Man kennt ihn vor allem als Gitarre spielenden Teil der Hamburger Akustik-Indiepop-Band Liedfett, eventuell ist dem einen oder der anderen von euch sogar schon sein feines, 2019 erschienenes Solo-Debüt „Unterm Teppich“ zwischen die Lauschmuscheln gekommen (welches seinerzeit auch auf ANEWFRIEND Erwähnung fand). Nun hat Lucas Uecker mit „Der König tanzt nicht mehr” (s)eine neue Single veröffentlicht und mit „Schöne Dinge“ sein zweites Soloalbum in Aussicht gestellt (wenn auch noch ohne fixen Release-Termin).
Der erste Höreindruck gerät dabei ebenso energetisch wie düster: „Der König tanzt nicht mehr“ ist eine Geschichte vom Fall und Sturz eines Monarchen. Ein kleines, Rocksong gewordenes Drama über eine Sucht und ihre Kinder. Über einen Protagonisten, den die Welt vergessen hat. Einen Schwindler, der an sich selbst zu Grunde geht. Verpackt in einem rauen, orchestralen Sound sowie in ein Schwarz-weiß-Video, in welchem Schauspieler Wolf-Dietrich Sprenger eindrucksvoll den gealterten Protagonisten verkörpert, entführt Lucas Uecker den Zuhörer in die Welt, die hinter den Kulissen liegt. Vorhang auf für „Der König tanzt nicht mehr“!
Gute Liedermacher gibt’s ja im deutschsprachigen Raum so einige – man denke etwa an den hier ohnehin gefühlt omnipräsenten Gisbert zu Knyphausen, von dem erst gestern wieder die Schreibe war, an Tom Liwa, Faber, Matze Rossi, Moritz Krämer, Hannes Wittmer (tafka Spaceman Spiff), die seligen Rio Reiser und Nils Koppruch, feine Humorbarden wie Rainald Grebe oder Joint Venture sowie an in Würde ergraute Eminenzen wie Hannes Weder, Reinhard Mey oder Konstantin Wecker (wer’s denn unbedingt etwas poppiger mag, darf schlussendlich gern noch Clueso hinzu zählen). Sich bei diesem Mangel an Qualitätsmangel mit der ohnehin nicht so lautstark tönenden Akustischen durchzusetzen, erscheint schwer…
Lucas Uecker hat’s trotzdem geschafft. Hauptamtlich tritt der Hanseat sonst bei den Hamburger Akustik-Indiepoppern von Liedfett als Gitarrist in Erscheinung (bei wem der Name kein Glöckchen zum Klingen bringen sollte – so ging’s mit auch), versucht sich jedoch nun auf Solo-Pfaden. Über sein erstes eigenes Album „Unterm Teppich“ (frisch geschlüpft und bislang leider nur im Eigenvertrieb erhältlich) hat der Pressetext folgende prosaischen Worte aufzubieten:
„Sein Debütalbum ‚Unterm Teppich‘ führt ohne Kompass durch die Gefühlswelten und Gezeiten im Wellengang des Daseins. Zehn Lieder im Dirty Folk, der Sound filigran aber nicht poliert. Seine Musik funkelt wie die Elbe in der Morgensonne nach einer durchzechten Nacht in Hamburgs abgewracktesten Hafenbars. Johnny Cash trinkt Mexikanershots mit Iggy Pop, Sven Regener teilt sich eine Zigarette mit Tom Waits. In einer unverwechselbaren Mischung aus Melancholie und Optimismus besingt er Glanzmomente der Zwischenmenschlichkeit, stellt Fragen des Selbstzweifels und findet dabei stets die Schönheit hinter den Fassaden. Lucas‘ hanseatischer Weitblick reicht über den Horizont hinaus und verbindet sich mit Melodien, die gleich ins Herz greifen. Es sind Songs zum schwelgen nicht zum schunkeln. Seine Lieder können verzaubern und bieten Lösungen ohne Antworten. Wie ein scharfer Schnaps in stillem Einverständnis, der Blick wird weich, die Seele sanft. ‚Lieder sind geschmolzene Stadthallen.‘, schrieb einst Max Goldt. Die Lieder von Lucas Uecker sind eine verwitterte Holzkapelle in den Weiten der Prärie: Da sind viele Geschichten drin.“
Well… Schön formuliert, und am Ende doch die offensichtlichste Referenz vergessen: Jan Plewka. Ich zumindest fühlte mich aufgrund von Ueckers ähnlich knarzig-markanter Stimme bei Songs wie „Am Arsch“, das laid back düstere Zeilen über ein verkorkstes Leben präsentiert, „Fassade„, „Seiltänzer“ oder „Der Grund“ vielfach an den – wohl kaum zufällig – ebenfalls aus Hamburg stammenden On/Off-Selig-Frontmann sowie an dessen zahlreiche Nebenprojekte erinnert – was ja kaum das kleinste Kompliment ist. Wem es ähnlich geht, darf bei Lucas Uecker gern das ein oder andere Ohr mehr riskieren…