
Im Herbst 2019 veröffentlichte der Deutschrock-Liedermacher Stefan Stoppok in Kooperation mit „Sea-Watch„, der Seenotrettungsorganisation für Geflüchtete, ein berührendes Video zu seinem Song „Lass sie rein“. „Die vertriebenen Seelen, lass sie rein / Die auf uns’re Liebe zählen, lass sie rein / Die Vielen, die nicht mehr wissen wohin / Ohne Heimat / Lass sie alle rein“, singt er da zu Bildern von einer „Sea-Watch“-Rettungsaktion. Wie zu erwarten, erntete der Clip einen ziemlichen Shitstorm eines ohnehin maximal bemitleidenswerten Packs aus Verschwörungstheoretikern, Nationalisten und Rassisten, sodass sogar die Kommentarfunktion unter dem Video deaktiviert werden musste. „Es gibt genug Hass auf der Welt und mit Hass werden wir unsere Probleme niemals lösen, das hat noch nie funktioniert“, heißt es seitdem in einem Statement unter dem Song.
Ein paar Monate später, kurz bevor im griechischen Moria das Flüchtlingslager brannte, hatten einige Musiker*innen die Idee, in einer Solidaritätsaktion eigene Songs gleichen Titels – „Lass sie rein“ – aufzunehmen. Doch dann begann die leidige Corona-Pandemie, und das Projekt lag wie so vieles erst einmal auf Eis – bis jetzt. Denn nun hat die 1993 in Münster ins Leben gerufene und mittlerweile in Köln ansässige Indie-Pop-Band Erdmöbel ihren Beitrag veröffentlicht, der den Titel „Wir sind nicht das Volk (Lass sie rein)“ trägt und bereits der vierte Vorab-Track ihres neuen Albums „Guten Morgen, Ragazzi“ ist, welches wiederum am 20. Mai erscheinen wird.
Obwohl in einer anderen Zeit geschrieben, sei dieser Song „leider immer noch und wieder ganz erschreckend neu aktuell“, schreibt die Band zu dieser „Hymne gegen Nationalismus“. „Nachdem mit dem Krieg gegen die Ukraine Nationalismus und Chauvinismus in Russland wieder offen die Häupter erhoben haben“, heißt es weiter, „kann man es nicht oft genug sagen: Ob in Russland oder anderswo – ihr seid nicht ,das Volk‘! Niemand ist das Volk.“ Der Song sei „eine universelle Friedensbotschaft“, die zugleich Solidarität mit allen Menschen einfordere, die zurzeit auf der Flucht sind – ganz gleich welcher Nationalität oder Hautfarbe.
Und es wäre doch toll, wenn unter dem sehr klug montierten Musikvideo zu diesem sich aus der typischen Erdmöbel-Melancholie speisenden Song nicht wieder jede Menge Hasskommentare von intoleranten, unbelehrbaren Trolls zu lesen wären. Dabei kann man denn selbst ein klein wenig helfen: Geht einfach auf die dazugehörige YouTube-Seite und hinterlasst in der Kommentarfunktion unter dem Clip die Botschaft: Lass sie rein! ❤️
Rock and Roll.