Schlagwort-Archive: Indierock

Song des Tages: Honig – „Boulders“


Honig2018_875-750x350

Von dem, was Stefan Honig vor mehr als zehn Jahren ursprünglich als Soloprojekt begann, ist mittlerweile nicht mehr viel übrig. Einiges hat sich getan im Leben des gelernten Erziehers. Neben der Tatsache, dass der Düsseldorfer Vollblutkünstler vor wenigen Tagen das nunmehr vierte Honig-Album „The Last Thing The World Needs“ veröffentlicht hat, ist er auch längst nicht mehr solo unterwegs. Über die letzten Jahre hat sich Honig eine treue Band zusammengesucht, mit denen er jetzt nicht nur auf der Bühne, sondern auch in Studio musiziert und entwickelt.

„Herzhaft und vor allem herrlich dargereicht auf glanzvollen Gitarren-Teppichen (Martin Hannaford), getrieben und untermauert von packendem, variantenreichen Schlagwerk (Marcel Schmitz) und bleibend bereichert durch farbvolle Tastenvielfalt (Olivia Sawano), vertieft durch majestätischen Bläsereinsatz und gekrönt vom lagenreichen Chorgesang aller Bandmitglieder, entsteht hier ein derart reichhaltiges, überwältigendes Pop-Stil-Gemälde, welches dazu angetan ist, Grenzen wie Vorurteile einzureißen. Alles gut, alles richtig gemacht, alles richtig gut gemacht.“

81tzqOP8KqL._SY355_So heißt es im begleitenden Pressetext. Und in der Tat hört man den elf neuen Songs von  „The Last Thing The World Needs“ die vornehmlich bewusste Entstehung im Bandgefüge an, denn schließlich muss man – nebst für Experimente offenen Folkern wie Bon Iver, Ben Howard, Sufjan Stevens und Co. – auch immer öfter an großartige deutsche Indie-Rock/Pop-Bands wie The Ghost Of Tom Joad, Pale oder Monta denken.

Darüber, dass das neue Album mit „The Last Thing The World Needs“ einen einigermaßen ironischen Titel bekommen hat, meint Stefan Honig: „Die Tatsache, dass wir uns nicht so wahnsinnig ernst nehmen, steht zum Beispiel im Kontrast zu der aufopfernden Arbeit, die wir in dieses Album gesteckt haben.“

(Mehr Informationen zur Band und zum neuen Werk findet man etwa in diesem aktuellen Interview, welches Stefan Honig vor wenigen Tagen mit den Schreiberlingen von minutenmusik.de geführt hat.)

 

Das emotionale Musikvideo zum Albumsong „Boulders“ (dem plattentests.de in ihrer Rezension übrigens „ABBA-Assoziationen“ zuschreiben) erzählt von Freundschaft und Verzweiflung, getragen von einer idyllischer Kleinstadtkulisse. Schön anzusehen:

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Song des Tages: Cat Power – „Woman“ (feat. Lana Del Rey)


Cat-Power

Satte sechs Jahre Zeit hat sich Charlyn Marie „Chan“ Marshall alias Cat Power Zeit gelassen, um an einem neuen Album zu werkeln – die bislang längste Veröffentlichungspause in der Diskografie der auch schon 46-jährigen US-Musikerin. (Kinners, wie die Zeit vergeht…) 

131298Am 5. Oktober nun wird Cat PowerWanderer„, den Nachfolger zur bislang letzten Platte  „Sun“ und summa summarum das zehnte Studiowerk, in den Plattenregalen platzieren. Und stellt nun mit „Woman“ den ersten (kompletten) Song daraus vor – mit prominentem Gastbeitrag von niemand Geringerem als Lana Del Rey.

Der beginnt als bluesiges Indierock-Stück, über das Marshall gewohnt entspannt und cool singt. Zum Refrain hin wird es langsamer und souliger, sodass der kundige Kenner der bisherigen Werke ans großartige „The Greatest“ denken darf, und Del Reys markante Stimme kommt als passende Begleitung ins Spiel. Im dazugehörigen Musikvideo, bei dem Greg Hunt Regie führte, kommt Gastchanteuse Del Rey jedoch nicht vor, es zeigt lediglich Chan Marshall und ihre Band an verschiedenen, durchaus romantischen Locations… *hach*

 

 

„If you know people who know me
You might want them to speak
To tell you ‚bout the girl or the woman they know
More than you think you know about me
More than you think you know me
See you walkin‘ in circles (circles)
See you talkin‘ in circles (circles)
See your thoughts runnin‘ in circles
And walk around all day long, followin‘ me
The doctor said I was better than ever
Man, you should have seen me
Doctor said I was not my past
He said I was finally free

Taking the charge (taking the charge)
I took the lead (I took the lead)
I need you to believe

I’m a woman of my word, now haven’t you heard
My word’s the only thing I’ve ever needed?
I’m a woman of my word, now you have heard
My word’s the only thing I truly need
Woman…

Your money’s like a weapon, a tool to get me
You think I’m like the other ones
Well, my money’s like a weapon (weapon), tool for me
No, I’m not like those other ones
A cage is like a weapon, a tool for me
You think I’m like the other ones
Well, my cage is a weapon, it’s perfect for me
It’s the one suit they seem to not see

I’m a woman of my word, now haven’t you heard
My word’s the only thing I’ve ever needed?
I’m a woman of my word, now you have heard
My word’s the only thing I truly need
Woman…

I’m a woman, woman, woman, woman…“

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Song des Tages: The Jury and the Saints – „Monday Morning“


11021316_10153100588681950_2310040895690924004_o

Dass Neuseeland bei etwa viereinhalb Millionen Einwohnern nicht eben die größte Dichte an Rockbands besitzt, dürfte klar sein. (Ja, in Island etwa mag das anders sein – Neuseeland mag dafür das bessere Wetter und mehr Anreize zur Zerstreuung bieten.) Zum Glück bilden die vier Herren von The Jury and the Saints, die – Klischee, Klischee! – dem Aussehen nach auch aus einem Surfermagazin entstiegen sein könnten, da eine willkommene Ausnahme.

The-Jury-And-The-Saints-600x598Ihrer geografischen Herkunft wegen – die Band stammt aus Aukland auf der Nordinsel Neuseelands – mögen Jesse Smith (Gitarre, Gesang), Ivan Beets (Bass, Gesang) Marty Kroon (Schlagzeug, Gesang) und Rowan Crowe (Gitarre, Gesang) einen Exotenstatus besitzen, das, was man da auf ihrem selbstbetitelten Album, welches in Deutschland im Februar 2015 erschien, zu hören bekommt, hat jedoch eindeutig internationales Format. Denn der auf melodiösen Radau geschliffene und im Blut und Schweiß des Crossover geweihte Punkrock könnte genauso aus einem Proberaum in – sagen wir – Los Angeles schallen – Gang-Vocals, massig Singalongs und Hang zur poppigen Verkumpelungmelodie inklusive. Damit reißt man keine Bäume aus (die sollen in Neuseeland auch mal schön stehen bleiben!), damit verändert man nicht die Musikwelt. Aber mit Stücken wie „Monday Morning“ retten The Jury and the Saints dir schonmal den ein oder anderen Montag und tragen dich mit ihren Songs durch lange Wochen. Und gerade das ist manchmal Gold wert…

„Right now I long for the weekend / These days seem to wear me out…“

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Song des Tages: Olympique – „Face Down The Earth“


MH_20140524_olympique_0035_lores

Na, den Valentinstag gut überstanden? Falls ihr den „Tag der Liebenden“ – und vor allem die Nacht – in trauter Zweisamkeit verbracht habt, dann könnte es bei euch – bestenfalls, freilich – so ausgeschaut haben wie im so ganz und gar nicht jugendfreien Musikvideo zum Olympique-Song „Face Down The Earth“ – minus filmische Ästhetik, minus stylisches Schwarz-weiß, natürlich…

Das Stück selbst stammt vom im vergangenen November veröffentlichten Debütalbum „Crystal Palace“ des Salzburger Trios, bestehend aus Fabian Woschnagg, Leo C. Scheichenost und Nino Ebner – drei Schulfreunden, die sich schon eine gefühlte Ewigkeit kennen und ihr Hobby mit ihrem Debüt auf eine neue, deutlich professionellere Ebene heben. Apropos „professionell“: So braucht sich der Erstling von Olympique trotz der Herkunft aus Österreich, einem nicht eben für Indierock gerühmten Land, das jedoch aktuell und mit so einigen Bands wie Wanda, Ja. Panik, Bilderbuch und Konsorten (auch wenn die freilich auf Deutsch und mit deutlichem Wiener Schmäh-Einschlag sinnsprechen mögen) eine wahre Renaissance abseits von Falco erfährt, wahrlich nicht verstecken – dafür spielen die 13 Songs von „Crystal Palace“ (mehr Infos zur Band und zum Albumtitel finden sich in diesem Artikel, während man hier eine knappe Track-by-Track-Review lesen kann) zu sehr auf internationalem Niveau.  Dabei sollte man sich von der tollen, süchtig machenden Albumabschlussnummer „Face Down The Earth“ keineswegs täuschen lassen, denn Olympique sind keineswegs eine reine „Balladen-Band“. Mal lugen – wenn man schon Vergleichsbands herbei zitieren mag – die älteren Muse ums Eck (etwa bei der ersten Album-Single „The Reason I Came„), mal stehen die Kings Of Leon klanglich ein klein wenig Pate. Dass die Songs organisch, reduziert und ehrlich daher kommen, jedoch auch pulsieren und in ihrer Zeit verloren dramatisch ein- und ausatmen und sich auch ein gutes Stück Poplastigkeit (oder eben: Eingängigkeit) bewahren, ist erfreulich. Dennoch sticht – zumindest für mich – vor allem „Face Down The Earth“ hervor. Und das nicht (nur) wegen seines höchst elegant geratenen Koitus-Musikvideos, welches im Übrigen Teil einer ganze acht Kurzfilme umfassenden Musikvideoreihe zum Album sein soll, die „Crystal Palace“ in bewegten Bildern umrahmen. Ach, unsere lieben Ösis und ihre Kunstansprüche…

 

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Schwedische Herbstmelodien – Tiger Lou melden sich zurück


Tiger-Lou-2014-Photo-by-Mathias-Johansson-620x577

Foto: Mathias Johansson/Facebook

Ein bisschen traurig stimmte einen das schon, was man da 2009 auf der Homepage der schwedischen Indiepoprocker Tiger Lou lesen musste:

„Es wird Zeit, ein bisschen erwachsen zu werden. Voran kommen. Staub abschütteln. Ein bisschen zu tanzen. Einige coole Geschichten schreiben. Eine neue Gitarre kaufen. Die gebrochene Schulter heilen lassen. Wieder mit dem Kickboxen anfangen. Lernen, wie man Auto fährt. Anfangen, Deutsch zu sprechen. Mehr zu kochen. Verreisen. Sich auf die Liebe, das Leben und die Ehefrau zu konzentrieren. Vielleicht einige Kinder zeugen. Vielleicht mehr Hunde anschaffen. Vielleicht ein Haus kaufen“ – um letztendlich mit einem 50 Cent (!)-Zitat abzuschließen (soll mal einer sagen, dass die Schweden bei aller Melancholie nix für Humor übrig haben!): „And maybe…just maybe…get rich or die trying!“.

xRkT9WuZJSMNun haben die vier Bandteile offenbar alle Projekte – ob nun das Geschichtenschreiben, Gitarrenkäufe, den Heilungsverlauf gebrochener Schultern, Kickboxunterricht, Autofahr- und Deutschstunden, das Kochen, Reisen, Lieben, ihre Ehefrauen, das Kinderzeugen, die Anschaffung neuer Familienhunde oder Hauskäufe betreffend – abgeschlossen (Frontmann Rasmus Kellerman etwa, soviel ist hinlänglich bekannt, veröffentlichte 2010 sein erstes, „The 24th“ betiteltes Soloalbum, welches leider außerhalb des Tiger Lou’schen Kosmos zwar hinreichend schwedisch-melancholisch, letztendlich aber nur so okay ausfiel). Im vergangenen Jahr stand man nach vier Jahren wieder gemeinsam als Tiger Lou auf der Bühne, im Anschluss wagten sich die vier Bandmitglieder zum Arbeiten an neuen Songs in den Tiger Lou’schen Proberaum.

Den ersten Beweis geglückter Schreibversuche tritt nun „Homecoming #2“ an, seines Zeichens Tiger Lous erstes musikalisches Lebenszeichen seit dem dritten, 2008 veröffentlichten Album „A Partial Print„. Das neue Album soll bald folgen und laut der Selbstbeschreibung von Frontmann Rasmus Kellerman „so sehr nach Tiger Lou klingen wie nichts davor“. Aber sagen Musiker das nicht beinahe immer über ihr neustes kreatives „Baby“? Und: Wird Album Nummer vier wirklich die großen Fussstapfen auszufüllen wissen, die die drei Vorgänger – „Is My Head Still On?“ (2004), „The Loyal“ (2005) sowie das bereits erwähnte „A Partial Print“ (2008) – hinterlassen haben? Immerhin leistet die komplette Tiger Lou’sche Diskographie mir jeden Herbst gute Dienste und manifestiert Schwedens ausgezeichnete musikalischen Ruf abseits von Abba und den üblichen Verdächtigen… Warten wir’s ab. Vorerst ist es schön, folgende Zeilen schreiben zu können: Willkommen zurück, Tiger Lou!

 

 

(All jenen, die’s ganz genau wissen wollen, gibt Sänger und Frontmann Rasmus Kellerman in einem kurzen Interview mit NOTHING BUT HOPE AND PASSION einige Auskünfte zum Comeback sowie Ausblicke auf die Zukunft von Tiger Lou.)

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , ,

Auf dem Radar: Crashcaptains


Crashcaptains (Pressefoto_2014_2)

(Presseinfo an) „Sie treiben draußen auf dem offenen Atlantik, irgendwo zwischen Berlin und Seattle. Zwischen Poesie und Post-Rock, verzerrten Fenders und atmosphärischen Klangflächen, zwischen Sommer und Herbst. Sie sprechen deutsch, aber singen englisch. Sie entscheiden sich nicht zwischen laut und leise, sondern suchen Raum für Dynamik und Phantasie in zeitgenössischem Indiepop.“ (Presseinfo aus)

Musiknovizen sind Crashcaptains keineswegs, denn bis 2008 machten die beiden Heintz-Brüder Nicolas und Tobias (jeweils Gesang und Gitarre) in der Band Olney Air von sich reden. Nachdem sich diese – laut Eigenaussage – in eine kreative „Sackgasse“ manövriert hatte, entschlossen sich die beiden, mit neuer Besetzung und unter dem neuen Bandnamen „Crashcaptains“ weiterzumachen. Dabei lässt sich das Quartett, welches aktuell von Simon Lohse (Bass) und Felix Menzel (Schlagzeug) komplettiert wird, ebenso von Persönlichem wie dem nie stillstehenden Treiben der heimischen bundesdeutschen Hauptstadtmetropole inspirieren. Das nun – genauer: am 31. Januar – erscheinende Debütalbum „Some Time Soon„, das die Berliner Band im vergangenen Jahr via Indigogo komplett ohne Label und in „Crowdfunding“- Eigenregie finanzierte, dürfte bei allen Freunden von Death Cab For Cutie, Stars oder The Notwist (diese drei Bands zählen laut dem Facebook-Profil der Band denn auch zu den offensichtlichen Vorbildern) für spitze Ohren sorgen, während sich die anderen an die wohlig in Indierock-Gefilden wildernden Sprachbilder schmiegen können. Oder um erneut die Presseinfo zu bemühen:

„Es ist eine Platte über die Leidenschaft zur Musik und schwere Entscheidungen. Über die klaffenden Schluchten zwischen dem was wir sagen und dem was wir meinen. Über die Zeit, die wir brauchen, um herauszufinden wer wir sein wollen; das Versuchen, das Scheitern, sich Verlieben, das neu Anfangen.“

 

Hier kann man bereits in drei der zehn Stücke des Debütalbums reinhören…

 

…und sich anhand dieser 2011 über den Dächern von Berlin-Mitte aufgenommenen Live Session einen ersten Eindruck von Crashcaptains verschaffen:

 

Rock and Roll.

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,
%d Bloggern gefällt das: