Schlagwort-Archive: Reklame

Moment! Aufnahme.


92824228_3820704387970684_6522074294728523776_n

(gefunden bei Facebook)

 

Creepy were the days, folks! Aber so sah der originale Ronald McDonald anno 1963 – und dargestellt von „The Today Show“-Veteran Willard Scott – wohl tatsächlich aus. Kaum vorstellbar, dass der „Hamburger-Happy Clown“, der mit seinem dezent irren Outfit heutzutage viel eher in einen Streifen von Horrorfilm-Kult-Regisseur Rob Zombie passen würde, allzu viele „Happy Meals“ an die infantile Burger’n’Fritten-Kundschaft absetzen konnte…

 

Wer’s dennoch nicht glauben mag, der schaue sich doch gern diesen Werbespot an. Da helfen auch BigMac und Milchshake nicht mehr – das „Meal“ wird verdammt „unhappy“ ausfallen…

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Song des Tages: David Ros – „Take A Walk On The Wild Side“


10603815_998108656921514_3317780417707950310_o

Foto: Facebook

Passiert wohl nicht nur mir ab und an: Da lässt du bei irgendeinem x-beliebigem Privatsender die Werbeunterbrechung durchlaufen, und urplötzlich erhascht – inmitten der drölfzigsten Reklame für Pizza, Abführmittel, Inkontinenzhöschen oder Zahnprothesenhaftcreme – tatsächlich ein Song deine Aufmerksamkeit…

So vor einigen Wochen bei der Werbung für das neuste Modell einer spanischen Automarke, welche wiederum längst zum Konzern eines großen deutschen Autobauers gehört, passiert. Die musikalische Untermalung, die mich da meine Lauscher spitzen ließ, war eine Coverversion von Lou Reeds „Take A Walk On The Wild Side“ (das Original stammt vom 1972 veröffentlichten Solo-Werk „Transformer„). Kannte ich noch nicht. Also mal eben Dr. Google konsultiert, der mir den Namen David Ros ausspuckte. David who?

Mit ein klein wenig Recherche weiß das weltweite Netz auch da ein paar mehr Infos: Ein (zumindest hierzulande) recht unbekannter Singer/Songwriter aus Barcelona, der zwar bislang mit eigenen Veröffentlichungen geizt („He is currently preparing an album of intimate songs and impressive melodies accompanied by his band.“ – wie hier zu lesen ist), in seiner spanischen Heimat vor einigen Jahren bereits in der ein oder anderen TV-Musik-Castingshow (unter anderem bei „La Voz“, der dortigen Ausgabe von „The Voice“) aufgetreten ist, und in der Vergangenheit – nebst seiner markant rauen Stimme – auch mit der ein oder anderen weiteren tollen Coverversion für Beachtung sorgte (etwa von „Use Somebody“ von den Kings Of Leon, dem Oasis-Evergreen „Live Forever“ oder dem durch Adele bekannt gewordenen Bob-Dylan-Schmachtfetzen „Make You Feel My Love„). Fazit: So macht Reklame auch für mich einmal Sinn.

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Moment! Aufnahme.


display

(via Dressed Like Machines)

 

The times, they are a-changin’…

Ja, 1969 war so etwas wohl noch witzig… Da haben aber eh alle gekifft und Trips geschmissen und im Fernsehen gequalmt wie der alte Schmidt. (und Flugzeugen. und Restaurants. und in den Büros. und…) Heutzutage hätten die Kinder-Schoki-PR’ler gleich ’nen amtlichen Shitstorm am Hals (was ja am Ende irgendwie auch Werbung ist). Da investiert man die klebrig-braunen Moneten lieber in hippe „Influencer“, oder? Was da jetzt besser ist…

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , ,

„Immer für dich da.“ – Leibniz schenkt seinem Keks einen schönen Werbespot


125-Jahre-Leibniz_01

Was Schönes zum Wochenausklang gefällig – so zwischen zwei, drei Unwettern, der Tagesschau und dem nächsten öden „Tatort“?

Da kommt wohl der aktuelle Spot von „Leibniz“ gerade recht. Ihr wisst schon, die Butterkekse mit den 52 Zähnen… Die Traditionsfirma hinter dem Knuspergebäck, Bahlsen aus Hannover, nahm das 125-Jahr-Jubiläum des ersten produzierten Kekses zum Anlass, einen Werbespot in Auftrag zu geben, der nun wirklich jedes Konsumentenherz butterweich werden lassen dürfte. Und die Werbefirma hinter den gut 90 Sekunden, „Kolle Rebbe„, hat denn auch wirklich ganze Arbeit geleistet…

Im Werbespot sieht man einen kleinen Jungen, der Tag für Tag schwer bepackt den Bus nach Irgendwo nimmt. Da er das mal mit einer Puppe, mal mit einem rosa Tütü im Koffer tut, macht er sich leider und logischerweise zum Gespött der neben ihm stehenden größeren Jungen – und muss letzteres sogar mit Händen und Fäusten verteidigen. Jedoch: Er tut dies aus gutem Grund, und mit ganzem Herzen… Rührend? Schon.

Wie schreibt die zuständige Werbefirma:

„Der Butterkeks von Leibniz ist viel mehr als knackiges Gebäck. Er ist ein enger Vertrauter, ein guter Freund und dadurch fast schon ein außerordentliches Familienmitglied. Und so feiern wir zum Jubiläum auch keine Kekse, sondern Vertrauen, Geborgenheit, Familie und Freundschaft. Genau die Werte, für die Leibniz steht – und das schon seit 125 Jahren.“

Bei allem Kitsch bringt der Werbespot, welcher am 12. April einmalig im (Privat)Fernsehen gesendet wurde und seitdem seine erfolgreichen Kreise im weltenweiten Netz dreht, die Botschaft des Butterkeksfabrikanten – „Immer für dich da. Heute wie damals.“ – gut rüber. Soll reichen, den Rest dürfen gern Sigur Rós tun…

125-Jahre-Leibniz_02

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , ,

„Verbindet mehr als nur A und B“ – der ebenso kalkulierte wie schöne neue Werbespot der Deutschen Bahn


bahnspot-ff8ba6c1-b39c-4772-b1f6-19f038ade2e1

Fußball und Homosexualität sind ja bekanntlich nicht die besten Freunde, könnten sie aber vielleicht bald sein (das hoffe ich zumindest, denn in einer besseren Welt wären sie’s längst). Seinen Teil dazu beitragen will offensichtlich ein Unternehmen, von dem man das nicht eben erwartet hätte: Anlässlich des 25. Geburtstags des ICE und kurz vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft am 10. Juni in Frankreich fährt die Deutsche Bahn mit einem neuen, „Der Fan“ betitelten Werbesport auf.

Darin ist zu sehen, wie ein Fussballfan seiner Mannschaft nachreist, ihr bei den Spielen zujubelt, mal im Stadion, mal zu Hause vor dem Laptop. Wie sich am Ende des 1:38 minütigen Videos herausstellt, reiste ebenjener Fan nicht vordergründig der Mannschaft, sondern einem der Spieler nach – genau genommen seinem Freund. Am Ende fällt sich das Pärchen an einem Berliner Bahnsteig in die Arme und spaziert Hand in Hand davon. Der Bahn-Slogan dazu heißt „Verbindet mehr als nur A und B“ und thematisiert das leider immer noch mit einem dicken Tabu hinterlegte Thema der Homosexualität im Profifußball.

Als erster und bislang einziger deutscher Profifußballer bekannte sich Thomas Hitzlsperger im Jahr 2014 in der Öffentlichkeit zu seiner Homosexualität – bezeichnenderweise jedoch erst, als ein Jahr zuvor die Fussballschuhe an den Nagel gehangen hatte – und erregte damit für einen Moment eine Menge Aufsehen. Ins gleiche Horn blies auch Kettcar-Frontmann Marcus Wiebusch, der im selben Jahr seinem großartigen Song „Der Tag wird kommen“ einen nicht minder großartigen Kurzfilm spendierte. Doch auch zwei Jahre danach hat es Hitzlsperger keiner seiner (aktiven) Kollegen gleichgetan. Dabei darf man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass bei 1.400 Profikickern in den drei höchsten Spielklassen auch der ein oder andere schwule Ledertreter dabei ist (statistisch gesehen genau 56 der Jungs, wenn man zugrunde legt, dass etwa vier Prozent der Männer in Deutschland homosexuell lieben und leben). Aus Angst, es sich mit den steinzeitlich-machoistischen Ultra-Fanggruppierungen, mit Werbepartnern oder zukünftigen Vereinen zu verscherzen? Wohl leider schon. Doch wie singt Wiebusch in seinem Stück: „Dieser Tag wird kommen, jeder Fortschritt wurde immer erkämpft / Ganz egal, wie lang‘ es dauert / Was der Bauer nicht kennt, nicht weiß, wird immer erstmal abgelehnt / Und auf den Barrikaden die Gedanken und Ideen, dass das Nötige möglich ist…“. Was im Frauenfussball, welcher ja – andere Geschichte, anderer Tag – zu unrecht noch immer belächelt wird, längst Alltag und ein offen gelebtes Geheimnis zu sein scheint (man nehme nur Nadine Angerer, deutsche Torhüterin und Weltfussballerin 2013, oder die schwedische Erfolgstrainerin Pia Sundhage), wird in der „Männerdomäne Fussball“ bis heute totgeschwiegen. Der Optimist denkt, dass Veränderungen Zeit brauchen. Die Hoffnung bleibt.

Natürlich kann man der Deutschen Bahn vorwerfen, voll auf den PR-Effekt zu gehen oder auf den EM-Zug aufspringen zu wollen. Aber ist das nicht irgendwie auch Aufgabe der Werbung? Auf jeden Fall ist es schön zu sehen, dass das Unternehmen auch etwas anderes kann, als – Achtung, nur halb ernst gemeinte Vorurteile! – zu spät kommen und zu streiken: für Toleranz, Mitmenschlichkeit und Verständnis werben. An anderer Stelle werden Kritteleien wie „Ein Kuss wäre trotzdem noch drin gewesen, das tut ein schwules Pärchen nämlich auch.“ oder „ Wetten, wenn es ein lesbisches Paar gewesen wäre, wäre ein Kuss drin gewesen?“ laut, am Ende schlägt hier jedoch das Ziel den Weg, oder? Danke auf jeden Fall, Deutsche Bahn, und willkommen im Jahr 2016. Zeit wird’s.

 

(Wer sich übrigens fragt, welcher Song da im Werbespot läuft: Simon Glöde mit „Follow You“. Bitteschön.)

 

Rock and Roll.
Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Auf die Plätze, fertig, Kuss! – Ein zweiter Blick auf den „10 first kisses“-YouTube-Hit


first-kiss-tatia-pilieva-4

Im Grunde dürften das alles alte Hüte des vitalen Marketings sein: Eine Marke tarnt sich besonders subtil hinter schönen Bildern, die mal besonders witzig, mal besonders ausgefallen, mal besonders anstößig, mal besonders herzzerreißend oder eben aufs Schönste stilisiert und besonders trivial daherkommen. In jedem Sinne: besonders muss es sein, ansonsten geht ein so kleines Datenpaket – sei es nun in Schrift-, Bild- oder Videoform – schnell in schnelllebigen digitalen Zeiten wie diesen, wo eine vermeintliche heiße Neuigkeit längst die nächste jagt, schnell verloren und unter. Und wer sich einmal zwei, drei Minuten Zeit nimmt und überlegt, welche Beispiele es da in letzter Zeit gegeben haben könnte, der wird sicherlich schnell im Hinterstübchen der Erinnerung fündig: etwa der sehr sehr geile Greis Friedrich Liechtenstein, der mit seinem „supergeilen“ Flaniertanz durch die Regalreihen von Edeka zur „deutschen Antwort auf den Gangnam-Style“ avancierte, oder das dezent skandalöse Oben-ohne-Werbeplakat einer Muslima der US-aerikanischen Bekleidungskette American Apparel. Ganz klar: Fünf Minuten Web-Fame sind mit etwas Kreativität und Glück für Jedermann drin, und bei guten Bildern nimmt das Gros der Klickenden gern die unterschwelligen Reklamebotschaften in Kauf.

article-2578360-1C32C8BA00000578-301_636x382

Das beweist auch das neuste Beispiel in der Reihe der „gut getarnten Kommerzpropaganda“, welchem etwa die Online-Ausgabe des Spiegel den so treffend nichtssagenden Titel „Zehn erste Küsse“ gab. Und wirklich: Würde man das etwa dreiminütige Video der (käuflichen) Visual-Künstlerin Tatia Pilieva nicht weiter hinterfragen, so wäre es vor allem eines: eine besonders schöne Idee. Klappe Spiegel: „Was passiert beim ersten Kuss? Die Künstlerin Tatia Pilieva hat diese Frage mit einem Video beantwortet. In einem Fotostudio stellte sie zehn Paare zusammen, die sich vor der Kamera küssen sollten. Das Besondere daran: Die Personen kannten sich vorher nicht, sie begegneten sich zum ersten Mal.“ Bild.de haut gar – erwartetermaßen – noch derber mit der Pathos-Peitsche zu: „Knutsch-Video wird YouTube-Hit: Einmal küssen, bitte!“. Doch was im ersten Licht der Schwarz-weiß-Bilder wirkt wie die künstlerisch kompetente Zurschaustellung eines soziologischen Feldversuchs, ist im Grunde nichts weiter als eine ebenso einfache wie effektive Werbekampagne des Modelabels Wren Studio. Gut, man könnte der Bekleidungsmarke aus dem US-amerikanischen Lake Forest, Illinois zugute halten, dass es gar nicht erst so tut, als würde es sich hinter irgendwelchen romantischen Zeitlupenschmatzern verstecken, immerhin erscheint bereits zum Anfang des Videos: „Wren presents“. Und doch war wohl am Ende alles gar nicht so spontan und losgelöst, immerhin besteht Pilievas Zwanzig-Personen-Cast beinahe ausnahmslos aus in Kussszenen und Inszenierungen geübten Models, Musikern und Schauspielern, die freilich nicht nur die eigene Visage, sondern auch den – freilich von Wren Studio eingekleideten – formschönen Astralkörper in die Kamera hielten. Da ist die Frage, was nun echt ist und was Mienenspiel, nur allzu berechtigt. Oder wie es blog.rebellen.info – auch in Bezug auf die umfassende Berichterstattung in so ziemlich jedem News-Portal – so treffend formuliert: „Wenn selbst Journalisten nicht mehr zwischen Werbung und Inhalt unterscheiden können, dann wird Werbung zum Inhalt.“ Das hält die auf menschliche Urinstinkte geeichte Tatia Pilieva/Wren Studio-Koproduktion freilich keineswegs davon ab, fleißig Zuschauer einzusammeln – ganze 25 Millionen Mal wurde das Drei-Minuten-Filmchen in etwas mehr als zwei (!) Tagen allein auf YouTube angeklickt…

Letztendlich muss wohl wie immer jeder für sich selbst entscheiden, wie weit er der schönen Viral-Fassade im weltweiten Netz über die digitalen Datenwege traut. Denn obwohl auf dem einen Auge vor allem die künstlerisch wertvollen Absichten im Fokus zu stehen scheinen, so gilt auch hier: mit dem Zweiten sieht man besser. Oder man gibt sich vollkommen der Berieselung hin. That’s entertainment…

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: