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Das Album der Woche


Kevin Devine – Nothing’s Real, So Nothing’s Wrong (2022)

-erschienen bei Triple Crown/Membran-

Regelmäßige Leser von ANEWFRIEND wissen es freilich: Kevin Devine ist seit Jahr und Tag ein regelmäßiger Gast auf diesem bescheidenen Blog, wannimmer es von neuen Tönen aus der Feder des kreativen 42-jährigen Singer/Songwriters aus Brooklyn zu berichten gibt.

Für alle anderen als kleiner Service hier noch einmal (s)ein Indie-Rock-Werdegang im Schnellabriss: Devines Karriere begann in den frühen Nullerjahren mit der Emo-Indie-Rock-Band Miracle of 86. Anschließend veröffentlichte er erste Soloalben, tourte mit seinem ständig wechselnden Backing-Kollektiv The Goddamn Band (welche ihrerseits unter anderem aus ehemaligen Mitgliedern von Miracle Of 86 besteht) und gründete mit Manchester Orchestra-Frontmann Andy Hull zudem das Projekt Bad Books. Neben seiner Solokarriere, welche zuletzt, 2016, die Alben “Instigator” sowie “We Are Who We’ve Always Been” (das 2017 erschien und Akustik-Versionen der “Instigator”-Songs beinhaltete) hervorbrachte, war Kevin Devine, der sich zudem auch politisch engagiert und oft genug Wort gegen soziale Missstände ergreift, auch Tourmusiker in zahlreichen anderen Bands und tourte weltweit, sowohl solo als auch mit befreundeten Bands und Musker*innen wie Frightened Rabbit, John K. Samson oder Julien Baker. Neuerdings beschritt der US-Musiker außerdem neue digitale Wege und bietet seinen treuesten Fans via Patreon exklusiven Content sowie Livestream-Shows (in welchen er etwa auch seinem Idol Elliott Smith die Ehre erwies).

Foto: Erik Tanner

Ja, auch ohne eigene „vollwertige“ Albumveröffentlichung hatte Kevin Devine in den letzten Jahren alle Hände voll zu tun. Wer da nicht versuchte, beständig am Ball zu bleiben, der konnte anhand des enormen Outputs des New Yorker Musikers (zu dem in der Vergangenheit außerdem ein Aus-Spaß-an-der-Freude-Komplettcover des Nirvana-Meilensteins „Nevermind“ zählte) schonmal den Überblick verlieren. Dass es nun doch ganze fünf Jahre gedauert hat, bis „Instigator“ einen Nachfolger erhält, kommt da fast ein wenig überraschend…

Andererseits platzt „Nothing’s Real, So Nothing’s Wrong“ mitten hinein in eine in vielerlei Hinsicht durch eine weltweite Pandemie, den Klimawandel, kriegerische Konflikte, rassistische Gewalttaten oder „Me Too“ aufgewühlte Zeit – vor allem, wenn man dessen Schöpfer selbst befragt: Konzepte wie Kapitalismus und Männlichkeit seien am Ende, so Devine, die Realität an Bizarrheit kaum noch zu überbieten. Wo Tocotronic ob des Zustands der Welt bereits anno 2007 einst „Kapitulation“ forderten, ruft der 42-Jährige nun zum eskapistischen Rückzug auf. Und zwar dem ins Innere: Realitätsverlust als Chance.

„Die Songs loten alle eine bestimmte Art aus, wie man auf eine Krise reagiert: spirituell, familiär und kulturell. Anstatt der ohnmächtigen Annahme, dass es einen unsichtbaren Architekten gibt, der alles bestimmt, sage ich mir: Alles ist genauso, wie es ist, und vieles von dem, was mir real vorkommt, ist gar nicht real: Ich muss mich nicht von Allem emotional kaputt machen lassen. ‚Nothing’s Real, So Nothing’s Wrong‘ ist natürlich eine plakative Aussage – Aber wie soll es sonst auch anders gehen heutzutage? Ich habe mir mit einem mentalen Skalpell einen ’safe space‘ erschaffen, in dem ich mich in Ruhe sortieren kann.“ (Kevin Devine)

Vor allem klanglich präsentiert sich Kevin Devines nunmehr zehntes Solo-Werk dabei in einem nahezu völlig neuen Gewand, denn garagiger Power Pop oder splitternackte Songwriter-Übungen sind auf „Nothing’s Real, So Nothing’s Wrong“ nicht mehr anzutreffen. Stattdessen balancieren Devine und Band spürbar mehr Tonspuren als je zuvor auf ihren schmalen Schultern und legen sich richtig hinein in die weiträumig ausgetüftelten und detailliert orchestrierten Stücke – ein „surrealer, cineastischer Bedroom-Rock-Fiebertraum“, wie’s im Begleittext zum neuen Album heißt. Songs wie „Override“ oder „Someone Else’s Dream“ klingen entsprechend, als hätte man rohen Elliott-Smith-Skizzen eine Pomp-Behandlung spendiert, so wie auch dieser seinen todtraurigen Songs auf „XO“ und insbesondere „Figure 8“ (freilich auch auf dem postum erschienenen „From A Basement On The Hill“) ein gewisses Mehr an Gewicht genehmigt hat. Schon das Eröffnungsstück „Laurel Leaf (Anhedonia)“, welches sich mit Anhedonia, der Unfähigkeit Freude und Lust zu empfinden, befasst, schichtet hibbelige Streicher und verrauschte Schlagzeugeffekte über eine Beatle’eske Pop-Melodie, die mit den Symptomen einer Depression konterkariert wird. „All the nights I cut myself and I felt nothing / Murder every messenger, but they keep coming“ – Auswege zu finden, ist oft genug unerträglich schwer. Manchmal bleibt da nur, sich mit dem inneren schwarzen Hund zu versöhnen. Mit dieser Überdosis Harmonie zwischen den Noten demonstriert Devine gleich zum Einstieg, wie viel Kraft und Selbstheilungspotential in tönender Kunst stecken kann – für die, die sie hören und die, die sie machen.

Galoppierende Stampf-Drums und flirrende Elektro-Sprengsel regnen in „How Can I Help You?“ herab, das zwar nicht direkt ins Ohr will, seine Qualitäten aber dennoch nach und nach offenbart. In anderen Songs experimentiert Devine nicht nur mit Soundcollagen, sondern auch mit Tempowechseln, weiteren Synthie-Backings und immer wieder mit traumwandlerischen, gar psychedelischen Harmonien, die in große Gesten umschlagen. Selbst in Momenten der Paranoia („Someone’s after me“) versucht er, seine innere, entspannte Mitte nicht zu verlieren, sodass ebenjene Momente fast ein wenig zugedröhnt wirken mögen. Was wiederum nicht heißt, dass Kompositionen wie etwa „It’s A Trap!“ nicht auch – im positiven Sinne – ein wenig chaotisch werden dürfen, wenn sich noch klarinettenähnliche Töne und krumme Rhythmen zu dem bunten Reigen dazugesellen – Größen von den Flaming Lips über Sparklehorse bis hin zu Wilco lassen hier als Referenzen lieb grüßen. Mit am besten kulminiert dies alles im vorab veröffentlichten „Albatross“. „I think my brain is broken“, fürchtet Devine in der nahezu formvollendeten, als feierlicher Sixties-Schunkler getarnten Stadion-Pop-Hymne, stellt jedoch auch relativierend fest: „Nothing matters anyway.“ – und man selbst merkt immer mehr, dass da vielleicht etwas dran sein könnte an seiner Feststellung. Das Album endet schließlich versöhnlich mit „Stitching Up The Suture“, und tatsächlich hat Devine im Laufe dieser Songs mit seinem vorsichtigen Optimismus so einige Wunden zugenäht – unsere, aber auch seine.

Obwohl „Nothing’s Real, So Nothing’s Wrong“, dessen Albumtitel etwas von zu viel Wein und Küchenphilosophie hat, nicht wenige musikalisch herausfordernde Geschütze auffährt (von denen zugegebenermaßen nicht jedes einen Volltreffer landet und einen im ersten Moment ein wenig überrumpeln mag), erstickt Album Nummer zehn dennoch nicht an der eigenen Theatralik. Auch lyrisch wagt sich der „Brooklyn Boy“ noch stärker als ohnehin schon ins Literarische vor, erzählt hochintrospektive, jedoch mit allerlei textlichen Verrenkungen ausgeschmückte Anekdoten eines zwar wachen, aber hochgradig an sich selbst zweifelnden Geistes, der sich vor der ihm fremd gewordenen Welt da draußen in sich selbst zurückzuziehen sucht. Letztendlich steckt jedoch mehr Konfrontation als Augenverschließen in Devines emphatischen Bewältigungsmechanismen, vor allem wenn es um seine eigene Einsamkeit geht – umso besser, dass all die Albträume, all die Ängste das Album nie in allzu dunkle Gefilde ziehen. Und natürlich tönen hier viele Songs schwer und sperrig, sind mit all den überbordenden, surrealen Arrangements, den gleißenden Synthies, den schwankenden Gitarren, den Popsongrahmen oft genug sprengenden Klangexperimenten recht nahe dran am Psychedelic Pop der bereits genannten Flaming Lips oder Sparklehorse, muten mitunter sogar ein bisschen esoterisch an, und sind von der Unbekümmertheit des jungen „Emo-Devine“ von vor einem Jahrzehnt, der nur Stimme, Gitarre und ein bisschen Grunge Rock benötigte, um jedes Hörerherz zu erwärmen, meilenweit entfernt. Aber auch eine konsequente Weiterentwicklung – zumindest musikalisch. Bei all dem absurden Irrsinn in der Welt da draußen bleibt eben manchmal nur noch die Einsiedelei und der Weg zurück zu sich selbst. Denn da, dort drinnen, kriegt einen keiner. Dennoch: all is not lost.

Rock and Roll.

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Sunday Listen: Kevin Devine & The Goddamn Band – „Matter Of Time II“


Klar, Rock-Methusalems wie Keith Richards, Bruce Springsteen oder Bob Dylan mag dieser Fakt lediglich ein müdes Schmunzeln ins faltige Antlitz wehen, aber: Auch Kevin Devine fährt nun schon lange genug in diesem Schnellzug namens Musik-Bizz, dass er früher, in den Anfangstagen seiner Solo-Karriere, neue Songs noch auf MySpace präsentierte. Wenig verwunderlich, dass diejenigen, die ihrerzeit etwa noch penibel Musik auf Kassetten überspielt und mitgeschnitten haben, sich nun wie fossile Relikte in der schönen neuen digitalen Welt zwischen der allzeitlichen Verfügbarkeit via Spotify, YouTube und Co. fühlen mögen…

Im Laufe der vergangenen zwei Dekaden hat sich so einiges verändert – wozu auch der Fokus von Kevin Devines Songs zählt. Klar, in denen sucht der mittlerweile 41-jährige Singer/Songwriter aus New York City noch immer nach der bestmöglichen Balance zwischen offenherzigen Liebesbekundungen und eindringlichen soziopolitischen Zeitgeist-Kommentaren. Und doch hat sich vieles gewandelt. War er früher noch ein selbsternannter „Twentysomething-Idiot“, der ungefilterte Geständnisse von den Hochhausdächern des Big Apple in die Welt hinausposaunte, während er auf Ecstasy war (Jugendsünden, wer kennt’s nicht), ist er heute Vater einer Fünfjährigen, der ebenso offen mit prägenden Momenten seiner Vergangenheit abrechnet. Nichts gänzlich Neues, schließlich sag Devine schon in dem 2003er Fan-Liebling „Ballgame“ über unerschütterliche Verhaltensmuster, die Phasen der Selbstzerstörung und das darauf folgende Scheitern. Ähnliche Töne wählt er 13 Jahre später in „I Was Alive Back Then„, dem Abschlusssong seines bislang jüngsten, auch bereits wieder fünf Jahre zurückliegenden Solo-Albums „Instigator„, in welchem er den ein oder anderen neuen Bezug zur eigenen Vergangenheit herstellt (und damit auch irgendwie einen nahezu perfekten Schlusspunkt unter seine bisherige Diskografie setzt), indem er über alle die Dinge schreibt, die er es endlich „kapiert“ habe, als seine Tochter Edie geboren wurde. „Als ich den Song schrieb, dachte ich: ‚Wenn morgen die Aliens kommen und den Planeten zerstören, dann habe ich diesen Song geschrieben, und das ist ein guter Ort, um aufzuhören'“, meint Devine.

Fünf Jahre sind seit dem letzten Album vergangen – das ist für einen wie Kevin Devine, der seit seinem ersten, 2001 erschienenen Solo-Debüt „Circle Gets The Square“ in der Regel höchstens zwei, drei Jährchen ins Land ziehen ließ, bevor er wieder mit einem neuen, frischen Langspieler um tönende Eck bog, eine recht lange Zeitspanne. Untätig war er – Corona hin, Pandemie und Beschränkungen her – jedoch auch in der letzten Zeit keineswegs. Gemeinsam mit seinen Kreativpartnern sowie seiner Goddamn Band hat der US-Musiker und ehemalige Frontmann von Miracle Of 86 bereits das ein oder andere Stück fürs neue Werk geschrieben und aufgenommen, zudem auf der „No One’s Waiting For Me Tonight“ EP im vergangenen Jahr schon fünf neue Songs hören lassen. Zudem ist Devine ja auch in anderen Band-Projekten aktiv – so veröffentlichte er mit Musiker-Buddy Andy Hull (seines Zeichens im Hauptjob Frontmann von Manchester Orchestra) 2019 die erste neue Bad Books-Platte nach sieben Jahren Funkstille. Zu Beginn des letztjährigen Lockdowns startete Devine außerdem den „Kevin Devine Social Club“ auf Patreon, wo er Fans, die bereit sind, einen kleinen, regelmäßigen Obolus springen zu lassen, mit privaten Live-Stream-Shows, handgeschriebenen Textblättern oder monatlichen exklusiven Coverversionen belohnt. Wer abseits dieser kreativen Lebenszeichen dennoch aufs neue Album wartet, muss wohl nicht mehr allzu lange ausharren – Devines Langspieler Nummer zehn sei bereits aufgenommen und abgemischt und soll 2022 erscheinen. Davor gönnt sich der umtriebige Indie-Musiker noch ein kleines Resümee anhand von „Matter Of Time II„, dem Nachfolger von „Matter Of Time“ aus dem Jahr 2015, auf dem er alte Songs aus dem eigenen Backkatalog gemeinsam mit seiner Goddamn Band neu arrangiert und ihnen, wenn man so mag, aufs Neue Flügel verliehen hat.

Diesem Ansatz, eine Art persönliche Best Of im Live-Gewand einzuspielen, bleiben Kevin Devine und seine Begleitband nun auch auf „Matter Of Time II“ treu: Während der Schwerpunkt von „Matter Of Time“ auf Stücken aus Devines Zwanzigern lag, konzentriert sich der zweite Teil der Reihe nun vornehmlich auf Songs von den Releases des letzten Jahrzehnts – fast logisch also, dass etwa die Titelsongs seines 2013er Album-Doppelschlags „Bulldozer“ und „Bubblegum“ ebenso nicht fehlen dürfen wie das ein oder andere Highlight von „Instigator“ (man höre zum Beispiel die berührende 9/11-Reminiszenz „No History“). Und wem „School“ bekannt vorkommt: Selbiger Song mag zwar nicht aus der Feder von Kevin Devine stammen, ist jedoch dessen Erinnerung daran, dass er sich gemeinsam mit seiner Band vor zehn Jahren Nirvanas „Nevermind“ vornahm, um jenes in Gänze zu covern (obwohl dann „School“ wiederum vom Nirvana-Debüt „Bleach“ stammt).

Nein, langweilig ist keine der 43 Minuten von „Matter Of Time II“ – was zum einen an der feinen Songauswahl liegen mag, zum anderen an der liebevollen Detailarbeit, mit welcher Devine und seine Band den dreizehn Stücken einiges an neuem Leben und mitreißender Live-Energie verleihen. Und so einmal mehr beweisen, dass sich alles ständig im Wandel befindet und nichts auf ewig Gültigkeit besitzt. Diese Erfahrung mussten auch die Betreiber von MySpace machen: Auf dem Portal, dass kurz nach der Jahrtausendwende für kurze Zeit einen ähnlich angesagten heißen Scheiß darstellte wie etwa eine Plattform wie StudiVZ, jetzt jedoch ein eher tristes digitales Karteileichen-Dasein fristet, gingen vor ein paar Jahren durch einen missglückten Serverumzug sämtliche Fotos, Videos und Audiodateien verloren, die in den Jahren 2003 bis 2016 hochgeladen wurden – und somit wohl auch einige jener Songs, die Kevin Devine seinerzeit dort hochlud. Passiert? Passiert. Es ist eben nichts so vergänglich wie die Vergangenheit…

„‚Matter Of Time II‘ is one of those recordings it takes a weekend to make, but three years to put in place. Zack and I started gently kicking the idea around in 2018, going back and forth about song selections, potential studios, visual presentation, waiting for a window. One of the unintended byproducts of a forced two-year hard stop to touring was more of those windows materializing. Planning picked up steam through the second half of 2020. We threw our hat over the wall and booked some time at Dreamland for February 2021, where we’d done drums for ‚Bubblegum‘ in 2013 – truly the perfect room for this project in this moment, a big converted church with massive, unbeatable natural acoustic ambience, plenty of sonic isolation and space to spread out to facilitate live recording. I reached out to Damon, Strand & Chris, shared the tracklist, had some – maybe three – rehearsals in Brooklyn. The Covid of it all was very much (obviously) at the forefront – those rehearsals and tracking were pre-vaccination and very much masked and distanced and angling myself towards a wall while singing so as to not accidentally spray anyone across the room. Meals in as open spaces as possible, mindful of facial direction and sorta wolfing things down and then remasking.

It’s bizarre, it’s reality, it’s suboptimal, and still, given all the precautions, it felt so good to be working on music with people in the same room, a clear contrast to a very fruitful, very specific passage working essentially totally remotely on the ‚No One’s Waiting Up For Me Tonight‘ EP, my monthly Patreon recordings, and the tenth studio record. I have experienced real growth and benefit through those processes, but there is no substitute for standing in front of collaborators and hammering it out. Especially hammering *this* out: an intuitive, seasoned, connected group of players (who also happen to be friends) in an immaculate-sounding room running through a few takes of material ranging from four months to 18 years old. It was adrenalized and enlivening and purely joyful. A note about the band: Damon, Mike, and Chris are each and all so *good,* so fluid & dynamic & expressive, with such depth of immersion in my songwriting brain and all of our various iterations of its collaborative articulation over the arc of a career.

Their abilities informed a total confidence heading into this process, despite the clear difference in methodology between ‚a handful of rehearsals and let’s go‘ and the three uninterrupted months of touring I did with Mike Fadem, Daniel Sparks and Strand before we made the first ‚Matter Of Time‘ in May 2012. I believe the results speak for themselves. I love what we’ve made; it feels exciting and alive, a vital document getting its arms around an entire timeline and translating it to a single moment.

We never anticipated the first ‚MOT‘ would grow to hold the high place it does in the estimation of so many of you; we hope this one earns its keep and slots neatly at its side.

Rock and Roll.

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Song des Tages: Kevin Devine – „Freddie Gray Blues“


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Wie wir alle wissen, ist das Thema „Rassismus“ nach dem Tod von George Floyd durch Polizeigewalt mittlerweile selbst bei jenen – zumindest in gewissem Maße – angekommen, denen die Lebensrealität farbiger US-Amerikaner, aber auch Mitmenschen hierzulande, ansonsten ferner kaum sein könnte. Endlich? Klar. Ob sich denn auch endlich in unser aller Köpfe etwas zum Positiven, zu einem gerechteren Miteinander bewegt? Bleibt inständig und von ganzem Herzen zu hoffen, warten wir’s ab…

Was auch bekannt sein sollte, ist, dass Floyds Tod am 25. Mai bei Weitem nicht der erste seiner Art in den US of A war. Man denke etwa auch an Breonna TaylorAhmaud Arbery oder jüngst Tony McDade. Oder an Amadou Diallo, ein politischer Asylant, der am frühen Morgen des 4. Februar 1999 vor seiner Haustür von vier New Yorker Polizeibeamten erschossen wurde, die ihn zunächst mit einem gesuchten Serienvergewaltiger verwechselten und gleich darauf ein zweites Mal irrten, als sie Diallos Griff in seine Jacke, um seinen Ausweis vorzuzeigen, mit dem Ziehen einer Waffe verwechselten. Bruce Springsteen widmete ihm postum den bewegenden Gänsehaut-Song „American Skin (41 Shots)“ – ebensoviele Schüsse gaben die Cops, welche übrigens in einer nachfolgenden Gerichtsverhandlung allesamt freigesprochen wurden, insgesamt auf den unbewaffneten Mann ab, den 19 davon tödlich trafen.

Oder an Freddie Carlos Gray Jr. Der 25-jährige US-Afroamerikaner wurde am 12. April 2015 in Baltimore, Maryland von mehreren Polizeibeamten festgenommen, nachdem er Blickkontakt mit einem der Beamten hatte, welcher vermutete, dass Gray ein Messer bei sich trug, und dann wegrannte. Er wurde gefesselt in einen Polizeitransporter verfrachtet, wobei er sich fatale Rückenverletzungen zuzog. Denn nicht nur ignorierten die beteiligten Polizeibeamten wiederholt seine Bitten um medizinische Behandlung, Gray wurde auch von  keinem der Beamten während der Fahrt zur Wache angeschnallt. Freddie Gray fiel bereits bei ebenjenem Transport ins Koma und wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er eine Woche nach seiner Festnahme verstarb. Ermittler gingen im Nachhinein davon aus, dass sich der junge Mann während der Fahrt im Polizeitransporter das Genick brach. Auch hier wurden insgesamt sechs US-Polizisten wegen klarer Verstöße gegen die Polizeirichtlinien angeklagt, auch hier wurden alle freigesprochen – soviel zum Thema „the land of the free and the home of the brave“…

81WMcI0ai6L._SS500_Umso wichtiger, dass nicht nur Prince (mit dem Song „Baltimore„), sondern auch Kevin Devine seinerzeit auf den – ähnlich wie derzeit George Floyds sinnloser Tod – im Grunde einfach nur sprachlos machenden Fall aufmerksam machte. 2016 veröffentlichte der New Yorker Singer/Songwriter auf seinem Album „Instigator“ den Song „Freddie Gray Blues„, der nicht nur dem zu jung, zu sinnlos, zu unschuldig verstorbenen Freddie Gray, sondern auch allen anderen Opfern von Polizeigewalt ein bewegendes Denkmal setzt, und mit Zeilen wie „And I know not every cop / Is a racist, murdering cop / But this is bigger than the people I love / The system’s broken / Not breaking / It’s done…“ zur schonungslos offenen Abrechnung gerät, nach der man selbst sich im Grunde lediglich wundert, dass jene Proteste, die sich – mal mehr, mal weniger friedlich – derzeit durch die gar nicht mal so „Vereinigten“ Staaten von Amerika und Großstädte wie Philadelphia, New York, Atlanta, Los Angeles oder Washington, DC ziehen, nicht bereits viel eher in diesem Maße und dieser Vehemenz stattfanden…

 

Im Jahr 2017 gab Kevin Devine bei einer Live Session für „uniFM“ in Freiburg nicht nur eine reduzierte Akustik-Version von ebenjenem „Freddie Gray Blues“ zum Besten, sondern auch von „No History„, einer kaum weniger Hühnerpelle erzeugenden, in Worte und Töne gefassten Post-9/11-Bestandsaufnahme. Sollte man gehört haben. ❤️

 

„I’m talking Freddie Gray blues
I’m talking what happened to you
You were just 25
When they ended your life
When ‚to serve & protect‘
Meant break your leg, snap your neck
Meant to kill you, to sever your spine

No matter what, there’s no good reason why

When I’m talking these killer cop blues
I’m kinda talking my family to you
See, my dad was a cop
And his dad was a cop
And my uncles were cops
And my cousins were cops
I’m partly here because of cops
And I love all those cops
And I know not every cop
Is a racist, murdering cop
But this is bigger than the people I love
The system’s broken
Not breaking
It’s done

I’m talking white privilege blues
I’m talking confession to you
I don’t know what it’s like
To be afraid all my life
Looking over my shoulder
Behind each officer, a coroner
Entrenched inequality
No access, no empathy
Crushed in stacked decks
Institutions & death
This is not my reality
I’m afforded the luxury
Of shaking my head
I shut the screen, go to bed
I can turn off what you never can
And watch it happen again and again (and again and again and again and again, and again)

I’m talking Freddie Gray blues
I’m talking Freddie Gray blues…“

 

Rock and Roll.

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