Schlagwort-Archive: Jared Leto

Der Jahresrückblick 2014 – Teil 2


Während man bei all den beindruckenden Bildern, die vor allem US-amerikanische Serien Woche für Woche abliefern (von „The Walking Dead“ über „Lost“ bis hin zu „Breaking Bad“, „Game Of Thrones“ oder „House Of Cards“ waren da ja in der Vergangenheit massig Bespiele dabei) und die stets qualitativ auf höchstem Niveau erzählten BBC-Fernsehserien („Luther“, „Sherlock“) auch den „alten Kontinent absolut würdig dastehen lassen, bekommt man spätestens bei den Aufzählung all jener namenhaften alten und neuen Hollywood-Recken, die sich mittlerweile beinahe ins Serienfach zu flüchten scheinen, den Eindruck, dass Hollywood im Jahre 2014 einer der Kulissen gleichen müsse, durch die Clint Eastwood einst im 50 Jahre jungen Italowesternklassiker „Für eine Handvoll Dollar“ ritt – imaginäre Heuballen und Mundharmonikamelodien inklusive. Dass aber auch die großen Leinwände in diesem Jahr so einiges zu bieten hatten, zeigen einige von ANEWFRIENDs Filmhighlights der letzten zwölf Monate (den letzten „Hobbit“-Teil exklusive, da mir als Fanboy eine Bewertung kaum möglich erscheint)….

 

 

Guardians Of The Galaxy“ (2014)

18b149286ca6f2920e017bd5d2ffcbf5Ein mit mehr Glück als Verstand ausgestatteter Mensch, ein in verführerisches Grün getauchter weiblicher Killer-Cyborg, ein Kopfgeldjäger-Duo bestehend aus einem vorlauten Waschbären und einem äußerst wortkargen Baummenschen und ein auf Blutrache sinnender muskelbepackter, volltätowierter entflohener Sträfling mit wohlgewähltem Wortschatz – dass solch‘ eine Bande den auch sonst nicht eben wenig kreativen Köpfen der Marvel-Studios entspringt, ist freilich keine all zu große Überraschung. Dass „Guardians Of The Galaxy“ am Ende des Filmjahres 2014 aber ein derart großer Erfolg sein würde, der selbst die „Avengers“ in den Schatten stellt, war keineswegs selbstläuferisch abzusehen. Denn etwas spinnert kommt die Storyline schon daher. Das Beste: selbst dort weiß James Gunns (vorher u.a. „Dawn Of The Dead“, „Super – Shut Up Crime!“, „Scooby Doo“) Regiestück irgendwie zu überzeugen.

Peter Quill (Chris Pratt), der als Kind in den späten Achtzigerjahren von der heimischen Erde entführt wurde, hält sich für den größten Outlaw der Galaxie und nennt sich hochtrabend „Star-Lord“. Doch nachdem er eine geheimnisvolle Kugel gestohlen hat, steckt er plötzlich so richtig im Schlamassel, wird er doch das Opfer einer unerbittlichen Kopfgeldjagd. Ronan the Accuser (Lee Pace) hat es auf das von Quill auf einem Wüstenplaneten entwendete Artefakt abgesehen und nichts Gutes damit im Sinn – die Ziele des mächtigen Bösewichts bedrohen nicht weniger als die Sicherheit des gesamten Universums! Um dem hartnäckigen Ronan und seinen Schergen zu entgehen, ist Quill gezwungen, einen nicht gerade einfach einzuhaltenden Waffenstillstand mit einem Quartett von ungleichen Außenseitern einzugehen. Dazu gehören der waffengeile Waschbär Rocket (im englischen Original gesprochen von Bradley Cooper), der ebenso wortkarge wie gutmütige Baummensch Groot (hier lieh Von Diesel Groots wiederholten Onelinern seine Stimme), die gleichsam tödliche und rätselhafte grüne Cyborg-Grazie Gamora (Zoë Saldaña) und der rachsüchtige entflohene Sträfling Drax the Destroyer (Dave Bautista). Als Peter dann die wahre, äußerst gefährliche Macht der begehrten Kugel kennenlernt, muss er sein Bestes geben, um die vom Schicksal zusammengewürfelten Rivalen für einen letzten, verzweifelten Widerstand zur Rettung der Galaxie zu vereinen…

XXX GUARDIANS-GALAXY-MOV-JY-0704.JPG A ENT

Am Ende der äußerst unterhaltsam und kurzweilig geratenen 120 Minuten weiß man gar nicht, was man am neusten – und bislang besten – Zelluloidwerk der Marvel-Studios (u.a. „The Avengers“, „Thor“, „Hulk“, „Iron Man“) zuerst loben soll: Den Mut, eine derart abgefahrene und selbstverliebt mit SciFi-Nostalgie-Zitaten spielende Storyline aufs Kinopublikum loszulassen? Die schiere Masse an Witz, die beinahe jede der dazu auch noch actionreichen Minuten versprüht? Den Unterhaltungswert, den diese gelungene Hauptfigurenkonstellation („I Am Groot!“ als Filmzitat des Jahres? Nehmich!) bietet? Die dazu noch tolle 3D-Umsetzung? Die Comic-Adaption „Guardians Of The Galaxy„, welche bereits in den ersten drei Monaten seit ihrem Kinostart im August mehr als 750 Millionen US-Dollar eingespielte, hat – dies ist zumindest meine bescheidene Meinung – im Grunde alles, was Popcornkino 2014 im positivsten Sinne ausmachen sollte. Macht unterm Schlussstrich nah dran an „perfekt“ und meinen persönlich unterhaltsamsten Film des Jahres. „I Am Groooooooot!“

 

 

 „Stereo“ (2014)

stereoIns ländliche Idyll, mitten ins Wald-und-Wiesen-Nirgendwo, hat sich Erik (Jürgen Vogel) zurückgezogen. Er betreibt eine kleine Motorradwerkstatt, die freie Zeit verbringt er mit seiner neuen Freundin Julia (Petra Schmidt-Schaller) und deren kleiner Tochter. Doch diese scheinbar heile Welt aus Vater-Mutter-Kind findet ein jähes Ende, als der mysteriöse Henry (Moritz Bleibtreu) auftaucht und sich rücksichtslos in Eriks Leben drängt. Damit aber nicht genug. Bald melden sich weitere zwielichtige Gestalten, eiskalte Verbrecher, die vorgeben, den vermeintlich freundlichen Mechaniker zu kennen und ihn auffordern, alte Schulden zu begleichen. Erik zweifelt an seinem eigenen Verstand, denn einerseits kann scheinbar nur er Henry wahrnehmen, andererseits haben diese „Schulden“ so gar nichts mit ihm zu tun. Oder doch? Und: er muss handeln – ob er will oder nicht.

03

Vor dem Hintergrund des deutschen Kinos mag die Behauptung wohl erst einmal mutig erscheinen, aber: „Stereo“ ist ein Biest von einem Thriller. Einerseits mutet die zweite Filmregiearbeit von Maximilian Erlenwein („Schwerkraft“) wie der deutsche Bastard aus David Finchers monumentaler Kapitalismus-Apokalypse „Fight Club“ und „Face/Off – Im Körper des Feindes“ an, denn ebenso wie Brad Pitt und Edward Norton (in „Fight Club“) beziehungsweise John Travolta und Nicolas Cage (in „Face/Off“) liefern sich Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu ein mit viel fiebrigen Wahnfantasien geführtes böser Alter Ego-Duell, dessen Ausgang wohl nur die Wenigsten erahnen. Beide liefern in ihrem ersten gemeinsamen Film, dessen Drehbuch Erlenwein sowohl Vogel als auch Bleibtreu im wahrsten Sinne auf den Leib geschrieben hat, gewohnt großartige Leistungen ab, sodass der kundige Freund deutschen Genre-Kinos, das beide Schauspieler seit Jahren mit nicht selten großen und mutigen Leistungen füllen (etwa Vogel in seiner Rolle als Vergewaltiger in „Der freie Wille“ von 2006, für die er mit dem Silbernen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin ausgezeichnet wurde), voll auf seine Kosten kommen wird. Allein dass der Regisseur in seiner Hommage an den Hollywoodklassiker „Mein Freund Harvey“ (1950), in dem James Stewart mit einem imaginierten menschengroßen Hasen spricht, etwas zu zwanghaft versucht, mit immer unglaublicheren Wendungen zu überraschen, und dabei Milieu- und Charakterzeichnungen etwas außer Acht lässt, kann man dem Film ankreiden. Ein recht düsterer Mindfuck mit Vogel und Bleibtreu entschädigt aber in jedem Falle auch hierfür.

 

 

Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (2014)

Gone-Girl-DE-PosterNorth Carthage, Missouri. Amy Dunne (Rosamund Pike) verschwindet an ihrem fünften Hochzeitstag spurlos. Alle Indizien rücken den Ehemann Nick Dunne (Ben Affleck) ins Zentrum der mutmaßlichen Straftat, sein eigenartiges Verhalten trägt zu den sich mehrenden Verdachtvermutungen seiner Umgebung und der Medien nicht unwesentlich bei. Eigentlich galt er in ihrer Heimatstadt als perfekter Ehemann und die beiden als „nette, junge Nachbarn von nebenan“, doch mit dem Fortgang der polizeilichen Ermittlungen wird klar, dass dieses Bild zwar nur allzu trügerisch und oberflächlich war, doch auch Amy, Nicks verschwundene Ehefrau, nicht die sanfte Person gewesen zu sein scheint, die ihre Umgebung kannte. Mit dem Fund von Amys Tagebuch und einer mysteriösen, silbernen Geschenkbox, die sich gut versteckt in ihrem Schlafzimmer befand und offensichtlich geleert wurde, geraten die Ermittler in einen Strudel aus Lügen und Täuschungen. Doch während die gesamte Kleinstadt an der zerstörten Illusion einer perfekten Ehe zu verzweifeln droht, beteuert Nick weiterhin ebenso standhaft wie verzweifelt seine Unschuld…

gone-girl-DF-01826cc_rgb.jpg

Kann David Fincher enttäuschen? Nun, mit „Gone Girl“ fügt er seiner ohnehin schon beeindruckenden Regie-Vita – „Alien 3“ (1992), „Sieben“ (1995), „The Game“ (1997), „Fight Club“ (1999), „Panic Room“ (2002), „Zodiac – Die Spur des Killers“ (2007), „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ (2008), „The Social Network“ (2010), und „The Girl With The Dragon Tattoo“ (2011) – einen weiteren großartigen Film hinzu. Klar gerät auch die Adaption des Bestseller-Thrillers aus der Feder von Gillian Flynn mit satten 150 Minuten nicht eben kurz – unter zwei Stunden und mal eben kurz und knackig geht eben nicht mit dem 52-jährigen Regisseur. Dafür überzeugt der Film mit derart wuchtigen Storytwists, dass schon bald nicht mehr klar ist, wer hier Täter ist und wer Opfer. Außerdem erneut an Bord: Nine Inch Nails-Mastermind Trent Reznor und Atticus Ross, welche sich zum dritten Mal seit „The Social Network“ (damals gabs für beide ja zurecht eine Oscar-Auszeichnung) gewinnbringend für den Soundtrack eines Fincher-Zelluloidwerks verantwortlich zeichnen, sowie „How I Met Your Mother“-Darling Neil Patrick Harris, der als Amy Dunnes irrer Ex-Freund Desi Collings beweist, dass sein Schauspiel eben deutlich mehr her gibt als den „ewigen Barney Stinson“. Und ich mag mir nicht helfen: Ben Affleck, der in Kürze als neuer „Batman“ auch den schwarzen Ritter mit seit jeher fehlender Schauspielkunst mutmaßlich zugrunde richten wird, wirkt in seiner Rolle als von allen Seiten attackierter Ehemann reichlich hilf- und haltlos. Aber wer Fincher, dieses alte, detailversessene Regieass, diesen Künstler und Großmeister der cineastischen Wendungsführung, kennt, den würde auch nicht verwundern, wenn selbst das eventuell ja im Drehbuch auch so vorgesehen war… Auf eine erste echte Enttäuschung durch Fincher durfte man also auch 2014 nicht wetten.

 

 

Auch toll…

Her-poster-417x586Her“ (2013)

Joaquín Phoenix verliebt sich in Spike Jonzes neustem SciFi-Märchenstreich, in dem der eh schon längst auf Charaktere abseits der Spur abonnierte Hollywood-Schauspieler den introvertierten, beziehungsgescheiterten Liebesbriefschreiber Theodore Twombly ein schnauzbärtiges Teddybärimage verleiht, in Scarlett Johansson – oder besser: in deren Stimme. Denn „Samantha“ ist in gar nicht allzu fern erscheinender Zukunft eben nicht aus Fleisch und Blut, sondern lediglich ein durchaus menschliches AI-Computerprogramm, das Menschen wie Twombly über ihr traurig-tristes Alleinsein hinweg helfen soll… Verträumt, dramatisch, märchenhaft und in schönen, weichen Bildern – all das geht bei Jonze Hand in Hand. „Her“ ist da nur der neuste Beweis.

 

DBCOS_156_V7Dallas Buyers Club“ (2013)

Keine Frage, sowohl der diesjährige Oscar als „Bester Hauptdarsteller“ für Matthew McConaughey als auch der des „Besten Nebendarstellers“ für Jared Leto gehen absolut in Ordnung, denn beide spielen in Jean-Marc Vallées aktuellem Film „Dallas Buyers Club“ sprichwörtlich um ihr Leben – McConaughey als mit HIV infizierter Redneck Ron Woodroof, Leto als an AIDS erkrankte Transferau Rayon, beide (anfänglich) mehr vom Schicksal aneinander gekettet als von irgendwelchen Idealen und Wertvorstellungen. Umso bewegender sind ebenjene zwei Stunden für den Zuschauer, sodass am Ende wohl kaum ein Auge trocken bleiben wird. Das, ja das vermag nur wahre Schauspielkunst…

 

charles_bradley_soul_of_america_xlgCharles Bradley: Soul of America“ (2012)

Ein neuer Interpret, das alte Lied: Ein nur allzu böser Wink des Schicksals (ihr wisst schon: die „falsche Zeit“, der „falsche Ort“) verhindert zu unrecht, dass ein im Grunde grandioser Künstler eine faire Chance erhält. Dass diese durchaus prädestinierte Hollywood-Drehbuchidee eben nicht aus den imaginativen Traumfabriken von Los Angeles stammen muss, sondern sich tatsächlich so noch und nöcher und bereits zigtausendfach in US-amerikanischen Groß- und Vorstädten abgespielt hat, haben bereits die beiden preisgekrönten und nach wie vor absolut sehenswerten abendfüllenden Musik-Dokumentationen „Searching For Sugar Man“ und „A Band Called DEATH“ bewiesen (beide Stories trugen sich kurioserweise in Detroit zu). Mit „Charles Bradley: Soul of America“ kommt nun eine weitere hinzu. Dabei ist weniger ausschlaggebend, wie Regisseur Poull Brien die Geschichte des heute 66-jährigen R&B- und Soul-Sängers, der in Armut im New Yorker Stadtteil Brooklyn aufwuchs, mehrfach und an verschiedenen Orten seinen Durchbruch als Sänger suchte, immer abgewiesen wurde und schließlich als sich als billig-günstiger James Brown-Imitator und mit Gelegenheitsjobs durchschlagender Nobody fast jede Hoffnung verloren hatte, bevor ihm vor wenigen Jahren – Charles Bradleys fabelhaftes Debütalbum „No Time For Dreaming“ erschien 2011 (!) – doch noch der verdiente Durchbruch gelang. Es gibt sie noch, die Gerechtigkeit – in einer Welt, in der tausend kleine Justin Bieber-Klone aus ihren Elfenbeintürmen stürzen, vor deren Toren so liebenswerte, herzenswarme – und an all dem Unrecht nie verbitterte – wahre Charaktere wie Bradley warten. Sie kommt spät, die Gerechtigkeit, aber es gibt sie. Karma, Baby. Ansehen, unbedingt!

(Kleiner Tipp: in voller Länge gibt’s die Musikdokumentation hier bei Youtube…)

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Die Woche in Bild und Ton…


Damit ihr nicht vollkommen den Überblick über alle hörens- und sehenswerten Neuerscheinungen der letzten Woche(n) verliert, hat ANEWFRIEND hier wieder einige der Video- und Songneuerscheinungen der letzten Tage für euch aufgelesen…

 

Frightened Rabbit – Holy

Holy

Das Jahr 2013 nähert sich stetig seinem Ende und zumindest für mich steht mit Sicherheit fest, dass „Pedestrian Verse„, das vierte Album meiner liebsten schottischen Angsthasen, einen Podestplatz der persönlichen Alben des Jahres innehaben wird.

Und selbst auf diesem nicht eben an Highlights armen Album ragt „Holy“ noch einmal heraus. Im dazugehörigen Musikvideo lassen Frightened Rabbit die Protagonistin aus der piekfeinen Enge ihres Alltags ausbrechen und durch wunderschöne Landschaften hin zum Meer wandern… „Don’t mind being lonely / Don’t need to be told / Stop acting so holy / I know I’m full of holes….“ Passt.

 

 

Wie so oft gibt’s das Stück noch einmal in der reduzierten Sessions-Variante…

 

…und wer kann, der sollte sich eines der folgenden Daten rot im Kalender markieren, denn Frightened Rabbit spielen in Kürze ein paar Konzerte auf deutschen Bühnen:

-Frightened Rabbit live-
22. November 2013 – Köln, Gebäude 9
29. November 2013 – Hamburg, Knust
01. Dezember 2013 – Dresden, Beatpol
02. Dezember 2013 – München, Ampere
07. Dezember 2013 – Frankfurt, Zoom

 

 

Biffy Clyro – Sounds Like Balloons

Sounds Like Balloons

Auf Frightened Rabbit folgen mal wieder Biffy Clyro – so weit, so offensichtlich. Doch auch „Opposites“ steht nach x-maligen Durchläufen noch erstaunlich gut – immerhin veröffentlichten Simon Neil und seine beiden Bandkumpane hier ein opulentes Doppelalbum – mit beiden Beinen in meiner Heavy Rotation-Playlist…

Für das Video zu „Sounds Like Balloons“ baten die Schotten ihre Fans, ihnen Filmmaterial von Konzerten zuzusenden, aus welchem am Ende ein vierminütiger Clip entstand. Und für alle, die entweder nicht die Gelegenheit hatten, in diesem Jahr bei einem der Konzerte von „Mon the Biff“ vorbeizuschauen oder diese noch einmal für dem inneren Auge Revue passieren lassen möchten, gibt es am dem 29. November neues Futter: Biffy Clyro veröffentlichen – zunächst exklusiv in Deutschland, Österreich und der Schweiz – mit „Opposites – Live from Glasgow“ den 14 Songs starken Mitschnitt des gefeierten „Homecoming“-Konzerts. (Ich persönlich hoffe, dass die Nachproduktion dieses Livealbums nicht ganz so glattgebügelt ausfällt wie beim eigentlich tollen „Revolutions//Live at Wembley“…)

 

 

 

Okkervil River – Stay Young

Okkervil River - Stay Young video

Leichte Irritationen dürften wohl nicht wenige befallen haben, die sich das Anfang September erschienene neue Okkervil River-Album „The Silver Gymnasium“ zu Gemüte geführt haben. War das da wirklich noch die gleiche Band, die sich vor Jahren – und auf großartig zu Herzen gehenden Alben wie „Black Sheep Boy“ oder „The Stage Names“ – noch so unbarmherzig in ihren eigenen Wunden suhlte? Aber keine Angst, Will Shelf und seine Mitmusiker haben sich keineswegs der seichten Popmusik verschrieben! Auch „The Silver Gymnasium“ steckt immer noch voller kleiner schwarzhumorigen Anekdoten über Lieben und Leben – nur kommen diese nun eben mit ein paar mehr hoffnungsvollen Sonnenstrahlen mehr um die Ecke.

Wie so viele der Stücke, die zum Großteil von Will Shelfs Kindheit und Aufwachsen im heimatlichen New Hampshire erzählen, kommt auch das Musikvideo zum bläserdurchtränkten Song „Stay Young“ um die Ecke. „Four-wheelers and snowmobiles were the coolest things going for NH young people when I was a kid, and I thought it would be fun to make a video that was just this total four-wheeler and ATV fantasia“, wie Sheff kürzlich dem US-amerikanischen Rolling Stone erzählte. Und das gibt’s denn auch zu sehen: eine einzige spätsommerliche Sonnenuntergangsszenerie aus Quad- und Wasserskifahrten, während der Rest des Freundeskreises lächelnd, quatschend und bierselig vom Ufer- und Wegesrand zuschaut. „Young, stay young / Stay strong, don’t get on with it…“ Da werden Erinnerungen wach…

 

 

 

The National – Lean

The National

Keine Frage: The National sind eine der Bands des Jahres (und wäre das ganze seltsame aufgeblähte Bohei um Arcade Fire und deren neues Werk „Reflektor“ nicht gewesen, so stünden The National wohlmöglich auf einsamer Flur als „größte Indie-Band im Mainstream“). Ihr im Mai erschienenes sechstes Album „Trouble Will Find Me“ bedeutete für Sänger Matt Berninger & Co. den endgültigen – und höchst verdienten – Durchbruch, nach Jahren des Tourens, Produzierens und Arschabspielens am Rande des Masseninteresses. Dass die Band nun auch – neben Künstlern wie Coldplay, Christina Aguilera, Ellie Goulding oder The Lumineers – mit einem neuen Stück namens „Lean“ auf dem Soundtrack zum epischen Kinderkriegsfilm „The Hunger Games: Catching Fire“ vertreten sein wird, dürfte wohl einerseits für ihr aktuelles Standing sprechen, ihnen jedoch auch den ein oder anderen Hörer zuspülen. Denn wer bitteschön wäre so herzlos, Matt Berningers getragenem Bariton, der schwelgerischen Melancholie und Zeilen wie „Everybody needs a pray, needs a friend / Everybody knows the world’s about to end…“ zu widerstehen? Eben! Massenkompatibel, auf die beste Art und Weise.

 

 

 

Thirty Seconds To Mars – City Of Angels

30 seconds to mars - city of angels

Okay, für viele dürften Jared Leto und seine Band Thirty Seconds To Mars am unteren Ende der „Larger than life“-Rockstarschiene agieren, für die meisten dürften die mit Pathos und Produktion nur so überschütteten Stücke des neusten Albums „Love Lust Faith + Dreams“ (alleine er Titel sagte wohl schon alles) die Grenze zur unglaubwürdigen Lachnummer ihrer Selbst längst überschritten haben. Wenn man jedoch bedenkt, dass die Band ernsthaft hinter ihrem typisch US-amerikanischen „vom Bordstein zur Skyline“-Traum steht, diesen lebt und verteidigt, stellt dies die ein oder andere (freilich überhöhte) Pose Letos eventuell in einem neuen Licht dar…

Passend zum Stück hat der schauspielernde Sänger für das gut elfminütige Kurzfilmmusikvideo zu „City Of Angels“ auch auf dem Regiestuhl Platz genommen, sein Adressbuch Eselsohren schlagen lassen und Buddies wie Kanye West, Juliette Lewis, Lindsay Lohan, Olivia Wilde, Steve Nash, Ashley Olsen, James Franco, Selena Gomez, Shaun White, aber auch ein Michael Jackson-Double und Obdachlose vor die Kamera gelotst, um ihre Geschichte über die „Stadt der Engel“ zu erzählen, während die Band in Zwischenteilen ihre pathetische Show – natürlich vor atemberaubender Kulisse! – abzieht… Großes Kino, allemal.

 

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Es bleibt megalomanisch – Neues 30 Seconds To Mars-Video zu „Up In The Air“


r-THIRTY-SECONDS-TO-MARS-UP-IN-THE-AIR-large570

Klar, es gibt sie wohl tausendfach, die Gründe, 30 Seconds To Mars aus tiefstem Herzen als Brechmittel empfehlen zu können… Ihre Songs sind voller Bombast und Pathos, ihre Musikvideos auf höchstem Style-Niveau megalomanisch verschwurbelnd (und dabei gleichsam viel- wie nichtssagend), die Texte voller universeller Worthülsen. Wenn dem Trio dann auch noch Hollywood-Beau Jared Jeto (Requiem For A Dream, Fight Club) vorsteht, so ist für Viele natürlich schnell klar: hier handelt es sich doch nur um ein weiteres Rockmusik-Kunstprojekt, mit dem ein von der Traumfabrik Geschädigter seinen ganz privaten Narzismen frönen will. Und obwohl das seit den Anfangstagen der Band, welcher neben Jared Leto auch noch sein Bruder Shannon (Schlagzeug) und Tomo Miličević (Gitarre) angehören, nie ganz von der Hand zu weisen ist, kamen dabei doch so großartig überhöhte Alben wie der 2002 erschienene, selbstbetitelte Erstling, die drei Jahre darauf in die Regale gestellte Pathos-Keule „A Beautiful Lie“ oder das 2009er groß angelegte Fan-Projekt „This Is War“ (bei dem die Band die ein oder andere Chor-Tonspur gemeinsam mit Fans einsang, diese auch in Videos mitspielen ließ und Sondereditionen mit Konterfeis von Fans auf dem Cover veröffentlichte) heraus. 30 Seconds To Mars mögen zwar die Hörergemüter spalten, sie tun dies jedoch auf eine sehr interessante Art…

Und schon wenn man den Titel des in Kürze erscheinenden vierten Albums von 30 Seconds To Mars, darf man alle eventuell gehegten Hoffnungen auf einen Kurswechsel ad acta legen: „Love Lust Faith And Dreams“ – Jared Leto & Co. mögen’s weiterhin möglichst universell, pathetisch und groß. Love it or leave it.

 

Up In The Air

Unabhängig von den Songs der Band boten die Musikvideos jedoch immer Unterhaltung auf höchstem künstlerischem Niveau – immerhin hat da jemand einen Ruf als Schauspieler zu verteidigen, und sicherlich die ein oder andere gewinnbringende Connection nach Hollywood spielen lassen… Da machen auch die bewegten Bilder zu „Up In The Air“, dem ersten Vorboten von „Love, Lust, Faith And Dreams“, keine Ausnahmen, bei welchem ein gewisser Bartholomew Cubbins (Überraschung: Jared Leto übernahm die Regie unter diesem Pseudonym – wieder einmal – selbst!) Trommler, Künstler, Models, Fechtsportler und eine Horde von Zebras in einer Fabrikhalle zusammentrommelt, Fans zur Farbenschlacht ermutigt und Burlesque-Starlett Dito Von Teese einen mechanischen rosafarbenen Bullen zähmen lässt. Verrückt? Nennen wir’s eher: unterhaltsam.

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: