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Song des Tages: Love A – „Nichts ist leicht“


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Fotos: Andreas Hornoff Fotografie / Promo

„Zu poppig für die Punker, zu punkig für die Indiedisko, aber trotzdem ganz gut“ – so beschrieb Bassist Dominik Mercier einst den Sound der Band, die sich 2010 als Love Academy gründete. Der Bandname wurde jedoch wegen „markenrechtlicher Bedenken“ noch vor Veröffentlichung des ersten Albums „Eigentlich“ (2011) in Love A abgekürzt. Seit ihrem Erstling ist der Trierer Vierer beim Hamburger Indie-Label Rookie Records unter Vertrag, das unter anderem auch Bands wie Pascow, Keele, Koeter, Die Aeronauten oder Schreng Schreng & La La, seines Zeichens das zwar musikalisch ruhigere (da vornehmlich auf Akustikgitarre schrammelnd), jedoch kaum angepisstere Nebenprojekt von Love-A-Frontmann Jörkk Mechenbier, eine Veröffentlichungsheimat bietet.

In der Folgezeit produzierten Jörkk Mechenbier (Gesang), Stefan Weyer (Gitarre), Dominik Mercier (Bass) und Karl Brausch (Schlagzeug) mit „Irgendwie“ (2013) und „Jagd und Hund„, welches sich völlig zu recht in ANEWFRIENDs 2015er Jahres-Bestenliste wiederfand, zwei weitere Alben und waren auch für Kollaborationen mit befreundeten Bands immer wieder gern zu haben. So entstanden etwa zwei Split-Singles mit Frau Potz und Koeter sowie ein Song mit den Flensburger Grummel-Punkern von Turbostaat. Und; Ja, gerade letztere Band kann getrost man als Love As grimmige „Brüder im Geiste“ bezeichnen und wird gerne als Vergleich herangezogen, wenn es um den mal zackigen, mal schroff-stürmischen, aber immer angepisst und aus Gründen unzufriedenen Sound von Love A geht. Die Texte wiederum stammen seit Jahr und Tag aus der Feder von Sänger Jörkk Mechenbier, geraten nicht selten wütend bis zynisch und legen gefühlt gleich mehrere salzgetränkte Finger in so ziemlich alle Wunden der Gesellschaft. Und für all jene, die nicht fühlen können, bleibt das Hören, denn Mechenbiers unverkennbare und fordernde Sprechsing-Stimme unterstreicht das noch zusätzlich.

love-a-nichts-ist-neuMit Sachen wie Altersmilde oder Gesetztheit mag es zwar herzlich wenig zu tun haben (so etwas wird bei den vier (Exil-)Trierern wohl nie einsetzen), jedoch springen die zwölf Stücke des im Mai erschienenen neuen, vierten Love-A-Albums „Nichts ist neu(sic!) dem Hörer zwar noch immer lauthals geifernd um die Ohren, haben einen guten Teil des bewussten Ätzens, welches anno 2011 auf dem Debüt noch Gang und Gebe war, eingebüsst. Schlimm? Nope. Stattdessen poltern diesmal Anklänge an Postpunk und New Wave durch die Songs, auf deren noch immer düstere Grundstimmung selbst Ian Curtis oder Peter Hook mit von Stolz geschwellter Brust und von Seelenpein gebücktem Rücken durchs englische Manchester-Grau-Grau getrottet wären. Und der Pop wird von Love A auf „Nichts ist neu“ freilich noch immer fies polternd auf linke Punkerherz gezogen. Tristesse royale – auch 2017 stellen sich Jörkk Mechenbier und Co. als persönlich-musikalische Antithese zum „Wir schaffen das!“-Palaver von Mutti Merkel oder der selbstgerechten Wutbürgerei von Petry, Gauland, von Storch, Höcke und Konsorten auf die Indieclubbühnen der Bundesrepublik. Gesellschaftliche Veränderung? Schön wär’s…

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Die erste, bereits im Februar erschienene Single „Nichts ist leicht“ kam dann jedoch mit einem Musikvideo daher, dass den Zuschauer/Zuhörer an einen Ort mitnimmt, welcher kaum ferner von all dem gesellschaftlichen Irrsinn, der in so ziemlich jedem Love-A-Song das Topos bildet, entfernt sein könnte: in die schwedische Finmark, also mitten in die Natur.

Es erzählt die Geschichte eines jungen Husky-Trainers. Sein Name ist Espen Falter, er ist dreizehn Jahre alt und er hat das Training von seinem Vater Stefan übernommen, der schwer verletzt wurde, als das Haus seiner Familie in Brand geriet. Stefan musste in ein künstliches Koma versetzt werden. Love A dazu: „In der Zwischenzeit organisierten seine Lebensgefährtin Helena und Espen Freunde, die sich um die Hunde kümmerten. Während sich Stefan langsam ins Leben zurück kämpfte, übernahm Espen das Training der Huskys. Mittlerweile leben sie in einem neuen Haus, mitten in der Natur, mit neun ausgewachsenen Schlittenhunden und über einem Dutzend Welpen. Sie trainieren die Tiere jetzt gemeinsam.“ Falls ihr mehr über die Protagonisten des Videos wissen wollt: Hier entlang, bitte.

 

 

„Ich hab’s versucht
Ja, beinahe jeden Tag
Aber es will mir nicht gelingen
Ich kann nicht sein wer ich bin
Weil ich weiß was ich weiß
Und ich weiß, das muss seltsam klingen

Aber es ändert sich so gar nichts
Und es macht alles keinen Sinn
Und ich änder‘ mich so gar nicht
Weil das überhaupt nichts bringt

Wär so gerne wie die Anderen
Die, die scheinbar funktionieren
Aber anstatt die Nerven zu behalten
Bin ich kurz vorm Explodieren

Nichts ist leicht
Nein, das hab‘ ich nie gesagt
Aber es häufen sich die Dinge, die mich komplett zerstören
Weil ich bin wer ich bin
Und ich weiß das muss abartig klingen

Aber es ändert sich so gar nichts
Und es macht alles keinen Sinn
Und ich änder‘ mich so gar nicht
Weil das überhaupt nichts bringt

Überhaupt nichts bringt…“

 

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Rock and Roll.

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Song des Tages: Keele – „Terminal“


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„‚Gut und dir‘ markiert für Rookie eine besondere Premiere: Keele ist nicht nur die erste Band aus Hamburg, Keele ist auch der erste Neuzugang in 20 Label-Jahren, der aufgrund einer Bewerbung mit anschließendem Showcase aufs Label geholt wurde – ganz ohne Empfehlung aus dem Rookie-Umfeld. Was wir damit sagen wollen? Dass gleich beim ersten Hören die Nadel steckte. Keele klingen hanseatisch ohne Hamburger Schule zu reanimieren, schreiben facettenreiche Songs ohne ihr Profil zu verwischen und kluge Texte ohne altklug zu kommen, stellen wichtige Fragen ohne Antworten zu diktieren und haben das Ganze in ein fettes Album gepackt, das so gar nicht nach Debüt klingen will.

‚Gut und dir‘ bringt elf Songs, die das Getriebensein einer Generation einfangen. Menschen irgendwo zwischen späten Zwanzigern und frühen Dreißigern, die sich in einem permanenten Wettbewerb unter Druck fühlen, vor einem Überangebot kapitulieren, weil sie nicht (mehr) wissen, wo und wozu sie stehen können und wollen und in diesem andauernden Flirren einer digitalisierten Begegnungsebene immerzu an der Oberfläche dümpeln.“

66553_Keele-gut-und-dir-PRE-ORDERDass Labels ihr neustes Schäfchen freilich wärmstens anpreisen, spricht – Labelsprech, Labelsprech! – für sich selbst. Jedoch: Beim zwar relativ kleine, dafür in jedem Falle traditionsreichen Hamburger Label „Rookie Records„, welches in den goldenen Neunzigern gegründet wurde und heute unter anderem angesehenen Punk-Szene-Größen wie Die Aeronauten, Pascow oder Love A einen musikalischen Veröffentlichungshafen bietet, dürfte man wohl kaum darauf aus sein, mit irgendeiner Band den schnellen Euro machen zu wollen. Viel lieber legt man Wert auf die oft heraufbeschworene Street Cred

Und so darf man jene Worte, die die Hanseaten von „Rookie Records“ über ihr neustes Schäfchen Keele verlieren, durchaus für bare Münze nehmen – oder sich anhand von Vorab-Songs wie dem kurzen „Sauerstoff wird knapp„, „Terminal“ oder dem jüngst via Facebook veröffentlichten Titelstück „Gut und dir“ erste Eindrücke vom am 28. April erscheinenden Debütalbum der fünfköpfigen Hamburger Band verschaffen. Ich meine mal: wer Kapellen wie Captain Planet, Matula, Duesenjaeger oder Herrenmagazin nicht ganz abgeneigt ist, auch mal ’ne gute, herrlich schroff gespielte Turbostaat-Gitarre abkann und in den  Nuller-Jahren als „Generation myspace“ von der großen Welle an US-Hardcore-, Punk- und Emo-Bands wie Thrice, Alexisonfire, Ignite oder Thursday musikalisch geprägt wurde, der sollte definitiv ein Ohr riskieren.

 

  

Keele live:
28.04.17 – Hamburg, Hafenklang (Album-Release-Party)
24.05.17 – Oberhausen Druckluft
25.05.17 – Köln, Tsunami
26.05.17 – Wiesbaden, Schlachthof (mit Love A)
27.05.17 – Leipzig, Conne Island (mit Love A)
28.05.17 – Berlin, Badehaus
15.06.17 – Kiel, Schaubude
16.06.17 – Flensburg, Volksbad

  

Rock and Roll.

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