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Song des Tages: Maybeshewill – „Zarah“


Ein ganzes Weilchen war es still um sie, nun jedoch lässt das britische Post-Rock-Quintett Maybeshewill neue Musik hören. „Zarah“ ist der britischen Labour-Politikerin Zarah Sultana gewidmet, welche aktuell als Abgeordnete für die Region Coventry tätig ist, schließlich wurden Maybeshewill erst durch deren national aufsehenerregende erste Rede im britischen Unterhaus 2020, welche sich vor allem der Klimakrise widmete, zu dem Song inspiriert.

„Zarah“ stammt vom kommenden Album „No Feeling Is Final„, das einmal mehr von Bassist Jamie Ward aufgenommen sowie produziert wurde und am 19. November über ihr eigenes Label Robot Needs Home Collective erscheinen wird. Es sind die ersten neuen Songs der 2006 gegründeten Band aus Leicester seit dem 2014 veröffentlichten vierten Langspieler „Fair Youth„. Im April 2016 kündigte der Fünfer nach seiner vorerst letzten Abschiedstournee eine Auszeit an, fand 2018 auf persönliche Einladung von The Cures Robert Smith für eine Show beim Meltdown Festival kurzzeitig wieder zusammen und meldete sich im vergangenen Jahr endgültig wieder zu gemeinsamen Sessions zurück. Und da diese unlängst nicht in Konzerten münden durften, steht nun eben zunächst Album Nummer fünf ins Haus. Das wird wohl nicht nur so einige der cineastischen Instrumental-Post-Rock-Trademarks der Band beinhalten, sondern eben auch die ein oder andere unumwunden gesellschaftskritisch-politische Botschaft.

„Der Song ist um einen Auszug aus einer Rede von Zarah Sultana herum aufgebaut“, erklärt Gitarrist Robin Southby über das nach „Refuturing“ bereits zweite Stück aus dem neuen Werk. „Zarahs Worte bringen die Wut und Frustration der jüngeren Generationen auf den Punkt, denen ein Mitspracherecht bei ihrer eigenen Zukunft von einer älteren globalen Elite verweigert wird, die sich entschieden gegen Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise verwehrt, um noch mehr Reichtum anzuhäufen und die bestehenden Machtstrukturen zu erhalten. Die Rede prangert dabei ebenso die von Milliardären geführten multinationalen Konzerne wie all die gelernten Berufspolitiker an, welche sich verzweifelt an den Status quo des Spätkapitalismus klammern, während die Welt um sie herum buchstäblich in Flammen aufgeht.“

Rock and Roll.

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Song des Tages: Dave Grohl – „Play“


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Ein Mann und seine stetige Furcht vor der kreativen Langeweile: Noch während sich seine Foo Fighters und er auf ausgedehnter „Concrete And Gold“-Tournee befinden, hat Dave Grohl mal eben im Quasi-Alleingang ein 23-minütiges Instrumentalstück aufgenommen. Den Prozess dokumentiert er im nun veröffentlichten halbstündigen Film „Play“ (bei dem Grohl immerhin Mark Monroe die Regie überließ), wo der geneigte Zuschauer zunächst etwas über die Idee hinter dem Projekt erfährt und dem Foo-Fighters-Frontmann dann in siebenfacher Ausführung bei der Performance zusehen darf – obendrein mit der Möglichkeit, interaktiv auch nur einzelne Spuren auszuwählen…

Play“ beginnt mit einem Interview-Segment, in dem Dave Grohl über seine Motivation hinter dem Projekt spricht. „Für jeden Musiker, egal ob jung oder alt, ist ein schönes Studio voller Instrumente wie ein Spielplatz“, sagt der nimmermüde 49-jährige hauptberufliche Musikfan im Voice-Over. „Ich fühle mich hier wie ein Kind im Süßwarengeschäft.“ Ein Kind, das immer weiter nach Herausforderungen sucht. Genau diese Kids würden ihn wiederum sehr inspirieren, wenn er unter anderem auch seinen eigenen Sprösslingen dabei zusieht, wie sie Instrumente lernen und konstant ihre Grenzen ausloten (und dass der Grohl’sche Nachwuchs durchaus Talent besitzt, bewies etwa Tochter Violet unlängst).

Zeit also, etwas zu tun, was selbst der Foo Fighters-Frontmann und legendäre Nirvana-Schlagzeuger so noch nie gemacht hat: „Diese Vorstellung, hier [in dieses Studio] zu kommen und nicht einfach nur irgendeinen Song selbst aufzunehmen, sondern gleich ein 23-minütiges Instrumental mit mehreren Instrumenten, bei denen ich von einem zum nächsten renne – das klang einfach wie etwas, das ich noch nie zuvor gemacht hatte. Und ganz ehrlich: Ich wusste auch nicht, ob ich es kann.“

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Er kann, wie das Endergebnis beweist: Ab der 8. Minute des (Kurz)Films folgt das von ihm zuvor stolz viral angeteaserte Musikstück in ganzer Länge, und es gibt gleich mehrere Möglichkeiten, es klanglich und visuell zu verarbeiten. Auf der Webseite zum Film „Play“ kann man sich entweder den fertig zusammengeschnittenen Dreißigminüter ansehen, in dem die sieben parallel spielenden Grohls auch parallel zu sehen sind. Oder man kann sich für einzelne Audio- und Bildspuren entscheiden, denen man über das Instrumental hinweg folgen will.

s874716394253175725_p298_i1_w440So ist es zum Beispiel über die „Percussion“-Spur möglich, Grohl 23 Minuten lang dabei zuzusehen, wie er konzentriert vor Vibraphon und Schlagwerk steht, die passende Lücke sucht, zwischendurch untätig den restlichen Spuren auf seinem Kopfhörer lauscht und dabei sichtlich erfreut abrockt. Ähnlich interessant ist sein Verhalten am Synthesizer – die anderen Instrumente beherrscht er blind, aber hier sieht man besonders gut, wie selbst der Multiinstrumentalist ihn herausforderndes Neuland betritt. Die dazugehörige Audiospur gibt es wahlweise isoliert oder im Master mit dem Rest zu hören, außerdem stehen auf der Seite Partituren zum Download bereit.

Und Grohl wäre wohl kaum er selbst, hätte nicht selbst diese potentiell schnellschlüssige Schnapsidee einen ernsthaften Hintergedanken: So veröffentlicht der Musiker, der mit „Sound City“ oder der Musik-Doku-Reihe „Sonic Highways“ ebenfalls bereits Regie-Erfahrungen vorzuweisen hat, neben „Play“ eine Spendenliste von Organisationen, die den musikalischen Werdegang von Kindern und Erwachsenen fördern. Aus Deutschland sind unter anderem der Verband deutscher Musikschulen und der Verein Ruby Tuesday dabei.

 

 

Rock and Roll.

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Song des Tages: Federico Albanese – „By The Deep Sea“


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Es gibt kaum etwas Besseres als Songs mit richtig guten Texten. Isso.

Manchmal jedoch benötigt Musik kein einziges Wort, um viel zum Ausdruck zu bringen – Freunde von Postrock-Bands wie Explosions In The Sky über Mogwai bis Mono könnten – von den USA über Schottland bis nach Japan – so einige Playlists ihrer liebsten Stücke zusammenstellen, ohne dass diese auch nur eine einzige gesprochene Silbe enthielte. Und auch Soundtrack-Fans hätten wohl bei diesem Thema die ein oder andere schwärmerische Anekdote parat – Stichworte: Yann Tiersen („Die fabelhafte Welt der Amelie“). Oder Ludovico Einaudi („Ziemlich beste Freunde“).

Apropos Ludovico Einaudi: Dessen italienischer Landsmann Federico Albanese ist ein ähnlicher Virtuose an den weißen und schwarzen Tasten (und obendrein noch, rein zufällig, sein Schwiegersohn). Natürlich weiß Albanese ebenso gut, dass einem ebenjene Virtuosität allein keinesfalls die Miete bezahlt. Also verdingt sich der aus Mailand stammende 35-jährige Komponist, Pianist und Musikproduzent, wenn er nicht gerade seinen Solo-Aktivitäten nachgeht, als musikalischer Geburtenhelfer der Untermalung von Werbejingles und Filmen.

Dass Albanese jedoch auch mit seinen Solo-Alben Gehör findet, beweist etwa die Nominierung für den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ in der Kategorie „Bestes Independent Album“ (bereits 2012 war das). Und wer hören mag, wie schön, wie melancholisch, wie träumerisch Federico Albaneses Stücke klingen, der höre sein neustes: „By The Deep Sea“.

Die vierminütige instrumentale Piano-Nummer, die sich langsam, Schicht für Schicht, aufbaut, und plötzlich in akustische Nebelschwaden entschwindet, ist Teil des im Februar 2018 erscheinenden dritten Solo-Albums gleichen Titels und wurde, so der Italiener selbst, von einem Weg inspiriert, der vom Haus seiner Mutter bis zu einem Felsen am Meer führt: „Es spiegelt viel von mir wider, übersetzt in Musik.“

Ganz, ganz großes Kopfkino, das auch ohne ein einziges Wort alles andere als stumm bleibt…

 

 

Rock and Roll.

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Konzerttipp: Mogwai – Live im Gothic Theatre, Denver, 2006


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Wenn es um meine liebste Post-Rock-Band aller Zeiten geht, dann liegen Mogwai seit eh und je sanft und sicher in den Top 3. Punkt.

Und da habe ich die Bonuspunkte, die das Quartett durch seine schottische Herkunft (proudly Glasgow born and raised – aye, Sir!) oder durch seine Namensgebung (benannt nach den flauschigen Horrortierchen aus „Gremlins“ – beide Filmteile gehören seit Kindheitstagen zu meinen All-Time-Favs) inne hat, noch gar nicht mit eingerechnet. Fakt ist, dass  Stuart Braithwaite (Gitarre, sporadischer Gesang), Barry Burns (Gitarre, Piano, Synthesizer, darf ab und an auch mal ans Mikro), Dominic Aitchison (Bass) und Martin Bulloch (Schlagzeug) sowohl auf Platte als auch – gerade – live und auf Bühnenbrettern ohne viele Worte eine emotionale Wucht entfesseln, dass es einem – oder zumindest: mir – nicht selten die Gedankengänge frei die Beine weg bläst.

TRR291_MOGWAI_ECS_cover_hi-res_1500x1500px_640xNoch schöner ist, dass die Die-Hard-Celtic-Glasgow-Fans vor wenigen Tagen mit ihrem nunmehr neunten Studiowerk „Every Country’s Sun“ eine Rückkehr nach Maß gefeiert haben, nachdem mich Stuart Braithwaite und Co. mit allem, was da nach dem 2008er Werk „The Hawk Is Howling“ erschien, ein wenig verloren hatten, und auch nach über zwanzig Bandjahren beweisen, dass man vornehmlich instrumentalen Post-Rock durchaus spannend und emotional mitreißend gestalten kann.

Da Mogwai auch und vor allem eine Live-Band sind, sollten sich alle Interessierten, nebst dem ersten, 2010 erschienenen Live-Album „Special Moves“ (für das die Band im Jahr zuvor eine Show in der Music Hall of Williamsburg im New Yorker Stadtteil Brooklyn mitschnitt), auch die ein oder andere Live-Show aus der langen Karriere der Glaswegians zu Gemüte führen.

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Meine persönliche Empfehlung ist – nebst einer 2001 in Dallas, TX mitgeschnittenen Show (hier zu finden) – eine Aufnahme des Gastspiels von Mogwai im Gothic Theatre von Denver, CO vom 3. Mai 2006. Der Sound: superbe Soundboard-Qualität, die auch für ein höchst offiziell veröffentlichtes Live-Album herhalten könnte – eine professioneller aufgenommen und abgemischte Live-Show findet man sonst nirgends im Netz (und zudem noch als kostenfreier Download). Die Setlist: eine bunte Mischung aus frühen Sachen bis hin zum bis dato neusten Werk Mr. Beast„. Über 90 Minuten feinster Post-Rock. Und am Ende der 23-minütigen Schlussnummer „My Father My King“ dröhnen die Ohren. So soll’s sein.

Die 2006er Show aus Denver findet man hier (via archive.org).

All jenen, die bisher weniger mit der Diskografie sowie dem Schaffen von Mogwai vertraut sein sollten, sei außerdem die immerhin 3 CDs starke, 2015 (zum 20. Bandgeburtstag) erschienene Retrospektive „Central Belters“ ans Hörerherz gelegt.

 

 

Wer zum Ton auch gern bewegte Bilder hat, der findet hier zwei relativ aktuelle Live-Show-Mitschnitte der Rock-Schotten:

 

Rock and Roll.

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Neues Maybeshewill-Video zur Single „Red Paper Lanterns“


Die aus dem englischen Leicester stammende Band Maybeshewill wird demnächst „Red Paper Lanterns“ vom 2011 erschienenen dritten – und übrigens überaus großartigen – Album „I Was Here For A Moment, Then I Was Gone“ als Single veröffentlichen. Wer von der Band noch nichts gehört haben sollte: die Herren spielen instrumentalen Post Rock. Und da gerade dieses Feld mittlerweile in übermäßigem Maße beackert und bespielt wird, tun sie dies mit einem sehr eigenen Klang, den meist elektronische Spielereien und bestimmte Gitarrentunings ausmachen. Ich mag’s sehr.

 

Das Video findet ihr hier:

 

Rock and Roll.

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