Weil Traditionen etwas Schönes sind – und freilich auch irgendwann, irgendwie verpflichten -, verschenkt das britische Indie-Label Big Scary Monsters auch in diesem Jahr – wie bereits 2021 und in den Jahren zuvor (bis auf 2020, wo man wohl eine Pause eingelegt hat) – (s)einen satte 20 Auszüge aus dem diesjährigen Veröffentlichungskatalog starken Label-Sampler mit einer bunten Auswahl querbeet durch sein aktuelles Künstlerangebot und Release-Oeuvre irgendwo zwischen Indie- und Punkrock, Emo, Post-Hardcore oder Mathrock.
Mit dabei sind 2022 Bands und Künstler*innen wie We Were Promised Jetpacks, Proper., Laura Jane Grace, Pedro The Lion, NOBRO, American Football, The Gloria Record oder Jamie Lenman (also auch der ein oder andere Name, von dem in diesem Jahr auf ANEWFRIEND zu lesen war). Wohl bekomm’s!
„Finally, as we start finishing for the year, it’s a great opportunity to say THANK YOU to each and every one of you for supporting the label this year, especially during these tough economic times. We appreciate you all so much, whether it’s reading these e-mails, interacting on socials, spreading your love of the bands, going to shows or buying records/merch – you are all truly amazing. Have a lovely holiday and see you in the new year for loads more of the same awesome music!“
Weil Traditionen etwas Schönes sind – und freilich auch irgendwann, irgendwie verpflichten -, verschenkt das britische Indie-Label Big Scary Monsters auch in diesem Jahr – wie bereits 2018 und in den Jahren zuvor – (s)einen satte 23 Auszüge aus dem diesjährigen Veröffentlichungskatalog starken Label-Sampler mit einer bunten Auswahl querbeet durch sein aktuelles Künstlerangebot und Release-Oeuvre irgendwo zwischen Indie- und Punkrock, Emo, Post-Hardcore oder Mathrock.
Mit dabei sind 2019 Bands und Künstler wie The Get Up Kids, Orchards, American Football, Proper., Cultdreams, Great Grandpa, And So I Watch You From Afar, Nervus, Pedro The Lion oder Jamie Lenman (also auch der ein oder andere Name, von dem in diesem Jahr auf ANEWFRIEND zu lesen war). Wohl bekomm’s!
Eigentlich darf es schon als mittelschwere Sensation gewertet werden, dass sich die Sadcore-Indierocker von Pedro The Lion gut 14 Lenze nach dem letzten Album „Achilles‘ Heel“ in wenigen Tagen mit „Phoenix“ nun tatsächlich mit einem neuen Langspieler zurück melden. Wie der – Pardon für’s Wortspiel, aber es passt ja – sprichwörtliche Phönix aus der Asche also? Nun, die ersten Songs „Yellow Bike“ und „Model Homes“ versprechen in der Tat ein erstes unerwartetes Highlight im noch jungen Musikjahr 2019…
Nicht ganz unschuldig an der Reunion der Band aus dem US-amerikanischen Seattle, Washington dürfte ein Bandprojekt namens Lo Tom gewesen sein. Zu diesem gehör(t)en – freilich nebst Pedro-The-Lion-Frontmann David Bazan – auch Trey Many (Velour 100, Starflyer 59), Jason Martin (Starflyer 59) – und eben Pedro-The-Lion-Schlagzeuger TW Walsh. Gut möglich also, dass die gemeinsamen Jam-Sessions Jahre nach nach (vorübergehenden) Ende von Pedro The Lion 2006 zur Comeback-Idee beigetragen haben…
Ein weiteres Indiz hierfür dürfte sein, dass die acht Songs des selbstgetitelten, im Juli 2017 veröffentlichen Debütalbums von Lo Tom so ganz anders als Vieles von dem klingen, was David Bazan auf den zahlreichen Solo-Werken seit der Pedro-The-Lion-Pause präsentierte: nicht selten ziellose Songwriter-Electronica-LoFi-Künstlichkeit vs. Bock auf Rock. So stellen bereits „Covered Wagon„, „Overboard“ und „Bubblegum„, die ersten drei Songs des Lo-Tom-Albums, klar, wohin die Reise geht: hin zum schnörkellos riffendem Indierock, manchmal garniert mit einer Prise handfestem Americana sowie Bazans recht oft ins Klagen neigendem, melancholischem Gesang. Klar, dass so eine Platte, die Gniedelgott-Bands wie Built To Spill oder Buffalo Tom im Geiste mit trägt, die Musikwelt kaum aus den Angeln heben würde (und 2017 etwas zu unrecht untergegangen ist). Aber allein die begründete Vermutung, dass aus Lo Tom nun die erfreuliche Rückkehr von Pedro The Lion erfolgt, macht jede der gerade einmal 29 Albumminuten zu einem Fest für Freunde des relaxt-tighten Fuzzpedal-Gitarrenrocks…
Hier gibt es das bereits erwähnte, sehr feine „Overboard“, welches wiederum mit Zeilen wie „It just takes a while / For me to un-feel a thing / And the opposite of what you think / For that bell to un-ring“ aufwartet – live performt von David Bazan und seinen drei Lo-Tom-Kumpels während einer Session für KEXP:
„You really messed me up When you couldn’t see me But I finally understood my place In that sycamore tree
Don’t stop on account of me I’m not living there anymore Weak spot that I don’t need But don’t let me go overboard
It just takes a while For me to un-feel a thing And the opposite of what you think For that bell to un-ring
Don’t stop on account of me I’m not living there anymore Weak spot that I don’t need But don’t let me go overboard
Sing that song at the top of your lungs Don’t listen to the static, just listen to the drums
Don’t stop on account of me I’m not living there anymore Some weak shit that I don’t need I don’t wanna go overboard“
Weil Traditionen etwas Schönes sind – und freilich auch irgendwann, irgendwie verpflichten -, verschenkt das britische Indie-Label Big Scary Monsters auch in diesem Jahr – wie auch bereits 2017 und in den Jahren zuvor – (s)einen Label-Sampler mit einer bunten Auswahl querbeet durch sein aktuelles Künstlerangebot und Veröffentlichungs-Oeuvre irgendwo zwischen Indie- und Punkrock, Emo, Post-Hardcore oder Mathrock.
Mit dabei sind 2018 Bands wie The Get Up Kids, Tiny Moving Parts, We Were Promised Jetpacks, Cursive, Beach Slang, Yndi Halda, Pedro The Lion oder mewithoutYou. Wohl bekomm’s!
„Not ones to boast or anything, but we’ve put out some absolutely brilliant records this year. You may have noticed. But if not, worry not… here’s a track off every release, so you can catch up on anything you missed. There’s a little something on here whatever your tastes, so get involved!“
Eines darf man guten Gewissens feststellen: Manchester Orchestra beweise aktuell ein sehr gutes Händchen in Punkto Coverversionen.
Nicht nur unterzog der Indie-Rock-Vierer aus dem US-amerikanischen Atlanta, Georgia unlängst den Nada-Surf-Evergreen „Blizzard Of ’77“ einer dezent elektronisch angehauchten Eigeninterpretation (für den feinen Tribute-Sampler „Standing At The Gates: The Songs of Nada Surf’s Let Go„), sondern nahm auch – gemeinsam mit der kaum weniger großartigen Julien Baker – eine neue Version den Pedro-The-Lion-Songs „Bad Things To Such Good People“ auf, deren immanent meditative Melancholie durchaus das ein oder andere Tränken zum Rollen bringen könnte.
Dass „A Black Mile To The Surface„, das im vergangenen Juli veröffentlichte fünfte Studiowerk der Band um Frontmann Andy Hull, angesichts der – zumindest meinerseits – früheren Album-Großtaten wie „Mean Everything To Nothing“ oder „Simple Math“ kaum einen Song enthielt, der wirklich über längere Zeit in den Gehörgängen haften blieb, mag man schade finden. Oder eben als Herausforderung sehen, dem neusten Werk noch weitere Durchgänge zu erlauben, um eventuell weiter zu wachsen…
Denn dass Andy Hull, Robert McDowell, Tim Very und Andy Prince auch 2018 noch für massive Gänsehaut sorgen können, beweisen sie nun erneut mit einer Coverversionen: „No Hard Feelings“ stammt im Original von den Avett Brothers (und derem 2016er Album „True Sadness“ und gerät in der Manchester-Orcherstra’schen Variante – und unter Einsatz von stripped back Synthie-Sätzen, über die sich Andy Hulls markerschütternde Stimme spannt – zu einem melancholischen Ruhepol sondergleichen… Well done, guys!
Einer der wohl größten Unterschiede zwischen der US-amerikanischen und der hiesigen Musikszene ist die zeitweise Nähe zum Glauben. Während bei uns ach so liberalen und aufgeklärten Festland-Europäern vermeintlich bibeltreue Aluhut-Prediger wie Xavier Naidoo und seine Söhne-Mannheims-Clique zumindest Stirnrunzeln hervorrufen, sind Musiker und Bands, die das eigene, persönliche Glaubensbekenntnis auch in ihren Texten offen zur Schau stellen, in den US of A gar nicht mal so selten. Man denke nur an Creed, Flyleaf, Lifehouse oder Paramore. Klar, nicht jeder hängt so abstrusen Theorien an wie Gaslight-Anthem-Frontmann Brian Fallon, dessen Glaube an den Kreationismus auf dieser Seite des Atlantiks freilich für Kopfschütteln sorgt. Und nicht jede Band versucht, aus den eigenen religiösen Ansichten heraus gleich eine U2’sche Pathos-Messe mit zigtausenden willigen Teilnehmern zu veranstalten. Dennoch sind die Grenzen zwischen Persönlichem und Öffentlichem in den USA – und das auch weit über Genregrenzen hinaus (in meiner knappen Aufzählung weiter oben habe ich mal lieber das gottesfürchtige Star-Spangeled-Banner-Genre Country außen vor gelassen) – deutlich schwimmender gezeichnet als in Europa…
Wohl den wenigsten dürfte bekannt sein, dass auch Pedro The Lion einst als offensiv christliche Indierock-Band an den Start gingen. Gegründet von Frontmann David Bazan in Seattle Mitte der Neunziger, waren die Songs der zwischen 1998 und 2004 veröffentlichten vier Alben, welche sich stilistisch irgendwo zwischen Lo-Fi-Singer/Songwritertum und knarzigem Emo-Rock beweg(t)en, auch ein Vehikel zur – teils kritischen – Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben. Dass Bazan, der nach der zwischenzeitlichen Auflösung der Band im Jahr 2006 gut eine Handvoll Solo-Alben in die Regale stellte (und vor ein paar Tagen bekannt gab, wieder Shows unter dem Pedro-The-Lion-Banner zu spielen), seinen Glauben eher subtil denn mit dem textlichen Vorschlaghammer zum Ausdruck brachte, passt dabei zum sonst eher liberalen, oftmals politisch links orientierten und straight edge gehaltenen Emo-Genre. Trotz alledem finden sich für all jene, die einen genaueren Blick auf die Texte der Pedro The Lion-Songs werfen, allerlei religiöse Hinweise.
Man nehme etwa das Stück „Magazine„, erschienen 2002 auf dem dritten Studiowerk „Control“ (welches wiederum gemeinhin als bestes der Band gilt). Vordergründig mag man Zeilen wie „Wouldn’t you love to be / On the cover of a magazine? / Healthy skin, perfect teeth / Designed to hide what lies beneath“ als Zeitgeist-Kritik an der Mediengeilheit mancher (semi-)prominenter Personen lesen, David Bazan hatte mit seinem Text jedoch wohl eher all jene im kritischen Blick, die meinen, ihren Glauben allen Mitmenschen überstülpen zu müssen („Oh, look you earned your wings / Are you an angel, now / Or a vulture / Constantly hovering over / Waiting for the big mistake“).
Dass man den Song auch anders – und relativ frei von jenem religionskritischen Kontext – betrachten kann, beweist Florian Sczesny alias oh sleep. Der Bonner Indie-Musiker, welchen ANEWFRIEND in diesem Jahr bereits „Auf dem Radar“ hatte, nahm sich „Magazine“ für seine aktuelle „trio ep“ vor und unterzog das Stück aus der Feder seines Lieblings-Singer/Songwriters David Bazan einer Neuinterpretation, die nun weitaus weniger rockig ausfällt als noch das Pedro The Lion’sche Original. Anhand des nun veröffentlichten – und, wie ich finde, richtig guten – Musikvideos wird deutlich, dass sich Sczesny weitaus weniger aufs Religiöse konzentriert als Bazan und vielmehr die Mediengeilheit der heutigen Gesellschaft ins Auge fasst. Das hätten wir sie wieder, die unterschiedlichen Herangehensweisen in Europa und den USA…
Hier zum Vergleich „Magazine“ in einer Bazan’schen Live-Session-Variante von 2013:
„This line is metaphysical And on the one side, on the one side The bad half live in wickedness And on the other side, on the other side The good half live in arrogance And there’s a steep slope With a short rope This line is metaphysical And there’s a steady flow Moving to and fro
Oh, look you earned your wings Are you an angel, now Or a vulture Constantly hovering over Waiting for the big mistake
Oh, my God, what have I done? Oh, my God, what have I done?
Wouldn’t you love to be On the cover of a magazine? Healthy skin, perfect teeth Designed to hide what lies beneath
I feel the darkness growing stronger As you cram light down my throat How does that work out for you In your holy quest to be above reproach?“