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Song des Tages: Housewife – „Patrick Bateman“


Zuvor hießen sie Moscow Apartment – so steht es auch noch auf ihrer Facebook-Seite -, aber aus guten, triftigen Gründen haben die Newcomer sich mittlerweile umbenannt. Jetzt nennen sie sich zwar Housewife, dahinter stecken jedoch immer noch Brighid Fry und Pascale Padilla, zwei queere, bereits mit etlichen kanadischen Musikpreisen ausgezeichnete Songwriter*innen aus Toronto, die gerade einmal 19 und 20 Jahre jung sind.

Im Juli 2020 erschien ihre Debüt-EP mit sechs Folk-informierten Indie Rock-Songs. Mit „Patrick Bateman“ gibt es jetzt ein neues Stück, an dem Hank Compton und Savannah Conley mitgeschrieben haben – und das nicht im heimischen Maple-Leaf-Staat, sondern im US-amerikanischen Nashville, Tennessee (welches, nebst Los Angeles, längst als „the place to be“ für aufstrebende Musiker*innen gilt). Der Song widmet sich dem Umstand, dass wir dazu neigen, das Böse zu romantisieren – daher auch der namentliche Bezug auf Patrick Bateman, die Hauptfigur aus Bret Easton Ellis‘ 1991 erschienenem Kultroman „American Psycho„, welcher durch seine derb schwarzhumorige 2000er Verfilmung mit Christian Bale in der Hauptrolle zusätzliche Bekanntheit erlangte. Doch, anders als dort, muss hier niemand in stylisch-kaltem Hochglanzambiente zu den Klängen von Phil Collins sein Leben lassen – Freunde von Snail Mail, Beabadoobee oder Soccer Mommy dürfen also gern ein Ohr riskieren…

Rock and Roll.

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Song des Tages: Alex Henry Foster – „The Power Of The Heart“


Es ist vielleicht einer der am meisten unterschätzten Songs von The Velvet Underground-Gründungsmitglied Lou Reed: „The Power Of The Heart„. Der 2013 verstorbene US-Musiker schrieb das Stück 2008 für seine Hochzeit mit Laurie Anderson. Ganz ähnlich wie etwa Peter Gabriel vor ihm, machte sich Alex Henry Forster den Song bereits Anfang Mai zu eigen und brachte ihn in eine völlig neue Form. Aufgenommen in seinem The Upper Room Studio verlieh der 32-jährige kanadische Musiker, der abseits seiner Solo-Aktivitäten, welche zuletzt „Windows In The Sky“ sowie das Live-Album „Standing Under Bright Lights“ abwarfen, der Alternative-Rock-Band Your Favorite Enemies vorsteht, dem Stück mit entrückten Streichern und sanften Pianoklängen eine imposante Kulisse. Die umfassende Umstrukturierung beschreibt Foster wie folgt: „Die Befreiung von der Angst, als das gesehen zu werden, was ich bin, ist der Grund dafür, dass ich weder den Druck verspürte, Reeds Verkörperung des Liedes zu imitieren, noch wurde ich durch die Last, seine intime Absicht nachahmen zu müssen, eingeengt.“ Diese Befreiung ist deutlich zu spüren – Foster scheint sich dem (vor allem für den zu Lebenszeiten stets als äußerst verschroben und unzugänglich bekannten Lou Reed) zärtlichen Liebeslied im Verlauf immer weiter hinzugeben und lässt den Song mit Chorgesängen anschwellen – und damit noch weiter vom Reed’schen Original abdriften. „Geräusche wurden zu Klängen, und musikalische Arrangements entwickelten sich für mich zu einer Art spiritueller Erhebung“, ergänzt Foster.

Die besungene Kraft des Herzens lässt sich genauso gut im dazugehörigen Musikvideo wiederfinden, denn schließlich muss man in Paris, der Stadt der Liebe, nicht lange nach den entsprechenden aufs Romantischste einladenden Straßen als Kulisse suchen. Doch wie in jeder Großstadt gibt es auch in der französischen Metropole die Kehrseiten – die Einsamkeit, die Isolation, das Stehen am Rande der Gesellschaft – unter den vielen tausenden Gesichtern, sodass fast automatisch die Frage nach dem passenden Gegenstück im Raum steht. Damit fügt sich Alex Henry Fosters aufrichtige und gefühlvolle Coverversion dem Bild der Stadt, ein tagträumerisches Gesamtkunstwerk entsteht…

„You and me, we always sweat and strain
You look for sun, I look for rain
We’re different people, we’re not the same
The power of the sun

I look at treetops, you look for caps
Above the water, where the waves snap back
I flew around the world to bring you back
Ah, the power of your heart

You looked at me and I looked at you
The sleeping heart was shining through
The wispy cobwebs that we’re breathing through
The power of the heart

I looked at you and then you looked at me
I thought of past, you thought of what could be
I asked you once again to marry me
Ooh, the power of the heart

Everybody says love makes the world go around
I hear a bubbling and I hear a sound
Of my heart beating and I turn around
And find you standing at the door

You know me, I like to dream a lot
Of this and that and what is not
And finally I figured out what was what
It was the power of the heart
The power of the heart

You and me, we sweat and strain
The result’s always the same
You think somehow we’re in a game
The power of the heart

I think I’m dumb, I know you’re smart
The beating of a purebred heart
I say this to you and it’s no lark
Marry me today

You know me, I like to dream a lot
Of what there is and what there’s not
But mainly I dream of you a lot
The power of your heart
The power of your heart“

Rock and Roll.

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Sunday Listen: Jenny Berkel – „These Are The Sounds Left From Leaving“


Obwohl doch beileibe keine Newcomerin mehr, mag Jenny Berkel in unseren Breiten – und selbst unter eingeweihten Singer/Songwriter-Connaisseuren – noch kein „Household Name“ sein. Verwundert das? Nun, ein wenig schon.

Denn immerhin ist es bereits satte zehn Jahre her, dass die in London, Ontario beheimatete kanadische Songwriterin ihr Debütalbum „Here On A Wire“ veröffentlicht hat. Selbigem ließ sie im vergangenen Jahr „Pale Moon Kid“ folgen, dazwischen lag noch eine EP – und der Poetik hat sie sich als Dichterin ebenfalls verpflichtet. Überhaupt: das Lyrische. Die Verbindung zwischen Poesie und Musik funktioniert auch auf Berkels neustem Werk „These Are The Sounds Left From Leaving“ in durchaus überragender Form. Das mag vor allem mit den Umständen der Entstehung der zehn neuen Stücke zusammenhängen, welche ihrem Plan, eine leichte, beschwingte und unbeschwerte Platte zu machen, einen dicken Strich durch die Rechnung machten: “Ich habe das Album in einer winzigen Wohnung geschrieben, zu einer Zeit, als sich alles groß und überwältigend anfühlte”, sagt die Musikerin. Und meint weiter: “Die Songs selbst sind eine Studie über Nähe, die große Ängste in kleine Räume bringt.“

Hört man nun ihren dritten Langspieler, so besteht – bei aller Ernsthaftigkeit – durchaus Hoffnung, dass Berkel mit diesem nun endlich auch in Deutschland einem etwas größeren Publikum bekannt bekannt werden dürfte. Das lässt sich schon alleine daran festmachen, dass hier keiner der ebenso leichtfüßig wie transparent inszenierten Folk-Pop-Songs musikalisch in besonderer Weise als klares Highlight herausragt, sondern jedes einzelne der zwei Handvoll Stücke auf insgesamt recht hohem Niveau seinen eigenen Reiz zu entwickeln weiß.

Wie sicher sich die Musikerin inzwischen in ihrem Bestreben ist, ihre Songs zwischen düster und hoffnungsvoll, transparent und opulent, intim und raumgreifend, leise und bestimmt, geradlinig und vertrackt auszubalancieren, zeigt auch der Umstand, dass sie – zusammen mit Dan Edmonds und dem auch als Musiker in Erscheinung tretenden Ryan Boldt (Deep Dark Woods) – erstmals selbst produktionstechnisch Hand anlegte und sich dabei von Colin Neales schwindelfreie, luftige Streicherarrangements schreiben ließ, die viel Raum für ihre beeindruckend klare und durchsetzungsfähige Alt-Stimme bieten.

Tatsächlich erinnert das Setting an nicht wenigen Stellen an das, was weiland Joe Boyd für den großen, jedoch viel zu früh verglühten Trauer-Troubadour Nick Drake leistete. Diverse Gitarren, Piano, Mellotron, Wurlitzer-Orgel, Bass, Schlagzeug und Streicher – hier wird ein durchaus breites Instrumentarium aufgefahren, über welchem Berkels wohltuend graziöse Stimme ruht. Und auch der Vorwurf, den Kenner der Songwriterin bislang ungestraft machen durften – nämlich dass alle ihre Stücke im gleichen balladesken Gleichstrom-Setting angesiedelt seien – gilt ab diesem Album nicht mehr, denn obwohl Jenny Berkel natürlich noch immer keine derb drauflos prügelnde Rockmusik macht, gibt es mit „Kaleidoscope“, welches mit seinen wehmütigen Streichern die nachdenkliche Wirkung noch unterstreicht, mit „July“ und dem Trennungslied „Lavender City“ gleich mehrere durchaus munter pulsierende Songs im Mittelteil des Albums, die sich längst nicht mehr als „reine Balladen“ einsortieren lassen. Dem gegenüber stehen schwermütige, recht mystisch verzierte, mit viel Liebe zum feinsinnigen Detail ausgestattete Folksongs wie „Watch You Fade“ oder das walzer’eske „Under A Sky“, während sich „You Think You’re Like The Rain“ ganz der Sehnsucht hingibt oder „Here Comes The Morning“ auf bessere Zeiten hofft.

Klar, besonders erbaulich mag sich das alles nicht gerade lesen. Und: Ja, man sollte schon das richtige Gemüt für diese von tiefer Traurigkeit durchdrungene Platte haben, bei welcher sich die Einsamkeit, die Furcht vor zu großer Nähe, aber auch vor dieser Welt da draußen vor der Wohnungstür, oftmals zwischen verwunschenen Vibrafonharmonien und zarten Gitarrenakkorden verstecken. Und irgendwie haben uns zwei Jahre weltumspannende Pandemie und die zuweilen überwältigende Reizüberflutung, welche auch durch die in ständig schnellerer Abfolge auf uns einprasselnden Katastrophenmeldungen auslöst wird, ja alle mehr oder minder müde und mürbe gemacht, oder? Eben. Da kann einem manchmal für Momente durchaus die Haut dünn und vor allem und im Grunde gar nichts Angst und Bange werden. Wer allerdings vermutet, dass sich Jenny Berkel hier als musikalisches Zitterkaninchen vor der Schlange präsentiert, sieht sich auf angenehme Weise enttäuscht, denn mittels ihrer blumigen, allegorischen Poesie-Sprache findet die Songwriterin immer wieder Wege, ihr Anliegen eher ermutigend in Form von aus der Natur gezogenen Metaphern im Format fiktiver Konversationen (welche teilweise im Zwiegespräch mit sich selbst stattfinden) deutlich zu machen. Und schafft damit berückende Kammerpop-Kostbarkeiten, welche sie hoffentlich baldigst aus der Geheimtipp-Ecke hinausführen werden.

Rock and Roll.

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Song des Tages: Dan Mangan – „In Your Corner (for Scott Hutchison)“


Nach etwa zwei Jahren Funkstille meldet sich der kanadische Folk-Rock-Singer/Songwriter Dan Mangan mit der neuen Single „In Your Corner (for Scott Hutchison)“ zurück. Und dieser Song ist nicht irgendeiner, sondern – wie der Titel es bereits vermuten lässt – eine Hommage an den 2018 zu früh verstorbenen Frightened Rabbit-Frontmann Scott Hutchison.

Mehr dazu verrät der Musiker aus Vancouver in einem Statement: „Zwar sind wir uns nur einmal begegnet, aber Scotts Tod hat mich tief getroffen. Er war in meinem Alter und sehr eng mit einigen lieben Freunden von mir befreundet. Entweder konnte er nicht sehen, wie sehr er von der Welt geliebt wurde, oder er fühlte sich dieser Liebe nicht würdig. Wie kam es, dass er so vielen Menschen Freude bereiten konnte, aber sich selbst nicht? Ich erinnere mich, dass ich weinte, als ich an jenem Morgen Müsli für meine Jungs machte… Dieser Song entstand sehr schnell in den darauffolgenden Tagen.“

Die zarte Akustikballade wurde von Drew Brown (Radiohead, Beck, Blonde Redhead) produziert und ist, mehr oder minder, als Antwort auf den Frightened Rabbit-Song „The Woodpile„, Dan Mangans erklärtes Lieblingsstück der schottischen Indie Rock-Band, zu verstehen, welcher die Textzeile „Will you come back to my corner? / Spent too long alone tonight“ enthält. Zudem soll er auf das Thema Depressionen aufmerksam machen.

Obwohl Mangans jüngstes Album mit neuem Material – „More Or Less“ von 2018 – bereits etwas länger zurückliegt, war der Kanadier in den letzten Jahren nicht komplett untätig, veröffentlichte seitdem Zehn-Jahres-Jubiläumsausgaben seiner Alben „Nice, Nice, Very Nice“ und „Oh Fortune„, das Coveralbum „Thief“ sowie den Anti-Trump-Protestsong „There’s A Tumor In The White House„.

„Why
Why can’t the seer see a way out?
When they drown in information
When they’re stranded at the station
When they’re filmed against a fadeout

Now we’re crying in the shower
Crying in the carpark
Crying in the office towers
They were trying not to get dark
Trying hard to fight that darkness
Trying not to count the hours

So come find us if you can
We’ll be unified and sad
We’ll be in your corner
Leave a light on when it’s bad
We will congregate and make a plan
And we’ll be in your corner
We’ll all be in your corner

What
What leads the best of us to suffer?
Do they know their pain and write it down
To help the rest of us recover?

We’re crying in the shower
Crying in the carpark
Crying in the office towers
Yeah, we were trying not to get dark
Trying hard to fight that darkness
Trying not to count the hours

So come find us if you can
We’ll be unified and sad
We’ll be in your corner
Leave a light on when it’s bad
We will congregate and make a plan
And we’ll be in your corner
We’ll all be in your corner

Leave a light on if you can
Till it’s crystal-clear
And do you understand?
We’ll all be in your corner

Rock and Roll.

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Zitat des Tages


(gefunden bei Facebook)

(Joni Mitchell, *1943 als Roberta Joan Anderson, kanadische Musikerin, Komponistin und Malerin)

Rock and Roll.

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Das Album der Woche


Dooms Children – Dooms Children (2021)

-erschienen bei Dine Alone Records-

Wade MacNeil ist hauptberuflich dritte Stimme und zweiter Gitarrist bei der kanadischen Post-Hardcore-Band Alexisonfire. Da es bei denen in den vergangenen Jahren eher ruhig war, hatte MacNeil ausreichend Zeit, um sich anderweitig auszutoben. So gründete er 2008 die Punk-Band Black Lungs und wurde 2012 Sänger der britischen Hardcore-Punker Gallows. Noch nicht umtriebig genug? Scheint ganz so, denn der 37-jährige Musiker trat zudem als Gast bei Bands wie Anti-Flag, Cancer Bats oder Bedouin Soundclash in Erscheinung und arbeitete nebenbei an Film- und Game-Scores.

Trotz all der vielen kreativen Hochzeiten erlebte MacNeil 2019 ein depressives Tief. „Ich dachte immerzu daran: ‚Wenn ich nur den heutigen Tag hinter mich bringe, fühle ich mich morgen vielleicht schon besser.‘ Ich musste mich mit einem Trauma rumschlagen und damit, dass die Dinge um ich herum auseinanderfielen. Ich wollte einfach nur woanders sein, irgendwo, um meiner Realität zu entfliehen.“

Kaum verwunderlich, dass ausgerechnet die Musik ihm eine Flucht bot. So begann er am Höhepunkt im Kampf mit seinen inneren Dämonen, neue Songs zu schreiben. Er finalisierte sie nüchtern in den Wochen in einer Entzugsanstalt und während er bei seiner Familie in St. Catherines, Ontario verweilte, die ihm dabei half, wieder zu sich selbst zu finden. Das Ergebnis ist Dooms Children sowie das selbstbetitelte Debütalbum, welches er unter ebenjenem Namen aufgenommen hat. Dass die darauf enthaltenen elf Songs ganz anders als die seiner Hardcore-Bands tönen, hat einen einfachen Grund: „Ich war zu der Zeit in einer tiefen Depression und konnte so etwas wie Punk, Rap oder irgendwas Aggressives nicht hören. Ich hatte genug Chaos in meinem eigenen Leben und konnte das nicht auch noch als Soundtrack gebrauchen.“

So entdeckte MacNeil während der Zeit in Therapie Klassiker-Größen wie etwa Grateful Dead für sich. Wohl auch deshalb sei die Platte das „am wenigsten aggressive Ding“, das er je veröffentlicht hat. Und diese Einschätzung bestätigt bereits „Flower Moon“ fast zu Beginn des Albums. Der beinahe sechsminütige Song, in dessen Musikvideo man übrigens Team-Canada-Skateboarderin Anna Guglia durch die Straßen von Montreal fahren sieht, ist zwar Universen von kitschiger Einheitspopmusik entfernt, legt dafür aber mit atmosphärisch heulenden Gitarren und Orgel los, um sich danach mit gedoppelten oder gar getrippelten Gitarren aufzubäumen – ganz so, wie man es von den Allman Brothers oder Lynyrd Skynyrd kennt und liebt. Überhaupt: Das Stück erinnert wohl nicht von ungefähr stark an Skynyrds grandioses „Simple Man“, das sich einst auch die Deftones vorgeknöpft haben.

Foto: Promo / Rashad Bedeir

„Es ist eine Platte über mein Leben, das auseinander fällt, und den Versuch, die Scherben aufzusammeln. Sie handelt vom Verlust der Liebe, von Sucht und davon, nachts wach zu liegen und sich zu fragen, ob man jede Entscheidung im Leben falsch getroffen hat“, so Wade MacNeil. Kaum verwunderlich also, dass der in Hamilton, Ontario beheimatete Musiker auch im melodischen Southern-Rock-Song „Psyche Hospital Blues“ ebendiese großen Gefühle mit seiner gewohnt rauen Stimme besingt – und, dem ernsten Thema zum Trotz, durchaus Humor beweist: Im dazugehörigen Musikvideo nimmt er das Klischee vom „harten Rocker“ aufs Korn und stellt dieses mit der Verletzlichkeit seiner Textzeilen in Kontrast.

„Ich habe es geschafft, viel von mir selbst in diese Platte zu packen – eine Menge Schmerz und eine Menge Hoffnung. Ich war nie offener und ehrlicher, und ich glaube, dass das nicht nur in den Texten durchkommt, sondern auch in der Musik.“ (Wade MacNeil)

Alles in allem lassen einen die 55 Minuten des Dooms Children-Debüts, welches gemeinsam mit Tausendsassa Daniel Romano, der zwischen Country und Punk in den vergangenen anderthalb Jahren elf (!) Platten veröffentlicht hat, dessen Bruder Ian, Multiinstrumentalist und vornehmlich Schlagzeuger, sowie dem aus Montreal stammenden Gitarristen Patrick Bennett entstand, ohne große Umschweife in lyrisch zwar recht düstere und bedrückende, musikalische dafür umso schönere, häufig ruhige und gefühlvolle Indie-Musik eintauchen, die – abseits von dessen gewohnten Hardcore-Aktivitäten – schlicht perfekt zu MacNeils Stimme passt. Ein bisschen verraucht, aber nicht zu dreckig, sehr besonders, sehr berührend, ebenso nachdenklich wie aufrichtig. Prosaische Zeitgeister mögen es wohl als ein Album des Bedauerns und der Erlösung, ein Album als Musik gewordene Bitte um neue Perspektiven und eine zweite Chance beschreiben. Dazu lässt MacNeil immer wieder Psychedelic Rock sowie Folk der Sechziger und Siebziger in seine Songs einfließen (und liefert, passend dazu, direkt eine wunderbare Version des Grateful Dead-Evergreens „Friend Of The Devil“ ab) und zockt obendrauf auch noch das sensationelle „Morningstar“. Man könnte es progressiven Blues nennen. Oder einfach: Dooms Children.

Rock and Roll.

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