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Mein Senf: Harry, Dianas postume Zeitbombe


Lady Di und Charles mit Harry (links) und William im Jahr 1995 (Foto: afp)

Am Tag, als Diana Frances Spencer starb, waren ihre Söhne William und Harry 15 und 12 Jahre alt. Mit ihrem Sterben am 31. August 1997 in einem Tunnel in Paris, an der Seite ihres letzten Liebhabers Dodi al-Fayed, geschah etwas Unbegreifliches: eine Geschichte, die so tragisch war, dass man sie kaum einem Romanautor abnehmen würde, wurde Wirklichkeit. Aufstieg und Leiden der Prinzessin Diana hatten die Welt über fast zwei Jahrzehnte träumen und trauern, staunen und schäumen lassen. Im Nachhinein mag man das grausame Ende als fast zwangläufige Volte des Schicksals sehen. Damals aber löste sie eine Schockwelle auf, die den Globus erzittern und süffisant schluchzen ließ wie zuvor vielleicht nur das Attentat auf John F. Kennedy.

Die damals ohnehin fast absurde Heiligenansehung der ehemaligen Kindergärtnerin, die es kurzzeitig bis zur zukünftigen Königsgattin geschafft hatte (und postum als „Königin der Herzen“ noch berühmter wurde als ohnehin schon), überdeckte dabei wie glitzernder Mehltau die wahre Geschichte einer dysfunktionalen, aber in ihrem Scheitern im Grunde auch nicht sonderlich außergewöhnlichen Familie. Gut, es war ein Kostümdrama (welches unlängst für die „Netflix“-Serie „The Crown“ in Skandaleskem badend ausgeweidet wurde), es gab als besondere Ereigniskarten die strengen und vielleicht bizarren Regeln der Monarchie. Im Grunde genommen aber war es so: Eine Ehe scheitert. Zurück bleiben der Gatte und die Gattin, die einander die Schuld geben – und eben zwei kleine Söhne.

Eine Alltäglichkeit? Natürlich, schließlich müssen Millionen Familien landein, landaus mit solchen Situationen leben und kommen damit zurecht – mal mehr, mal weniger gut. Selten scheitert das Leben danach so brachial wie im Falle Windsor gegen Spencer. Die Erschütterungen sind bis heute spürbar, also auch nach mehr als 25 Jahren noch. Der Rache – und der Geldgierfeldzug, den Dianas jüngerer Sohn, Harry, gerade mit dem lautest denkbaren Kampfgebrüll gegen seine abseits bekannte royale Rest-Familie führt, wäre ohne das Schicksal der Prinzessin für ein Jahrzehnt und ihre seltsam und doch so erfolgreich kaschierte Egomanie nicht denkbar. Um es auf den Punkt zu bringen: wäre Diana eine gute Mutter gewesen, würde ihr Sohn heute vielleicht nicht der Ego-Berserker sein, der er eben ist.

Aber sie war es nicht, im Gegenteil. Denn anstatt sich in angemessenem Maße um ihre Kinder zu kümmern, beschäftigte sie sich vielmehr mit einer anderen, ihr wohlmöglich viel wichtigeren Person: mit sich selbst. Steile Thesen? Gibt’s anderswo.

Doch zurück zu jenem verhängnisvollen Augusttag im Jahr 1997: Den Morgen ihres Todestages hatte die damals 36-Jährige noch vor Sardinien begonnen, mit Croissants und Konfitüre auf einer Luxusyacht. Von dort aus trat Diana die verhängnisvolle Reise nach Paris an, wo sich die ehemalige Prinzessin mit ihrem neuem Liebhaber Dodi al-Fayed weiteren Zerstreuungen hingeben wollte. Denn Paris und auch Sardinien waren nur kurze Etappen eines heiteren Sommers, den Diana – fernab ihrer britischen Heimat und ihrer Kinder – verbrachte. Sicher: in deren Schulferien hatte man -wohlmöglich aus Pflichtschuld, wohlmöglich aus tatsächlicher Mutterliebe – gemeinsame Tage verlebt, aber anschließend begann Diana eine vielwöchige Reise durch Europa. Sie flog nach Mailand zur Trauerfeier für den ermordeten Modeschöpfer Gianni Versace, dann weiter zum Mittelmeer, wo sie auf der Yacht des Harrod´s-Erben al-Fayed eincheckte und in See stach. Zwischendurch lag ein Besuch in Bosnien-Herzegowina für eine Kampagne gegen Landminen.

Letzteres ist ehrenvoll, keine Frage, wie viele Charity-Projekte, die die ehemalige Princess of Wales anführte. Immer dabei, natürlich, denn wer Aufmerksamkeit braucht, benötigt die Presse: Paparazzi, Kamerateams, Journalisten. Das symbiotische Verhältnis zwischen Spencer und den Medien hatte sich seit ihrem Eintritt ins britische Königshaus in den frühen Achtzigern stetig entwickelt und war für beide Seiten äußerst lukrativ. Vor allem in den Jahren des Scheiterns ihrer Ehe mit Charles hatte Diana gelernt, wie man mit der Öffentlichkeit umgeht. In dem 1992 erschienenen Buch „Diana – ihre wahre Geschichte“ ließ sie sich von Andrew Morton als betrogene Unschuld vom Lande portraitieren, die, vom Gatten verhöhnt und vom Palast schikaniert, Jahre der Qual hinter sich hatte. Doppelmoral, ick hör‘ dir trapsen, denn ihre eigenen inner- und später außerehelichen Beziehungen zu unter anderen einem Reitlehrer und einem Herz-Chirurgen wurden ihr von der Öffentlichkeit verziehen. Und als ihr Image etwas ins Wanken geriet, gab sie Martin Bashir im Jahr 1995 ein legendäres Tränen-Interview. Das hörte sich dann – sie spricht über Charles – so an: „Ja, ich habe ihn vergöttert. Ja, ich war verliebt in ihn. Aber ich bin schrecklich im Stich gelassen worden.“ Dazu ihr Signature-Blick, ganz scheu und unschuldig, Kulleraugen nach oben, hollywoodreifes großes Kindchenschema-Kino.

Tatsächlich war Diana die Hohepriesterin der Meinungsbildung und der zufällig bestellten Fotos – man erinnere sich etwa an die sinnierende Bikini-Di im Bugspriet der Dodi-Yacht. Klatsch funktioniert durch immense Aufmerksamkeit, funktioniert dadurch, dass Menschen ihre eigenen Gefühle mit denen derer abgleichen, die es (vermeintlich) zu etwas gebracht haben – beispielsweise vom Kindergarten nach Kensington. Dieses Foto von Irgendwo in Jetsetistan sagt: Ja, sie bewegt sich zwar seit jeher in anderen Sphären und ist jetzt zwar mit einem etwas extrovertierten Multimillionär zusammen, aber, seht her – sie ist eine nachdenkliche Frau in den Dreißigern, die sich nichts vorschreiben lässt! Diana ließ sich von den besten Fotografen der Welt ablichten, in allen Rollen, die ihr gerade hilfreich erschienen: mal in der großen Robe der Society-Lady, mal mit kugelsicherer Weste. Diana, die Poserin. Ready as fuck for Instagram before it was even invented. Von Menschen wie ihr, sagte sie einmal, würden nur Bilder übrig bleiben. Damit könnte sie durchaus recht haben. Naja, und eine nun ihr gewidmete Schnulze von Elton John, die dieser ursprünglich 1973 in Gedenken an Marilyn Monroe (noch so eine gleichsam tragische wie polarisierende Persönlichkeit) geschrieben hatte…

Obwohl die Bilder höchst selten die ihnen zugedachte Wirkung verfehlten, war Diana Spencer – man kann’s kaum oft genug erwähnen – immer sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie, die vorher haargenau und detailliert gewusst hatte, welche besonderen Anforderungen die Ehe mit Charles Philip Arthur George, nun König Charles III., an sie stellen würde, begann bald, sich über ihr Schicksal zu beklagen. Das Königshaus wusste damals nicht damit umzugehen – und weiß es heute angesichts des Flächenbombardements von Harry und seiner Ehefrau Meghan, einer ehemaligen amerikanischen Serien-Nebendarstellerin, kaum besser.

Außerhalb der Palastmauern wurde Dianas dauerndes Wehklagen allenthalben mit nach zerstreuendem Klatsch gierendem Genuss und offen kundgetanem Verständnis aufgenommen: War nicht genau dies der dunkle Punkt der in die Jahre gekommenen, angestaubten Monarchie, der Beweis dafür, dass, sich eine Königin zu halten, ihre Familie und Hofstaat zu unterhalten, absolut unmodern war? Brauchte es nicht ebensolche Frauen wie Diana? Brauchte es überhaupt noch eine Monarchie?

Rückblickend darf man durchaus feststellen, dass Diana ihre Mission Disruption des britischen Königshauses Jahrzehnte bevor der Begriff zum Allerweltswort wurde, begonnen und erfolgreich durchgeführt hat. Ihre Söhne, einer von ihnen (William) als zukünftiger König bestimmt, waren ihr dabei Instrument, jedenfalls nach der Scheidung. Vor allem Harry, ihr im Charakter ähnlicher, übernahm früh ihre Missgunst gegenüber dem Hof und dessen engem Reglement. Fotos zeigen Diana mit ihren Söhnen als fröhliches Trio, Botschaft: nur bei der Mama geht es den jungen Prinzen wirklich gut. In Wahrheit verbrachte Diana mehr Zeit mit sich selbst, als es ihre Kinder wohl gebraucht – und in jedem Fall verdient – hätten. Sie machte William und Harry zu Spielbällen zwischen sich und dem Hof, obwohl sie sie davor hätte bewahren müssen.

Als nach der Scheidung im August 1996 die offiziellen Gala-Auftritte beendet waren, schuf sich Diana eine Welt, in der sie selbst der Mittelpunkt war – und alle folgten ihr. Die Charity-Prinzessin der Herzen war geboren und wurde zur beste Auflagen und Einschaltquoten versprechenden weltweiten Mega-Marke. Vom Palast großzügig versorgt und ausgestattet, ging es dabei weniger um Geld als um die mächtigste Währung der Welt: Aufmerksamkeit. Heute wären es Klicks bei Instagram und Co, damals waren es Cover auf Klatschillustrierten und Modemagazinen. Die vor allem in England gleichsam omnipräsenten wie einflussreichen Yellow-Press-Tabloids musste man in Kauf nehmen.

Ihre Söhne waren im Internat, so ist das mit Königssöhnen (ihr Vater etwa verbrachte einen Großteil seiner Schulzeit auf einem Internat in Schottland). Aber es ist hart für Kinder aus gescheiterten Ehen. Erst recht, wenn beide Eltern voll berufstätig sind, beide in zeitraubenden Jobs. Der Vater als künftiger Thronfolger gut eingespannt im Königshaus-Business, die Mutter auf der nie endenden Ego-Tour. Diana jettete um die Welt, mal in wohltätiger, mal in Lust-und-Laune-Fotomission. Liebhaber kamen und gingen, sieben von ihnen listet etwa das Expertenmagazin für gehobenen Klatsch, der „Stern“, auf. Jeder ermöglichte der gewesenen Prinzessin einen Lebensstil, der den unermesslichen Reichtum der Windsors nicht konterkarierte, sondern spiegelte. Nein, Diana mag wohlmöglich ein Herz für die Armen, die Benachteiligten besessen haben, war jedoch keineswegs bescheiden. Sie war eine junge Frau, die Genuss hatte am süßen Leben des Jetsets.

Wo blieben da William und Harry? Wo blieben die Söhne? In Eton, dem Internat, beim Vater, bei der Großmutter und natürlich – wenn Ferien waren – auch bei Diana. Doch wie oft mögen sie ihre Mutter vermisst haben, in den alltäglichen Nächten? Sicher, man konnte telefonieren. Aber ersetzt das die Umarmung? Selbst der tröstende Satz „Wenn es ganz schlimm wird, komme ich dich holen“ konnte kaum fallen, wenn Diana gefühlt am anderen Ende der Welt, vielleicht mit ihrer „großen Liebe“ Hasnat Khan, weilte. Liebe ist Nähe. Vor allem die zwischen Mutter und Kind.

Nein, natürlich ist die Rabenmutter Diana nicht für alles verantwortlich, was vor allem Harry in späteren Jahren trieb und jetzt munter und PR-trächtig und einträglich in seiner Jammerographie „Reserve“ berichtet: Das Kiffen, das Koksen, die Entjungferung hinter dem Pub, die Nazi-Uniform als selten dämlicher Kostümpartyspaß, der Kampfeinsatz als britischer Soldat in Afghanistan, der immerfort schwelende, latente Rassismus hinter Palastmauern, die Prügelei mit seinem blaublütigen Bruder. Das meiste geschah, als die ehemalige Prinzessin, als ihre Mutter schon tot war. Doch die erzieherischen Grundlagen zur Wesensbildung werden früh gebildet. Sicher, Charles möchte man nicht zum Vater, Camilla kaum zur Stiefmutter gehabt haben. Aber wäre nicht gerade deshalb Dianas Aufgabe gewesen, da sie den beiden ja in Abneigung verbunden war und deren Gefühlskälte sie immer beklagt hatte, sich um ihre Söhne zu kümmern?

Harrys Buch, das in dieser Woche erschien, heißt „Reserve“ – und der Titel belegt schon all den Kummer des ehemaligen Prinzen darüber, eben – sowohl optisch als auch gefühlsmäßig – nicht in der ersten Reihe zu stehen, sondern hinter seinem Bruder, William. In dem Buch beschreibt es Harry, der auch bei seinem Vater den Spitznamen „Spare“ (also „Reserve“) trug, so: „Der ‚Heir‘ und der ‚Spare‘, der Erbe und die Reserve – es lag keine Wertung darin, aber auch nichts Missverständliches. Ich war der Schattenmann, die Stütze, der Plan B. Ich wurde geboren für den Fall, dass William etwas zustieß. Wurde hierher beordert, um ihm Ablenkung und Zerstreuung zu verschaffen und, wenn nötig, ein Ersatzteil. All das wurde mir schon zu Beginn meines Lebensweges glasklar zu verstehen gegeben und auch später regelmäßig aufgefrischt.“ So wie sich seine Mutter nicht mit ihrer Rolle am Hofe abfinden konnte, kann es auch ihr jüngster Sohn nicht. Eine Zeitlang sah es aus, als ob Harry klüger sei als die Mutter, auch, um seine eigenen Kinder zu schützen. Doch seine (mehr oder minder) stille Flucht aus dem Königshaus – mit der sich alle abgefunden hatten – war nur die Ouvertüre zu einem multimedialen Schlag gegen seine Familie und damit die Institution, die ihm bis dahin ein vergleichsweise sorgenfreies Leben ermöglichte. Erst war da, im Jahr 2021, ein tränenreiches Interview bei „Oprah“, dann unlängst die unter großem Tamtam angekündigte „Netflix“-Serie, eine Art verfilmte „Bunte“ mit Harry und vor allem seiner ach so bemitleidenswerten Gattin aus den US of A. Dann leakte – ob nun durch einen Fehler oder eben skandalträchtiges Kalkül – das Buch ein paar Tage im Voraus, dann kam ein weiteres Interview. Seit „God Save The Queen” von den Sex Pistols und Andrew Mortons Skandal-Biografie über Lady Di dürfte keine Veröffentlichung mehr royal müffelnde Schockwellen durch das altehrwürdige United Kingdom gejagt haben als die just erschienenen „Enthüllungen“ von Prinz Harry. Und nun? Ist der Schaden nicht mehr abzuwenden – für alle.

Frappierend ähnlich erscheinen hierbei die Parallelen im Umgang mit der Wirklichkeit von Mutter und Sohn. Beide betonten immer wieder, wie fatal für sie der Verlust von Privatsphäre in den Strukturen des Königshauses war. Nur um dann, diesem güldenen Käfig endlich entkommen, mit einer Macht in die Öffentlichkeit zu streben, wie man es sonst nur von Kandidaten bei Unterschichtenunterhaltungsformaten wie „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ kennt, und sich lauthals über das eigene Schicksal auszumären. Komm‘ her, geh‘ weg. We love to entertain you. Diana war auch hier für Harry, der sie verehrte, ein schlechtes Beispiel. Oder, etwas robuster geschrieben: Die Zeitbombe, die Diana – ohne Rücksicht auf das Seelenheil ihres Sohns – den verhassten Royals zum Abschied in den Palast gelegt hat. Shot’s fired.

Rock and Roll.

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Glückwunsch, Deutschland 2021 – Gil Ofarim soll wegen Davidstern in Leipziger Hotel abgewiesen worden sein


Foto: Getty Images / Tristar Media

Der Musiker Gil Ofarim ist gerade auf Lesereise zu seinem aktuellen Buch „Freiheit in mir“ und war im Zuge dessen unlängst in Leipzig zu Gast – offenbar ein Tourstopp mit *hust* unschönen Folgen: Wie er nun in einem Clip bei Instagram öffentlich machte, wurde er dort am vergangenen Abend in einem Hotel antisemitisch beleidigt. Der 39-Jährige ist sichtlich bewegt von den Ereignissen.

Aber seht selbst:

Während des zweiminütigen Videos kämpft Ofarim immer wieder mit den Tränen. Es handelt sich seinen Angaben zufolge um das „The Westin Leipzig“, welches auch im Hintergrund zu sehen ist. Um den Hals trägt Ofarim eine Kette mit einem Davidstern, der in seinem Bericht noch eine wichtige Rolle spielen soll. Zwar nennt er nicht den vollständigen Namen des Managers an der Rezeption, doch berichtet von dem Verhalten des „Herrn W.“.

An der Rezeption hatte sich demnach wegen eines Computerdefekts zunächst eine längere Schlange gebildet. Das könne passieren, das sei völlig okay, wie Ofarim auch betont. Doch seien dann immer wieder Menschen vorgezogen worden, obwohl eigentlich er an der Reihe gewesen sei. Als er Herrn W. fragte, warum das geschehe, meinte dieser, so solle „die Schlange entzerrt“ werden. Eine Aussage, die Ofarim verständlicherweise nicht ganz glaubwürdig vorkam, doch der eigentliche Schock sollte erst kurz darauf folgen.

„Da ruft einer aus der Ecke: ‚Pack deinen Stern ein'“, so der einstige Teeniestar und „Let’s Dance“-Gewinner mit jüdischen Wurzeln. Und auch Herr W. sagte ihm daraufhin, er solle den Davidstern einpacken, dann dürfe er nach beinahe einstündiger Wartezeit einchecken. An dieser Stelle des Videos kämpft Gil Ofarim nun mit den Tränen. Zwar wird nicht ganz klar, ob er vor dem Hotel sitzt, weil er genau das nicht tat und sich weigerte, seine Herkunft zu verleugne, doch schreibt er im Text zu dem Video: „Warum? Haben wir denn nichts aus der Vergangenheit gelernt? Bin sprachlos! Es ist nicht das erste Mal, aber irgendwann reicht es …“ Sollte dieser Vorfall der Wahrheit entsprechen, wäre Ofarim wegen des offenen Tragens eines Symbols des Judentums von den Angestellten des „The Westin Leipzig“ abgewiesen worden, was einen klaren antisemitischen Beweggrund seitens des Hotelpersonals – und somit eine Straftat – darstellen würde.

Bereits in der Vergangenheit äußerte sich der in München geborene Sänger, dessen Vater Abi Ofarim aus Tel Aviv stammt, zu antisemitischen Übergriffen, die er erleben musste. In der Talkshow „Hart aber fair“ etwa sprach er 2018 von „Hakenkreuzen auf meiner Schulbank“ oder Tüten mit Hundekot im Briefkasten. Einmal habe ein Mitschüler gesagt: „Weißt du, dass Dachau nicht weit weg von hier ist?“ und spielte damit auf das dortige KZ an. Sätze wie diese verfolgen Ofarim bis ins Heute.

In seinem Post bedankte sich der Musiker noch bei Kolleginnen und Kollegen wie Jeanette Biedermann und Gregor Meyle, die ihm am Abend in dieser schwierigen Situation offenbar zur Seite standen. Ob und welche Konsequenzen der Vorfall für die beteiligten Mitarbeiter des Hotels haben wird, bleibt zunächst offen.

Auf Nachfrage diverser Medien antworte ein Sprecher des Leipziger Hotels, welches zur Marriott-Gruppe gehört: „Wir sind besorgt über diesen Bericht und nehmen die Angelegenheit sehr ernst. Wir versuchen mit allen Mitteln, Herrn Ofarim zu kontaktieren, während wir ermitteln, was hier passiert ist.“ Ziel sei es, dass Gäste und Mitarbeiter, „unabhängig von ihrer Religion integrativ, respektvoll und unterstützend“ miteinander umgehen und behandelt würden.

Neben diversen – verständlicherweise unisono zwischen schockiert und erbost pendelnden – Stimmen aus Politik und Kultur hat sich auch der Zentralrat der Juden bereits zu den Geschehnissen geäußert und zeigte sich in seinem entsprechenden Tweet ebenfalls entsetzt: „Die antisemitische Anfeindung gegen Gil Ofarim ist erschreckend. So wie zu hoffen ist, dass das Westin personelle Konsequenzen zieht. Ebenso hoffe ich, dass wir künftig auf Solidarität treffen, wenn wir angegriffen werden“, wird dort Präsident Josef Schuster zitiert. Auch sächsische Politikerinnen und Politiker äußerten sich. Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) etwa sagte, er hoffe darauf, dass der Musiker Anzeige erstatte, damit man den Vorgang polizeilich untersuchen könne. „Sachsen ist ein weltoffenes Land“, so Wöller. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) schrieb auf Twitter, es mache ihn wütend, was Ofarim widerfahren sei. Er spreche für die übergroße Mehrheit der Menschen in Sachsen, wenn er sich stellvertretend für die antisemitische Demütigung entschuldige: „Wir haben noch viel zu tun in Sachsen!“ Auch Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) zeigte sich via Twitter bestürzt: „Antisemitismus darf keinen Platz haben. Nicht offen, nicht verdeckt. Nicht in Sachsen, nicht in Deutschland, nirgendwo.“ Der Pianist Igor Levit wiederum schrieb an das Hotel gerichtet: „Shame on you.“ – Drei Worte, denen im Grunde wenig hinzuzufügen sein dürfte.

Und die sächsischen Behörden? Olaf Hoppe, Sprecher der Leipziger Polizei, sagte, dass die mutmaßliche Aussage des Hotelangestellten für ihn „klar antisemitisch“ sei. Die Polizei werde Inhalte des Videos an die Staatsanwaltschaft weiterleiten, die eine strafrechtliche Relevanz prüfe. Je nach Ergebnis werde dann weiter ermittelt oder nicht. Wie Hoppe weiter erklärte, war die Polizei bei dem Vorfall nicht vor Ort. Mit dem betroffenen Musiker habe man bislang nicht gesprochen. Die Behörde kenne sein Video und habe es gesichert. Immerhin.

Gil Ofarim, der seinerseits möglicherweise selbst Anzeige erstatten wird, wollte sich zu dem Vorfall zunächst nicht weiter äußern. Sein Management teilte mit, dass er die Vorkommnisse in Leipzig erst einmal verdauen müsse und sichtlich schockiert sei. „Heute wäre der Geburtstag seines Vaters gewesen, deshalb möchte er zu diesem Thema auch erst einmal keine weiteren persönlichen Interviews geben“, hieß es. Der Tag sei generell schon schwer genug für ihn. Man bitte um Nachsicht und Verständnis.

In jedem Fall auch von ANEWFRIEND wenig herzliche Glückwunsch ans „The Westin Leipzig“ – hoffentlich seid ihr stolz auf diese wohl gar nicht mal so gewollte Aufmerksamkeit sowie euer mindestens eigenartiges Händchen bei der Auswahl eurer Angestellten. Findest bei euch also die nächste AfD-Tagung statt? Bettelt ihr um einen standesgemäßen Boykott? Scheint ganz so, wenn selbst euer lokales Management seine gestrig-braune Grundhaltung derart offen zur Schau stellt… Oder zieht ihr in diesem Fall mit klarer Kante Konsequenzen? Selten waren Kündigungen berechtigter als hier, da gibt’s keine zwei Meinungen.

Und alle anderen – vor allem ihr braunen Sympathisanten und Anti-Alternativen-Wähler ohne Herz, Hirn und Restverstand in meiner alten Heimat – solltet dringend Lektionen in Reflexion erteilt bekommen und darüber nachdenken, wie ihr euch eine (deutsche) Gesellschaft im Jahr 2021 vorstellt… Besser gestern als morgen, bitte! File under: Wie mag man selbst behandelt werden? In jedem Fall: So nicht. Zwar mag dieser Post bereits vier Jahre zurückliegen, doch leider ist jedes verdammte Wort, dass ich anno 2017 in die Tastatur geklöppelt habe, so aktuell wie heute. Denn mit ebenso viel Scham wie Wut im Herz und Bauch lässt sich auch 2021 feststellen: Der Osten Deutschlands wählt nicht nur gern braune Idioten, er trägt auch oft genug deren hohles, unmenschliches Gedankengut – ob nun bewusst oder unbewusst – unumwunden zur Schau. Nicht alle, nicht jeder – aber jedes Prozent für Anti-Alternativ-Parteien, Faschisten und Hetzer ist gleich ein zweites zuviel. (Und nicht umsonst durfte sich die AfD bei der kürzlichen Bundestagswahl in Sachsen über 25,7 Prozent der Erststimmen- sowie 24,6 Prozent der Zweitstimmenanteile freuen.) Freilich dürfte es wenige regelmäßige Leser dieses bescheidenen Blogs nicht wundern, dass der Schreiber dieser Zeilen, ein gebürtiger Sachse und Ostdeutscher, dem Linken im Denken und dem gesunden Menschenverstand im Handeln näher steht als so manche(r), die auch dieses Jahr wieder ihr Kreuz an gestrig lamentierende Populisten verschwendet hat. Zudem musste (ja: musste) ebenjener Schreiber sich in den vergangenen Jahren ein ums andere Mal – und damit deutlich zu oft – für vieles, was ihr im vermeintlichen „Protest“ gegen wasauchimmer verbrochen und versaut habt, für euch schämen. „Wir sind das Volk?“ Nein, seid ihr nicht. Wenn ihr Hass und Hetze verbreitet (am liebsten noch anonym und feig im weltenweiten Netz) und einem menschlichen, reflektieren Miteinander im Weg steht, dann seid ihr vor allem eines: ganz, ganz arme Schweine. Und verdient wie jeder nur jenes Maß an Respekt und Anstand, welches ihr auch anderen zuteil werden lasst. Over and out, und: #keinenverdammtenmilimeternachrechts

Rock and Roll.

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(gefunden bei Facebook / Zeichnung von Shamsia Hassani)

Ein Bild, das mehr sagt als so viele Worte… Und trotzdem möchte ich ein, zwei Gedanken verlieren.

Was kennzeichnet heutzutage nahezu jede Nachrichtensendung? Nun, im Grunde vor allem eines: dass einem der Sprecher oder die Sprecherin einen „Guten Abend“ wünscht und in den nächsten Minuten sein (oder ihr) Bestes tut, um ausreichend Argumente dafür zu liefern, dass ebenjener Abend – zumindest vor der eigenen Türschwelle – alles andere als ein guter ist…

Wenn ein Land im Stich gelassen wird, dann stirbt oft auch ein kleines Stück von der Hoffnung auf das Gute im Menschen. Anhand dessen, was sich da im Staub zwischen Ghanzi, Kundus oder Kabul gerade ereignet, kommen einige der schlechtesten Eigenschaften der menschlichen Spezies zum Vorschein, kommt so vieles zusammen, das uns unser Tellerrand oft genug nicht zu sehen erlaubt – was wiederum vor allem davon kommt, dass man als vornehmlich satter, weich gepolsterter, recht privilegierter Westler (nicht im nationalen, sondern im internationalen Sinne gemeint, freilich) prinzipiell in die andere Richtung zu schauen gelernt hat oder sich gar nicht erst bemüht, einen anderen, offeneren Blickwinkel einzunehmen. Und anstatt sich auf ihre menschlichen Werte, auf das wirklich Wichtige in diesem Moment zu besinnen, zittern bundesdeutsche Politiker wie Laschet, Lindner oder Söder vor allem davor, dass sich „2015 wiederholen“ könnte. Gedankengänge, die in manch einem (mir etwa) vor allem ein gewisses Maß an Ekel hervorrufen… Vor allem, wenn man daran denkt, was für nette, bescheidene und ebenso freundliche wie gut ausgebildete Menschen wir mittlerweile kennenlernen durften (so man denn dem lohnenswerten Dialog mit Geflüchteten offen gegenübersteht), die eben damals, 2015, – aus welchen Gründen auch immer – fliehen mussten – und was ebenjene Menschen zu berichten hatten. Angst, Schrecken und Mühsal wie sie – wir in den Industrienationen kennen all das in diesem Ausmaß nicht im Ansatz, regen uns dafür umso lieber über all die kleinen Erste-Welt-Wehwehchen auf. Klar: die Gnade der Geburt am sichereren Fleck dieser Erde. Keine Schuld, dafür ein gerüttelt Maß an Antipathie und Ekel steigt mir in diesen Tagen im Halse hoch, während Trilliardäre wie Jeff Bezos, Elon Musk oder Richard Branson vor lauter prall gefüllten Geldspeichern nichts Besseres wissen, als ihre Dollars gen Kosmos zu blasen. Zynismus beherrscht manch gut betuchter quasi aus dem Effeff…

Ja, manchmal ist der Mensch nicht fair zum Menschen. Manchmal ist der Mensch dem anderen Menschen gegenüber nicht er selbst. Lupus est homo homini. Ein Akt im großen Trauerspiel, welches einen in mancher fatalistisch-schwarzen Minute wünschen lässt, die ganze verdammte Menschheit möge doch lieber heute als morgen Zugrunde gehen – Gründe dafür liefert sie tagtäglich genug.

Rock and Roll.

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(gefunden bei Instagram)

Es sind erschreckende Szenen, die sich am gestrigen Mittwoch in der US-Hauptstadt abspielten. Szenen, die mindestens zum Kopfschütteln anregen. Weil der Demokrat Joe Biden nachweislich die Präsidentschaftswahlen im vergangenen November gewonnen hat und so einige Trump-Anhänger*innen und Patriotismus-Schwurbler diese Realität weder glauben noch annehmen möchten, brachen sie, aufgewiegelt und aufgefordert durch den Wahlkampfverlierer höchstselbst, in den US-Kongress in Washington, D.C. ein – ein Ereignis, welches man wohl in einer der oft genug von den US of A höchstselbst ins Feld geführten „Bananen-Republiken“ erwarten würde, nicht jedoch in der selbstberufenen „größten Demokratie der Welt“ (was selbst Ex-Präsident George W. Bush zu einem entsetzten „Bananen-Vergleich“ veranlasst). Während sich also der Mob ohne größere Probleme seinen Weg in den US-Kongress bahnte, sah man unvorbereitete, überforderte, aber vor allem vergleichsweise zurückhaltende Sicherheitsleute – und das ausgerechnet in jener Stadt der Vereinigten Staaten mit dem höchsten Pro-Kopf-Aufkommen von Polizisten (rund 2.000 sollen es sein, und jeder von ihnen sei freilich für „terroristische Angriffe“ geschult). Besser sogar: einer von jenen Sicherheitsleuten ließ sich, wie ein Video zeigt, sogar für ein Selfie mit einem Trump-Anhänger gewinnen.

Mehrere Personen des Mobs posierten nach ihrem gewaltsamen Einbruch an den Schreibtischen der Politiker*innen, verwüsteten Büros, entwendeten Rednerpulte. Viele von ihnen, wie etwa der mit freiem Oberkörper und behörnter Fellmütze auftretende rechtsradikale Selbstdarsteller Jake Angeli, trugen dabei rechtsextreme Losungen und Symbole (hier ein Beispiel) oder solche wie die der „QAnon„-Bewegung auf ihrer Kleidung (nebst so einigen Flaggen, freilich). Es sind Geschehnisse, die einem die vermeintliche weiße Vorherrschaft (oder das Aufbäumen verzweifelter weißer Rednecks) und die immer tiefer gehende gesellschaftliche Spaltung in den US of A wohl kaum treffender vor Augen führen könnten – eine bittere Ungerechtigkeit, die auch seit Stunden das Internet beschäftigt (und freilich auch die Nachrichten diesseits des Atlantiks beherrscht). Dass so etwas in Deutschland möglich ist? Wissen wir natürlich aus jedem Geschichtsbuch, und aus jüngerer Vergangenheit spätestens seit August 2020. Was das für die Zukunft bedeutet? Wird sich in ebenjener zeigen.

Alles scheint eben – mittlerweile – denkbar, wenn der tumbe Terror-Mob vorm Banner ihres eigenen vermeintlich „patriotischen“ Irrglaubens willig wüten mag, und der wahre Brandstifter, der spätestens nun allem menschlichen Abschaum Tür und Tor geöffnet hat, (noch) im Weißen Haus sitzt:

Vier Tote soll es geben haben. Und es gehört wohl wenig Fantasie dazu, um zu behaupten: Wäre der Mob nicht mehrheitlich weiß gewesen, so hätte es die Todesfall gut und gern ein zweistelliges Maß erreicht. Das bezweifelt nur derjenige, der das letzte Jahr selig unterm Stein geschlummert hat… Es ist ein wahnwitziges Possen-, ein Trauerspiel – mit überaus offenem Ausgang.

Rock and Roll.

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Auf ewig „Born To Run“ – Zum 70. Geburtstag von Bruce Springsteen


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Satte 70 Lenze wird der Boss, wird Mr. Bruce Frederick Joseph Springsteen am heutigen 23. September jung. Siebzig! Für mich, der ja quasi mit seinen Songs groß geworden ist, irgendwie surreal: Der Boss war immer da, und hat mich (fast) nie enttäuscht – sowohl, was den qualitativen Output betrifft (gut, die kleine Schwächephase ohne seine E Street Band Anfang der Neunziger lassen wir mal unter den Tisch fallen), als auch, was sein Standing anbelangt. Springsteen ist ein Typ aus der Arbeiterklasse mit Rückgrat und Haltung. Einer, der das zwar nie über Gebühr aufgebauscht, aber auch nie vergessen hat. Und als solcher übernimmt er Verantwortung, zeigt Rückgrat und sagt offen, was er denkt und fühlt (an dieser Stelle sei allen seine tolle, 2016 erschienene Autobiografie „Born To Run“ ans Leserherz gelegt – wahlweise auch als Hörbuch, allein schon, weil’s von Thees Uhlmann himfuckingself eingelesen wurde). Und er ist seit den Siebzigern einer der bestbesten und großgrößten Geschichtenerzähler, die die Pop- und Rockkultur der US of A zu bieten hat – da mag sich selbst der gleichsam würdevolle Literaturnobelpreisträger Bob Dylan ewig strecken, Springsteens mal juvenil-pathetische, mal erschreckend ehrliche Hymnen an die „kleinen Leute“ dies- wie jenseits der Highways kreuz und quer durch alle 50 US-Bundesstaaten, an all die Marys und Sherrys und Candys und Wendys und Rosalitas, an all die Johnnys und Billys und Joes und Bobbys und Petes (eifrige Chronisten haben auch hier eine Übersicht erstellt) suchen seit jeher ihresgleichen. Der Mann hinter Evergreens wie „Thunder Road„, „Born To Run“ oder „The Ghost Of Tom Joad“ ist längst ein National Treasure. Eine lebende Legende aus Freehold, New Jersey, wurde in zig Filmen – von „High Fidelity“ bis jüngst in der tollen Hommage „Blinded By The Light“ – gewürdigt, ist Oscar- und Tony-Award-Preisträger sowie 20-facher Grammy-Gewinner. Aber was zählen schon all die Auszeichnungen, wenn man auch mit sieben Jahrzehnten auf dem Buckel noch anständig rocken kann? Eben. Wohl jede(r) auf der Welt kennt den Boss – da wird selbst jeder bunte Hund neidvoll mausgrau. Die Rockmusik, der er über die Jahre so viele Songs geschenkt hat – sie wäre heute eine ganz andere, um ein Vielfaches ärmere ohne Bruce Springsteen. Und schon gehen mir bei aller Lobhudelei die Superlative aus…

Ich verneige mich vor einem meiner persönlichen Helden (den ich bereits das ein oder andere Mal live erleben durfte), und gratuliere zum Siebzigsten. Lang lebe der Boss! 🤘

 

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Auch anderswo gratuliert man natürlich – ob nun journalistisch-professionell, ob nun recht persönlich. Oder nutzt die Gunst der Stunde, um seine Looks von den Anfangstagen bis heute zu verfolgen, oder alle 327 Songs nach Güteklasse zu listen. Oder eben mit einem Ständchen aus 56.000 Kehlen, wie vor einigen Jahren im MetLife Stadium in East Rutherford, New Jersey:

 

Rock and Roll.

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Moment! Aufnahme.


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(gefunden bei Facebook)

 

Mir ebenso. Darum ist es an jedem und jeder selbst, Worte wie „Nächstenliebe“, „Menschlichkeit“ oder „Menschenverstand“ mit Leben zu füllen, andere, wie „Hass“ oder „Angst“, peu à peu aus dem Sprachgebrauch verschwinden zu lassen und populistischen Idiotien keinen Zentimeter Raum in der eigenen Gedankenwelt zu gewähren…

Heute vor genau 80 Jahren, am 1. September 1939, begann ein Krieg, der sich schnell über den halben Erdball ausbreitete, mehr als 65 Millionen Menschen das Leben kostete, ganze Länder zerstörte – und unendlich viele Seelen, bis heute. Mit der Grundanalyse könnte man wohl ganze Abende füllen. Oder es auf den Fakt herunter brechen, dass man anno dazumal (erneut) massiv „die Zeichen falsch verstanden hatte und glaubte, Menschen, die sich – ohne angegriffen zu werden – uniformieren und bewaffnen, die sich als ‚die Herren aller Menschen‘ verstanden, die vor politischem Mord nicht zurückschreckten, aufrüsten und eine brutale, tabulose Sprache wählten, könnten tatsächlich Frieden und Menschlichkeit wollen.“ (Zitat aus dem heutigen Facebook-Post der Journalistin und TV-Moderatorin Dunja Hayali)

Maynard James Keenan und seine Alternative-Metal-Heads von Tool formulierten es im Bandkanon-Gassenhauer „Aenima“ in den Neunzigern einst recht treffend: „Don’t just call me pessimist / Try and read between the lines“. Meint: Wer sich auch nur für einige Momente mit der Menschheitsgeschichte – diesem Fliegenschiss inmitten der Erdhistorie – beschäftigt, wird daher zu zwei – zugegebenermaßen recht fatalistischen – Schlüssen kommen: Der Mensch tut sich mit Veränderungen seines Wesens verdammt schwer. Und: Geschichte tendiert dazu, sich immer wieder zu wider holen. Und zu wiederholen. Und zu wiederholen. Und…

Was also tun? Um erneut aus dem heutigen Facebook-Post von Dunja Hayali zu zitieren:

„Und so kommt es auf jeden Einzelnen an, zu erkennen, wann und wo der Friede bedroht erscheint. Wo sich Menschen aufschwingen, Macht so zu ergreifen, dass in der Folge sicher Leid und Tod entstehen. Wo Menschen glauben, sie seien bessere, lebenswertere Menschen als andere. Wo Menschen ihre Empathie für die Bedürfnisse und das Leid anderer verlieren. Um sich frühzeitig friedlich dagegen zu stellen und der Menschlichkeit zu dienen. Nicht der Macht, nicht dem Tod, nicht dem Leid.“

Nicht denen, die unter dem Denkmantel einer „Alternative“ nur ihren eigenen Vorteil und beim Wort „Liebe“ nur sich selbst im Sinn haben. Damit der „Mensch“ wieder zur „Menschlichkeit“ zurückkehrt. Fromme Wünsche, fürwahr. Doch wie meinte einst John Lennon?

„You may say that I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one…“

 

Rock and Roll.

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