
Da hat der eine schottische Troubadour-Klampfen-Senkrechtstarter – Gerry Cinnamon ist gemeint, dessen tolles zweites Album „The Bonny“ es in ANEWFRIENDs liebste Alben des Musikjahres schaffte – noch nicht einmal zum verdienten formvollendeten Triumphzug auf der anderen Seite des Ärmelkanals ansetzen dürfen, und schon kommt der nächste talentierte Newcomer aus der Homebase der Highlander, von Nessie und Schottenkaros ums Eck, um quasi in die Fusstapfen von Cinnamon, Lewis Capaldi oder diesem Shantys singenden „Wellerman„-Postboten zu treten…
Und während er hierzulande noch beinahe völlig unbekannt ist, sorgt Dylan John Thomas im heimischen Schottland spätestens seit dem vergangenen Jahr für durchaus beachtliche Erfolge. Seit seinen ersten, 2019 veröffentlichten Songs hat sich der 24-jährige aufstrebende Singer/Songwriter aus Glasgow, der – wohl mit einem Übermaß an Weitsicht auf dem Boden des Pints – nach einem gewissen Bob Dylan benannt wurde, durch Aufritte als Straßenmusiker oder bei Open-Mic-Abenden eine ebenso treue wie organisch gewachsene Fangemeinde erspielt, die unter anderem dafür sorgte, dass er das über Indie-Kreise hinaus renommierte King Tut’s in Glasgow schneller ausverkaufte als jeder andere schottische Debütant in der Geschichte des Clubs (zudem war auch die Show im kaum weniger angesagten Barrowlands im April diesen Jahres bereits Monate im Voraus ausverkauft). Wer frühe Stücke wie „Nobody Else“ oder „Problems“ hört, den dürfte kaum verwundern, dass auch Gerry Cinnamon selbst, der sowohl stimmlich als auch musikalisch glatt als sein älterer Bruder durchgehen könnte, auf Thomas aufmerksam wurde und sich ihm als Mentor anbot. Mittlerweile zählen neben Sam Fender auch Liam und Noel Gallagher zu seinen prominenten Fans. Ersterer lud Thomas höchstpersönlich dazu ein, eine seiner Shows im Vorprogramm zu eröffnen, mit dem anderen Ex-Oasis-Bruder wird er in Kürze auf der Bühne stehen – schon eine Leistung für sich, beide Gallaghers, die sich ja sonst lediglich beim Hochjubeln ihrer Frau Mama und Manchester City einig sind, von sich zu überzeugen. Und umso beachtlicher, wenn man weiß, dass Dylan John Thomas in einer Pflegefamilie aufwuchs und einst im Alter von 13 Jahren seine ersten Fingerübungen auf einer billigen Flohmarkt-Gitarre machte…
Zu alldem dürften vor allem die Songs seiner im vergangenen Herbst veröffentlichten selbstbetitelten Debüt-EP beigetragen haben, die schnell bei BBC Introducing, Radio X oder 6 Music einiges an Radio-Airplay ergatterten und noch schneller mehr als drei Millionen Streams erreichten. Und weil man Hype-Eisen schmieden sollte, solange sie noch heiß sind, legte der Schotten-Newcomer bereits im April mit der Single „Fever“ nach, welche Teil und der erste Vorbote seiner kommenden EP sein soll. Die gemeinsam mit Rich Turvey (Blossoms, The Coral) geschriebene und produzierte fluffig-flotte Drei-Minuten-Nummer versprüht in bester Gerry-Cinnamon-Manier sofort einen überschwänglichen Funken, der zeigt, warum Thomas vielerwebs aktuell als „heißester Scheiß der schottischen Musikszene“ gefeiert wird. Mit feinem Gespür für Hooklines und songwriterische Kniffe, (s)einem breiten Glaswegian Akzent sowie seiner authentischen und nahezu unverwechselbaren Stimme (die man eben lediglich mit Cinnamon verwechseln könnte) liefert er beinahe vor unbeschwerter Positivität übersprudelnde Textzeilen, die einerseits zu den aktuellen Sommermonaten mit ihren heißen Temperaturen, langen Abenden und – hoffentlich – maximal vielen Konzerterlebnissen passen, zum anderen im besten Sinne von dem restlichen – pardon my French – verrückten Scheiß, der aktuell in der Welt da draußen vor sich geht, ablenken: „If time is a healer, find me the dealer…“ Dieses freudige Gefühl wird durch die rohe Live-Instrumentierung um ihn herum unterstützt, die vor allem aus luftiger Akustikgitarre und beschwingter perkussiver Energie besteht.
Kein Wunder also, dass auch Dylan John Thomas mit einiger Vorfreude zurück auf die Aufnahmen und hinaus auf die sommerlichen Festival-Bühnen blickt: „Ich habe es wirklich genossen, wieder im Studio zu sein. Ich brenne darauf, neue Songs für den Sommer herauszubringen und sie auf Festivals zu spielen. Auf der letzten Tour habe ich ‚Fever‘ bereits ein paar Mal gespielt und es kam gut an. Ich kann es also kaum erwarten, den Song bei den kommenden Shows zu spielen…“
Hier gibt’s „Fever“…
…die vier Songs der selbstbetitelten 2021 Debüt-EP…
…sowie Dylan John Thomas‘ gut 20-minütigen Auftritt beim TRNSMT-Festival 2021 für Augen und Ohren:
Rock and Roll.