„Klingen ein bisschen wie die legitimen Nachfolger von The National.„
Hoppla, starke Vorschusslorbeeren, die Tobias Tzschaschel (PULS) da in seiner Radiosendung verteilt – vor allem, wenn es von belobhudelter Band gerade einmal knapp vier Minuten Musik zu hören gibt. Aber: Ein spannender Tipp sind Mosa Wild allemal…
Mosa wer? Klar, so richtig kennen kann Jim Rubaduka (Gesang/Gitarre/Keyboard), Alex Stevens (Gitarre), Edwin Ireland (Bass) und Charlie Campbell (Schlagzeug) eigentlich noch keine Sau, immerhin steht selbst ihre erste und bisher einzige Single „Smoke“ erst seit zwei Wochen im weltweiten Netz. In dieser kurzen Zeit haben die vier Newcomer aus dem englischen Ashford, Kent jedoch schon für mächtig aufgewirbelten Staub in den Blogspähren gesorgt.
Und das völlig zu recht, denn „Smoke“ klingt mit seinen flirrenden Gitarren und Synthieflächen, dem stoischen Schlagzeugbeat und vor allem wegen dem Gesang Jim Rubadukas, der annähernd an die Melancholie von The National-Frontmann Matt Berninger gemahnt, schon ein wenig wie die nächstbeste Vorgruppe für die großen Schwermut-Brüder aus Übersee. Wer mag, darf da gern noch die neuerlichen, entschleunigten Eighties-Ausflüge von Mumford & Sons oder den Maccabees dazusetzen (zumindest werden diese zwei Bands anderswo mit ins Feld geführt).
Und der Bandname des Newcomer-Quartetts, das einige Zeit nur aus Jim Rubaduka und Alex Stevens bestand, bevor die anderen zwei dazu stießen und das Ganze an Fahrt aufnahm? Nun, der ist schnell erklärt, setzt er sich doch – ganz simpel – aus dem Vornamen von Rubadukas Großvater, Mosa, und dem, was so vier Typen, die neu und frisch im Musikgeschäft sind, zusammen – also: wild.
Den wilden Eindruck bestätigt „Smoke“ zwar (noch) nicht, lässt einen jedoch – und das ist umso wichtiger – in froher Erwartung auf weitere Songs von Mosa Wild zurück. Das könnte was werden…
„She’s out there smoking cigarettes again She said, ‚It’s the last time, then I’m gonna quit for good‘ I walked back to where your body stayed And I heard a sad sigh, now I’m barely thinking straight
I’m not saying you lied We both said it’s a beautiful track But I’ve gotta get somewhere, get somewhere soon I’m gonna do my best to get to you
I’m on track though our eyes end She said, ‚When’s the last time you saw me smiling?‘ And you know I was on my final page I can’t read your fair sign and now I’m barely thinking straight
I’m not saying you lied We both said it’s a beautiful track But I’ve gotta get somewhere, get somewhere soon I’m gonna do my best to get to you
Maybe I don’t have to be right, she’s got me thinking Maybe I don’t have to ‚cause we’re all just passing through Maybe I don’t have to be right, I’m on the left train home Maybe I don’t have to ‚cause we’re all just dying in here Maybe I should fold in tonight, she’s got me thinking Maybe I don’t have to ‚cause we’re all just passing through
I’m not saying you lied We both said it’s a beautiful track But I’ve gotta get somewhere, get somewhere soon I’m gonna do my best to get to you
She’s out there smoking cigarettes again Said it’s the last time and she’s gonna quit for good“
„Seine Liveshows spielte er früher in einer Uniform, die er sich bei Pete Doherty von den Libertines abgeschaut hat, er trägt die gleichen Stiefel wie Alex Turner von den Arctic Monkeys und spielt mit der gleichen Gitarre wie Bruce Springsteen. Und das alles wäre völlig zweitrangig, wenn Darcys Musik nicht haargenau so klingen würde wie die Mitte zwischen diesen drei Herrschaften.“
Wenn man sich Xavier D’Arcy so anschaut – Vollbart, Zöpfchen am
Hinterkopf, Vintage-Klamotten und Skinny-Jeans -, dann kommt einem wohl unweigerlich das böse „H-Wort“ (Hipster! Hipster! Hipster!) in den Sinn. Wenn der 21-Jährige dann jedoch zu einem seiner durchaus formidablen Songs ansetzt, wird das Bild komplett, denn die Melodien von Darcy – britisch-französischer Herkunft, jedoch seit vielen Jahren in München lebend – pegeln sich irgendwo zwischen den „Sigh No More“-Mumford-And-Sons, ein wenig Moneybrother-Spirit und – sagen wir – folklastigen Mando Diaos ein. Ein klassischer „Newcomer“ ist D’Arcy allerdings kaum, denn, wenn man so will, fing seine „Karriere“ bereits vor gut zehn Jahren als Teil des Knabenchors der Münchner Frauenkirche an. In jedem Fall schwingt in seinen existenziell-melancholischen Stücken oft ein klein wenig (zu) viel Tiefe und Lebensweisheit für einen Anfangszwanziger mit – kids these days…
Insgesamt ist Darcys geradezu kosmopolitisch angehauchter, am Ende jedoch britisch verzierter Indiefolkpop mit nicht selten beinahe aggressiv geshufflten Gitarrenrhythmen gut anzuhören, gerade da Marcus Mumford und seine Bandkumpane sich mit ihrem letztjährigen Album „Wilder Mind“ fürs Stadion und gegen ihre Folk-Wurzeln entschieden haben. Dass es da vor ein paar Monaten in der zu recht untergegangenen ProSieben-Show „Mein Song – deine Chance“ (mit Reamonn-Ire Rea Garvey als Juror) nicht mit dem ganz großen Durchbruch geklappt hat, ist da schon fast ein Plus. Zu etwas mehr Airplay wird es den beiden bislang erschienenen „Extended Play„-EPs durchaus verholfen haben. Und wer weiß, was in den kommenden Monaten noch von Xavier D’Arcy zu hören sein wird – das Zeug zum Konsensmusiker hätte er…
Hier gibt’s das Musikvideo zur Single „Cape Of No Hope“…
…den gleichen Song noch einmal in einer Version live bei „Inas Nacht“…
…sowie die ein oder andere Live-Darbietung von Stücken seiner beiden im vergangenen Februar beziehungsweise Oktober erschienenen EPs…
Er kommt halt nie aus der Mode: Der minnesingende Schmerzensmann. Der, der spätabends einsam-allein und von allen guten Geistern verlassen mit seiner Akustischen im Arm und einem Zauselbart im Gesicht, der die magische Drei-Tage-Grenze längst überschritten hat, auf der spärlich beleuchteten Veranda sitzt und vergeblich auf die Angebetete wartet. Der, der in einer lauen Sommernacht am Lagerfeuer hockt und zu reduzierter Gitarrenbegleitung Geschichten von seinem wilden Leben erzählt, während eine wilde Brise vom Meer heraufzieht und die Blicke aller Mädchen an seinen Lippen haften. Machen wir uns nichts vor: Typen wie diese sind – Klischee hin, Klischee her – wahre Frauenmagneten. Nicht erst seit den vor gut 15 Jahren auf die Bühne getretenen Dashboard Confessional und ihrem wohl eher unfreiwillig denn freiwillig zur Masturbationsvorlage aller US-Emo-Teengirls gewordenen Frontmann Chris Carrabba (der damals bei allem Bohei durchaus gute Songs zustande brachte). Nicht erst seit dem „ewigen Wunderkind“ Conor Oberst, der mit seinen mittlerweile 34 Lenzen durchaus zufrieden auf gut zwei (!) Jahrzehnte im Musikgeschäft und das Zutun in einer gut und gern zweistelligen Anzahl von Bands und Formationen zurückblicken kann (trotzdem hören ihm nicht wenige auch heute noch am liebsten zu, wenn Oberst solo und rein akustisch-unverstärkt seine Lieder mit zittriger Stimme vorträgt). Nicht erst seit dem ebenso großen wie abgrundtief traurigen Kloß Elliott Smith, dem legendär (zu) früh verstorbenen Jeff Buckley, der heulenden Nervensäge James Blunt, den aktuell wohl schönsten Leisetretern Bon Iver und William Fitzsimmons, dem hellen Organ eines Cat Stevens, dem engelsgleichen Duo Simon & Garfunkel, den US-Traditionalisten Bob Dylan und Woody Guthrie (wer mag, darf die Liste gern bis ins Mittelalter – oder gar darüber hinaus – ausführen). Girls like guitars. Jüngstes Beispiel, etwa: Mumford & Sons. Sicherlich besitzen Marcus Mumford und seine drei Mitstreiter so einige (musikalische) Qualitäten, die den Erfolg auf den weltweit größten Bühnen schon früh erahnen ließen. Dazu dieses Gespür für zarte Melancholien, welche in den Strophen sanft anschwellen, um in den Refrains mit großem Hymnus und abschließenden Chorgesängen konterkariert zu werden – darauf konnten sich vorm Player wie bei Konzerten so ziemlich alle einigen, von der drögen Bankangestellten über stylische Großstadtpärchen und Punkrocker bis hin zu in Würde ergraute Rentnerpaare. Und wäre das noch nicht genug, ist es den vier englischen Musikern ein Leichtes, den Gegenüber – auch ganz ohne Musik und nur durch ihre natürliche Bodenständigkeit und Unaufgeregtheit – innerhalb von Minuten von sich zu überzeugen. Trotzdem: Auch beim schönsten Genuss setzt irgendwann einmal die gute alte Übersättigung ein. Braucht die Welt also – trotz der aktuellen Pause von Mumford & Sons – wirklich einen Lückenbüßer? Zumal da auch noch Bands wie Dry The River wären…
All das dürfte Reuben and the Dark wohl wenig stören. In Zeiten, in denen es Musikschaffende von Jahr zu Jahr schwerer haben, ihre Kunst an den Konsumenten zu bringen (wobei die „schöne neue Digitalität“ Teufel und Weihwasser gleichzeitig darstellen dürfte), nimmt man jede positiv konnotierte Referenz natürlich gern an. Zudem liest sich der Werdegang von Frontmann Reuben Bullock quasi wie das Non-Plus-Ultra des traumjagenden Barden von Welt: Als einer der Söhne eines kanadischen Wanderpredigers aufgewachsen, verbrachte er seine Kindheit und Jugend sprichwörtlich „auf den Straßen“ Nordamerikas – und träumte mit seinen Brüdern trotzdem von der großen, von einer wilderen Welt. Die Musik bot ihm dabei schon früh einen Fluchthafen vor dem Zuviel an Spiritualität. Bullock begann zu schreiben – Gedichte, eine Gitarre rührte er laut eigenen Aussagen nicht vor dem 21. Lebensjahr an. „Pulling Up Arrows“, sein erstes von bislang zwei Soloalben, nahm er der Legende nach in einer einsamen Holzhütte im Nirgendwo Kanadas auf und reiste mit seinen Songs und der Akustischen durch die Welt. Als Christopher Hayden, seines Zeichens Schlagzeuger bei den ebenso wenig um Pathos und Größe verlegenen Florence and the Machine (auf eine wenig andere Machart), Bullocks Soloalbum zufällig in einem Shop hörte, nahm er Kontakt zu dem Sänger auf und lud ihn zuerst zu sich auf die Bühne und wenig später ins ferne London ein, um gemeinsam an Demoaufnahmen zu arbeiten. Reuben Bullock nahm diesen Karriereschritt zum Anlass, um sich eine Band aus nicht minder talentierten Freunden und Verwandten (etwa seinem jüngeren Bruder) zusammenzustellen – Reuben and the Dark waren geboren. An ihrem kürzlich beim kanadischen Indie Label Arts & Crafts erschienenen Debütalbum (noch nicht hierzulande, dafür bereits in der nordamerikanischen Heimat) arbeiteten sie, neben Hayden, mit Produzentengrößen wie Stephen Kozmeniuk (u.a. Madonna, Nicki Minaj) zusammen, während sich Jim Abbiss (u.a. Adele, Björk, DJ Shadow, Editors) für den finalen Mix verantwortlich zeichnete. „Funeral Sky„, dem elf Songs starken Ergebnis, merkt man schon an, dass es Reuben and the Dark gar nicht erst darauf anlegen, für lange Zeit als „Geheimtipp“ in kleinen Kellerclubs zu versauern. Bullocks markdurchdringendes Gesangsorgan, das zuweilen an jenes von Villagers-Frontmann Conor O’Brien denken lässt, erzählt zu oft spärlicher Gitarren- oder Pianoinstrumentierung Geschichten vom Fern- wie Heimweh, während seine Band für den reichlich sakralen Unterbau sorgt. Wie bei oben genannten Referenzbands auch wird so eine Stimmung erzeugt, die gleichzeitig alt-hergebracht wie absolut zeitgeistig wirkt. Über „Devil’s Time“, einen der zentralen auf „Funeral Sky“, weiß der Frontmann etwa stellvertretend zu berichten: „‚Devil’s Time‘ is one the oldest tunes on this record, written years ago and almost forgotten. It comes from a place of comfortable despair, of being hopeless and free… a theme that has become very present throughout the songs on ‚Funeral Sky‘.“. Wenn Reuben and the Dark auf ihrem Debüt radiofreundliche Uptemponummern vom Stapel lassen, dann auch mit ein wenig Weltschmerz der Marke Dry The River und mit den Handclaps sowie dem Hymnus von Mumford & Sons im Gepäck. Und trotz der Tatsache, dass einem kaum etwas ferner läge, als den Jungs den Vorwurf des Plagiats beziehungsweise Trittbrettfahrertums zur Last zu legen, darf freilich jeder auf die Frage, ob sich diese Band wirklich auf Dauer einen festen Platz in den persönlichen Playlists erspielen kann, seine eigene Antwort finden. Fest steht: Reuben and the Dark setzen zum Sprung an – auf leisen Sohlen von Calgary in die wilde, weite Welt. Tough guys, warm heart – It’s good to be a bard…
Hier gibt’s die Musikvideos zu den Auskopplungen „Black Water“…
…“Rolling Stone“…
…und „Bow And Arrow / A Memory’s Lament“ (übrigens ein Song, den Reuben Bullock zuvor bereits solo aufnahm)…
…sowie eine zehnminütige Acoustic Session in passender Landschaftskulisse anschauen…
…und sich hier mit „Devil’s Time“ eines der Highlights von „Funeral Sky“ anhören:
Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Videoneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…
Thees Uhlmann – Die Bomben meiner Stadt
Ob’s mit Tomte irgendwann noch weitergeht? Die einen verkünden die Trennung (um Namen zu nennen: der letzte Schlagzeuger Max Schröder), die anderen (Frontmann Thees Uhlmann) lassen die Dinge gern offen… Nichts Genaues weiß keiner. Fakt ist: Jeder macht derzeit sein eigenes Ding. Und im Fall von Thees Uhlmann könnte dieses mit der dicken Aufschrift „Solokarriere“ auch kaum besser laufen. Am 30. August erscheint endlich der Nachfolger zum 2011 veröffentlichten, selbstbetitelten Solodebüt des norddeutschen Wahlberliners. Und auch 2013 hält es Uhlmann beim Titel recht simpel und knapp – Album Nummer zwei wird „#2“ heißen, Punkt, aus, fertig. (Wer Zugaben mag, der sollte sich die Digipack-Version sichern, welche neben der 2-CD-Variante inkl. Livemitschnitt auch noch eine Bonus-DVD sowie ein eventuell gewinnbringendes Rubbelllos enthält… Der Uhl hat Ideen…)
Hier kann man sich mit „Die Bomben meiner Stadt“ bereits einen ersten Song aus „#2“ anhören, der im dazugehörigen Video die ein oder andere Impression von den Albumaufnahmen und den letzten Konzerten bietet… Ein feines Stück, das wohl auch live – Thees Uhlmann und Band gehen im November auf ausgedehnte Tournee zur neuen Platte – für reichlich Stimmung sorgen wird. „Die Bomben meiner Stadt machen boom, boom boom…“
Mumford & Sons – Hopeless Wanderer
Vier Typen in Cordhose und Jeanshemd, die zu idyllischer Landromantikkulisse herzerwärmende, von Banjo, Piano und Standbass angetriebene Melodien für Millionen spielen? Na klar, Mumford & Sons!
Doch halt, irgendwas an diesen vier Typen im Video zu „Hopeless Wanderer“, der neuen Single aus dem Erfolgsalbum „Babel„, ist anders… Richtig! Denn dieses Mal lassen sich Marcus Mumford und seine Bandkollegen optisch von den US-Komikern Ed Helms, Jason Sudeikis, Will Forte und Jason Bateman, welche der ein oder andere eventuell aus Filmen wie „Hangover“ oder „Kill The Boss“ kennen mag, vertreten. Und die machen ihre Sache recht gut… Pathetische Posen? Check! Mimische Beteuerung der eingeschworenen Gemeinschaft? Check! Ausdruckstanz? Check! Rockstar-Attitüden? Check! Wohl dem, der Selbstironie besitzt…
Portugal. The Man – Modern Jesus
A propos „Selbstironie“: Die scheinen auch Portugal. The Man zu besitzen. Denn im neusten Video der Band, welche mit „Evil Friends“ im Juni noch ANEWFRIENDs „Album der Woche“ abgeliefert hat, sieht man all jene Dinge, die man bislang eher nicht mit der ursprünglich aus dem kalten Alaska stammenden Band in Verbindung brachte: Beten, Ballern und Bootyshaken. Hat da etwa auch Produzent Danger Mouse seine Finger im Spiel gehabt?
Editors – Formaldehyde
Wer hätte das gedacht? Da machen die Editors mit ihrem neusten Studioalbum mehr als zehn Schritte zurück in Richtung Rocksound und Bandgefühl, und schon werfen eben jene Kritiker, die beim letzten, vor vier Jahren veröffentlichten Album „In This Light And On This Evening“ noch die Kälte und Sperrigkeit bemängelten, Sänger Tom Smith und seiner zum Quintett angewachsenen Band Anbiederung und Belanglosigkeit vor. Natürlich ist an „The Weight Of Your Love“ nicht alles rund und großartig, aber als Ganzes funktioniert das Album in der Tat. Und mal ganz ehrlich: Was bitteschön ist langweiliger als eine Band, auf die sich alle einigen können? Die Editors polarisierten 2005, als das Debütalbum „The Back Room“ für Furore sorgte. Die Editors polarisieren auch 2013. Lediglich die Bühnen sind groß und lichtdurchfluteter – und Ian Curtis‘ Schatten deutlich kleiner…
Hier gibt’s das Video zur neuen Single „Formaldehyde“, bei welchem der Brite Ben Wheatley (u.a. Sightseers, Kill List) auf dem Regiestuhl saß, und das die aus dem englischen Birmingham stammende Band mal eben in eine Wildwestszenerie versetzt:
Jupiter Jones – Denn sie wissen, was sie tun
A propos „Polarisieren“, a propos „Wildwest“: Beide Fakten könnte man derzeit auch beinahe eins zu eins auf die vier Jungs von Jupiter Jones übertragen. Dabei sind all die Vorwürfe von Pathos und Pop längste alte Hüte für Nicholas Müller, Andreas Becker, Sascha Eigner und Marco Hontheim, denn bereits das 2004 erschienene – und im Übrigen noch immer ganz großartige – Debütalbum „Raum um Raum“ war dem Punklager zu sehr Pop, für’s Poplager war’s jedoch zu viel Punk. Und auch wenn das letzte, selbstbetitelte Album den Kenner und Fan der Band vor zwei Jahren doch mehr als ein Mal müde gähnen ließ, darf sich, wer will, gern auf’s neue Album „Das Gegenteil von Allem„, welches ab dem 11. Oktober in den Regalen stehen wird, freuen… Ich zumindest tue das, und sei es nur, weil ich die Band vor langer Zeit ins Herz geschlossen habe.
Und da war doch noch das Stichwort „Wildwest“… Richtig! Denn ebenso wie das neuste Musikvideo der Editors spielen auch Jupiter Jones im ersten Albumvorboten „Denn sie wissen, was sie tun„, welchen man sich aktuell kostenlos (!) bei Amazon herunterladen kann, groß im Saloon auf. Mit dabei: Ex-Rapper und Deichkind-Chaot Ferris MC sowie Jennifer Rostock-Frontfrau Jennifer Weist. Am Ende lässt diese Konstellation alle wohlmöglich genauso fragend dastehen wie der Fakt, dass Jupiter Jones zum ersten Mal seit fast zehn Jahren wieder richtig aufs musikalische Gaspedal treten… Mutig ist der Zug, all jene, die Songs wie „Still“ (dessen niederländische Coverversion ich hier in Maastricht übrigens vor ein paar Tagen in einem örtlichen Elektronikdiscounter unvermittelt kennen lernen „durfte“) vor ein paar Jahren ins Boot geholt hatten, nun so vor den Kopf zu stoßen, allemal. Steht also auf Album Nummer fünf eine Rückbesinnung auf den Bandsound der Anfangstage an? Oder gar ein noch größerer Spagat zwischen Punk, Rock und Pop? Es bleibt spannend im Hause Jupiter Jones…
Oh Land – Renaissance Girls
Verdammte Popmusik, verdammte Ohrwürmer! Eigentlich will man „Renaissance Girls“, den neusten Vorboten des kommenden Oh Land-Albums „Wish Bone“, gar nicht toll finden… Zu billig produziert und poplastig platt scheint der Song im ersten Moment, zu trashig und Eighties-like sind die Kostüme im dazugehörigen Video. Doch dann: Diese Stimme! Diese Melodie! Dieser um die Ecke gedachte, selbstironische Text! Und Nanna Øland Fabricius, die aus der dänischen Hauptstadt Kopenhagen stammende Dame, welche seit 2008 unter dem Pseudonym Oh Land (eine Anspielung auf ihren Zeitnamen) feine Elektropopsongs veröffentlicht, ist ja auch ganz nett anzuschauen…
Bevor am 24. September das dritte, von TV On The Radio-Kopf Dave Sitek produzierte Album „Wish Bone“ erscheint, bekommt man hier schon einmal einen Vorgeschmack, welcher sich bei mir bereits als hartnäckiger Ohrwurm erwiesen hat. Pop as Pop goes, mit Herz, feministischem Augenzwinkern und Hirn:
„I can be an engine buzzing like a bee, I’m a real independent / Doing the laundry and planning for the future / It’s the nature of a renaissance girl / I can be your darling cooking you dinner and soothing your heartache / Having three kinds and still remain a virgin / It’s my version of a renaissance girl…“
Queens Of The Stone Age – live beim Lollapalooza 2013
Foto: Ian Witlen
Ganz kurz: Alle jene, welche den Auftritt von Josh Homme und seinen Queens Of The Stone Age am 2. August beim diesjährigen Lollapalooza Festival in Chicago verpasst haben, können sich hier die 70-minütige Show im Stream anschauen. Und danach dem aktuellen Album „...Like Clockwork„, welches wohl auch Ende 2013 zu den diesjährigen Veröffentlichungshighlights zählen dürfte, einen neuen Anlauf in der persönlichen Heavy Rotation gönnen…
Kinners, damit haben die Jungs mich gekriegt! Denn die Geschichte des „letzten Hunds auf Erden“, für den es sich im wahrsten Wortsinn bald ausgehechelt hat, ist wirklich herzzerreißend… Ist auch alles drin in dem viereinhalbminütigen Musikvideo zur aktuellen Local Natives-Single „You & I“, zu dem die Band aus dem sonnigen Kalifornien auch gleich noch die Story lieferte (Regie führten Daniel Portrait und Kamp Grizzly): große Momente, große Emotionen, Trauer, Wut, eine Klimax – und ein Happy End, bei dem sich das Herz eines jeden Hundefreundes vor Freude ein Steak abfeiern dürfte…
Wem das US-amerikanische Indierock-Viergespann der Local Natives noch kein Begriff sein sollte, dem sei geraten, sich das dazugehörige – zweite und im Januar diesen Jahres erschienene – Album „Hummingbird“ anzuhören, welches die Band im Studio von The National-Gitarrist Aaron Dessner aufgenommen hat, und dann auch gleich von ihm produzieren ließ (hört man irgendwie auch deutlich raus, wie ich finde).
Wer Referenzen mag: Man nehme vertrackte Indierock-Rhythmen wie die der Antlers, Grizzly Bear oder Radiohead, beschichte diese mit Fleet Foxes’schem Harmoniegesang, achte stets darauf, dass künstlerischem Anspruch und seelischem Tiefgang zu jeder Zeit eine nonchalante Note verliehen wird, dabei jedoch auch der mitreißende Pop-Faktor nach Mumford&Sons’scher Art nie zu kurz kommt – et voilà!
Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier einige der Videoneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…
Mumford & Sons – Whispers In The Dark
Zu behaupten, dass die vier Briten von Mumford & Sons derzeit auf der Sonnenseite des Musikgeschäfts durch die Welt reisen, ist zweifelsohne alles andere als Übertreibung. Ihr zweites Album wurde bei den Grammy-Awards kürzlich als „Album des Jahres“ ausgezeichnet (und setzte sich damit gegen nicht eben schlechte Werke von den Black Keys, Jack White oder Frank Ocean durch), die aktuellen Konzerte sind durchgängig ausverkauft, Sänger Marcus Mumford hat sich gar in Hollywood eingeheiratet und arbeitet momentan gemeinsam mit Justin Timberlake (!) am Soundtrack des neuen Coen Brüder-Films „Inside Llewyn Davis“. Läuft? Läuft!
Und auch wenn das Video zu „Whispers In The Dark“, der nächsten Single des Erfolgsalbums „Babel„, evozieren mag, dass die vier Mumfords sich außerhalb ihrer Pflichttermine (aka. Konzerte und Studioaufenthalte) kaum sehen (können) – alles Quatsch, Marcus Mumford, Winston Marshall, Ben Lovett und Ted Dwane sind natürlich Buddies by heart. Und: das Video enthält einen kleinen Gastauftritt der Damen von Haim, welche ja in der letzten Zeit – und das nicht nur hier auf ANEWFRIEND – zu einer der größten Hoffnungen für 2013 erklärt wurden: die drei Schwestern treten als Rock’n’Roll-Stylistinnen von Banjo-Spieler Winston Marshall auf.
Biffy Clyro – Biblical
Und auch das schottische Trio von Biffy Clyro kann momentan kaum über Erfolglosigkeit klagen. Das kürzlich erschienene Doppelalbum „Opposites“ wurde von Fans wie Kritikern – trotz seiner nicht zu leugnenden Opulenz – fast durchgängig überschwänglich aufgenommen, und die Band drauf und dran, nun auch das US-amerikanische Rockpublikum für sich zu vereinnahmen – was ja auch passen würde, immerhin entstand „Opposites“ im sonnigen Santa Monica, Kalifornien.
Und das neue Video zu „Biblical“ weiß, wie bereits seine Vorgänger, wieder mit cineastischen Szenen zu überzeugen. Sänger Simon Neil erhält darin immer wieder einen mysteriösen Anruf auf dem Telefon seines Motelzimmers, stürmt heraus – und setzt damit eine Kette tragischer Ereignisse in Kraft, an deren Ende er sich wieder auf dem Bett des Motelzimmers befindet. Alles geht von Neuem los – Murmeltiertag in der Version von Mon the Biff…
Dear Reader – Down Under, Mining
Der erste Vorbote zum neuen Album der Band von Frontfrau Cherilyn MacNeil war auf ANEWFRIEND bereits vor einigen Wochen zu hören. Bevor „Rivonia„, das dritte Album von Dear Reader, am 5. April in die Plattenläden kommt, kann man sich nun „Down Under, Mining“ als liebevoll in Szene gesetztes Scherenschnitt-Video zu Gemüte führen…
Mire Kay – Reverse
Was macht eigentlich die schwedische all-female Post Rock-Band Audrey gerade? Nun, seit dem zweiten, 2008 erschienenen Album „The Fierce and the Longing“ liegt die Band – offiziell – auf Eis. Deshalb braucht man jedoch nicht auf neue Musik von ihnen zu verzichten, denn Emelie Molin und Victoria Skoglund, immerhin zwei Viertel von Audrey, veröffentlichen (ebenfalls) am 5. April „A Rising Tide Lifts All Boats„, das Debütalbum ihrer neuen Band Mire Kay. Wer mag, kann sich schon jetzt einen Vorgeschmack in Form der ersten Single „Reverse“ holen, dessen Video in einem alten Gemeinderaum in Stockholm aufgenommen wurde. Solange sich der Frühling noch nicht gänzlich zum Bleiben entscheiden kann, sind Stücke wie dieses hier doch die nahezu perfekte Spaziergangsuntermalung, werden einem der kalte Wind durch graue Wolken ins Gesicht bläst…
Mehr gefällig? Klar! Das Duo bietet mit „Beat“ auch einen weiteren Song des Debüts, welches der vor zwei Jahren veröffentlichten EP „Fortress“ nachfolgt, zum Stream und freien Download an…
…und kommen im April und Mai für einige Konzerte in deutsche Gefilde:
10.04.2013 – DE – Hamburg – Hasenschaukel
11.04.2013 – DE – Leipzig – Kaffic
12.04.2013 – DE – Erfurt – Franz Mehlhose
14.04.2013 – DE – Berlin – Ackerstadtpalast
05.05.2013 – DE – Hamburg – Aalhaus
05.05.2013 – DE – Köln – Wohngemeinschaft
10.05.2013 – DE – Frankfurt/Main – Zoom