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„AutoRip“ – Amazons neustes digitales Ass


AutoRip

Na, das nenn‘ ich doch mal ’nen Schritt in die richtige Richtung! Nachdem man in der letzten Zeit vor allem – völlig zu recht? – einiges an negativer Presse bekam, macht Amazon nun einen gewaltigen Schritt in Richtung Kundenzufriedenheit und Neukundenwerbung. Denn ab sofort bekommt jeder, der sich über den Versandriesen einen Tonträger – ob nun als CD oder LP – bestellt, das digitale Pendant per „AutoRip„-Funktion völlig kostenfrei und – besonders fein – sofort mit dazu. Nun könnten Haarspalter natürlich nach Lücken zum Kritisieren in diesem absolut fairen Deal suchen, aber dies wird anhand der aktuellen Eckdaten – die Amazon-Datenbank umfasst zurzeit 500.00 CDs beziehungsweise 14.000 LPs – wohl schwer…

Hintergrund der ganzen Aktion dürfte wohl sein, dass der Online-Versandriese dem derzeitigen Hauptkonkurrenten und Markführer in Sachen digitaler Musikvermarktung, Apple und seinem Musikdienst iTunes, in größerem Maße Konkurrenz machen möchte. Und das könnte durchaus funktionieren. Denn wo Apple in seinem Store aktuelle Alben für rund 10 Euro anbietet und der willige Käufer da nur die reine digitale Ware erhält (okay, ab und an hängt dem Ganzen – insofern man ein komplettes Album erwirbt – auch noch ein Booklet oder ein, zwei Videos an), bekommt man bei Amazon den physischen Tonträger sowie – solange sich dieser auf dem Postweg befindet – schonmal das Gekaufte in mp3-Form (die Bitrate ist übrigens mit 256 KB/s qualitativ identisch mit der iTunes-Variante). Und es wird noch besser: Alle, die seit 1999 Tonträger über Amazon erworben haben, bekommen nun – insofern in der aktuellen Datenbank vorhanden – nachträglich die Möglichkeit, sich diese – ebenfalls komplett kostenfrei – aufs heimische Abspielgerät zu laden!

Beispiel...

Sieht ganz so aus, als hätte Amazon die Signale verstanden. Zwar werden laut dem Bundesverband Musikindustrie noch immer rund 80 Prozent der Einnahmen auf dem Musikmarkt mit dem Verkauf von physischen Tonträgern erreicht, doch ein guter Teil der Zukunft der Musikindustrie liegt ganz klar im digitalen Bereich (welcher etwa in den seit jeher führenden USA bereits über 50 Prozent ausmacht) – mögen Traditionalisten oder LP-Geeks auch noch so sehr protestieren. Einfache Vermarktungsstrategien, welche ein Album mit einem festgeschriebenen Veröffentlichungsdatum vorsehen, an dem die Scheibe dann als schnöder Silberling mit Plastikhülle im Laden steht? Könnt ihr getrost vergessen, denn das Ding landet mit 99,9-prozentiger Sicherheit – und trotz noch so ausgefuchster Sicherheitskriterien – bereits Tage vor Release im weltweiten Netz! Der Musikfreund des 21. Jahrhunderts (und damit meine ich nicht jene Kretins, die sich die aktuellen Sido-Atzen-Revolverheld-Charts in Einzelsongs auf ihr dauerblinkendes Multifunktionsmobiltelefon laden!) schätzt zwar noch immer haptische Statussymbole und mag es, Musik nicht nur zu hören und zu geniessen, sondern auch berühren zu können, doch er will vor allem auch einen gewissen Mehrwert: schöne, anspruchsvolle Covergestaltungen, aufwendige Booklets, Gimmicks in Form von DVDs – all diese Dinge. Dass mittlerweile Musiker wie Amanda Palmer und Kevin Devine den Musikvertriebsmajors Adieu gesagt haben unter ihre Alben via „Crowdfunding“ komplett in Eigenregie – und mit dem finanziellen „Kickstarter„-Vorschuss ihrer Fans – unters Hörervolk (welches dann wiederum exklusive Extras als Dankeschön erhält) bringen, dürfte ein deutlicher Mittelfingerzeig an die veralteten Vermarktungswege sein… Die Zeiten, in denen Streaming-Dienste und ach so böse Web-Tauschbörsen Napster, Morpheus oder Kazaa verteufelt und mit allen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln alternativlos bekämpft wurden, dürften wohl endgültig vorbei sein. Und bei Amazon, bei welchem der zahlende Kunde aktuell – nach eigenen Angaben – aus einem Repertoire von fünf Millionen CDs und Schallplatten sowie 27 Millionen mp3-Songs wählen kann, besteht sogar noch gewaltiges Wachstumspotential für das neuste digitale Ass im Ärmel namens „AutoRip“…

 

 

Rock and Roll.

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