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Moment! Aufnahme.


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Foto: Erica Simone, „Nue York“

Kleidung ist viel mehr als nur eine Hülle. Das, was man am Körper trägt und die Modetrends, denen man – ob nun bewusst oder unbewusst – folgt, nehmen Einfluss auf die Kommunikation und das soziale Miteinander von Menschen. Mode beeinflusst die Stimmung und unsere Gefühle. Nicht zuletzt bestimmt Kleidung den vermeintlichen sozialen Status des Gegenüber. Ohne Kleidung durch die Stadt zu gehen ist für die meisten undenkbar und in vielen Ländern sogar verboten.

Zudem prägt Mode das Erscheinungsbild und die Wahrnehmung von Städten. Ganze Großstädte wie New York, London oder Paris definieren sich über Mode und ernennen sich selbst zur jeweiligen „Fashion-Metropole“.

Die französisch-amerikanische Fotografin und Künstlerin Erica Simone hat sich mit den Fragen nach der Bedeutung von Kleidung und Mode in der Gesellschaft auseinandergesetzt. Dafür ist sie, ganz in Anlehnung an ihr ähnlich gesinnte Kolleginnen wie Milo Moiré oder Deborah de Robertis, nackt durch New York gelaufen und hat an allen Ecken und Enden des Big Apple Selbstportraits gemacht. Simone stellte ihr Stativ an Orten wie der U-Bahn, beim Einkaufen oder auf dem Times Square auf und lichtete sich nackt in der urbanen Umgebung und bei ganz alltäglichen Tätigkeiten ab. Nach sechs langen – und teils sehr nackten – Jahren entstand die beeindruckende Fotoserie „Nue York„.

Die Fotografin selbst, die im Alter von 17 Jahren mit dem Fotoschießen anfing, beschreibt ihr Projekt so: „’Nue York: Self-Portraits of a Bare Urban Citizen‘ was born out of an initial questioning about clothing and the importance of fashion in modern society. Clothes do so much more than just meet our physical needs. What we wear acts as a silent language, allowing us to convey who we are and want to be to the outside world. Fashion reveals our moods, our social standing and establishes dynamics between people. Nowhere is this more evident than on the streets of this fashion capital we call New York City.

As I watched an image-obsessed society care more about the sales at Barneys than the homeless people they ignore as they parade by, I began to wonder what the world would feel like naked, without the empowering or disempowering effect of clothing.  What if all we had was our natural state to express who we are? Could we overcome our self consciousness and become fully confident in our own skin? How would we assimilate or dissimilate? Could being naked in the world transcend sexual connotations and why is nudity so taboo that it is against the law?“

Veröffentlicht hat Erica Simone die gesammelten Fotos 2015 in dem Bildband-Buch „Nue York: Self-Portraits of a Bare Urban Citizen„. Ein Teil der Erlöse auf dem Verkauf und den dazu erhältlichen limitierten Druckeditionen spendet die Künstlerin an die die Organisation Beauty for Freedom, die sich gegen Menschenhandel stark macht und Opfer unterstützt.

 

 

Mehr Fotos aus Simones „Nue York“-Reihe findet ihr hier

 

Rock and Roll.

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Couchsurfing ahoi! – „Auf 3 Sofas durch“ die Metropolen der Welt


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„Großstadt-Reportagen intim und hautnah. Thomas bekommt die Aufgabe, in jeder Stadt, die er bereist, 3 Sofas zu finden. Also 3 Gastgeber, die ihn bei sich in der Wohnung übernachten lassen und die ihm ihre Lieblingsplätze, Bars und ihre Geheimtipps zeigen…“

Man kennt das ja: Da hat man mal ein, zwei Wochen frei vom Job und all dem tristen 9-to-5-Alltagstrott, möchte eine der angesagten Städte – nein: Metropolen! – dieses weitläufigen Erdballs bereisen und innerhalb kürzester Zeit möglichst viele Must-see’s (also die touristischen Allgemeinplätze, die man sonst nur von Postkarten und Reiseführern kennt), aber auch – und wohl vor allem – Geheimtipps abklappern und bestenfalls ein wenig in das lebendige Pulsieren und schnelllebige Treiben der jeweiligen Großstadt eintauchen. Das Problem, wie so oft: der schnöde Mammon. Freilich hat der Weg zum Ziel – ob nun per Bus, Flug oder Zug – schon einen beträchtlichen Teil der Reisekasse gefressen und – jawoll! – auch auf Reisen werden einen wohl Luft, Neugier und die Liebe zum Fernweg allein nicht satt machen… Nur zu gut, dass für all die kontaktfreudigen, zum Experiment bereiten „Urban Natives“ seit einiger Zeit die Lösung in einem ganz besonderen Phänomen liegt: Couchsurfing. Heißt: Man meldet sich bei einer weltweiten Online-Plattform an, erstellt ein Profil, bietet – nach Möglichkeit – seine eigene Couch für reiselustige Fremde zur Übernachtung an und erhält im Gegenzug die Chance, auch seinerseits auf der Liegemöglichkeit eines Fremden in einer fremden Wohnung und einer fremden Stadt zu nächtigen. Kosten: gleich null. Risikofaktor: natürlich vorhanden. Denn obwohl man im Vorfeld mit dem oder der Anderen in Kontakt treten und sich anhand weniger Sätze digital „beschnuppern“ kann, weiß man freilich nicht, wer – und was! – einen erwartet. So kann der Reisende ebenso eine bierbesudelte Winzcouch in einer ranzigen Punkerbude vorfinden wie der Gastgeber eine wandelnde Läusezuchtstation (woraufhin beide Seiten den Austausch freilich auch abbrechen können, es geschieht ja alles komplett freiwillig). Spannend, angenehm anders und preiswert ist’s – vor allem für junge Individualreisende – allemal…

auf 3 sofas (moskau)

Diesem losen Prinzip des Couchsurfing-Reisens liegt auch die EinsPlus-Sendereihe „Auf 3 Sofas durch…“ zugrunde. Moderator Thomas Niemietz, Jahrgang 1977, studierter Architekt und bewährter Radio- und TV-Journalist (etwa für die SWR-Sendung „DASDING“ oder die ARD-Reihe „Mit 1000 Euro um die Welt“), bekommt für seine Reisen lediglich drei elementare Dinge in die Hand gedrückt: Zug- oder Flugtickets zum Ziel, einen Account beim Couchsurfing-Portal und eine handliche Videokamera (okay, eventuell mögen da noch ein unsichtbarer Kameramann und ein klein wenig Reisegeld im Spiel sein, aber sei’s drum). Mit diesen „Waffen“ macht er sich auf in die angesagtesten Metropolen dies- wie jenseits des Atlantiks, immer in der Hoffnung, möglichst viele neue Eindrücke zu gewinnen. Denn die auserwählten Couchsurfer dienen Niemietz nicht nur als bloße kostengünstige Übernachtungsmöglichkeit, er lässt sich von ihnen auch ihren Alltag in der jeweiligen Großstadt, ihre Lieblingsplätze und so allerhand Geheimtipps abseits der gängigen Touristenpfade zeigen. Und so klettert Niemietz mal über die Absperrungszäune einer verlassenen U-Bahn-Station, um einen wunderbaren Blick über Moskau zu erhaschen, lässt sich und seinen deutschen Tretern in der argentinischen 13-Millionen-Metropole Buenos Aires das Tangotanzen beibringen, sieht sich im gar nicht mal so weitläufigen isländischen Reykjavik unvermittelt mit der nationalen Delikatesse, einem gekochten Schafskopf, konfrontiert oder trifft in „good old Britannia“ auf eine gebürtige Lettin, die im wohl kleinsten WG-Zimmer Londons wohnt.

Bislang haben die etwa halbstündigen Doku-Reportagen, welche seit 2012 auf dem vom SWR verantwortete ARD-Digitalkanal EinsPlus laufen, den kontaktfreudigen Thirtysomething in Metropolen wie Rom, Moskau, London, Buenos Aires, Istanbul, Amsterdam oder Barcelona geführt, aber auch für eher ungewöhnliche Reiseziele wie Marrakesch, Helsinki, Riga, Tel Aviv oder Reykjavik hat sich Niemietz bereits einen Stempel ins seinem Reisepass verdient. Sein aktuellstes Vorhaben scheint im Übrigens kaum weniger spannend: das indische Mumbai – mit immerhin 12,5 Millionen Einwohnern eine der bevölkerungsreichsten Städten der Welt…

Alles in allem bietet „Auf 3 Sofas durch…“ allerhand jugendlich-leichte, auf Kurzweil getrimmte Information mit Hang zu vielfältigen, lebensnahen und wenig geschönten Eindrücken von den Städten, in denen man vielleicht selbst schon war, diese jedoch selten (oder gar noch nie) mit den Augen eines vom Fernweh getriebenen Couchsurfing-Globetrotters gesehen hat. Gute Unterhaltung der sympathischen Art bekommt man bei diesem TV-Format, für welches die GEZ-Gebühren einmal nicht umsonst den öffentlich-rechtlichen Lokus herunter gespült wurden, allemal geliefert.

Wer mag, kann sich die bisher abgedrehten Episoden sowohl auf der EinsPlus-Seite als auch auf dem Youtube-Kanal von „Auf 3 Sofas durch…“ ansehen – und sich so ein kleines Stück vom Leben auf der großen weiten Welt auf die eigene heimische Couch holen. Couchsurfing ahoi!

sofa_london

 

Da ich selbst im südlichen Zipfel der Niederlande wohne, gibt es hier zur Einstimmung auf „Auf 3 Sofas durch…“ Thomas Niemietz‘ Stippvisite in der Stadt der roten Meilen, Coffee Shops, Holzschuhe und Grachten: in Amsterdam…

 

Rock and Roll.

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