Bildern, langsamen Sequenzen, zu denen ausgerechnet die legendären Postrock-Schotten von Mogwai die grandiose musikalische Untermalung liefern. Staffel zwei übrigens wurde vom produzierenden Sender Canal+ jüngst im September und Oktober ausgestrahlt und dürfte wohl auch hoffentlich bald auf deutsch zu haben sein (während im März in den USA ein ebenso unvermeidliches wie unnötiges Remake der Serie lief)…

 

 

Und 2016?

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Dürfen wir uns auf neue Folgen der großartigen BBC-Serien „Luther“ (deren Hauptdarsteller Idris Elba mal sowas von der neue James Bond werden sollte!) und „Sherlock“ gefasst machen – wobei erstere ja vor wenigen Tagen bereits in die traditionell kurze vierte Staffel gestartet ist. Außerdem kehren – man sollte es kaum glauben – ausgerechnet unser aller Lieblings-FBI-Agenten Mulder und Scully zurück, um in „The X-Files“ ab Ende Januar – vorerst für sechs Folgen – wieder Aliens, mysteriösen Kreaturen und Geheimdienstverschwörungen hinterher zu jagen. Apropos Mystery: da passt es des Weiteren nur zu gut, dass selbst die große Schwester der Grand Dame des Mystery-Genres seine Schatten voraus wirft, denn auch David Lynchs „Twin Peaks“ wird 2017, eventuell jedoch sogar schon 2016 in eine nie für möglich gehaltene dritte Season gehen. Außerdem geht es im Januar – nach beinahe einem Jahr Sendepause – endlich wieder mit „Shameless“ weiter, und man wagt sich kaum auszumalen, was Frank Gallagher (William H. Macy) und seine Sippe in der sechsten Staffel der US-Sitcom-Dramaserie für Chaos stiften werden. Dass das Serienfach Hollywood in Punkto optischer wie erzählerischer Qualität längst den Rang abgelaufen hat (und die üppigen Serienbudgets längst mit denen der abendfüllenden Zelluloidstreifen mithalten können), brauche ich wohl nicht noch einmal erwähnen, oder? Für beste Serienunterhaltung dürfte also auch in den kommenden zwölf Monaten gesorgt sein…

 

Rock and Roll.

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Der Jahresrückblick 2014 – Teil 1


Es gibt kein Entrinnen, nirgends! Wohin man auch blickt und klickt, wird man mit Resümees, Rekapitulationen, Highlights, Lowlights und Schlussstrichen geradezu überschüttet und kopftechnisch nahezu übersättigt. ANEWFRIEND stimmt nun auch in diesen Reigen ein und präsentiert, wie bereits in den vergangenen Jahren schon, höchst subjektive Glanzlichter aus Bild und Ton.

In guter Tradition startet die ANEWFRIEND‘sche Jahreszäsur auch 2014 mit den Serien…

 

 

„Shameless“

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Meine persönliche Neuentdeckung des Jahres ist „Shameless„. Man mag es auf den Mangel an Zeit oder auf die Fülle anderer guter bis sehr guter Serien schieben, dass ich erst jetzt – die US-Serie, welche ihrerseits selbst eine Adaption des britischen Originals (2004-2013) darstellt, läuft seit 2011 recht erfolgreich bei Showtime (USA) beziehungsweise FOX (Deutschland, via Pay-TV) und wurde mir bereits vor einigen Monaten von einem Freund ans Herz gelegt – dazu gekommen bin, mich hier auf den neusten Stand zu bringen.

Die Serie handelt von Frank Gallagher (William H. Macy), einem frustrierten, taugenichtigen Vater von sechs Kindern. Er verbringt seine Tage betrunken in seiner Stammbar irgendwo in den trist-grauen Suburbs von Chicago und überlässt seine heranwachsenden Kinder nur allzu gern größtenteils sich selbst. Die älteste Tochter, Fiona (Emmy Rossum), übernimmt notgedrungen die Rolle ihrer ebenfalls durch Abwesenheit glänzenden Mutter und versucht den Haushalt am Laufen und die Familie – bestehend aus ihr, dem ebenso klugen wie raubeinigen Lip, Ian, der mit seiner Homosexualität zu kämpfen hat und dessen größter Traum es ist, ausgerechnet zur US-Army zu gehen, der pubertierenden Debbie, die „gute Seele“ der Familie, dem ständig für massenhaft Ärger guten Carl und dem kleinen Liam (Ein schwarzes Baby in einer weißen Familie? Passt ja!) – zusammenzuhalten. Zum Glück kann sie dabei auf die Unterstützung ihrer ebenfalls nicht minder chaotischen und herzlichen Nachbarn und Freunde Kevin und Veronica zählen…

Im Grunde hat die Serie alles, um zu unterhalten: genug Witz für die Comedy-Sparte, reichlich Herzschmerz und Drama für den Hormonhaushalt der Freundin, die ein oder andere Anspielung auf die gesellschaftliche Schieflage in den gar nicht mal so gloriosen US of A, sowie massig Denkanstöße, die dem Ganzen – Unterhaltung zum Trotz – den wohltuenden Beigeschmack einer Sozialstudie geben. Natürlich muss der Zuschauer ein gutes Pfund an Ironie (slash Sarkasmus) mit vor den Bildschirm bringen, um all die ausweglos scheinenden Engpässe, in die sich die Gallaghers von Monatsrechnung zu Monatsrechnung manövrieren, mit einem Lächeln zu ertragen. Das Schöne ist, dass „Shameless“ während seiner bislang vier Staffeln nie zu ernst gerät und selbst den dunkelsten Serienstunden stets lächelnd den ausgestreckten Mittelfinger der political incorrectness entgegenstreckt. Für den Rest sorgt freilich die ausgezeichnete Schauspielerriege, der neben William H. Macy und Emmy Rossum auch die tolle Joan Cusack in der Rolle der dauerlabilen, überdrehten Hausfrau Sheila angehört.

 

 

„The Walking Dead“

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Die Serie läuft seit 2010 Woche für Woche konstant auf meinem Flimmerradar und hat, wie’s scheint, mit Staffel 5 auch das Interesse der breiteren Zuschauermasse geweckt. So ist zwischen der Zombie-Action von Frank Darabont und George R.R. Martins kaum weniger monumentalem Ritter-und-Drachen-Historienschinken „Games of Thrones“ ein Fernduell um die allwöchentliche Zuschauergunst entstanden, wie es in den seligen Neunzigern nur zwischen „Baywatch“, den „Simpsons“ und „Emergency Room“ möglich war – wie sich die Zeiten ändern…

Ich für meinen Teil stelle mich gern auf die Seite der Gruppe Überlebender um den Ex-Cop Rick Grimes (Andrew Lincoln), denn nachdem die Serie in Staffel 4 mit all ihrer lokal und handlungsmäßig doch recht beengten Gefängnisstoryline noch einen herben Durchhänger hatte, läuft’s in Staffel 5 umso besser. Plottwists, mehr famos kostümierte Untote, mehr Action, mehr Blut – alles prima. Da ist es nur allzu erfreulich, dass der ausführende US-Sender AMC „The Walking Dead„, deren zweiter Staffelteil im Februar folgt, mit mindestens einer sechsten Staffel weiterführen wird.

 

 

„American Horror Story: Freak Show“

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Ich selbst liebe und lobe die US-Mystery-Serie ja bereits seit Jahren. Die Idee, die Darstellerriege, welche sich momentan um Jessica Lange, Sarah Paulson, Evan Peters, Kathy Bates und Angela Bassett bewegt, von Staffel zu Staffel zu übernehmen und bei alternierender Horrorthematik – nach einem Spukhaus in Staffel 1, einer Irrenanstalt in Staffel 2 und einem Südstaatenhexeninternat in Staffel 3 sind wir nun, der Titel sagt’s bereits, in einer „Freak Show“-Zirkustruppe angekommen – einfach in andere Rollen schlüpfen zu lassen, ist einfach zu brillant.

Und – auch da wiederhole ich mich nur allzu gern – natürlich lässt sich auch “American Horror Story: Freak Show” weiterhin als nicht eben simpel gestrickter Gruselspaß mit toller Atmosphäre schauen. Liest man jedoch tiefer ins Innenleben der seit 2011 recht erfolgreich laufenden Serie hinein, so zerpflückt diese zwischen den Zeilen die dunkelsten Spielarten des menschlichen Miteinanders – und offenbart, dass der wahre Horror noch immer in der Alltäglichkeit steckt. Die wahren „Freaks“ sind hier nicht die bärtigen Frauen, siamesischen Zwillinge, Krebshändenmänner und Lizard Girls, sondern die „normalen“ Menschen, mit all ihren verächtlichen und abweisenden Blicken. Das wird auch in Staffel 4 nur allzu deutlich…

 

 

Aus und vorbei…

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Keine Minute zu früh kam wohl die letzte Klappe für Hank Moody und „Californication„. Aller political incorrectness, allem Rock’n’Roll-Hedonismus, aller Liebenswürdigkeit, mit der David „Fox Mulder“ Duchovny die Figur des stets von Misere zu Misere taumelnden, gutmütigen Schreiberlings Hank Moody verkörperte, zum Trotz – nach sieben Jahren und Staffeln hatte sich das Konzept aus Sex, Drugs, noch mehr Sex und reichlich Rock’n’Roll unter der kalifornischen Sonne einfach überholt. Leicht wehmütig sieht man die letzten Folgen, nach denen eines fest steht: Hank Moody has left LA…

 

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Ebenfalls „fare thee well“ hieß es 2014 für „How I Met Your Mother„, dessen neunte Staffel zu einem einzigen langen Hochzeitspro- oder -epilog (je nachdem, wie man’s nimmt) zwischen der dauerhaft unsicheren Robin Scherbatsky (Cobie Smulders) und unser aller Lieblingsplayboy Barney Stinson (Neil Patrick Harris) wurde. Dass die schlussendliche Auflösung, wie Ted Mosby (Josh Radnor) nun die ominöse „Mutter“ seiner Kinder trifft, nicht zur Zufriedenheit aller Fans der Serie ausfiel (ebenso wie tatsächliche Serienende), ist klar – immerhin musste man schlappe neun Jahre auf diese eine Antwort warten…

 

 

Den Anschluss verpasst…

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…habe ich bei „Sons of Anarchy“ irgendwo zwischen Staffel 5 und 6. Zu viel Drama, zu viel Larifari, zu wenig Action, am Ende. Dass die Serie nach sechs Jahren und sieben Staffeln vor wenigen Tagen zu Ende ging (höchst dramatisch, freilich!), hat mich daher nur am Rande interessiert. Mal schauen – eventuell gebe ich den letzten Staffeln der von Shakespeares „Hamlet“ inspirierten Geschichte um die kalifornische Bikergang „SAMCRO“ (Sons of Anarchy Motorcycle Club Redwood Original) rund um Lederwesten-Jungspund Jackson „Jex“ Teller (Charlie Hunnam) und dessen Mutter Gemma (Katey Sagal) irgendwann noch einmal eine Chance…

Ebenso raus bin ich – aktuell – bei „Hannibal“ (nach wenigen Folgen, trotz dem tollen Mads Mikkelsen als Dr. Hannibal Lecter), „New Girl“ (auf Zooey Deschanels Charme darf man sich nicht allzu sehr verlassen, wenn am Ende die Storyline und der Witz fehlen), „Person of Interest“ (einerseits sehr konfus mit all seinen Handlungsebenen, andererseits doch auch recht eintönig innerhalb der einzelnen Episoden), „House of Lies“ oder „2 Broke Girls“ (beide mangels Zeit).

 

 

Und 2015?

the-returned-banner-03…stehen für mich – nebst den oben genannten Serien, natürlich – die ersten Staffeln von „True Detective“ und der französischen Mystery-Serie „The Returned“ auf dem Zettel. Erstere liefert mit einer hervorragend besetzten Darstellerriege um Matthew McConaughey, Woody Harrelson und Michelle Monaghan nur einen weiteren Beleg dafür, dass immer mehr tolle Hollywood-Schauspieler ihr Mimikheil im Serienfach suchen, das sich sowohl von den Etats als auch von der Ausstattung, den Plots und der Regieführung längst nicht mehr vorm abendfüllenden Kino zu verstecken braucht, es immer öfter gar übertrifft. Zweitere wird – vom Soundtrack, für welchen sich die schottischen Instrumentalpostrocker von Mogwai verantwortlich zeichnen, mal ganz abgesehen – allerorts angepriesen. Und da wäre da noch „Der Tatortreiniger“ Heiko „Schotty“ Schotte (Bjarne Mädel), der beweist, dass es ein Leben nach „Stromberg“ gibt – und dass deutsche Comedy auch 2014/2015 ausgezeichnet zu unterhalten weiß, abseits das platten Mainstream. Außerdem warten noch immer Francis J. Underwood (Kevin Spacey) und die zweite Staffel der fulminant bitterbösen Politthrillerserie „House of Cards“ auf mich. Langeweile? Nicht im Serienfach, nicht in 2015 – selbst, wenn alle Fans von „Sherlock“ wohl noch bis 2016 warten müssen, bevor Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin „Der Hobbit“ Freeman) mit einer hoffentlich vierten Staffel der großartigen BBC-Serie zurückkehren…

 

 

Rock and Roll.

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Abgehört…


Nix los gewesen in meinen Gehörgängen in der letzten Zeit? Weit gefehlt! Hier mehr oder minder kurz die ein oder andere interessante Beobachtung…

 

The Australian Pink Floyd Show – Live at the Hammersmith Apollo 2011 (2012)

Australian Pink Floyd-erschienen bei Blackhill/Edel-

Mit Coverbands ist das ja so ’ne Sache… Bei den meisten merkt man bereits nach wenigen Minuten, dass hier ein paar sehr enthusiastische Jungspunde (respektive: bierbäuchige, gestandene Mannsbilder mittleren oder gesetzteren Alters – man gestatte mir diese kleine Persiflage) zusammen gekommen sind, um – mehr schlecht als recht – ihren großen Idolen im Kleinen nachzueifern. Dass dabei Einsätze verpasst und kaum eine Tonlage getroffen oder gehalten werden kann – scheiß drauf, der Wille zählt!

Nun sollte man annehmen, dass sich eine – vor allem in ihrer Spätphase, und Dank ihres Ex-Kopfes Roger Waters – derart auf künstlerische Perfektion konzentrierte Band wie Pink Floyd als nahezu uncoverbare „heilige Art Rock-Kuh“ ausnehmen würde. Nix da! The Pink Floyd Sound (holländische Tribute Band), Pink Project, Pink Floyd Project, Echoes (die bekannteste deutsche Tribute Band), Brit Floyd (unverkennbar: aus Großbritannien), Pink Noise, Eklipse, The Floyd Sound – die Liste ist lang und könnte gern noch um einige Namen verlängert werden (wenngleich die polnische Kombo Pink Freud trotz ihres preisverdächtigen Namens nicht dazu zählt). Die weltweit beste Pink Floyd-Coverband sind jedoch ohne Zweifel The Australian Pink Floyd. Warum? Nun, wer je ein Konzert von „Aussie Floyd“ besucht hat, der merkt sofort, dass hier keine Kerle ans Werk gehen, die nur mal eben so, bei ein, zwei, drei Feierabendbieren, zusammenstehen, um die größten Schmonzetten ihrer Jugendhelden nachzuklimpern. Nein, die gut zehnköpfige Band um Leadsänger Steve Mac setzt seit ihrer Gründung 1988 im australischen Adelaide alles daran, ein möglichst perfektes Ebenbild der ewig großen Pink Floyd abzugeben – musikalisch wie visuell. Und das hört man, und das sieht man. Egal, welchen Song „Aussie Floyd“ sich zu eigen machen, es sitzt jede Note, (beinahe) jede Harmonie und jeder Akkord am angestammten Floyd’schen Platz. Dazu flimmern, ebenso wie damals bei den Originalen (oder nun bei Roger Waters Soloshows), kunstvolle Visuals über große LED-Leinwände, bevor ein überdimensionales Känguru am Bühnenrand erscheint (analog zum Floyd’schen Schwein – aber: hey, soviel Heimatverbundenheit hat Charme!).

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Einen ersten, umfassenden Eindruck hiervon kann man sich anhand des vor zwei Jahren in London mitgeschnittenen Livealbums „Live at the Hammersmith Apollo 2011“ machen. Die Setlist umfasst ebenso die unvermeidlichen Klassiker („Shine On You Crazy Diamond 1-5“, „Money“, „Breathe“, „Wish You Were Here“, „Another Brick In The Wall, Part 2“, „Comfortably Numb“…) wie kleine Obskuritäten wie „Careful With That Axe, Eugene“ oder die Syd Barrett-Komposition „Arnold Layne“ (aus dem Jahr 1967 und damit Pink Floyds erste Single überhaupt!). Keine Frage, hier sind begeisterte Könner am Werk. Die stilbildende Gesangsachterbahn „Great Gig In The Sky“ wird ebenso souverän bewältigt wie die – live! – ewig große Tour de Force „Comfortably Numb“ (als eindeutig an der Waters-Version geschulter Dreizehnminüter). Wer Unterschiede oder gar eigene Noten heraushören möchte, der muss – selbst als Floyd-Kenner – schon sehr genau zuhören. Ob „Aussie Floyd“ am Ende mehr sind als eine mächtig professionelle Tribute Show? Nun, zumindest wurde ihnen bereits vor einiger Zeit der Segen von den Original-Floyd-Mitgliedern erteilt, die Band spielte (und jamte!) gar auf dem 50. Geburtstag von Gitarrist David Gilmour. Analog zum Livealbum sei jedem jedoch die visuelle Variante (ob nun als Blu-ray oder DVD) ans Herz gelegt, denn ebenso wie bei Pink Floyd macht auch bei The Australian Pink Floyd erst der Gesamteindruck aus allen Komponenten das Bild richtig rund… Und bei nächster Gelegenheit heißt’s dann: live dabei sein!

 

(Wer mag bekommt anhand der halbstündigen Dokumentation „Welcome To The Machine“ einen Einblick ins Innenleben der höchst professionellen Coverband…)

 

 

Lee Ranaldo And The Dust – Last Night On Earth (2013)

Lee Ranaldo And The Dust - Last Night On Earth-erschienen bei Matador/Beggars-

A propos „ausschweifende Gitarrenhuldigungen“: Schlussendlich scheint der Quasi-Split der ewig krediblen New Yorker Rockinstitution Sonic Youth, dem am Ende schlicht und ergreifend das Beziehungsaus der beiden Köpfe Kim Gordon und Thurston Moore zugrunde lag, doch etwas Gutes bewirkt zu haben… Okay, der eine Teil (Moore) schrammelt sich mit ehemals coolem Indie-Krach der neuen Kapelle Chelsea Light Moving konsequent an den Rand der Beachtung, über den der andere Teil (Gordon) mit den feministisch beschmierten Feedback-Orgien des Projekts Body/Head per se bereits hinaus geschlittert ist. War da aber zu seligen Sonic Youth-Zeiten nicht noch jemand?

Klar, Lee Ranaldo, der dauerdienliche Gitarrist, der Gordon und Moore als Frontpaar stets die Indie-Bühnen überließ! Stattdessen spielt er die Saiten stets aus dem Schatten heraus und veröffentlichte damals unter eigenem Namen immerzu obskure, beinahe unhörbare Solo-Sachen – avantgarde as avantgarde can be. Dass ausgerechnet er nun der zugänglichste Soloaktivist der Sonic Youth-Bande sein würde, hätte wohl kaum jemand ahnen können… Umso überraschender fiel das im vergangenen Jahr erschienene „Between The Tides And The Times“ aus, für das sich Ranaldo keine Geringeren als Wilco-Saitenderwisch Nels Cline, Ex-Sonic Youth-Schlagmann Steve Shelley, den ebenfalls von Sonic Youth bekannten Bassisten Jim O’Rourke sowie Jazzer John Medeski zur Seite nahm. Heraus kam ein vor Fern- wie Heimweh wimmerndes, jedoch stets angriffslustiges Indierock-Gebräu, das den DIY-Bodensatz von Sonic Youth mit den mal zugänglichen, mal ausufernden Seiten/Saiten von Neil Youngs Crazy Horse, R.E.M., The Byrds oder Dinosaur Jr. vermengte. Überraschung? Definitiv gelungen!

Lee Ranaldo And The Dust

Und genau da setzt nun auch Ranaldos nächster Streich „Last Night On Earth“ an. Der apokalyptisch anmutende Titel kommt dabei nicht von ungefähr, entstand das Grundgerüst eines Großteils der neun neuen Stücke doch im Oktober 2012, als der von Hurrikan Katrina betroffene Musiker für eine Woche von Leitungswasser, Heizung und Elektrizität abgeschnitten war und lediglich auf seine Akustikgitarre zurückgreifen konnte. Umso erstaunlicher, dass  man nun ausgerechnet diesen Fakt eben nicht hört. Klar, die Endzeitstimmung, die fragile Ruhe vor dem Sturm, sie strömt dem Album quasi aus jeder musikalischen Pore. Und doch vernimmt man den Akustik-Unterbau nur sehr, sehr selten, während die nun eigenes mit Namenszusatz „And The Dust“ aufgeführte Backing Band aus Steve Shelley, Alan Licht und Ted Young in fast jeder der knapp 65 Minuten (mit Songlängen zwischen dreieinhalb und zwölf Minuten) ein wahres Jam-Feuerwerk abfackelt. Dass man sich beim Spinett in „Last Descent #2“ kurz an den Hof des französischen Sonnenkönigs  versetzt fühlt und einem das feinen Titelstück genüssliche Gänsehaut bereitet („The last night on earth / The last thing we wanted / Was to see the sunrise / The last thing we wanted / The last night on earth / Was seeing daylight in your eyes“), während sich der Rest in einen klaustrophobischen Rockrausch steigert, der in der finalen Existenzialismus-Endlosschleife „Blackt Out“ mündet, sind da gern genommene Nebeneffekte. Alles in allem hatte zwar der Vorgänger („Between The Tides…“) die besseren, kompakteren Einzelsongs – mit Ranaldo als Vordenker und Nels Cline als gekonntem Saitenmaler. „Last Night On Earth“ ist der Soloversuch eines Bandalbums des 57-jährigen Ex-Sonic Youth-Gitarristen, das von Furcht und Zuversicht in Zeiten von Occupy, nahenden Weltwirtschaftskrisen und allabendlichen Protestkundgebungen berichtet und nicht im Traum daran denkt, sich kompakt zu fassen. Darauf ein Saitensolo! Und allen, die neue, harmonisch getränkte Gitarrenschleifen als potentielle Folterinstrumente suchen, sei dieses Werk wärmstens empfohlen… Effekthascherei mit allerhand Effektgeräten.

 

Hier gibt’s den Albumopener „Lecce, Leaving“ in der „Buzzsession“-Variante:

 

 

Louise Distras – Dreams From The Factory Floor (2013)

Louise Distras - Dreams From The Factory Floor-erschienen bei Street Revolution Records-

Man lasse sich einmal folgendes Bild zart schmelzend und genüsslich grinsend vor dem inneren Auge zergehen: Der auf ewig unbelehrbar gut vom Klassenkampf klampfende Britenbarde Billy Bragg und die Ex-Distillers-Röhre Brody Dalle hätten auf einer besudelten Backstage-Couch heimlich Nachwuchs gezeugt und den seligen Clash-Frontmann Joe Strummer postum als Taufpaten bestimmt. Okay, zwischen Bragg und Dalle mögen ein, zwei Jährchen Altersunterschied liegen… Okay, der eine mag sittsam wirken, die andere im Rückspiegel der Inbegriff für die rockgewordene Gift-und-Galle-Spuckerei sein (und es mittlerweile wohl leider vorziehen, das Herdheimchen für die Brut von QOTSA-Frontmann Josh Homme zu geben)… Okay, dann würde der Nachwuchs kaum selbst schon auf der Bühne die Faust zur Akustischen erheben… Aber: Man nehme all dies einmal an. Und genau so klingt Louise Distras.

Louise Distras - Press-2

Nun hat die Mittzwanzigerin aus dem englischen Wakefield, die ANEWFRIEND im August bereits vorstellte, ihr Solodebüt in die Regale gestellt. „Dreams From The Factory Floor“ setzt dabei alles auf eine Punkrock-Karte und agiert ohne Netz und doppelten Boden. Und erzählt mal zur kämpferisch angeschlagenen Akustischen, mal zu munterem drauf los rockendem, pubseligem Punkrock Geschichten, die zwar am Bordstein beginnen, jedoch kaum in den höheren Etagen der trés chicen, very expensive Londoner Skyline enden. Stattdessen: graue Realitäten, soziale Missstände, herbe Rückschläge und die Aussicht auf die nächste Nine-to-Five-Schicht am Fabrikfließband. Und doch sind die innerhalb von 33 Minuten durchgerockten zwölf Stücke keine Tearjerker, denn ständig bleibt bei Distras die Erkenntnis, dass da am Ende der langen Nacht irgendwo irgendjemand da draußen ist, dem es genauso gehen mag – „Stand Strong Together“. Da darf dann schonmal die Mundharmonika gezückt („Black And Blue“), am Piano geklimpert („Love Me The Way I Am“), das Titelstück als Gedicht vorgetragen und mit viel Pathos und seltsam niedlichem Idealismus zu Werke gegangen werden. „Dreams From The Factory Floor“ ist kein Ausnahmealbum. Dafür ist es das Debüt einer realitätsnahen Träumerin, die – gefühlt – einer altvorderen Rockröhre wie Bonnie Tyler mal eben das rostige Abflussrohr der Punkschuppentoilette an den Hinterkopf zimmert. Sympathisch, das alles. Mit der Dame möchte man doch gern mal eine Kneipentour starten, oder?

 

 

 

Lissie – Back To Forever (2013)

Lissie - Back To Forever-erschienen bei Columbia/Sony Music-

A propos „Kneipentour“: Auch Lissie wäre wohl eine nicht eben unangenehme Kandidatin für eine ausschweifendes Saufgelage zu nächtlicher Stunde…

Gute drei Jahre ist es bereits her, dass die 31-jährige, aus dem US-amerikanischen Hinterland (aka. Illinois) stammende Musikern erst mit einer vielversprechenden EP, dann mit ihrem von Jacquire King (u.a. Kings Of Leon) und Bill Reynolds (Band Of Horses) in Form gebrachten Debütalbum „Catching A Tiger“ auf sich aufmerksam machte. Darauf zu hören: viel sonniger Middle Of The Road-Rock der besten Sorte, der auch gern mal ein genüsslich-nächtliches Melancholiebad nahm und Road Trips initiierte, bis der Tank des Oldtimers leer war und über einem nur noch die Sterne schienen. Dabei konnte die Dame auch noch so herrlich und nach Jungen-Manier fluchen, derbe drauf los rocken und brachte superbe Coverversionen – etwa von Lady Gagas „Bad Romance„, Metallicas „Nothing Else Matters„, Kid Cudis „Pursuit To Happiness“ oder Led Zeppelins „Stairway To Heaven“ – zustande, die sich beileibe nicht hinter den Originalen zu verstecken brauchten… Cool.

LISSIE

Dass Lissie nun mit ihrem zweiten, „Back To Forever“ betitelten Wurf nach Größerem greift, mag man ihr dabei nicht einmal jemand verdenken. Trotzdem benötigen die von Garett „Jacknife“ Lee (u.a. R.E.M., U2, Bloc Party) produzierten Songs den ein oder anderen Durchgang mehr als noch der Vorgänger, um ihren Weg ins Hörergehör zu finden. Und das hat seine Gründe, denn anders als bei „Catching The Tiger“ finden hier mal Folk-Rockpop mit angezeichneten 70er-Jahre-Disco-Vibes („Further Away (Romance Police)“), mal recht blasse Country-Pop-Durchschnittsware („I Don’t Wanna Go To Work“), mal aufgeblasene Powerpop-Ballade („They All Want You“) zusammen. Dass all das am Ende trotzdem funktioniert, liegt wohl an Lissies ausgeprägtem Gespür für tolle, eingängige Melodien sowie ihrem nicht nur – aber vor allem! – in „Sleepwalking“ an Fleetwood Mac-Ausnahmesirene Stevie Nicks erinnernden Gesangsorgan. Mit einer Stimme wie der nimmt man der Dame dann sogar die ausgefahrenen Krallen der (für sie) höchst ungewöhnlichen Vorab-Single „Shameless“  („I don’t want to be famous / If I got to be shameless / If you don’t know what my name is, name is / So what, so what?“) ab, lässt sie das ein oder andere genüssliche „Fuck“ oder „Shit“ in Richtung der vorderen Chartsregionen spucken oder mit „Mountaintop Removal“ einen Song – inklusive hymnischem Solo! – abliefern, der wie geschaffen ist als Abschlussstück eines großen Blockbusters (im besten Sinn).

Nein, „Back To Forever“ ist weder Lissies großes Rockalbum noch die Enttäuschung von in sie gesetzten Erwartungshaltungen. „Back To Forever“ macht es allen recht – und dabei paradoxerweise ebenso viel richtig wie falsch. „Back To Forever“ ist ein Album für lange Autofahrten bei zarten Sonnenstrahlen, zum Jahresende und dann wieder im nächsten Sommer. Aber Lissie, dieses feine All American Girl mit Mädchencharme und Gitarrengurt, in Holzfällerhemd, mit Grashalm im Mundwinkel und Diplom im Weitspucken, darf das. Denn Lissie ist ’ne Gute. Und wenn sie will, dann trinkt sie euch starke Männer wohl gern unter den Tisch…

 

Hier gibt’s die Videos zu „Further Away (Romance Police)“…

 

…und „Shameless“:

 

 

Rock and Roll.

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Schamlose Charme-Attacke in Folkrock – Neues Lissie-Video zu „Shameless“


Lissie

Machen wir uns mal nix vor: Suchte man in den letzten drei Jahren nach zupackendem Folkrock mit derbem Gespür für poppige Melodien, mit hohem Sucht- und Ohrwurmfaktor und prägnanter weiblicher Stimme, dann kam man eigentlich an einer gewissen Elisabeth Maurus kaum vorbei. Besser bekannt als Lissie machte diese zuerst einer immer weiter wachsenden Hörerschar beinahe drei Jahre lang mit vereinzelten EP-Veröffentlichungen (die erste, selbstbetitelte EP erschien 2007) den Mund wässrig, um 2010 endlich ihr Debütalbum „Catching A Tiger“ in die Regale zu stellen. Die darauf enthaltenen zwölf Stücke, welche unter der Ägide von Produzent Jacquire King (unter anderem Modest Mouse, Kings Of Leon, Norah Jones, Tom Waits) entstanden,  gingen einerseits die in den Anfangstagen eingeschlagenen Folkpfade weiter, geleiteten die Harmonien der 30-Jährigen aus Illinois jedoch auch soweit in Richtung Pop, als dass Stücke wie die Singles „When I’m Alone“ oder „Cuckoo“ in ihrer sonnigen Unbeschwertheit eher positiv als unpassend negativ in den Playlists der US-Formatradios aufgefallen wären – irgendwo zwischen Taylor Swift und Fleetwood Mac, während man in Gedanken mit offenem Verdeck roadtrippend die Lissie 2013kalifornische Küste entlangfährt… Und Lissie? Genoss den stetigen Erfolg (Gold für „Catching A Tiger“ im UK, Platz 5 in den „US Billboard Folk Album Charts“), ging auf weltweite Tournee – und bewies, dass sie zwar jede Auszeichnung mit aufrichtiger Dankbarkeit mitnehmen würde, jedoch noch immer ihren eigenen Kopf und ihre eigenen Vorstellungen hatte. Außerdem bewies sie mit dem 2011 veröffentlichten Livealbum „Live at Shepherd’s Bush Empire“ (inklusive des London-Konzerts auf DVD), dass eben jenes Livespielen, bei dem sie und ihre Band den Stücken noch Einiges mehr an „Eiern“ und Drive verliehen, ihre wahre Stärke ist…

Nun kehrt Lissie mit der Single „Shameless“, die erneut nah an der Ohrwurmobergrenze früherer Stücke anschlägt und thematisch kleine, feine Breitseiten auf den Habitus der heutigen Medienlandschaft abfeuert, aus ihrer kurzen Kreativpause zurück. Das dazugehörige – zweite – Album soll in Kürze folgen, und wird zumindest meine sommerlichen Autofahrten auch in diesem Jahr akustisch veredeln…

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Hier gibt’s das aktuelle und offizielle Video zu „Shameless“…

 

…das „Lyric Video“ zum Song…

 

…sowie Bild und Ton zur 23-minütigen „Live in The Current Studios“-Session, welche Lissie kürzlich gespielt hat:

 

Wem das alles noch immer nicht ausreicht, der bekommt hier Lissies Version des Kid Cudi-Songs „Pursuit Of Happiness“…

 

…sowie ihre nicht weniger famose Neuinterpretation des Metallica-Klassikers „Nothing Else Matters“ auf die Ohren:

 

Rock and Roll.

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