Egal ob sie nun aus dem Musiker-Business, aus der Sportwelt, aus Hollywood oder dem Superhelden-meets-Superschurken-Universum stammen – der aus Israel stammende und in Kalifornien beheimatete Grafikdesigner Gil Finkelstein verjüngt unter dem Titel „The Baby Superstar“ via Instagram auf ebenso kreative und humorvolle wie herzallerliebste Weise die hinlänglich bekannte Prominenz, die zwar hier vor allem durch volle Windeln von sich reden machen mag, sich jedoch oft genug auch durch das ein oder andere „Markenzeichen“ zu erkennen gibt… Prädikat: sollte man gesehen haben.
So streitbar – und im Grunde doch recht dämlich – einer wie Kanye „Ye“ West sein mag, seine „Fans“ wissen im Zweifel noch einen auf Mount Facepalm oben drauf zu setzen. Wieso sonst käme man auf die reichlich bekloppte Idee, einem vormals – bestenfalls – visionären Musiker und Selbstvermarktungskünstler, der sich mit allerlei teils zweifelhaften, teils größenwahnsinnigen, teils einfach strunzdümmlich-verachtenswerten Äußerungen und Aktionen innerhalb weniger Tage um einen guten Teil seines so oder so immensen Vermögens gebracht hat, dabei „helfen“ zu wollen, seinen Milliardärsstatus zurückzuerlangen? Eben, soviel mentaler Vollsuff kann kaum gesund sein. Umso lustiger ist, dass dieses so oder so hirnrissige Vorhanden ruckzuck gescheitert ist… Somit trifft’s der obige Kommentar der Cardigans schon ganz gut: „The last idiot is yet to be born“. 🤦
Manchmal lassen sich zwischen den zahllosen Quatsch-und-Klickquoten-Videos auf TikTok und Co. tatsächlich kleine, mit ernsthaftem Augenzwinker-Hintersinn gedachte Highlights entdecken. Die Clips von corook etwa. co…wer?
Hinter diesem Allerwebs-Alias versteckt sich Corinne Savage, die sich schon optisch von all den perfekt geschminkten, zu irgendwelchen trendigen Choreographien tanzenden Social-Media-Püppchen abhebt. Vielmehr liegen die Talente der Sängerin, Songwriterin, Produzentin, Multi-Instrumentalistin und selbsternannten „huge fuckin dork“ (was auf Deutsch augenzwinkernd soviel wie „riesige Idiotin“ bedeuten mag) anderswo. So kann die Endzwanzigern – je nach Tagesform – etwa einen Rubiks-Würfel in weniger als einer Minute lösen. Aufgewachsen ist das „sommersprossige, pummelige Babe“ in Pittsburgh, Pennsylvania, wo sie im heimischen Kinderzimmer den Songs von Drake, Gwen Stefani oder Mac Miller lauschte. Sie besuchte eine High School für darstellende Künste, outete sie sich in ihrem letzten Schuljahr als „QUEERAF“, und danach das Berklee College of Music, welches sie mit zwei Abschlüssen beendete. Mittlerweile lebt Savage mit ihrer Freundin im vor allem unter aufstrebenden Musik-Talenten angesagten Nashville, Tennessee („howdy.“), wo sie seit 2021 die meiste Zeit mit dem Schreiben und Produzieren von Musik für ihr Künstlerprojekt corook verbringt und sich dafür nur allzu gern allein in ihrem Zimmer einschließt (und dafür in jüngster Vergangenheit dem Coronavirus die Schuld zuschob, aber eigentlich wohl einfach nur ihrer asozialen Ader frönt). Als corook ließ Savage etwa unlängst, im April, ihre Debüt-EP „achoo!“ hören, welche einige ihrer Lustige-Musikvieos-trifft-auf-Hintersinn-Songs bündelt.
Nun hat die vielseitige US-Künstlerin ihre emotional verletzliche und tröstliche neue Single „it’s ok!“ veröffentlicht. Als „Schlaflied für Erwachsene“, an Tagen, an denen einem einfach alles im Leben zu viel wird, erinnert das Stück die Hörer*innen daran, dass es total okay ist, nicht den Erwartungen und Normen zu entsprechen und ab und an Tage zu haben, an denen es einem bereits schwer fällt, aus dem Bett zu kommen, weil sich einfach alles überwältigend anfühlt. Mental Health und Body Positivity im unterhaltsam-eingängigen Drei-Minuten-Popsong-Format? Funktioniert hier tatsächlich bestens!
„Ich habe diesen Song mit der Absicht geschrieben, ein Schlaflied für mich selbst zu schaffen“, erzählt Corinne „corook“ Savage. „Einen Song für die Tage, an denen es mir schwerfällt, aus dem Bett zu kommen oder wenn meine Sorgen den Tag beherrschen. Als ich einen Clip von diesem Song auf TikTok gepostet habe, war ich mir nicht sicher, was mich erwarten würde. Ich glaube, die interessanteste Reaktion war die Anzahl der Leute, die sich selbst im Bett beim Singen des Liedes gefilmt haben. Es fühlte sich wie ein wirklich einfaches, aber bedeutungsvolles Zeichen der Solidarität an, nach dem Motto ‚Ja, das mache ich auch‘. Als ich diese Videos sah, fühlte ich mich mit diesem Gefühl nicht mehr so allein. Ich hoffe, dass dieser Song eine Erinnerung daran ist, dass die einzige Aufgabe des Tages darin besteht, das zu tun, was man kann, und sich selbst zu gefallen.“
Wie mit den Songs zuvor kreiert corook bei „it’s ok!“ einen ganz eigenen, unbestreitbar genresprengenden Sound, und behandelt in ihrer Musik und ihren Bildern obendrein zutiefst persönliche Themen durch ihre ebenso einzigartige wie schrullige und humorvolle Linse.
„Hey hey – it’s ok Everybody feels kinda weird some days Hey hey – it’s ok Everybody feels kinda weird
I should get up outta bed, I should probably drink some water I should, I should, I should But I know that I’m not gonna Do the things statistically that make me feel better Get outside and out my mind, I know I’ll feel better Scrolling, scrolling, scrolling through the videos and pictures Scrolling, scrolling, scrolling like my eyes are drinking liquor Feeling overstimulated, maybe it’s a sign If I’m here any longer, I’ll get tan lines from the brightness Nothing’s really wrong yet Nothing’s really wrong yet Nothing’s really wrong
Hey hey – it’s ok Everybody feels kinda weird some days Hey hey – it’s ok Everybody feels kinda weird some days You don’t have to try to please nobody You just gotta try to please your own body Hey hey – it’s ok Everybody feels kinda weird some days
Na na na na na na na Na na na na na na na Na na na na na na na
Ok, ok, ok, I got banana socks on like could I get any cuter Grab a cup of tea and I walk to the computer Oh, you’re fucking kidding me – another school shooter? Suddenly I’m cripple by the chances of my future A parade or a concert or a theatre or a school Can’t prove I’m any safer in the comfort of my room Somewhere in Malaysia there’s a plane that disappeared
And no one talks about it and I think that’s pretty weird so What if it was me? My chances aren’t that far What if the plane I take next week ends up where they are? This isn’t making any sense and now I’m kinda spiraling Take a deep breathe And keep reminding
Hey hey – it’s ok Everybody feels kinda weird some days Hey hey – it’s ok Everybody feels kinda weird some days You don’t have to try to please nobody You just gotta try to please your own body Hey hey – it’s ok Everybody feels kinda weird some days
Na na na na na na na Na na na na na na na Na na na na na na na
Generationen von Deutschrock-affinen Musikhörern dieser bescheidenen Bundesrepublik wissen es eh schon, der tumbe Rest hat zumindest irgendwann, irgendwie, irgendwo ein informatives Lüftchen wehen hören: die ärzte (aus Berlin! auuuuus Berlin!) sind nahezu vierzig Lenzen eine Bank, wenn’s um mindestens unterhaltsame deutschsprachige Musike geht, wa. Mögen sich an vielen anderen Bands und Künstler*innen auch die Geister scheiden, auf BelaFarinRod können sich seit eh und je (fast) alle einigen…
Ebenso geläufig dürfte sein, dass das Punkrock-Dreiergespann mit seinen Songs die komplette Klaviatur zwischen Albernheit und heiligem Ernst zu bespielen weiß – sowohl gemeinsam als auch solo. Letzteres trifft vor allem auf das Œuvre von Farin Urlaub zu. Gloobste nich, Keule? Im Zweifel sei man etwa auf ein Stück wie „Die perfekte Diktatur“ verwiesen, seinerzeit (also: 2014) eine B-Seite zu „Herz? Verloren„, welches wiederum vom jüngsten Langspieler „Faszination Weltraum“ seines Farin Urlaub Racing Team stammt. Vordergründig eine von Urlaubs vielen In-medias-res-Erzählungen, hinterrücks ein Song über den Überwachungswahn eines Staates, den damit einhergehenden schleichenden Verlust der Freiheit und die paranoiden Ahnungen einer alles und jeden umfassenden Weltverschwörung. Und obwohl man an mancher Stelle durchaus an aktuelle (Russland, Nordkorea, China – you name it) wie vergangene Unrechtssysteme (DDR) denken darf, lässt der 58-jährige ärzte-Gitarrist am Ende wie so häufig völlig offen, welche Zeilen augenzwinkernder Jux sind und welche bitterernste Pille – können hierzulande auch nur ganz, ganz wenige…
(Und mal ehrlich, all ihr Reptiloid-Theoretiker und Schwurbler: Der Urlaub hat’s nicht „erkannt“ oder „endlich mal in tönende Worte gefasst“, sondern wandelt hier einfach auf dem ihm eigenen Ironiepfad. Denn wenn wir hier in Deutschland – jaja, GmbH, PERSONALausweis, pipapo, blablabla, Hirsehitler, Naidoo heult um die Kinder… – in einer solchen „Diktatur“ leben würden, dann dürfte jener Urlaub-Farin nach Zeilen wie denen aus „Die perfekte Diktatur“ kaum noch Nummer-eins-Alben mit Bela B und Rodrigo González bejubeln… Die Tatsache, dass ihr Deutschland „Diktatur“ schimpfen dürft, ohne auf nimmerwiedersehen zu verschwinden, beweist im Grunde vor allem zwei Sachen: dass es sich hierzulande – alle anderen durchaus zu kritisieren Missstände mal außen vor – eben nicht um eine solche handelt. Und natürlich euren eigenen Wirrsinn. Und wer’s nicht glaubt, der darf aktuell gern einmal versuchen, auf dem Roten Platz zu Moskau lauthals „Russischer Angriffskrieg auf die Ukraine! Nieder mit Putin!“ zu skandieren. Eben.)
„Ich geh‘ nicht mehr ans Telefon, es klingelt jeden Tag um vier Ich fahr‘ nicht mit der Straßenbahn, ich lauf‘ den ganzen Weg zu dir Das Telefon wird abgehört und in der Bahn sitzen Spione Sie tragen stets dieselbe Uhr und wissen alle, wo ich wohne Wir treffen uns in einem Park, um diese Zeit ist niemand hier Wir können reden, ungestört und es gibt keine Mikrophone
Sie kommen meistens nachts, um die Leute zu holen Und hinterher steht wieder eine Wohnung leer Die Zeitungen sind voll mit Durchhalteparolen Aber Zeitung liest sowieso keiner mehr Überall sind Kameras angebracht Alles wird rund um die Uhr überwacht Die Grenzen sind geschlossen, seit Jahren schon Dir bleibt nur noch die innere Emigration
Ich kenn‘ dich, seit wir Kinder sind, ich weiß, ich kann dir auch vertrau’n Wir planen schon seit einem Jahr zusammen von hier abzuhau’n Du hast uns Dynamit besorgt, jetzt brauchen wir noch ein paar Waffen Du sagst, du hältst es nicht mehr aus und du hoffst sehr, dass wir es schaffen Zum Abschied darf ich dir noch einmal tief in deine Augen schauen Ich denk‘ den ganzen Weg nach Haus an dich – ich werd‘ wohl nicht viel schlafen
Sie kommen meistens nachts, um die Leute zu holen Und hinterher steht wieder eine Wohnung leer Die Zeitungen sind voll mit Durchhalteparolen Aber Zeitung liest sowieso keiner mehr Überall sind Kameras angebracht Alles wird rund um die Uhr überwacht Trotzdem ist es heute Nacht wieder passiert: In der Innenstadt sind Bomben explodiert
Und das Radio sagt: ‚Es besteht keine Gefahr für die Öffentlichkeit…‘ Und trotzdem wissen irgendwie alle Bescheid
Ich ging auch heut wieder zu dir, die Straßen waren völlig leer Dein Name stand nicht an der Klingel, in der Tür stand irgendwer Er gab mir einen Brief von dir, in dem du schriebst, es tut dir leid Und außerdem wünscht du mir Glück und dankst mir für die schöne Zeit Ich weiß, du musstest mich verraten – doch das nützt dir jetzt nichts mehr Du wusstest nicht: Ich arbeite seit Jahren für die Sicherheit
Und wir kommen meistens nachts, um die Leute zu holen Und hinterher steht wieder eine Wohnung leer Die Zeitungen sind voll mit Durchhalteparolen Aber Zeitung liest sowieso keiner mehr Überall sind Kameras angebracht Alles wird rund um die Uhr überwacht Die Grenzen sind geschlossen, seit Jahren schon Und morgen früh besuch‘ ich deine Exekution“