Klar, es gibt sie wohl tausendfach, die Gründe, 30 Seconds To Mars aus tiefstem Herzen als Brechmittel empfehlen zu können… Ihre Songs sind voller Bombast und Pathos, ihre Musikvideos auf höchstem Style-Niveau megalomanisch verschwurbelnd (und dabei gleichsam viel- wie nichtssagend), die Texte voller universeller Worthülsen. Wenn dem Trio dann auch noch Hollywood-Beau Jared Jeto (Requiem For A Dream, Fight Club) vorsteht, so ist für Viele natürlich schnell klar: hier handelt es sich doch nur um ein weiteres Rockmusik-Kunstprojekt, mit dem ein von der Traumfabrik Geschädigter seinen ganz privaten Narzismen frönen will. Und obwohl das seit den Anfangstagen der Band, welcher neben Jared Leto auch noch sein Bruder Shannon (Schlagzeug) und Tomo Miličević (Gitarre) angehören, nie ganz von der Hand zu weisen ist, kamen dabei doch so großartig überhöhte Alben wie der 2002 erschienene, selbstbetitelte Erstling, die drei Jahre darauf in die Regale gestellte Pathos-Keule „A Beautiful Lie
“ oder das 2009er groß angelegte Fan-Projekt „This Is War
“ (bei dem die Band die ein oder andere Chor-Tonspur gemeinsam mit Fans einsang, diese auch in Videos mitspielen ließ und Sondereditionen mit Konterfeis von Fans auf dem Cover veröffentlichte) heraus. 30 Seconds To Mars mögen zwar die Hörergemüter spalten, sie tun dies jedoch auf eine sehr interessante Art…
Und schon wenn man den Titel des in Kürze erscheinenden vierten Albums von 30 Seconds To Mars, darf man alle eventuell gehegten Hoffnungen auf einen Kurswechsel ad acta legen: „Love Lust Faith And Dreams“ – Jared Leto & Co. mögen’s weiterhin möglichst universell, pathetisch und groß. Love it or leave it.
Unabhängig von den Songs der Band boten die Musikvideos jedoch immer Unterhaltung auf höchstem künstlerischem Niveau – immerhin hat da jemand einen Ruf als Schauspieler zu verteidigen, und sicherlich die ein oder andere gewinnbringende Connection nach Hollywood spielen lassen… Da machen auch die bewegten Bilder zu „Up In The Air“, dem ersten Vorboten von „Love, Lust, Faith And Dreams“, keine Ausnahmen, bei welchem ein gewisser Bartholomew Cubbins (Überraschung: Jared Leto übernahm die Regie unter diesem Pseudonym – wieder einmal – selbst!) Trommler, Künstler, Models, Fechtsportler und eine Horde von Zebras in einer Fabrikhalle zusammentrommelt, Fans zur Farbenschlacht ermutigt und Burlesque-Starlett Dito Von Teese einen mechanischen rosafarbenen Bullen zähmen lässt. Verrückt? Nennen wir’s eher: unterhaltsam.
Rock and Roll.