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„The Baby Superstar“ – Gil Finkelstein verjüngt die Prominenz


Egal ob sie nun aus dem Musiker-Business, aus der Sportwelt, aus Hollywood oder dem Superhelden-meets-Superschurken-Universum stammen – der aus Israel stammende und in Kalifornien beheimatete Grafikdesigner Gil Finkelstein verjüngt unter dem Titel „The Baby Superstar“ via Instagram auf ebenso kreative und humorvolle wie herzallerliebste Weise die hinlänglich bekannte Prominenz, die zwar hier vor allem durch volle Windeln von sich reden machen mag, sich jedoch oft genug auch durch das ein oder andere „Markenzeichen“ zu erkennen gibt… Prädikat: sollte man gesehen haben.

Hier eine Auswahl allseits bekannter Musikgrößen:

(via Instagram)

Rock and Roll.

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Zitat des Tages


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(gefunden hier)

 

(Ricky Gervais, *1961, britischer Comedian, Radiomoderator, Schauspieler, Autor, Regisseur und Filmproduzent)

 

Rock and Roll.

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Das Album der Woche


Nick Cave & The Bad Seeds – Push The Sky Away (2013)

Push The Sky Away (Cover)-erschienen bei Bad Seed/Rough Trade-

Sollte man jemals in Verlegenheit kommen, im Musiklexikon unter „vorbildlichem künstlerischen Arbeitsethos“ nachzuschlagen, so dürfte man da ohne Zweifel ein Bild von Nick Cave wiederfinden. Denn auch nach über 30 Jahren im Musikgeschäft geht er seine Rolle als Kreativling noch immer nach einem recht nüchternen „9to5“-Modus an. Ja, er berichtete einmal sogar, dass er Jackett, Hut und Aktentasche nimmt, das Haus verlässt und in sein abgeschiedenes Büro geht, sich an seine Schreibmaschine setzt und diese erst zur Ruhe kommen lässt, wenn seine innere Stechuhr den wohlverdienten Feierabend einläutet! Da wundert es kaum, dass der 55-jährige, der 1957 im australischen Kaff Warracknabeal als Sohn einer Bibliothekarin und eines Lehrers für englische Literatur zur Welt kam, denn auch einen dementsprechenden Output vorzuweisen hat: 20 Studioalben, neun Filmsoundtracks (darunter für nicht eben unbekannte Zelluloiddramen wie „The Road“ oder „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“), vier Theaterstücke begleitende Scores, zwei Romane (der Erstling „And The Ass Saw The Angel“ erschien 1989, der zweite Roman „The Death Of Bunny Munro“ 2009) und sogar zwei eigene Drehbücher – für „The Proposition“ (2005) und „Lawless“ (2012) – hat der emsige Tausendsassa anno 2013 zu Buche stehen. Eine Konstante in all der konstruierten kreativen Tobsucht waren dabei stets seine Begleitband The Bad Seeds (dass seit deren 1984 erschienenem Debüt „From Her To Eternity“ der ein oder andere Besetzungswechsel nicht ausblieb, versteht sich logischerweise von selbst), sowie die vor allem bei den Filmsoundtracks wunderbar frische Zusammenarbeit mit Kreativpartner Warren Ellis.

Foto: Bleddyn Butcher

Foto: Bleddyn Butcher

Und Nick Cave hat sich in all den Jahren seine Art der Narrenfreiheit erarbeitet. Mit den Bad Seeds werden die großen Themen angetastet, die sich wie ein blutroter Faden durch das Schaffen des Wahl-Engländers ziehen: Vergänglichkeit, Verfall, moralische Abgründe, die bis ins Mark der menschlichen Seele herab reichen, Lust, Laster, Triebe, Schuld, Sühne, Mord und Totschlag. Damit füllt er gern mal ganze Alben – man denke nur an das 1996 beziehungsweise 1997 erschiene, fantastische Albenpaar „Murder Ballads“ und „The Boatman’s Call“ -, nur um im Anschluss wieder den fatalistischen Romantiker heraushängen zu lassen (wie im 2001 veröffentlichten „No More Shall We Part„). Und obwohl – oder gerade weil? – in seinem Elternhaus Wert auf die Lehren der anglikanischen Kirche gelegt wurde, lassen auch diese sich immer und immer wieder in seinen Texten finden – nicht selten sind ausgerechnet diese jedoch gar der Nährboden für Doppelmoral und Niedertracht und ernten vom nüchternen Pragmatiker mehr Hohn und Spott als Beifall und Zustimmung. Doch Nick Cave ist beileibe kein weltfremder Griesgram, der längst allem irdischen Geschehen abgeschworen hat. Das beweisen auch seine jüngsten Cockrock-Ausflüge, bei welchem er etwa in den zwei Alben des Bandprojekts Grinderman gar elektronische Spielereinen einfließen ließ und auf dem letzten, 2008 erschienenen Nick Cave & The Bad Seeds-Werk „Dig!!! Lazarus, Dig!!!“ breitbeinig und mit offenem Hosenstall die in wilden, wirren Feedbackorgien badende Rocksau gab. Wie geschrieben: bei Nick Cave treffen sich seit über 30 Jahren Passion, Ausdrucksstärke und Narrenfreiheit zum kreativen Kaffeekränzchen. Nur so kann der 55-Jährige wohl all die eignen Dämonen in Zaum halten. Und außerdem ist dies wohl einer der Gründe, wieso er die Öffnungszeiten der Armenspeisung je höchstens zu Recherchezwecken für ein neues Filmdrehbuch kennen lernen wird.

Nick Cave & The Bad Seeds (2013)

Und wer beim neuen Album „Push The Sky Away“ eine Fortsetzung eben jenes die Gehörgänge fordernden Muckertums der letzten Veröffentlichungen erwartet, der hat Caves kreative Vita schlecht verfolgt. Denn wieder einmal schlägt er (beinahe) allen Erwartungshaltungen ein Schnippchen. Auf dem mittlerweile 15. gemeinsamen Studioalbum mit den Bad Seeds scheint Nick Caves alter ego zumeist beeindruckend mit sich selbst im Reinen, gibt den aufgeräumten Beobachter und Berichterstatter der Verkommenheit. Zu bedächtig perlenden Loop-Schleifen wandelt bereits der Opener mit Grusel im Hinterkopf wachen Auges zwischen Tag und Nacht. Das darauf folgende „Wide Lovely Eyes“ erzählt vom zarten Erwachen einer Vorahnung von unschuldiger Liebe, während draußen schon die leblosen Meerjungfrauenkörper von den Straßenlaternen baumeln, und endet bald schon in aufkeimenden Abschiedsgedanken. In „Water’s Edge“ weiß Cave zu unbarmherzigem Bassraunen, umher wehendem Schlagzeugtreiben und herbei ziehen Streichern vom jähen Verlust der Unschuld zu berichten, vom Ausnutzen großer Erwartungen und fehlender Erfahrungen. Von jungen Großstadtmädchen, deren heiliges Weiß täuscht, die die nichts ahnenden Knaben erst mit aufreizenden Tänzen bis ins Mark aufgeilen, um dann die Beine breit zu machen und die gierigen Hände offen zu halten. „You grow old and you grow cold“ – klar reichen Nick Caves Weltansichten noch immer, um ihn als gottverlassenen Fatalisten einzustufen, der animalische Triebe provokant neben sakrale Symbolik stellt („their legs, wired to the world, like bibles open“), aber im Herzen ist der 55-Jährige nach wie vor ein verkannter Romantiker – nur vergisst er dabei nie die nötige Prise Realismus. A propos Realismus: daraufhin lässt Cave seinen Blick über die Jubilee Street streifen, vorbei an vom harten Leben geleerten Gesichtern, und hin zu den traurigen Huren. Klar: „a girl’s got to make ends meet even on Jubilee Street“ – Liebesdienste als zwielichtiger Broterwerb. Und schließlich ist er – der Erzähler und Beobachter – selbst kein Heiliger, denn auch er geht in diesen Hinterzimmern ein und aus, unterwirft sich seinen Zwängen, und ist so selbst ein kleines Rädchen in dieser Abwärtsspirale aus käuflichen Stunden und mafiösen Strukturen. Und während die gewohnten Gitarren bisher schweigen mussten, werden sie auf dem wohl eingängigsten Stück von „Push The Sky Away“ erstmals von der Leine gelassen und dürfen gemeinsam mit Nick Cave durchs Rotlichtviertel wandern – stets manierlich, versteht sich. Als Kontrastpunkt träumt er dann in „Mermaids“ von eben jenen Meerjungenfrauen, die auf Steinen sitzend vorbeifahrende Seeleute betören, Schönheit wie Sinnlichkeit versprechen, und am Ende auch nur Tod und Verderben im Sinn haben. „I believe in God / I believe in mermaids, too / I believe in seventy-two virgins in a chain / Why not, why not?“ – Glaube und Aberglaube sind für den nüchtern-pragmatischen australischen Märchenonkel auch heute noch lediglich durch eine Vorsilbe zu unterscheiden. In „We Real Cool“ wummert wieder der Bass, tönen Geigen und Klavier, pocht  Thomas Wydlers Schlagzeug. „Who was it? / Yeah you know, we real cool / And I hope you’re listening“ – selbst Dicke-Hose-Zeilen wie diese kommen bei Cave’s 2013er Bad Seeds-Update im gefühlten meditativen Gleichgewicht daher. Die vom Australier gewohnten Fieberträume fehlen auch auf „Push The Sky Away“ nicht, denn in „Finishing Jubilee Street“ wähnt er – zu Sprechgesang und weiblicher Backgroungbegleitung – sich nach Fertigstellung eben jenen Stückes gefangen zwischen Realität und Tagtraum, zwischen einem Anflug von Geniestreich und Wahnsinn. Das wird auch im beinahe achtminütigen „Higgs Boson Blues“ nicht besser. Caves alter ego pendelt im Wahn zwischen europäisch-kühlen Straßenzügen in Genf und der lodernden Sonne des US-amerikanischen Südens (Memphis), sieht sich schon, wie einst gewisser Robert Johnson, einen fatal-finalen Kontrakt mit dem Teufel unterzeichnen, nur um endlich, endlich selbst ins Geheimnis des ultimativen Blues und des „killer groove“ eingeweiht zu werden. Doch wo Cave noch vor fünf Jahren (also etwa auf „Dig!!! Lazarus, Digg!!!) gemeinsam mit seinen Bad Seeds ein wahre Krawallorgie an Gitarren und Lautstärke und Feedback angezettelt hätte, bleibt auch hier alles im Fluss und Zaum. Dafür reimt er genial-dadaistische Absurditäten über Teenie-Stars („Hannah Montanna does the African Savannah / As the simulated rainy season begins /…/ Rainy days always make me sad/ Miley Cyrus floats in a swimming pool in Taluca Lake / And you’re the best girl I ever had“). Im abschließenden Titelstück gibt Nick Cave dann zu mäandernden Orgelklängen und – erneut – weiblicher Backgroundbegleitung noch einmal den altersweisen Versteher aller Außenseiter: „If your friends think that you should do it different / And if they think you should do it the same / You’ve gotta just keep on pushing / Keep on pushing / Push the sky away“. Und mögen gerade bei einem wie Cave, von dem man sich bisher meist eines gerüttelt Maß an Fatalismus sicher sein konnte, solche nahezu unglaublich positiv anmutenden Zeilen irritieren, so stellt er doch klar: „And some people say that it’s just Rock’n’Roll / Oh, but it gets right down to your soul“. Fatalisten, Realisten, Surrealisten und Romantiker aller Länder – vereinigt euch und lauschet diesen Zeilen!

Nick Cave & The Bads Seeds (2013 #2)

Mit „Push The Sky Away“ melden sich Nick Cave & The Bad Seeds in beeindruckender Manier zurück und zeigen in den 43 Minuten allen Erwartungen einmal mehr den Mittelfinger der Narrenfreiheit. Natürlich überschlagen sich aktuell alle – mehr oder minder – fachkundigen Musikjournalisten mit ihren positiven Urteilen, erheben das Album zum „Meisterwerk“ und stellen es in eine Reihe mit großartigen Vorgängern wie „Murder Ballads“, „The Boatman’s Call“ oder „No More Shall We Part“. Und: sie haben recht. Man ahnt immer wieder, wie perfekt Caves Zusammenspiel mit seinen langjährigen Mitstreitern, allen voran Warren Ellis (Violine, Gitarre, Synthesizer…) und Thomas Tydler (Schlagzeug), während der Aufnahmen im südfranzösischen Saint-Rémy de Provence harmonisiert haben muss. Die Instrumentierung sitzt, hält sich bedeckt im Hintergrund und bereit so den Boden für Nick Caves vielsagende, beschwörende Texte. Dass dann sogar ein Kinderchor sowie Bassist und Gründungsmitglied Barry Adamson für ein paar Stücke im die Ecke schauen, sind lediglich nette Details am Rande. Auf „Pushing The Sky Away“ bieten Nick Cave & The Bad Seeds einen Balladenreigen feil, der zwar vordergründig wie aus einem Guss erscheint, in seinem Innersten jedoch unheilvoll bebt und brodelt. Der Frontmann selbst empfiehlt übrigens „am besten alle neun Songs in der richtigen Reihenfolge hintereinander“ zu hören, denn „das Album ist dazu gemacht, um es einzulegen und in so eine Art andere Welt einzutauchen und in eine Reise durch diese Welt. Am Ende wirst du dann quasi befreit und wieder in die Realität entlassen. Diese Weise, ein Album zu hören, hat etwas Altmodisches an sich.“

Gern darf man „Push The Sky Away„, dessen Coverartwork den Künstlern selbst und seine nackte Frau, das britische Model Susie Bick, im eigenen Schlafzimmer zeigt, als Nick Caves „Alterwerk“ bezeichnen. Man sollte jedoch stets damit rechnen, dass der gleiche Typ, der uns soeben noch milde und mit gewohnt tiefer Stimme von Weiblichkeit im Angesicht menschlichen Verfalls in die Gehörgänge gesungen hat, eben jene Ohrmuscheln schon im nächsten Moment wieder mit 15-minütigen Rockbrechern malträtieren könnte. Stichwort: Narrenfreiheit.

Logo

 

 

Hier gibt’s das fantastische Video zu „Jubilee Street“ für Augen und Ohren…

 

…ebenso wie eine gespenstische visuelle Untermalung zum Albumopener „We No Who U R“…

 

…und ein kurzes Video zur Entstehung des aktuellen Albums:

 

Rock and Roll.

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