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Song des Tages: Wintersleep – „Amerika“


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Oha! Wenn eine kanadische Band 2016 ein „Amerika“ (mit einem „k“ – Obacht!) betiteltes Stück an den Anfang ihres neuen Albums stellt, können da – so lässt sich zunächst vermuten – eigentlich nur zwei Intentionen dahinter stecken: Hurra-Glorifizierung oder politisches Rundumbashing der US of A…

Nun, ganz so einfach machen es einem Wintersleep nicht. Zwar waren und sind die Indierocker aus dem kanadischen Halifax, Nova Scotia immer recht nah am Zeitgeist dran, als eindeutig politisch konnte man sie jedoch bislang auf keinem ihrer Songs verrorten.

thegreatdetachmentUnd daran wird sich auch auf dem mittlerweile sechsten, im März erschienenen Album „The Great Detachment“ wenig ändern. Vielmehr ist die bereits erwähnte Eröffnungsnummer „Amerika“ von einem Gedicht des US-amerikanischen Dichters Walt Whitman inspiriert, wie Wintersleep-Frontmann Paul Murphy via riffyou.com zur Entstehung des Songs erklärt:

„My brother Jon sends me stuff he thinks I should read and over the past 5-6 years has got me into a lot early American writers like Emerson, Hawthorne and Walt Whitman.

I had the riff/lick for this song and was going through the chords for it for a while with a general melody in mind, but not a ton of lyrics. It had this Americana quality to it and reminded me of something by The Band or Neil Young or Richard Thompson, so it was just a fun little thing to play around with initially.

I came across a Whitman poem called ‘America’ at some point during this period and a bunch of other stuff from the Leaves of Grass [book] and the enthusiasm and hope Whitman had for “America” as a place and an idea really struck me. I guess that was where the song started lyrically.

We recorded it live off the floor with everyone in the room, amps cranked and all the different instruments playing off each other. It was pretty chaotic and fun – I’m sure it was a headache to mix.“

MI0003995615Das Musikvideo zum Stück wiederum fällt da ein klein wenig politischer – aber auch im wahrten Wortsinn fantastischer – aus. Regisseur Scott Cudmore, der sich in der Vergangenheit bereits für Videos von Bands wie Fucked Up, Rural Alberta Advantage, The Wooden Sky oder Bahamas verantwortlich zeichnete, dehnt die eingängige Dreieinhalb-Minuten-Nummer auf kurzfilmige sieben Minuten aus und lässt im Grunde einfach gehaltene Bilder Bände sprechen – von den (gesponnenen) Anfängen der amerikanischen Kultur per se, von Liebe und Familie im Hinterland, von Hoffnung, Glaube und Apokalypse. Dass inmitten der Aufnahmen ein Auszug aus einer Rede des tumben, jedoch bislang erfolgreichen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump eingeflochten wurde, spricht mit dessen oberflächlichen „Make America great again!“-Floskeln dabei eine deutlichere Sprache als der Wintersleep-Song selbst. Denn auch 2016 mögen es Paul Murphy und Co. gern gewohnt enigmatisch…

 

 

„Lover, don’t be sad
Think of the time we have
The moment’s truer, now
It won’t last

I don’t wanna wave goodbye
Shout out a thousand times
I’ll love you ‚til the moment dies

What am I gonna do?
I can’t survive on my Amerika
If the worst is true
Is it just a waste of time?

What am I trying to find?
Are you alive, oh my Amerika?
Perennial with the Earth
And freedom, love, and law, and life
Perennial with the Earth
My freedom, I don’t wanna die

Swimming in an unmade cloud
Drinking in a formal gown
You tell me that you love to dance
But you don’t know how

It doesn’t mean that we can’t try
Fix me in your twilight eyes
So we can make a moment last

What am I gonna do?
I can’t survive on my Amerika
If the worst is true
Is it just a waste of time?

What am I trying to find?
Are you alive, oh my Amerika?
Perennial with the Earth
And freedom, love, and law, and life
Perennial with the Earth
My freedom, I don’t wanna die

Perennial with the Earth
And freedom, love, and law, and life
Perennial with the Earth
My freedom, I don’t wanna die“

 

Rock and Roll.

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Review: „Seeds“ von Hey Rosetta! – oder: There’s something in the water…


Hey Rosetta! – Seeds (2011)

-erschienen bei Unter Schafen/Al!ve-

Hey Rosetta!, die fünf Mann und eine Frau starke Band aus dem kanadischen St. John’s (Neufundland), lösen mit ihrem hierzulande im April erschienenen dritten Album „Seeds“ ein qualitatives Versprechen ein, welches ihre Landsleute von Wintersleep vor drei Jahren mit „Welcome To The Night Sky“ gegeben hatten: das auf hymnischen Indierock mit tollen Melodien, angenehmer Eingängigkeit und großem Suchtpotential. Und wo die Band aus Halifax (Nova Scotia) mit den Nachfolgern „New Inheritors“ und – aktuell – „Hello Hum“ eher stilles, anerkennendes Nicken erntet und ihnen seitens der Kritiker ein wenig der Verlust der Leichtigkeit sowie das gestelzt wirkende Bemühen um nachhaltigen Anspruch im Vier-Minuten-Format vorgeworfen wird, haben Hey Rosetta! auf ihrem dritten Album die Asse im Ärmel: Songs, welche sowohl in intimer Clubatmosphäre als auch im Stadion funktionieren, atmen und wachsen können. Songs wie „Young Glass“, „Seventeen“ oder der Titeltrack kommen voller Energie und Inbrunst daher, Sänger Tim Baker erzählt vom Unterwegs- und auf Tournee sein, von erfüllten und unerfüllten Träumen, oder bereitet in „Welcome“ ein paar ehrliche – und dennoch positive – Begrüßungs- und Erklärungssätze für sein damals noch ungeborenes Kind vor. Unterstützt wird er dabei mal von getragener (Akustikgitarre, Piano), mal von hymnischer Instrumentierung, welche von einzelnen Streichern auch mal zu kompletter Orchesterstärke anwachsen kann. Die Konstante bleibt dennoch die Band in klassischer Besetzung, welche die elf Songs meist sorgsam wachsen lässt, um sie schließlich am Ende ausbrechen zu lassen, oder, wie etwa in „New Sum (Nous Sommes)“ wilde Rhythmuswechsel anzuschlagen. Durch Eigenarten wie diese – und da Bakers Stimme der von Wintersleep-Frontmann Paul Murphy nicht ganz unähnlich ist – fühlt man sich ein ums andere Mal an Wintersleep-Songs wie „Archaeologists“ oder „Oblivion“ erinnert. Außerdem liegen St. John’s und Halifax – für amerikanische Verhältnisse – nur einen kanadischen Katzensprung weit entfernt…

Mögen auch Hey Rosetta! mit „Seeds“ aktuell die Nase um Haaresbreite vorn haben – tollen, spannenden Indierock liefern beide Bands. Muss wohl am Wasser an der kanadischen Ostküste liegen…

 

Hier könnt ihr euch Hey Rosetta!’s neues Video zu „Young Glass“ ansehen…

 

…hier das Video zu „Yer Spring“…

 

…das als Trickfilm gestaltete Video zu „New Sum (Nous sommes)“…

 

…und das Video zu „Bandages“, welches die Band beim Spielen des Stückes an verschiedensten Orten, wie Industriehalden, Cafeterien, in der Natur oder einer Kirche (mit Chor!), zeigt:

 

Rock and Roll.

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