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Song des Tages: Enno Bunger – „Konfetti“


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Selbst wenn sich Enno Bunger in den letzten Wochen anlässlich seines am vergangenen Freitag erschienenen neuen Albums „Was berührt, das bleibt.“ öfter auf diesen bescheidenen Blog-Seiten wiederfand – ein vielleicht letztes Mal sei dem 32-jährigen Hamburger Indie-Pop-Pianisten definitiv noch gegönnt, denn: diese Platte ist, wie ich anhand der immerhin fünf vorab veröffentlichten Stücke „Bucketlist“, „Stark sein“, „Ponyhof“, „Konfetti“ und „Kalifornien“ (gibt’s weiter unten) bereits vermutet und gehofft hatte, in der Tat schon jetzt eine der besten, da bewegendsten deutschsprachigen Veröffentlichungen des Musikjahres. Und auch Bunger selbst meint: „Ich kann, will und werde wohl nie wieder ein solches Album schreiben.“

60346108_10157507537598783_1118283628451725312_oDass „Was berührt, das bleibt.“ dabei ebenso wohlwollende Rezensionen wie Schnellschuss-Verrisse einheimst, liegt wohl in der Natur der Sache, schließlich war es bei „großer Kunst“ (dieses Siegel verleihe ich der Platte an dieser Stelle mal eben) schon immer so, dass ebendiese polarisiert. Und am Ende darf sich jede(r) nur allzu gern selbst durch die elf Stücke, in denen sich der vielseitige Liedermacher so persönlich wie nie präsentiert, hören. So oder so: es lohnt sich, denn auch ich hatte lange nicht mehr so viele Tränen im Knopfloch, so viele Wellen Gänsehaut innerhalb eines dreiviertelstündigen musikalischen Platten-Erstkontakts…

Und wer schon nicht mir Glauben schenken mag, dem sei an dieser Stelle gern die nicht minder euphorische Review des ebenfalls nicht selten großartigen Bunger’schen Liedermacher-Kollegen Wolfgang Müller ans Herz gelegt, die dieser unlängst via Facebook ins weltweite Netz entließ, denn bessere, passendere Worte habe auch ich nicht für das tolle „Was berührt, das bleibt.“, dessen Titel gleich doppelt zu bejahen ist. Gänsehaut. Nachhall. Der Rest ist hören. Danke dafür, Enno. ❤️

 

„HERZRASEN UND GÄNSEHAUT
Mit seinem neuen Album ‚Was berührt, das bleibt‘ rettet Enno Bunger die Seele des Indie-Pop. Und vermutlich sich selbst dazu.

Es passiert nicht oft, dass ich ein Album höre und nach spätestens drei Stücken ausmachen muss – nicht, weil es so furchtbar wäre, sondern weil ich die Dichte und Intensität nicht ertrage. Bei ‚Du kannst mich an der Ecke rauslassen‘ von Niels Frevert war es so, bei ‚0‘ von Damien Rice. ‚Boxer‘ von The National. Musik, die man in Zeit auflösen muss, damit man sie verdauen kann. Und jetzt also Enno Bunger. ‚Was berührt, das bleibt‘ heißt seine neue Platte, und ganz offensichtlich ist dieses Gesetz keine Einbahnstraße – das, was da geblieben ist, geschnitten in orangenes Vinyl, 44 Minuten in 11 Songs, berührt nicht nur, es trifft einen als Hörer bis ins Mark. Selten, sehr selten, bereitet mir Musik Herzrasen. Diese hier tut es.

Dabei fängt alles so harmlos an. ‚Kalifornien‘, der Opener des Albums, kommt als fröhlicher, unschuldiger Aussteiger-Song daher. Doch bereits hier, in den ersten Zeilen, zeigt sich, woraus die Texte geschnitzt sind – aus einfachen Bildern, die gekonnt zu eindringlichen Geschichten geflochten werden. Enno Bunger schafft es, Allgemeinplätze so übereinander zu legen, dass sie aussehen wie exotische Orte. Das Ergebnis erscheint dabei manchmal so naheliegend, dass man sich fragt, wieso niemand vorher darauf gekommen ist. ‚Zeit ist Geld, wir werden so reich geboren‘ wäre so ein Satz. ‚Du wünschst dir für die Zukunft die Vergangenheit zurück‘ ein anderer. ‚Mit dir in meinen Armen hab‘ ich mein Leben im Griff.‘ noch einer. Ich könnte zwei Seiten mit Zitaten aus den Songs vollschreiben, und jedes Einzelne wäre es wert, doch all das erklärt nicht die Magie des Albums. Andere Künstler, deren Namen hier gnädig hinter dem Vorhang gehalten werden sollen, schaffen ebenfalls schöne Bilder mit teils witzigen Wortspielen und eingängigen Melodien. Und trotzdem gähnen diese Songs vor Leere und Belanglosigkeit, während sich bei Enno Bunger, der Teile des Albums in Zusammenarbeit mit seiner Freundin und Musikerin Sarah Muldoon geschrieben hat, ein Garten voller Gefühle öffnet. Spätestens bei ‚Konfetti‘, einem Lied über die verstorbene Freundin seines Schlagzeugers und besten Freundes Nils Dietrich (dem mit ‚Ponyhof‘ ein eigenes Denkmal gesetzt wurde), offenbart sich ein offenes Geheimnis aufs Neue: Schöne Sätze reichen nicht. Nur wer wirklich etwas zu sagen hat, und dann noch die richtigen Worte findet, kann etwas schreiben, was die Seele berührt. Und berühren tut es. Wem nach ‚Konfetti‘ keine Tränen in den Augen oder auf den Wangen glitzern, hat keine Ohren oder kein Herz. Vergleiche verbieten sich in der Musik, aber im Olymp der Totenklagen sitzt ‚Konfetti‘ direkt neben ‚Seltsames Licht‘ von Gisbert zu Knyphausen und ‚Der Weg‘ von Herbert Grönemeyer.

‚Glaube an die Welt‘ (das ironischerweise an den letztgenannten Song erinnert) trägt die Fackel weiter in ein leeres Zimmer voller Fragen an den Sinn und Unsinn dieser Welt. ‚Wolken aus Beton‘ wiederum reißt das Fenster zur Zukunft auf. So wie das ganze Album schwankt das Lied wie ein kleines Boot zwischen Wut, Trotz und Zuversicht auf einem tosenden Meer aus Traurigkeit. Ab und zu bricht die Sonne durch die Wolken, der Wind flaut ab, und für einen kurzen Moment herrscht Frieden. Doch schon gleich darauf erlischt das Licht, und die nächste, haushohe Welle stürzt hinab und zerreißt das Segel. Man ahnt, man schmeckt wie Salzwasser, wie die letzten Jahre für Enno Bunger und die, die er liebt, gewesen sein müssen. Es spricht eine Dringlichkeit, eine Präsenz und eine Klarheit aus den Liedern, die nur jemand haben kann, der weiß, was es bedeutet, jemanden für immer zu verlieren. Und daher auch weiß, worum es am Ende des Tages wirklich geht.
Jedes Lied auf diesem Album hat eine Botschaft, eine Geschichte, einen festen Platz, ein Geburtsrecht auf Zuhörerschaft. Selbst ‚Niemand wird dich retten‘, das jedes Klischee von Superhelden-Geschichten zitiert und Computerspiel-Bilder bemüht, und es zudem noch wagt, nach Ingo Pohlmann ein Yoda-Zitat in einem Song zu verwenden, erzeugt Gänsehaut, weil man spürt, dass hier jemand jedes Wort genauso meint, wie er es sagt, und die Bedeutung des Satzes ‚Niemand hier kann dich retten, niemand außer dir selbst‘ wirklich begriffen hat.

Musikalisch wandert Enno Bunger zwischen Balladen und Indie-Pop – und darüber hinaus: ‚One-Life-Stand‘ könnte auch ein Casper-Song sein, Kalifornien treibt einen Tomte-artigen Beat vor sich her, bei ‚Stark sein‘ zwitschert beim Hören des Refrains ‚Angel‘ von Robbie Williams dazwischen, die Farbe der Stimme erinnert bisweilen an Gisbert zu Knyphausen, aber all das tut der Originalität keinen Abbruch. Auch hier schafft es Enno, aus Bekanntem etwas Neues, Eigenes und Kraftvolles zu formen, so, wie das Kunst in seiner besten Form tut.

Während viele bekanntere Indie-Musiker sich mit immer seichteren und gefälligeren Songs langsam aber sicher dem Indie-Schlager nähern, um ein Stück vom Kuchen des Mainstream-Musikmarktes zu ergattern, hat Enno Bunger den Mut gefunden, ein zutiefst persönliches und authentisches Album zu schreiben, ein wahrhaftiges Stück Musik zu erschaffen, und darin nach eigenen Angaben fast seine gesamten Ersparnisse zu versenken. In Zeiten, in denen man mit physischen Tonträgern kaum noch Geld verdienen kann, und auf große Klickzahlen bei Spotify und Co angewiesen ist, um zu überleben, ein großes Risiko. Dass die Lieder trotz der Ernsthaftigkeit fast allesamt Ohrwürmer sind, macht da viel Hoffnung und tut ihrer Tiefe keinen Abbruch, im Gegenteil. ‚Was berührt, das bleibt‘ gehört dem Streaming zum Trotz fraglos in jede Vinyl- oder CD-Sammlung. Damit das, was berührt, auch dann noch bleibt, wenn es längst keine Playlisten mehr gibt. Mit diesem Album hat Enno Bunger die Seele des Indie-Pop gerettet, und vermutlich sich selbst dazu. Dafür kann man sich nur verneigen, Konfetti werfen und Applaus klatschen. Hiermit geschehen.“

(Wolfgang Müller)

 

Hier kann man sich den Kurzfilm aus allen fünf Musikvideos zu „Was berührt, das bleibt.“ in der von Enno Bunger bestimmten Reihenfolge zu Gemüte führen:

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Kettcar – „Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)“


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Ist das jetzt ein Lied? Oder eine Kurzgeschichte? Vielleicht beides? Oder am Ende doch total egal?

Fakt ist: Kettcar melden sich fünf Jahre nach dem letzten Album „Zwischen den Runden“ und drei Jahre nach „Konfetti„, dem Solodebüt ihres Frontmanns Marcus Wiebusch, am 13. Oktober mit ihrem nunmehr fünften, elf Songs starken Studioalbum „Ich vs. Wir„, welches freilich wieder beim hauseigenen Label Grand Hotel Van Cleef erscheinen wird, sowie einer ausgedehnten Tour im kommenden Jahr zurück. Braucht es diese Rückkehr? Aber hallo!

Denn schon der erste Vorab-„Song“ beweist, dass es wohl kaum eine andere deutsche Band derart – und das ist an dieser Stelle auch alles andere als ein Widerspruch – so deutlich wie subtil versteht, in persönliche wie gesellschaftliche Wunden zu stechen (und wer’s nicht glauben mag, der höre sich durch Wiebuschs Diskografie – angefangen bei den Politpunkern von …But Alive über die Kettcar-Alben und bis hin zum noch immer großartigen „Konfetti“).

kettcar-ich-vs-wir-artwork-ghvcIn „Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)“ erzählt Marcus Wiebusch die Geschichte eines jungen Hamburger Studenten mit Dead Kennedys-Shirt, der in seinem blauen Ford Granada von der Hansestadt bis an die österreichisch-ungarische Grenze reist und dort einigen Familien zur Flucht aus der DDR verhilft. Dabei gewinnt der Spoken-Word-Song, bei dem der Kettcar-Fronter lediglich im Refrain singt, vor allem durch Wiebuschs Auge fürs Detail, Textzeilen wie „In Mörbisch am See checkte er in die Pension Peterhof ein, kaufte sich einen Döner und wartete auf die Nacht“ sind nur ein Beispiel unter vielen.

Die Ungewissheit und Dringlichkeit der Aktion unterstreicht das angehobene Tempo, die Band ordnet die Begleitmusik ganz der Story unter. „Gesungene Geschichte, die deutlich macht, dass Fluchthelfer*innen damals wie heute gebraucht werden“, meint Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow, der das Lied bereits gehört hat, und auch Schriftsteller Benedict Wells („Spinner“) konstatiert: „Gut, dass es immer schon Menschen gab, die anderen Menschen einfach halfen – und erst danach darüber diskutierten. Das galt für damals, das gilt für heute und das gilt für diesen schönen Song.“

Denn nach der geglückten Aktion ist der Song nicht vorbei. Zurück in seiner WG kritisieren die Mitbewohner des Protagonisten seine Aktion: „Deutschland dürfe nie wieder ein Machtblock mitten in Europa werden. Und eine solche Hilfe zur Flucht der DDR-Bürger würde nur zur weiteren Destabilisierung der Verhältnisse beitragen. Die Aktion war menschlich verständlich, aber trotzdem falsch.“ Gelebte deutsche Geschichte, mit all ihren Ecken, Enden und Neuanfängen – und das Finale des Songs kann wohl keine(n) kalt lassen…

 

 

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Rock and Roll.

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Der Jahresrückblick 2014 – Teil 3


Ein zwar nicht durch und durch hochkarätiges, jedoch ebenso wenig an tollen Veröffentlichungen armes Musikjahr 2014 neigt sich unausweichlich seinem Ende zu. Zeit also, ANEWFRIENDs “Alben des Jahres” zu küren und damit, nach der Rückschau aufs Film- und Serienjahr, auch die Königsdisziplin ad acta zu legen! Dem regelmäßigen Leser dieses Blogs werden sich wohl wenige Überraschungen offenbaren, schließlich wurde ein guter Teil der Alben meiner persönlichen Top 15 im Laufe des Jahres bereits besprochen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch 2015 ein ähnlich gutes Niveau an neuen Platten und Neuentdeckungen bieten wird… Ich freue mich drauf.

 

 

LaDispute_ROTH1.  La Dispute – The Rooms Of The House

Wildlife„, La Disputes zweites, 2011 erschienenes Album, brauchte wahrlich keine Wiederholung, immerhin lieferte die Post Hardcore-Band aus Grand Rapids, Michigan bereits damals ihr Meisterwerk ab, in welchem sie die instrumental-brachialen Tour-de-Force-Rhythmen der Band mit der stellenweise brillanten und noch viel öfter erschütternden Alltagsbeobachtungslyrik von Sänger und Frontmann Jordan Dreyer zu einem wahnhaft faszinierenden einstündigen Albummonolithen verband. Der Nachfolger „Rooms Of The House“ gibt sich da – sowohl musikalisch als auch textlich – weitaus differenzierter, stellenweise gar zurückgenommener und introspektiver. Dreyers Musik gewordene Geschichten scheinen wie zufällig zu Boden gefallene alte Familienfotografien, die nach langer Zeit wieder in die Hand genommen werden, und dann die ein oder andere biografische Wunde aufreißen. Und doch ist alles auf „Rooms Of The House“ an seinem Platz. La Disputes drittes Album ist zwar anders als noch „Wildlife“, jedoch kaum weniger faszinierend.

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Pianos1-640x6402.  Pianos Become The Teeth – Keep You

Zumindest ich hatte die Band noch vor kürzerer Zeit zwar auf dem Zettel (beziehungsweise kannte ich deren Namen), jedoch so gar nicht in meiner rotierenden Playlist. Eine stilistische Beinahe-Einhundertachtzig-Grad-Wende und deren Ergebnis „Keep You“ haben das endgültig geändert. Kaum ein Album ging mir in den vergangenen Monaten mehr zu Herzen, bei keinem anderen finde ich weniger Worte, zu erklären, woran das nun tatsächlich liegt. Muss man ja aber auch nicht. Die Musik übernimmt für 44 Minuten all das, was nicht auszusprechen ist, bevor der krönende Albumabschluss „Say Nothing“ Note für Note davon getragen wird… Indierock, der von schweren Herzen erzählt, selbige damit nicht selten erst erweicht – und dann mit flinken Stichen flickt.

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noah-gundersen-ledges3.  Noah Gundersen – Ledges

Kein Album der Sparte „Singer/Songwriter“ lief öfter bei mir in diesem Jahr, in keines bin ich lieber und tiefer eingetaucht. Dem Debütalbum des 24-jährigen Noah Gundersen aus Seattle, Washington wohnt als Ganzes etwas Spirituelles, Heilsames und Reinigendes inne, dem der Hörer sich nur schwerlich entziehen kann. Große Vergleiche dürfen bereits jetzt angestellt werden, für die Zukunft sollte man den Herren und seine mitmusizierenden Geschwister auf dem Zettel haben. (M)Ein Geheimtipp? Noch.

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1196f14f-MW_Konfetti_Final4.  Marcus Wiebusch – Konfetti

„Der Tag wird kommen“ ist für Kettcar-Frontmann Marcus Wiebusch wohl Segen und Fluch zugleich. Zum einen ist das monumentale Stück, in welchem Wiebusch Homophobie im Profifussball offen und ganz Frank und frei thematisiert, samt dem dazugehörigen, via Crowdfunding finanzierten Kurzfilm, eine der besten, richtigsten und wichtigsten Sachen, die der deutscher Musik und Kulturgesellschaft in diesem Jahr passieren konnten. Andererseits überschattet der Song jedoch völlig zu unrecht seine zehn Kollegen auf Wiebuschs Solodebüt „Konfetti“, denn vor allem „Nur einmal rächen“, „Haters Gonna Hate“ oder der Abschluss „Schwarzes Konfetti“, bei welchen der gebürtige Heidelberger und Wahlhamburger Musiker mit Sozialisierung im DIY-Punk – stilistisch wie textlich – viele neue Wege geht und dabei so einiges richtig macht. Besser war 2014 wohl kaum ein deutschsprachiger Musiker, wichtiger und relevanter definitiv nicht.

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strand of oaks - heal5.  Strand Of Oaks – Heal

Timothy Showalter ist schon ein komischer Kauz. Freilich, das ist der 32-jährige Träger von amtlichem Vollbartes und Headbangermähne nicht eben erst seit „Heal“, dem vierten Album seines Band gewordenen Projektes Strand Of Oaks. Doch ausgerechnet auf Showalters rein textlich bisher persönlichstem und bitterstem Werk stellen sich all der schmerzhaften Lyrik ausgerechnet poppig anmutende Melodien und nicht wenige Fuzz- und Bratz-Gitarren (für ein, zwei Solos konnte er gar Dinosaur Jr.-Legende J. Mascis gewinnen) in den Weg, die dieses Album zu einer wahren Freude mit allerhand Repeat-Garantien machen. Man ist fast versucht, hier von „Hörspaß“ zu sprechen, wären die zehn Songs nicht eine derart tiefe Schlüssellochschau in die Wunden einer auf Kipp stehenden Beziehung.

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against-me-transgener-dsphoria-blues6.  Against Me! – Transgender Dysphoria Blues

Ein Album, dessen Ursprünge wohl – der Biografie von Against Me!-Frontfrau Laura Jane Grace wegen – lange in der Vergangenheit fußen, das – aller Eingängigkeit, allen Hooklines zum Trotz – einen durch- und überaus ernsten Themenanspruch besitzt, und wohl vor allem deshalb so aufrichtig zu Herzen gehen geraten ist. All das ist das so eigenartig wie passend betitelte „Transgender Dysphoria Blues“, da erste seit dem Outing von Ex-Frontmann Tom Gabel als Transgender-Frau, durch welches sie – also Laura Jane Grace, wie sich Gabel jetzt nennt – leider auch einen guten Teil der eigenen Band zum Abgang bewegte. Doch trotz so einiger dunkler Anklänge ist das sechste Studioalbum der Punkrock-Band aus Gainesville, Florida durch und durch kämpferisch, denn weder Gabel, die nach Erscheinen des Albums im Januar in der Webserie „True Trans“ Gleichgesinnte (im Sinne einer Geschlechtsidentitätsstörung) traf und mit ihnen über ihr neues und altes Leben sprach, noch seine Songs geben sich in einer trist-dunklen Ecke zufrieden, sondern kämpfen sich zurück ins Leben.

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we-were-promised-jetpacks-unravelling-album-cover-300-3007.  We Were Promised Jetpacks – Unravelling

Unter all den fantastischen schottischen Gitarrenrockbands waren die fünf Bleichgesichter von We Were Promised Jetpacks bislang auf die Abteilung „Indiediscohit“ abonniert, immerhin boten die beiden Vorgängeralben „These Four Walls“ (2009) und „In The Pit Of The Stomach“ (2011) so einige davon – man nehme nur  „It’s Thunder And It’s Lightning“, „Quiet Little Voices“ oder „Roll Up Your Sleeves“, zu denen sich wohl so einige Indiekids die Röhrenjeans und Chucks schweißnass getanzt haben dürften.  Nur die aus Edinburgh stammende Band selbst hat scheinbar die Lust an Mitgröhlrefrains und allzu repetitiv-zackigen Gitarrenakkorden verloren, denn auf Albumlänge ist – zumindest im Fall von „Unravelling“ – Schluss damit. Eventuell liegt es ja auch an Band-Neuzugang Stuart McGachan, der gleich sein Keyboard mitbringt und den neuen Songs ein vertrackteres, tieferes und ernsthafteres Outfit verpasst. Natürlich verzichten die Schotten weder auf prägnante Melodien (wie im Opener „Safety In Numbers“ oder „Peace Sign“) noch auf den signifikant-sympathischen Schotten-Slang von Sänger Adam Thompson, allerdings sind es 2014 die ungewöhnlichen Stücke, die besonders überzeugen, wie das Abschlussdoppel aus dem instrumentalen Sechseinhalbminüter „Peace Of Mind“ und dem getrommelt ausfadenden „Riccochet“. Dann nämlich steht die Band bereits mit einem Bein wahlweise im Post Punk oder Post Rock – und ist am Ende doch ganz bei sich selbst.

 

 

damon-albarn-everyday-robots8.  Damon Albarn – Everyday Robots

Kaum zu glauben, dass Damon Albarn, der in seinen 46 Lebensjahren schon so einige relevante Fußabdrücke im popmusikalischen Universum hinterlassen hat (vom Britpop von Blur über den megalomanischen Bastardpop der Gorillaz bis hin zu „Superband“-Geheimtipps wie The Good, The Bad & The Queen oder Ausflügen in die Opernwelt und Weltmusik Peter Gabriel’scher Couleur), erst 2014 sein offizielles Solodebüt „Everyday Robots“ vorlegte. Umso besser, dass Albarn das lange Warten nun auch mit Qualität belohnt. Wer die Karriere des Londoner Weltbürgers aufmerksam verfolgt hat, dem dürfte eh klar gewesen sein, dass Albarn kaum etwas mehr zu wurmen scheint als Wiederholungen. Folglich haben die zwölf neuen Stücke kaum etwas bis gar nichts mit seinen früheren Bands und Projekten gemein. Stattdessen jubelt Damon Albarn dem Hörer 2014 allerhand kleine verträumt-melancholische Kleinode unter, in welchen, wie in „Lonely Press Play“, Klaviernoten einsame Schleifen zieht, während Elektrobeats verschlafen pluckern. Anderswo hoppelt zu Kindergitarrenakkorden und Gospelchor in „Mr. Tembo“ ein kleiner Elefant durchs Steppengras, während sich der Musiker kurz darauf – in „Hollow Ponds“ – zurück zu den Plätzen seiner Kindheit begibt. All das gipfelt im hymnischen, gemeinsam mit Brian Eno und Chören entstandenen „Heavy Seas Of Love“. In „Everyday Robots“ lässt Damon Albarn tief in seine eigene Seele blicken – und die reicht ebenso ins nachdenkliche Gestern wie weit ins futuristisch-befremdliche Morgen.

 

 

damien rice MFFF9.  Damien Rice – My Favourite Faded Fantasy

Fast hatte man ihn vergessen, und längst noch weniger Hoffnungen auf eine Rückkehr von Damien Rice gehegt. Nach zwei ganz und gar bezaubernden Alben („O“ und „9“), die auch heute noch jeden in ihren Bann ziehen, der die Stücke zum ersten oder tausendsten Mal hört, nach der privaten wie künstlerischen Trennung von seiner kongenialen (Duett)Partnerin Lisa Hannigan verschwand Rice acht lange Jahre lang ganz und sonders von der Bildfläche. Die Ankündigung seines dritten Albums im September diesen Jahres muss sich daraufhin angefühlt haben, als würden die USA von heute auf morgen ihre Armee abschaffen und fortan einen Staat nach kommunistischen Maximen führen. Doch am Ende der acht Songs von „My Favourite Faded Fantasy“ ist doch wieder vieles beim Alten. Der irische Singer/Songwriter weidet in den gemeinsam mit Produzentenass Rick Rubin (!) in Studios zwischen Los Angeles und Island (!!) entstandenen Songs in der eigenen Seelenpein, dass auch diesmal nicht wenige männliche wie weibliche Herzen schwer werden, während ihm die Akustische, das Piano und ganze Heerscharen von Streichern aufopferungsvoll zu Hilfe eilen. Vermeintliche „Hits“, wie es sie früher noch mit „Volcano“, „The Blower’s Daughter“, „Cannonball“ oder „9 Crimes“ gab, sucht man indessen auf „My Favourite Faded Fantasy“ vergebens – dafür sind die neuen Stücke, von denen nur einer unterhalb der Fünf-Minuten-Marke liegt, zu elegisch, zu introvertiert. Unverhofft schön ist Damien Rices Rückkehr jedoch allemal.

 

 

SKM21021410. Sun Kil Moon – Benji

Viele Dinge mögen außer Frage stehen. Dass der öffentlich ausgetragene Musikerstreit zwischen Mark Kozelek und The War On Drugs-Frontmann Adam Granduciel (über die Hintergründe weiß Google freilich Antworten zu liefern) einerseits verdammt albern war, andererseits aber auch den – wenigstens für kurze Zeit – amüsanten Kozelek-Songkommentar „War On Drugs: Suck My Cock“ hervor brachte. Dass Mark Kozelek – ob nun mit Jimmy LaValle oder den Kollegen von Desertshore im vergangenen Jahr, unter dem eigenen Namen und solo oder mit seiner aktuellen Hauptband Sun Kill Moon – einer der bewegendsten, produktivsten und brillantesten musikalischen Geschichtenerzähler unserer Zeit ist. Denn genau das macht der grantige US-Amerikaner nun mal: er erzählt, während die jeweilige Instrumentierung stets nur Mittel zum Zweck bleibt. Das Bewegende daran ist, dass all diese Geschichten seinem Leben und Erlebten entspringen, und somit auch 2014 eine erstaunliche thematische Bandbreite aufweisen, die vom tragischen Tod einer Cousine zweiten Grades (der Opener „Carissa“) über Attentate in den eben nicht so glorreichen US of A („Pray For Newtown“) bis hin zu Episoden aus Kozeleks Sexualleben („Dogs“) und die Freundschaft zu Death Cab For Cutie-Frontmann Ben Gibbard (der Abschluss „Ben’s My Friend“) reichen. Klar mögen viele Dinge außer Frage stehen: Dass Mark Kozelek wohl privat ein vom Leben zynisch geformtes Arschloch ist. Dass seine Songs eine immer schönere karge Klarheit ausstrahlen, derer man sich so schnell nicht entziehen kann. Dass man das Arschloch für Stücke wie die auf „Benji“ auch gern weiterhin in Kauf nimmt.

 

 

…und auf den weiteren Plätzen:

Foxing – The Albatross

The Afghan Whigs – Do To The Beast

Foo Fighters – Sonic Highways

Ryan Adams – Ryan Adams

Warpaint – Warpaint

 

 

Rock and Roll.

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„Der Tag wird kommen“ – Marcus Wiebuschs ebenso berührender wie wichtiger Musikvideo-Kurzfilm im Stream


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Der Rolling Stone fasst’s schonmal gekonnt wie folgt zusammen:

„Keine Ausreden! Sie finden Videoclips langweilig? Okay, denn dies ist kein Videoclip, sondern ein Kurzfilm. Sie mögen deutsche Rockmusik nicht so gern? Nicht schlimm, denn dies ist nicht einfach nur ein Rocksong, der sich viel Sprachwucht vom HipHop borgt, es ist eine Kampfansage: für die Freiheit, gegen die Bornierten, für Toleranz, gegen Homophobie (nicht nur im Fußball). Kurzum: ‚Der Tag wird kommen‘ von Marcus Wiebusch muss man sehen.

Mehr als 1.000 Leute fanden das schon, bevor der Film überhaupt gedreht war: Er wurde über Crowdfunding finanziert, statt der angestrebten 30.000 kamen mehr als 54.000 Euro zusammen. Die hat Regisseur Dennis Dirksen perfekt genutzt: Was die Zeilen erzählen, zeigen die Bilder direkt und doch nicht banal, mit Nachdruck, aber auch mit sehr viel Feingefühl.

Brillante Schauspieler, berührende Szenen. ‚Geschichte ist Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit‘, singt Wiebusch – und zeigt durchaus auch Verständnis dafür, dass sich bisher noch kein aktiver Fußballer geoutet hat: ‚Du bist dann der Erste, der Homo, der Freak / Es gibt dann keinen, der in dir nur noch den Fußballer sieht/ Aber ja, es wird besser, und der Tag ist in Sicht … / Es wird der Tag sein, an dem wir die Liebe, die Freiheit und das Leben feiern / Jeder liebt den, den er will und der Rest bleibt still / Ein Tag, als hätte man gewonnen/ Dieser Tag wird kommen.‘ Es gibt viele Gründe dagegen, und nur einen entscheidenden dafür: Es wird sich nie etwas ändern, wenn keiner damit anfängt.“

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Fürwahr ist auch der lang vorbereitete und mit viel Liebe und Herzblut umgesetzte Kurzfilm zum alles beherrschenden und überstrahlenden Siebenminüter auf Marcus Wiebuschs Solodebüt „Konfetti“ ein Machwerk mit Ansage (das freilich auch die – finanzielle – Unterstützung des Autors dieser Zeilen fand). Wie bereits der Song erzählen die neun Filmminuten von einem Fußballprofi, der seiner Karriere zuliebe seine sexuelle Orientierung leugnet – und immer wieder mit sich ringt, ob er zu seiner Homosexualität stehen soll oder nicht – nicht erst seit dem Outing von Ex-Nationspieler Thomas Hitzelsperger vor einigen Monaten ein noch immer mit einiger Brisanz aufgeladenes Thema, über dessen Pro und Contra freilich längst ebenso bei Talknasen wie Markus Lanz wie an Fussball-Stammtischen von Hamburg über Gelsenkirchen bis München debattiert wurde (an letzteren leider noch immer zu oft hinter vorgehaltener Hand). Dass ausgerechnet Wiebusch, der nimmermüde idealistische (Ex-)Punk und treue St. Paulianer Fussball-Fan, sich mit solch einer Masse an Sendungsbewusstsein und Nachdruck des Tabus annimmt, verwundert freilich kaum. „‚Der Tag wird kommen‘ ist ein wütendes und emotionales Lied, teils gesellschaftliche Anklage, teils aber ebenso eine Liebeserklärung an den Sport“, wie es ZEIT ONLINE auf den Punkt bringt. Und wenn zuerst ein freundliches Nicken durchs Feuilleton- und Stadionrund geht, um irgendwann in den Köpfen anzukommen, dann ist das wohl genau das, was Marcus Wiebusch und sein Team erreichen woll(t)en. Die Wende findet immer im Kopf des Einzelnen an…

 

 

Rock and Roll.

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Das Album der Woche


 Bereits vor der wochenlangen Veröffentlichungspause stand für mich das nächste „Album der Woche“ fest. Nun kommen die Worte dazu eben mit einigen Tagen Verspätung…

 

Marcus Wiebusch – Konfetti (2014)

Konfetti (Cover)-erschienen bei Grand Hotel Van Cleef/Indigo-

Um eines vorweg zu nehmen: Seine – noch immer – gelungenste Selbsteinschätzung hat Marcus Wiebusch vor 17 Jahren abgeliefert:

„Pete Townshend ist heute alt und will längst schon nicht mehr sterben.
Und alle um mich herum wollen nur in Würde älter werden.
Ich sagte es gestern, sag‘ es morgen:
Macht euch um mich doch keine Sorgen
Und kümmert euch zuerst um euch und fickt euch.

Und für Bärbel Schäfer bin ich von mir aus ein Faschist.
Für den Hool von nebenan bin ich so gern ein Kommunist.
Für die Schlauen um mich herum bin ich nur ein Moralist,
Weil jeder von euch weiß wie’s ist und fickt euch.

Es ist ungerecht verteilt, das sieht jeder, der gut hinsieht.
Im Sarg kann’s ganz schön dunkel werden, wenn man erstmal drinliegt.
Und Hunger ist die Bombe, und der Schiedsrichter die Zeit,
Und wir warten, und das Warten nennt sich Freiheit.“

marcus-wiebusch-studioDie Zeilen stammen aus „Pete“, dem gerade einmal eine Minute kurzen Eröffnugsstück des dritten …But Alive-Albums „Bis jetzt ging alles gut…„. Die zwischen 1991 und 1999 existente Hamburger Punkrockband war damals – soviel sei im Rückspiegel festgestellt – das Non-Plus-Ultra, wenn es darum ging, Zeitgeschehen in Worte zu fassen und mal schnelle und derbe, bis zum letzten Album „Hallo Endorphin“ jedoch auch (für eine Punkband) erstaunlich poppige Akkorde drumherum zu packen. Dass Frontmann Marcus Wiebusch nicht der begnadetste Sänger unterm bundesdeutschen Musikfirmament war? Drauf geschissen! Was zählte – und daran hat sich im Hause Wiebusch bis heute herzlich wenig geändert -, war die vielbeschworene „Haltung“. Egal, ob zu Themen wie Neoliberalismus, Doppelmoral, Radikalismus (ganz gleich, ob von Rechts oder Links), Sexismus – …But Alive zogen klare Fronten, titulierten schonmal „Ich möchte Ilona Christen die Brille von der Nase schlagen“ oder nannten die in den Neunzigern recht populäre TV-Moderatorin Margarethe Schreinemakers ganz frank und frei eine „Quotenhure“. Dass so nur jemand agiert, dem gar nicht erst daran gelegen ist, sich den äußeren Umständen anzupassen, sondern – ganz im Gegenteil – mit einer Menge Mut, Überzeugung und den sprichwörtlichen „Cojones“ mit dem Dickschädel Türen einrennt, zeigte Wiebusch 2002 mit der von ihm und – unter anderem – Ex-Rantanplan-Skabasser Reimer Bustorff neu gegründeten Band Kettcar. Da sie für ihr erstes Album „Du und wieviel von deinen Freunden“ kein Plattenlabel fanden, gründeten sie gemeinsam mit Kumpel Thees Uhlmann (Tomte) Grand Hotel van Cleef. Fortan veröffentlichte man eben unter eigener Flagge (was ja zu Zeiten von …But Alive auch schon unter dem Banner von Wiebusch Kleinstlabel BA-Records der Fall war) und zu den eigenen Konditionen, machte sich über die Jahre auch international einen Namen (unter anderem erschienen seitdem auch Alben von Bands wie Death Cab For Cutie, den Punks von Propagandhi, Weakerthans-Frontmann John K. Samson oder Young Rebel Set bei GHvC) und steht selbst in Zeiten, in denen Plattenfirmen über den eigenen Fortbestand und sinkende Umsatzzahlen lamentieren, auf erfreulich sicheren Beinen. Ganz klar: Wiebusch und Co. zählten nie zu den leeren Schwätzern, die viel predigten und anprangerten, nur um kurz darauf den Schwanz einzuziehen – sie „zogen ihr Ding durch“ (ein profaner Ausdruck, vielleicht – aber auch so wahr). Und siehe da: Ihr Mut wurde belohnt. Von der deutschen Musikpresse wurde „Du und wieviel von deinen Freunden“ begeistert aufgenommen, wie etwa ein Rückblick von VISIONS-Redakteur Ingo Neumeyer zum zehnjährigen Jubiläum der Platte im Jahr 2012 beweist: „Persönlich, aber nicht peinlich. Intim, aber nicht aufdringlich. Offen, aber nicht voyeuristisch. […] Kettcar gehen aufs Ganze, eine Nummer kleiner ist keine Option für diese Band, die Lust auf richtig große Songs hat. Hier gibt es elf Stück davon.“. In ihren bis 2012 erschienenen vier Album wuchsen Kettcar stetig, machten mal private (beim Album „Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen“ von 2005), mal gesellschaftliche Themen (beim Album „Sylt“ von 2008) zu Kernpunkten ihrer Platten. Dass beim bislang letzten, 2012 erschienenen Werk „Zwischen den Runden“ sogar kritische Stimmen laut wurden, die der Band „Belanglosigkeit“, „Befindlichkeitsrock“ oder gar „Schlagerhaftigkeit“ vorwarfen, dürfte Marcus Wiebusch und seine vier Bandkumpels wohl herzlich wenig gestört haben, denn immerhin enterten die Ex-Punks (das äußere Bild) respektive Punks (die Haltung, das Herz) mit jedem ihrer Album nach dem Debüt die deutschen Album-Top-Ten und hatten es in den Jahren nach der Band- und Labelgründung fertig gebracht, ihren Broterwerb in (beinahe) musikalischer Autarkie zu sichern – Hut ab, dafür! Wohl gerade deshalb entschlossen sich Kettcar im April 2013 dazu, eine „kreative Pause“ einzulegen. Und Wiebusch? Der begriff, dass nach mehr als zwanzig Jahren in diversen Bands endlich die Zeit für seinen Soloeinstand gekommen war…

MW promo

Ruhe… Dabei täuschen die ersten Sekunden aus „Off“, dem Eröffnungsstück von Marcus Wiebuschs Debütalbum „Konfetti„, ein wenig: Zu Zeilen wie „Die Füße spüren das Meer / Die Gedanken schweifen bis zum Horizont / Und zurück und weiter nach oben / Und dann eine Ruhe / Die mit den Stunden kommt“ schiebt sich die Nummer mit Pianogeplänkel Coldplay’scher Machart ins Bild, nur um kurz darauf samt Band, Streichern und einer ganzen Armada von Trompeten zu euphorischem Deutschpop zu erwachsen. Und wenn Wiebusch vom „Erinnern“ des „kleinen Jungen“ erzählt, so wird der Kenner des Schaffens des 45-Jährigen wohl unweigerlich an den Song „Was hätten wir denn tun sollen“ denken müssen (das Stück ist Teil von Wiebuschs nie offiziell veröffentlichtem, jedoch seit Jahren durchs Netz geisterndem Demotape „Hippiekacke“ und wurde 2004 unter dem Titel „Strand“ von Schauspieler Jürgen Vogel und der „Keine Lieder über Liebe“-Filmband Hansen Band, zu welcher auch Wiebusch, Bustorff und Uhlmann gehörten, neu interpretiert). Doch all das – und wohl auch alles Nachfolgende auf „Konfetti“ – wird überstrahlt vom geradezu massiven Siebenminüter „Der Tag wird kommen“. Allein die Textzeilen des Titels, um welchen sich in den vergangenen Wochen nahezu jedes Wiebusch-Interview zu „Konfetti“ drehte (und ihn bis in die ARD-„Tagesthemen“ brachte), füllen zwei Seiten des beiliegenden Booklets. In ihnen packt der Musiker ein Thema an, welches nicht erst seit dem Outing von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlperger zu einem der ganz „heißen gesellschaftlichen Eisen“ zählt: Homosexualität und Homophobie im Profifussball. Zu elektronischen Stampfbeats schildert Wiebusch sprechsingend den Werdegang eines Hamburger Fussballtalents von der F-Jugend bis zum Profivertrag – so weit, so alltäglich, müsste sich dieses „Talent“ nicht Tag für Tag hinter einer Maskerade einer Bilderbuchumgebung aus Scheinheiligkeit und gesellschaftlicher „Normalität“, in der ein „Vorzeigeprominenter“ noch immer eine „Vorzeigefreundin“ mit Modelmaßen haben muss und keinen gleichgeschlechtlichen Partner, und Agenturen darauf ansetzen muss, ihm die „Fassade zu besorgen“, verstecken. Ein Leben, erschaffen aus Druck und Angst. Was im Frauenfussball ironischerweise längst gesellschaftlich akzeptiert wurde (die amtierende Weltfussballerin und ehemalige Nationaltorhüterin Nadine Angerer etwa outete sich bereits vor enger Zeit als lesbisch), ist im Machismo-Rund des übersexualisierten Männerpendants noch immer verpönt – ein freilich unnötiges Refugium der XY-Klasse, die ihren „Nationalsport Fussball“ in Stadien und an Stammtischen um jeden Preis gegen Neuzeitliches wie Metrosexualität (Was würden Cristiano Ronaldo und David Beckham wohl dazu sagen?) oder Frauenquoten verteidigen will… Gegen Ende von „Der Tag wird kommen“ bricht es also nicht ohne Grund aus Wiebusch heraus: „All ihr homophoben Vollidioten, all ihr dummen Hater / All ihr Forums-Vollschreibeer, all ihr Schreibtischtäter / All ihr miesen Kleingeister mit Wachstumsschmerzen / All ihr Bibel-Zitierer mit euer’m Hass im Herzen / All ihr Funktionäre mit dem gemeinsamen Nenner / All ihr harten Herdentiere, all ihr echten Männer / Kommt zusammen und bildet eine Front / Und dann seht zu was kommt… / Und der Tag wird kommen an dem wir alle unsere Gläser heben / Durch die Decke schweben, mit ’nem Toast den hochleben lassen / Auf den ersten, der’s packt, den Mutigsten von allen / Der erste, der’s schafft / Es wird der Tag sein, an dem wir die Liebe, die Freiheit und das Leben feiern / Jeder liebt den, den er will und der Rest bleibt still / Ein Tag, als hätte man gewonnen / Dieser Tag wird kommen“ – das Stück ist Ohnmachtserklärung und ermutigendes Schulterklopfen zugleich, eben weil hier ein äußerst sensibles Thema einer eben noch immer nicht freien Gesellschaft angepackt wird, eben weil hier Opfer und Täter beim Namen genannt werden, eben weil Wiebusch klar Stellung bezieht. „Der Tag wird kommen“ ist ohne Zweifel einer der berührendsten und wichtigsten Songs des Jahres – jetzt schon. Und er ist Wiebuschs Rückbesinnung zu den „guten, alten“ Was wir tun werden (Cover)…But Alive-Tugenden. Und dort, wo „Der Tag wird kommen“ endet, machen die nachfolgenden Songs erfreulicherweise weiter: Das bereits von der im vergangenenen Jahr veröffentlichten „Hinfort! Feindliche Macht“-3-Song-EP bekannte „Nur einmal rächen“ zeigt, dass eben manchmal auch die vermeintlichen Nerds (Stichwort: Bill Gates, Stichwort: Steve Jobs) zuletzt lachen („Wenn ich Abends einschlafe oder morgens aufwache / Mein gutes, cooles Leben wird die beste Rache / Eure Welt programmieren – meine leichteste Sache / Ein gutes, cooles Leben ist die beste Rache“). Auch das zu Elektropumschleifen sprechsingend intonierte „Haters Gonna Hate“ oder „Jede Zeit hat ihre Pest“ schlagen in eine ähnliche thematische Kerbe, ziehen die salzigen Finger über kaschierte Wunden im Fleisch der Gesellschaft und teilen offen gegen Gleichmacherei, Scheinheiligkeit und „Attention Whores“ aus. Klingt nach gepflegtem Kulturpessimismus? Dem wirkt Wiebusch freilich hingegen, lockt mit dem von Handclaps, Piano und Bläsern getragenen „Was wir tun werden“ die Euphorie (zurück) ins Studio („Wir werden reden, denn wir müssen es jemandem sagen / Aber nicht zu denen werden, die nur ein Thema haben / Wir werden die Wörter an der Luft wahr werden lassen / Werden niemanden suchen,  aber keinen verpassen / Werden die Spuren der Erinnerungen alle aufspüren / Werden Bilder versenken in alten Kartons und das eine Foto dann ein letztes Mal berühren / Werden traurige Songs hören / Nachts auf dem Balkon“), während das nicht minder tolle „Wir waren eine Gang“ den Blick in den Rückspiegel richtet und angesichts des Werdegangs des einstigen Freundeskreises auch all die kleinen jugendlichen Illusionen und Idealvorstellungen abschwenkt oder „Springen“ all jenen Mut macht, die in ihrem Leben scheinbar „Land unter“ wähnen („Die Strömung ist vielleicht gegen dich / Und egal welche Stürme toben / Halt den Kopf oben“). Fast wie ein profaner Fremdkörper inmitten dieser ernstzunehmenden gesellschaftlichen Relevanz wirkt da schon das Großstadt-Liebeslied „Der Fernsehturm liebt den Mond“, das längst vergessen scheint, als das mächtige, geradezu postrockend hohe und düstere „Schwarzes Konfetti“ Wiebuschs Soloeinstand nach 45 Minuten mit krönendem Abschluss beendet: „Und die Flucht nach vorn ein ganzes Leben gepredigt / Die Hände im Sand kurz vor der Welle verewigt / Selbst die kleinsten Gedanken / Groß und weise gedacht / Schwarzes Konfetti rieselt leise herab“.

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Für „Konfetti“ wagt sich Marcus Wiebusch zwei Jahre nach dem letzten Album seiner Stammband Kettcar auf allerlei musikalisches Neuland, arbeitete für die elf Songs seines ersten Albumalleingangs mit nicht weniger als sieben Produzenten – Philipp Steinke (Bosse), Moritz Enders (Kraftklub, Revolverheld), Robert „Robot“ Koch (Marteria, Max Mutzke), Jochen Naaf (Peter Licht, Bosse), Tobias Siebert (Sport, Me And My Drummer), Matthias Mania (Moby, Olly Murs) und Michael Ilbert (Herbert Grönemeyer, Taylor Swift) – zusammen – und das hört man dem Album stellenweise freilich an. Denn anders als noch bei Kettcar, deren Platten auch immer eine gewisse Kohärenz im Fluss aufwiesen, wirkt „Konfetti“ mehr wie ein modernes Mixtape, über deren nicht selten elektronische Grundinstrumentierung allerlei Studiogäste (etwa die umtriebigen Tausendsassas Felix Weigt und Tim Neuhaus an Bass beziehungsweise Schlagzeug, oder der Isländer Helgi Jónsson mit seinem Posaunenspiel) herfallen, während Wiebusch seinen Blick nach außen und auf die Gesellschaft richtet wie seit seligen …But Alive-Tagen – oder doch mindestens seit dem dritten, sechs Jahre zurückliegenden Kettcar-Album „Sylt“ – nicht mehr. Man merkt deutlich, dass all diese Zeilen in ihm brannten und brodelten, dass er lange und gründlich an ihnen gewerkelt hat – und nun seines Zeichens dafür brennt, sie zu singen.

Unterm Strich wagt sich Marcus Wiebusch in den elf Teilen von „Konfetti“ möglichst weit vom Kettcar’schen Klanggerüst weg, indem er die Intentionen von …But Alive – das ungeschönte Ansprechen relevanter Themen, die klaren Haltungen, den Mut zur Offenheit, aber auch: den Sprechgesang – ins Hier und Jetzt hebt. Anno 2014 werden nur die getroffenen Hunde mit tauben Ohren Wiebusch „Befindlichkeitsrock“ vorwerfen können, denn bis zum Jahresende wird sich jedes andere deutschsprachige Album – zumindest in Punkto Relevanz – an „Konfetti“ messen lassen müssen. Und trotzdem liefert Marcus Wiebusch wohl auch mit seinem neusten Werk genug Futter für all jene, die dem Musiker bereits seit den Neunzigern seine grüblerische Ernsthaftigkeit vorwerfen – haters gonna hate. Ihm wird’s recht sein, solange die Inhalte von „Konfetti“ Aufmerksamkeit finden. Denn es bleibt dabei: Marcus Wiebusch ist einer der relevantesten, zeitgeistigsten und begnadetsten Lyriker der deutschen Musikszene. Und: er trägt das Herz am richtigen Fleck, zur Not sogar auf der Zunge. Die leiht er auf „Konfetti“ all jenen, die sich mit den falschen Verhältnissen im richtigen Leben noch nicht arrangiert haben, den gesellschaftlichen Außenseitern, den Nein-Sagern und Grüblern. Für den Rest hat er bereits vor 17 Jahren deutliche Worte gefunden: „Ich sagte es gestern, sag‘ es morgen: Macht euch um mich doch keine Sorgen / Und kümmert euch zuerst um euch und fickt euch“.

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Neben einem Trailer zum Album…

…gibt es hier ein Lyric Video zum offensichtlichen Album-Favoriten „Der Tag wird kommen“…

…das Musikvideo zu „Was wir tun werden“, bei welchem Wiebusch tanzende Unterstützung von Mitgliedern der „HipHop Academy“ erhält,…

…und das bereits 2013 auf der „Hinfort! Feindliche Macht“-EP veröffentlichte „Nur einmal rächen“:

 

Rock and Roll.

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Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Marcus Wiebusch – Was wir tun werden

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„Manche sagen, es wär‘ einfach / Ich sage, es ist schwer / Denn du, ja, du bist Audrey Hepburn / Und ich Balu, der Bär / Immer pläneschmiedend dastehen / So schön und stumm / Und ich, ich fang an zu tanzen / Werf‘ erstmal alles um“ – Anhand Zeilen wie dieser, die Marcus Wiebusch vor ein paar Jahren im Kettcar-Song „Balu“ sang, war wohl kaum zu erwarten, dass der Mann irgendwann einmal mit einem Tanzvideo (!) ums Eck biegen würde… Nun, er hat’s tatsächlich getan! Mit „Was wir tun werden“ schickt der Hamburger nicht nur ein weiteres Stück seines in wenigen Tagen erscheinenden Solodebüts „Konfetti“ ins Rennen, er hat sich für das Musikvideo auch Unterstützung von Tänzern der „HipHop Academy“ vor die Kamera geholt, die dem Stück mit einer Art „tanzenden Stillen Post“ eine ganz eigene Perspektive verleihen – nicht, dass dies der – mal wieder – tolle Song benötigt hätte… Wiebusch beweist, dass er es auch auf Solopfaden trefflich versteht, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, seine Musik und deren Botschaften jedoch dafür umso mehr. Und wenn „Konfetti“ auch nur im Ansatz das halten kann, was die ein oder andere Vorab-Review verspricht, dann darf man sich (weiterhin!) auf die Albumveröffentlichung am kommenden Freitag freuen…

 

 

 

Eels – Mistakes Of My Youth

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Gleicher Veröffentlichungstag, identischer Sympathiefaktor (von meiner Seite): Ebenfalls am kommenden Freitag wird „The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett„, das neue Album der Eels, seinen Weg in die deutschen Plattenläden finden. Dem bereits bekannten Vorab-Song „Mistakes Of My Youth“ schicken Bandvorsteher Mark Oliver „E“ Everett & Co. nun ein Musikvideo hinterher, in welchem ein Teenager durch das trist-graue Hinterland (s)einer Kleinstadt zieht. Irgendwie nostalgisch, irgendwie: schön.

 

 

 

Queens Of The Stone Age – Smooth Sailing

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Sex and drugs and Rock’nRoll – dieser Ruf eilte Josh Homme und seinen Mannen der Queens Of The Stone Age freilich seit Gründung der Band vor gut 18 Jahren voraus. In ihren „besten“ Zeiten wurden sie diesem Ruf im benebeltsten aller Sinne sogar in rauen Mengen gerecht. Doch selbst Rockmusiker werden – insofern sie sich nicht gerade im „magischen Alter“ von 27 Jahren in jenseitige Gefilde befördern – älter, gesetzter und familiärer. Insofern ist das neue Musikvideo der Wüstensöhne zum Song „Smooth Sailing“, welcher vom im vergangenen Jahr erschienenen Album „…Like Clockwork“ stammt, eher als augenzwinkernde Coolness-Referenz an frühere Tage zu verstehen. Regisseur Hiro Murai zeigt Josh Homme hier mit vier japanischen Partnern, mit denen er reichlich angetrunken um die Häuser zieht – Karaoke-Sessions und einen pöbeligen Schlägerzug durch die Nacht inklusive. Am Ende geraten die Dinge dann aber doch reichlich außer Kontrolle… They’re out fpr fun, they’re out for blood.

 

 

 

Warpaint – Disco//Very + Keep It Healthy

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Ähnlich wie Herrn Wiebusch muss wohl auch den vier Ladies von Warpaint der Sinn nach Tanzen gestanden haben… So zumindest ließe sich die erste Hälfte ihres Doppelmusikvideos zu „Disco//Very“ deuten, bei welcher sie ausgelassen über die – freilich sonnenbeschienenen – Asphaltstraßen ihrer Heimat Los Angeles tanzen, um am Abend zu den Klängen des zweiten Songs „Keep It Healthy“ mit einer Horde Skaterboys abzuhängen. Da kann man nur all zu gut verstehen, dass Laban Pheidias, der Regisseur der neuen acht Zelluloidminuten  der Warpaint’schen Medienwelt, seines Zeichens selbst Teil der kalifornischen Skaterszene ist. Ob der Vierer aus Emily Kokal, Theresa Wayman, Jenny Lee Lindberg und Stella Mozgawa bei all den Torneeterminen rund um das kürzlich erschienene selbstbetitelte Zweitwerk oft in der Genuss von chilligen Hang-loose-Situationen wie diesen kommt, darf gern bezweifelt werden…

 

 

 

William Fitzsimmons – Lions

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Kaum weniger gut beschäftigt dürfte unser Lieblingsrauschebartbarde William Fitzsimmons sein, der im Februar sein mittlerweile fünftes Album „Lions“ veröffentlichte und dieses aktuell auf den spärlich-romantisch beleuchteten Konzertbühnen rund um die Welt vorstellt. Da kann man sich schon vor dem inneren Auge vorstellen, wie zu den berührenden Songs des aus Jacksonville, Illinois stammenden US-Singer/Songwriters die Pärchen näher zusammen rücken, während nicht wenige tätowierte Fanellhemdträger kleine Tränchen verdrücken… Schön ist das Ganze – auch wenn den Songs von Fitzsimmons, die auf „Lions“ von Death Cab For Cutie-Gitarrist Chris Walla produziert wurden, nichts ferner liegen würde als die Bezeichnung „spektakulär“. Und so kommt auch das Musikvideo zum Titelstück daher, sodass man beinahe denken könnte, Fitzsimmons wäre Hausmeister an einer US-amerikanischen High School und hätte sich in der Lunch Break mal eben fix in die Werkstatt verzogen, um ein YouTube-Video abzudrehen… Aber, hach: diese Stimme!

 

 

Wer ein wenig mehr über Fitzsimmons‘ neustes Werk erfahren möchte, der findet hier einen fünfminütigen „EPK“-Kurzfilm zu „Lions“:

 

 

Louise Distras – Love Me The Way I Am

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„Schön“ wäre wohl ein Ausdruck, der Louise Distras‚ aktuelle Single „Love Me The Way I Am“ nur unzulänglich beschreiben würde. Vielmehr packt die britische Singer/Songwriterin mit der kraftvollen Reibeisenstimme und dem Herzen voller Punkrock für den Song, welcher von ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Albumdebüt „Dreams From The Factory Floor“ stammt, all ihre Energie in eine dreiminütige Ballade, der jedoch – und auch das darf bezeichnend für Distras stehen, die ANEWFRIEND bereits im vergangenen August „auf dem Radar“ hatte – alles andere als danach ist, einfach „schön“ und oberflächlich zu sein: „Open your eyes, what can you see? / Closing your heart won’t set you free / Love me the way that I am / Equal rights aren’t special rights / When you let go of who you are / You become who you will be“. Joe Strummer wäre stolz, Billy Bragg ist es.

 

 

 

Die Coverversion der Woche…

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Wenn sich Lou Rhodes, ihres Zeichens On/Off-Frontfrau des aus dem englischen Manchester stammenden Elektro-Folk-Duos Lamb, Solo-Singer/Songwriterin im Stile eines Nick Drake und außerdem mit einer der schönsten und ergreifendsten Stimmen im Musikgeschäft gesegnet, einem Stück wie dem im Original von The xx stammenden „Angels“ annimmt, dann kann das Ergebnis eigentlich nur mit einem Wort adäquat beschrieben werden: großartig. Reduziert und ebenso filigran wie zerbrechlich wirkend – da bin ich fast geneigt, den noch immer und auf ewig großen Lamb-Song „Gabriel“ mal wieder auf Dauerschleife hören zu wollen…

Der Song soll Teil von Rhodes‘ viertem Soloalbum „theeyesandeye“ sein (das erste seit „One Good Thing„, Album Nummer drei von 2010), das demnächst erscheinen soll.

 

 

 

Rock and Roll.

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