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Song des Tages: Frittenbude – „Die Dunkelheit darf niemals siegen“ (feat. Jörkk Mechenbier)


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Foto: Facebook

Hat jemand eine Familienpackung handgerösteter Backpfeifen bestellt? Denn für eine Lieferung haben sich, schenkt man dem Frittenbude-Song „Die Dunkelheit darf niemals siegen“ Glauben, so Einige beworben. Etwa all die sexy Sexisten und swaggy-identitären Antisemiten, all die misogynen Vollidioten, all die privilegierten Bio-Company-Wichser, all die Höhlenkacker auf La Gomera, all die weißen Zahnärzte mit St.-Pauli-Hoodies, all vermeintlich trendsettenden Red-Bull-Trinker und AfD-Wähler, alle, die irgendwas mit Medien machen, aber nichts mehr dagegen, selbst die seit eh und je begabungslose Charlotte Roche…

Eigentlich bewegt mich ja kaum etwas schneller dazu, einen fixen Skip zum nächsten Künstler zu machen, als der Electropop der drei Wahl-Berliner von Frittenbude, die den Indie-Punker zwar noch im gebürtig bajuwarischen Herzen tragen mögen, den Popper-Schalk aber meist sehr nach ähnlich nervtötenden Bands wie den „Remmidemmi“-Deichkindern lugen lassen. Nee, nicht meins – normalerweise. Wäre da nicht das Refrain-Feature von Jörkk Mechenbier. Denn wer bitteschön könnte einem gepflegt-distinguierte Misanthropie musikalisch besser verkaufen als der Love-A-Frontkeifer? Eben, da gibt’s nicht viele:

„Schau meiner Toleranz weiter beim Verbluten zu
Und sie blutet, sie blutet, sie blutet
Mache auf Kopf kaputt, ihr macht auf weiter so
Einfach weiter so, einfach weiter so
Wenn alles dunkel wird
Steigt niemals ohne Axt ins Boot
Niemals ohne, niemals ohne
Weil Rudern gar nichts bringt
Wenn die Idioten kommen
Die Idioten!

Die Dunkelheit darf niemals siegen!
Da die die schweigen, immer schwiegen
Die Dunkelheit darf niemals siegen!
Erst nach dem Krieg kommt wieder Frieden!
Die Dunkelheit darf niemals siegen!
Bis man beginnt den Hass zu lieben
Die Dunkelheit darf niemals siegen!
Doch nach dem Krieg kommt wieder Krieg“

Und obwohl Vieles an „Die Dunkelheit darf niemals siegen“ (wer Inspirationen bei Tocotronic sieht, darf sie gern behalten) ebenso plakativ sein mag, wie all die scheinheiligen Idioten, die sich das bereits im vergangenen Oktober veröffentlichte Stück vom neuen Frittenbude-Album „Rote Sonne“ da zur Punk-by-heart-Brust nimmt, so ist der Zorn, der sich bewusst mit in die bunte Keilerei mit einmischt, umso echter. Aus Gründen.

Frittenbude liefern dazu – wie so oft mit geschmeidigen Loops und medium hart böllernden Beats im Hipster-Gepäck – ihren Teil des Soundtracks zur heraufdämmernden Katastrophe, zum Tanz auf dem Vulkan – ein fein gezüngelter Zeitgeist-Kommentar, zu dem einmal mehr vor allem die getroffenen Hunde bellen werden…

 

 

Apropos Jörkk Mechenbier: Der umtriebige Hamburger Musiker hat mit Love A nicht nur eine der besten und wortgewandtesten Punk-Kapellen der Bundesrepublik am Start, sondern mit den kürzlich hier vorgestellten Trixsi eine neue Band sowie mit – wann zur Hölle schläft der Mann denn mal? – freilich Schreng Schreng & La La auch noch sein Akustik-Punk-Duo, welches am 29. März seine neue EP „Alles muss brennen“ veröffentlichen wird. Mit „Mit dem Rücken zur Nacht“ lässt sich hier bereits ein erster Song hören. Und der fällt – gerade für einen notorischen Keifer wie Jörkk Mechenbier – überraschen besinnlich aus…

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Trixsi – „Ab Morgen (Demo)“


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Foto: Promo / Lucja Romanowska Photography

„‚Typen von Herrenmagazin, Jupiter Jones, Love A, Findus – und all das zusammen in einem Raum mit Gitarren und Bass und Schlagzeug und all dem. Tja. Supergroup! Metaband! Hör mir auf. Was am Ende dabei rauskommt, das hat man sich jetzt aber gefälligst anzuhören, so viel Vorschuss sei von mir gewährt. Denn es darf angenommen werden, dass es nicht halb so schlimm ist, wie der ganze andere Mist.‘ (Carsten Köhner/Mathildas Musikbüro)

Lasst uns Namen droppen: Schlagzeug: Paul Konopacka (ex Herrenmagazin) / Bass: Klaus Hoffmann (Barner 16, ex Jupiter Jones) / Gitarre: Kristian Kühl (ex Findus) / Gitarre: König Wilhelmsburg (ex Herrenmagazin) / Gesang: Jörkk Mechenbier (Love A, Schreng Schreng & La La).
Dem Alter und der Milde geschuldet, geht es in dieser Zusammenrottung Hamburger Gewohnheitstrinker hier und da eher im Pixies- und Weezer-Midtempo zu Werke. Ein bisschen Schrägness, die dem Wunsch aller nach Abhebung vom gesamtdeutschen Einheitsgitarrenpopbrei die Hand reicht, blitzt manchmal auf – und doch kracht es hier und da, wenn sich ein flotter Punkklopper dazwischen schmuggelt. Über all diesen Wohlklang kräht dann stets Mechenbiers Stimme seine kritisch/humoristische Alltagsbewältigung in einem Deutschland voller Igel – sonst kann er ja auch nichts. Gottseidank. Ehrlicher Arbeiter-Rock, gespielt von kriminellen Faulenzern.“

Und siehe da: Trixsi, ebenjene frische „Supergroup“ und „Metaband“ aus „Hamburger Gewohnheitstrinkern“ mit Love A-Frontschwein Jörkk Mechenbier am Mikro, hat, „da der Trend ja in Richtung Zweit-, Dritt- oder auch Viert-Band geht“, nun mit der Demo-Version von „Ab Morgen“ eine erste, sehr feine Song-Hörprobe am Start. Lässt sich hören!

 

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Love A – „Nichts ist leicht“


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Fotos: Andreas Hornoff Fotografie / Promo

„Zu poppig für die Punker, zu punkig für die Indiedisko, aber trotzdem ganz gut“ – so beschrieb Bassist Dominik Mercier einst den Sound der Band, die sich 2010 als Love Academy gründete. Der Bandname wurde jedoch wegen „markenrechtlicher Bedenken“ noch vor Veröffentlichung des ersten Albums „Eigentlich“ (2011) in Love A abgekürzt. Seit ihrem Erstling ist der Trierer Vierer beim Hamburger Indie-Label Rookie Records unter Vertrag, das unter anderem auch Bands wie Pascow, Keele, Koeter, Die Aeronauten oder Schreng Schreng & La La, seines Zeichens das zwar musikalisch ruhigere (da vornehmlich auf Akustikgitarre schrammelnd), jedoch kaum angepisstere Nebenprojekt von Love-A-Frontmann Jörkk Mechenbier, eine Veröffentlichungsheimat bietet.

In der Folgezeit produzierten Jörkk Mechenbier (Gesang), Stefan Weyer (Gitarre), Dominik Mercier (Bass) und Karl Brausch (Schlagzeug) mit „Irgendwie“ (2013) und „Jagd und Hund„, welches sich völlig zu recht in ANEWFRIENDs 2015er Jahres-Bestenliste wiederfand, zwei weitere Alben und waren auch für Kollaborationen mit befreundeten Bands immer wieder gern zu haben. So entstanden etwa zwei Split-Singles mit Frau Potz und Koeter sowie ein Song mit den Flensburger Grummel-Punkern von Turbostaat. Und; Ja, gerade letztere Band kann getrost man als Love As grimmige „Brüder im Geiste“ bezeichnen und wird gerne als Vergleich herangezogen, wenn es um den mal zackigen, mal schroff-stürmischen, aber immer angepisst und aus Gründen unzufriedenen Sound von Love A geht. Die Texte wiederum stammen seit Jahr und Tag aus der Feder von Sänger Jörkk Mechenbier, geraten nicht selten wütend bis zynisch und legen gefühlt gleich mehrere salzgetränkte Finger in so ziemlich alle Wunden der Gesellschaft. Und für all jene, die nicht fühlen können, bleibt das Hören, denn Mechenbiers unverkennbare und fordernde Sprechsing-Stimme unterstreicht das noch zusätzlich.

love-a-nichts-ist-neuMit Sachen wie Altersmilde oder Gesetztheit mag es zwar herzlich wenig zu tun haben (so etwas wird bei den vier (Exil-)Trierern wohl nie einsetzen), jedoch springen die zwölf Stücke des im Mai erschienenen neuen, vierten Love-A-Albums „Nichts ist neu(sic!) dem Hörer zwar noch immer lauthals geifernd um die Ohren, haben einen guten Teil des bewussten Ätzens, welches anno 2011 auf dem Debüt noch Gang und Gebe war, eingebüsst. Schlimm? Nope. Stattdessen poltern diesmal Anklänge an Postpunk und New Wave durch die Songs, auf deren noch immer düstere Grundstimmung selbst Ian Curtis oder Peter Hook mit von Stolz geschwellter Brust und von Seelenpein gebücktem Rücken durchs englische Manchester-Grau-Grau getrottet wären. Und der Pop wird von Love A auf „Nichts ist neu“ freilich noch immer fies polternd auf linke Punkerherz gezogen. Tristesse royale – auch 2017 stellen sich Jörkk Mechenbier und Co. als persönlich-musikalische Antithese zum „Wir schaffen das!“-Palaver von Mutti Merkel oder der selbstgerechten Wutbürgerei von Petry, Gauland, von Storch, Höcke und Konsorten auf die Indieclubbühnen der Bundesrepublik. Gesellschaftliche Veränderung? Schön wär’s…

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Die erste, bereits im Februar erschienene Single „Nichts ist leicht“ kam dann jedoch mit einem Musikvideo daher, dass den Zuschauer/Zuhörer an einen Ort mitnimmt, welcher kaum ferner von all dem gesellschaftlichen Irrsinn, der in so ziemlich jedem Love-A-Song das Topos bildet, entfernt sein könnte: in die schwedische Finmark, also mitten in die Natur.

Es erzählt die Geschichte eines jungen Husky-Trainers. Sein Name ist Espen Falter, er ist dreizehn Jahre alt und er hat das Training von seinem Vater Stefan übernommen, der schwer verletzt wurde, als das Haus seiner Familie in Brand geriet. Stefan musste in ein künstliches Koma versetzt werden. Love A dazu: „In der Zwischenzeit organisierten seine Lebensgefährtin Helena und Espen Freunde, die sich um die Hunde kümmerten. Während sich Stefan langsam ins Leben zurück kämpfte, übernahm Espen das Training der Huskys. Mittlerweile leben sie in einem neuen Haus, mitten in der Natur, mit neun ausgewachsenen Schlittenhunden und über einem Dutzend Welpen. Sie trainieren die Tiere jetzt gemeinsam.“ Falls ihr mehr über die Protagonisten des Videos wissen wollt: Hier entlang, bitte.

 

 

„Ich hab’s versucht
Ja, beinahe jeden Tag
Aber es will mir nicht gelingen
Ich kann nicht sein wer ich bin
Weil ich weiß was ich weiß
Und ich weiß, das muss seltsam klingen

Aber es ändert sich so gar nichts
Und es macht alles keinen Sinn
Und ich änder‘ mich so gar nicht
Weil das überhaupt nichts bringt

Wär so gerne wie die Anderen
Die, die scheinbar funktionieren
Aber anstatt die Nerven zu behalten
Bin ich kurz vorm Explodieren

Nichts ist leicht
Nein, das hab‘ ich nie gesagt
Aber es häufen sich die Dinge, die mich komplett zerstören
Weil ich bin wer ich bin
Und ich weiß das muss abartig klingen

Aber es ändert sich so gar nichts
Und es macht alles keinen Sinn
Und ich änder‘ mich so gar nicht
Weil das überhaupt nichts bringt

Überhaupt nichts bringt…“

 

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Rock and Roll.

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