Schlagwort-Archive: Möngöl Hörde

Das Album der Woche


Frank Turner – FTHC (2022)

-erschienen bei Polydor/Universal-

War es eine Prophezeiung? „Hey-ho, hey-ho, hey-ho / We’re heading out for the punk rock show!“ rief Frank Turner einem vor knapp zehn Jahren freudig auf „Four Simple Words“ entgegen, auf der bis dahin potentiell schnellsten und lautstärksten Nummer in seinem bisherigen Solo-Katalog. Und höre da – nach Jahren der Verdichtung der Formel des akustischen Folk-Punks – mal lauter, mal introvertierter – nimmt er einen auf Album Nummer neun nun tatsächlich zur waschechten Punk-Rock-Show mit…

Eines wird beim Hören von „FTHC„, welches als Akronym für „Frank Turner Hardcore“ bereits die ein oder andere musikalische Assoziationskette auslöst, schnell klar: Die Spielfreude des 40-jährigen britischen Musikers bricht nach der langen, Lockdown-bedingten Tourpause aus nahezu allen Albumecken hervor. Denn gerade einer wie Turner lebte – über 2.500 Shows in weniger als zwei Jahrzehnten sprechen da eine deutliche Sprache – bis zur jähen Corona-Zäsur bekanntlich vor allem on the road, wohl auch daher musste er die zuhause aufgestaute Energie also im Studio kanalisieren – und das bis zum Schluss, denn „FTHC“ vermeidet weise den damals nicht durchweg überzeugenden „Be More Kind„-Weg, im letzten Drittel nur mehr Balladen zu offerieren. Wer also hier den schmachtenden Lagerfeuer-Punk ähm… -Frank sucht, ist falsch abgebogen, denn der neue Langspieler hält – zumindest in der Standard-Version – kaum Balladeskes parat. Natürlich darf die Akustikgitarre auch 2022 recht wenig Staub ansetzen und mal hier, mal da aus dem Koffer kommen, ansonsten dominieren hier jedoch ordentlich hochgedrehte Regler und Stromgitarren-Musik, in einer für 14 Songs (in der Deluxe-Variante sind’s sogar noch sechs Stücke mehr) überraschend gelungenen Abwechslung aus krediblem Punk, herzerfrischendem Hardcore und – ja klar – eingängigem, schwitzigem Alternative Rock. Und wie sollte es anders sein, wird diese Melange natürlich stets angetrieben von Turners typisch authentisch-bodenständiger, Pub-folk’esker Erzählweise.

Schon der riskante Brüll-Opener „Non Serviam“ zeigt als schöne Finte und mit ordentlich Gift und Galle an Bord innerhalb von knapp zwei Minuten, dass Turners Hardcore-Affinität keineswegs Schnee von gestern ist (und wer’s nicht glaubt, der darf gern mal bei seinem Hardcore-Punk-Nebenprojekt Möngöl Hörde ein Ohr riskieren). Dabei dient die Nummer wohlmöglich auch als Gradmesser: Wer nach dem Song noch da ist, wird an und mit „FTHC“ einen Riesenspaß haben. Aller Lautstärke zum Trotz – und auch, wenn ole Frank hier vernichtend jegliche Autorität ablehnen mag – kann er jedoch selbst hier seinem Good Guy-Image nicht gänzlich entkommen: „Help the ones in need / Do your best to leave the others be“ skandiert er im Refrain, der genauso schnell vorbei ist, wie er mit wenig Anlauf die Tür eintrat.

Danach wird’s etwas gewohnter, denn die bereits im Mai 2021 veröffentlichte Single „The Gathering“ ist der klassische, sehnsüchtige Nach-dem-Lockdown-wird-es-irgendwann-wieder-Konzerte-geben-Song, welcher mit fettem Queen-Chor die lang ersehnte Wiedervereinigung in verschwitzten Circle Pits bildlich in Szene setzt (und ganz nebenbei mit namenhafter musikalischer Unterstützung von Muse-Schlagzeuger Dominic Howard oder US-Southern-Rocker Jason Isbell, der hier ein Solo beisteuert, aufwartet). Bevor der Konzertbetrieb nun – hoffentlich – endlich, endlich wieder etwas an Fahrt aufnehmen kann, nutzte Turner die vergangenen zwei Jahre nicht nur für (s)einen Umzug von trubeligen London nach Mersea Island, Essex, an die deutlich ruhigere englische Küste, sondern auch dafür, die lyrische Lupe etwas mehr auf sich selbst zu richten. Nach „No Man’s Land„, dem 2019 veröffentlichten Vorgänger, welcher ausschließlich Songs über beeindruckende Frauen und deren Geschichte enthielt, betreibt er auf „FTHC“ dabei mentale Nabelschau erster Güte. Offen wie eh und je verpackt Turner Themen wie mentale Gesundheit („Haven’t Been Doing So Well“, „A Wave Across The Bay“), Substanzmissbrauch („Untainted Love“ mit der durchaus therapeutischen Zeile „I sure do miss cocaine„) und das Aufbegehren gegen gesellschaftliche Stereotypen („Perfect Score“) in seine Lieder.

Besonders persönlich wird es im Dreiergespann aus „Fatherless“, „My Bad“ und „Miranda“, welches sich als Mini-Rockoper rund um dasselbe Thema dreht: Turners komplizierte Beziehung zu seinem Vater. Von den schwierigen Jahren seiner Kindheit und der Abschiebung ins verhasste Internat erzählt er im hookigen Uptempo-Rocker „Fatherless“ und sehnt sich nach einem „caregiver who had care to give„. Die zügellose Hardcore-Attacke „My Bad“ beschäftigt sich mit den Erwartungen, die an jemanden aus seiner gesellschaftlichen Klasse gestellt werden, und wie sein recht konträrer Rock’n’Roll-Circus-Lebenslauf dazu (eben nicht) passt. Ein quietschendes Gitarren-Lick läutet dann den bislang größten Plot-Twist mit „Miranda“ ein: „My father is called Miranda these days / She’s a proud transgender woman / And my resentment has started to fade„. Tatsächlich wartet die Nummer mit so etwas wie einem späten Happy End in groovendem Midtempo auf: Die Versöhnung des Sohnes mit seinem Vater, der seit Jahren als Frau lebt, und wie beide seither wieder eine gemeinsame, durchaus freundschaftliche Gesprächsbasis gefunden haben – „Miranda, it’s lovely to meet you„.

Und obwohl es Turners Songs in der Vergangenheit nie an hartem, von Herzen kommendem und zu selbigem gehenden Tobak mangelte, hält das neue Werk doch ein besonderes Beispiel parat: „A Wave Across The Bay“, welches sich mit dem Freitod seines guten Freundes und Frightened Rabbit-Sängers Scott Hutchinson im Jahr 2018 beschäftigt. Ähnlich wie bei „Song For Josh“ (vom 2015er Album „Positive Songs For Negative People„) bedauert er, die Zeichen nicht erkannt zu haben, die auf den seelischen Zustand seines Freundes hindeuteten – und setzt dem zu früh verstorbenen Wegbegleiter nun ein gleichsam emotionales wie hymnisches Denkmal, das Frightened Rabbit’esk gemächlich beginnt, um dann wie eine erlösende Welle über einen hereinzubrechen: „Like a wave across a bay, never breaking / Ever falling, never landing / Rolling slowly out to sea and always smiling…“ Uff. Klare Sache: Nach all diesen emotional umklammernden Songs muss man erst einmal durchatmen…

Zum Glück erinnert einen der Punk-Rock-Barde in dem etwas luftigeren und tanzbaren „The Resurrectionists“ auch daran, dass nicht alles im Leben immer einen tieferen Sinn ergeben muss: „We’re all just kids someone let loose into the world / Waiting for someone to explain the rules / And that’s all„. Doch Halt! Wer schreit denn da über den Chorus? Tatsache, Biffy Clyro-Frontmann Simon Neil leiht dem Songfinale seine nahezu unverkennbaren Screams. Und auch eine weiteres Easter Egg für Langzeitfans hält die Nummer bereit, denn Frank Turner liefert hier nämlich in der zweiten Strophe ein Update, wo die ganzen Charaktere aus „I Know Prufrock Before He Was Famous“ vom 2009er Langspieler „Love Ire & Song“ geblieben sind.

Einmal in Fahrt gekommen, liefert der britische Musiker, der bei diesem Album am Schlagzeug Übersee-Unterstützung von Ilan Rubin (Nine Inch Nails, Angels & Aiwaves) erhielt, weiter ab, segelt in vollem Uptempo in ein live wohl äußerst unterhaltsames, zackiges „Punches“, inklusive heftigem Kopfnicker-Riff im Refrain. „Perfect Score“ wäre auf früheren Alben akustisch und etwas entspannter instrumentiert ein schöner, luftiger Folk-Song geworden. Hier schrammelt alles, was sechs Saiten hat, zu einer feinen, zweieinhalb Minuten langen Blaupause für einen 1A-Rocksong. Ähnlich verhält es sich mit „The Work“, einer herzerwärmenden, in Alltagstrott getauchten Liebeserklärung an seine Frau: „Because we’ve both been doing our best / Skirting round the edges of perfect / Darling I know this / It’s the work that makes it worth it“.

Etwas ruhiger gibt sich Turner eigentlich nur auf der ersten Hälfte von „Little Life“ – und auch diesem spendiert er schließlich ein fast schon epochales Finish. Nach seinem Wegzug aus der alten Londoner Heimat blickt er sowohl in diesem Song als auch im abschließenden „Farewell To My City“ noch einmal wehmütig und nicht ohne Reue zurück, unternimmt sprechsingend einen letzten Spaziergang vorbei an all den von Erinnerungen gesäumten Pubs und Clubs, die ihn – nebst seinem durchaus ungesunden Lebensstil früherer Tage – in „Untainted Love“ mit etwas weniger Fortüne fast umgebracht hätten, bevor er schließlich in den Umzugswagen steigt – ein würdiger, einmal mehr lautstarker Abschluss einer Platte, die sich somit auch wie der Abschluss einer Ära anfühlt. Alles in allem ist „FTHC“ – mit welchem dem Musiker nun auch seine erste Nummer-eins-Platte in der englischen Heimat gelang – musikalisch mit Abstand Frank Turners härtestes und kompromisslosestes Solowerk, lyrisch eine Therapiestunde, melodisch ein ordentliches Fass voller Ohrwürmer. Ein herzerwärmender Genuss und eine gelungene, zu gleichen Teilen hungrige wie smarte, angriffslustige und selbstreflexiv innehaltende Werkschau dessen, wofür der Vorzeige-Folkpunk inzwischen steht.

Hier gibt’s alle Song im Stream:

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Das Album der Woche


Frank Turner – Positive Songs For Negative People (2015)

positive-frank-erschienen bei Vertigo/Universal-

Frank Turner – jedem Freund bierseligen Pub-Punksrocks mit akustischer Schlagseite (und nicht nur denen!) dürfte längst klar sein, wofür der mittlerweile 33-jährige Musiker seit Jahr und Tag steht: Authentizität, Bodenständigkeit, Herzlichkeit, britische Working-Class-Consciousness – und, ja, neben all diesen für Lau verschleuderten Schimpfwörtern (das Augenzwinkern denkt ihr euch bitte) auch ein wenig sympathische Naivität. Denn wie sonst kann man es sich erklären, dass ein Mensch diesseits der Vierzig all seine Energie in ein Leben von, mit und für die Musik steckt?

Und Turner tut dies freilich nicht erst seit Gestern. Immerhin ist der Mann, 1981 in Bahrain zur Welt gekommen, im sehr indie-lastigen englischen Hardcore gewachsen – ob nun in ferner zurück liegender (Million Dead) oder jüngerer Vergangenheit (Möngöl Hörde). Trotzdem wird der Turner-Frank den meisten mehr als Solo-Künstler ein Begriff sein, sei es nun durch seine zwischen 2007 und 2013 auf den Markt geworfenen fünf Alben, oder vielmehr durch seine fast durchgängig überzeugenden Liveshows. Der Mann war in den letzten Jahren derart emsig am Aufnehmen oder Touren, dass man sich als Freund gitarrenlastiger Festivals beinahe wundern durfte, wenn der Mann mal nicht auf einem Dreitagesakt in der prallen Mittagssonne zu sehen war… Und da Turner das offenbar noch nicht genügte, ging er auch noch unter die Autoren und veröffentlichte in diesem März seine Quasi-Autobiografie „The Road Beneath My Feet“ (zu der er sich übrigens vor allem durch Henry Rollins‘ 1994 erschienene Black-Flag-Memoiren „Get In The Van“ inspirieren ließ). Ein nimmermüder Tausendsassa mit ordentlich Arbeitsethos unterm Hintern? Aber hallo!

FRANK TURNER 2015 PROMO IMAGE HANDOUT ...

Freilich mag sich Frank Turner längst einen Namen als hervorragender (Live)Musiker gemacht haben. Allerdings war der Weg dahin ein steiniger. So war der britische Songwriter seit seinem 19. Lebensjahr mehr oder minder pausenlos on the road irgendwo in kleinen bis mittelgroßen Kaschemmen zwischen London und Tokio, führte ein unstetes Nomadenleben, lebte sprichwörtlich von der Hand in den Mund und schlief nicht selten gar auf den Couches von Freunden und Bekannten. Seit dem 2007 veröffentlichten Solo-Debüt „Sleep Is For The Week“ (welch‘ programmatischer Titel!) war der Musiker auf Ochsentour zwischen Bühne, Studio und immer mehr Bühnen. Der lange Lohn: im Rahmen der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2012 in London durften er und seine Begleitband The Sleeping Souls vor mehr als 80.000 Zuschauern auftreten (ganz zu schweigen von den Millionen Fernsehzuschauern) und Songs wie den Gassenhauer „I Still Believe“ performen. Und: Mittlerweile kann sich der Mann im Londoner Stadtteil Holloway eine kleine aber feine zweigeschossige Eigentumswohnung leisten – selbst, wenn er da auch in Zukunft kaum sein sollte (Festivals, Studio, die Bühnen, die Ochsentouren – Sie verstehen).

Trotzdem ist in Turners Leben längst nicht alles eitel Sonnenschein. Gerade im Rückspiegel wirkt sein vor zwei Jahren erschienenes fünftes Album „Tape Deck Heart“ wie das musikalisch verarbeitete Scherbenauflesen einer zu Bruch gegangenen Beziehung – ein Breakup-Album von britischer Couleur (wer mag, darf beispielsweise gern in den noch immer tollen Song „Tell Tale Signs“ hinein horchen). Doch wer Frankies Werdegang verfolgt, der weiß, dass der Engländer ein durchaus positives Stehaufmännchen ist. Von daher war auch (und gerade) für das neue, sechste Werk eine direkte Antwort zu erwarten…

frank-turner-2015-promo-01-636-380

Trotzdem weist „Angel Islington“, die gut zweiminütige Eröffnung von „Positive Songs For Negative People„, ein wenig auf die falsche Fährte: zu sanftem Aktmusik-Gezupfe gibt Frank Turner noch einmal den Melancholischen, den Geschundenen und Geläuterten: „By the waters of the Thames / I resolve to start again / To wash my feet and cleanse my sins / To lose my cobwebs on the wind / To fix the parts of me I broke / To speak out loud the things I know / I haven’t been myself“. Schon „Get Better“, bei dem seine Begleiter der Sleeping Souls dazu stoßen, macht mit kaum mehr Laufzeit ungleich mehr Dampf unterm Kessel. Zu kraftvollem GitarreSchlagzeugBass schlägt Turner flugs neue Kapitel auf und wischt mir nichts, dir nichts allen Trübsal beiseite: „So try and get better and don’t ever accept less / Take a plain black marker and write this on your chest / Draw a line underneath all of this unhappiness / Come on now, let’s fix this mess / We could get better / Because we’re not dead yet“ – fast klar, dass solche Zeilen in Gangshouts münden müssen. Und ähnlich positiv und uptempo geht es weiter: „The Next Storm“ ist der reine musikalische Frühling (der dann in „The Opening Act Of Spring“ schon im Titel vor der Tür wartet), das toughe „Out Of Breath“, welches Punkrock mit Cabaret Rock kreuzt, trägt seinen Namen vollkommen zu recht („When you meet death / Be out of breath / And say you’re pleased to see him ‚cos you’re tired“), „Demons“ trägt nicht nur die ein oder andere weitere tolle Tattoo-Idee in sich („If life gives you demons, make demands“), sondern entleiht sich gleich mehrere Hooks bei den Foo Fighters und in „Love Forty Down“ macht Turner noch einmal klar, dass er gerade jetzt so viel zu gewinnen und so wenig zu verlieren hat: „I’m battered and I’m bruised / And I can’t afford to lose“. Die Highlights stechen jedoch auf diesem an Enttäuschungen armen Album (einzig „Josephine“ klingt mit seinen Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Zeilen und den E-Street-Gedächtnisriffs mehr nach B-Seiten-Material) trotzdem besonders hervor: „Glorious You“ feiert gut drei Minuten zu nahezu perfekten Melodien die Unvollkommenheit („Be glorious you, glorious you, glorios you / With your mixed-up metaphors, your messed-up makeup / Glorious you / With your tongue-tied tragedy, your too-small t-shirt / Glorious you“), „Mittens“ zeigt als großer Popsong dem Herzscherz den Mittelfinger, „Silent Key“, zu welchem die US-amerikanische Folksängerin Esmé Patterson ein paar Gesanglinien beisteuert, berichtet vom tragischen Unglück des Space Shuttles „Challenger“ im Jahr 1986, bei dem auch die im Song erwähnte gelernte Lehrerin Christa McAuliffe ums Leben kam. Und es darf wohl als programmatisch für „Positive Songs…“ stehen, dass Turner selbst dieser Tragik noch eine Sonnenseite abgewinnen kann: „I see this as a positive song, in the sense that it’s about appreciating the luck of even having lived, or been an astronaut…“. Nur einmal, beim letzten Stück „Song For Josh“, muss wohl jeder, der ein Herz und zwei Ohren hat, ganz tief schlucken. Frank Turner trägt diesen Tearjerker, der einem Freund, dem ehemaligen Clubmanager Josh Burdette, der sich im September 2013 das Leben nahm, allein zur Akustischen vor. Noch besser: das Stück wurde im Juni 2014 live im renommierten „9:30 Club“ in Washington D.C. mitgeschnitten – eben jenem Konzertvenue, dessen Manager besagter Josh noch wenige Monate zuvor war. „Why didn’t you call? / My phone’s always on / Why didn’t you call? / Before you got gone“ – jede Zeile ist Gänsehaut, danach kann, soll, darf nichts mehr kommen! Bewegender wird wohl in diesem Jahr kein Album zu Ende gebracht.

Auch wenn es komisch klingen mag, liefern Frank Turner und seine Sleeping Souls mit dem gemeinsam mit Produzent Butch Walker (u.a. Taylor Swift, Pete Yorn, Pink, Weezer) innerhalb weniger Wochen im US-amerikanischen Nashville aufgenommenen „Positive Songs For Negative People“ das gleichzeitig vielseitigste und geschlossenste Werk in der Diskographie des 33-jährigen Musikers ab, vereint es doch so ziemliche alle Beispiele und Namen, die sich derzeit auf mittelgroßen bis riesigen Konzertbühnen die Finger an Saiten und Tasten wund spielen können: Foo Fighters (zu hören an vielen Ecken und Enden, etwa „Demons“), Mumford & Sons (der Banjo-Anschlag bei „The Opening Act Of Spring“), Bruce Springsteen und seine E Street Band („Josephine“), die Dresden Dolls (die völlig atemlose Punk-Cabaret-Nummer „Out Of Breath“), Biffy Clyro (das chorale Finale von „Demons“), The Hold Steady etc. pp. Das Gute dabei ist, dass Frank Turner, der von Album zu Album mehr und mehr von der „Punkrock-Lagerfeuervarinate eines Billy Bragg“ zum „britischen Dave Grohl“ mutiert (im besten Sinne, natürlich!), dabei ganz sich selbst treu bleibt. Toll auch, dass der Deluxe Edition des 40 Minuten kurzen Albums zehn der zwölf Stücke (minus dem ersten und letzten Song) als Solo-Akustik-Versionen beiliegen (und hierbei vor allem „Glorious You“ und „Mittens“ als Gewinner in reduziertem Gewand vom Feld gehen). So (in Band-Version) oder so (als allein vorgetragene Akustik-Varianten) ist Frank Turner mit „Positive Songs…“ ein feines Album gelungen – und das bislang positivste seiner Karriere sowieso. Oder wie unlängst in einem Forum zu lesen war: „Es ist Sommer und das ist passende Musik hierfür.“ Jawollja!

Screen-Shot-2015-03-20-at-17.19.37-1

 

 

WasFrank Turner selbst über sein neustes Werk denkt? Das seht und hört ihr hier:

 

Freilich darf man via Youtube auch einige Songs hören. Hier kann sich das Musikvideo zu „The Next Storm“, Lyric-Videos zu „Get Better“ und „Mittens“ sowie einen Live-Mitschnitt des großen, bewegend ehrlichen „Song For Josh“ ansehen:

 

Und zum Schluss noch ein kleiner aber feiner Download-Tipp: Auf „Niko Records“ kann man sich Frank Turners gut einstündigen Akustik-Auftritt beim österreichischen „Acoustic Lakeside Festival“ vom Juli 2014 kostenlos und unverbindlich aufs heimische Abspielgerät laden – in bester Soundboard-Qualität, selbstverständlich. Zugreifen, bitte!

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Villagers – Occupy Your Mind

villagers occupy your mind

Nur wenige Stunden vor der Eröffnung der 22. Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi, die im Vorfeld bereits von allerhand Diskussionen über Menschenrechte und Korruptionsvorwürfe begleitet wurden (was sich bei einem Gastgeberland wie Russland per se ja kaum vermeiden lässt), im Endeffekt jedoch recht traditionell bieder und erwartbar ausfielen, schickten Conor O’Brien und seine Band Villagers ihren Beitrag zum Sportereignis in Form des neuen Songs „Occupy Your Mind“ in die Welt hinaus. Das von Simian Mobile Disco-Mann James Ford, der in der Vergangenheit bereits durch Kollaborationen mit Little Boots oder Gossip-Wuchtbrumme Beth Ditto seine Qualitäten als Reglerzieher unter Beweis stellte, produzierte Stück geht konsequent den Weg weiter, den die Villagers bereits mit Songs wie „The Waves“ vom im vergangenen Jahr veröffentlichten Album “{Awayland}” eingeschlagen hatten: große Melodien, dezente Tanzbarkeit und ein multiples Spiel mit elektronischen Referenzpunkten. Im dazugehörigen, erneut von Alden Volney verantworteten Musikvideo (er war ja bereits für den großartigen Clip zu „Nothing Arrived“ verantwortlich) präsentiert sich O’Brien mit kurzer Raspelhaarfrisur á la Sinead O’Connor und Pantomimenschminke im spärlich bunt ausgeleuchteten Halbdunkel, und auch auch der knappe Kommentar der irischen Band lässt ausreichend eindeutige Vieldeutigkeit zu: „In the advent of the 2014 Olympics in Sochi, please find attached a song written for you, your mother, your father and your gay brothers and sisters in Russia.“. Alles in allem hat „Occupy Your Mind“ jedoch in der Tat das Zeug zum Großereignis-Titelstück.

 

 

 

Dredg – I Left My Heart In SF

dredg

A propos „große Melodien“: Was machen eigentlich Dredg gerade?

Manch einer mag’s bedauern, manch einer begrüßen, dass nun schon fast drei Jahre lang Funkstille herrscht beim kalifornischen Alternative Rock-Quartett, stieß doch „Chuckles And Mr. Squeezy„, das letzte, 2011 veröffentlichte Album der Band, auf – um’s höflich auszudrücken – „höchst geteiltes Echo“. Nun jedoch dürften alle Fans von Albumgroßtaten wie „El Cielo„, das nun auch schon wieder mehr als zehn Jahre auf dem musikalischen Buckel hat, neue Hoffnung schöpfen, denn die Band um Frontmann Gavin Hayes präsentierte mit dem lediglich gut zwei Minuten knappen Song „I Left My Heart In SF“ ihren Beitrag zum „SF Timelapse Project“ und ließ das musikalische Lebenszeichen in allerhand eindrucksvolle Bilder ihrer kalifornischen Wahlheimat einbauen. Wer mag, der darf sich den neuen Song denn auch kostenlos (im *.wav-Format) via Youtube herunterladen…

 

 

 

Frank Turner – Polaroid Picture EP

frank-turner---press-picture-3---april-2013---credit-brantley-gutierrez

Weitaus weniger geizig mit neuen Veröffentlichungen geht bekanntlich Frank Turner zuwerke. Nur wenige Monate nach seinem fünften Album „Tape Deck Heart“ lässt der britische Punkrock-Singer/Songwriter nun, mit der „Polaroid Picture EP„, bereits den nächsten Stoß neuer Songs auf seine Hörerschaft los… Obwohl: So „neu“ dürfte ein Großteil der Stücke für die meisten nicht sein, immerhin bekam man den Titelsong bereits auf dem im vergangenen April erschienenen „Tape Deck Heart“ zu hören. Außerdem enthält das Mini-Album noch Turners Cover-Verneigungen vor Frightened Rabbit (mit „The Modern Leper“), den Weakerthans (mit „Plea From A Cat Named Virtute“) und Biffy Clyro (mit „Who’s Got A Match“), ihres Zeichens allesamt Freunde und/oder Lieblingsbands des 32-Jährigen Vollblutmusikers, sowie das neue Stück „Sweet Albion Blues“. Und da dem weltenbummelnden Energiebündel neben all den Plattenveröffentlichungen, Tourneen oder dem Kreieren eigener Biersorten noch immer schnell langweilig zu werden droht, hat er so ganz nebenbei noch seine eigene Hardcore-Zweitband namens Möngöl Hörde – namenstechnische Ähnlichkeiten zu Motörhead sind hier freilich aus der Umlaut-Luft gegriffen – am Start, von denen in näherer Zukunft wohl auch zu hören sein wird…

 

Hier kann man sich eine betont atemlose Live-Version von „Sweet Albion Blues“ anschauen…

 

…und in alle fünf EP-Songs hinein hören:

 

 

Against Me! – FUCKMYLIFE666

against-me-011714

Viel war in letzter Zeit zu lesen über Against Me!-Frontfrau Laura Jane Grace und ihr Transgender-Outing. Jedoch sollte bei aller Diskussionen, ob und inwiefern und überhaupt es denn bitteschön in der Hinterhand-Prüderie des 21. Jahrhunderts möglich ist, dass sich ein (ehemaliger) Punkrockfrontmann zu seinen weiblichen Reizen, zu Brüsten anstatt von zwei dicken Cockrockeiern bekennt, nicht außer acht gelassen werden, dass Against Me! kürzlich mit ihren neuen Album ”Transgender Dysphoria Blues” ein ganz hervorragendes Stück melodieseligen Punkrocks veröffentlicht haben. Dass die Transgender-Thematik dabei ebenso die kompletten 29 Albumminuten durchzieht wie die drei Minuten des Musikvideos zu „FUCKMYLIFE666“ ist natürlich die logische – da abgrundtief ehrliche – Konsequenz. Im in Schwarz-weiß gehaltenen Clip zum Song tauchen immer wieder Textzeilen auf, in denen Laura Jane Grace von ihrer Zeit vor und nach ihrem Coming-out erzählt…

 

 

Selbiges Stück gab die Band vor wenigen Tagen bei Late Night Talk-Urgestein David Letterman auch vor den Augen der breiten US-amerikanischen TV-Öffentlichkeit zum Besten. Den Auftritt kann man sich hier anschauen:

 

 

The National – I Need My Girl (…und ein Cover Contest)

the-national-650-430

Einen netten Einfall hatten auch die sich scheinbar dauerhaft auf Tour oder im Studio befindlichen Herren von The National im Rahmen der Veröffentlichung ihrer neuen Single „I Need My Girl“, welchen Frontmann Matt Berninger kürzlich als einen der „wenigen echten Lovesongs der Band“ beschrieb. So können alle zum (Cover)Musiker berufenen Fans aktuell ihre Version des Stückes digital auf Film bannen und auf der Website der Band online stellen. Den Gewinner werden The National selbst und höchstpersönlich am – aufpassen, wie passend! – Valentinstag (also am 14. Februar) bekannt geben und um einen 500-Dollar-Geschenkgutschein reicher machen…

Und um zu zeigen, wohin die klangliche Reise gehen könnte, haben The National allen ambitionierten Coverkünstlern auch gleich noch ihre Akustikvariante von „I Need My Girl“ mit an die Hand gegeben:

 

Meine favorisierte „I Need My Girl“-Version auf den Gesamtsieg steht übrigens bereits fest: die von Courtney Jaye…

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Das Album der Woche


Frank Turner – Tape Deck Heart (2013)

Tape Deck Heart (Cover)-erschienen bei Vertigo/Universal-

Schon surreal: da spielt man sich jahrein, jahraus die Finger in Bars und kleinen Kaschemmen blutig, vergrößert mit ein wenig Spritgeld als Lohn stetig die Fanschar jener, die schon beim nächsten Auftritt in diesem oder jenen Winzclub stolz das frisch gestochene Tattoo mit dem geliebten Songtextzitat vorzeigen und mit geschlossenen Augen textsicher jede Zeile mitsingen. Da nächtigt man im Schlagsack im nasskalten Backstagebereich, hechelt sich gedrängt sitzend im alten Tourvan von Auftrittsort zu Auftrittsort, nur um mancherorts quasi jeden Besucher mit Handschlag begrüßen zu können – und plötzlich findet man sich als Secret Act der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in London wieder, einer Show, die beinahe der komplette zivilisierte Erdball verfolgen wird – und durfte vorher beinahe keinem vom eigenen unverhofften Glück berichten… Liest sich wie der wahr gewordene feuchte Rock’n’Roll-Traum? Nun, Frank Turner ist genau das passiert!

Frank Turner live...

Doch wer glaubt, dass der 1981 in Bahrain geborene Engländer mit Harcore-Vergangenheit (bis 2005 war er Teil des Londoner Kollektivs Million Dead) danach abheben und sein Glück buchstäblich in den seelenlosen Versprechungen von Sex, Drugs and Rock’n’Roll suchen würde, der hat die Karriere des 31-Jährigen aus Winchester nicht aufmerksam genug verfolgt. Denn obwohl er mittlerweile keinerlei Mühe hat, große Hallen wie die 12.000 Besucher fassende Londoner Wembley Arena auszuverkaufen, so weiß er doch genau, dass er dieses Privileg nicht nur den stetigen eigenen Ochsentouren, sondern auch seiner ihm zu großen Teilen noch immer treu ergebenen Fanschar zu verdanken hat. Klar gibt es jene, die sich vor zehn Jahren bei ihm noch gern gern Schrammen im Hardcore-Moshpit holten, Turner jedoch mittlerweile nur allzu gern als Waschlappen abstempeln und ihm aufs Griffbrett seiner Akustikgitarre spucken würden. Doch da gibt es sich keinerlei Illusionen hin und nimmt’s mit Pragmatismus: „Denen bin ich mittlerweile viel zu hip. Aber das ist mir völlig egal. Ich mache, wozu ich Lust habe und wem meine Musik nicht gefällt, der muss ja nicht hinhören.“ Feel free to call this punkrock attitude…

Frank Turner

Doch selbst jemand wie Frank Turner braucht allen Klassikern zum Trotz, die von Langzeit-Fans bei Konzerten bereits nach den ersten Akkorden erkannt und frenetisch bejubelt werden, immer wieder einen kleinen Anlass für die nächste Tournee dies- wie jenseits des Atlantiks. Und welchen besseren Anlass gäbe es da als ein neues Album? Denn davon hat der nimmermüde Punkrock-Singer/Songwriter seit 2007 mittlerweile ganze vier Stück unter eigenem Namen zu Buche (respektive: im Plattenregal) stehen – und kürzlich kam mit „Tape Deck Heart“ Nummer fünf hinzu…

Wer mit dem bisherigen Schaffen Turners vertraut ist und nun die zwölf neuen Stücke (der regulären Version) hört, der wird sich zurecht fragen: Was gibt’s Neues? Doch andererseits war und ist es dem Grundsympathen nie daran gelegen, sich irgendwo komplett neu zu erfinden. Bereits der Opener „Recovery“ dürfte dem ein oder anderen Backkatalog-Connaisseur ein wissendes Lächeln auf die Lippen zaubern, wird doch das Gros der Turner’schen Trademarks ohne Umschweife auf den Plattenladentisch gepackt: bittersüße, mit Ironie und Witz gewürzte Texte, die von gefällig rockenden bis mitreißenden Melodien ummantelt werden. Textlich scheint der Engländer nach seiner letzten Veröffentlichung, der im vergangenen Jahr erschienenen Werkschau „Last Minutes and Lost Evenings„, welcher neben 15 Songs aus dem bisherigen Backkatalog auch das komplette Konzert in der Wembley Arena auf DVD beilag, einiges an Erinnerungen und Erlebnissen für sich ad acta legen zu wollen. So singt er in „Recovery“ vom Gesunden und Vergessen, erinnert sich in „Losing Days“ an die eine oder andere seiner bereits zahllosen Tätowierungen und deren Anlässe („I remember well the day that I got my first tattoo / I was so scared before and after I was so proud when it was new / But these days I’ve gone and got me many more / And sometimes I get more when I get bored“), macht in „Plain Sailing Weather“ Zugeständnisse an die wiederholte eigene Fehlbarkeit („Just give me one fine day of plain sailing weather / And I can fuck up anything, anything“) oder überzeugt in „The Way I Tend To Be“ mit feiner Melodie und lebensweisen Textzeilen: „Because I’ve said ‚I love you‘ so many times that the words kinda die in my mouth / And I meant it each time with each beautiful woman but somehow it never works out / You stood apart in my calloused heart, and you taught me and here’s what I learned / That love is about the changes you make and not just three small words“. „Good & Gone“ unternimmt Midtempo-Streifzüge hin zu perfekt ausgemalten Zukunftsträumen à la Hollywood, über einsame Tanzflächen, Hotelflure und hektische Flughafenhallen, und lässt dabei persönliche guilty pleasures wie Mötley Crüe endgültig gen Hair Metal-Hölle fahren – nur um nach knapp vier Minuten festzustellen, dass alle Träume für lange Zeit vor der heimatlichen Haustür gewartet haben. Die Akustische-zu-Schlagzeug-Ballade „Tell Tale Signs“ dürfte ab sofort eines der Mitsing-und-Mitwipp-Highlights von Frank Turner-Konzerten werden, denn Textzeilen wie diese bringt selbst der gewiefte Lyriker selten zustande: „God dammit Amy, we’re not kids any more / You can’t just keep waltzing out of my life / Leaving clothes on my bedroom floor / Like nothing really matters, like pain doesn’t hurt / You should be more to me by now than just heartbreak in a short skirt“.  Gleiches trifft auch auf „Four Simple Words“ zu, das zuerst eine kleine Bar-Revuenummer antäuscht („I’d like to teach you four simple words / So the next time you come to a show / You could sing those words back at me / Like they’re the only ones that you know“), nur um unvermittelt Fahrt aufzunehmen, als amtlicher Punkrock-Brecher für Bewegung im bierselig eingeleiteten Circlepit zu sorgen, und allen Szenefashionistas den erhobenen Mittelfinger zu präsentieren: „Somebody told me that music with guitars was going out of fashion and I had to laugh / This shit wasn’t fashionable when I fell in love / If the hipsters move on why should I give a fuck?“. „Polaroid Picture“ erzählt von längst vergangenen Tagen in der englischen Hauptstadt und davon, dass sich bereits im Entwicklungsprozess eines Polaroids das soeben noch Fotografierte dermaßen verändern kann, dass man es selbst nicht mehr wieder zu erkennen scheint („So in the stillness of the moment / Make sure you take a Polaroid picture / And keep it with you forever to / Remind yourself that everything changes“). „Anymore“ glimmt als fatalistische Heartbreak-Ballade still vor sich hin, bevor das abschließende Doppel aus „Oh Brother“ und „Broken Piano“ sich in groß aufgefahrenen Bandversionen dann noch einmal zu den Tagen voller Unbekümmertheit zurück träumt, als man – angestachelt durch die rohe, pure Energie von Bands wie Nirvana – mit Freunden leidlich gut klingende Bands gründete und sich in der Gewissheit verabschiedete, sich irgendwann wiederzusehen („Oh Brother“), nur um plötzlich mutterseelenallein durch den englischen Nebel streunen zu müssen („Broken Piano“).

Frank Turner & The Sleeping Souls

Natürlich sticht auch auf dem fünften Frank Turner-Album nicht jeder Song gleichermaßen ins Auge (respektive, natürlich: Ohr). Dennoch ist „Tape Deck Heart“ in seiner Gesamtheit – und trotz der Tatsache, dass der tätowierte Singer/Songwriter hier ein wenig introspektiver zu Werke geht als noch auf dem 2011 erschienenen Vorgänger „England Keep My Bones“ – um einiges schlüssiger geraten als das ein oder andere bisherige Werk. Und auch wenn an der einen Stelle schon mal positive Erinnerungen an Billy Bragg, die verblichenen R.E.M. (die Peter Buck-Gedächtnis-Mandoline in „Losing Days“!) oder ein leicht schaler Bon Jovi’scher Beigeschmack (man höre „The King Fisher Blues“) aufkommen mögen, so bleiben sich Frank Turner, der sich übrigens mit seiner im vergangenen August ins Leben gerufenen neuen Zweitband Möngöl Hörde erneut auf ausgetreten geglaubte Hardcore-Pfade begeben wird, und seine Begleitband The Sleeping Souls auch auf dem fünften Album treu. „Tape Deck Heart“ hebt in gefühlter Mixtape-Manier wehmütig das Pint-Glas in Richtung der eigenen Vergangenheit – nur um im nächsten Moment wieder ironisch lächelnd in die Saiten zu greifen und das Leben zu feiern. Keine Frage: auch aus dem aktuellen Album dürfte sich der ein oder andere Song als fester Bestandteil in künftige Setlists schleichen. Und Frank Turner? Lebt seine eigene Version des englischen Rock’n’Roll-Traums. Und liefert ab. Und tourt jahrein, jahraus. Und liefert ab. Und tourt jahrein, jahraus. Und…

(Allen, die trotz allem noch einen Nachschlag wollen, sei hier die Deluxe Edition von „Tape Deck Heart“ ans Herz gelegt, die ganze sechs Bonus Tracks enthält – vier Mal Frank Turner solo an der Akustischen, zwei Stücke im vollem Bandumpfang.)

TDH

 

Hier gibt’s die Videos zum Albumopener „Recovery“…

 

…zum Album-Highlight „Plain Sailing Weather“…

 

…und die gut 15-minütige Dokumentation „The Way I Tend To Be“, welche Turners Werdegang beleuchtet:

 

Immer noch nicht genug? Kein Problem! Auf nyctaper.com findet ihr einen Mitschnitt (Soundboard!) des Frank Turner & The Sleeping Souls-Konzerts im New Yorker Bowery Ballroom, welcher – in etwas kleinerem Rahmen als mittlerweile bei Turner gewohnt – am 4. März diesen Jahres stattfand – und natürlich vom Künstler selbst abgesegnet wurde…

Hier gibt’s den Song „Photosynthesis“ als Hörprobe:

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: