Ein bisschen traurig stimmte einen das schon, was man da 2009 auf der Homepage der schwedischen Indiepoprocker Tiger Lou lesen musste:
„Es wird Zeit, ein bisschen erwachsen zu werden. Voran kommen. Staub abschütteln. Ein bisschen zu tanzen. Einige coole Geschichten schreiben. Eine neue Gitarre kaufen. Die gebrochene Schulter heilen lassen. Wieder mit dem Kickboxen anfangen. Lernen, wie man Auto fährt. Anfangen, Deutsch zu sprechen. Mehr zu kochen. Verreisen. Sich auf die Liebe, das Leben und die Ehefrau zu konzentrieren. Vielleicht einige Kinder zeugen. Vielleicht mehr Hunde anschaffen. Vielleicht ein Haus kaufen“ – um letztendlich mit einem 50 Cent (!)-Zitat abzuschließen (soll mal einer sagen, dass die Schweden bei aller Melancholie nix für Humor übrig haben!): „And maybe…just maybe…get rich or die trying!“.
Nun haben die vier Bandteile offenbar alle Projekte – ob nun das Geschichtenschreiben, Gitarrenkäufe, den Heilungsverlauf gebrochener Schultern, Kickboxunterricht, Autofahr- und Deutschstunden, das Kochen, Reisen, Lieben, ihre Ehefrauen, das Kinderzeugen, die Anschaffung neuer Familienhunde oder Hauskäufe betreffend – abgeschlossen (Frontmann Rasmus Kellerman etwa, soviel ist hinlänglich bekannt, veröffentlichte 2010 sein erstes, „The 24th
“ betiteltes Soloalbum, welches leider außerhalb des Tiger Lou’schen Kosmos zwar hinreichend schwedisch-melancholisch, letztendlich aber nur so okay ausfiel). Im vergangenen Jahr stand man nach vier Jahren wieder gemeinsam als Tiger Lou auf der Bühne, im Anschluss wagten sich die vier Bandmitglieder zum Arbeiten an neuen Songs in den Tiger Lou’schen Proberaum.
Den ersten Beweis geglückter Schreibversuche tritt nun „Homecoming #2“ an, seines Zeichens Tiger Lous erstes musikalisches Lebenszeichen seit dem dritten, 2008 veröffentlichten Album „A Partial Print„. Das neue Album soll bald folgen und laut der Selbstbeschreibung von Frontmann Rasmus Kellerman „so sehr nach Tiger Lou klingen wie nichts davor“. Aber sagen Musiker das nicht beinahe immer über ihr neustes kreatives „Baby“? Und: Wird Album Nummer vier wirklich die großen Fussstapfen auszufüllen wissen, die die drei Vorgänger – „Is My Head Still On?
“ (2004), „The Loyal
“ (2005) sowie das bereits erwähnte „A Partial Print
“ (2008) – hinterlassen haben? Immerhin leistet die komplette Tiger Lou’sche Diskographie mir jeden Herbst gute Dienste und manifestiert Schwedens ausgezeichnete musikalischen Ruf abseits von Abba und den üblichen Verdächtigen… Warten wir’s ab. Vorerst ist es schön, folgende Zeilen schreiben zu können: Willkommen zurück, Tiger Lou!
(All jenen, die’s ganz genau wissen wollen, gibt Sänger und Frontmann Rasmus Kellerman in einem kurzen Interview mit NOTHING BUT HOPE AND PASSION einige Auskünfte zum Comeback sowie Ausblicke auf die Zukunft von Tiger Lou.)
Rock and Roll.