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Song des Tages: Sting – „Russians“ (live)


Bild: Getty Images

„In Europe and America, there’s a growing feeling of hysteria“, so lauten die ersten Zeilen des Songs „Russians“ von Sting. Ursprünglich erschienen 1985 auf dem Album „The Dream Of The Blue Turtles“, erlangt der Titel nun, satte 37 Jahre später, erneut an Relevanz. Auf Instagram performt Sting den Song gemeinsam mit dem Cellisten Ramiro Belgardt und teilt vorab emotionale Worte.

Und obwohl sich manche Dinge – leider, leider – wohl nie ändern, sind die Zeiten heute natürlich andere. So bezog sich der Text von „Russians“ ursprünglich auf den Kalten Krieg, der sich damals vor allem zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion abspielte. Obwohl der Song zu Zeiten seiner Veröffentlichung weltweit in den Top 20 rangierte, habe der 70-jährige britische Musiker ihn, wie er auf Instagram schreibt, in den vielen Jahren seitdem er entstand, kaum gesungen. Der Grund ist nachvollziehbar: „Weil ich nie dachte, dass er wieder relevant werden würde.“

Sein Statement weiter: „Doch nun, in Angesicht der blutigen und bedauerlich-fehlgeleiteten Entscheidung eines Mannes, bei den friedlichen und unbedrohlichen Nachbarn einzumarschieren, ist dieser Song, wieder einmal, ein Plädoyer für unsere gemeinsame Menschlichkeit. Für die mutigen ukrainischen Menschen, die gegen diese brutale Tyrannei kämpfen, und auch für die vielen russischen Menschen, die trotz der Drohung von Festnahmen gegen diese Schandtat demonstrieren.“

In Anlehnung an die letzten Zeilen des damaligen Hits – „We share the same biology, regardless of ideology / But what might save us, me and you / Is if the Russians love their children too“ – schließt Gordon „Sting“ Sumner seine Ansprache auf Social Media mit den eindringlichen Worten „Wir alle lieben unsere Kinder. Stoppt den Krieg.“

Außerdem appelliert er an seine Follower, sich zu engagieren. So teilt der ehemalige Police-Musiker etwa eine Adresse in Polen, an die Menschen Medizin, Kleidung und Lebensmittel senden können, die dann direkt weiter in die Ukraine transportiert werden, um den Menschen in Not zu helfen.

Kaum verwundern dürfte freilich, dass der Post von den Followern positiv aufgenommen wird. Sting, der damals, am 11. September 2001, für einen ähnlich eindringlichen Gänsehautmoment sorgte, als er als einer von wenigen Musikern sein für diesen Tag geplantes Konzert nicht absagte und bei diesem etwa eine besondere Version des Songs „Fragile“ spielte, habe „Worte für jede Situation, persönlich oder politisch“, äußert sich jemand. Auch Dank wird ausgesprochen: „Danke Sting. Nun genauso kraftvoll wie damals“, schreibt ein anderer Fan.

💙 💛

„In Europe and America, there’s a growing feeling of hysteria
Conditioned to respond to all the threats
In the rhetorical speeches of the Soviets
Mr. Krushchev said we will bury you
I don’t subscribe to this point of view
It would be such an ignorant thing to do
If the Russians love their children too

How can I save my little boy from Oppenheimer’s deadly toy
There is no monopoly in common sense
On either side of the political fence
We share the same biology
Regardless of ideology
Believe me when I say to you
I hope the Russians love their children too

There is no historical precedent
To put the words in the mouth of the President
There’s no such thing as a winnable war
It’s a lie we don’t believe anymore
Mr. Reagan says we will protect you
I don’t subscribe to this point of view
Believe me when I say to you
I hope the Russians love their children too

We share the same biology
Regardless of ideology
What might save us, me and you
Is if the Russians love their children too“

Peace.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Flimmerstunde – Teil 22


ANEWFRIEND hat wieder vier Filme für euch: drei davon sind Volltreffer, vor einem wird gewarnt…

 

„In ihrem Haus“ (2012)

In ihrem Haus (Plakat)Der frustrierte Französischlehrer Germain (Fabrice Luchini) gibt seiner Klasse die Aufgabe, einen Essay über das verganene Wochenende zu schreiben. Die Ergebnisse sind für den Pädagogen einmal mehr uninspiriert und mehr als enttäuschend, doch ein Werk sticht aus der Masse der Mittelmäßigkeit hervor: Der Aufsatz des introvertierten Claude (Ernst Umhauer), ein stiller Charakter, der sich bislang stets zurückhaltend in die letzte Reihe des Klassenzimmers verzogen hat. Der Junge schreibt, dass er es am Wochenende geschafft habe, seinen Mitschüler Raphael in dessen Haus zum Lernen zu besuchen – ein Umstand, den er schon lange beabsichtigt hatte. Mit einem hohen Maße an Beobachtungsvermögen und auch einem starken Hang zum Voyeurismus schafft es Claude, Germain mit seinem Text in den Bann zu ziehen. Selbst dessen Ehefrau Jeanne (Kristin Scott Thomas) ist vom Talent des Jugendlichen überzeugt. Gemeinsam wollen sie Claude so gut es geht fördern, doch die Aufforderung zur Fortsetzung des Aufsatzes scheint unvorhersehbare Ereignisse ins Rollen zu bringen…

„In ihrem Haus“ (Originaltitel: „Dans la maison“), der neuste Film des französischen Qualitätsregisseurs François Ozon („Swimming Pool“, „8 Frauen“), ist ein feines, kleines Kammerspiel, in dem schon bald die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen Puppe und Puppenspieler zu verschwimmen scheinen, und dessen Ende nur Verlierer kennt. Spannend? Ungemein!

 

 

„Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben“ (2013)

Stirb langsam 5 (Plakat)Wieso? Wieso habe ich 98 Minuten meines Lebens für diesen Film verschwendet?

Wieso? Wieso rasseln Hollywood-Regisseure (hier: John Moore) auch zwanzig (!) Jahre nach dem Ende des Kalten Kriegs (Und: ja, das neuste „Stirb langsam“-Machwerk spielt in der Obama’schen Gegenwart!) noch Drehbuchhandlungen á la „Böser, dummer Russe vs. guter, idealistischer Ami“ herunter?

Wieso? Wieso kann man dann nicht wenigstens die Dialoge etwas humoriger – und weniger platt! – gestalten?

Wieso? Wieso tut sich Bruce Willis den fünften Leinwandausflug als New Yorker Bulle John „Schweinebacke“ McClane noch an? Wieso kann nicht wenigstens er, der ja hin und wieder (zuletzt etwa im tollen „Looper“) richtig tolle Rollen spielt, in Würde altern? Was soll’s – dann packe ich ihn eben in die „Eigentlich First Class-Schauspieler, die nur noch Mist abliefern“-Schublade, in der bereits seine Kumpels Liam Neeson, Denzel Washingston und Samuel L. Jackson friedlich schlummern und auf die nächste Karrierekiller-Rolle warten. Und. Schaue. Nicht. Mehr. Rein.

Wieso? Wieso sollte ich hier mehr zum Film schreiben? Die Story ist dünn, steckt voller logischer Trugschlüsse, und hetzt seine Darsteller mit Plattitüden im Gepäck fröhlich ballernd zwischen Moskau und Tschernobyl hin und her. Zwar habe ich keinesfalls etwas gegen gute Popcorn-Action-Unterhaltung, aber das hier ist einfach ein auf Zelluloid gebanntes Ärgernis! Gebt mir bitte eine Leinwand, auf die ich meine Fäkalien schmieren kann! – Das hätte zumindest irgendwo eine künstlerische Rechtfertigung, und sähe besser aus als dieser Film…

 

 

„Mission To Lars“ (2012)

Mission to Lars (Plakat)Tom Spicer hat im Grunde nur einen Wunsch: er möchte Lars Ulrich, den Schlagzeuger seiner Lieblingsband Metallica, treffen. Und was für „normale“ Menschen bereits ein kleines Ding der Unmöglichkeit darstellen dürfte, scheint bei Tom – zumindest theoretisch – ausgeschlossen. Denn Tom leidet am Fragiles-X-Syndrom, einer Erbkrankheit und starken Behinderung, welche zu Sprachstörungen, Lernschwierigkeiten und Aufmerksamkeitsdefiziten führt. Doch zum seinem Glück versprechen ihm seine Geschwister Kate und Will, ihn bei der Erfüllung seines größten Traums zu unterstützen. Gemeinsam, und mit einer Kamera bewaffnet, machen sie sich aus dem englischen Bristol auf ins weit entfernte Kalifornien. Dort wird Kate und Will schnell klar, dass sie noch weniger über die Behinderungen und Eigenarten ihres großen Bruders wussten als befürchtet, denn Tom hat panische Angst vor lauter Musik (!) und Menschenmengen. Und sagt plötzlich, dass er Lars – nach 20 Jahren des Bettelns – nun gar nicht mehr treffen möchte…

Mission To Lars“ begleitet einen autistischen Heavy Metal-Fan bei der Erfüllung seines Traums, und seine Geschwister dabei, einen Menschen kennen zu lernen, der zwar auf dem Papier ihr großer Bruder sein mag, den sie jedoch bislang kaum kannten. Heraus kommt die etwas andere Variante einer Musikdokumentation, und ist ebenso kurzweilig wie herzerwärmend.

 

 

„Warm Bodies“ (2013)

Warm Bodies (Plakat)R (Nicholas Hoult) ist wohl das, was man in den Neunzigern als „Slacker“, sprich: als nutzlosen Tagträumer und Herumtreiber, bezeichnete. Nichtstuend schleicht er über die Flure des heimischen Flughafens, hängt seinen wirren Gedanken nach, und lebt minimalistisch von einem Tag in den nächsten. Doch wer sich jetzt bereits ein vorgefertigtes Bild in den Kopf gesetzt haben mag, sollte dieses schnellstens wieder verwerfen, denn R ist ein Zombie! Ein Untoter, der sich weder an seinen vollständigen Namen noch an den Grund, aus dem er zum Zombie wurde, erinnern kann. Er ist ein Wesen, das weder schläft noch träumt, und sich von Fleisch und Gehirn der wenigen überlebenden Menschen ernährt. Die haben sich hinter einer hohen Mauer verbarrikadiert, und harren in ständiger Angst der kommenden Dinge. Doch eines Tages trifft R das menschliche Mädchen Julie (Teresa Palmer), und plötzlich weiß er nicht, wie ihm geschieht. Will er sie töten, sie gar fressen? Nein, er will sie beschützen! Was ist nur mit ihm los? Und was zur Hölle ist dieses warme Gefühl, das da plötzlich in ihm zu lodern beginnt? Auch Julie merkt schnell, dass R anders ist als die anderen Zombies…

Der Trailer zu „Warm Bodies“ ließ schon vor einiger Zeit erkennen und hoffen, dass der Film von Regisseur Jonathan Levine, welcher auf dem gleichnamigen Roman von Isaac Marion basiert, eine äußerst unterhaltsame und abwechslungsreiche Zombie-Komödie abgeben würde – und dass trotz der Tatsache, dass auch in diesem Genre Filme wie „Shaun Of The Dead“ oder „Zombieland“ die Messlatte nicht eben niedrig angesetzt haben. Doch alles in allem wird der Zuschauer während der 97 Minuten nicht enttäuscht und darf sich in diesem launigen Mix aus Semi-Splatter, Komödie und Teenie-Schnulze, bei der die Tatsache, dass das Hauptdarstellerpaar frappierend an die „Twilight“-Vampire Bella und Edward erinnert, wohl keine spitzfindige Zufälligkeit darstellt, prima unterhalten lassen. Dickes Plus: Charaktermime John Malkovich gibt hier den verwirrten Zombie-Gegenspieler und eifersüchtigen Vater. Der Zombie, mein Liebhaber? Romeo und Julia treffen sich nach der Apokalypse, und zum Hauptgang des Candlelight Dinners darf am Hirn geknabbert werden… Wohl bekomm’s!

 

 

Rock and Roll.

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