Lacey Sturm. Nie gehört, oder? Wie sieht’s denn mit Flyleaf aus?
Denn die inzwischen 35-Jährige war bis 2012 Frontfrau und Stimme der texanischen Alternative-Rock-Band, die den erstaunlichen Spagat packte, christliche Messages ansprechend und eben nicht übertrieben missionarisch ins Emocore-Fach zu transportieren (dass christliche Rockbands vor allem in den USA überhaupt keine Seltenheit sind, ist wiederum ein anderes – und viel größeres – Thema). Man höre nur das 2005 erschienene, selbstbetitelte Debüt: obwohl nicht alle Songs darauf gut gealtert und gerade im Rückspiegel doch etwas zeitgeistige Nu-Metal-Patina angesetzt haben, sind andere Stücke – wie etwa „All Around Me“ – immer noch gut anzuhören. Zur ganz großen Nummer reichte es für die fünfköpfige Band, welche in diesem Jahr auch ihre zweite Sängerin Kristen May verlor, im Fahrwasser von Evanescence oder Paramore freilich nie ganz.
Mittlerweile ist Sturm lieber verheiratete Mutter zweier Söhne als Sprachrohr verzweifelter Emo-Tennie-Herzen (was ja mit Mitte Dreißig ohnehin schwer ist) und lebt ihren Rockstar-Traum scheinbar nur noch in homöopathischen Dosen. Trotzdem brachte sie im Februar diesen Jahres ihr Debütalbum „Life Screams“ auf den Markt, welches neben den ersten unter eigenem Namen veröffentlichten Songs (die logischerweise nie ganz fern vom einstigen Flyleaf-Hardrock-Sound liegen) auch eine Coverversion des The-Police-Klassikers „Roxanne“ enthält. Ich zumindest finde: die Verneigung vor Gordon „Sting“ Sumner und Co. ist ihr gelungen. Und singen kann die Rockröhre ja sowieso.
Rock and Roll.