Riffen nach Farben, Teil fünf – auch mit dem neusten Baroness-Langspieler ist einmal mehr auf das virtuose Schwermetaller-Vierergespann aus dem US-amerikanischen Savannah, Georgia Verlass. Nach dem „Red Album„, dem „Blue Record
„, „Yellow & Green
“ und zuletzt vor drei Jahren „Purple
“ fügen John Baizley (Gesang, Gitarre), der 2017er Neuzugang Gina Gleason (Gitarre, Backgroundgesang), Nick Jost (Bass) und Sebastian Thomson (Schlagzeug) mit „Gold & Grey
“ ihrer ebenso stringenten und – gerade für einen Zeitraum von nicht einmal 15 Jahren – doch recht beachtlichen Albumreihe einen weiteren Farbtupfer hinzu, welche laut Bandleader Baizley, der sich stets auch für die tollen Coverartworks verantwortlich zeichnet, der „letzte Teil unseres nach Farben geordneten Albenzyklus“ sein soll.
Dass sich Baroness längst vom gleichsam derb wie laut drauflos riffenden Sludge Metal der Anfangstage entfernt und ihren Bandsound um mannigfaltige Progressive-Metal-Elemente bis hin zu elegischen Chören, Piano-Zwischenspielen und luftig-lagerfeuerhaften Akustiknummern erweitert haben, ist wohl nur für alle jene verwunderlich, die sich im eigenen Leben sonst auch vor dem Wechsel von Unterhose oder Socken sträuben. Der Rest begrüßt, dass John Baizley und seine Band ihre Hörer mit 17 mal mehr, mal weniger epischen Rocksongs, die stilistisch irgendwo zwischen Mastodon (deren musikalische Reise der von Baroness ja nicht ganz unähnlich ist) und Kylesa tönen, einmal mehr fordern. Wer sich einen ersten Eindruck vom mit einer Stunde Spielzeit nicht eben an Länge geizenden Albumbrocken „Gold & Grey“ machen möchte, dem sei – neben den vorab veröffentlichten „Borderlines„, „Seasons“ und „Throw Me An Anchor“ (welches trotz aller Metal-Schwere und dank Baizleys und Gleasons Gesang in luftige Höhen vordringt) – etwa das feine „Tourniquet“ empfohlen. Das knapp sechsminütige Stück, dessen Musikvideo die Bandmitglieder im Gegenlicht bei der Performance des Songs zeigt, eröffnet mit einer sanften Akustischen, und schwingt sich doch alsbald zu einem typisch melodischen, psychotisch verschachtelt-intensiven Rocker Baroness’scher Couleur auf. Bei aller Finesse bleibt doch – wie schon beim Vorgänger „Purple“ – etwas Kritik nicht aus: Was hat Baizley und Co. dazu getrieben, sich einmal mehr in die Hände von Produzent Dave Fridmann (The Flaming Lips, Interpol, Thursday, Mogwai) zu begeben, der nun auch „Gold & Grey“ mit (s)einer typisch übersteuerten, zu Kompression neigenden Produktion etwas (viel) Größe, Wucht und satten Sound genommen hat? Wer jedoch darüber hinweg hören mag (und kann), dem bieten Baroness auch 2019 viel Anlass zur mentalen Pommesgabel…
„Unser Ziel ist, war und wird es immer sein, zunehmend bessere, ehrlichere und fesselnde Songs zu schreiben und einen einzigartigeren und herausfordernden Sound zu entwickeln. Ich bin überzeugt davon, dass wir gerade unser bisher bestes und abenteuerlichstes Album abgeschlossen haben. Wir gruben unfassbar tief, forderten uns selbst heraus und nahmen ein Album auf, von dem ich mir sicher bin, dass wir es niemals wiederholen könnten.“ (John Baizley)
Rock and Roll.