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Der Jahresrückblick 2014 – Teil 1


Es gibt kein Entrinnen, nirgends! Wohin man auch blickt und klickt, wird man mit Resümees, Rekapitulationen, Highlights, Lowlights und Schlussstrichen geradezu überschüttet und kopftechnisch nahezu übersättigt. ANEWFRIEND stimmt nun auch in diesen Reigen ein und präsentiert, wie bereits in den vergangenen Jahren schon, höchst subjektive Glanzlichter aus Bild und Ton.

In guter Tradition startet die ANEWFRIEND‘sche Jahreszäsur auch 2014 mit den Serien…

 

 

„Shameless“

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Meine persönliche Neuentdeckung des Jahres ist „Shameless„. Man mag es auf den Mangel an Zeit oder auf die Fülle anderer guter bis sehr guter Serien schieben, dass ich erst jetzt – die US-Serie, welche ihrerseits selbst eine Adaption des britischen Originals (2004-2013) darstellt, läuft seit 2011 recht erfolgreich bei Showtime (USA) beziehungsweise FOX (Deutschland, via Pay-TV) und wurde mir bereits vor einigen Monaten von einem Freund ans Herz gelegt – dazu gekommen bin, mich hier auf den neusten Stand zu bringen.

Die Serie handelt von Frank Gallagher (William H. Macy), einem frustrierten, taugenichtigen Vater von sechs Kindern. Er verbringt seine Tage betrunken in seiner Stammbar irgendwo in den trist-grauen Suburbs von Chicago und überlässt seine heranwachsenden Kinder nur allzu gern größtenteils sich selbst. Die älteste Tochter, Fiona (Emmy Rossum), übernimmt notgedrungen die Rolle ihrer ebenfalls durch Abwesenheit glänzenden Mutter und versucht den Haushalt am Laufen und die Familie – bestehend aus ihr, dem ebenso klugen wie raubeinigen Lip, Ian, der mit seiner Homosexualität zu kämpfen hat und dessen größter Traum es ist, ausgerechnet zur US-Army zu gehen, der pubertierenden Debbie, die „gute Seele“ der Familie, dem ständig für massenhaft Ärger guten Carl und dem kleinen Liam (Ein schwarzes Baby in einer weißen Familie? Passt ja!) – zusammenzuhalten. Zum Glück kann sie dabei auf die Unterstützung ihrer ebenfalls nicht minder chaotischen und herzlichen Nachbarn und Freunde Kevin und Veronica zählen…

Im Grunde hat die Serie alles, um zu unterhalten: genug Witz für die Comedy-Sparte, reichlich Herzschmerz und Drama für den Hormonhaushalt der Freundin, die ein oder andere Anspielung auf die gesellschaftliche Schieflage in den gar nicht mal so gloriosen US of A, sowie massig Denkanstöße, die dem Ganzen – Unterhaltung zum Trotz – den wohltuenden Beigeschmack einer Sozialstudie geben. Natürlich muss der Zuschauer ein gutes Pfund an Ironie (slash Sarkasmus) mit vor den Bildschirm bringen, um all die ausweglos scheinenden Engpässe, in die sich die Gallaghers von Monatsrechnung zu Monatsrechnung manövrieren, mit einem Lächeln zu ertragen. Das Schöne ist, dass „Shameless“ während seiner bislang vier Staffeln nie zu ernst gerät und selbst den dunkelsten Serienstunden stets lächelnd den ausgestreckten Mittelfinger der political incorrectness entgegenstreckt. Für den Rest sorgt freilich die ausgezeichnete Schauspielerriege, der neben William H. Macy und Emmy Rossum auch die tolle Joan Cusack in der Rolle der dauerlabilen, überdrehten Hausfrau Sheila angehört.

 

 

„The Walking Dead“

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Die Serie läuft seit 2010 Woche für Woche konstant auf meinem Flimmerradar und hat, wie’s scheint, mit Staffel 5 auch das Interesse der breiteren Zuschauermasse geweckt. So ist zwischen der Zombie-Action von Frank Darabont und George R.R. Martins kaum weniger monumentalem Ritter-und-Drachen-Historienschinken „Games of Thrones“ ein Fernduell um die allwöchentliche Zuschauergunst entstanden, wie es in den seligen Neunzigern nur zwischen „Baywatch“, den „Simpsons“ und „Emergency Room“ möglich war – wie sich die Zeiten ändern…

Ich für meinen Teil stelle mich gern auf die Seite der Gruppe Überlebender um den Ex-Cop Rick Grimes (Andrew Lincoln), denn nachdem die Serie in Staffel 4 mit all ihrer lokal und handlungsmäßig doch recht beengten Gefängnisstoryline noch einen herben Durchhänger hatte, läuft’s in Staffel 5 umso besser. Plottwists, mehr famos kostümierte Untote, mehr Action, mehr Blut – alles prima. Da ist es nur allzu erfreulich, dass der ausführende US-Sender AMC „The Walking Dead„, deren zweiter Staffelteil im Februar folgt, mit mindestens einer sechsten Staffel weiterführen wird.

 

 

„American Horror Story: Freak Show“

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Ich selbst liebe und lobe die US-Mystery-Serie ja bereits seit Jahren. Die Idee, die Darstellerriege, welche sich momentan um Jessica Lange, Sarah Paulson, Evan Peters, Kathy Bates und Angela Bassett bewegt, von Staffel zu Staffel zu übernehmen und bei alternierender Horrorthematik – nach einem Spukhaus in Staffel 1, einer Irrenanstalt in Staffel 2 und einem Südstaatenhexeninternat in Staffel 3 sind wir nun, der Titel sagt’s bereits, in einer „Freak Show“-Zirkustruppe angekommen – einfach in andere Rollen schlüpfen zu lassen, ist einfach zu brillant.

Und – auch da wiederhole ich mich nur allzu gern – natürlich lässt sich auch “American Horror Story: Freak Show” weiterhin als nicht eben simpel gestrickter Gruselspaß mit toller Atmosphäre schauen. Liest man jedoch tiefer ins Innenleben der seit 2011 recht erfolgreich laufenden Serie hinein, so zerpflückt diese zwischen den Zeilen die dunkelsten Spielarten des menschlichen Miteinanders – und offenbart, dass der wahre Horror noch immer in der Alltäglichkeit steckt. Die wahren „Freaks“ sind hier nicht die bärtigen Frauen, siamesischen Zwillinge, Krebshändenmänner und Lizard Girls, sondern die „normalen“ Menschen, mit all ihren verächtlichen und abweisenden Blicken. Das wird auch in Staffel 4 nur allzu deutlich…

 

 

Aus und vorbei…

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Keine Minute zu früh kam wohl die letzte Klappe für Hank Moody und „Californication„. Aller political incorrectness, allem Rock’n’Roll-Hedonismus, aller Liebenswürdigkeit, mit der David „Fox Mulder“ Duchovny die Figur des stets von Misere zu Misere taumelnden, gutmütigen Schreiberlings Hank Moody verkörperte, zum Trotz – nach sieben Jahren und Staffeln hatte sich das Konzept aus Sex, Drugs, noch mehr Sex und reichlich Rock’n’Roll unter der kalifornischen Sonne einfach überholt. Leicht wehmütig sieht man die letzten Folgen, nach denen eines fest steht: Hank Moody has left LA…

 

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Ebenfalls „fare thee well“ hieß es 2014 für „How I Met Your Mother„, dessen neunte Staffel zu einem einzigen langen Hochzeitspro- oder -epilog (je nachdem, wie man’s nimmt) zwischen der dauerhaft unsicheren Robin Scherbatsky (Cobie Smulders) und unser aller Lieblingsplayboy Barney Stinson (Neil Patrick Harris) wurde. Dass die schlussendliche Auflösung, wie Ted Mosby (Josh Radnor) nun die ominöse „Mutter“ seiner Kinder trifft, nicht zur Zufriedenheit aller Fans der Serie ausfiel (ebenso wie tatsächliche Serienende), ist klar – immerhin musste man schlappe neun Jahre auf diese eine Antwort warten…

 

 

Den Anschluss verpasst…

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…habe ich bei „Sons of Anarchy“ irgendwo zwischen Staffel 5 und 6. Zu viel Drama, zu viel Larifari, zu wenig Action, am Ende. Dass die Serie nach sechs Jahren und sieben Staffeln vor wenigen Tagen zu Ende ging (höchst dramatisch, freilich!), hat mich daher nur am Rande interessiert. Mal schauen – eventuell gebe ich den letzten Staffeln der von Shakespeares „Hamlet“ inspirierten Geschichte um die kalifornische Bikergang „SAMCRO“ (Sons of Anarchy Motorcycle Club Redwood Original) rund um Lederwesten-Jungspund Jackson „Jex“ Teller (Charlie Hunnam) und dessen Mutter Gemma (Katey Sagal) irgendwann noch einmal eine Chance…

Ebenso raus bin ich – aktuell – bei „Hannibal“ (nach wenigen Folgen, trotz dem tollen Mads Mikkelsen als Dr. Hannibal Lecter), „New Girl“ (auf Zooey Deschanels Charme darf man sich nicht allzu sehr verlassen, wenn am Ende die Storyline und der Witz fehlen), „Person of Interest“ (einerseits sehr konfus mit all seinen Handlungsebenen, andererseits doch auch recht eintönig innerhalb der einzelnen Episoden), „House of Lies“ oder „2 Broke Girls“ (beide mangels Zeit).

 

 

Und 2015?

the-returned-banner-03…stehen für mich – nebst den oben genannten Serien, natürlich – die ersten Staffeln von „True Detective“ und der französischen Mystery-Serie „The Returned“ auf dem Zettel. Erstere liefert mit einer hervorragend besetzten Darstellerriege um Matthew McConaughey, Woody Harrelson und Michelle Monaghan nur einen weiteren Beleg dafür, dass immer mehr tolle Hollywood-Schauspieler ihr Mimikheil im Serienfach suchen, das sich sowohl von den Etats als auch von der Ausstattung, den Plots und der Regieführung längst nicht mehr vorm abendfüllenden Kino zu verstecken braucht, es immer öfter gar übertrifft. Zweitere wird – vom Soundtrack, für welchen sich die schottischen Instrumentalpostrocker von Mogwai verantwortlich zeichnen, mal ganz abgesehen – allerorts angepriesen. Und da wäre da noch „Der Tatortreiniger“ Heiko „Schotty“ Schotte (Bjarne Mädel), der beweist, dass es ein Leben nach „Stromberg“ gibt – und dass deutsche Comedy auch 2014/2015 ausgezeichnet zu unterhalten weiß, abseits das platten Mainstream. Außerdem warten noch immer Francis J. Underwood (Kevin Spacey) und die zweite Staffel der fulminant bitterbösen Politthrillerserie „House of Cards“ auf mich. Langeweile? Nicht im Serienfach, nicht in 2015 – selbst, wenn alle Fans von „Sherlock“ wohl noch bis 2016 warten müssen, bevor Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin „Der Hobbit“ Freeman) mit einer hoffentlich vierten Staffel der großartigen BBC-Serie zurückkehren…

 

 

Rock and Roll.

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American Horror Story – dunkle Geschichten für die kalten Stunden…


Frankenstein-Experimente, Folterorgien, psychopathische Mordslust – keine Frage, in den Gemäuern des Anwesens in Los Angeles haben sich während dessen fast einhundertjähriger Geschichte so einige furchtbare Dinge ereignet. Und doch ziehen Ben (Dylan McDermott) und Vivien Harmon (Connie Britton) mit ihrer Tochter Violet (Taissa Farmiga, die kleine Schwester von Hollywood-Aktrice Vera Farmiga) ausgerechnet von Boston hierher, um ihre durch eine Fehlgeburt und einen Seitensprung ins Wanken geratene Ehe zu kitten…

Im Laufe der ersten Staffel von „American Horror Story“ machen die Harmons dann am eigenen Leib Erfahrung mit der tragischen Vergangenheit des Hauses, welches sogar Bestandteil der für Touristen veranstalteten „Mord-Häuser-Tour“ ist, sowie seinen ehemaligen Bewohnern, die zwar im wahrsten Wortsinn „untot“ sein mögen, sich mit diesem Zustand, und den neuen Hausbesitzern, jedoch – verständlicherweise – nicht abfinden wollen… Und als wäre das nicht genug, treten auch noch die Nachbarn in Form der ehemaligen Südstaatenschönheit Constance (mit einer herrlich blasierten Höchstleistung: Jessica Lange), welche vor langer Zeit Verstand, Glück und Karriere zugunsten ihrer von Trisomie 21 betroffenen Tochter Addy (Jamie Brewer) opfern musste, und dem seltsam psychopathisch-misantrophen Teenager Tate (Evan Peters), welcher sich – ganz zu Bens Missfallen – ausgezeichnet mit Teenagertochter Violet ausgezeichnet zu verstehen scheint, mit auf den Plan. Das Vorhaben, in dem Haus weiter seinem Beruf als Psychotherapeut nachgehen zu können, kann Ben natürlich begraben, denn der Wahnsinn hält schon bald Einzug in seine eigenen Gedanken. So erscheint ihm die irgendwie schon immer in diese Gemäuer gehörende ältere, einäugige Haushälterin Moira (undurchsichtig und zartbitter: Frances Conroy aus „Six Feet Under“) in ihrer verführerisch-nymphenhaften jungen Gestalt (eine Augenweide: Alexandra Breckenridge). Doch welche gemeinsame Vergangenheit teilt diese mit Constance? Wer ist der Mann mit dem von Brandnarben grausam entstellten Gesicht, der Ben immerzu auflauert? Was passiert während der Blackouts, die Ben nun immer öfter hat? Und was wollen all diese wie zufällig auftauchenden und verschwindenden (Horror)Gestalten den Harmons mitteilen?

Mit „American Horror Story“ ist „Nip/Tuck„-Macher Ryan Murphy in wiederholter Zusammenarbeit mit Co-Autor Brad Falchuck (beide zeichneten sich vorher ausgerechnet für den schwülstig-bunten, jedoch immens erfolgreiche Außenseitermusicalverschnitt „Glee“ verantwortlich) eine der spannendsten und undurchsichtigsten US-Fernsehserien seit „Lost“ gelungen. Gruselige Charaktere werden anhand von Rückblenden eingeführt, um dann im Hier und Jetzt ihrem Unfrieden Ausdruck zu verleihen. Und trotz der mitreißenden Handlung und des hervorragenden Make-ups – welches ja gerade im Horror-Genre nicht eben unwichtig ist! – findet der wahre Horror während der zwölf Folgen von Staffel 1 meist in den seelischen Untiefen zwischen den Zeilen statt.

In den USA erfreut sich „American Horror Story“ seit der Erstausstrahlung im Oktober 2011 (über FX Network) großer Zuschauerbeliebtheit, und auch Kritikerlob (etwa ein eigener Diskussionsblog der „Washington Post“) und Auszeichnungen (mehrere Golden Globe- und Emmy-Nominierungen, jeweils einen der beiden Fernsehpreise für Jessica Lange als beste Nebendarstellerin) sprechen für sich. Ob sich die gekonnt mit klassischen Horrorelementen, doppelten Böden und zutiefst menschlichen Abgründen aus Liebe, Lust, Verlangen, Trauer und Depressionen spielende Serie allerdings hierzulande durchsetzen kann (Staffel 1 wurde von November 2011 bis Februar 2012 über den Pay-TV-Kanal Fox ausgestrahlt, über eine eventuelle Wiederholung -ausgerechnet – über den Spartensender sixx wird nachgedacht), darf anhand der Vielzahl hervorragender Serienproduktionen, welche zuerst immer tiefer ins Nachtprogramm verbannt wurden, um irgendwann ganz zu verschwinden, bezweifelt werden.

Für die soeben in den USA angelaufene zweite Staffel wurde, man ahnt es beim neuen Namen „American Horror Story: Asylum“ bereits, die Handlung der als Anthologie angelegten Mini-Serie in die 1960er und in eine Nervenheilanstalt für kriminelle Geisteskranke (oder doch geisteskranke Kriminelle?) verlegt. Und böte allein dieser Fakt nicht schon genug Potential zum Grusel (man denke nur an Filme wie „Session 9„!), verspricht die Darstellerliste aus unter anderem – erneut – Jessica Lange, Joseph Fiennes, Chloë Sevigny, Adam Levine (ja genau, der Maroon 5-Fronter macht nun nach seinem Castingretorten-Jurorenjob auch noch das Schauspielfach unsicher!), Zachary Quinto (dürfte vielen noch als Spock aus dem letzten Star Trek-Film oder großartiger Bösewicht Sylar in der leider unfertig beendeten Serie „Heroes“ in Erinnerung sein) oder Franka Potente erneut Großes.

Wer also neben den kürzlich gestarteten neuen Staffeln von „Dexter“ (Staffel 7) und „The Walking Dead“ (Staffel 3) noch Freiraum und eine Affinität zum gepflegten Horror besitzen sollte, dem sei „American Horror Story“ zum Gruseln vorm Bildschirm im spärlich belichteten Zimmer (der nahende Winter lädt ja dazu ein!) wärmstens ans Herz gelegt.

 

Hier bekommt ihr eine kurze Einführung der Hauptfiguren von Staffel 1…

 

…einen Trailer…

 

…und einen kurzen Making-Of-Beitrag:

 

Und hier bekommt ihr eine kurze Einstimmung auf die laufende 2. Staffel:

 

Rock and Roll.

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