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Das Album der Woche


Ryan Adams – 1989 (2015)

ryan-adams---1989-d17a2d2867f184b4-erschienen bei PAX AM/Sony-

Anfang August ging ein Raunen durch den digitalen Blätterwald. Der einfache Grund: Niemand Geringeres als Ryan Adams kündigte an, Taylor Swifts vor ziemlich genau einem Jahr erschienenes Erfolgsalbum „1989“ in Gänze (!) neu interpretieren zu wollen – und das nicht (nur) einmalig und für ein begrenztes Publikum an einem Bühnenabend, sondern im Aufnahmestudio, um es für alle (Musik)Welt nachher hörbar höchst offiziell zu veröffentlichen. Da fragte sich die vornehmlich jüngere Zielgruppe von Taylor „TayTay“ Swift freilich nicht ohne Grund: Ryan wer? Und selbst langjährige Hörer des Mannes aus Jacksonville, North Carolina waren ob dieser Ankündigung hin und her gerissen. Einerseits wussten sie, dass beileibe nicht jede Ankündigung des 40-jährigen gestandenen Musikers, der in den letzten zwanzig Jahren wohl bereits so ziemlich jede Kaschemme wie ehrwürdige Konzertbühne von Oslo bis Tokyo bespielt haben dürfte, für bare Münze zu nehmen sein dürfe (so wartet etwa das grandiose „Suicide Handbook“ – nebst wasweißichwievielen anderen fertiggestellten Alben – seit mehr als zehn Jahren weiterhin auf seine offizielle Veröffentlichung) und sich der musikverliebte, unruhige Kauz gern mal einen popkulturellen Scherz erlaubt. Andererseits ist gerade Ryan Adams jederzeit so ziemlich alles zuzutrauen – von gefälligem Pop über rüden Punk bis Alt.Country und kruden Metal (und nicht einmal HipHop darf man ausschließen). Plus: So fern, wie diese Paarung auf dem Papier scheinen mag, ist sie gar nicht – doch dazu später mehr. Widmen wir uns doch einmal den aktiven und passiven Akteuren dieses musikalischen Paukenschlags…

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Auf der einen Seite freilich David Ryan Adams, nimmermüder Musiker Jahrgang 1974 und seit vielen Jahren Wahl-New-Yorker. In den Neunzigern machte der Mann mit der leicht angerauten Honigsonnenstimme, in der viel Energie und noch viel mehr Melancholie mitschwingen mag, mit seinen damaligen Bands The Patty Duke Syndrome und Whiskeytown (vor allem jedoch mit zweiterer) erstmals von sich hören. Bezeichnend schon damals: Es hielt – trotz auch heute noch fein anzuhörender Alben wie „Strangers Almanac“ – nicht lange, Anfang der Nullerjahre war für Whiskeytown Schluss. Und Ryan Adams hätte wohl rückblickend gar nicht Besseres passieren können, war doch bereits der erste albumfüllende Alleingang „Heartbreaker„, 2000 veröffentlicht, ein ebenso stilles wie genüssliches Fest für jeden Singer/Songwriter-/Alt.Country-Freund, der noch heute Ton für Ton, Note für Note zu begeistern weiß. Und Sie ahnen es wohl bereits: Schon im Jahr darauf folgte mit dem nicht minder tollen „Gold“ der nächste Kurswechsel. Von „New York, New York“ bis „Goodnight, Hollywood Blvd“ platzierte Adams 16 Hymnen, die mal (halb)laut, mal leise der Welt entgegen zu schreien schienen: „Da bin ich! Nimm‘ meine Songs, hör‘ sie – und lasse sie nicht mehr los!“ Dass bereits wenige Monate danach die gar nicht mal so üble Restsammlung „Demolition“ („Nuclear“! „Starting To Hurt“! „Dear Chicago“! etc. pp.) nachgeschoben wurde, sprach wohl nur für den Lauf, den der umtriebige Musiker zu haben schien. Ebenso wie das darauf folgende „Rock N Roll“ (2003), das auch über zehn Jahre danach noch um Längen besser ist als der zwiespältige Ruf, der dem vierten Alleingang anno dazumal entgegen schlug. Dabei war das Album sowieso nur Adams‘ Musik gewordener Mittelfinger an seine Plattenfirma, denn viel lieber wollte er – und sowohl die Qualität als auch seine Fans geben ihm da noch heute recht – das mehr ode minder zeitgleich in zwei EP-Teilen auf den Markt geworfene „Love Is Hell“ veröffentlicht wissen, welches im Rückspiegel eine ganzer Latte der schönsten, ruhigsten und tiefsten Songs enthält, die Ryan Adams in seiner (bisherigen) Karriere unters Hörervolk gebracht hat – und das mag etwas heißen. Außerdem bewies er schon damals mit seiner Interpretation des bierseligen Oasis-Gassenhauers „Wonderwall“ eindrucksvoll, dass er auch FremdkompoRyan-adams_532_1385453asitionen neues Leben einzuhauchen vermag (und nötigte selbst dem Gitarre spielenden Chefgrantler der Britpop-Heroen, Noel Gallagher, das seltene Lob ab, dass Adams‘ Version um Längen besser sei als das eigene Original). Und da Stillstand für Adams seit jeher der Teufel höchstselbst zu sein scheint, legte er sich schon kurz darauf mit den Cardinals eine neue (temporär) feste Begleitband zu, mit denen er zwischen 2005 und 2010 ausgiebig – natürlich! – Platten in die Läden stellte (vier an der Zahl, von „Cold Roses“ bis zur Resteverwertung „III/IV“ ) und auf den Konzertbühnen seine umjubelte, jammige Variante der Grateful Dead zum Besten gab. In den Pausen legte er mit dem grandios stillen „29“ (2005) und „Easy Tiger“ (2007, und eventuell das erste mediokre Album seiner Karriere) noch solo nach, brachte 2004 mit PAX AM sein eigenes Plattenlabel an den Start (auf dem er endlich so Krudes wie das getrost vernachlässigbare *hust* Sci-Fi-Metal-Koenzeptalbum „Orion“ veröffentlichen konnte), und tourte, tourte, nahm auf, tourte, nahm auf – nur ein Bruchteil dessen, was Adams damals so auf Tonbändern bannte, erblickte tatsächlich das Licht der Öffentlichkeit (die Bandbreite reicht von seinem Black-Metal-Projekt Werwolph über schnellen Punk mit The Finger, zu denen auch Kumpel Jesse Malin zählte, und Hard Rock bis hin zu höchst sensiblen Acoustic-Alleingängen, etwa einen kompletten Soundtrack zum Cameron-Crowe-Film „Elizabethtown“, von welchem dieser letztlich allein das Stück „Words“ tatsächlich verwendete). Kein Wunder also, dass Adams‘ Arbeitspensum nach all den Jahren der Rastlosigkeit seinen Tribut forderte: Nach allerlei Problemen mit legalen wie illegalen Betäubungsmitteln in der Vergangenheit (die Gerüchteküche reicht da von Alkohol und Pillen bis hin zum harten Heroin-meets-Kokain-Mix) erkrankte der Musiker 2009 an Morbus Menière, einer Erkrankung des Innenohrs, welche ihn mit etwas weniger Glück um ein Haar sein Gehör gekostet hätte (und nach einem heftigen Armbruch im Jahr 2004, welchen er sich klassischerweise beim Sturz von einer Konzertbühne zuzog, bereits zum zweiten Mal seine künstlerische Existenz bedrohte). Also quittierte er noch im selben Jahr seinen Dienst bei den Cardinals – was freilich der Band als solche den Todesstoß gab – und stellte die Gitarre fürs Erste beiseite. Doch da ein Workaholic ohne „Work“ dumm dasäße, suchte er sich flux ein neues Betätigungsfeld: das Schreiben. So erschienen 2009 – Sie ahnen es wohl bereits – mit „Infinity Blues“ und „Hello Sunshine“ gleich zwei (!) Sammlungen mit Gedichten und Kurzgeschichten, welche allerdings ohne Adams‘ Gesang nur wie die „halbe Miete“ wirken. Plattentechnisch wurde es (vorerst) stiller um ihn, mit dem okayen „Ashes & Fire“ erschien 2011 der achte albumfüllende (Quasi-)Alleingang. Vielmehr legte Adams den Fokus erst einmal aufs private Glück, heiratete im Februar 2009 das Countrypop-und-Filmsternchen Mandy Moore. Eine eigenartige Paarung? Schon. Aber es schien zu passen, zu funktionieren – fürs Erste zumindest (auch dazu später mehr). 2012 durften sich dann auch alle, die bislang noch keiner der zahlreichen Konzerte von Adams beigewohnt hatte, mit dem 15 (!) Shows umfassenden, mehr als 16 (!!) Stunden langen Box-Set „Live After Deaf“ (offensichtlich nur halb im Scherz eine Anspielung auf seine Morbus-Menière-Erkrankung), welches diverse Konzertmitschnitte seiner europäischen „Acoustic Nightmare“-Tour im Juni 2011 enthält, von den Solo-Live-Qualitäten des Singer/Songwriters überzeugen. Und nach etlichen kleineren Single- und EP-Veröffentlichungen schob Ryan Adams im September 2014 endlich sein bislang letztes, selbstbetiteltes Album nach, mit dem er sich einmal mehr als verlässlicher Lieferant von feinem Alt.Countryrockpop empfahl. Und dann, im kaum noch überschaubaren Monatsrhythmus, noch mehr EPs Singles auf den Markt brachte. Und bringt. Zu viel Informationen? Dann stelle sich die geschätzte Hörerschaft mal mein Pensum als Fan vor! Bis heute maße ich mir an, so ziemlich jeden Song aus Ryan Adams‘ Feder gehört zu haben und hören zu wollen. Glauben Sie mir: Da kommt man(n) kaum hinterher! Denn dem kreativen Nimmersatt ist echt alles zuzutrauen, jederzeit…

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Auf der anderen Seite dann Taylor Swift, süße 25 Jahre jung und seit einiger Zeit die mit Abstand wohl erfolgreichste Konsenspopkünstlerin des Planeten (im vergänglichen Pop spart man freilich selten mit Superlativen, wohlweislich). Mehr noch: Swift ist einerseits hübsch anzusehen, gut erzogen (oder von Agenten trainiert) und andererseits keineswegs frei von Intelligenz oder Talent oder gar auf den Mund gefallen. Taylor Swift ist All American, unisono Everybody’s Darling und dermaßen aalglatt auf Erfolg getrimmt, dass selbst Teflon neidisch werden würde. Machte die gebürtige Pennsylvanianerin zwischen 2006 und 2012 mit Alben voller gefälligem, jedoch harmlosem Countrypop von sich reden, legte sie mit dem ihrem fünften Werk – nicht umsonst nach ihrem Geburtsjahr „1989“ benannt – dreizehn Stücke vor, vor denen es in den Folgemonaten kaum ein Entkommen für all die gab, die – selbst nur ab und an – mal ein Ohr bei Youtube, Twitter, Facebook oder im Radio riskierten. Und sogar all jene, die ansonsten gegen poplastigen Weichspüler immun sind, müssen wohl zugeben, dass Songs wie „Shake It Off“, „Blank Space“ oder „Bad Blood“ astrein komponierte, clevere Nümmerchen sind, die zwar nie und nimmer für Einträge in die Annalen reichen, jedoch für den Moment ausgezeichnet funktionieren – und die Gehörgänge so schnell nicht mehr räumen. Ganz klar: Taylor Swift ist derzeit verdammt big in business, mit allein mehr als acht Millionen verkauften Einheiten von „1989“ weltweit, in die Milliarden reichenden Youtube-Klickhits und allem an Rang und Namen, das sich um einen kleinen Gastauftritt bei den Konzerten ihrer aktuellen „1989“-Tournee reißt.

Was zur Hölle also eint Swift und Adams? Nun, zum einen sind die beiden scheinbar schon seit einiger Zeit gute Bekannte, haben sogar bereits die ein oder andere Stunde gemeinsam im Tonstudio verbracht (von den Ergebnissen ist freilich bislang nichts an die Öffentlichkeit gelangt). Zum anderen bewundern beide das musikalische Schaffen des anderen: Taylor Swift, da sie mit ihren 15 Jahren Altersunterschied vom 40-jährigen Adams und dessen angerockt-rauer Attitüde der steten Unangepasstheit wohl noch Einiges lernen kann. Adams, da er als ewiger Freund eines gut geschriebenen Popsongs stets seine Ohren überall hat, ganz egal, wo sich dieser am Ende finden lässt – vom tiefschwarzen Metal über Sonic Youth und die Smiths bis hin zu eben Taylor Swift. Scheiß der Hund drauf, der Song zählt!

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Doch trotz allem war es wohl ein ganz profaner Grund, der Adams auf die erst einmal abstruse Idee brachte, sich Swifts Erfolgsalbum in Gänze zur Brust zu nehmen: Im Laufe des vergangenen Jahres trennte sich der Musiker nach sechs gemeinsamen Jahren von (Noch-)Ehefrau Mandy Moore – und stand an Weihnachten zum ersten mal seit vielen Jahren plötzlich allein da. Wohin also mit der unverhofften leeren Zeit und dem Katzenjammer? Klar wäre – gerade für einen Rockstar – da der alte Teufel Droge viel näher gewesen, aber Adams wäre nicht Adams, hätte er diesen Punkt nicht bereits für sich abgearbeitet und ad acta gelegt. Also fasste er den fixen Entschluss, sich jedem Stück von „1989“ in Tiefe zu widmen und alle dreizehn Teile des Albums einzeln für sich neu zu interpretieren (und hier sei einmal ein Trennstrich zum bloßen Coverversion gezogen, denn Adams‘ Neubearbeitung der Swift’schen Originale geht noch zwei, drei Schritte weiter). Er wollte den Kompositionen das musikalische Fleisch über die Rippen ziehen und allem dann einen Smith’schen dezent tragisch-poppigen Anstrich verpassen. Erst danach holte er sich seine Band ins Studio, und teilte die Idee seines Vorhabens peu á peu mit dem weltweiten Netz. Nicht wenige frohlockten ob der Vorfreude, das komplette „1989“ in Adams’scher Variante zu hören, und selbst die Interpretin der Originale selbst ließ sich via Twitter zu einem dezent hyperventilierenden Post hinreißen…

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Doch ist Adams‘ Neubearbeitung, welche am 21. September zunächst digital erschien und nun physisch nachgeschoben wird, am Ende den ganzen Trubel, der darum gemacht wurde, wert? Darauf kann man wohl nur mit einem entschiedenen „Jein!“ antworten.

Bereits der Opener „Welcome to New York“, im Original eine aufgedrehte Pop-Perle voller jugendlicher Ekstase und Abenteuerlust, wird, ebenso wie „Style“, in der maskulinen Neufassung des 40-Jährigen zur abgeklärt rockenden Alt.-Pop-Nummer. Adams selbst ist – anders als vielleicht Swift – längst im „Big Apple“ angekommen, Beweise gibt es in seinem eigenen Songkatalog freilich zur Genüge, man denke nur an „New York, New York“ , „My Blue Manhattan“ oder „When The Stars Go Blue“. Er kennt die Stadt, sie schimmert für ihn längst nicht mehr, er weiß um die dunkelsten Ecken – was seine Liebe jedoch nicht schmälert. „Shake It Off“, einst Swifts augenzwinkernde Leadsingle mit mildem MIttelfinger, die den Hatern die eigene verlogene Doppelmoral um die Ohren haut, kommt hier mit Springsteen’scher „I’m On Fire“-Reminiszenz daher und wirkt beim Mann aus North Carolina deutlich zögerlicher, ja fast schon ängstlich. Ganz anders klingt da schon das wunderbar entspannte „Wildest Dreams“, in dem deutlich wird, dass Adams der Romantik noch nicht ganz abgeschworen hat und bei allen traurigen bis schmerzhaften Erinnerungen die schönen nicht vergessen hat. Ähnlich geschieht es auch in „This Love“, in welchem es dem gestandenen Musiker gelingt, sich vom ursprünglich dick aufgetragenen Kitsch zu entfernen und eine klassische Piano-Ballade zu Tage zu fördern, bei der man verträumt „Ryan + Mandy“ in den Holztisch ritzen möchte – nur um sich anschließend im wunderbar twanglastigen Highlight „I Wish You Would“ dafür zu schämen, und im träumerischen „All You Had To Do Is Stay“, das eine kleine Eighties-Schlagseite verpasst bekommt, auf dem Fenster zu starren. Während sich die Beziehungs-Nabelschau „Out Of The Wood“ mit seinen fast schon elegischen sechs Minuten Ton für Ton zu einem der besten Songs des Albums entwickelt (und Swift höchstselbst kürzlich dazu veranlasste, dem Stück als Solo-Piano-Nummer eine Neubearbeitung zuteil werden zu lassen), igelt sich Adams im verhuschten „Blank Space“ unter einer Wolldecke ein, im nach vorne marschierenden „Bad Blood“ schmeißt er sie aber gleich wieder in die Ecke. Einen Platz in Swifts Kampftruppe wird er trotz seines Charmes wohl nicht ergattern, muss er aber auch nicht. Adams lässt sich eben nicht unterkriegen, sondern geht aus seinen Niederlagen scheinbar gestärkt hervor, selbst wenn er bestimmte Situationen dafür etwas anpassen muss: So wird die James-Dean-Referenz im aufgewühlten „Style“ in der neuen Fassung zu einer durchaus passenden, da aufmüpfigen Hommage an Sonic Youth, eine von Ryan Adams‘ erklärten Lieblingsbands. Der Mann gönnt sich in diesem begrenzten Rahmen eben auch seine Freiheiten, und das ist nur richtig so. Anders hätte weder seine Version von „Clean“ im Whiskeytown-Outfit wohl nicht so hervorragend funktioniert, noch wäre es derart faszinierend, wie gut das Ergebnis dieser einst befremdlichen und absurden Nachricht tatsächlich erfreut. „1989“ nach Adams-Art kommt zwar vollkommen ohne Ironie aus, aber zu keiner Minute ohne Herzblut – das muss man erstmal schaffen. Und Freunde seines letzten, selbstbetitelten Albums mögen kaum glauben, dass all diese Stücke letztendlich gar nicht von Adams selbst verfasst wurden – 15 Jahren Altersunterschied, scheinbaren kulturellen Welten zwischen ihm und Swift zum Trotz. Freilich, all die eh schon großartigen Pop-Nummern von „1989“ werden auch unter Ryan Adams‘ Obhut keineswegs kleiner. Trotzdem hätte das Ganze auch dezent in die musikalische Buxe gehen können… tut es jedoch nicht – im Gegenteil. Ryan Adams ist ein Phänomen, seit vielen, vielen Jahren schon. Dass er nun (noch) mehr Aufmerksamkeit bekommt, ist da nur verdient. Denn dem Mann ist auch in Zukunft jederzeit alles zuzutrauen.

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Via Youtube kann man sich alle 13 Stücke der Adams’schen Variante von „1989“ anhören…

 

…sowie sich ein Interview, das Ryan Adams mit Taylor „TayTay“ Swift führte…

 

…und eine Fernseh-Performance des dauerbeschäftigten Musikers bei der „Daily Show“, bei welcher er unter anderem „Bad Blood“ und „Blank Space“ zum Besten gab, ansehen:

(Den gesamten Auftritt mit einem weiteren Song – „Style“ – kann man sich hier ansehen…)

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Miley Cyrus with Jimmy Fallon & The Roots – „We Can’t Stop“ (a cappella)


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Okay, Hose runter und die Tatsache auf den Tisch: Ich liebe Popmusik! (Uff! Jetzt ist’s raus, manch einer hat’s aber wohl schon länger geahnt…)

So verpasst mir schon seit einigen Tagen Meghan Trainors „All About The Bass“ heftigste Bootyshaker, die sich, mal mehr, mal weniger freiwillig, mit Taylor Swifts „Shake It Off“ oder „Blank Space“ (von selbiger Mademoiselle) abwechseln. Ähnlicher Fall liegt auch bei der A cappella-Variante vom Miley Cyrus-Liedchen „We Can’t Stop“, vorgetragen gemeinsam mit dem stets auf vitalen Late Night-Talk spezialisierten US-Talk-Host (ja, ich weiß – immer diese schlimmen Anglizismen!) Jimmy Fallon und seiner nicht minder tollen Haus-und-Hof-Kapelle The Roots, vor. Und: Klar sind all das Songs, die den jeweiligen Künstlerinnen höchst fachmännisch – und unter vorheriger stundenlanger Auswertung sämtlicher zutreffender Marktmechanismen, man darf und will ja im heutigen Raubtierkäfig Musikbiz nix dem Teufel Zufall überlassen! – auf den von Personal Coaches durchtrainierten, hochdotiert versicherten Jungfrauenleib geschrieben wurden. Dabei ist weder wichtig, ob dieses Stück dreieinhalbminütiger Einweg-Pop in, sagen wir, fünf Jahren noch irgendeine Form von Relevanz haben wird (geschweige denn in sechs Monaten). Sehen wir’s ein: Heutzutage ist nichts so vergänglich wie das Entertainment der tumben breiten Masse. Und bist du (also: das bemitleidenswerte Männlein oder Weiblein im Scheinwerferlicht) erst einmal raus aus den Spotlights, den Klatschmagazinen mit ihren großlettrigen Schlagzeilen über vermeintliche Nichtigkeiten, den Köpfen der *hust* „Öffentlichkeit, dann bist du… raus. In Zeiten, in denen praktisch jeder jederzeit Zugriff auf jeden Art von Information hat (okay, in Ländern wie China oder Nordkorea etwa, die sich noch standhaft gegen dieses Untier namens „Internet“ wehren, wird’s schon schwieriger), 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche jegliche Info über selbst- wie fremdberufene Stars und Sternchen ergooglen (Anglizismen, pah!) kann, ist eben nicht nur wichtig, welche aktuelle Single ein so bemitleidenswert seit Jahr und Tag in der Disney- und Popmaschinerie gefangenes Starlett wie Miley Cyrus gerade „draußen“ hat, sondern auch, welchen letzten Skandal, Fehltritt oder kalkuliert (?) eingefädelten Fauxpas das ach so aufmüpfige Anfangszwanziger-Popkücken fabriziert. Der „Fan“ wünscht sich eben nicht nur, wie damals im selig analogen 20. Jahrhundert, den Bravo-Starschnitt für übers Kinderbett im Jugendzimmer, sondern eine sofortige Allround-Info über den oder die Angehimmelte – wer da nicht mithält (oder mitspielen will), der riskiert, alsbald in der Versenkung zu landen…

Ebenfalls beliebt: das Denken in Schubladen™. So ist Miss Cyrus die Freche, die Aufmüpfige, die nahezu Unberechenbare, die immer mal wieder blank zieht (neulich wieder, für einen kompletten Kalander – Schreck lass‘ nach!), das Twerken (ein Tanzstil, deren Namen ältere Semester wohl nicht mal auszusprechen in der Lange sein dürften) auf Preisverleiungsbühnen populär macht, leicht bekleidet auf Abrissbirnen herumturnt („Wrecking Ball“, Sie erinnern sich?), ihrem Managerstab durch so crazy Dinge wie Skydiving schlaflose Nächte bereitet oder sich mit ihrer derzeitigen Lieblingskapelle The Flaming Lips (von denen ihre anvisierte Zielgruppe wohl noch nie gehört haben mag) verbündet, um sich gemeinschaftlich tätowieren zu lassen (Aufmüpfig! Unberechenbar!) oder – auf Albumlänge! – Songs der Beatles zu covern, was sich hernach anhört – Sie ahnten es wohl schon – wie ein fachmännischer vollzogener LSD-Trip. Anders hingegen Taylor Swift, nur drei Jahre älter als Cyrus und – gefühlt – keinen Tag kürzer im Unterhaltungsgeschäft vertreten: Bei der geradezu role-model-haft gertenschlanken Blondine passt jeder Handschlag, jedes Augenklimpern, jede Songveröffentlichung derart perfekt, dass man sich ernsthaft fragt, ob das „All American Girl“ mehr Songschreiber oder Marketingberater zu ihrem Stab zählt. Facebook, Instagram, Youtube und Pipapo – Miss Swift ist auf allen Kanälen zuhause, sprengt Klickzahlen und Verkaufsrekorde (aktuell mit ihrem im vergangenen Oktober erschienenen fünften Studioalbum „1989“), und wohl kaum ein US-amerikanischer Twentysomething würde es ablehnen, diese allzeit adrett gekleidete Jungdame seinen Eltern vorzustellen. Da bedarf es schon grobschlächtiger argumentativer Verrenkungen, um der 25-Jährigen einen Skandal anzudichten (und dieser – das Engagieren von schwarzen Tänzerinnen für das Musikvideo – ist definitiv keiner)… Wie es am Ende hinter den Fassaden von Cyrus und Swift aussieht, spielt dabei keine allzu große Rolle, denn so lange das Denken in Schwarz und Weiß, Böse und Gut, Good und Bad Girl, Ying und Yang funktioniert – sowohl für die Künstler(innen) selbst, die sich in diese Schablonen hinein pressen (lassen) müssen, als auch für die unter Entertainment-ADS leidende Masse -, wird niemand lauthals „Verrat!“ schreien (nun gut, Femen vielleicht – aber die barbusigen Demonstrantinnen tun dies ja aus Prinzip)…

Wo waren wir, übrigens? Ach ja: Ich liebe Popmusik! „Wrecking Ball“! „Chandelier“! „All About The Bass“! „Shake It Off“! „Blank Space“! – Alles großartige Popsongs mit satten Melodien, schnittigen Refrains und tollen Hooklines, die so und für sich hervorragend stehen können, bei denen es eben keiner Degustation des kompletten Albums bedarf (Ich schwöre, die dazugehörigen Alben von Cyrus, Swift und Co. haben ich nienimmernicht gehört!). Einmal gepoppt, nie mehr gestoppt –  die Songs mit Ohrwurmgarantie™ kriegt der nichtsahnende Proband höchstens durch den Genuss eines anderen Popstandards wieder aus dem Gehörgang (insofern er den gefällig-schönen Dreineinhalbminüter da nicht schlummern lassen möchte). Und: Ja, auch ich kriege beim Surfen durchs weltweite Netz zwangsläufig all die Geschichten und Skandale und Neuigkeiten um die Pop-Sternchen mit. Wer will denn schon den steinigen argumentativen Weg des Albummarketings gehen (und – schlimmstenfalls –  nichtssagendes, plakatives Textgut als tiefschürfende Sozialkritik verkaufen), wenn es ein Paar blank gezogener – entschuldigen Sie meine Wortwahl! – Titten auch tut? (Außerdem ist es doch heutzutage selbst in der Politik dasselbe, wo auch keine Partei mehr ernsthaft versucht, dem potentiellen Wähler das eigene verschworbelte, dieses und jenes versprechende Wahlprogramm irgendwie näher zu bringen, und lieber gleich alles auf eine MerkelSteinmeierTrittin-artige Person herunter bricht, dass es eine wahre Freude sein mag, darüber philosophische Verweisabhandlungen ins Mittelalter zu verfassen.) Erwischt? Siehste! Noch heute gilt, und für alle Zeit: „There’s no business like show business“. Darauf einen kleinen Ohrwurm™! Na denn: Auf den Pop… Prost… los!

 

 

Rock and Roll.

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