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Song des Tages: Sean Christopher – „A Thousand Hues“


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Neues vom britischen Singer/Songwriter-Newcomer Sean Christopher, den ANEWFRIEND bereits im vergangenen Oktober kurz vorstellte.

Wie bereits im formidablen Stück „Paper Plane Pilot“ hat sich Christopher auch für den nächsten Vorboten seines am 11. Mai erscheinenden Debütalbums „Yonder“ von der großen weiten Welt da draußen inspirieren lassen und erzählt in „A Thousand Hues“ von Liebe und Tragik gleichermaßen:

“I read a story a few years ago about a Japanese man who lost his wife during the Tsunami back in 2011. He could not find her on land and decided to take diving lessons to search the sea. I was really moved by it and ‘A Thousand Hues’ was written soon after.”

Wunderschön, oder? Ob der Akustikgitarrenklampfer da, wie ich meine, ähnlich klingt wie Coldplay-Frontmann Chris Martin zu seligen „Parachutes“-Zeiten, oder, wie an anderer Stelle gemutmaßt, eher nach Peter Gabriel oder dem jungen Sting? Völlig egal.

 

(Wer möchte, der findet den Song hier bei YouTube…)

 

Rock and Roll.

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Auf dem Radar: Ben Abraham


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Tagsüber Drehbuchschreiber und Unterhalter für Kinder im Krankenhaus (Patch-Adams-Style, Baby!), abends kleinere musikalische Auftritte bei Fundraiser-Shows. Was sich liest wie der beinahe ideale Stoff für eine Indie-Hollywood-Komödie, war für lange Zeit das Leben von Ben Abraham.

Und da all das doch herzlich wenig Rock-n-Roll-Spirit besaß, musste sich das aus dem australischen Melbourne stammende Multitalent schon andere Wege suchen, um über den kleinsten Kontinent der Erde hinaus Gehör zu bekommen. Doch Abraham, dem das musikalische Rüstzeug als Sohn eines ehemaligen indonesischen Popstars quasi in die Wiege gelegt wurde (und der im Teenageralter bereits erste Erfahrungen als mehr oder minder professioneller Musiker sammeln konnte), hatte eine Idee: 2011 stellte er ein „To Sara, From Ben“ betiteltes, zweieinhalbminütiges Video via Youtube online, um ebenso direkt wie charmant eines seiner Idole zu erreichen: die US-amerikanische, Grammy-nominierte Musikerin Sara Bareilles („Love Song“, „King Of Anything“), die Abraham im Video unumwunden „Sara B / Won’t You come and sing a song with me?“ fragte. Und tatsächlich hatte er damit Erfolg: Bareilles meldete sich, nachdem Fans ihr einen Link des Videos schickten, tatsächlich bei Abraham, beide traten gemeinsam auf und gaben unter anderem den Bruce-Springsteen-Gassenhauer „I’m On Fire“ zum Besten. Mehr sogar: So ist Sara Bareilles nun auch auf Ben Abrahams Debütalbum „Sirens“ zu hören (beim Duett „This Is On Me“).benabrahamsirens

Erschien ebenjenes Debütwerk im März noch als Alleingang (also im Selbstvertrieb) in Australien, so stattete das Label Secretly Canadian (unter anderem Heimat von Antony and the Johnsons, The War On Drugs oder Damien Jurado) Abraham schon kurze Zeit später mit einem Plattenvertrag aus, der es möglich macht, dass „Sirens“ im Juni nun auch in Deutschland erscheint. Wäre auch zu schade gewesen, wenn es die Songs kaum über Down Under hinaus geschafft hätten…

Denn in der Tat haben die 13 Stücke von „Sirens“ etwas Weltumarmendes an sich. Das kann freilich an Ben Abrahams Stimme liegen, die der von Elbow-Frontmann Guy Garvey, der ja umVerkumpelungsgesten ebenfalls nicht verlegen ist, in vielen Momenten zum Verwechseln ähnlich klingt (und damit fast automatisch auch der des jungen Peter Gabriel). Oder an der Thematik, der sich der australische Vollbartträger verschrieben hat: die Liebe in allen ihren Facetten. Freilich mögen hier die Klischees gleich ums Eck herumlungern, und an manch einer Stelle (etwa in „Songbird“) wird’s ob des Schmalz-Schmelzes arg gefühlig (was ja auch den letzten Elbow-Werken nicht abzusprechen war), aber schön anzuhören ist’s durch den ruhigen Fluss aus Akustischer und/oder Pianoinstrumentierung in jedem Fall. Etwa, wenn in „To Love Someone“ sachte Bläser die Regie übernehmen, während Abraham davon singt, alle Mauern fallen und die Liebe zuzulassen („Some will say you need to find the common men who share your mind / Where others say to hide yourself, protect your iD9cYR9vheart above all else / And we all like to find our place with who is right or wrong / But to love someone, when you love someone / That’s where you belong“). Oder das reduzierte „Home“, welches vom Reisen, vom Vermissen und von einem Zuhause handelt, das man immerzu mit sich trägt. Wirklich beliebig sind da nur wenige der 50 Minuten. Und fürs verträumte Auskurieren des Wochenendkaters an einem Sonntagmorgen soll’s allemal genügen – eventuell ja als Untermalung einer Indie-Hollywood-Komödie…

 

 

Hörproben gibt’s – Youtube sei Dank – zuhauf:

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Peter Gabriel – „Listening Wind“


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Es gibt Künstler, die werden mit dem Alter immer besser. Paradebeispiel für mich: Peter Gabriel.

Klar, der heute 65-jähige Musiker hat schon einiges an Meriten vorzuweisen. So war er in den Sechziger und Siebzigern Frontmann der britischen Progrocker Genesis (also bevor Phil Collins die Chance bekam, die Band in eine seichte Pop-Version ihrer selbst zu verwandeln), wandelt seit den späten Siebzigern und vor allem den Achtzigern recht erfolgreich auf Solopfaden (Hits wie „Solsbury Hill“, „Shock The Monkey“, „Sledgehammer“, „Big Time“ oder das anrührende Kate-Bush-Duett „Don’t Give Up“ stehen noch immer für sich) und kümmert sich seit den Neunzigern mit seinem „Real World“-Label um die Förderung von Weltmusikern aus entlegeneren Teilen der Welt, während er an anderer Front seine Energie in humanitäre Projekte steckt (seit 1986 etwa arbeitet Gabriel mit „Amnesty International“ zusammen, zollte in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach dem ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela Tribut oder protestierte 2014 öffentlich gegen den syrischen Bürgerkrieg). Peter Gabriel ist ein wacher Weltbürger – im besten Sinn.

41R5PA0d3ZLTrotzdem, trotz all seiner Hits, ist mein persönlich liebstes Peter-Gabriel-Album ausgerechnet eines, auf dem er ausschließlich Stücke anderer Künstler neu für sich interpretiert: „Scratch My Back“ von 2010. Warum? Nun, zum einen ist ein Coveralbum schon ein gewagtes Unterfangen, schließlich kann man sich – selbst als gestandener Musiker – beim Auseinandernehmen und neu Zusammensetzen fremder Songs leicht verheben. Dem einen Fan beider Seiten kann’s schnell zu gewagt und fremd erscheinen, dem anderen zu langweilig und dröge. Zum anderen ist das „Wie“ beim „Scratch My Back“ erstaunlich, denn Gabriel verzichtet bei allen zwölf Stücken komplett auf die so oft übliche Bandinstrumentierung aus GitarreSchlagzeugBass und fußt alle Lieder wahlweise auf Piano und Orchesterarrangements (bei welchem ihm der neuseeländische Komponist John Metcalfe zur Seite stand). Außerdem toll ist, dass sich Gabriel nicht nur bekannter Songs annahm (gut, David Bowies „Heroes“ oder „My Body Is A Cage“ von Arcade Fire dürften schon in diese Kategorie fallen), sondern auch anderen per se tollen Liedern wie „Après moi“ von der großen Regina Spektor, „Philadelphia“ von Grunge-Onkel Neil Young, „Flume“ von Bon Iver, „Mirrorball“ von Elbow oder „The Book Of Love“ von den Magnetic Fields. Auch groß, durch Peter Gabriels Interpretation: „The Boy In The Bubble“ (im Original von Paul Simon) oder „The Power Of The Heart“ (wer hätte gedacht, dass der vor fast zwei Jahren verstorbene „Velvet Underground“-Grantler Lou Reed so ein Romantiker war?). Beinahe alle Stücke scheinen nach Gabriels Behandlung noch größer, noch heller, noch emotionaler. Nur der frühen Radiohead-Schlechtwetter-Hymne „Street Spirit (Fade Out)“ wird er so ganz und gar nicht gerecht…

Das emotionale Highlight von und auf „Scratch My Back“, dem drei Jahre darauf, 2013, noch die geplante Fortsetzung „I’ll Scratch Yours“ folgte, auf dem sich ein Großteil der vorher mit Gabriel-Covern geehrten Künstler/Bands ihrerseits mit Gabriel-Covern revanchierte (etwa Elbow, Bon Iver, Arcade Fire, Regina Spektor, Paul Simon oder Lou Reed), ist jedoch ohne jeden Zweifel „Listening Wind“. Der Song stammt im Original von den US-amerikanischen New Wavern Talking Heads und wurde 1980 – also vor schlappen 35 Jahren – auf deren viertem Studioalbum „Remain In Light“ veröffentlicht. Man mag es wahlweise als erstaunlich, prophetisch oder eben traurig auffassen, dass das Stück in all diesen Jahren kaum an Aktualität, kaum an Brisanz eingebüsst hat, thematisiert es doch mit wenigen Sätzen anschaulich die desillusionierte Weltsicht eines Selbstmordattentäters. Peter Gabriel benötigt gar nicht mehr als seine markante Stimme und anschwellende Geigen, um all bei all jenen, die bei seiner Version von „Listening Wind“ genauer hinhören, eine gehörige Gänsehaut zu erzeugen…

 

Wie man hier sehen kann, war wohl auch Talking Heads-Frontkopf David Byrne von Gabriels Coverversion seines eigenen Stückes begeistert:

 

„Mojique sees his village from a nearby hill
Mojique thinks of days before Americans came
He serves the foreigners in growing numbers
He sees the foreigners in fancy houses
He dreams of days that he can still remember now

Mojique holds a package in his quivering hands
Mojique sends the package to the American man
Softly he glides along the streets and alleys
Up comes the wind that makes them run for cover
He feels the time is surely now or never more

The wind in my heart, the wind in my heart
The dust in my head, the dust in my head
The wind in my heart, the wind in my heart
Come to drive them away, drive them away

The wind in my heart, the wind in my heart
The dust in my head, the dust in my head
The wind in my heart, the wind in my heart
Come to drive them away, drive them away

And Mojique buys his equipment in the market place
Mojique plants devices through the free trade zone
He feels the wind is lifting up his people
He calls the wind to guide him on his mission
He knows his friend the wind is always standing by

Mojique smells the wind that comes from far away
Mojique waits for news in a quiet place
He feels the presence of the wind beside him
He feels the power of the past behind him
He has the knowledge of the wind to guide him on

The wind in my heart, the wind in my heart
The dust in my head, the dust in my head
The wind in my heart, the wind in my heart
Come to drive them away, drive them away…“

 

Rock and Roll.

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Ein Freund, ein guter Freund…


Auch wenn gestern – anlässlich des 25. Jahrestags des Falls der Berliner Mauer beziehungsweise des Endes der Teilung Deutschlands – nicht David Bowie, sondern Peter Gabriel das ewig tolle „Heroes“ am Brandenburger Tor intoniert hat, so ist doch auch und vor allem David Bowie, der in den Siebzigern für einige Zeit (unter anderem in einer Wohngemeinschaft mit einem gewissen Iggy Pop) im Berliner Stadtteil Schöneberg lebte und dort einige seiner bis heute besten und wichtigsten Songs und Alben aufnahm, dessen Schaffen untrennbar mit der (damals noch geteilten) deutschen Hauptstadt verbunden ist (nicht umsonst findet aktuell eine Bowie gewidmete Ausstellung in Berlin statt).

Und auch wenn es – bei aller hanebüchenen Logik – weit hergeholt sein sollte – zeitgeistiger könnte folgende Behauptung also kaum sein…

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(Für Bowie-Unkundige: „Diamond Dogs“ ist der Name des 1974 veröffentlichten Albums beziehungsweise Songs ebenjenen Künstlers.)

 

Rock and Roll.

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„The Kate Bush Story: Running Up That Hill“ – ein feministisches Enigma im BBC-Portrait


Kate Bush in concert, 1986. Foto: Fotex/REX

Kate Bush in concert, 1986. Foto: Fotex/REX

Kate Bush? Klar, sollte jedem Pop-Aficionado ein Begriff sein. Ich selbst kam ausgerechnet durch eine Coverversion – Placebos 2003 veröffentlichte Variation von „Running Up That Hill“ – zum ersten Mal bewusst mit der 1958 in englischen Bexleyheath, Kent geborenen Musikerin in Berührung (oder zwei Jahre später durch das „Hounds Of Love“-Cover der Futureheads). Doch wer versteckt sich hinter so oft als Referenzen für heute Künstlerinnen wie Florence and the Machine, Tori Amos St. Vincent oder Bat For Lashes ins Feld getragenen Alben wie „The Red Shoes„, „The Kick Inside“ oder „Hounds Of Love„? Wer ist die Sirene hinter solch einprägsamen Songklassikern wie dem bereits erwähnten „Running Up That Hill“, hinter „Wuthering Heights“, „Babooshka“, „Cloudbusting“ oder dem Peter Gabriel-Duett „Don’t Give Up“ wirklich? Schwer zu sagen, denn immerhin ist es seit den für Bush äußerst produktiven Achtzigern still um die Künstlerin geworden. Lediglich 1993 erschien mit „The Red Shoes“ noch ein einziges Album, auf das nächste – „Aerial“ (2005) – mussten Fans ganze zwölf (!) Jahre lang warten…

Noch rarer als im Plattenregal machte sich Kate Bush nur auf Konzertbühnen. Umso erstaunlicher war also die Meldung vor ein paar Monaten, dass die bis heute die Öffentlichkeit weitestgehend meidende und zurückgezogen lebende Künstlerin zum ersten Mal seit 35 Jahren (!) wieder eine Reihe von 22 (!) Konzerten in London geben würde – alle Karten waren freilich nach rekordverdächtigen 15 Minuten ausverkauft. Und auch im Vorfeld der Konzerte machte Bush ihrem Ruf als scheue Exzentrikern alle Ehre, bat sie ihr Publikum doch, möglichst auf Fotoapparate und iPads zu verzichten

Die BBC nahm sich das am heutigen 26. August im Londoner Hammersmith Apollo stattfindende erste Kate Bush-Konzert seit mehr als drei Dekaden zum Anlass, einen kurzen Blick hinter die Fassade und Historie der heute 56-jährigen Engländerin zu werfen. In den erfreulich kurzweiligen 60 Minuten von „The Kate Bush Story: Running Up That Hill“ kommen dabei ebenso frühe Förderer (etwa Pink Floyd-Gitarrist und Entdecker David Gilmour) wie ehemalige Weggefährten (ihr Exfreund Del Palmer, ihr Tanzlehrer Lindsey Kemp) und Bewunderer (Tori Amos, Annie „St. Vincent“ Clark, Natasha „Bat For Lashes“ Khan, der ehemalige Sex Pistols-Frontmann John „Johnny Rotten“ Lydon, Fantasy-Autor Neil Gaiman…) zu Wort, um die Wichtigkeit und den Einfluss der Künstlerin auf die heutige Popmusik zu unterstreichen. Auch wenn am Ende des einstündigen Portraits das Enigma der Kate Bush (erneut) nicht gelöst werden konnte, so macht die BBC-Doku  – zumindest mir – auf jeden Fall Lust, sich etwas tiefer in die Diskografie der faszinierenden, vielfältigen Musikerin hinein zu hören…

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Rock and Roll.

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