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Klassiker des Tages: Television – „Marquee Moon“


An kaum einer anderen Stadt lassen sich die Entwicklungen und Umbrüche der Musik des 20. Jahrhunderts so genau verfolgen wie in New York City. Sei es Harlems Jazz-Szene der 1920er Jahre, die Duke Ellington und den Cotton Club hervorbringt, oder Charlie Parkers Aufstieg zum Dauergast der Clubs in Midtown Manhattan. Es lässt sich nicht über die Geburt von Hip Hop sprechen (respektive schreiben), ohne DJ Kool Hercs Partys in der West Bronx zu erwähnen. Im Westen Manhattans prägt das Greenwich Village in den Sechzigern das Folk Revival mit Bob Dylan und Joan Baez ebenso wie das East Village den Anti-Folk rund um die Moldy Peaches Anfang des neuen Jahrtausends.

Die Namen der Cafés und Clubs, aber auch die Häuserschluchten und Hinterhöfe präg(t)en die Gesichter dieser Szenen. Sie sind gleichermaßen Requisiten wie Akteure in der popkulturellen Erinnerungsarbeit. Im Falle New York Citys, das in seinen vergleichsweise jungen 600 Jahren Stadtgeschichte nicht eben wenig Historisches erlebt hat, lässt sich so Musikgeschichte auf geografischer Ebene erkunden, wenngleich die Verbindung von Orten und Musik eher ungeplant verläuft und mitunter ganz profane Gründe haben kann.

Ende der Sechzigerjahre steigen die Mieten im East Village, das zu dieser Zeit stark von der Kunst- und Musikszene rund um Andy Warhols Factory geprägt wird. Das Problem ist heute kein anderes: Gentrifizierung, denn nach Leerstand kommt Kunst und nach Kunst der schnöde Mammon. Aber gerade diese Szene zwischen The Velvet Undergrounds Heroin-Chic und dem grellen Drag des nach New York schwappenden Glam Rock übt eine verständlicherweise große Faszination auf die US-amerikanische Jugend aus.

So landen um 1970 herum zwei Privatschüler aus Delaware im Big Apple – genauer gesagt in der Bowery im verrufenen Südosten Manhattans. Hier sind die Mieten so günstig wie die Kriminalitätsrate hoch ist. Es gibt genügend Freiräume für junge Dichter wie Richard Lester Meyers und Thomas Miller, die sich bald Richard Hell und Tom Verlaine rufen lassen. Zusammen starten sie 1972 das Musikprojekt The Neon Boys, aus dem ein Jahr später das von Gitarrist Richard Lloyd und Schlagzeuger Billy Ficca komplettierte Quartett Television hervorgeht.

Als eine der ersten Bands finden Television den Weg ins CBGBs. Ebenfalls in der Bowery gelegen, wird der gerade gegründete Club schnell zum Epizentrum einer neuen Szene, an deren Speerspitze Television neben Blondie, der Patti Smith Group und den Ramones stehen. Aus verschiedenen Richtungen finden diese Bands zum rohen Sound des Punk Rock, der die zweite Hälfte der Siebziger dominiert.

Television lassen sich dabei vor allem von den 13th Floor Elevators, Lou Reed oder dem Jazz-Saxofonisten Albert Ayler inspirieren. Bereits 1974, drei Jahre vor der Veröffentlichung ihres Debüts, entstehen die meisten Songs in einer Demo-Session mit Roxy Music-Mitbegründer Brian Eno. Tom Verlaine missfällt jedoch der kühle Sound der Aufnahmen, daher lehnt der Band-Kopf viele Angebote von Labels ab, die ihm nicht die Oberhand in der Produktion zusichern.

Auch innerhalb der Band kommt es schnell zu Reibereien, driften die Pole Hell und Verlaine auseinander. Letzterer fokussiert sich immer stärker auf einen professionellen Sound, während Bassist Richard Hell auf und abseits der Bühne einen wilden, unkontrollierten Stil pflegt. Mit struppigen Haaren und Sicherheitsnadeln in Hose und Lederjacke soll er Malcolm McLaren, dem legendären Musikmanager hinter den Sex Pistols, als Vorbild für die britische Version der Szene gedient haben. Letztlich kommt es 1975 zum Bruch zwischen den Jugendfreunden, Hell verlässt die Band und gründet bereits eine Woche später mit New York Dolls-Gitarrist Johnny Thunders die Band The Heartbreakers. Er wird von Ex-Blondie-Bassist Fred Smith ersetzt.

Anfang 1977 bringt schließlich Elektra Records das Television-Debüt „Marquee Moon“ heraus. Im „goldenen Jahr des Punk“ wirkt das Album gleichsam deplatziert und doch voll am wilden Puls der Zeit. Ein Widerspruch? Mitnichten, denn „Marquee Moon“ skizziert wie kein anderes Album das New York der frühen Siebziger: Städtisches Elend und der Hedonismus einer jungen, drogenbefeuerten Szene bieten die Grundstruktur der Platte, direkt verkörpert von Verlaines einzigartiger, an Lou Reed erinnernder Stimme. Sie ergießt sich in einem kränklichen Nölen über die Songs, seltener schwingt sie dann in ein fast schon selbstgefälliges Lallen um.

Dagegen steht die untypische Versiertheit der Musiker. Wechselseitig ergänzen sich beide Gitarren, indem sie nacheinander in die Leerstellen der Rhythmen kriechen und die Tonleitern auf und ab klettern, ohne dabei die Eingängigkeit ihrer Melodien aus den Augen zu verlieren. Tom Verlaine und Richard Lloyd fügen sich an den Gitarren ganz nach Jazz-Manier ein oder setzen Kontrapunkte zum Rest der Band. Ebenso lässt sich die Neigung zum Jazz in Billy Ficcas leichthändigem Schlagzeugspiel finden.

Aller Versiertheit zum Trotz landen Television dabei keineswegs in der Improvisations-Sackgasse, auch nicht im zehnminütigen Titelsong des Albums. Wie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ein „Rolling Stone“-Kritiker anmerkt, flirten sie nur mit der Formlosigkeit, während sich die eingängigen Riffs in den Hinterkopf meißeln.

Auf textlicher Ebene führt „Marquee Moon“ auf eine Reise durch ebenjene hedonistische Szene und ihre großstädtische Moloch-Bühne. Verlaines assoziative Lyrik orientiert sich an Rimbaud und Ginsberg, atmet aber gleichzeitig den Muff der dreckigen Straßen. Das Album lässt sich voll und ganz als existenzialistischer Trip durch das nächtliche New York lesen. Den überschwänglichen Riffs des Openers „See No Evil“ dichtet Verlaine die Zeilen „Cuz what I want / I want now / It’s a lot more / Than ‘anyhow‘“ an. In Verbindung mit dem psychedelischen Garage-Sound des Songs baut sich eine Art Freitagabend-Hymne auf, welche im Slogan „Pull down the future with the one you love“ mündet.

„Venus“ erzählt von einem Drogentrip, der den glitzernden Broadway auf surreale Weise verzerrt. Verlaines Alter Ego stolpert herum, verkleidet sich mit seinem Freund Richie (Hell) als Polizist und fällt der armlosen antiken Statue Venus von Milo in die Arme. Kopfüber im Blues getränkte Paranoia begegnet einem in „Friction“, das in jene dunkle Gassen führt, die den Heroin-Opfern gehören: „It’s just a little bit back from the main road / Where the silence spreads and men dig holes.“

Höhepunkt des Albums wie auch des Drogentrips ist zweifellos der Titeltrack „Marquee Moon“. Stoisch wühlen sich Gitarrenriff und Basslauf über zehn Minuten lang durch den Song, während Verlaine ihn von allen Seiten mit Soli garniert und Ficcas Schlagzeug diesem Dekor wie einbetoniert entgegensteht. Verlaines Erzähler hingegen steht still, als der Trip abschwächt und sich existenzielle Ängste vor Leben und Tod einstellen.

Folgerichtigerweise prägen „Elevation“ und „Prove It“ die zweite Hälfte mit einer Art rotziger Verzweiflung. Das lyrische Ich schläft am Ufer des East River ein und wacht schließlich, von den Wellen geweckt, dort auf. Trotz des musikalischen Optimismus‘, den auch „Guiding Light“ verströmt, sind in „Prove It“ die grellbunten Klamotten der letzten Nacht im Tageslicht nur noch grau: „Now the rose / It slows / You in such colorless clothes / Fantastic! You lose your sense of human„.

Schließlich legt sich ein zerrissener Vorhang über das surreale Schauspiel der Nacht. „Torn Curtain“ stellt weniger einen Epilog als vielmehr einen Trauermarsch dar. Seltsam eingängig kriecht das fast siebenminütige Stück entlang, während Verlaines Gitarre jaulend gegen die vorbeiziehenden Jahre ankämpft. „Tears…rolling back the years / Years … flowing by like tears.“ Nächte und Drogentrips wiederholen sich, aber das miese Gefühl bleibt bestehen.

Die Selbstbeschreibung einer Szene endet mit einem pessimistischen Urteil – und doch feiert „Marquee Moon“ sich selbst. Perspektivlosigkeit wandelt sich zu Hedonismus, Glücksgefühl zu Horrortrip. Television besingen ein halbes Jahrzehnt in der Bowery, im CBGBs, in verfallenen Häusern und dunklen Gassen. Ihr Debüt-Langspieler kondensiert all das in eine bunte Nacht und einen grauen Morgen in New York City.

Tom Verlaines Assoziationen zu Orten und Gefühlen einer Szene bleiben über die Jahre bestehen. Sie lassen sich in seinen Songs zurückverfolgen wie die Musikgeschichte anhand des Stadtplans von New York City. Das kann nicht einmal eine schicke Herrenboutique im alten CBGBs-Gebäude ändern. Denn mittlerweile ist die Bowery längst gentrifiziert worden. Aber in den Fotos von Robert Mapplethorpe und Chris Stein, den frühen Filmen von Jim Jarmusch und Amos Poe oder eben in „Marquee Moon“ und dem im selben Jahr von Richard Hell veröffentlichten Album „Blank Generation“ stechen diese Assoziationen einer Szene weiter deutlich hervor.

Wenngleich Televisions Debütalbum vor allem in Großbritannien auf Resonanz bei Publikum und Kritikern stößt, bleibt es seinerzeit ein kommerzieller Misserfolg. Dennoch gilt das Werk heute als Klassiker der Rockmusik und ist in zahlreichen Bestenlisten auf vorderen Rängen vertreten, etwa belegt es Platz 107 der 500 besten Alben aller Zeiten des „Rolling Stone“. Im April 1978 folgt „Adventure„, das trotz guter Kritiken nicht aus dem Schatten des wegweisenden Vorgängers heraus kommt. Kurz darauf löst sich die Band aufgrund musikalischer Differenzen und Richard Lloyds vermeintlicher Drogensucht auf. Die Mitglieder verfolgen Solokarrieren, wobei sowohl Verlaine als auch Lloyd Soloalben veröffentlichen. 1992, 14 Jahre nach ihrer Trennung, nimmt die Band noch einmal ein neues, simpel „Television“ betiteltes Album auf, welches zwar erneut weitgehend wohlwollend bewertet wird, kommerziell jedoch wenig Erfolg hat, und geht ab 2001 wieder regelmäßig auf Tournee. Am 23. Januar 2023 stirbt Tom Verlaine nach kurzer Krankheit im Alter von 73 Jahren in Manhattan. Damit dürften Television wohl endgültig (Rock-)Geschichte sein, ihr Einfluss, welcher sich bei kaum weniger bekannten Musikheroen wie The Police oder U2 ebenso hörbar bemerkbar macht wie bei jüngeren Gitarrenrockbands wie etwa den Strokes, bleibt unumstritten groß.

Rock and Roll.

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Klassiker des Tages: Meat Loaf – „Bat Out Of Hell“


Schon mit seinem Debüt gelingt Meat Loaf, der im Januar im Alter von 74 Jahren verstarb, eine unfassbare Sensation: „Bat Out Of Hell„, welches dieser Tage sein 45. Jubiläum feierte, wird aus dem Nichts zu einem der erfolgreichsten Alben aller Zeiten. So weit, so bekannt. Dennoch lohnt ein Blick auf die durchaus interessante Geschichte hinter dem Klassiker…

Alles beginnt mit Peter Pan. Denn eigentlich hat Komponist Jim Steinman vor, eine futuristische Variante des Kinderbuchklassikers auf die Bühne zu bringen. Schon 1974 schreibt er die Songs dazu, führt die Rock-Oper 1977 auch auf. Da haben er und sein Kumpel Marvin Lee „Meat Loaf“ Aday aber längst eine andere Idee: Weil ihnen drei der Songs als außergewöhnlich auffallen, entschließen sie sich dazu, ein ganzes Album darum zu stricken. Steinman schreibt die Songs, Meat Loaf singt sie ein. So weit, so gut, schließlich haben tausendundein Geschichten davor auf ganz ähnliche Weise begonnen, tausendundzwei Geschichten nahmen seither ebenjenen Anfang. Doch diese hier ist anders – und bringt eines der erfolgreichsten Alben aller Zeiten hervor: „Bat Out Of Hell„, die vom ROCK beseelte Fledermaus direkt aus dem Höllenschlund, von welchem bis heute mehr als 43 Millionen Exemplare davon verkauft wurden.

Wie so etwas passieren kann, ist ja nie so ganz genau zu erklären. Bei manchen Platten dieser Größenordnung stecken lange und erfolgreiche Karrieren dahinter (siehe Eagles), bei anderen wiederum gigantische Marketing-Kampagnen (siehe Michael Jackson). Aber bei dieser hier? Eigentlich weder noch. Meat Loaf kennen damals ein paar wenige Eingeweihte als talentierten Darsteller aus Musicals wie „Hair“ oder „Rocky Horror Picture Show“, Steinman schreibt Songs für Theater und Bühne. Zwei Menschen aus der Theaterwelt, die plötzlich die beinharte, etablierte Welt des Rock’n’Roll auf den Kopf stellen? Im Grunde unerhört!

Und lange Zeit sieht es, zugegebenermaßen, auch nicht danach aus. Das Jahr 1975 wird überwiegend für Aufnahmen verwendet, danach verbringen die beiden zwei geschlagene Jahre damit, eine Plattenfirma für die Songs zu finden. Niemand will sie, niemand nimmt sie ernst, niemand sieht in dem Theaterschauspieler, der eben nicht das enigmatische Antlitz eines Jim Morrison vorzuweisen hat, einen probaten Rockstar. „Die Songs sind viel zu theatralisch und aus diesem ‚Meat Loaf‘ wirst du nie eine Berühmtheit machen“, hieß es von zahlreichen Seiten. Es ist quälend, enervierend, die beiden stehen ständig kurz vorm formvollendeten Resignieren.

Am Ende ist es Steven Van Zandt, der Gitarrist von Bruce Springsteens E Street Band, der die beiden zu Cleveland International Records bringt. Kohle gibt es keine, Produzent Todd Rundgren muss das Album gar binnen einer Nacht mixen – man merkt: auch bei dieser Plattenfirma will man nicht so recht an die Idee, das Werk und seine Songs glauben. Als das Album schließlich am 21. Oktober 1977 erscheint, nimmt zunächst niemand groß Notiz davon und es scheint, als würden all die ablehnenden Stimmen Recht behalten. Dann, ganze sechs Monate nach Veröffentlichung, strahlt die BBC einen Live-Clip von Meat Loaf und Jim Steinman aus. Und von England aus geraten Dinge ins Rollen, die fortan kaum mehr aufgehalten werden können, denn noch heute verkauft sich „Bat Out Of Hell“ immer noch etwa 200.000 Mal pro Jahr.

Und Meat Loaf? Der geht durch die Decke, wird – entgegen aller Unkenrufe – zum veritablen Rockstar. Und das mit einem aufgeblasenen, theatralischen Rock-Leviathan voller Pomp und Pathos, mit einem Hang zur melodramatischen Überlänge und -größe – und zum Auftritt im alsbald ikonischen Rüschenhemd. Kaum verwunderlich, dass dieses Gesamtpaket bei der – vor allem damals, in den Siebzigern, noch – verdammt hochnäsigen Presse nicht eben gut ankommt. Führende Blätter zerpflücken das Album mit spöttischer Leichtigkeit in der Luft, der „Rolling Stone“ betreibt Fat-Shaming, indem er eine Live-Kritik mit „Fat Out Of Hell“ betitelt. Nicht eben charmant, wenngleich damals keine Seltenheit (im Zweifel frage man mal bei Led Zeppelin nach).

Was vielen bis heute jedoch nicht ganz bewusst ist: Auch wenn Meat Loaf und Jim Steinman, der im April 2021 im Alter von 73 Jahren verstarb, „Bat Out Of Hell“ keineswegs als reine Parodie konzipiert haben, so sind die Songs in ihrer bewussten Überzeichnung tatsächlich überwiegend als augenzwinkernde Humoreske gemeint. Wohlmöglich kommt hier einmal mehr die Musical-Erfahrung des kreativen Duos zum Tragen, schließlich sind in diesem Genre derbe Klischees, hanebüchene Plattitüden und Tropen nicht eben unüblich – und finden so ihren Weg auf eine der erfolgreichsten Rock-Platten aller Zeiten, garniert mit jeder Menge doppelbödiger Texten. Daher mag man es allen Kritikern, die ob dieser überbordenden Melange überfordert sind, nachsehen, ebenso wie allen, die die Doppelbödigkeit des Albums zunächst nicht wahrnehmen – ganz im Gegensatz zu etwa Todd Rungren, der sich nur basierend auf dem Humorfaktor dazu entschließt, das Werk zu produzieren.

Heute, beinahe ein halbes Jahrhundert später, macht genau das „Bat Out Of Hell“, dem Meat Loaf und Jim Steinman 1993 und 2006 noch zwei weitere Teile folgen lassen, aus: Es ist eine wagnerianische Rock-Oper von ausladender Üppigkeit und übertriebener Fülle, herrlich anachronistisch und so zielgenau an allen Trends vorbei, dass es eine schiere Freude ist. Geschrieben in einer heruntergekommenen WG in New York City, aufgenommen mit kaum einem Dollar in der speckigen Tasche – und genau deswegen eine dieser unglaublichen Antiheldenstorys, die der Rock’n’Roll nunmal braucht. „Bat Out Of Hell ist echter als 95 Prozent aller Alben“, sagte Meat Loaf einmal. Dem gibt es im Grunde nichts hinzuzufügen.

Apropos Rock’n’Roll: Der erste große Höhenflug endet für Meat Loaf allerdings schnell in einem fast tödlichen Desaster, denn eine stets sehr wirkungsvolle – und im Rock-Zirkus hinlänglich beliebte – Mischung aus extensivem Touren, Alkohol und Drogen raubt ihm noch vor Ende des Jahrzehnts seine Stimme. Die Musik, die Entstehung, der Lifestyle: Alles eben ein wenig exzessiver, wilder und ungewöhnlicher als bei vielen anderen.

Rock and Roll.

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Klassiker des Tages: Caesars – „Jerk It Out“


Wer um die Jahrtausendwende jung und wild und frei war und – ganz egal, ob in der Groß- oder Kleinstadt – mal hier, mal da die ein oder andere Indie-Dissen-Tanzwelle geritten hat, der kam an so manchem Gitarrenakkord gewordenen Beinzucker kaum vorbei. „Bohemien Like You“ von den Dandy Warhols etwa. „Mr. Brightside“ von den Killers, natürlich. „Last Nite“ von den Strokes, selbstverständlich. „Are You Gonna Be My Girl“ von Jet, klar. Die „Seven Nation Army“ marschierte, während man dem schönen, scheuen Mädchen auf der anderen Seite des Raums zuflüstern wollte: „I Bet You Look Good On The Dancefloor„. Kinners, das waren Zeiten… Und ein wenig schälen sie sich zurück ins Halbdunkel der eigenen Erinnerung – jedes Mal, wenn heute das in diesen Jahren recht unvermeidliche „Jerk It Out“ so selbstsicher wie anno dazumal seine Ohrwurm-Qualitäten ausspielt…

Im Zuge des damaligen Garagenrock-Hypes um die Nullerjahre herum, der mit den Hives, Mando Diao oder der (International) Noise Conspiracy nicht eben unwesentlich schwedisch geprägt wurde, war es eigentlich kaum zu glauben, dass eine Band wie die Caesars bereits seit 1998 dort, in der Heimat von Wasa-Knäckebrot, Pippi Langstrumpf, Abba und Zlatan Ibrahimovic, unter Ausschluss der internationalen Öffentlichkeit Platten veröffentlichte.

Und die Bandgeschichte des Quartetts aus Stockholm begann irgendwie sogar noch viel, viel früher, schließlich kannte Bandgründer César Vidal seinen Gitarristen Joakim „Jocke“ Åhlund, seit er zwei Jahre alt war. 1995 beschließen die beiden Sandkastenfreunde, eine Band zu gründen und benennen sich nach dem berühmten Groß-Casino in Las Vegas, Caesars Palace (obwohl man die ersten musikalischen Gehversuche noch als Twelve Caesars unternimmt). Beeinflusst vom britischen Rock der Sixties, von den Rolling Stones über die Kinks bis David Bowie, beginnen die beiden, zwei andere Bandmitglieder zu rekrutieren: am Bass wird David Lindquist eingestellt, fürs Schlagzeug zunächst Jens Örjenheim, ab 2000 dann Nino Keller.

Über das Indie-Label Dolores Recordings veröffentlichen Caesars Palace noch im selben Jahr ihre erste 3-Track-EP, wenige Monate später folgt ein Mini-Album, dessen Songs mit dem dreckigen Sixties-Garagen-Rock der späteren Werke damals jedoch noch recht wenig zu tun hatten. Doch während der Aufnahmen zum ersten, 1998 erscheinenden Album „Youth Is Wasted On The Young“ kauft sich Gitarrist Jocke Åhlund eine alte Farfisa-Orgel, die den Bandsound ebenso hörbar wie nachhaltig verändert. Caesars Palace beginnen daraufhin an ihren einprägsamen Orgel-Hooklines zu arbeiten (welche wiederum Dennis Lyxzén und seine International Noise Conspiracy ins Gedächtnis rufen) und sorgen bereits mit dem ersten Album für so einige Begeisterungsstürme in ihrem Heimatland.

2000 veröffentlicht die Band den Langspieler „Cherry Kicks“, zwei Jahre darauf folgt „Love For The Streets“. Am Sound verändert sich auf diesen nicht viel – jede Menge jugendlicher Rumpelkammer-Schmackes, gute alte Fuzz-Gitarren und eine munter drauflos schlackernde Farfisa-Orgel. Neu mag hier nichts sein, aber es kracht. Es donnert. Und es rockt. Sturm und Drang für das 21. Jahrhundert. Selbst wenn Caesars Palace darauf pochen, angeblich auch vom Reggae inspiriert worden zu sein, blitzt dieser Einfluss (glücklicherweise) kaum durch. Warum sollte er auch, wenn beide Alben in Schweden vergoldet werden und ihr powerpoppender Indie Rock immer größere Hallen füllt? Trotzdem geht’s wohl noch nicht gänzlich ohne Zubrot. Jocke Åhlund etwa verdient sich selbiges in dieser Zeit als Video-Clip-Regisseur. So gehen zum Beispiel „New Noise“ von Refused und „Reproduction Of Death“ der (International) Noise Conspiracy auf seine K(l)appe.

Als das kleine Label Dolores Recordings, auf dem Caesars Palace bisher ihren kompletten Output vertreiben, vom Major-Riesen Virgin geschluckt wird, entpuppt sich das alsbald als Glücksgriff für das Vierergespann. Zuerst geht ihr Material noch, wie von so ziemlich vielen, im Veröffentlichungswust des Majorlabels unter und ihr Name ist bei Virgin keinem ein Begriff. Als die Band dann aber einen findigen Manager engagiert und dieser im Virgin-Büro die Caesars-Platten vorspielt, ist man dort schnell hellauf begeistert von den Schweden – und muss darüber hinaus etwas peinlich berührt hören, dass sich diese Band mit einigem an Potential bereits in ihrem Rooster befindet.

Also schickt das Label – freilich unter tatkräftiger Unterstützung des gerade wütenden Gragenrock-Retro-Wahns – Caesars Palace mit The Soundtrack of Our Lives über den großen Teich und auf US-Tournee. Und auch dort können sich César Vidal und Co. gut behaupten, was Virgin wiederum dazu veranlasst, im Jahr 2003 weltweit „39 Minutes Of Bliss (In An Otherwise Meaningless World)„, eine Art Best Of aus ihren ersten drei Alben, zu veröffentlichen (welche übrigens just heute ihren runden 18. Geburtstag feiert). Darauf zu hören: Rock’n’Roll aus fünf Jahrzehnten, kurz aufgekocht und mit geradezu ansteckender Spielfreude lässig auf CD gerotzt. Da die Platte dieses Mal auch in den US of A erscheint, bewegt ihr Plattenlabel die vier Schweden jedoch dazu, vorher ihren Namen kürzen, um einem möglichen Rechtsstreit mit dem Casino-Konzern in der Glücksspielstadt aus dem Weg zu gehen. Fortan kennt man die Band nur noch als Caesars.

Doch auch unter (beinahe) neuer Flagge geht der Siegeszug der Skandinavier auch danach recht munter weiter. Bands wie Placebo outen sich als begeisterte Fans und nehmen sie als Support mit auf ihre Deutschland-Tournee. Das dürfte wohl nicht nur, aber vor allem an einem bestimmten Song liegen: der erstmals 2002 erschienenen Single „Jerk It Out“. Diese schummelt sich nach ihrer erneuten Veröffentlichung in die Rotationen vieler internationaler Radiostationen, verschafft der Band einen Top-10-Hit in Großbritannien sowie den Einstieg in die US-Billboard-Charts und wird wenig später in zig Werbespots, Filmen und TV-Serien verwendet. Mehr noch: Der fluffig-flotte Dreiminüter, dessen Text mutmaßlich eine recht juvenile Laisser-faire-Attitüde aus Lecko-mio, Loslassen, Amphetaminen und Selbstbefriedigung beschreibt, wird zum ohrwurmenen Trademark der Caesars – und wohl auch deshalb ein weiteres Mal auf die 2005 folgende Platte „Paper Tigers“ drauf gepackt.

Und obwohl diese, ebenso wenig übrigens wie der 2008er Nachfolger „Strawberry Weed„, mit einer Top-20-Platzierung in der schwedischen Heimat und einer Top-50-Landung im UK der Band, nicht die ganz großen Erfolge einbringt, hatten die Caesars einfach zu viele Qualitäten, zu viele kleine, versteckte Mini-Hits in petto, um im Rückblick als garagenrockende Eintagsfliege zu gelten. Trotzdem ist es schade, dass das Quartett alsbald wieder in der Versenkung des musikalischen Niemandslands verschwindet – abgesehen von ein, zwei einmaligen Comeback-Shows 2017 sowie 2018 beim Stockholmer „Popaganda Festival“ liegen die Caesars seit über einer Dekade auf Eis. Und kann sich’s wohl auch leisten, wenn ihnen dieser eine Song dank zig Werbeeinnahmen ein klein wenig die gelb-blauen Hintern saniert hat…

„Wind me up, put me down
Start me off and watch me go
I’ll be runnin‘ circles around you sooner than you know
A little off center and I’m out of tune

Just kickin‘ this can along the avenue, but I’m alright
Cause it’s easy once you know how it’s done
You can’t stop now, it’s already begun

You feel it runnin‘ through your bones
And you jerk it out, and you jerk it out
Shut up, hush your mouth
Can’t you hear you talk too loud?

No can’t hear nothin‘ ‚cause I got my head up in the clouds
I bite off anything that I can chew
I’m chasing cars up and down the avenue, but that’s ok

Cause it’s easy once you know how it’s done
You can’t stop now, it’s already begun
You feel it runnin‘ through your bones

And you jerk it out

Cause it’s easy once you know how it’s done
You can’t stop now, it’s already begun
You feel it runnin‘ through your bones
And you jerk it out, and you jerk it out
And you jerk it out, and you jerk it out
Oh baby don’t you know you really gotta jerk it out
When you jerk it out
Oh baby don’t you know you really gotta jerk it out
When you jerk it out
Oh baby don’t you know you really gotta jerk it out“

Rock and Roll.

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Klassiker des Tages: Hole – „Gold Dust Woman“


Es gibt die ein oder andere Band, deren Songs – vor allem im retrospektiven Rückspiegel – viel besser dastehen als ihr Ruf es normalerweise erlauben dürfte. Hole etwa.

Woran liegt’s? Nun in diesem Fall ist die Antwort eine recht simpel: Courtney Love, ihres Zeichens bekanntlich Witwe von Grunge-Posterboy Kurt „Nirvana“ Cobain, Gelegenheitsschauspielerin (unter anderem in TV-Serien wie „Sons Of Anarchy“ oder „Empire“), ganz nebenbei Holes Herz, Stimme und Frontfrau sowie – vor allem in den Neunzigern und Nuller-Jahren – um kaum eine plakativ-skandalöse Rockstar-Allüre verlegen (und – Fun Facts, Fun Facts! – Mitbegründerin der legendären US-Punkband Babes In Toyland sowie 1983 für kurze Zeit Sängerin bei Faith No More).

In der Tat sind Hole’sche Alben wie „Live Through This“ (1994) oder „Celebrity Skin“ (1998) verdammt gut gealtert und Songs wie „Violet„, der Titelsong von letzterem Werk oder „Malibu“ (an welchem auch ein gewisser Billy Corgan mitschrieb) noch immer Tanzflächen füllende Smash-Hits für die nostalgische Neunziger-Rock-Party. Für alle Spätgeborenen ist es da fast schade, dass sich das Grunge-Rock-Quartett aus Los Angeles 2002 nach dreizehn (mehr oder minder) gemeinsamen Jahren aufgelöst hat und – von dem recht egalen 2010er Comeback-Werk „Nobody’s Daughter“ mal abgesehen – seit vielen, vielen Jahren um eine Reunion streitet. Denn auch wenn Courtney Love, Melissa Auf der Maur, Eric Erlandson und Patty Schemel kaum mehr an ihre Großtaten abknüpfen werden, so dürfte die Band wohl noch für die ein oder andere tolle Comeback-Show gut sein…

Was man außerdem schnell vergisst: Hole verstanden sich nicht selten hervorragend im Covern von Song-Klassikern. Man lausche etwa ihrer derb rockig hingerotzten Variante des Dylan-Evergreens „It’s All Over Now, Baby Blue“ (erschienen 2000 auf dem Soundtrack von „The Crow: Valvation“). Oder vor allem der Version des Fleetwood Mac’schen Klassikers „Gold Dust Woman“ (vom 1996 erschienenen Soundtrack zu „The Crow – City Of Angels“), bei der nicht nur covermesongs.com befindet, dass Courtney Love und ihren Mitstreitern da eine ganz famose Hommage an den Song vom 1977er Fleetwood-Mac-Überalbum „Rumours“ gelungen ist.

Und auch hier lässt sich eine kleine interessante Anekdote finden: Im Jahr 1997, nicht lange nach der Veröffentlichung des Hole’schen Covers von „Gold Dust Woman“, interviewte Courtney Love Fleetwood Mac-Sirene Stevie Nicks, die ja bekanntlich – sowohl stilistisch als auch musikalisch – eines ihrer größten Vorbilder war, für das SPIN Magazine. Auf die Frage nach dem Song meinte Nicks zunächst, dass der „dust“ Kokain sei, aber der Song von mehr als nur davon handele. Während des Interviews warf Nicks noch mit einem Haufen weiterer potentieller Bedeutungen um sich, bevor sie schließlich zugab: „Weißt du was, Courtney? Ich weiß nicht wirklich, worum es bei ‚Gold Dust Woman‘ geht. Ich weiß, dass es dort [während der Aufnahmen] Kokain gab und dass ich es mir irgendwie als ‚Goldstaub‘ vorgestellt habe. Ich müsste noch einmal in meine Tagebücher schauen und sehen, ob ich etwas über ‚Gold Dust Woman‘ herausfinden kann. Denn ich weiß es nicht wirklich. Es kann sich doch nicht alles um Kokain drehen…“ – durchaus eine Behauptung, zu der deren Interview-Partnerin Courtney Love die ein oder andere Geschichte beitragen könnte. Und wohl auch deshalb hätte sich kaum eine passendere Band „Gold Dust Woman“ vornehmen können…

Rock and Roll.

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Klassiker des Tages: Alexi Murdoch – „All My Days“


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Lang nichts von Alexi Murdoch gehört, oder? Es scheint gefühlt ewig her, dass Songs wie „Orange Sky“ in nahezu jeder TV-Serie liefen, wenn ihre allseits beliebten Protagonisten – bevorzugt mit dem Blick auf die schier unendliche Weite irgendeines Ozeans – gerade mal intensivst übers Leben sinnieren wollten…

500x500Und irgendwie scheint dem britischen Singer/Songwriter die Melancholie ja auch in die Wiege gelegt: Murdochs Vater ist Grieche, seine Mutter hat französische und schottische Vorfahren. Geboren 1973 in London, verbrachte er seine Kindheit in Griechenland, bevor er mit seiner Familie zurück nach Schottland zog. Von der Mutter erbt Alexi Murdoch seine Liebe zum Gesang, die er zunächst im Schulchor auslebt. Daneben versucht sich der Jungmusiker an nahezu jedem Instrument, das er in die Hände bekommt, darunter Klavier und Trompete. Mit 17 findet Murdoch zur Gitarre und schreibt seine ersten Songs. Nach vollendeter Schullaufbahn begibt sich der Nachwuchs-Songwriter in die fernen US of A, um an der Duke University in Durham, North Carolina Philosophie zu studieren – so weit, so unschlüssig. Wohl auch deshalb gelingt es einer Freundin, ihn anschließend nach Los Angeles locken. Doch auch da überlegt Murdoch noch immer, was er denn nun mit seinem Leben anfangen soll. Ganz unverhofft kommt ihm das Schicksal zur Hilfe: „Ein Freund hörte mich während eines Camping-Ausflugs. Er kam in der nächsten Woche zu mir und meinte: ‚Ich würde dich echt gerne managen‘. Ich fragte: ‚Weswegen?‘ – ‚Wegen deiner Musik, Mann!‘ Dieses Gespräch verpasste dem Ganzen einen Kickstart„, erinnert sich der Musiker.

Und in der Tat nimmt seine musikalische Karriere danach so langsam an Fahrt auf. Murdoch bestreitet seine ersten Auftritte in lokalen Clubs. Bei einem dieser Gigs weilt auch der Radio-DJ-Legende Nic Harcourt, Moderator der öffentlich-rechtlichen Kultsendung „Morning Becomes Eclectic„, unter den Zuhörern. Der KCRW-Host findet Gefallen am entspannt-reduzierten Folk-Sound des Newcomers. Bereitwillig händigt ihm Alexi Murdoch ein Demotape aus, das schon bald im Radio zu hören ist. Einen Monat später schickt der Singer/Songwriter sein erstes Live-Set über den Äther.

Angetrieben von dieser prominenten Schützenhilfe wächst die Fangemeinde des Singer/Songwriter-Talents stetig. So findet auch die EP „Four Songs“, die Murdoch 2002 im Alleingang veröffentlicht, eine – vor allem für einen Newcomer – beachtliche Käuferschaft. Und: Das Werk erlangt die Aufmerksamkeit einiger Fernsehmacher, die seinen Song „Orange Sky“ in Serien wie „O.C., California“, „Dr. House“ oder „Prison Break“ oder in Indie-Film-Erfolgen wie „Garden State“ zum Einsatz bringen, was dem Musiker zusätzliche Prominenz verschafft. Er formiert daraufhin eine Begleitband und geht auf ausgedehnte US-Tour. Ebenso bemerkenswert: Trotz zahlreicher Angebote von nicht wenigen Majorlabels entscheidet sich Murdoch dafür, sein erstes Album ebenfalls in Eigenregie zu veröffentlichen. So erscheint „Time Without Consequence“ 2006 in den Vereinigten Staaten und steht drei Jahre später auch in hiesigen Plattenläden.

„A timeless folk-pop record that´s likely to endure…“

(„NPR Music“ über „Time Without Consequence“)

61TYJulac+L._SX355_Die auf dem Debütwerk enthaltenen Songs, die in ihrer inneren Einkehr mal an gleichsam unaufgeregte Wunder-Singer/Songwriter wie etwa Ben Howard, José González oder William Fitzsimmons, mal an große Melancholie-Grübler wie Tim Buckley oder Nick Drake erinnern, rufen wiederum Regisseur Sam Mendes auf den Plan, der Alexi Murdoch daraufhin für die musikalische Untermalung seines 2009 erschienenen Films „Away We Go“ (der allen hier auch wärmstens empfohlen sei) verpflichtet. Einige der Stücke vom Soundtrack zu selbigem Zelluloid-Werk finden dann auch ihren Weg aufs zweite Album „Towards The Sun„, das Murdoch 2009 in einer einzigen Nacht in Vancouver aufnimmt, danach in limitierter Auflage auf seiner Website und auf Konzerten verkauft und erst zwei Jahre später auch offiziell veröffentlicht.

Seitdem ist es – von der ein oder anderen sporadischen Tour (den denen denn freilich auch sein Durchbruchssong zu hören ist) mal abgesehen – jedoch recht still um den Indie-Singer/Songwriter geworden, den es mittlerweile ins kanadische Montreal verschlagen hat – mit einem kleinen Hoffnungsstreif am digitalen Horizont, denn immerhin findet sich via Twitter das enigmatische Versprechen „New music coming 2020“. Man darf gespannt sein, ob der mittlerweile 46-jährige Musiker, dessen Indie-Folk-Songs einst große Gefühlsmomente in so einigen bekannten TV-Serien untermalen durften, noch einmal für Gänsehaut sorgen kann…

 

 

 

„Well I have been searching
All of my days
Many a road, you know
I’ve been walking on
All of my days
And I’ve been trying to find
What’s been in my mind
As the days keep turning into night

Well I have been quietly standing in the shade
All of my days
Watch the sky breaking on the promise that we made
All of this rain
And I’ve been trying to find
What’s been in my mind
As the days keep turning into night

Well, many a night I found myself with no friends standing near
All of my days
I cried aloud
I shook my hands
What am I doing here
All of these days
For I look around me
And my eyes confound me
And it’s just too bright
As the days keep turning into night

Now I see clearly
It’s you I’m looking for
All of my days
So I’ll smile
I know I’ll feel this loneliness no more
All of my days
For I look around me
And it seems you found me
And it’s coming into sight
As the days keep turning into night
As the days keep turning into night
And even breathing feels all right
Yes, even breathing feels all right
Now even breathing feels all right
Yes, even breathing
Feels all right“

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Klassiker des Tages: Straylight Run – „Existentialism On Prom Night“


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Erinnert sich noch jemand an Straylight Run? Bereits über eine Dekade ist es her, da galt die vierköpfige Band als eines der heißesten Eisen im Feuer des Indie-Emorocks – damals, 2004. Und wenn ich jetzt noch erwähne, dass anno dazumal noch nicht einmal studiVZ existierte, Facebook lediglich als Frühgeburt unter Mark Zuckerbergs (noch) klammen Informatiker-Fingerchen und Myspace oder illegale mp3-Tauschbörsen wie Napster gerade der heißeste Scheiß im noch spärlich bevölkerten Word Wide Web waren, dann sprießen dem Einen oder der Anderen sicherlich ein paar graue Härchen mehr, oder?

71Y+lyxSKiL._SX355_.jpgVor ein paar Tagen jedenfalls feierte Straylight Runs selbstbetiteltes Debütalbum 14. Veröffentlichungsgeburtstag. Darauf zauberten John Nolan und Shaun Cooper (seinerzeit frisch bei der Emorock-Vorzeige-Kapelle Taking Back Sunday ausgestiegen) sowie Nolans Schwester Michelle und Schlagzeuger Will Noon elf mal rockige, mal pianolastig-balladeske Gänsehaut-Hymnen aus den juvenilen Ärmeln, die genau in den musikalischen Zeitgeist irgendwo zwischen My Chemical Romance, Death Cab For Cutie, Jimmy Eat World, Hawthorne Heights oder der Counting Crows passten – Pop für Emo-Kids quasi, jedoch ohne peinlichen Kajal-Anstrich. Wie plattentests.de seinerzeit urteilte: „In einer gerechten Welt würden sämtliche Teenager die Platte kaufen und für die nächsten Jahre ihre schmerzende Adoleszenz mit der Musik von Straylight Run untermalen.“ Und selbst spiegel.de war „die Revolution der Niedlichen“ seinerzeit ein paar Zeilen wert.

Im Rückspiegel scheint es daher umso betrüblicher, dass Straylight Run keine längere Zukunft beschieden war. Nach dem drei Jahre darauf, 2007, erschienenen Nachfolger „The Needles The Space„, der sich noch ein ganzes stückweit mehr dem Pop zuwandte, sowie ein paar weiteren Mini-Alben-Lebenszeichen (zuletzt 2009 die „About Time EP„) wendeten sich John Nolan und Shaun Cooper wieder ihrer „alten Liebe“ Taking Back Sunday zu, während Michelle StreetCred-konform Dropkick Murphys-Bassist Jeff DaRosa heiratete (und daher heute dessen Nachnamen trägt) und etwas später beim Band-Projekt Destry (zu welchem zeitweise einmal mehr Shaun Cooper sowie Sam Means von The Format gehörten) letzte Indiefolk-Lebenszeichen sendete. Heute zeugt zwar noch ein Myspace-Profil auf seltsam nostalgisch-verstaubte Weise von einigen wenigen großen, ewig tollen Song-Versprechen [neben „Existentialism On Prom Night“ oder „Your Name Here (Sunrise Highway)“ sei auf jeden Fall noch das sich in Gigantomanie gegen Kriegslust wund stampfende „Hands In The Sky (Big Shot)“ von der feinen „Prepare To Be Wrong EP“ ans Hörerherz gelegt] des Quartetts aus dem US-amerikanischen Baldwin, New York. Straylight Run selbst sind jedoch längst nie wirklich aufgeblühte Emorock-Historie…

 

 

„When the sun came up
We were sleeping in
Sunk inside our blankets
Sprawled across the bed
And we were dreaming

There are moments when
When I know it ends
The world revolves around us
And we’re keeping it
Keep it all going
This delicate balance
Vulnerable, all-knowing

Sing like you think no one’s listening
You would kill for this
Just a little bit
Just a little bit
You would

Sing like you think no one’s listening
You would kill for this
Just a little bit
Just a little bit
You would, you would

Sing me something soft
Sad and delicate
Or loud and out of key
Sing me anything
We’re glad for what we’ve got
Done with what we’ve lost
Our whole lives laid out
Right in front of us

Sing like you think no one’s listening
You would kill for this
Just a little bit
Just a little bit
You would

Sing like you think no one’s listening
You would kill for this
Just a little bit
Just a little bit
You would, you would

Sing me something soft
Sad and delicate
Or loud and out of key
Sing me anything“

 

Rock and Roll.

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